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Art lasts forever but doesn't have to!

SasoDei One-Shot Collection
von

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Shot One: {Thick Liquid}

Idee von einem Doujinshi von DeviantART
 

Deidaras Atmung ging schwer, seine Wangen waren stark gerötet und seine Augen glasig. Schwer keuchend schloss er seine Augen, gab der klaren Flüssigkeit, die sich in ihnen gesammelt hatte, so die Erlaubnis, seine Wangen hinab zu rinnen und nasse Spuren zu hinterlassen. Seine Knie waren wund, denn gesund war es allemal nicht, lange auf einem steinernen Fußboden zu hocken, den der Innenarchitekt – höchstwahrscheinlich Leader-sama selbst – nicht mit einem Teppich für die unge-wöhnlichsten Fälle ausgelegt hatte; auch seine Hose stellte wahrlich keinen guten Schutz dar gegen den Schmerz, den aufgescheuerte Gelenke verursachten, und er war sich sicher, dass schon Blut an dem Kleidungsstück klebte.

Seine Füße waren entblößt, seine Zehen verkrampften sich stark, gleichwohl die Finger seiner Hän-de, die er zu Fäusten geballt auf den Boden presste, seinen Knöcheln dadurch schadete, doch brauchte er sie, um wenigstens einen letzten Halt zu finden. Über seinen freien Oberkörper lief der Schweiß, ausgelöst einzig durch seine Angst, die sein immer stärker schlagendes Herz verursachte. Er wollte das nicht, würde es nie im Leben wollen!

Deutlich spürte er die wachsamen, jedoch gleichzeitig etwas verschwommen sehenden Augen sei-nes Meisters auf sich ruhen. Er wusste um den Schweiß, der das Gesicht seines Teampartners be-netzte, sowie auf jeden Fall seine Brust, denn mehr hatte er zuvor nicht gesehen von ihm wegen dem schwarzen, mit roten Wolken bestickten Mantel, den jeder hier besaß. Nichts weiter, bis auf dieses eine Ding! Dieses Ding, das ihn an den Rand des Wahnsinns trieb, ihn jeglichen Ekel verspü-ren ließ, den er sich vorstellen konnte. Sollte er eine Schande für Akatsuki sein, ihm war es egal, solange Sasori-danna ihn endlich von diesen Qualen erlöste!

Der Blondhaarige konnte es nicht verhindern, unter großen Mühen seine Augen wieder zu öffnen und direkt in die glasigen orangeroten des anderen zu starren, zu erkennen, dass nicht nur Schweißperlen unaufhörlich ihren Weg über seine Schläfen hinab suchten, sondern auch die Tatsa-chen, dass sowohl sein rotes, eh unordentliches Haar an seiner Haut klebte, als auch die leichte Röte, die sich um seine Wangen gelegt hatte.

Mit jedem vergehenden Atemzug brachte der Marionettenspieler ein Seufzen über die Lippen, blick-te ihn aus halbgeschlossenen, jedoch trotz der momentanen Situation mehr als nur dominant er-scheinenden Seelenspiegel an – oder war es gerade dieser Augenblick, der die Dominanz, die der ehemalige Suna-nin schon seit langem verkörperte, in seinen Augen zum Ausdruck brachte? Deida-ra wusste es nicht, doch hielt ihn das nicht davon ab, davor Angst zu haben.

Jenes Etwas, was Sasori ihm vor geraumer Zeit in seinen Mund gesteckt hatte, wollte einfach nicht weichen, wurde mit viel Nachdruck in der nassen und zugleich heißen Kaverne hin und her gescho-ben, immer wieder gegen seine Zunge gedrückt, doch weigerte er sich strickt dagegen, auch nur irgendetwas zu unternehmen. Dieser Fremdkörper war ekelig glatt und nass, wurde von einer dick-lichen Substanz überzogen und brachte ihm das Gefühl ein, sein Magen würde freiwillig explodieren, nur, um dieses Teil zu entfernen. Doch Deidara wusste, dass der Rothaarige ihn nicht in Ruhe las-sen würde, bis er mit seiner Arbeit fertig war.

Abermals kniff der ehemalige Iwa-nin seine Augen zu, bevor er widerwillig damit begann, die dicke Flüssigkeit von dem Körper in seiner Mundhöhle zu lecken. Es schmeckte schlicht und ergreifend widerlich, herb und salzig, dass er sich wünschte, es einfach auszuspucken, doch wusste er, dass der Shinobi aus dem Reich des Windes dies nie zulassen würde. Je mehr er von der Flüssigkeit aufleckte, desto mehr und mehr Abscheu empfand er für das, was ihm gerade in diesem Moment widerfuhr. Doch leider führte nichts darum herum, es gab keinen Weg für ihn, diesem Kreislauf des Widerlichen zu entkommen.

Als konnte er es genau erkennen, bewegte sein Danna den Fremdkörper in seinem Mund, zwang ihn dazu, die dickliche Flüssigkeit eher runterzuwürgen als zu schlucken. Man konnte ihm den Miss-fallen nicht nur vom Gesicht, sondern von seiner gesamten Körperhaltung ablesen, hockte er wie ein Hund vor seinem Herrchen, schwer am Keuchen und nach Luft schnappend, sich vor innerem Degout schüttelnd, als hätte er neben Regenwürmern auch noch Blutegel und Vogelspinnen runter-schlucken müssen, die sich einen Spaß daraus machten, in seinem Innenleben rumzukrabbeln.

Er hörte einen erleichterten Seufzer über sich, kurz bevor jenes Ding endlich aus seinem Mund entfernt wurde. Stärker als zuvor presste er seine Lider zusammen, als das heiße Stück zwischen seinen weit aufgezwungenen Lippen hinausgeführt wurde. Jedoch war es das noch nicht, denn ein dünner Faden aus jener ekelhaften Flüssigkeit und seinem eigenen Speichel verband seine Zunge mit dem Körper, ließ ihn weiterhin diesen abstoßenden Geschmack im Munde haben, den er am liebsten nie wieder schmecken würde, selbst wenn er sich dafür die Zunge rausreißen müsste!

"Das hast du gut gemacht, Deidara", hörte er die tiefe, leicht verzerrte Stimme Sasoris über sich. Schwer schnappte er nach lebenswichtiger Luft, die ihm innerhalb jenes schrecklichen Ereignisses abhanden gekommen war. Er konnte es nicht verhindern, zu jaulen wie ein kleiner Welpe, der vor einem riesigen Hund stand, welcher wiederum in der Lage war, seine beiden Eltern nicht nur in die Ecke zu drängen, sondern gleich umzubringen. Und er wusste, dass dies nicht das letzte Mal heute war, dies ertragen zu müssen.

Schwerfällig öffnete er die Augen, sah seinem Partner glasigen Blickes direkt in das noch immer gerötete Gesicht, sowie die verschleierten Seelenspiegel, die auf ihn hinabblickten, als wäre er ein Spielzeug, eine Puppe, die man für solche Zwecke benutzen, gar missbrauchen konnte, um sie danach in eine Ecke zu stellen und Staub fangen zu lassen, bis zu dem Zeitpunkt, in der man sie wieder dafür benötigte. Tränen rannen ungehindert über seine Wangen, sein Kinn hinab und trafen mit einem kleinen, dumpfen Geräusch auf den Boden. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr! War es das Leben wert, immer wieder durch solche Höllenqualen zu schreiten? Sollten sie ihn einen Schwächling schimpfen, sollten sie ihn verjagen, verachten, mit dem Finger auf ihn zeigen oder gar umbringen, es war ihm vollkommen gleich, solange er dann nie wieder dieses Ding in seinem Ra-chen haben musste!

"Sasori-danna, bitte, ich kann nicht mehr, ich halte das nicht aus, un", seine blauen Seelenspiegel wurden von Wasser regelrecht beherrscht, als er flehend in die orangeroten über sich blickte, je-doch nichts weiter als die allgegenwärtige Gleichgültigkeit in ihnen vorfand, die Sasori rund um die Uhr an den Tag legte. Der Blondhaarige wusste nicht, was er davon halten sollte, doch schlug sein Herz immer schneller in seiner Brust, vermittelte ihm unendliche Angst vor dieser Person in diesem Augenblick, dass es ihm vorkam, als würde er von diesem Gefühl der Furcht von innen heraus zer-fressen werden. Es war eklig, es war unmenschlich, es war etwas, was selbst einen Shinobi dazu zwang, den Wunsch nach dem Tod mehr als nur deutlich zu äußern.

"Hör auf, so schrecklich intolerant zu sein, verdammt noch mal!", fluchte der Rothaarige. Doch es war nichts Neues, dieses Fluchen, musste Deidara jeden Tag mit diesen Lauten leben. Es war nichts, was der Blondschopf nicht schon kannte, wodurch er sich nur noch mehr fürchtete. Er rich-tete sich leicht auf, hockte aufrecht vor dem anderen, doch konnte er nicht verhindern, dass sein gesamter Leib allein bei dem Gedanken, gleich noch einmal durch die Hölle wandeln zu müssen, zu zittern begann. Deutlich nahm er die Hand des Puppenmeisters an seinem Oberarm war, spürte ihren starken, gar schon schmerzlichen Griff, wie er ihn näher an sich zog. Es missfiel ihm, zu ver-hindern, eine Hand auf seine Brust zu pressen und mit der anderen seinen Mund zu verdecken, bei dem Versuch kläglich verzweifelte, sich zu beruhigen; besonders, als Sasori erneut seine noch leicht gebrochene Stimme anhob: "Einmal noch."

Erschrocken riss er seine Augen auf, blickte direkt auf das mittlerweile ernste und stoische Gesicht seines Dannas. Das konnte er doch nicht wirklich meinen! Das war unmöglich! Nein, nicht noch einmal! Ein weiteres Mal würde er nicht überstehen! Bei aller Ehre, das grenzte schon an Vergewal-tigung, sowohl des Körpers als auch der Seele und des Verstandes! Ihm schien, als wollten seine ganzen Innereien sich über seinen Mund nach draußen begeben, wollten auch sie dies nicht noch ein weiteres Mal durchgehen. Doch Sasori schien von alledem nichts mitzukriegen – wenn doch, war seine Maske der Ignoranz perfekter als perfekt –, und nutzte noch einmal seine Stimme, je-doch klang sie jetzt merkwürdig samtig und einfühlsam, doch noch immer war die Dominanz, die der Nuke-nin verspürte, mehr als nur deutlich vorhanden, umschimmerte ihn sogar wie eine Aura: "Öffne deinen Mund und sei ein Mann!"

Eine Welle der Übelkeit überschwemmte seinen bereits geschundenen Leib und zeigte ihm, wie einfach es doch war, das Verlangen zu verspüren, sich einfach zu übergeben. Die eben geschehe-nen Ereignisse brachen wie ein Bombenschlag über ihn ein. Mit vor Schock geweiteten Augen blick-te er noch immer auf, sein sichtbares Auge mehr als nur mit wässriger Flüssigkeit gefüllt. Momen-tan wünschte er sich nichts sehnlicher als eine Klippe, von der er in den Tod springen konnte. Die Augen verzweifelt zukneifend, schlug er mit übertrieben viel Kraft die Hand von seinem Arm weg, drehte seinem Meister den Rücken zu und verdeckte seinen Oberkörper mit seinen Armen. Sein Herz war dabei, zu zerbrechen, seine Seele stand kurz vor dem Zerbersten aufgrund der plötzlichen Veränderung, die sein Danna nur wegen diesem Ding durchlebt zu haben schien. Seine Stimme war zittrig, bebte stark, zeugte von der Angst, der Furcht, der Abscheu, die sein Denken in diesen Mi-nuten beherrschte: "Nein! Ich werde das nicht tun, nein! Geh, verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen, un! Wenn du nicht aufhörst, gehe ich zu Itachi-san und Leader-sama und dann..."

Weiter kam er nicht, seine letzte Karte in dieser bereits verlorenen Partie auszuspielen, denn der Rosthaarige schnitt ihm das Wort ab: "Sie würden mit mir einer Meinung sein, genauso wie alle anderen hier. Wenn das so weiter geht, wirst du unnütz für die Organisation. Du MUSST da durch, ob es dir passt oder nicht!" Aus seinem Augenwinkel heraus konnte Deidara ganz genau das Zu-cken erkennen, welches durch den marionettenartigen Körper seines Teammitgliedes fuhr. Ein Klack ertönte, ehe sich eine Hand abermals um seinen Oberarm schlang, jedoch mit wesentlich mehr Druck, brachte es dazu, Deidaras Oberkörper zu drehen, sodass er sich einmal mehr mit je-nem Körper konfrontiert sah.

In seiner Verzweiflung, dem Geschehen zu entgehen, presste er seine Hände auf Sasoris hölzerne Brust, presste mit aller Kraft dagegen, alles Mögliche zu tun, ihn nicht an sich rankommen zu las-sen. Die Züge des Rotschopfes entgleisten, ließen ihn stinksauer erscheinen – mehr Emotion zeigen, als jemals zuvor. Mit seiner freien Hand hielt er jenen Gegenstand direkt vor das Gesicht des eins-tigen Iwa-nin, sichtlich in Rage, doch hielt ihn das nicht davon ab, aufzuschreien: "Nein, ich will das nicht!!! Warum hilft mir denn keiner, un?!?!?!"

Unter seinen Händen konnte Deidara genau spüren, wie Sasori tief Luft holte. Er hatte mit wahrlich allem gerechnet; Schläge, Tritte, ihn fesselnde Chakrafäden. Doch war er nicht auf Sasoris Schrei gefasst, der die gesamte Höhle, die sich Akatsuki-Hauptquartier schimpfte, hätte zum Einstürzen bringen können: "Der Arzt sagte, du sollst pro Tag DREI LÖFFEL MEDIZIN einnehmen, du nichtiges Stück Dreck!!!! NIMM SIE ENDLICH EIN!!!!!!"

Wie er es schaffte, wussten beide nicht, doch irgendwie gelangte der mit Medizin benetzte Löffel abermals in Deidaras Mund und all der Ekel, den dieses Zeug in ihm hervorgerufen hatte, erwachte von neuem...
 


 

~*End Shot One*~

Shot Two: {Can't Take It Anymore}

Nach meiner eigenen Erfahrung
 

Regen prasselte unaufhörlich hinab auf die Erde, schien den Untergang der Welt zeigen zu wollen. Die Blätter der Bäume raschelten lautstark unter dem Druck der Regentropfen, das Wasser im Fluss blubberte auf. Der Himmel war schon nicht mehr grau, er wurde von schwarzen Wolken be-herrscht, die nicht ein Licht durchließen, das der volle Mond der Nacht auf die Welt schicken wollte. Die Höhle, in der sie alle hausten, war dunkel, die den Weg säumenden Fackeln ausgeblasen bei dem beißenden Wind, der durch die Lande zog wie der Odem Gottes einst in Ägypten, alles Leben mit sich nehmend.

Lächelnd verabschiedete sich Deidara von den anderen Mitgliedern, um auf sein Zimmer zu gehen. Bis jetzt hatten sie zusammen zu Abend gegessen, nun war es ihm lieber, für einige Zeit allein zu sein. Sein Grinsen reichte bis über seine beiden Ohren, doch sofort wich es einem ernsten Aus-druck, als er die Tür hinter sich schloss und vollkommen allein im Flur stand. Kurzzeitig lehnte er sich noch gegen die Pforte, sah mit seinem blauen Auge die Decke der Höhle an, an der einige schwache Glühbirnen befestigt waren, ließ seine Gedanken wandern, ehe er sich mit einem tiefen Seufzer dazu entschloss, seine Räumlichkeiten aufzusuchen.

Seine Gedankengänge ähnelten sowohl einem Labyrinth als auch einem Kreis, ließen ihn nicht ge-hen, ganz egal, in welche Richtung er dachte, er entkam ihnen nicht. Von ihnen allen war er das schwächste Mitglied der Akatsuki, war im Eigentlichen vollkommen nutzlos. Er konnte Dinge mit seinen Tonfiguren in die Luft jagen, seine Kunst zeigen, Ablenkung machen, aber wofür war das gut? Keiner hier brauchte Ablenkung, sie konnten ihre Missionen auch erledigen, wenn sich ihnen hundert ANBU entgegenstellten.

Er konnte kämpfen, aber niemand benötigte ihn; er war nutzlos für die Menschheit, fragte sich ernsthaft, wie er es überhaupt in diese Organisation geschafft hatte. Sein Leben war überflüssig, seine Existenz nutzlos. Was hielt ihn am Leben? Was gab es noch, wofür es sich lohnen würde, in dieser Welt zu verweilen? Kurzzeitig war das Gesicht eines rothaarigen Marionettenspielers vor seinem Inneren Auge zu sehen, doch Deidara schüttelte darüber nur den Kopf, ließ es wieder ver-schwinden. Sasori interessierte sich nicht für ihn, behandelte ihn meist wie Luft. Zu ihm war selbst ein Stein gesprächiger als sein Teamkollege!

Anfangs war es wirklich schön mit dem Puppenmeister. In jeder nur denkbaren Sekunde diskutier-ten sie über Kunst, gelangten in hitzige Auseinandersetzungen, konnten jedoch auch ganz gewöhn-liche Gespräche führen. Dem Blonden gefiel die Präsenz des anderen um sich herum, er liebte es, mit ihm zu sprechen, ihm Streiche zu spielen und sogar manchmal eines seines wahrhaftig selte-nen Lächelns zu sehen zu bekommen.

Doch jetzt, jetzt war alles anders. Die Stimme, die ihm wohlige Schauer über den Rücken gejagt hatte, war für ihn verstummt. Alles, wenn er sich ihm entgegenstellte, was er zu hören bekam, war: "Ich mache gar nichts", und das in einer Tonlage, die sowohl Hohn, Sarkasmus, Ironie, Trauer, Verbitterung als auch Gleichgültigkeit und Ignoranz in sich beherbergte, sodass der Blondhaarige nicht wusste, woran er war.

Gleichwohl wusste er nicht einmal, wieso sich sein Danna auf einmal so benahm, was er falsch gemacht haben musste, dass er sich so zeigte, hatte er sich in seinen Augen immer so verhalten, wie er nun mal war! Vor zwei Wochen fing es einfach an, der Rotäugige vermied es, ihn auch nur in irgendeiner Art und Weise anzusehen, wandte ihm immer den Rücken zu, und selbst, wenn er ihn dazu zwang, ihn anzusehen, sahen die Seelenspiegel des Marionettenmeisters überall hin, nur nicht auf ihn, nicht in seine blauen Augen. Was sollte das? Hatte Sasori Angst, ihm zu viele Emotionen zu zeigen, oder war es die Furcht vor der Trauer, des Kummers, der sich in den blauen Seen Deidaras widerspiegelte?

Er wusste es nicht. Er wusste es absolut nicht. Und er war sich sicher, es niemals wissen zu würden, denn die einzige Person, die ihm darauf antworten konnte, war Sasori selbst. Auch wenn den ande-ren das Benehmen seines Partners aufgefallen war, so war es ihnen unmöglich, sich einen Reim darauf zu machen. Des Weiteren traute sich niemand, den Mann anzusprechen, wussten alle um die große Kraft, die in dem kleinen Körper schlummerte.

Deidara war der einzige, der sich trotz dieser eindeutig abweisenden Gesten noch freiwillig in Saso-ris Nähe aufhielt. Auch wenn irgendetwas das Benehmen des Puppenspielers verändert hatte, er war immer noch der Mensch, der ihn aus seinem Loch der Melancholie gerissen hatte, als er hierher kam. Der Held aus Kindergeschichten, die seine Mutter ihm immer wieder vorgelesen hatte, als sie noch gelebt hatte. Auch wenn sich sein Herz ob der kalten Rejektion jedes Mal aufs Neue schmerz-haft zusammenzog, so musste er sich in die Gegenwart des Älteren begeben, akzeptierte ihn hier niemand so, wie er war, kannte ihn niemand so gut und wollte er mit niemand anderem seine Ver-gangenheit teilen.

Aus seinen Gedanken wurde er erst gerissen, als er vor sich die Tür zu seinem Zimmer sah. Wieso er es getan hatte, wusste niemand, doch hatte ihr Anführer Sasori ein Einzelzimmer gegeben, so-dass Deidara allein in den Räumlichkeiten lebte, die er zuvor mit dem ehemaligen Ninja aus Suna-gakure teilte.

Mit quietschendem Geräusch öffnete er die Tür so breit, dass er unbemerkt hindurch schlüpfen konnte, und schloss sie wieder hinter sich. Er betätigte weder den Lichtschalter der schwachen Deckenbeleuchtung noch zündete er Kerzen an, konnte durch das vergitterte Fenster genug erken-nen, dank der durch den Nachthimmel zuckenden Blitze. Der Regen hatte sich in einen tosenden Sturm gewandelt, der alles in unendlicher Dunkelheit zu verschlucken schien. Genauso fühlte sich der Blonde gerade auch.

Er konnte die gemachten Betten genau erkennen, wusste um den Staub, der sich innerhalb der letzten Zeit auf dem einen angesammelt hatte. Die kleine Werkstatt, an der Pfeile, Schmirgelpapier und ähnliches ruhten und auf ihren Einsatz warteten, war unberührt, jegliche Stücke Holz nicht einmal ansatzweise angerührt.

Der Blauäugige schüttelte betrübt den Kopf. Alles hatte sich verändert, nur, weil sein Meister sich ihm gegenüber benahm wie das größte Arschloch der Welt. Noch einmal zog sich der schlagende Muskel in seinem Brustkorb zusammen, brachte ihm unsagbaren Schmerz, wenn er nur daran dachte. Unbeirrt schritt er auf den Schreibtisch zu, den er in letzter Zeit häufiger des Abends be-setzt hatte als in seiner gesamten Arbeitszeit als Akatsuki. Und wofür? Er hat geschrieben und ge-schrieben, unzählige Seiten, die als eine Art Inhaltsangabe seines gesamten Lebens in dieser Orga-nisation von Verbrechern fungierte. Inklusive seiner letzten Gedanken.

Ohne noch einmal nachzudenken, fischte er seinen Schlüssel aus der Manteltasche, schloss seine Schublade vom Schreibtisch auf, holte die beschriebenen Blätter heraus und legte sie behutsam auf den Schreibtisch, sich nicht damit aufhaltend, die Lade wieder zu schließen. Seine Hände wander-ten an seinen Hinterkopf, lösten den Knoten seines Stirnbandes, welches ihn als einen Ninja aus Iwagakure auszeichnete, legte es zu den Seiten hinzu. Noch einmal blitzte die metallene Platte mit den durchtrennten Bergen bedrohlich auf, bevor er sich abwandte und in das anliegende Badezim-mer schritt.

Hier schaltete er Licht an, ließ die schwachen Glühbirnen alles in einem aus seiner Sicht melancho-lischen Glühen erscheinen. Seine blauen Seelenspiegel huschten hin und her, zogen jedes noch so kleine Detail ein, sei es nun das Waschbecken mit seinem Zahnputzbecher und seinen drei Zahn-bürsten oder die Badewanne mit dem Quietschentchen auf dem Rand. Er war sich sicher, dies wür-de seine letzte Gelegenheit sein, alles zu sehen, was ihn in den letzten Jahren begleitet hatte.

Zielstrebig ging er zur Dusche, drehte sie auf, doch war es ihm egal, ob nun warmes oder kaltes Wasser aus ihr sprudelte. Ihm war alles egal, hatte er nicht einmal wirklich vor, zu duschen, trug er noch immer den schwarzen Mantel mit den roten Wolken, das schwarze Netzhemd darunter, die schwarze Hose, die dunkelblauen Sandalen sowie seine mit Ton gefüllten Taschen und den Behälter seiner Kunai.

Mit einem schweren Stöhnen lehnte er seinen zierlichen Leib an die Kachelwand, rutschte an ihr herunter, kam in einer Position zum Sitzen, die an einen Schneidersitz erinnerte. Seine Sicht ver-schwamm bereits vor seinen Augen, als er ein letztes Mal an das fröhliche Gesicht seines besten Freundes dachte, bevor dieser die schlimmste Ignoranz an den Tag legte, die sich ein normalsterb-licher vorstellen konnte. Lauwarmes Wasser durchnässte seine Kleider, ließ seine blonden Strähnen an seiner Haut kleben. Abermals wanderten seine Hände nach oben, lösten dieses Mal das Zopf-band, welches einen Großteil seines Haares nach oben hielt. Wie flüssiges Gold schmiegte es sich an ihn, blieb jedoch an seiner Haut und Kleidung haften.

Eine Hand legte er auf seinen Oberschenkel, die andere wanderte sein Bein entlang, bis zu seiner Kunaitasche. Langsam arbeiteten die Finger daran, den Knopf zu lösen und eines der Wurfmesser an seinem Griff hinauszuziehen. Stumme Tränen sammelten sich in seinen Augen, bahnten sich ihren Weg seine Wangen hinab, wurden jedoch nicht erkannt, wusch das aus dem Duschkopf tre-tende Wasser sie weg. Den sich bildenden Schluckauf konnte er nicht verhindern, als er zu schluch-zen begann, all die Empfindungen, die ihn in den letzten Tagen regelrecht überfielen, noch einmal mit einem Schlag spürend. Er war Luft, nichts weiter. Die Person, der er vertraut hatte, hatte durch ihn hindurch gesehen als sei er nur ein Geist, der nicht existierte.

Er schluckte schwer. Seine Zähne presste er so sehr auf seine Lippe, dass selbige zu bluten anfing, doch war ihm das vollkommen egal. Seine Atmung ging mit jeder vergehenden Sekunde schwerer, als er schließlich die Augen schloss und seine Muskeln anspannte. Mit seiner rechten Hand führte er das Wurfmesser zu seinem linken Handgelenk. Noch einmal tief durchatmend setzte er es an, murmelte noch einmal den Namen desjenigen, der ihm innerhalb weniger Tage gezeigt hatte, wie wenig er doch wert war: "Sasori-danna..."

Mit all seiner Kraft kniff er die Lider zusammen, als er mit der Spitze des scharfen Gegenstandes seine Haut ritzte, die darunter befindlichen Adern durchtrennte. Pein durchzuckte seinen gesamten Körper, doch war dies einfach nur eine Nichtigkeit, die innerhalb weniger Sekunden wieder ver-schwand. Er spürte das Blut seine Hand hinab laufen, konnte fühlen, wie es vom Wasser mitge-nommen und in den Ausguss gespült wurde.

Erklären, warum er seine Augen wieder geöffnet hatte, konnte er sich nicht, doch konnte er so mitkriegen, wie seine Sicht immer mehr verblasste, dunkler und dunkler wurde. Sein Gehirn wurde immer mehr benebelt. Klare Gedanken konnte er nicht mehr fassen, einzig und allein der Name seines Teamkollegen geisterte durch seinen Kopf. Er spürte mehr als nur deutlich, wie das Leben aus ihm wich, wie seine Muskeln erschlappten, sein Körper in sich zusammensackte. Eine befriedi-gende Taubheit breitete sich in seinen Gliedern aus, ließ ihn all den Kummer, all den Schmerz der letzten Tage vergessen. Sein Leib fiel zur Seite, doch er nahm nicht mal mehr war, wie sein Kopf auf den gefliesten Boden traf und eine Platzwunde zurückblieb. Rühren konnte er sich in keiner Weise mehr. Alles, was er noch wahrnahm, waren zwei Füße, jedoch war er sich nicht sicher, ob er nicht halluzinierte. Dann wurde alles schwarz...
 

Schwerfällig flackerten seine Augenlider auf, als er sich seines wachen Zustandes bewusst wurde. Begrüßt wurde er von den schlimmsten Kopfschmerzen, die sich ein Migräneanfälliger nur vorstel-len konnte, sein Körper füllte sich an, als wäre er unter eine Eisenpresse geraten, taub und leblos. Sein Magen rebellierte lautstark, ließ eine unvergleichliche Übelkeit in ihm aufsteigen, gab ihm den Wunsch, sich einfach zu übergeben, egal, ob er nun etwas gegessen hatte oder nicht. Ein lautstar-kes Geräusch, das an eine Fusion von Kröchen, Kratzen und nahem Übergeben erinnerte, brach sich über seine geschwollenen Lippen, zwang ihn dazu, sich aufzusetzen, sich vornüber zu beugen und sich die Seele aus dem Leib zu husten mitsamt seiner Lunge, seinem Magen und seinen ande-ren Innereien.

Starke Hände umfassten seine Schultern, spendeten ihm halt, doch nahm er dies nur am Rande wahr. Erst, als sein Drang zu husten verraucht war und seine Atmung sich wieder beruhigte, konn-te er die Finger spüren, die ihn stabilisierten. Mit von noch größer gewordenen Kopfschmerzen ver-schleierten Augen blickte er auf, direkt in zwei schwarze Seelenspiegel in einem elfenbeinfarbenen Gesicht, und wusste sofort, dass sein Helfer Itachi Uchiha war, derjenige, der seinen gesamten Clan innerhalb einer einzigen Nacht umgebracht hatte – mit Ausnahme seines Bruders.

Ein eher gemurmeltes: "Er ist wach", drang über die blassen Lippen des Schwarzhaarigen, während er dem Blonden half, sich so hinzusetzen, dass er nicht wieder nach hinten überfiel. Doch war Dei-dara das egal, gab es in diesem Moment nur einen Gedanken, der ihn beschäftigte: Warum war er noch am Leben?

Seine blauen Seelenspiegel blieben auf der Bettdecke haften, bis er spürte, dass sich der Uchiha auf die Matratze setzte. Er blickte auf, sah in sieben Augenpaare, doch nirgends waren die roten Augen dabei, die er sich erhofft hatte, zu sehen. Itachi war da, gleichwohl sein Partner Kisame, Kakuzu und Hidan waren da, Zetsu und sein Untergebener Tobi, sogar ihr Anführer stand zwischen ihnen allen. Einzig der Grund seiner Tat war nicht hier: Sasori. Betrübt lenkte er seinen Blick wie-der hinab auf die Decke, konnte es nicht verhindern, Tränen zu vergießen.

"Warum hast du das gemacht, Deidara?", ertönte die Stimme ihres Anführers, seine übliche Domi-nanz und seinen befehlenden Ton ausdrückend, doch konnte jeder, der ihn auch nur ansatzweise kannte, die Sorge heraushören, die sich wie eine Katze in seinen Unterton geschlichen hatte. "Hät-te Itachi dich nicht gefunden, wärst du jetzt tot. Du bist der Jüngste von uns, hast dein ganzes Leben doch noch vor dir. Warum?"

Itachi hatte... ihn gerettet? Dann hatte er sich doch nicht getäuscht, er hatte wirklich Füße gesehen. Wieso hatte der junge Mann das getan, war es denn nicht offensichtlich genug, dass er aus dieser Welt scheiden, dem ewigen Schlaf erliegen wollte? Lautstark schluchzte er, vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Die Zungen seiner Handmünder leckten ihm die Tränen weg, ihn zu beruhigen ver-suchend, doch gelang ihnen dies nicht.
 

"Ich bin nutzlos", der sich bildende Schluckauf behinderte ihn beim Sprechen, nahm ihm die Kon-trolle, ließ seinen Körper unwillkürlich zittern. Wieder einmal legten sich Itachis Arme um ihn, doch auch sie konnten ihn nicht zur Ruhe bringen. Er bemerkte gar nicht, dass er seine Satzanhängsel nicht benutzte, war es ihm vollkommen egal, wünschte er sich nichts weiter als den Tod. "Niemand braucht mich. Ich bin kein starker Kämpfer, alle, die sich jemals für mich interessiert hatten, sind tot; ich bin ganz allein auf der Welt. Und die Person, der ich all mein Vertrauen entgegenbrachte, behandelt mich wie den letzten Dreck der Welt, so, als wäre ich nichts weiter als Luft, reißt mein schon lange lädiertes Herz entzwei. Wofür lohnt es sich noch, zu leben, wenn man nichts mehr hat, dass einem das Leben lebenswert macht?"

Shot Three: {Pitiful}

Pitiful

Nach einem SasoDei-RPG zwischen meiner Freundin und mir
 

Erbärmlich. Das ist es, was er in den Augen seines Dannas war, nicht mehr und nicht weniger. Der Marionettenmeister hatte es ihm ins Gesicht gesagt, fast sogar geschrieen, hatte damit mehr Emotionen gezeigt als in all den Jahren, die sie nun schon zusammenarbeiteten. Er war schwach und viel zu emotional, alles, was ein Krimineller in der Organisation Akatsuki nicht sein sollte.

Deidara wusste nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Seine Schwäche könnte er mithilfe von Training beseitigen, doch wie sollte es ihm gelingen, seine Emotionalität zu verbannen? Er wusste es nicht, war sich vollkommen sicher, es niemals auch nur im Ansatz herausfinden zu können. Ihm war klar, es musste irgendetwas geben, irgendeine Tat, die ihn als jemanden auszeichnete, der es geschafft hat, über die Erbärmlichkeit hinweg zu kommen. Nur war ihm nicht klar, was er machen könnte.

Tage waren schon vergangen, die er mit Nachdenken verbracht hat, diese Jämmerlichkeit in irgendeiner Art und Weise von sich zu weisen, doch bisher ereilte ihn nicht auch nur eine Idee. Er traute sich nicht, die anderen zu fragen, hatte seit jener Bekanntgabe nicht mehr mit Sasori gesprochen, aus Angst, von ihm deswegen regelrecht zum Teufel gejagt zu werden.

Aber es ist nun mal, wie es ist. Man kann aus ihm keine erbarmungslose Kampfmaschine machen. Dafür ließ er sich zu sehr von seinem Herzen leiten, wurde mehr als häufig aus diesem Grunde seelisch verletzt und behielt auf ewig diese Narben in dem schlagenden Muskel in seiner Brust. Seine körperliche Kraft war mehr als miserabel, weshalb er sich auf Fernkampf konzentrierte, wodurch er wiederum niemals genau sah, was mit seinen Opfern geschah, sobald sie seinen Explosionen erlagen, es sei denn, er entschied sich dazu, sie über sein Fernglas, das in seinem Distanzmesser enthalten war, zu beobachten. Direkt dabei zu sein, wie ihre Körper auseinander gefetzt wurden und die Teile in alle Himmelsrichtungen flogen, wollte er eindeutig nicht. Auch wenn er dieses Schauspiel als Kunst ansah, änderte es nichts daran, in ihm Ekel zu entfachen, sobald er den Ort des Geschehens betrat und die unterschiedlichsten Gedärme vorfand.

Weiterhin in Gedanken versunken, betrat er die kleine Duschkabine des Badezimmers, das er sich mit seinem Partner teilte, und drehte das Wasser an. Als eiskaltes Wasser auf seine nackte Haut traf, kämpfte sich der Drang des Zähneklapperns in ihm hoch, doch schaffte er es, diesem zu widerstehen. Dafür hasste er diese Duschen! Es war vollkommen egal, welche Temperatur man einstellte, es begann mit arktischer Kälte! Doch auch wenn Deidara dagegen war, sich im Wasser des Nordpoles zu reinigen, so fand er es als eine gelungene Art, die Widerstandskraft des eigenen Körpers zusätzlich zu trainieren.

Sein Leib gewöhnte sich rasch an die Frostigkeit jener Flüssigkeit, die nach und nach dem Erwärmen erlag, was jedoch mehrere Minuten in Anspruch nahm, um überhaupt als lauwarm gelten zu können. Innerhalb dieser Zeit entschied er sich dazu, seinen Körper vom Schmutz und Dreck und weiß Gott nicht alles, was noch an seiner Haut klebte, zu befreien. Erst kürzlich musste er einen Trupp ANBU aus Amegakure in die ewigen Jagdgründe schicken – das Blut, welches sie in einem kurzen Mann-gegen-Mann-Gefecht auf seinem Leibe hinterlassen hatten, bevor er genügend Abstand zwischen sich selbst und ihnen bringen konnte, was mittlerweile getrocknet war, musste weg!

Seine Hand tastete sich zu dem an der Kachelwand mit einem Kunai aufgehängtem Waschlappen, welchen er von seiner Befestigung riss und damit begann, sich jegliche Unsauberkeit vom Körper zu rubbeln, bis seine Haut sich rötlich verfärbte und an einigen Stellen leichte Kratzspuren zurückblieben. Mist, wenn er dreckig wurde, dann richtig!

Inzwischen hatte auch das aus dem Duschkopf tretende Wasser eine angenehm warme Temperatur erreicht, womit er schließlich und endlich damit begann, seinen gesamtem Leib mit Duschgel einzureiben und seine Haare zu shampoonieren. Auch wenn ihm seine lange Mähne mehr als nur gefiel, es war eine Qual, seine bis zu seinem Hintern reichenden blonden Haare immer wieder zu waschen, zu trocknen und zu kämmen.

Shampoo trat ihm ins linke Auge, brannte höllisch, doch wusch er es schnell wieder heraus. Verdammt, da war dieses Auge schon nutzlos ob halber Erblindung dank einer Krankheit, da musste es ihm immer wieder Probleme bereiten. Gut, mithilfe seines Distanzmessers war es ihm möglich, auch auf ihm scharf zu sehen, doch wäre es ihm lieber gewesen, IMMER mit ihm sehen zu können.

Moment mal! Immer mit dem linken Auge sehen können, nie wieder auf jenes metallene Gebilde zurückzugreifen müssen? War dies nicht ein gelungener Start in ein Leben weit entfernt von genannter Erbärmlichkeit? Der Weg in ein Leben, in dem jeder ihn akzeptieren konnte, auch wenn er körperlich ein Schwächling war?

Überzeugt befreite er sich von jeglichem Schaum, nahm sich das Kunai aus der Wand, trat aus der Kabine hinaus, schlang ein großes Handtuch um seinen schmächtigen Körper und trat an den Spiegel. Dieser war beschlagen, zwang ihn dazu, ihn erst einmal von seinem Film getrockneter Wasserperlen zu befreien, um immerhin sein verschwommenes Ebenbild darin erkennen zu können.

Sich selbst, sein nasses, blondes Haar und seine ungleich leuchtenden Augen betrachtend, fragte er sich, ob er sich richtig entschieden hatte, zu tun, was zu tun war. Doch wusste er auch, für ihn gab es keinen anderen Weg, sich so zu ändern, dass er akzeptiert wurde.

Noch einmal tief durchatmend, hob er seine Hand, in der er das Kunai hielt, griff nach seinem langen Haar. Die Augen schließend, legte er an, durchtrennte die Strähnen ohne auch nur einmal ins Stocken zu geraten, ließ die abgeschnittenen Stränge auf den Boden gleiten. Als er seine Augen wieder öffnete und seine Reflektion betrachtete, reichte seine Haarpracht nur noch knapp über seine Schultern, sein Pony ein kleines Stückchen länger. Er fand es merkwürdig, auf einmal dermaßen kurzes Haar zu haben, doch wusste er, es würde wieder wachsen und eine akzeptable Länge erreichen.

Seufzend legte er das Wurfmesser weg, machte sich daran, sich abzutrocknen. Noch immer in das Handtuch gewickelt, begab er sich in das Zimmer, welches er sich mit Sasori teilte, und dankte jedem Gott, einschließlich Jashin, dass der rothaarige Marionettenspieler nicht da war. Zu seinem kleinen Schrank gehend, suchte er sich einige ältere, mit Blut mehr als nur besudelte Kleidungsstücke heraus, die er einfach überzog, darüber den Mantel der Akatsuki schlang, damit niemand die große Veränderung bemerkte, die er bereits mit dem ersten Schritt in eine neue Existenz getan hatte.

Er wühlte weiter, riss eine Schublade beinahe schon aus ihrer Halterung, während er suchte, was er für den nächsten Schritt benötigte. Ihm kam alles Mögliche entgegen, fingerlose Handschuhe, Haarbänder, Bürsten, Kunai, Shuriken, Nähnadeln, nur nicht das, was er zu finden hoffte. Hatte sein Danna etwa wieder durch seinen Schrank gewühlt, um irgendetwas zu finden, was sich prima zur Erpressung eignete? Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass er Kisame mit einen Foto, das er heimlich von Itachi machte, während dieser dem Schlafe fröhnte, in der Hand in der Tür stehen sähe.

Mit einem >Klock!< fiel ein kleiner runder, metallener Gegenstand auf den Boden. Verwirrt blickte der Blondhaarige auf selbigen, nur, um zu erkennen, dass es sich dabei um das gesuchte Objekt handelte! Erfreut griff er danach, versteckte es in seiner Manteltasche, fügte noch seinen Distanzmesser, welcher auf seinem Nachttisch zu stehen pflegte, hinzu und verließ den Raum, schloss die Tür hinter sich und machte sich auf zu einem Trakt in dieser Höhle, der recht selten Besuch von einem von ihnen erhielt: dem Krankenflügel. Es war seine einzige Chance, redete er sich ein, seine einzige Chance, von demjenigen akzeptiert zu werden, der ihm mehr bedeutete als seine Eltern es taten.

Eine Welle von Trauer brach über ihn herein, als er daran dachte, wie vergebens seine Bemühungen waren, auch nur ein einziges Lächeln auf die Züge des Rosthaarigen zu bringen. Er wünschte es sich, wenigstens einmal etwas anderes als Wut und Langeweile in den rötlichen Augen glitzern zu sehen, beispielsweise Freude oder gar... Liebe. Aber dies würde nichts weiter bleiben als ein Traum, hielt ihn der andere doch für nutzlos und erbärmlich. Doch vielleicht... vielleicht konnte er wenigstens dies ändern!

Zielstrebig steuerte er die Türe zum kleinen Operationssaal an, betrat diesen und verschloss die Pforte hinter sich, wollte von niemandem bei dem, was nun vor sich gehen würde, gestört werden, am allerwenigsten von Sasori, war dessen Puppenwerkstatt nur einen Gang weiter genau das Zimmer, welches an diesem hier grenzte. Würde ihn jetzt jemand stören, könnte er sein gesamtes Vorhaben vergessen und würde nie auch nur im Ansatz den Segen des ehemaligen Suna-nins erhalten.

Seine Handmünder hielt er radikal geschlossen, seine Hand führte er in seine Tasche, kramte die beiden metallenen Gegenstände hervor und trat zu einer Art Arbeitsplatte an der Wand, über der ein kleiner Spiegel befestigt war. Dort legte er die Dinger ab, die er bei sich trug: seinen Distanzmesser und ein metallenes Auge, eine merkwürdige Erbauung, die einem echten jedoch in nichts nachstand, sah man davon ab, dass sie aus Metall war, keine Iris und auch keine Pupille in dem Sinne besaß.

Seine Linke ließ der die Arbeitsplatte auf ihrer Unterseite entlang gleiten, bis er das Fach fand, in dem sich operative Werkzeuge befanden, während seine Rechte einen nahe stehenden Stuhl heranzog, auf dem er sich niederließ. Er zog die gefundene Lade auf, sah sich die säuberlich geordneten Gerätschaften darin an und nahm sich eine Pinzette, einen Bohrer mit kleinen Schrauben und ein Skalpell heraus, legte jene Teile genau vor sich hin. Etwas anderes würde nicht helfen.

Seinen Mantel ausziehend, noch einmal seufzend, spürte sein Herz vor Angst verschnellt schlagen, doch war es jetzt zu spät für einen Rückzieher. Sich sein Haar aus dem Gesicht streichend, blickte er noch einmal auf sein linkes Auge, welches mit weniger Glanz als sein rechtes zu strahlen schien, trotz allem noch als “schön“ hätte durchgehen können, sagte ihm jeder damals, als er noch ein Kind war und noch beide Augen sehen konnten, er hätte schöne Augen.

Er schluckte hart, als er das Skalpell in die Hand nahm, sich mit jenem Messer langsam seinem Auge näherte, kurz davor anhielt und es schließlich radikal hineinbohrte. Unbeschreibbarer Schmerz durchflutete ihn augenblicklich, als Blut anfing, in unglaublichen Strömen aus der Eintrittstelle zu sickern. Ein Schrei wollte sich aus seiner Kehle lösen, kam jedoch nur als gepeinigtes Stöhnen hervor, hatte Deidara es geschafft, seine Stimme im letzen Moment zu dämpfen, um nicht eventuelle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Durch den Schmerz hindurch konzentrierte er sich, sandte Chakra hinauf zu seiner Augenhöhle, versuchte, die Nerven zu betäuben, sich selbst somit das Leiden ertragbar zu gestalten, um fortfahren zu können – und es gelangt ihm, wenn auch nur schleppend.

Doch anstelle darauf zu warten, dass es nachließ, fing er an, mit dem Operationsmesser in seinem Auge hin und her zu wandern, zu schneiden, sein Auge zu zerstören, es rauszuschneiden, den Blick auf den Spiegel vor sich gerichtet zu sehen, was genau er dort tat. Pupille und Iris hatte er geschafft, zu entfernen, fiel jenes menschliche Gewebe einfach auf seine Hose hinab, glitt weiter auf den Boden und wurde vergessen.

Das Skalpell weiterhin dazu benutzend, sein Auge auseinander zu schneiden, griff er mit der anderen Hand zu der Pinzette, benutzte sie, einige der Teile des Glaskörpers zu entfernen, einfach auf den Boden zu werfen, interessierte es ihn in diesem Moment nicht, was mit seiner Umgebung geschah.

Ein Schrei echote durch den gesamten Raum, als er versehentlich den Nerv mit der Klinge des Skalpells berührte, glücklicherweise jedoch nichts verletzte. Immer mehr des roten Lebenssaftes trat aus der Augenhöhle heraus, je weiter er ging, Netzhaut, Pigmentschicht, Aderhaut und die harte Augenhaut durchtrennte, den Glaskörper selbst verließ und den Lidheber beseitigte. Mit einigem Kraftaufwand entzog er das Gerät wieder aus seinem Auge, nahm Blut mit sich mit, ging zu seinen Augenlidern und schnitt sie ab, waren sie nicht mehr nötig.

Seine Konzentration schwand gänzlich, das Chakra, welches er zu seinem Auge geschickt hatte, entschwand dieser Stelle, ließ nichts zurück außer ungeheurem Leid, der sich in seinen gesamten Körper fraß, seine Gedanken taub werden ließ, ihm nach und nach die Besinnung raubte. Doch bevor er sich vollkommen verlor, musste Deidara erst diesen Vorgang zu Ende bringen.

Die Stücke Haut fielen zu Boden, der letzte Rest seines Auges, der noch in seiner Augenhöhle war, hinterher, als er in den Spiegel schaute und ihm nichts weiter als ein Loch gegenüber war, aus dem unaufhaltsam zähflüssige Substanzen schwappten, die er gar nicht zu benennen wusste. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, seine Hände begannen, zu zittern, sein Herz schlug gleich einem Marathonläufer auf den letzten Metern eines fünf Kilometer langen Laufes, jedoch nicht vor Sicherheit auf den Sieg, sondern aus Angst, jede Sekunde den falschen Schnitt zu tätigen.

Seine zittrigen Finger legten das Messer weg, griffen nach dem metallenen Auge, führten selbiges zu der leeren Höhle. Er wischte mit seinem Ärmel das Blut und sämtliche andere Substanzen hinfort, solange, bis er sich sicher war, nicht mehr besonders viel davon jemals wieder sehen zu müssen, war alles trotz der Tatsache, dass er all seine Gefühle verdrängte, mehr als nur eklig. Als alles so ziemlich befreit war von schleimiger Brühe, setzte er das Gebilde aus Metall ein, versuchte, selbiges an seinen Sehnerv mithilfe von Chakra anzupassen, selbigen in die Kugel einzuführen, war es ihm nicht möglich, dafür seine Finger zu benutzen.

Alles brannte höllisch, sogar seine Haarwurzeln schmerzten. Langsam aber sicher viel ihm das Atmen schwer, seine Schultern begannen, unkontrolliert zu zittern, so stark, dass er dachte, sie könnten jeden Augenblick auseinander springen. Das Hämmern an der Tür nahm er gar nicht war, als sich ein weiterer Schrei über seine Lippen brach, womit er das sein Gesicht bereits hinabgelaufene Blut, welches noch an seiner Haut haftete, in den Mund bekam und seinen eigenartigen, nach Blut und noch etwas anderem schmeckenden Geschmack wahrnahm, welcher in ihm einen starken Brechreiz auslöste, den er allerdings schnell verdrängte.

Als der Nerv endlich an das Metallauge angeschlossen war, konnte er durch es hindurch wahrlich sehen, besser sogar, als mit seinem funktionstüchtigen rechten! Ein Teil von ihm freute sich darüber, doch im Großen und Ganzen würde er sich lieber übergeben, als dies auch nur noch einmal durchleben zu müssen.

Doch auch wenn er schon mal sehen konnte, so war seine Arbeit noch nicht getan. Tief atmete er durch, als er nach dem Skalpell griff und damit anfing, sich Teile der Haut seiner Wangen wegzuschneiden, ganz knapp an der Muskulatur vorbei glitt. Er brauchte Halt, Halt für den letzten Schritt, den er nun zu tun hatte. Er ergriff den Bohrer, setzte eine Schraube auf seine Spitze, legte seinen Distanzmesser passend auf seine linke Gesichtshälfe und find an, jenes Gerät anzuschrauben.

Mit jedem Millimeter, den die Schraube sich in seine Knochen bohrte und nur haarscharf an seinen Gesichtsmuskeln vorbeiglitt, schrie er lauter vor Schmerz auf, der nun seinen gesamten Körper durchfuhr. Von seinen Beinen hatte er bereits die Kontrolle verloren, zitterten diese stärker, als wenn sie in einen Ventilator geraten wären, schabten mit den Füßen über den gefliesten Boden – Deidara war sich nicht sicher, doch glaubte er, sie würden nach einem Halt suchen, diesem Schmerz entgegen zu stehen und nicht zu weichen. Und er hatte noch drei weitere Schrauben vor sich!

Unter riesigen Schmerzen, die ihn theoretisch hätten umbringen können, es aber nicht schafften, brachte er auch noch die anderen Schrauben in seinen Kopf, ließ jenes Gebilde fest werden, sodass man es ihm niemals vom Antlitz reißen können würde. Erschöpft sank er in dem Stuhl zurück, verlor jegliche Kraft, die noch in ihm war, an die unendlich erscheinende Pein, der er sich ausgesetzt hatte, spürte, wie seine Arme leblos nach unten hingen und der Bohrer ihm aus der Hand glitt, auf dem Boden aufprallte, doch war dieses Geräusch nur noch gedämpft.

Sein Geist verabschiedete sich von dieser Welt, alles verschwamm vor seiner Sicht, verlor sich in einem Strudel, der bedächtiger Geschwindigkeit immer dunkler wurde. Er rutschte vom Stuhl, traf auf die Fliesen des Bodens, blieb einfach liegen, hörte nur noch, wie die Tür aufgerissen wurde, dachte noch einmal daran, dass er es geschafft hatte, seinen Weg aus der Erbärmlichkeit zu ebnen, bevor alles schwarz wurde...
 

*~+~*~°~*~+~*~°~*~+~*~°~*~+~*
 

Schon seit einer Woche saß er an seinem Bett, unbewegt, wie leblos, nur ihn betrachtend und nichts weiter tuend. Seine roten Augen hefteten sich an das bekannte und doch fremde Gesicht des schlafenden Nuke-nins aus Iwagakure, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, wieso dieser solch eine Tat begangen hatte. Sasori vom Roten Sand konnte sich nicht vorstellen, was für einen Grund ein Mensch haben musste, so etwas zu machen.

Gut, er selbst hatte sich in eine Puppe verwandelt, doch nur, um sich Unsterblichkeit zu sichern und selbst seine eigene Kunst darzustellen, doch was genau brachte Deidara dazu, sich das Auge auszustechen und gegen eines aus Metall zu ersetzen? Er konnte jetzt vielleicht besser sehen, was Sasori allerdings nicht einschätzen konnte, aber das konnte doch wohl unmöglich alles gewesen sein... oder?

Gab es eventuell eine gänzlich andere Erklärung für diese, selbst für ihn abscheuliche Tat? Etwas, das er selbst vielleicht gesagt hatte? Er wusste es nicht, beim besten Willen nicht. Eine ganze Woche lang dachte er nach, doch kam ihm nie die Erinnerung, was genau er dem anderen an den Kopf geworfen haben könnte, das ihn dazu verleitet hatte.

Einzig und allein erinnern konnte er sich an die Schreie, die er aus dem Nachbarzimmer gehört hatte, als er an einer neuen Marionette gearbeitet hatte. Im ersten Moment hatte er sie ignoriert, war der Auffassung, Hidan war wieder einmal damit beschäftigt, irgendeinen Gefangenen zu quälen, doch als ihn die Realisation traf, dass es sich bei dem Schreienden um Deidara, seinen eigenen Partner, handelte, war er aufgesprungen, rannte hinüber in den Krankenflügel, informierte jeden, der ihm über den Weg kam, und brach zusammen mit Kisame schließlich die Tür ein.

Auf das Bild, das sich ihm daraufhin geboten hatte, hätte er liebend gerne verzichtet. Wie tot lag der sonst so lebendige Blondschopf auf dem Boden, seine Kleidung mit Blut durchtränkt, die Fliesen mit schleimigem, undefinierbarem Zeug besudelt, das schließlich nach einiger Untersuchung als Augenmasse identifiziert wurde. Sein Körper war bleich, auch in seinem bewusstlosen Stadium zuckten seine Gliedmaßen, seine linke Gesichtshälfte war von seinen Haaren verdeckt. Neben ihm lag ein Bohrer, auf der Arbeitsplatte konnte man zwischen Blut eine Pinzette und ein Skalpell entdecken, der Spiegel war mit Blutspritzern dermaßen besudelt, dass man seiner eigenen Reflektion nicht mehr gewahr wurde.

Gegen all seinen Prinzipien, alles eher desinteressiert aufzunehmen, traf ihn die Erkenntnis, dass Deidara sich selbst etwas Schreckliches angetan hatte, wie ein Blitz. So schnell er konnte, hechtete er durch den Raum, griff sich den leblos erscheinenden Körper und schüttelte ihn. Er wusste damals nicht, wieso er dies tat, konnte nicht denken, nicht einen klaren Gedanken fassen. Alles, woran er denken konnte, war der Drang, Deidara zu helfen.

Alles Mögliche hatten sie noch am selben Tage getan – Blutung stillende Mittel eingesetzt, eine Bluttransfusion durchgenommen, ihn an einen Tropf gehangen, doch reichte dies nicht, die Sorge aus Sasoris künstlichem Körper zu bannen. Mittlerweile lag er wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer, abgenommen von allen lebenserhaltenden Maßnahmen, gerettet, nur noch im Koma; und zu keiner Zeit wich Sasori von seiner Seite.

Immer wieder hatte er sich in dieser Zeit gefragt, wieso er so reagiert hatte, wie er reagiert hatte. Es dauerte lange, doch nach und nach hatte er es verstanden. Auch wenn er den blondhaarigen Wirbelwind als eine richtige Nervensäge ansah, so war er doch der einzige, der ihn so nahm, wie er war, mit ihm umsprang, wie er selbst es wollte, und nicht irgendeinen gespielten Respekt an den Tag legte, der aus Furcht und Angst hervorkam. Sie respektierten einander, jedoch auf einer anderen, einer höheren Ebene, die nichts mit ihrem geschichtlichen Hintergrund und dem, was sie waren, zu tun hatte. Sie respektierten sich als die Menschen, die sie waren – beziehungsweise Puppen.

Aus ursprünglichem Hass entstand dieser Respekt, wandelte sich unbemerkt in Sympathie um und wurde mit den Jahren immer mehr, blieb jedoch unentdeckt; und den blonden Ninja so schutzlos und schwach am Boden liegen zu sehen, hatte all das an die Oberfläche gebracht.

Panik hatte sein Herz beherrscht, als er die Schreie vernahm, breitete sich in seinem gesamten Körper aus, als er zum Operationssaal rannte, übernahm sein gesamtes Denken, benebelte seinen Verstand. Es war pure Angst, Deidara zu verlieren. Den einzigen, der ihm zeigen konnte, was Gefühle waren, der sie in ihm wachrief, waren es nun Fröhlichkeit oder Zorn, ihn für immer an die Dunkelheit zu verlieren, war es, was ihm erstmals in seinem nun schon fast dreißig Jahre währendem Leben wahre, unbändige Angst bereitet hatte. Und warum? Weil sein Herz sich dazu entschlossen hatte, in die Hände des ehemaligen Iwa-nins gelegt zu werden.

Ein Stöhnen erklang von unter ihm, ließ ihn aufblicken, auf das Gesicht des anderen, mit Metall entstellt und doch nichts an seiner Schönheit eingebüßt habend. Das rechte, einzig noch wirklich vorhandene Auge flackerte unter den geschlossenen Lidern, die sich allmählich öffneten, sich kurzzeitig noch einmal schlossen und schließlich aufblieben. Ein Leuchten erschien an einer Stelle des Distanzmessers, zeigte an, dass auch dort die Sehfunktion eingeschaltet worden sein musste.

Unwirsch suchten Deidaras Augen den Raum ab, blieben auf Sasori hängen. Ein leichtes Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als der Rosthaarige erleichtert aufatmete. Seinem Partner ging es gut, wunderbar. Doch als er die sanfte, jedoch mehr als nur schwach klingende Stimme vernahm, wusste er, warum es so gekommen war: “Bin ich jetzt immer noch erbärmlich..., un?“

Das war es gewesen! Diese eine Auseinandersetzung zwischen ihnen, in der er ihn in seiner Wut als ein erbärmliches Individuum bezeichnet hatte, war der Grund für Deidara gewesen, sich das Auge zu entfernen! Oh Gott, wie hatte er so etwas nur fälschlicher Weise in den Mund nehmen und dem anderen an den Kopf werfen können?

“Bist du nicht, du warst es nie“, antwortete er ihm, beugte sich vor und platzierte einen leichten Kuss auf dem metallenen Gebilde. Deidaras sichtbares Auge weitete sich überrascht, war dies eine für seinen Charakter untypische Handlung, die er vollzogen hatte. Ein Lächeln stahl sich auf seine eigenen, kalten Lippen, ließ den Blick des Blonden noch verdutzter werden. “Ich hatte mir große Sorgen um dich gemacht.“

Shot Four: {Das Gift des Skorpions}

*°+~DAS GIFT DES SKORPIONS~+°*
 

Your cruel device

Your blood like ice

One look could kill

My pain, your thrill
 

Die artistischen Flügel seines Gefährtes flappten lautstark, als Deidara ihm ein harsches Manöver zu fliegen befohl, einzig um herannahenden Kunais auszuweichen, jedoch nicht, ohne dadurch eine leicht zerrissene schwarze Robe mit roten Wolken zu erhalten. Noch immer missfiel es ihm, nun solch ein Kleidungsstück tragen zu müssen, doch die Hinterhalte, in die er auf irgendwelchen Missionen andauernd und pausenlos geriet, waren noch schlimmer als alles andere. Besonders, wenn es sich dabei um eine zehnköpfige Gruppierung von Anbus aus Amegakure handelte und seine Marionette von einem Partner sich zu fein war, gegen sie anzutreten!

Ja, Akasuna no Sasori war heute ausgesprochen launisch, weshalb er sich einfach radikal verzogen hatte, kaum waren die Jagdninjas aufgetaucht und auf den Blondschopf losgegangen! Manchmal fragte sich der graublauäugige junge Nuke-nin wirklich, wie er jemanden wie den rothaarigen Marionettenmeister wirklich ertragen konnte! Gut, er selbst war mindestens genauso launisch, doch wenn sein Meister wieder einmal eine seiner Stimmungen hatte, war das soviel wie augenblicklicher Mord! Vor allen Dingen, weil dies sich dann meist auf ihn selbst projizierte, was wiederum zur Folge hatte, einen Großteil seines androgynen Körpers in Verbände wickeln zu müssen, sollte versehentlich auch nur ein falsches Wort über seine Lippen wandern.

Wieso blieb er eigentlich bei diesem Arschloch eines ehemaligen Menschen? Sicherlich wäre er besser dran, wenn er allein arbeiten würde wie Zetsu-san! Wieso also ging er nicht einfach zu Pein-sama, um Einzelarbeit oder gar einen neuen Partner zu beantragen? Was war es, was ihn daran hinderte, den Puppenmeister zu verlassen und ein so vernünftiges Leben führen zu können, wie ein S-Rang Nuke-nin und Mitglied von Akatsuki nur führen konnte? Er hätte keine Probleme mehr, könnte seine Kunst ausleben, wie es ihm gefiel, müsste sich nie wieder auf endlose Debatten einlassen, was wahre Kunst war, und müsste nie wieder in die tiefbraunen Augen Sasoris sehen, diese gelangweilt erscheinenden Seen aus geschmolzener Schokolade, die ihn in ihren Bann zogen wie nichts je zuvor es getan hatte trotz ihres emotionslosen Glanzes!

Doch genau deswegen konnte er nicht gehen. Es waren diese Augen, die ihn von der Durchführung seiner Gedanken zur Beendung der Partnerschaft mit dem ehemaligen Suna-nin trennten. Diese Augen, gefangen in einem kindlichen, gefühlskalten Gesicht, welches so unschuldig erschien, dass man seinem Besitzer nicht nachsagen konnte, welchem Handwerk er nachging, würde er nicht die schwarze Kutte tragen. Diese Augen hatten ihn in ihren Zauber gezogen, ihn dazu gezwungen, dem anderen immer mehr zu verfallen, bis er es vollbracht hatte, der obersten Ninjaregel zu verstoßen, die einem schon am ersten Tag an der Akademie in den Kopf gehämmert wird: Shinobis haben keine Gefühle.

Doch egal, wie sehr diese Regelung gelten sollte, hatte die Person, die all diese Richtlinien geschrieben hatte, eigentlich auch nur einmal daran gedacht, dass man jenes eine Gefühl rein gar nicht unter Kontrolle hatte? Dass man nicht entscheiden konnte, ob man liebte? Vermutlich war der Verfasser jener Grundsätze ein alter Sack gewesen, der in seinem ganzen Leben nur Geschlechtsverkehr in einem Bordell oder mit verschiedenen Bordsteinschwalben hatte, weil niemand ihn haben wollte!

Ein Wurfstern fand seinen Weg in seinen rechten Oberarm, ritzte die Haut auf und bohrte sich in den darunter verborgen liegenden Muskel, zwang ihn dazu, vor Schmerz die Zähne aufeinander zu beißen, um nicht laut aufzustöhnen. Allein, weil er sich solch in diesem Augenblick nichtigen Gedanken hingegeben hatte, hatte er seine Deckung vollkommen vergessen und wurde dermaßen blöd getroffen, dass er nun seinen rechten Arm nicht mehr benutzen konnte, ohne gleich das Gefühl zu bekommen, ihn amputieren lassen zu müssen.

Das Chakra in seinen Füßen verstärkend, ließ er seinen Tonvogel radikal nach oben fliegen, hinauf in den von dunkelgrauen und schwarzen Wolken verhangenen Himmel des Nachmittags. Amegakure war nicht umsonst das Reich des Regens; bald würde ein Sturm aufziehen. Seinen Vogel wieder drehend, war Deidara verdammt froh, sich nicht mehr in Reichweite jeglicher auf ihn abgeschossener Wurfwaffen zu sein. Wer wusste schon, ob jene Dinger nicht eventuell noch vergiftet waren?

Den Wurfstern radikal aus seinem Arm ziehend, dabei Blut die Gliedmaße hinab laufen und den schwarzen Ärmel seines Mantels rot tränken lassend, warf er das Stück Metall einfach weg, fuhr mit seinen Händen in die Taschen um seine Hüfte, auch wenn es ihm schmerzte, den blutenden Arm zu bewegen. Mit seinen Fingerspitzen bereits die schlammige Konsistenz des in den Taschen enthaltenen Tons fühlend, öffneten sich die Münder in seinen Händen, begierig leckten sich ihre trockenen Lippen, bevor sie etwas von der Substanz schluckten, darauf herumkauten und Chakra in sie hineinführten.

Auf seinem Falken stehend, kreiste er über das Schlachtfeld, einen Wald, auf dessen Baumspitzen die Anbus standen und damit beschäftigt waren, sich eine Taktik auszudenken, ihn zu besiegen, wie es schien. Schade war nur, dass es bereits zu spät war dafür, denn er nahm seine Hände genau in dem Augenblick aus den Taschen, als seine Handmünder den Lehm ausspuckten, ihn erschauern ließen ob seines Geschmackes, den er auch durch diese Münder schmecken konnte.

Ein maliziöses Grinsen schlich sich auf seine Züge, als er sich überlegte, was genau er formen sollte, um den idiotischen Ninjas unter ihm ein Ende zu bereiten durch die momentane Kunst. Schließlich entschied er sich für Schmetterlinge, formte zehn an der Zahl, warf sie und ließ sie leicht wachsen mit dem Puff einer weißen Staubwolke, unterstrichen vom Grollen des Himmels in seinem Rücken. Der Sturm stand kurz bevor und noch immer war es an ihnen, nach Amegakure zu gehen, um ihre Mission erfolgreich abschließen zu können, wunderbar, doch.

Die Schmetterlinge immer weiter hinabführend, hob er seine Arme, faltete seine Hände, blickte durch das Fernglas seines Distanzmessers auf seinem linken Auge hindurch, um den richtigen Moment abzupassen. Zu seiner Überraschung sahen die Ame-nins keine Gefahr in den kleinen Tontieren. Müssten sie nicht spüren, wie sein Chakra durch seine Kreationen pulsierte? Egal, denn die Tonschmetterlinge nicht ernst zu nehmen, war der letzte Fehler, den sie taten, als der ehemalige Iwa-nin seine Muskulatur anspannte, sich konzentrierte und lautstark rief: "Katsu!!!"

Eine lautstarke Explosion echote über die ruhigen Felder hinweg, rote und gelbe und orangefarbene Flammen stiegen hinauf in den dunklen Himmel, die Bäume fingen Feuer und die Körper der Anbus waren zerfetzt, flogen einige Teile noch durch die Luft wie beispielsweise ein Arm, aus dessen Ende sowohl Knochen als auch Muskulatur hervortraten und Blut über die Welt verteilte. Schwarzer Rauch stieg hinauf, verpesstete die Luft mit dem Gestank nach Schwarzpulver, auch wenn keines in irgendeiner Art und Weise benutzt worden war.

Ein Glitzern trat in Deidaras sichtbares Auge, in welchem sich die hellen Farben der Explosion widerspiegelten. Ja, dies war wahre Kunst, nicht diese abartigen Marionetten von Sasori no Danna! Wundervolle Bildnisse, die es nur ein einziges Mal gab, die nach ihrem einmaligen Auftreten für immer verschwanden, einzig allein in den Erinnerungen verweilten, so wertvoll waren, weil sie nicht mehr existierten, das war es, was wahre Kunst ausmachte. Kunst, die man immer wieder ansehen konnte, war abgestumpft und unsinnig. Wofür war es gut, etwas ewig Währendes zu kreieren? Irgendwann würde auch dies in Vergessenheit geraten, würde auf seinem Weg dahin langweilig und uninteressant werden. Wieso also nicht gleich vernichten, anstatt lange zu warten?

Ein weiteres Donnergrollen riss den Blondhaarigen aus seinen Gedankengängen, brachte ihn dazu, mit seinem Tonvogel wieder auf den Boden zuzufliegen. Lange in der Luft bleiben, konnte er nicht während des Regens, hatte Ton die unschöne Angewohnheit, im Wasser seine Form zu verlieren, war er nicht bereits in einem Ofen festgebacken worden.

Von seinem Fluggerät springend und auf dem mit Gras überzogenen Waldboden landend, entzog er seinem Falken solange das Chakra, bis er sich in eine kleine, in seine Hand passende Figur zurückverwandelte, die er augenblicklich in seine Tasche tat. Einen Vogel zu formen, der ihn transportieren konnte, dauerte wesentlich länger als seine einfacheren Explosionen, die er im Kampf gegen seine Gegner benutzte, weshalb er immer zwei aufbewahrte, in jeder Tasche einen.

Sich umsehend, suchte er nach etwas, was nach seinem Partner aussah, doch konnte er nichts von ihm entdecken. Er zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich ist er schon vorgegangen, weil er nicht mehr warten konnte.« Noch einmal vor Schmerz keuchend, griff er nach seinem rechten Arm, presste seine Hand genau auf die Wunde. Sein Gefühl sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte, doch war es nicht weise, noch weiter zurück zu bleiben, wenn Sasori schon für dessen Verhältnisse zu lange gewartet hat und schließlich in einer verdammt mordlustigen Stimmung war. Also begann er seine Reise nach Amegakure, denn momentan war es unklug, seinen Meister aus den Augen zu lassen – wer wusste schon, welcher arme Passant das Glück haben könnte, noch heute als Hitokugutsu zu enden?
 

I wanna love you but I better not touch (Don't touch)

I wanna hold you but my senses tell me to stop

I wanna kiss you but I want it too much (Too much)

I wanna taste you but your lips are venomous poison
 

Die Nacht war gekommen, der Sturm war aufgezogen. Blitze durchzuckend gnadenlos den schwarzen Himmel, Donner war laut und weit entfernt zu vernehmen, Regenwasser ging hinab auf die Erde, als wäre jeder einzelne Tropfen ein Speer aus Eis, der sich in des einen Leib zu bohren gedachte.

Schwer keuchend schleppte sich Deidara voran, immer wieder kurz an einem Baum anhaltend, um Luft zu holen. Verdammt, waren diese Anbus wohl doch nicht so doof, wie er zuerst gedacht hatte! Kaum war er zehn Minuten unterwegs gewesen, war sein Körper immer schwerer und schwerer geworden, verfiel einer Taubheit. Dumpfer Schmerz ging von seinem zerstörten Muskel an seinem Oberarm aus, breitete sich in seinem gesamten Körper aus, ließ ihn sich wünschen, tot zu sein, anstatt diese Qual zu erleiden. Der verteufelte Wurfstern war vergiftet gewesen!

Seine Sicht verschwamm zunehmend, nur vage konnte er die Schemen der Häuser Amegakures erkennen, allerdings auch nur aufgrund der in den Fenstern leuchtenden Lichter. Auf seinem ganzen Weg hatte er seinen Partner nicht entdeckt, war immer langsamer geworden, fragte sich mittlerweile, ob sein Meister überhaupt einen einzigen Gedanken an ihn, eine 'kleine, nichtsnutzige Ratte, die ihm mit seinen Feuerwerken immer nur im Weg war', verschwendete. Wohl kaum, denn seit dem Anfang ihrer Partnerschaft hatte sich der Suna-nin darüber beschwert, mit ihm in ein Team gesteckt worden zu sein.

Tse, dachte er nun darüber nach, war es sinnlos, nach der Beendigung ihrer Partnerschaft zu fragen, denn Pein-sama würde dem ihm niemals zustimmen, wenn er sogar Sasori abwies. Allerdings brauchte er sich bald keine Sorgen mehr machen, jemals wieder in den unendlich braunen Seen zu ertrinken, die die Augen seines Partners bildeten.

Seine Knie wurden weich, gaben unter ihm nach, ließen ihn auf die Beine sinken und sich Blut spuckend vornüber beugen. Vor seinen Augen konnte er sein Leben an sich vorbeiziehen sehen, jegliche Explosion erkennend, die er je getan hatte... Moment, davon wusste er rein gar nichts! Ihm wurde langsam schwarz vor Seelenspiegeln, jegliche Kräfte verließen seinen Leib, bis er endgültig auf dem Boden lag, die Augen nicht länger offen halten konnte und von unendlicher Finsternis umarmt in die tiefsten Tiefen der Bewusstlosigkeit geführt wurde, die ihn mit größter Wahrscheinlichkeit in den ewigen Schlaf bringen würde. Ein letztes Mal wimmerte er einen ganz bestimmten Namen, der sein Schicksal gänzlich verändert hatte, bevor er unwiderruflich von der Dunkelheit verschluckt wurde: "Sasori no Danna~..."
 

Your poison running through my veins

You're poison

I don't wanna break these chains
 

Mitternacht war schon lange vorbei, als Akasuna no Sasori, unbestrittener Marionettenmeister aus Sunagakure und Mitglied der Organisation Akatsuki, durch die fast vollkommen unbeleuchteten Straßen Ames ging, auf der Suche nach seinem Nichtsnutz von Partner, welcher theoretisch schon vor Stunden hätte an den Toren ankommen müssen. Er war innerhalb des versteckten Dorfes nicht in Hiruko unterwegs, sondern einfach nur in seiner schwarzen weiten Hose, seinem Netzhemd und dem darüber getragenen T-Shirt, hielt das Genjutsu aufrecht, ein ganz normaler Mensch zu sein, nicht eine lebendige Marionette.

Deidara hätte schon längst in der Herberge angekommen sein müssen, in die Pein-sama sie geschickt hatte, ihre Mission durchzuführen. Schon vor langer Zeit. Hatte diese kleine Ratte etwa vergessen, wie sehr er es verachtete, auf irgendetwas oder, wie in diesem Falle, jemanden zu warten? Anscheinend ja, sonst wäre er bereits hier! Oder wollte er ihm absichtlich auf die Nerven gehen, wie er es sonst eigentlich immer unwillkürlich hinbekam, ohne etwas Bestimmtes an seinem ganz normalen Erscheinen abzuändern? Was es war, er verabscheute es!!

Das große Eingangstor kam in Sicht, ließ ihn sich wundern, ob der idiotische Blondschopf noch immer beschäftigt war mit den Anbus. Das konnte allerdings nicht sein, hatte er den großen Knall einer seiner Explosionen gehört. Aber wo war der Junge nur?

"Sasori no Danna~...", hörte er eine leise Stimme flehendlich krächzen, die immer mehr an Lautstärke verlor und gänzlich vom Wind hinfort getragen wurde. Das Dorf kurzzeitig verlassend und ein wenig in den Wald tretend, entdeckte er die Person, die er gesucht hatte, allerdings nicht so, wie er sich erhofft hatte, sie zu finden.

Ohnmächtig lag er auf dem Boden, das Haar offen über ihm ausgebreitet wie ein Fächer, verschmiert mit Matsch, Schlamm und anderer Erde. Sein rechter Arm stand in einem nicht mehr menschlich erscheinenden Winkel von seinem Körper ab, als hätte er sich den Knochen auf schrecklichste Art und Weise gebrochen, der Arm von getrocknetem Blut besudelt, der Mantel der Akatsuki gar nicht mehr vorhanden. Das war aber nicht das Merkwürdigste, denn Deidara war schon häufig recht mitgenommen aufgetreten. Nein, verdächtig war nur die Farbe seines rechten Oberarmes: Er strahlte in einem tiefdunklen Violett!

Ohne großartig nachdenken zu müssen, wusste er genauestens, was mit seinem Partner geschehen war: Vergiftung. Ein tiefes Seufzen trat über die Lippen des ehemaligen Suna-nins; wie konnte sich der Abklatsch eines Nuke-nins nur schon wieder dermaßen in Gefahr bringen? Musste wohl in der Natur der Iwa-nins liegen.

Auf die Knie gehend, drehte er den vornüber gefallenen Leib des Blonden um, schlang einen Arm unter seinem Rücken durch, den anderen unter seinen Beinen, hob ihn auf, erhob sich und trottete schnellen Schrittes wieder hinein nach Ame, auf dem Weg zum Krankenhaus. Auch wenn er sich mit Giften auskannte, sie heilen war nicht seine Stärke. Kurz noch einmal anhaltend, nahm er Deidara sein Stirnband ab, ebenso den Ring, bevor er weiterging, fast schon rannte.

Wieso war ihm das Leben dieses minderbemittelten Idioten auf einmal so wichtig? Wenn er sich ansonsten irgendwelche Verletzungen einhandelte, interessierte es ihn doch auch nicht die Bohne, was sollte das alles dann so plötzlich? Er war eine gefühlslose, ewig lebende Marionette, genau genommen sollte er rein gar nichts empfinden! Warum nur Deidara? Was stellte der blonde Nuke-nin mit ihm an, dass er sich vorkam wie ein Mädchen in Teenagerjahren, das sich furchtbar in den beliebtesten Jungen der gesamten Schule verknallt hatte und wusste, nie auch nur ansatzweise eine Chance zu haben? Da tickte doch irgendetwas nicht richtig in ihm!

Langsam erhellten sich die ersten Laternen – ein Wunder, Amegakure besaß doch noch Technik! Nun war es ihm auch möglich, das nahe stehende Straßenschild zu lesen, auch wenn die heftigen Regentropfen seine Sicht behinderten; ein Glück war sein hölzerner Körper immun gegen Nässe – wenn man an das Hauptquartier von Akatsuki dachte, sollte es auch besser so sein!

Dem Schild folgend, fand er sich schon bald vor den Toren des Krankenhauses wieder. Obwohl man dazu eigentlich nicht Krankenhaus sagen konnte, denn das Hospital sah aus wie ein Bungalow aus dem zweiten Weltkrieg, nur in Übergröße. Ein grauer Kasten, selbst im Licht der Laternen eher wie ein Gefängnis erscheinend, verziert mit schwedischen Gardinen, Schwingtüren aus Holz, wie man sie von einer Küche an Bord eines Kreuzfahrtschiffes kannte. Wie konnten die Menschen nur in so etwas leben, gar gesund werden?!?! Da gefielen ihm die sterilen Räume der Akatsuki sogar besser, und die waren erst hässlich!

Keine Hände freihabend, nutzte er seine Füße, um die Türen zu öffnen und einzutreten, nass bis aufs Holz mit triefenden Kleidungsstücken, die großzügig Wasser in Form einer Pfütze unter ihm verteilten. Die in ein weißes Dress gekleidete Dame an der Rezeption schien zu schlafen, die vorbeikommende Krankenschwester hielt einen Becher schwarzen Kaffees in der Hand und gähnte herzhaft. Wie vertrauenswürdig das alles hier doch erschien! Lieber würde er sterben, als sich hier pflegen lassen zu müssen, wäre er noch ein Mensch!

Nahe an die Rezeption gehend, holte er aus und trat mit dermaßen starker Kraft gegen den hölzernen Tresen, dass ein Loch von einem Meter Durchmesser übrig blieb und er sicherlich das gesamte Krankenhauspersonal aufgeweckt hatte ob des lauten Knalles der Pulverisierung jenes Baumaterials aus Baumstämmen. Die Empfangsdame schreckte aus ihrem Schlaf, schüttelte ihren Kopf, erschlug den Marionettenmeister beinahe mit ihrem langen braunen Haar und öffnete dösend die Augen. Als sie die durchnässten roten Haare und die bedrohlich glühenden Seelenspiegel aus unendlichem Braun vor sich sah, schreckte sie vollkommen auf und fragte in einer piepsigen Stimme: "Was ist passiert?!"

Gott, war die Menschheit blind geworden? "Vergiftung hohen Grades, violett angelaufener Oberarm, Schwäche bis Taubheit mit Ohnmachtfolge eingetreten. Ein spitzer Gegenstand – vermutlich ein Kunai oder etwas in der Art – war in den rechten Oberarm eingedrungen, der anscheinend vergiftet war. Vermutlich geriet er in ein Kreuzfeuer der Anbus und eines Nuke-nins." Mehr wollte er nicht sagen – das war schon verdammt viel für seine Verhältnisse.

"Oh Gott!", schrie die Frau erschrocken auf, ohne überhaupt einen Blick auf den Verletzten getan zu haben. "Eine Barre, schnell!!!", war das nun ein Aussprachefehler?? Meine Güte, was war das hier für ein Personal? Haben die hier die hinterletzten Ureinwohner Iwagakures angestellt? – Ups, Deidara war ja aus Iwa... na ja, das Verhalten war ähnlich.

Anstatt einer Bahre, wurde gleich ein fahrbares Bett gebracht. Ein Krankenpfleger nahm ihm den Blondschopf aus den Armen und schmiss ihn wie einen Stein einfach auf die Matratze, die dies mit einem unzufriedenen Quietschen zur Kenntnis nahm. Umrahmt von einem Arzt, einer Krankenschwester und Sasori, machten sie sich auf den Weg in einen sterilen Raum, in dem es nicht besonders viele Gerätschaften gab als eine Spritze, ein paar Schüsseln, ein Waschbecken, einige Verbände und einen Schrank, dessen Schubladen wahrscheinlich mit blutstillenden und -bindenden Mitteln voll gepackt waren. Besonders groß war diese Kabine nicht, passten sie zu dritt inklusive Schlafstätte auf Rädern nur hinein, indem sie sich fast schon an die Wand quetschten.

Sein Stethoskop über Deidaras Brust führend, seufzte der alte, mit Falten regelrecht gesegnete Mann, als er seine übernatürlich große Hornbrille seinen Nasensteg hinaufschob, seine Gerätschaft wieder von der Brust des ehemaligen Iwa-nins wegnahm und die Ärmel hochkrempelte. "Keine Chance", sagte er in einer dermaßen emotionslosen Stimme, die selbst Itachi Uchiha hätte vor Neid erblassen lassen, "den können wir vergessen, der ist so gut wie tot."

Kaum hatten diese Worte seine Lippen verlassen, spürte Sasori eine ungemeine Wut in sich aufsteigen, die er sich nicht erklären konnte. Hass bildete sich tief in seinem Innern, Hass gegenüber diesem Mann, der einfach so ein Menschenleben abschrieb, ohne überhaupt versucht zu haben, selbiges zu retten. Und dieses Hassgefühl wurde nur noch einmal gesteigert, da es sich um bei diesem Menschenleben um das Deidaras handelte, seinem Partner, seinem Freund, seinem Rivalen, seinem Künstlerkollegen, seinem Ge-..., nein, einem wichtigen Menschen in seinem Leben!

"Wenn Sie nicht SOFORT anfangen, das Gift aus seinem Körper zu schaffen, werden Sie gleich in einem noch schlimmeren Gift verrotten, Sie inkompetentes Arschloch eines Abklatsches eines Arztes!!!", diese Worte mit dermaßen viel Abscheu dem Kittelträger direkt ins Gesicht spuckend, wie er aufbringen konnte, ihm dabei unverwandt in die Augen starrend und bösartig funkelnd, reichte wohl aus, um die Meinung des Mediziners zu ändern.

Zittriger Finger klammerte sich der alte Mann an einer Schüssel fest, zog sie näher an sich heran, ebenso eine zweite, und fing an, Deidaras Arm zu untersuchen, wo es ihm am leichtesten fallen würde, das Gift herauszusaugen, wie Sasori annahm. "W... wenn Sie bitte... draußen warten würden...", stammelte er.

Sich erhebend, glitzerte er den Arzt noch einmal bösartig an, zischte wütend: "Ich rate Ihnen, ihn wiederherzustellen", und verließ den Raum, schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf einen der nahe gelegenen Stühle, wartete ab, dabei immer die Pforte im Auge behaltend, hinter der Deidara gerade untersucht wurde.
 

Your mouth, so hot

Your web, I'm caught

Your skin so wet

Black lace on sweat
 

Mittlerweile waren zwei Stunden vergangen. Wäre Sasori nicht eine lebendige Marionette, wäre er sicherlich bereits eingeschlafen. Die schwarz umrandete Uhr an der vollkommen weißen Wand zu seiner Linken tickte lautstark, als er kurz hinüberschielte und erkannte, dass es bereits halb drei am frühen Morgen war. Normalerweise wäre er jetzt damit beschäftigt, an einer seiner Marionetten zu arbeiten, doch zum einen war sein Hirn auf Hochtouren gelaufen, das Rätsel 'Deidara und mein Gefühlschaos' zu lösen, und zum anderen war es eine denkbar schlechte Idee, inmitten eines Ganges in einem Krankenhaus an ehemaligen Menschen zu bauen, auch wenn es ihm egal war, was die vorbeikommenden Schwestern dachten, allerdings war er mit dem Blondschopf auf einer Mission, deren Fehlschlag eventuell fatal sein könnte.

Kein einziges Geräusch war innerhalb der vergangenen Zeit aus dem Raum gekommen, in dem die verschrumpelte Dattel eines Menschen sich seinem Partner widmete. War dies nun ein gutes Zeichen? Oder etwa nicht? Wieso machte er sich eigentlich so viele Gedanken, ob es dem idiotischen Explosionsverrückten eigentlich gut ging?! Er war sein Partner, nichts weiter, egal, was für Gedanken durch sein Hirn gefahren waren zuvor. Und ein Partner war ersetzbar. Gut, es wäre eine Tortur, sich auf einen neuen Kampfstil einzuspielen, doch das sollte nicht seine Sorge sein. Wieso nur beherrschte dieser junge Shinobi sein Denken? Und wieso bekam er das Graublau dessen Seelenspiegel nicht mehr aus seinem Hirn?!

Mit einem lauten Knarren, welches er beim Eintreten in die kleine Kammer gar nicht wahrgenommen hatte, öffnete sich die Tür. Anstatt, dass wie erwartet der Arzt heraustrat, gesellte sich die Schwester zu ihm, die die ganze Zeit wohl da drin Beistand geleistet hatte. Ihre Hände waren klebrig, auf ihrer Stirn stand der Schweiß. Erwartend blickte er sie mit seinen braunen Augen an, tauchte in ihre violetten, bis sie sich eine ihrer kurzen, blonden Locken aus dem Gesicht wischte und sagte: "Es geht ihm gut. Gerade wird sein Arm verbunden, dann können Sie ihn wieder mitnehmen."

Sie lächelte ihn warmherzig an und erwartete von ihm wohl dasselbe, doch seine Gesichtszüge veränderten sich in keiner noch so kleinen Weise. Innerlich jedoch war er erleichtert, nur war ihm mal wieder unklar, worüber. Freute er sich, dass Deidara außer Lebensgefahr war? Irgendwie schon, aber warum? Sicherlich nur, weil er sich somit keinen neuen Kampfstil in den Schädel hämmern musste. Obwohl..., wäre die kleine Ratte gestorben, wären all seine Probleme mit ihm gegangen!

Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal – er hatte gar nicht bemerkt, wie die Schwester vor ihm sie wieder geschlossen hatte – und heraus kam der alte Kerl, der dermaßen fertig aussah, als wäre die Ausübung seines Berufes einer Mission des S-Ranges gleichzusetzen. Ernsthaft, auf Mitleid konnte er lange warten!

In seinen Armen lag Deidara, dem Anschein nach friedlich schlummernd, eingemummelt in ein dünnes Laken. Sein blondes Haar ergoss sich über seinen Schultern wie flüssiges Gold in Anbetracht des dunklen Lichtes der vergilbten Lampen des Ganges, seine Gesichtszüge wirkten entspannt, seine Lippen standen leicht offen, ihre leichte Nässe ließ sie glänzen. In diesem Augenblick sah er so unschuldig aus wie ein kleiner Engel, der nicht in eine Welt wie diese gehörte, voller Krieg, Hass und Tyrannei... Woher kamen denn diese Gedankengänge? Dieser Depp war ebenso ein Nuke-nin wie er, also gab es damit gar keine Probleme!!

"Er benötigt nur noch etwas Ruhe, morgen dürfte er wieder auf dem Damm sein", versicherte ihm der Arzt, anscheinend noch immer eingeschüchtert von seinem vorhergegangenen Ausbruch. "Er muss über Nacht allerdings nicht hier bleiben. Wenn Sie ihn bitte mitnehmen würden..." Am Ende seines Satzes wurde seine Stimme immer leiser und leiser, bis sie in einem leisen Quieken schließlich unterging. Wenn er das eben Gesagte übersetzte, kam dabei heraus: 'Dieses Krankenhaus behebt nur die Schäden und ist für daraus folgende Probleme nicht zuständig, also lohnt es nicht, die Patienten länger als zur Behandlung hier zu behalten'. Genervt die Augen verdrehend, nahm er also das blondhaarige Mitglied von Akatsuki wieder auf seine Arme, sein Gewicht aufgrund seines gefühlslosen Körpers nicht wahrnehmend, und wandte sich zum Gehen, als ganz leise hinter ihm ein heiseres Fipsen ertönte: "Was die Bezahlung angeht..."

Es war Glück für die Krankenschwester, dass sie sich unbemerkt verzogen hatte, sodass sie, nicht so wie der alte Sack, einem unschönen Angriff von vergifteten Nadeln entkommen konnte. Einige der Senbons steckten in der Wand, doch der Großteil an ihnen hatte sich in den Kittelträger gebohrt, ließen ihn aus den kleinen Löchern bluten. Sasori hatte sich so schnell umdreht, seine hölzernen Fingerkuppen umgeklappt und die tödlichen Waffen verschossen, dass er für Normalsterbliche genauso erschien wie ein Blitz – schnell da und schon wieder weg. Aus großen Augen wurde er angestarrt, doch fielen diese radikal zu, als ein hoher und verdammt lauter Schmerzensschrei über die prüden Lippen trat und durch den Korridor widerhallte. Ein maliziöses Grinsen hatte sich auf das unechte Lippenpaar des Marionettenmeisters gelegt, als er seine Stimme nutzte, die einen rauchigen und verrückten Ton angeschlagen hatte, der ihm als Nuke-nin alle Ehre machte: "Sehen Sie es als Wohltat an! Sie haben der Weltübernahme außerordentlich gut geholfen!"

Damit drehte er sich von dem zusammengesackten und sich auf dem Boden vor Schmerz windenden Mann weg und ging, auch wenn ihm dieses Bildnis sehr gefiel. Leidende Menschen im Allgemeinen gefielen ihm! Ihr Todeskampf, die Angst in ihren Augen um das Wissen des nahe stehenden Endes, all das war eine faszinierende Vorstellung, die seine Opfer ihm immer wieder von neuem gaben, woran er sich nicht satt sehen konnte.

Allerdings gab es noch etwas, woran ihm der Appetit niemals zu vergehen schien. Es war eine seiner Marionetten, groß gewachsen, jung, beseelt mit blondem, gar goldenem Haar bis unter die Schulterplatten, blaugrauen Augen im Glanze des Saphirs, heller, an Elfenbein erinnernder Haut und einem charmanten Lächeln, welches sich augenblicklich in ein diabolisches Grienen verwandeln konnte. Sie war leicht zu formen, bog, tanzte und bewegte sich unter seinem Befehl, tat alles, was ihr aufgetragen wurde, und war männlich. Das einzige, was sie vollkommen von allen anderen Marionetten unterschied, war, dass sie ein lebendiges Individuum war und zufällig in seinen Armen lag, verführerisch in der Pose einer schlafenden Schönheit.

Es war der Moment, in dem Deidara sich kurz in seinen gearbeiteten Armen räkelte, sich näher an seine hölzerne Brust kuschelte und sich mit den Händen in sein mittlerweile wieder getrocknetes, jedoch auch steifes Shirt krallte, dabei leise seinen Namen murmelte, der Sasori klar machte, dass er dem jüngeren Nuke-nin nicht absagen konnte. Auch wenn er seine anmaßende Art nicht leiden konnte, seine Frechheit, seine große Klappe oder seine Kunst, so hatte er ihn in der Zeit, in der sie nun zusammenarbeiteten, zu respektieren gelernt, anzunehmen, zu mögen. Aber war es auch Liebe? Shinobis durften nicht lieben, dessen war er sich bewusst, auch darum, dass er als eine Puppe keine Gefühle besitzen dürfte. Aber wurde diesem merkwürdigen Gefühl nicht nachgesagt, alle Grenzen zu überwinden?

Noch einmal schielte er auf den lebendigen Körper, den er trug, illuminiert von den Laternen der Straßen, die seinen Weg zu ihrem kleinen Hotel säumten. Keine Frage, das junge Mitglied Akatsukis hatte sich in eine Droge für ihn verwandelt, von der er nicht genug haben konnte, immer mehr wollte, trotz seines künstlichen Körpers. Wäre er noch ein Mensch, wäre er wohl schon lange über diesen blonden Adonis hergefallen, allerdings fehlte gewisse Anatomie nun an ihm, die ihm das ermöglicht hätte. Doch fragte er sich, ob Abhängigkeit in diesem Falle als Liebe gelten konnte?

Vor ihm erhob sich das Gebäude des Hotels, das Schild mit dem Namen "Zum Regenfall" beleuchtet von unzähligen Neonlichtschläuchen. Auch diese Tür mit seinen Füßen öffnend, würdigte er dem Portier nicht einmal einen Blick, als er durch das geräumige Atrium mit gefliestem Boden und rot gestrichenen Wänden direkt auf die Treppe zuging und deren Stiegen erklomm. In einen blauen Korridor gehend, öffnete er die Tür mit der Nummer 369 und betrat den dahinter gelegenen Raum.

Kaum hatte er es geschafft, den Lichtschalter mithilfe des Kabels in seinem Bauch umzuschalten und den Raum zu beleuchten, löste er das Genjutsu auf, welches ihn wie einen normalen Menschen erscheinen ließ. Ihn begrüßten türkisfarbene Wände, bemalt mit silbernen Drachen mit roten Augen und gewaltiger Flügelspannweite. Zwei Betten befanden sich an den Wänden, eins zu seiner Linken und eines zu seiner Rechten, neben jedem ein kleiner Nachttisch mit einer Lampe. Das Zimmer führte weiter auf einen kleinen Balkon hinter einer Glastür, rechts von ihm führte eine Tür in ein anliegendes Badezimmer, links stand ein Kleiderschrank.

Sich in Bewegung setzend, legte er Deidara auf dem linken Bett ab, zog ihm seine Oberbekleidung und seine Hose aus, sodass er nur noch Boxershorts trug und seine restliche Kleidung ihren Weg hinab auf den Boden gefunden hatte. Er konnte nicht anders, als sich auf die Bettkante zu setzen und in Begeisterung den makellosen Körper vor sich zu betrachten, jegliches kleine Detail in sein Gedächtnis einzusaugen und nie wieder gehen zu lassen. Wie konnte ein menschliches Wesen nur so anmutig, so bewundernswert, so... schön sein wie Deidara? Das gehörte doch schon verboten!

Es schien, als hätte sich der Verstand des Rothaarigen in diesem Moment verabschiedet, als selbiger eine seiner Hände ausfuhr, sanft durch die goldene Haarpracht strich mit seinen Fingern, so sehr bedauernd in diesem Augenblick, kein Mensch mehr und des Fühlens fast vollkommen unfähig zu sein. Einzig konnte er sich vorstellen, wie weich dieses flüssige Gold wirklich sein konnte, wie zart die Haut des Halses war, über die er nun weiter hinab glitt, die seiner Brust, seines Bauches...

Und mit einem Mal war es da, das Verlangen, seine Lippen auf die des anderen zu legen, ihn zu schmecken, seine lebende Droge zu probieren, von dem Gift zu kosten. Denn das war Deidara, personifiziertes Gift, von dem man einmal trank und augenblicklich in die endlosen Weiten des Universums abdriftete, niemals fähig, eines Tages den Weg zurück wieder zu finden, gefangen in einem endlosen Kreis, der jedem Lebewesen die Fähigkeit nahm, ohne den blonden S-Rang Nuke-nin aus Iwa auszukommen.

Langsam beugte sich Sasori also vor, schloss die Augen halb, die ganze Zeit über auf die sanften Gesichtszüge seines schlafenden Gegenübers starrend, jede noch so kleine Einzelheit in sich aufnehmend und vollständig auskostend. Seine Hand ließ er wieder über den warmen Oberkörper hinaufwandern, legte seine Finger sanft um das Kinn, brachte ihn dazu, seinen Kopf leicht zu beugen, die Lippen weiterhin geöffnet wie schon die ganze Zeit über. "Deidara...", hauchte er leise, unfähig, seine Stimme zu kontrollieren, als er diesen süßen Mund mit seinem verschloss.

Auch wenn er nicht mehr fühlen konnte, schmecken konnte er noch. Und sein blondhaariger Partner schmeckte nach etwas Unfassbarem, etwas, was man nicht eindeutig bestimmen konnte. Seine Zunge begierig über die süßlichen Lippen fahren lassend, nahm er diesen Geschmack in sich auf, konnte einige Nuancen dessen als Erdbeere, Vanille und auch Schokolade und Sahne bestimmen, doch scheiterte mit dem Rest. Jedoch war es dieser Geschmack, der ihn in seinen Bann zog, ihn immer mehr verlangen ließ. Er hatte das Gift gefunden, hatte von ihm gekostet wie Eva einst von dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies, und wollte mehr, wollte, dass nur er das Privileg besaß, diesen einzigartigen Geschmack auskosten zu dürfen.

Ein leises Seufzen löste sich aus der Kehle des Explosionsmeisters, ließ das Herz des Kupferhaarigen für einen Moment des Schlagens aussetzen, machte sich leichter Schock in ihm breit, was wohl passieren würde, würde die Person unter ihm jetzt aufwachen, doch zu seiner Erleichterung war dies nicht der Fall. Nun wäre der Zeitpunkt, abzulassen, doch war die Abhängigkeit viel zu groß geworden, der Wunsch nach mehr nicht mehr länger zu ertragen.

Seine Lippen gegen die zarten des anderen bewegend, führte er seine Zunge, neben seinem Herzen das einzige Organ, das er behalten hatte, durch die noch immer leicht geöffneten Lippen, dirigierte sie langsam und sanft durch den warmen und feuchten Raum dahinter, strich über alles, was sich ihm entgegen stellte, hypnotisiert von diesem Gift, welches hier noch intensiver zu kosten war als nur auf dem Mund. Jedes noch so kleine Detail brannte sich in sein Gehirn fest, würde niemals wieder vergessen werden.

Doch als ein weiteres Seufzen erklang, gerade als er über die Zunge des anderen streichen wollte, um zu sehen, wie intensiv dieses Rauschgift dort auftreten würde, entschied er sich, sich doch zu lösen, auch wenn es ihm verdammt schwer fiel, seiner Droge, neu gefunden und doch schon lange davon abhängig, abzusagen. Deidara schlief weiterhin, nichts wissend von dem, was gerade um ihn herum geschehen war. Noch einen Moment blieb Sasori bei ihm, betrachtete die beruhigte Gestalt, musste wahrhaftig kurz denken, vor sich einen Engel liegen zu haben, der von seiner Wolke gepurzelt war, bevor er sich zu seinem Bett bewegte, sich darauf fallen ließ, mit dem Kabel in seinem Bauch den Lichtschalter an der Wand neben der Tür zum Korridor umschaltete, Licht löschte und an die Decke starrte, seinen Gedanken freien Lauf ließ. War es nun vielleicht doch dieses verbotene Gefühl? Liebe?
 

I hear you calling and it's needles and pins (And pins)

I wanna hurt you just to hear you screaming my name

Don't wanna touch you but you‘re under my skin (Deep in)

I wanna kiss you but your lips are venomous poison
 

Mit einem lauten Stöhnen erwachte Deidara, als seine Nase von den ersten Sonnenstrahlen gekitzelt wurde. Er wollte seine Augen öffnen, doch es gelang ihm nicht, seine Lider zu heben. So blieb er also einfach bewegungslos auf... ja, worauf lag er eigentlich? Es fühlte sich warm und weich an und schien seinen gesamten Körper zu umschließen. War es eine Wolke? Allerdings wagte er, zu bezweifeln, in den Himmel gekommen zu sein. Hatten sie in der Hölle etwa schwarze Wolken? Aber wenn ja, würden diese dann nicht eher hart wie Stahl sein?

Er versuchte, seinen rechten Arm zu bewegen, doch gelang ihm dies nicht. Irgendetwas schnürte seinen Oberarm ab. Vielleicht hatte Luzifer angeordnet, ihn auf einer mit einem Genjutsu versehenen Folterbank festzubinden, weshalb es ihm so weich vorkam. Das wäre dann allerdings stumpfsinnig vom Höllenfürsten, denn ansonsten konnte er seinen gesamten Körper mühelos bewegen! Der Tod war wirklich etwas Merkwürdiges, wie sich herausstellte. Und wie konnte eigentlich die Sonne in der Hölle scheinen?

Das laute Knacken von Holz riss ihn aus diesen abstrusen Gedankengängen, brachte ihn zurück in die Gegenwart, ließ ihn einen ganz wichtigen Fakt realisieren: Er war nicht tot. Aber wie war das möglich? Hatte sich das Gift nicht durch sein System gefressen? Wie konnte es dann sein, dass er überlebte?

Ein erneutes Knacken war die Antwort: Sasori no Danna. Anscheinend hatte der Marionettenmeister ihn gefunden, nachdem er ohnmächtig geworden war. Wie er es geschafft hatte, war ihm eigentlich recht egal, doch allein die Tatsache, dass sein Meister ihn vor dem Tod bewahrt hatte, brachte sein Herz dazu, vor Freude zu schlagen. Konnte dies bedeuten, dass er dem Rothaarigen doch nicht so egal war, wie dieser ihm immer weiszumachen versuchte?

Er wollte sich aufsetzen, doch fehlte ihm dazu noch die Kraft. Einige Millimeter, gar schon ein paar Zentimeter schaffte er, zu überwinden, bevor er wieder zurück auf die Matratze fiel und dort liegen blieb. Kami-sama, wie schwach war er denn? Das Gift musste ihn wirklich ausgezerrt haben, wenn er sich nicht einmal vernünftig aufsetzen konnte. Selbst das Öffnen der Augen wollte ihm noch nicht gelingen!

Er schluckte. Was sollten sie denn nun tun? Wenn er nicht wieder auf die Beine kam, würden sie mit ihrer Mission in Verzug sein und selbst wenn Sasori no Danna sie eigenhändig abschließen würde, würden sie zu spät wieder im Hauptquartier erscheinen, was so viel hieß wie eine Woche lang Folter, Folter und Folter, denn in diesen Beziehungen war Leader-sama wirklich streng. Der Blondschopf wüsste zwar einen Weg, wie man das zeitliche Problem lösen könnte, doch darauf würde sein Meister sich nie einlassen, egal, wie sehr er ihn zu mögen schien. Niemals würde der rothaarige Puppenspieler ihn tragen, in keiner Weise!

Wieso war es nur so verwirrend, Nerven zerrüttend? Wieso hatte er sich damals nur auf die Bedingung eingelassen, bei einer Niederlage gegenüber Itachi dieser merkwürdigen Organisation der roten Wölkchen beizutreten? Hätte er dies nicht getan, hätte er sich auch keine Probleme angelacht, die zum einen seine Sexualität und zum anderen sein Überleben auf dem Spiel stehen ließen.

»So kompliziert...«, dachte er sich, als er seine Zunge über seine trockenen Lippen führte, mit der Intention, selbige zu befeuchten, doch stoppte. Irgendetwas war anders, neu, einzigartig, bezaubernd. Etwas hatte sich verändert an seinen Lippen... Dann verstand er: Ein neuer, eigensinniger Geschmack hatte sich über sie gelegt! Sich mehrfach die Lippen leckend, versuchte er, herauszufinden, was es war, das er da schmeckte, doch konnte er nichts Genaues bestimmen. Er konnte von einer leichten Note Mahagoni berichten, doch war es für Holz verdammt... süß. Irgendetwas stimmte hier doch eindeutig nicht!

Noch einmal jenen Geschmack völlig auskostend, fuhr ein wohliger Schauer über seinen Rücken und mit ihm eine Erkenntnis in seinen Kopf. War dies, wie seines Meisters Lippen schmeckten? Wie süßliches Holz, welches nicht von dieser Erde stammen konnte? Wenn dies wirklich der Geschmack des ehemaligen Suna-nins war, übertraf dieser seine Vorstellungen bei weitem! Allerdings fragte er sich, wieso er dann von dem süßen Mahagoni kosten konnte, wie dieser Geschmack auf seine Lippen gekommen war. Sasori no Danna würde ihn nie küssen... oder? Aber gab es denn einen anderen Weg, solch eine Geschmacksnote auf die Lippen zu bekommen? Eigentlich nicht, oder ihm fiel einfach keiner ein.

Wie dem auch sei, irgendetwas daran war, als würde es ihm unendliche Kraft geben. Wie bei einer Explosion fühlte er sich wie mit Energie aufgepumpt, schaffte es, seine Augen schlagartig zu öffnen und radikal aufzusitzen. Noch einige Male blinzelnd, nahm er erst jetzt seine Umgebung war, sah die bemalten Wände, die Tür zum Badezimmer.

"Danna~?", fragte er einfach in den Raum, sich umsehend, suchend und den Gefragten findend. Das rote Haar war leicht durcheinander, so wie immer, die schokoladenbraunen Augen direkt auf die hölzerne Marionette auf seinem Schoß fixiert, an welcher er mit Hilfe von Schraubendrehern arbeitete, auf der Kante des zweiten Bettes des Zimmers sitzend. Ein leichtes Lächeln spielte sich auf die Lippen des blonden Nuke-nins des S-Ranges und wollte nicht mehr verschwinden - zumindest nicht so schnell. Was auch immer ihn dazu gebracht hat, Sasori hatte ihn gerettet, was hieß, dass er diesem nicht gleichgültig sein konnte. "Arigatou, Sasori no Danna, un."

Die braunen Augen blickten auf von dem hölzernen Gebilde, starrten direkt in die graublauen eigenen, schienen für einen Moment zu verschmelzen. Für Deidara stand die Zeit stehen, unendlich lange schien der Augenblick, Ewigkeiten vergingen, in denen er einfach nur trieb in den Ozeanen unendlicher Schokolade, in die er sich zu blicken so sehr sehnte. Doch schließlich wurde die Schönheit dieses Zeitpunkts mit einem unfreundlichen Schnaufen quittiert, welches eindeutig vom Puppenspieler stammte und sich verdammt nach einem: "Hmpf", anhörte.

Diesem Thema absagend, war es sowieso sinnlos, jegliche vergangene Aktivitäten mit dem ehemaligen Suna-nin zu besprechen, wandte Deidara seinen Blick ab, starrte die Wand neben der Tür zum Badezimmer an. Auch wenn die Frage nach diesem Geschmack auf seiner Zunge brannte, traute er sich nicht, selbige auszusprechen. Er wusste nicht, wie Sasori no Danna auf eine solche Frage reagieren würde. Auch wenn er Nuke-nin war und auf jegliche Moral verzichtete, Homosexualität war selbst unter Kriminellen etwas, was als abartig angesehen wurde. Würde sein Gegenüber auch so reagieren? Würde er sich von ihm abwenden, wenn er wüsste, dass er auf Mitglieder des männlichen Geschlechtes stand? Würde er sich vor ihm ekeln, ihn abartig finden? Würde er überhaupt nichts machen? Bei dem Rotschopf wusste man nie, wie er reagieren würde, war er unberechenbar wie eine Wolke am Himmel.

"Geh duschen, danach brechen wir auf und beenden diese Mission", kam ein Grummeln von dem Puppenspieler, der sich wieder der Marionette auf seinen Oberschenkeln zuwandte – Kaori, wenn Deidara sich recht erinnerte, ehemals eine Kunoichi aus Amegakure, von Kisame und Itachi mitgebracht, die sich partout nicht ergeben wollte und nun als eine Holzpuppe auf ewig existieren würde. An der tiefen Tonlage konnte man erkennen, dass Sasori schlechter gelaunt war als sonst, weshalb Deidara lieber keine Widerworte aufbrachte und einfach dem Wink seines Meisters folgte.

Vorsichtig und doch zügig von der Bettkante gleitend, stand er auf wackeligen Beinen inmitten des Hotelzimmers, erkämpfte seine Balance, bevor er sich bedächtig der Badezimmertüre näherte. So fit wie er sich vorkam, war er wohl doch noch nicht. Sich kurz an der Klinke festhaltend, drückte er selbige hinunter, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und betrat das anliegende Badezimmer, die Türe wieder schließend, sich nicht der dunkelbraunen, leicht glasigen Augen bewusst seiend, die sich an seinen Rücken geklebt hatten.
 

Your poison running through my veins

You're poison

I don't wanna break these chains
 

Die dunklen Regenwolken hatten sich im Laufe der Nacht verzogen. Vereinzelt traten noch einige graue Flecken im blaugrauen Himmel auf, doch die warm scheinende Sonne verwandelte den Morgen in den eines sommerlichen Tages – so sommerlich, wie es in dem hinter dem Regen versteckten Dorf nur sein konnte. Selbst zu solch früher Stunde waren bereits Unmengen von Menschen auf den Straßen, die Geschäfte hatten ihre Türen weit geöffnet, während im umliegenden Waldgebiet der Tau von den Blättern tropfte.

Akatsuki war in Ame weitgehend bekannt, war Pein, der Anführer dieser Organisation von Schwerverbrechern, schließlich von hier. Doch niemandem schienen die überdimensional großen Strohhüte aufzufallen, deren Besitzer sich durch die Menschenmassen kämpften und versuchten, um jeden Preis ihr Ziel zu erreichen. Selbst die schwarze Kutte mit roten Wolken des einen wurde nicht bemerkt, obwohl selbige doch mehr als nur sichtbar war. Kam es vielleicht, weil Sasori kleiner war als die anderen und somit kaum aus der Menge herauszupicken war? Vielleicht.

Deidara war schon ungefähr zehn Meter weiter als sein Meister, hatte aufgrund seiner großen Statur keinerlei Probleme, sich durch all diese ihm unbekannten Personen zu schieben. Vor ihm erschien das Ende dieses Stroms von Lebewesen in Form der Nebenstraße, die sie zu ihrem Ziel führen würde. In selbige biegend, wartete er seinen Strohhut abnehmend auf den Marionettenmeister, welcher zwei Minuten später auch schon neben ihm stand, seinen Hut abnahm und unter seinem Atem nicht jugendfreie Flüche ausstieß. "Baut Euch doch größer, Sasori no Danna", neckte er den Älteren, nicht darauf eingehend, dass er ihn somit wahrscheinlich noch wütender machte, "dann dürftet Ihr keine Probleme mehr haben, Euch durch so was zu kämpfen, un."

Der Blondschopf rechnete mit allem. Er war darauf vorbereitet, getreten, geschlagen, gehauen, geschmissen, perforiert, zerschnitten, von Gift überkippt oder Kunais durchbohrt zu werden, doch nicht auf das, was wirklich kam: Entgegen allen Vorstellungen grinste der Puppenspieler ihn an und sagte in seiner ruhigen, seinem Gesichtsausdruck rein gar nicht entsprechenden Tonlage: "Danke, die Idee gefällt mir, Deidara. Endlich hast du mal was Brauchbares von dir gegeben, mach weiter so!" Damit schritt er von dannen, ließ einen verwirrten Nuke-nin aus Iwagakure zurück, der nicht so ganz verstand, wie ihm geschah. Was hatte sein Meister denn nun schon wieder vor? Dass es nicht war, um sich durch die Menschenmengen zu schaufeln, war ihm gleich durch dieses merkwürdige Grinsen klar geworden. Was plante sein Partner nur schon wieder...?
 

Poison
 

Radikal stoppte Sasori in seinen Schritten, brachte Deidara dazu, direkt in ihn hinein zu laufen. Vor ihnen erhob sich der Ort, in dem sich ihre Zielperson befand: ein Anwesen von der Größe von Schloss Neuschwanstein, in jegliche nur erdenkliche Himmelsrichtung verwinkelt, verknotet und im Allgemeinen hässlich. Anscheinend liebten die Bewohner dieser Ortschaft die Farbe grau – oder die Bewohnerin dieses Gebäudes hatte das Krankenhaus erbauen lassen, was natürlich alles erklären würde.

Genervt schnaubte der Rothaarige. Konnte sein Hintermann nicht wenigstens ein einziges Mal aufpassen, besonders jetzt, wo er daran war, ein Chakranetzwerk in seinem unechten Körper zu bauen, durch welches er fähig sein würde, zu fühlen? Anscheinend nicht, denn der Blondschopf klebte nun an seinem Rücken wie Schweiß an der Stirn eines Marathonläufers nach einem Sprint über vierhundert Metern. Allerdings hatte dies etwas Positives: Sein Chakrasystem funktionierte, denn er konnte Deidaras Wärme wahrhaftig fühlen! Bald, bald würde er alles von seiner Droge in jeglicher Art und Weise wahrnehmen können, würde in jedem nur möglichen Weg von diesem süßen Gift kosten können. Und das war es, was ihn im Moment am meisten freute, nicht die Tatsache, dass ihre Mission nun vor ihrer Vollendung stand.

Das metallene Tor von mindestens vier Metern Höhe öffnete sich wie von Geisterhand geführt, je länger der ehemalige Suna-nin davor stand und darauf wartete, Deidara von sich los zu werden. Auch wenn das Chakragebilde, welches sein Nervensystem ersetzen sollte, noch nicht fertig aufgebaut war, so konnte er eindeutig den Blonden hinter sich fühlen und in diesem Moment ging ihm die Fähigkeit dazu mächtig auf den Wecker! Die betörende Wärme, die von dem jungen Leib des anderen Nuke-nins ausging, wirkte verzaubernd auf ihn, nahm ihn ein, war daran, ihm seinen Verstand zu rauben, doch konnte er sich noch rechtzeitig auf die Aufgabe besinnen, die vor ihnen lag. Allerdings dauerte es zulange für seinen Geschmack, und er hasste es, warten gelassen zu werden: "Deidara! Geh. Von. Mir. Runter! Jetzt!!!"

Augenblicklich war die Wärme von ihm verschwunden und sein Partner tauchte neben ihm stehend wieder auf. Auch wenn er gewollt hatte, den anderen nicht mehr an sich zu haben, so fühlte er sich mit seiner Abwesenheit an seinem Körper verlassen, einsam, verkommen, kalt. Als wäre alles, was er hatte, mit Deidaras Verschwinden von ihm genommen worden. Leicht und unbemerkt schüttelte er den Kopf; das war doch unsinnig, irrational und dumm. Sein Partner war wie ein Gegenstand, wertvoll, den es zu besitzen galt, nichts weiter. Liebe existierte nicht für ihn, er war eine gefühlskalte Marionette! Andererseits... warum bildete er dann extra für die Berührungen des anderen ein Nervensystem aus Chakra? Verdammt, wieso war das alles nur so kompliziert?!

Deidara war ein Mann, er war eine Marionette, vorangehend trotzdem männlichen Geschlechtes. Das konnte gar nicht sein, das war das höchste Tabu auf Erden! Auch wenn Nuke-nins sich einen Dreck um Moral und Anstand scherten, das Schwulsein wurde als inakzeptabel und schwach angesehen! Homosexualität war in jedem Falle ein Zeichen von Unfähigkeit! Nicht die Form von Beischlaf, sondern jenes Gefühl der gegenseitigen Anziehung war es, die verabscheut wurde. Nein, darauf konnte er sich nicht einlassen, würde es nie!

"Sasori no Danna, wollt Ihr nicht rein gehen, un?", die samtene Stimme Deidaras riss ihn aus seinen endlosen Gedankengängen, sich einzugestehen, schwul zu sein. Richtiggehend schwul zu sein. Doch allein diese Stimme, die ebenso von Gift getränkt war wie sein gesamter Körper, brachte sein Weltbild ungemein ins Wanken. "Ich denke, die Hausherrin hat auch nicht ewig Zeit für uns, oder?"

Ohne eine Erwiderung schritt Sasori an seinem Partner vorbei, ihm nichts von seinem inneren Tumult offenbarend. Seine Füße führten ihn über den mit Kies ausgelegten Weg, vorbei an unzähligen Hecken bis hin zum Hauptgebäude, an dessen riesiger Eichentür er stehen blieb, sein Partner direkt hinter ihm. Seinen Arm hebend, griff er nach dem Ring, der aus dem Maul eines Löwen herausblickte, nutzte diesen altertümlichen Klopfer, um die Aufmerksamkeit der Bewohner jener großen Hütte auf sich zu ziehen. Es dauerte nicht lange, bis Schritte ertönten und die Tür unter einem Knarren geöffnet wurde.

Ihnen begegnete ein noch leicht verschlafen wirkendes Dienstmädchen von geschätzt neunzehn Jahren, bestückt mit braunen Augen und violettem Haar, einer Wespentaille und einer kaum vorhandenen Oberweite. Die an einen Kimono erinnernde Tracht, die sie trug, erinnerte an einen Bademantel, hing an ihr herunter, als sei sie mindestens drei Nummern zu groß. Sich noch einmal über die Augen reibend, gähnte sie: "Guten Morgen, meine Herren. Was ist Euer Anliegen?"

Sasori erhob seine Stimme – würde Deidara solche Gespräche übernehmen, würden die Missionen erst recht fehlschlagen: "Wir sind Bekannte von Lady Watanabe. Wenn Sie uns bitte einlassen würden, wir waren mit Ihrer Lordschaft verabredet." Ohne auf eine Antwort zu warten, packte er des Blonden sein Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her ins Atrium, welches genauso aussah wie das Haus von außen: grau, grau und nochmals grau. Wirklich ziemlich trostlos.

Auf schnellen Sohlen verschwand die Magd, schien sich in der Küche verstecken zu wollen, als ein verwuschelter Braunschopf die Treppen hinab stieg, auf die beiden Mitglieder Akatsukis zukam. Das Kleid, das die Dame trug, war rot, an den Seiten aufgeschnitten, ließ einen großzügigen Blick auf ihre Beine zu. Der Ausschnitt war groß, beinahe quollen ihre überdimensionalen Brüste heraus, vor denen man sich wahrhaftig fürchten musste, erschlagen zu werden. Ihre Augen strahlten in einem dermaßen hässlichen Grün, dass man dachte, man hätte die Farbe aus Sumpfwasser hergestellt.

"Dass die nicht nach vorne überfällt...", murmelte Deidara, wahrscheinlich eher zu sich selbst, doch Sasori konnte nur zustimmen. Diese Brüste in Übergröße sahen schon mehr als nur ekelhaft aus! Wie konnten nur manche Männer auf so was abfahren?! Schwul zu sein, war vielleicht doch gar nicht mal so schlecht, denn irgendwie gab es immer besser aussehende Männer als Frauen. Im Moment standen sich Deidara und die Fürstin Kumi Watanabe gegenüber – dass Deidara in den Augen des ehemaligen Suna-nins mit hunderttausend zu null gewonnen hatte, war nicht erwähnenswert.

"Verzeihung, was führt euch zu mir?", fragte sie in einer mehr als nur genervten Stimme, die ihre Antipathie mehr als nur deutlich hervorbrachte. Allein von ihrer Tonwahl her wussten die beiden Nuke-nins, mit was für einem Kaliber sie es zu tun hatten: einer eingebildeten Kuh, die alle Leute herumschubst und für sich arbeiten lässt, um selbst ein schönes Leben führen zu können. Sie tat ihm gar nicht Leid, gleich ihren Tod erleben zu müssen – als wenn ihm das schon mal bei irgendjemandem Leid getan hatte, päh! Was hatte sie auch zu viel Macht gesammelt, dass Leader-sama sie loswerden wollte? Klassischer Fall von selber Schuld. "Seht ihr beiden denn nicht, dass ich beschäftigt bin?" Womit denn, Haare kämmen? Für Sasori erschien sie eher unbeschäftigt. "Verzieht euch, damit ich weitermachen kann!"

Seinen Kopf in ihre Richtung nickend, befahl er seinem Kollegen wortlos, das hier zu Ende zu bringen. Lange würde er eh nicht mehr auf dieses... Ding da vor ihm starren können! Das war wohl schon Körbchengröße J, was die da hatte! Widerlich, einfach widerlich! Nun, wo er sich konfrontiert sah mit dem Traum der meisten schlaflosen Nächte der männlichen Eminenz, war es ihm vollkommen egal geworden, was die Thematik der Homosexualität für ihn bereithielt. Lieber schwul sein, als unter solchen Bergen begraben zu liegen!!
 

One look (One look) could kill (Could kill)

My pain, your thrill
 

Ohne Umschweife machte Deidara sich auf zu ihr herüber. Sicherlich würde er die Kuh in die Luft sprengen, schließlich war es das, was er immer machte. Der Rothaarige kam nicht umhin, seinen blondhaarigen Partner aus seinen Augenwinkeln heraus zu beobachten, erstmals diesen grazilen Gang des anderen erkennend, wie er sanft mit seinen Füßen bei jedem Schritt unwillkürlich abfederte, wie er leicht seine Hüften schwang, wie sein Haar hinter ihm her wehte...

Und mit einem Mal stand seine Welt vollends kopf. Wie lange ging das nun schon so? Wie lange beobachtete er Deidara schon so, dass sich in ihm der Wunsch festigte, mehr zu sein für diesen Menschen? Dass er sich wünschte, sich niemals zu einer Marionette gemacht zu haben, sondern ein Mensch zu sein, ein Mensch, wie Deidara einer war, fähig jeglicher Gefühle, ohne irgendwie improvisieren zu müssen? Woher kam die Sehnsucht, die glatte Haut zu spüren, woher kam der Wunsch, diese süßlich giftigen Lippen mit den seinen zu versiegeln? Woher kam das Verlangen, den jungen Mann unter sich zu haben, die helle Haut von Schweiß bedeckt, die Augen glasig und von Lust überzogen, die vollen Lippen gerötet und offen stehend, das Haar geöffnet über die Kissen verteilt, die Hände in das Laken des Bettes gekrallt und die Beine angewinkelt? Woher kam die Begierde, in diesem Körper zu sein, die Hitze um sich herum zu spüren, ekstatische Laute mit jeder noch so kleinen Bewegung aus dem anderen herauszukitzeln und ihn ins Paradies auf Erden zu führen? Was geschah mit ihm, das ihn dermaßen veränderte, ihn solche Dinge empfinden ließ und sogar eine Welle von Hitze durch seinen hölzernen Körper schoss?

Er wollte sich von seiner Umwelt lösen, wollte ganz woanders sein, allein mit seinem Partner, irgendwo im Nirgendwo, in einer Welt, in der es nur sie beide gab, in der niemand sie stören konnte. Eine Traumwelt, die nur sie beide in ihr zuließ, sonst niemanden. Ein Ort, an dem sie ein Ganzes waren, nichts halbes, keine zwei Personen, eins.

Allein diese Gedanken, diese Wünsche, diese Sehnsüchte offenbarten ihm, was er so lange versucht hatte, zu dementieren. Er liebte Deidara. Er war nicht einfach ein Gift, ein Rauschgift, eine Droge für ihn, die niemand sonst besitzen durfte als er. Er war nicht einfach etwas, wovon er abhängig war. Er war nicht etwas, wovon er besessen war. Deidara war etwas, was er zum Überleben brauchte!

Die Realisation dessen traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht, ließ ihn erschrocken keuchen, die Augen weiten, vergessen, seinen Mund zu schließen. Unfähig eines weiteren klaren Gedankens blickte er auf den Blonden, sah, wie er vor der Furie anhielt, ihre Hände ergriff. Was genau hatte er vor? Was wollte Deidara damit erreichen? Wieso hielt er sie dermaßen in einem schraubstockartigen Griff fest, dass sie zwar nicht fliehen, er aber auch keine Waffen benutzen konnte?

Dann sah er, was der Nuke-nin aus Iwagakure plante. Langsam beugte er sich vor, die graublauen Augen eiskalt, seine Gesichtszüge ausdruckslos, kalt, unlesbar. Immer mehr Zentimeter überwand er, näherte sich der sich zu wehren versuchenden Frau, doch war es ihr unmöglich, vor ihm zu fliehen. Schließlich geschah das, was Sasoris Herz zerriss. Deidaras Lippen lagen auf denen der Frau.

Auch wenn dies nur ein kurzer Augenblick war, genügte dieser, um Sasori auf die Knie zu zwingen, nicht mehr fähig, irgendetwas anderes zu tun als gedankenverloren geradeaus zu starren. Er hatte verstanden, was er für Deidara empfand, hatte sich selbst eingestanden, schwul zu sein, hatte sämtliche Tabuformen verletzt, nur um zu sehen, wie die Person, in die er sich als eigentlich gefühllose Marionette verliebt hatte, eine hässliche Frau küsste...?

»Deidara liebt mich nicht.« Allein dieser Gedanke durchzog seinen Kopf, regierte sein ganzes Denken, ließ ihn sich unheimlich schwach vorkommen. Er war ein Nuke-nin, verdammt! Ein Mitglied von Akatsuki!! Er stand über den Dingen, war ein kaltblütiger Killer, der sich um nichts und niemanden als sich selbst scherte! Andere waren ihm egal, solange sie seinem eigenen Wohl nicht im Wege standen! Was war nur mit ihm geschehen innerhalb dieser wenigen Sekunden? Wie konnte ein einziger Moment all das über den Haufen werfen, wofür er so viele Jahre lang gelebt hatte?

Lange hatte dieser Kuss nicht gedauert, doch für den Marionettenmeister schien er eine Ewigkeit gebraucht zu haben, beendet zu werden. Mit Angst erfüllten Augen blickte die Fürstin in die graublauen Deidaras, welchem ein maliziöses Grinsen auf dem Gesicht stand. Sie schnell loslassend, formte er ein Handzeichen. Schon im nächsten Augenblick war von der Frau nicht einmal mehr ein Silikonkissen übrig, doch das beruhigte Sasori nicht im Geringsten. Allein zu sehen, wie Deidara jemand anderen küsste als ihn, hatte sein Herz, das in dem Zylinder in seiner Brust unverwandt schlug, entzwei gerissen. Er fühlte sich leer, hilflos, tot. Und nun diese tiefen Seelenspiegel auf sich zu haben, verschlechterte seine Lage noch weiter.
 

I wanna love you but I better not touch (Don't touch)

I wanna hold you but my senses tell me to stop

I wanna kiss you but I want it too much (Too much)

I wanna taste you but your lips are venomous poison
 

Angewidert fuhr Deidara mit seiner Hand über seinen Mund. Er wollte ja ausprobieren, ob es funktionierte, allerdings wagte er zu bezweifeln, dass er es immer wieder so machen würde. Zwar hatte die Entwicklung von C-5 ihm einige schlaflose Nächte beschert, doch dies war eindeutig nicht unbedingt etwas Schönes, was getan werden musste, um selbiges einsetzen zu können!

C-5 bestand, ähnlich wie C-4, aus mikroskopischkleinen Bomben, die er durch das Kauen auf Ton mit seinem richtigen Mund erschuf und dann mithilfe des Kontaktes zu anderen Lippen in den Körper seines Opfers übertrug, wo sich die Bomben in übernatürlicher Geschwindigkeit im gesamten Körper einnisteten, in jede Ader gingen und jegliche Abzweigung der Chakrawege besetzten. Doch anders wie alle seine Bomben, waren die aus C-5 welche, die implodierten.

Doch nun war er sich todsicher, so etwas nur noch zu machen, wenn es wirklich keinen anderen Ausweg gab, sah man davon ab, sich selbst in die Luft zu sprengen. Der Geschmack von Lippenstift auf seinen Lippen war hartnäckig, wollte und wollte einfach nicht vergehen, egal, wie oft er sich über den Mund strich, wie oft er spuckte. Es ging nicht, er konnte den Geschmack nicht übertönen. Sobald sie wieder im Hotel wären, um ihre Sachen zu packen und sich zurück zu begeben zum Hauptquartier, würde er wohl erst einmal mindestens eine Stunde Zähne putzen müssen!

Trotz allem drehte er sich mit einem Lächeln auf den Lippen um, war froh, dass seine neue Erfindung funktionierte, wollte glücklich vor seinem Meister damit angeben, doch kaum sah er die zusammengekauerte Gestalt des Marionettenspielers, wandelte sich sein Gesichtsausdruck zu einem verzweifelten aus purem Schock. So schnell er konnte, rannte er zu ihm, hockte sich genau vor ihn, war der Versuchung gegenüber gestellt, sein Gegenüber einfach in den Arm zu nehmen, ihn zu drücken und ihm gut zuzusprechen, doch wusste er, dass er das nicht konnte. Es war verboten, nicht nur von den Nuke-nins im Allgemeinen, sondern noch besonders vom Anführer Akatsukis. Jegliche Beziehungen mit einem anderen Mitglied außer Partnerschaft waren unerwünscht und sollten solche Fehltritte bemerkt werden, wurde man umgebracht. Es gab keine Entlassung aus der Organisation, wusste man zu viel, wurde man ausgelöscht, sodass man niemandem mehr irgendetwas verraten könnte.

"Sasori no Danna, ist alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig, seine Stimme zittrig und unsicher. Sein Herz schlug verschnellt in seiner Brust, pumpte neben seinem Blut ebenso Adrenalin durch seinen Körper, ließ ihn die Angst, die er um den Rotschopf hatte, nur noch deutlicher spüren, als er sowieso schon tat. Mit seinen Augen suchte er die gesamte Erscheinung vor sich ab; wäre Sasori ein Mensch, wäre er nun noch blasser, als er sonst bereits war. "Geht es Euch gut, un?"

Braune Augen blickten in seine. Erschrocken wich Deidara etwas zurück. Diese Emotionen, die er in ihnen sah, sie wirkten so unwirklich, warfen ihn aus der Bahn. Angst, Trauer, Hass, Zorn, Eifersucht, Schmerz; wo kamen diese Empfindungen her? Wieso brachen sie aus Sasori heraus? Was hatte all das zu bedeuten? Zum einen freute es ihn ja, dass der andere sich ihm endlich, nach jahrelanger Partnerschaft so weit öffnete, jedoch ergriff die Sorge um ihn die Oberhand. Doch wurde selbige von tiefer Verwirrung weggewaschen, als er ein Klatschen vernahm, sein Kopf mit voller Wucht zur Seite gedreht wurde und eine starke Pein sich auf seiner Wange ausbreitete. Der ehemalige Suna-nin hatte ihn geschlagen, hart, doch erschien es ihm verzweifelt und schwächlich zugleich, als ob etwas im Innern des Nuke-nins ihm gegenüber zusammengebrochen wäre.

"Wie konntest du?", zischte sein Danna bedrohlich, doch klang es eher elend, gebrochen. Die braunen Seelenspiegel schienen sich in seine zu bohren, als Deidara seinen Kopf wieder zu seinem Meister drehte, sich die schmerzende Wange haltend. Alles an Sasori schien merkwürdig, sodass er der Annahme war, wäre er ein Mensch, würden Tränen über seine Wangen rinnen in unaufhaltsamen Strömen.

Er selbst spürte, wie die feuchten Perlen sich in seinen Augen ansammelten und daran machten, über sein Gesicht hinabzukullern. Sein Herz verkrampfte sich, weiter zusehend, wie die Person, in die er sich trotz allen Tabus verliebt hatte, Höllenqualen litt, und er nicht verstand, weshalb dies so war. Was konnte er schon dagegen tun? Es verwirrte ihn, machte auch aus ihm nichts weiter als einen Schatten seiner Selbst, aus dem nun jegliche Gefühle sprudelten, die sich seit Jahren in ihm angestaut hatten: "W-... was meint Ihr, S- Sasori no Danna? Ich... ich verstehe Euch nicht!"

Seine eigene Stimme klang noch schwächer als die des anderen, brüchig. Immer wieder stockte er zwischen seinen Worten, musste neu anfangen. Seine Tränen liefen unaufhaltsam über sein Gesicht, benetzten den Fußboden unter ihnen, verdunkelten kleine Stellen darauf. Es zerschlug, zerstörte ihn, so etwas zu erleben! Er wollte den Marionettenspieler nicht so aufgelöst erleben, wollte, dass er in seinem Element war, der Kunst nacheiferte, ihn anschrie und ausschimpfte, einfach er selbst war! Nicht so, nicht, als wäre er bereits verstorben!!

Sasori schien von seinen Worten, seiner Stimme zurückgehalten zu werden, zurückgebracht in die Realität, wenn auch nur einen Moment lang. In die schokoladenbraunen Augen trat ein Glitzern von Fraglichkeit, gar Fassungslosigkeit, doch schwand selbiges wieder für diesen unsagbaren Schmerz, der Deidara innerlich zerriss.

Mit einem wehleidigen Keuchen fand er sich auf dem Boden liegend wieder, den Rücken auf den gräulichen Kacheln, das blonde Haar über selbige in einem starken Kontrast verteilt, die Beine leicht gespreizt, seine Hände neben seinem Kopf, die Handgelenke fest umschlungen von Sasoris Fingern. Mit vor Angst leicht geweiteten Augen blickte er hinauf, hoffte, aus den Seelenspiegeln des anderen lesen zu können, was nun mit ihm war, doch waren sie zu ihrem ursprünglichen Zustand zurückgekehrt, emotionslos und kalt. Innerlich seufzte Deidara erleichtert. Sein Meister beruhigte sich wieder. Wenn er dafür leiden musste, so sollte ihm das recht sein...

Doch diese Gedanken wurden im nächsten Augenblick bereits wieder weggewischt, als sich ein Bein zwischen seine schob, ein Knie ganz nah an seinen Schritt kam. Seine Wangen verfärbten sich rot, seine Augen zeigten Verwirrung und Furcht, sein Herz schlug verschnellt, weitere Tränen liefen von seinem Gesicht und trotz der momentan herrschenden Situation wurde ihm innerlich verdammt warm. Er wollte fragen, was seinen Danna dazu bewegte, öffnete seinen Mund, wurde jedoch von zwei Fingern auf seinem Mund davon abgehalten, als seine Hände über seinen Kopf gezerrt und nur noch mit einer Hand umklammert wurden.

"Wie konntest du sie nur küssen?", Sasoris Stimme klang nun nicht mehr gebrochen und schwächlich, sondern heiser und anderweitig verzerrt. Deidaras Augen weiteten sich, als die braunen Seelenspiegel ihm immer näher kamen, sich ihre beiden Nasenspitzen berührten, nur noch wenige Millimeter ihre Münder von einander trennten. Sein Herz gewann an Geschwindigkeit dazu, schlug noch schneller, war daran, aus seiner Brust zu springen. War dies ein Traum? Bildete er sich das ein? Das hier konnte doch nicht real sein, Sasori würde so etwas nie fragen oder tun! ...Oder?

Es war kein Traum, wurde ihm diese Tatsache bestätigt, als er die überraschenderweise warmen Lippen seines Gegenübers auf seiner Haut spürte, wahrnahm, wie sie über seine Wangen glitten und ihm die Tränen wegküssten. Keinen Moment später hauchte sein Meister einige Worte über seine eigenen Lippen, ließ ihn kurz zittern, gefiel ihm dieser warme Atem des anderen: "Ich bin der einzige, den du küssen darfst, niemanden sonst!" Damit wurden seine Lippen von denen seines Meisters verschlossen.
 

Your poison running through my veins

You're poison

I don't wanna break these chains
 

Poison (Yeah)
 

Ein überraschtes Seufzen drang über Deidaras Lippen, wurde jedoch augenblicklich vom gierigen Munde des Rothaarigen verschluckt. Eine Woge von Glücksgefühlen durchflutete seinen jungen Körper anhand dieses Ereignisses, von der er schon so lange geträumt, sich jedoch niemals vorgestellt hatte, es eines Tages wirklich zu erleben. Jegliches Bedenken, all die Sorgen, die er sich immer und immer wieder gemacht hatte, verschwanden vollkommen wie bei einer Implosion, jegliche Angst um seines Meisters Zustand löste sich in Luft auf.

Er wehrte sich nicht, ließ zu, geküsst zu werden, verlor sich selbst unter diesen sanften Lippen, vergaß, was es hieß, irgendetwas anderes zu tun, irgendjemand anderen bei sich zu haben. Nur noch Sasori interessierte ihn. Langsam schloss er seine graublauen Augen, gab sich den Gefühlen von Glückseligkeit und Liebe hin, die ihn durchströmten.

Der Griff um seine Handgelenke wurde lockerer, verschwand ganz, gab ihm die Möglichkeit, seine Arme um Sasori zu schlingen, ihn auf sich zu drücken und mit seinen Fingern sanft über seinen Rücken zu geistern, wohl wissend, dass dieser nichts davon wahrnahm. Doch als ein leises Keuchen über das Bollwerk Sasoris Lippen trat, wurde sich der ehemalige Iwa-nin schlagartig einer Sache bewusst: Sasori konnte ihn fühlen, konnte spüren, was er tat! Schon allein dies stachelte ihn an, seine Lippen verlangender gegen die des anderen zu bewegen, ihn so zu küssen, wie er noch nie jemanden geküsst hatte.

Der Druck, den er ausübte, wurde von einem stärkeren erwidert, je mehr Kraft er aufbrachte, desto stärker war die Antwort darauf, ließ ihm keine Chance, auch nur irgendwie im Ansatz die Dominanz zu gewinnen, doch war ihm dies egal, vollkommen egal, als er die Hände des Rothaarigen spürte, wie sie unter sein Shirt wanderten, über seine erhitzte Haut strichen und ihm ein wohliges Stöhnen entlockten, gleichwohl seine Zunge an seinen Lippen spürte, sie über sie lecken fühlte, der wortlosen Frage nach Einlass mit dem Öffnen seines Mundes antwortete.

Begierig wanderte die fremde Zunge in seinen Mundraum, strich über alles, was sich ihr in den Weg stellte, kostete ihn aus, brauchte ihn dazu, sein Wohlgefallen durch erneutes Stöhnen preiszugeben. Und als die Zunge seines Geliebten die eigene berührte, vergaß er alles um sich herum, wurde alles endgültig aus seinem Verstand gelöscht. Augenblicklich ließ er sich auf einen Tanz ihrer Zungen ein, focht mit Sasori einen Kampf aus, den er unmöglich gewinnen konnte, in dem er sang- und klanglos unterging. Doch allein die Tatsache, diesen einzigartigen Geschmack des anderen schmecken zu können, war es ihm wert. Allein das süße Mahagoni, das Gift des Skorpions mit seiner Zunge aufzunehmen, war all die Schmerzen der Vergangenheit wert.
 

I wanna love you but I better not touch (Don't touch)

I wanna hold you but my senses tell me to stop

I wanna kiss you but I want it too much (Too much)

I wanna taste you but your lips are venomous poison
 

Sie verloren sich immer mehr, verschwanden in eine eigene Welt, nahmen nichts weiter mehr war als sich selbst. Allein ihr Beisammensein genügte, um all ihre Gefühle gegenseitig zu zeigen, zu offenbaren, machte alle Worte der Welt überflüssig. Zusammen tauchten sie allein durch diesen Kuss auf den Grund des tiefsten Ozeans, flogen über die höchsten Wolken, erklommen den steilsten Berg. Sie fühlten sich stark unzertrennlich, unsterblich, einzig durch diesen einen Kuss.

Doch es interessierte niemanden, wie viel mehr sie wollten. Sasori brauchte nicht atmen, Deidara hatte jenes Defizit, Sauerstoff zu benötigen. Schwer keuchend, löste er seine Lippen von denen seines Meisters, legte seinen Kopf in den Nacken, schnappte hart nach Atemluft, knallrot angelaufen im Gesicht.

Sasori sah ihn an, blickte direkt auf die graublauen Augen, die leicht verschleiert wurden von den Empfindungen, die sie beide durchfuhren in jenem ewig dauernden Moment der höchsten Glückseligkeit in ihrem eigenen verheißenen Land. Ein warmes, ehrliches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Nun war es ihm vergönnt, immer und immer wieder von dem süßen Gift zu kosten. Dem süßen Gift mit dem Namen Deidara, dem einzigen Gift, dem eine menschliche Marionette nicht zu widerstehen wusste! Langsam beugte er sich vor, bis sein Mund direkt an dem linken Ohr des Blonden lag, hauchte sanft einige Worte über die Muschel, betrachtete belustigt, wie sich eine Gänsehaut bei seinem Partner bildete: "Du gehörst mir bis in alle Ewigkeit."

Ein kurzes Lachen drang aus der Kehle des Nuke-nins aus dem Erdreich, ein Schmunzeln legte sich auf die sanften Züge, aus denen sein androgynes Gesicht bestand. "Wenn Ihr das jetzt nicht gesagt hättet", flüsterte sein Partner ihm zu, "dann hätte ich Euch hierfür um Eure hundert Hitokugutsu erleichtert, Sasori no Danna, un."

Grinsend stand der Ninja aus dem Windreich auf, bot seinem Partner, nein, Geliebten seine Hand an, welche dieser ergriff, und zog ihn hoch, ließ ihn danach jedoch nicht mehr los. Er konnte sie spüren, die Wärme, die von dem anderen ausging, und es war ein tolles Gefühl, zu fühlen. "Komm, gehen wir zurück ins Hotel."

Auch wenn er sich bei dieser Aussage nichts gedacht hatte, trat auf Deidaras Lippen ein anzügliches Grinsen, wodurch er erst dann erkannte, wie zweideutig seine Aussage geklungen haben musste. Daraufhin erwiderte er das Grinsen. Bis die bittere Realität auf sie hernieder brach, bis sie wieder Mitglieder von Akatsuki sein mussten, eiskalte Killermaschinen, war noch genügend Zeit. Man würde sie nicht entdecken, man würde ihre Gefühle nicht erkennen, niemand würde je sehen, was zwischen ihnen wirklich war, würde er nicht durch verschlossene Türen blicken können. Sie waren sie selbst – und wenigstens immer für kurze Stunden, die sie auf ihren Missionen hatten, konnten sie frei von allen Sorgen sein.
 

I don't wanna break these chains, poison (Poison)

Burning deep inside my veins

Burning deep (Poison) inside my veins

Poison (Poison)

I don't wanna break these chains

Yeah, poison



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Kommentare zu dieser Fanfic (31)
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Von:  sajira-yori
2008-12-25T20:22:09+00:00 25.12.2008 21:22
So, der versprochene Kommi^^
Das Kapitel ist echt ... unglaublich!
Und damit meine ich nicht nur die Länge, sondern auch den Inhalt!
Die Gefühle waren so toll beschrieben, man konnte sich richtig in die Personen hineinversetzen.
Ich war echt geschockt, als Dei dieses Weib geküsst hat!
Aber Gott sei Dank war es dann doch nichts ernstes...
Dein Schreibstil ist einfach nur genial!
LG
sajira-yori
PS: Noch nachträglich schöne Weihnachten, tolle Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Von: abgemeldet
2008-12-22T20:15:49+00:00 22.12.2008 21:15
oh naaain! und ich war schon dabei Sasori zu verfluchen xDDD
*weglacht*
nain wie toll. ich kenn das bild bei deviantart aber ich hätte nicht gedacht das du das nimmst xDDDD
saso ich nehm all meine bösen gedanken zurück xDDD
Von:  sajira-yori
2008-12-20T18:51:06+00:00 20.12.2008 19:51
Du hast recht, das war ein wenig widerlich.
Man konnte sich das gut bildlich vorstellen.
Aber ein weiterer guter OS^^
Von:  sajira-yori
2008-12-20T18:41:53+00:00 20.12.2008 19:41
Der OS ist ziemlich traurig...
Aber du hast die ganzen Gefühle super beschrieben, man konnte Dei richtig nachempfinden!
Von:  sajira-yori
2008-12-20T18:32:48+00:00 20.12.2008 19:32
OH MEIN GOTT, IST DAS GEIL!
Ich bin echt davor gesessen und hab mir gedacht, wie fies Sasori in diesem OS ist.
Das dachte ich auch zunächst über den OS^^
Und dann ist das ganze nur Medizin *prust*
Das war echt genial geschrieben^^

LG
sajira-yori
Von: abgemeldet
2008-04-22T20:01:48+00:00 22.04.2008 22:01
mal ganz im Ernst...da war ich gerade so in stimmung...und dann...Q.Q >laut lach<

aber ich finde es schade...war schon...geil XDXDXD
ich finde es toll..aber schde, dass es nicht das war, was hier wohl jeder dachte XDXD
mit freundlichen Grüßen: Mangacat
Von: abgemeldet
2007-12-02T16:01:42+00:00 02.12.2007 17:01
Waaahh... so geil xD
Ich glaube, diesen Doujinshi hab ich auch gesehen xD hammer geil...
du hast es wirklich hammer geil beschrieben, dass man am anfang glaubte deidara würde *piep* ehm ja... xD
einfach nur geil :D
Von: abgemeldet
2007-10-01T19:52:39+00:00 01.10.2007 21:52
wooow
*sprachlos ist*
deine geschichten sind echt hammer ach was genial!!
bin schon richtig süchtig nach deine geschichten!!
du hast ne wünderschöne ausdrucksart!!!
*total begeistert ist*

mlg
Von: abgemeldet
2007-09-23T11:44:44+00:00 23.09.2007 13:44
des ende war ja richtig süß.
Aber das dazwischen war echt ecklig.
aber trotzdem sehr gut geschrieben.

Saso-chan :-)
Von: abgemeldet
2007-09-23T11:34:38+00:00 23.09.2007 13:34
irgentwie hab ich da erst an was anderes gedacht*sich wegen perversen gedanken schäm*
das war echt genial...

Saso-chan :-)


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