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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Wilde Welt

Wilde Welt
 


 

Alles war noch ziemlich düster. Und extrem kühl sowieso.

Doch das war jetzt Nebensache. Denn sie war verdammt spät dran!!!

Mal wieder…

„ScheißeScheißeScheiße!!!“

Laut sowie ohne Punkt und Komma fluchend rannte sie die Straße entlang. Mit einem Koffer in der rechten Hand, der sich ihrer Meinung nach gerade extra schwer machte.

Das konnte wirklich nicht wahr sein, ausgerechnet zum Tourstart musste das wieder passieren. Wunderbares Omen.
 

Und warum in John Lennons Namen war Celina schon ohne sie abgehauen???

Sie war viel zu spät aufgewacht, wie ne Irre durch die Wohnung gerast und musste dabei feststellen, dass ihre so genannte Freundin nicht mehr in ihrem Umfeld vorhanden war.

Kein Zettel, keine SMS von einem weit entfernten Ort…

Gar nichts!!! Schönen Dank auch.

Mit einem Wahnsinn Haken schoss sie um die nächste Ecke. Eine Straße noch, dann wär sie beim Bus. Außer die anderen hatten bereits die Nase voll und waren abgefahren.

„SCHEIßE VERDAMMTE!!!“

Sie brüllte die Worte einfach raus, ohne auf Reaktionen der Leute Rücksicht zu nehmen, die sie eh schon ziemlich verdattert anstarrten. Man sah ja nicht jeden Tag eine junge Frau mit blutrotem Haar und voll gestopften Koffer an sich vorbei rasen…
 

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„OK, unser kleiner Teufel hat es jetzt fast geschafft mich zu überbieten.“

Gelassen, aber doch ein wenig verärgert blickte der Graf abschätzend auf seine Armbanduhr.

Fünf Minuten noch, dann hätte die Hamburgerin den Verspätungsrekord von einer Stunde geknackt. Neben dem stehenden Wahlhamburger saß Jan auf der Treppe, auf welcher man in den geräumigen Bus gelangen konnte. Die restlichen Mitglieder des Zirkus waren ebenfalls draußen und taten alle etwas anderes um die Zeit tot zu prügeln.

Mischa unterhielt sich mit Celina, Rodrigo rauchte (welch Überraschung), Jan hatte sich ein Buch genommen und Dirk sah von oben auf ihn herab.

„Was liest du denn da?“

„Hmm?“

Jan blickte auf, bis eben war er noch vollkommen in das Geschriebene vertieft gewesen.

„Was du da liest, will ich wissen mein Schatz.“, antwortete Dirk darauf mit einem süßlichen Touch Ironie in der Stimme.

Der Blonde zog nur eine Augenbraue in die Höhe und hielt seinem Bandkollegen das Cover hin.

„Im Herbst da reiht der Feenwind.“, sagte er und sah, wie Dirk die Stirn runzelte.

„Kenn ick net…Ernst Herbeck… War der Typ nicht in der Klapse?“

„Kann man so ausdrücken.“ Jan reagierte nicht pikiert, auch wenn er empfand, dass der Autor die Bezeichnung nicht verdient hatte. Aber ihm war sowieso grad die Lust zum weiter lesen vergangen, daher legte er einen Zettel rein und klappte dann das Buch zu.

„Sag mal…Ich hab das Gerücht mit gekriegt, du hättest dich von Sarah getrennt. Ist da was dran?“ Der blonde Riese erhob sich und blickte zu Dirk, der nun grinste.

„Schön dass du das sogar geglaubt hast…“

„Ach so ist das. Altes Schlitzohr!“, lachte der Größere und zog dem kleinren spaßeshalber am Ohr. Der empfand es aber nicht ganz so lustig.

„Arrrg! Ey, lass den Scheiß!!! WAH! Und du, geh von meinem Fuß runter, sonst knallts Rod!!!“

Doch die beiden Rest Ärzte ließen sich davon nicht beirren und stocherten weiter an dem kleineren herum.

„Hach, wie hab ich das vermisst!“, kicherte der Bassist.

Die einzigen Frauen in der Umgebung sahen sich nach den „Männern“ um.

Celina musste bei dem Anblick mehr als breit grinsen.

Hach ja, das war „ihr“ Farin. Mischa schaute zuerst wieder etwas verwundert, fing dann aber auch an zu lächeln. Celina legte ihr einen Arm um die Schultern.

„Na? So langsam wirst du ja doch noch eine von uns.“

Groß antworten konnte die blonde nicht, da in diesem Moment drei schwarz gekleidete Herren an ihr vorbei sausten. Nur knapp wich sie ihnen noch aus und blickten ihnen überrumpelt nach. Sie hatte echt noch keinen Mann in diesem Business erlebt, der mit einer fast kindlichen Freude bei der Arbeit war und dann waren es diesem Fall sogar drei!

Daran hatte sie sich wirklich erst einmal gewöhnen müssen.

„WAAAAAAAHHH!!!“

Celina und Mischa zuckten zusammen, als sie um die Ecke des Busses einen Aufschrei hörten. Für zwei Sekunden sahen sie sich an und rannten dann los.
 

Henrike hatte das Gefühl Sterne schwirrten vor ihrem geistigen Auge umher.

Jedenfalls sah sie nichts, außer schwarz.

Wenigstens wusste sie nach neun – elf Sekunden, dass sie weder schlief noch ohnmächtig war. Daher wollte sie sich aufrichten, doch etwas, dass auf ihren Körper lag hinderte sie daran.

Murrend, da ihr Kopf etwas dröhnte, schlug sie die Augen auf und sah dem einzig wahren Rodrigo Gonzales direkt in die tief dunklen Augen.

Augenblicklich weiteten sich die Pupillen und sie lief hochrot im Gesicht an.

„Oh…äh…Hi…“

„Hi…“, antwortete er und sie konnte schwören, dass seine Wangen ebenfalls rot anliefen.

Sie schaute zur Seite, wo ihr aufgeplatzter Koffer lag. Rike knurrte, es hatte ewig gedauert das scheiß Ding zu zukriegen. Gerade beugte sich der Graf in ihr Blickfeld und sie bemerkte wieder, dass der Bassist der besten Band der Welt auf ihr lag.

Jetzt wusste sie auch wieder, was passiert war.

Sie war, mit dem tonnenschweren Koffer, auf den Bus zu gestürmt und in dem Moment, als sie ihn erreicht hatte, waren Farin und Bela um die Ecke gestürmt und hatten sie nur knapp verfehlt. Rodrigo, der zuletzt kam, hatte sie nicht mehr rechtzeitig gesehen und war, mit einer grandiosen aber leider wirkungslosen Vollbremsung, in sie hinein gerannt.

Dabei war er vorne weg auf sie gekippt und hatte sie nun unter sich begraben.

Henrike lief noch einmal knallrot an, ehe sie den Kopf schüttelte und sich aufstützte.

Rod, der sich auch berappelt hatte, stemmte sich mit den Armen hoch. Beide bekamen in dieser recht vorteilhaften Stellung ein paar nette Kommentare zu hören.

„OK Roddy… jetzt hast du schon eine von unseren Sängerinnen flach gelegt. Als nächstes bin ich dran.“, musste der Chilene sich von dem Drummer anhören und Henrike klatschte dem grinsenden Grafen eines ihrer Shirts ins Gesicht.

Dieser lachte nur und betrachtete den Stoff näher.

„Ach mist… bin eher BHs gewohnt.“

Er bekam keine Antwort, da sich der Bassist darum kümmerte, Rike wieder auf die Beine zu helfen. Diese nahm seine angebotene Hand gern an.

Als sie den festen Grund endlich wieder unter ihren Füßen spürte, sprach Rod sie sogleich an.

„Tschuldigung…“, grinste er und zum ersten Mal erlebte die Hamburgerin den Chilenen verlegen. Sie lächelte ihm zu und bemerkte am Rande, dass Bela wieder zu gewissen Kommentaren ansetzte. In welche Richtung die gehen würde, war offensichtlich.

Henrike jedoch hob die Augenbrauen und beugte sich zu Rod.

„Kein Thema.“, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Da konnte Bela nur noch erstaunt glotzen.

Rodrigo selbst blieb ziemlich cool, schien aber nicht dagegen abgeneigt zu sein.

„Krieg ich auch einen, wenn ich dich umrenn?“

Rike konnte an Farins Mimik nicht heraus lesen, ab der Kommentar spaßig oder spöttisch bemeint war.

„Nein… dann geh ich nämlich endgültig OK und dann klappt dat nich mehr so jut.“

Jetzt grinste er wieder und hielt ihr drei Schnellhefter hin, die er offenbar aufgelesen hatte.

Sie bedankte sich und machte sich daran, den Rest wieder einzuräumen.

Wie selbstverständlich beugten sich die drei Herren ebenfalls nach unten und halfen ihr.

„Nanu… Ihr seit ja richtige Centlemen?!“, stellte sie mit einem Grinsen fest.

„Klar. Aber nur weil du ne Frau bist!“ Das kam von Bela, der ihr gerade, ein Buch reichte. Hexenkind, eines ihrer Lieblinsbücher.

So bereitwillig gaben der Drummer und der Gitarist bedauerlicherweise nicht ihre Unterwäsche her. Bis ihre Kolleginnen ihr zu Hilfe eilten.

„Her damit! Das ist nichts für Kindergartenkinder!“, kommentierte Mischa und lies die beiden Herren vor sich hin schmollen.

Michaela gab die Unterwäsche wieder ihrer Besitzerin und als Rike aufblickte, um sich zu bedanken, sah sie Celina neben ihr.

Augenblicklich schwoll Ärger in ihr an. Ohne zu zögern stand sie auf und Celina schluckte Schuld bewusst.

„Wo warst du?“

Henrike unterdrückte nur knapp ein Fauchen in der Stimme.

Celina blickte zur Seite. „Hab noch was erledigen müssen… und hab dabei vergessen dir eine Nachricht zu hinterlassen. Tut mir Leid.“

Sie lächelte entschuldigend. Henrike biss sich auf die Unterlippe. Sie war echt sauer auf ihre Freundin gewesen, aber sie wollte auch nicht, dass sie mit so einer Stimmung in die Tour starteten.

„Fuck off.“, sagte sie stattdessen und knuffte sie in den Bauch.

Celina lächelte erleichtert. „Aber ich will später noch wissen was los war. Und jetzt hilf mir, sonst brauchen wir noch länger!“

Ohne weitern Kommentar warf Henrike ein paar Hemden zu ihrer Freundin hoch, die sie auch auffing. Sekundenschnell hatte sich die rothaarige wieder ans zusammen krosen gemacht und war somit wieder nach unten verschwunden.
 

Es war jetzt nicht so. das Henrike zu viel eingepackt hatte, sie hatte es einfach zu schlampig in den Koffer geschmissen. Das lag daran, das Rike sich den Wecker auf etwas früher eingestellt hatte, um sich am Morgen noch für einige Sachen zu entscheiden.

Da ihr aber, dank ihres defekten Weckers, die Zeit gefehlt hatte, musste sie alles notgedrungen zusammen stopfen.

Durch dieses anhäufen von geknülltem Zeugs, war der Inhalt fast doppelt so groß. Somit war der Koffer bei der heftigen Erschütterung gleich auf geplatzt und hatte alles auf den Parkplatz verteilt. Aber wenigstens hatte die zusammen geknüllte Wäsche nun einen sehr guten Nutzen erfüllt. Nämlich den Laptop beim herausfallen weich und unbeschadet landen lassen.

Mit Hilfe ihrer Kollegen hatte die Hamburgerin zügig wieder alles beisammen und es ging endlich in den Bus. Auf den „weiten“ Weg dort hin musste sie sich die verspäteten Vorwürfe anhören. Sie entschuldigte sich bei allein und flüchtete schließlich mit der Ausrede, sie wolle sie ihr Bett einrichten.

Diese Ausrede wurde allerdings Todernst, da nun alle auf das angesprochene Ziel zu stürmten. Henrike war die erste und warf sich somit in das erste Hochbett.

„MEINS!“, verkündete sie stolz und setzte sich auf ihren Thron.

Bela rannte auf das Hochbett neben ihr und besetzte es für sich. Farin bekam das, was bei Henrike direkt gegenüber lag. Rod ging, da es Mischa offenbar nicht eilig hatte, direkt zu dem letzten Hochbett. In dem Moment kam Celina an und fluchte. Jetzt hatte sie keinen der oberen Betten ab bekommen.

„Tjaaaaaaa…“

Henrike blickte verschmitzt auf ihre eigentlich größere Freundin hinab, die sie finster anblickte. Als Antwort warf sich die Berlinerin in das Bett unter der Hamburgerin und trat ihrer Freundin durch die Matratze in dem Arsch.

Mischa lies sich völlig entspannt auf dem unteren Bett gegenüber von Celina nieder.

Natürlich begann nun jeder, sein Revier für sich zu markieren, das ging allein schon durch Bettwäsche.

Noch während die sechs dies Taten, setzte der Bus sich mit einem Ruck in Bewegung und es ging (endlich) los!
 

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Henrike gähnte ausgiebig.

Wenn sie daran dachte, dass sie noch ein paar kleine Nervositäts-Anfälle am Morgen bekommen hatte…

Jetzt saßen sie schon den ganzen Tag im oberen Stock des Busses. Wenn man von einer Viertelstunde Pinkelpause an der Tanke mal absah.

Langweilig…

Erst war ja alles noch total spannend gewesen, aber nun.

Sie hatte die neuen Eindrücke schon in sich aufgesaugt und war nun erschöpft von der Aufregung. Aber dennoch gab es spannenderes, als nur rum zu sitzen.

Auch wenn der Bus an sich schon toll war.

Ein Doppeldecker, unten waren die Betten inklusive Toilette, oben die Sitze, sogar mit einem Fernseher, auf den alle vorzügliche Sicht hatten. Jedoch wollten sie sich das Glotzen für den Abend aufheben.

Henrike hatte sich erst ein wenig die Zeit vertrieben, indem sie jeden fragte, wie er die neue Haarfarbe fände. Ihre Mähne war zwar schon vorher rot gewesen, doch so ein knalliges hatte sie bisher noch nie gehabt. Überwiegend war Kritik gut bis sehr gut. Rike hatte sich damit auch gegen die Allgemeinheit durchgesetzt, die es, aufgrund ihrer Blässe, für einen Fehler gehalten hatten. Doch das Resultat, und das konnte sie ruhig von sich behaupten, konnte sich sehen lassen.

Blutrot, herrlich!!!

Celina hatte sie übrigens aufgeklärt.

Sie wollte noch schnell ein Paket zur Post bringen, welches für ihren Vater bestimmt gewesen war. Dieser hatte demnächst Geburtstag und das Paket beinhaltete sein Geschenk.

Celina hatte das ganze sehr verdrängt und war auch ziemlich panisch aus der Wohnung gehetzt. Da musste die Hamburgerin ihrer Freundin ja verzeihen, oder?

Allerdings war diese momentan in ein Telefonat vertieft und hatte daher keine Zeit für Klein Rike. Zwar war diese kurz vorm einpennen, aber sie hatte keinen Bock auf Nackenschmerzen, daher beschloss sie ein bisschen herum zu gehen.

Die ersten die sie fand waren Bela und Rod. Der Chilene hatte seine Gitarre hervor geholt und der Graf kritzelte etwas auf einen Zettel. Offensichtlich schrieben die beiden an einem Song.

Rike beschloss die beiden nicht zu stören und ging weiter.

Doch da trat sie gegen etwas, das auf dem Boden lag. Verwundert schaute sie vor ihre Füße und erblickte ein Kafka Buch. Noch ehe sich es aufgehoben hatte wusste sie schon wem es gehörte.
 

„Hey. Ist sicher deins, oder?“, fragte sie Farin, als sie an seinem Platz angekommen war und hielt das Buch in die Höhe.

Dieser hatte das Buch von vorhin (also „Im Herbst reiht der Fenwind“) weiter gelesen und blickte nun von de Lektüre auf.

Als er sie sah, musste er grinsen.

„Wie bist du da drauf denn gekommen?“, sagte er und nahm ihr das Buch ab.

„Oooch… weibliche Intuition?“, sie grinste ebenfalls.

Dann kam ihr ein Gedanke, den sie sogleich aussprach.

„Darf ich mich etwas zu dir setzten? Ist grad nicht viel los hier.“

Der Wahlhamburger legte die Stirn in Falten inklusive den Zeigefinger ans Kinn und überlegte theatralisch.

„Ich weiß nich, lass mich andenken… Na gut!“

„JIPIE!“, sie warf sich ohne zu zögern in den Sitz neben ihm und grinste fast noch breiter als er.
 

Dann herrschte erst einmal Stille.

Nicht sehr lang, aber dennoch… auf eine seltsame Weise.

Man konnte es als leichten Verzweiflungsanfall bezeichnen, auf jeden Fall fing Rike plötzlich an, so einige banale Sachen zu belabern.

Wetter, leichte Erkältung… so was eben

„Tut mir leid…“, sagte sie schließlich. „So was willst du dir bestimmt nicht anhören müssen. Hast du ein besseres Thema?“

„Nun… kein Thema aber mir fällt auf, dass du mich noch immer Farin nennst. Wir kennen uns jetzt schon seit Monaten, nenn mich endlich Jan!“

Henrike wurde dasselbe dadurch auch bewusst und sie lächelte verlegen zu ihm hoch.

„OK…Jan.“
 

Danach dauerte es nicht lange und die beiden waren in ein sehr interessantes wie amüsantes Gespräch vertieft. Der blonde Berliner schien echt einen unglaublichen Mitteilungsdrang zu haben. In einem Interview hatte sie mal eine Aussage von ihm gelesen, dass er „immer mit allen Leuten seinen kleinen Wissensschatz teilen müsse“ und dass dies zutraf wurde nun mehr als deutlich. Aber das störte sie nicht, ganz im Gegenteil.

Dazu war es viel zu faszinierend ihm zu zuhören.

Momentan waren sie beim Thema Umwelt angelangt und er erläuterte ihr die Funktionsweise eines Dieselmotors:

„…also der Katalysator für Diesel. Da denk man ja, das wäre eine Supersache. Dem ist aber nicht so. Eine gute Freundin von mir, die Chemikerin ist und auf diesem Gebiet forscht, hat mir erklärt, dass die Dinger lebensgefährlich und umweltschädlich sind, da durch diesen Katalysator zwar die groben Teile ausgefiltert werden, die winzigen aber durchfallen. Und diese kannst du nicht mehr aushusten, weil sie so fein sind. Ohne den Katalysator haften die winzigen an den größeren Teilen, so dass du die wenigstens wieder abhusten kannst. Nur in der jetzigen Lage traut sich das natürlich kein Konzern öffentlich zu machen…“

Henrike nickte, wie schon so oft seit der letzten Stunde. Aber wie schon gesagt, es machte ihr nichts aus! Sie war eher erfreut, weil sie endlich jemanden gefunden hatte, der ihr bestimmte Dinge erklären konnte.

Sie selbst war den meisten anderen mit ihren Fragereien immer auf die Nerven gegangen.

Irgendwie, irgendwann und irgendwo kamen sie dann auch auf das Thema Gesangstechniken. Da Rike seit einigen Jahren professionellen Unterricht genoss, hatte sie auch etwas zu Berichten.

„Diese ganzen affigen Verbiegungen sind eigentlich gar nicht nötig um warm zu werden. Es reicht vollkommen aus, wenn man… ähm was ist dafür jetzt der richtige Begriff? Ein leises, langsames Lied, jedenfalls etwas, wo man nicht so viel Kraft investieren muss. Solche Lieder zu singen genügt schon.“

„Hab ich auch schon festgestellt, aber ich hab immer gedacht, das Läge nur an mir. Wusste nicht, dass es eine richtige Warm Up Sache ist.“

Henrike konnte es nicht beschreiben, aber sie fühlte sich einfach wohl.

Er hatte gute Laune, sie saß hier in dem Tourbus mit der besten Band der Welt…

Eigentlich hätte man sogar mathematisch feststellen können, dass eine wahre Endorphinflut in ihr tobte. Aber da war noch etwas anderes. Etwas, was sie nicht deuten konnte, jedenfalls nicht in diesem Augenblick…
 

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„Also ich mein so was wie UUUUUUUUUUIIIIIIIII!“, sie überschlug einmal ihren rechten Arm und machte dabei den äußerst ulkigen Laut vor.

Jan brach in einen regelrechten Lachkrampf aus, als seine Kollegin ihm die Stimmübungen vorführte.

„Oder so!“, sagte er und streckte beide Arme, so gut es ging, zur Seite und sang rauf und runter.

„Was ist denn mit euch los? Heimlich was genommen? Ich weiß, ihr nehmt keine Drogen, aber wer weiß, ob so viel Tee nich doch irgendwann auf die Rübe schlägt.“

Bela sah recht belustigt auf die beiden, von ihn betitelten Tee Junkies, hinab, die gerade dabei waren, sich neue affige Verrenkungen vor zu führen.

„Tee Junkies?? Ach, ihr vertragt nur nix. Ich und Jan gehen gleich erstmal schön nen Pfefferminzblatt rauchen, gell?“

Der blonde Riese lachte neben ihr auf und legte ihr kumpelhaft einen Arm um die Schulter.

„Klar Alter äh Alte!“

Also davon, dass der Hamburgerin eben noch so furchtbar langweilig gewesen war, sah man nun nichts mehr. Auch nicht, dass sie wieder ein paar leichte Nervositäts-Attacken bekommen hatte. Die drei Herren nahmen ihr echt immer wieder auf neue die leise Furcht, sich blamieren zu können.
 

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„OK, was gucken wir? Hat einer DVDs mit?“

Sprach der Graf schließlich, als der Abend angebrochen war.

Die meisten waren bereits in Schlafklamotten und hatten sich sogar Decken mit nach oben genommen. Pyjamaparty unter Rockstars, meinte Rod dazu.

Wie auf Stichwort präsentierte die rothaarige ihre kleine DVD Box.

„Wie wärs mit Comedy? Mittermeier? Barth? Hab mir alles noch von Freunden zusammen gekrost was ich kriegen konnte. Ansonsten… KILL BILL 1+2, Fluch der Karibik, Blues Brothers, Snow Cake, Walk The Line, American Beauty, Monsters Ball, das ist übrigens der film für den Halle Berry den Oskar bekommen hat. Komischerweise kennt den kein Schwein, dabei ist er grandios! Ach… und ich sah grad, das ich RICHY GUITAR mit habe.“

Jan und Dirk stöhnten auf. Übersetzung: GANDE!!!

Schließlich einigten sich alle auf Michael Mittermeier, genau genommen die „Back to Life“ Show.
 

Mitten während der Show, bei der sich alle köstlich amüsierten, tippte jemand Henrike von hinten auf die Schulter. Sie drehte sich diesem Jemand zu und sah, dass es Jan war.

„Sag ist das dein Ordner?“, fragte er sie und hielt einen Schnellhefter vor sein Gesicht.

Tatsächlich, das war ihrer. In diesem Augenblick fiel ihr auf, dass sie diesen auf dem vorigen Sitz vergessen hatte.

„Sind das Kurzgeschichten von dir?“, fragte er weiter und wirkte sehr interessiert.

Rike nickte und lehnte sich mehr zu dem Gitaristen, damit sie sich besser verstehen konnten.

Was er als nächstes fragte überraschte sie dennoch sehr.

„Darf ich mir die mal durchlesen? Oder möchtest du das nicht?“

Henrike blickte ihn sprachlos an. Es war zwar nicht unbedingt eine Frage, die einem generell den Atem raubt, aber sie hätte nicht mit seinem Interesse gerechnet.

„Ähm… ja. Doch klar, kein Thema.“

Der blonde bedankte sich lächelnd und wandte sich wieder der Show zu.



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