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Mein ist die ewige Nacht

von

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Unter Schmerzen zum Glück

Die Luft roch modrig und nur schwach leuchtete der Mond über ihm. Nebelschwaden zogen hinter der Friedhofsmauer einige Hügel entfernt über die Gräber, als Ascott sich langsam zum Eingangstor schleppte.

Die Gewissheit, dass Hades Seele hier war, wurde mit jedem Schritt größer. Er musste es herausfinden, deswegen war er hier. Und nichts konnte den Langhaarigen davon abhalten.

Mit geschärften Sinnen und auf jedes einzelne Detail achtend, stemmte Ascott sich gegen die verrostete Pforte. Es schien nur äußerst selten ein lebender Unsterblicher diesen Ort zu betreten, das bewiesen die langgezogen quietschenden Schahniere des Tores und die verwahrlosten Gräber, die sich über das Gelände erstreckten.

Ascotts Unwohlsein stieg, als er die zunehmende Gegenwart so viele unsterblicher Seelen zu spüre begann. Dies hier war kein guter Ort, obwohl er nichts desto trotz eine ungewöhnliche Ruhe ausstrahlte, wobei der Frieden fast greifbar schien.
 

Plötzlich stolperte der Langhaarige über einen umgekippten Eckstein am Rand des Weges und fiel mit einem schmerzerfüllten Aufkeuchen auf seine Knie.

Mit festgeschlossenen Augen versuchte er alle Kräfte in ihm zu mobilisieren und erneut aufzustehen, doch er merkte wie ihm jegliche Energie immer mehr verloren ging. So blieb er für ein paar Minuten auf dem kalten Boden sitzen und schaute sich genauer um.

Der Langhaarige stellte mit ein wenig Erleichterung fest, dass er es fast bis ins Zentrum des Friedhofes geschafft hatte. Dort stand ein uraltes Mausoleum, auf das er hinaufklettern wollte, um sich von dort aus einen Überblick auf das Gelände zu verschaffen und seine Sinne auf die Suche nach der Seele Hades zu fixieren.
 

Nach einem weiteren Versuch und zusammengebissenen Zähnen kam Ascott wieder auf seine Beine und schwankte einige Schritte weiter, drohte sogar fast wieder das Gleichgewicht zu verlieren durch eine aufkommenden Schwindelanfall, fing sich dann aber wieder und atmete erleichtert aus. Als ihn der Schatten des Mausoleums berührte, lehnte sich der Langhaarige gegen die raue Steinwand und tastete mit einer Hand nach einem Vorsprung im Gestein.

Mit allerletzter Kraft kletterte er auf das Dach des Gebäudes. Sein Blick wanderte über die Gräber und seine Sinne verschärften sich, nachdem er wieder zu Atem gekommen war.
 

Ein paar Wolken verdeckten den Himmel, während Ascott sich langsam aufrichtete und mit Hilfe seiner Fähigkeit zu suchen begann. Ein weiterer Schmerz, der plötzlich sein Herz durchzog, ließ ihn die Augen schließen und den Atem für einen Moment anhalten. Die Seele seines Masters musste hier irgendwo sein, dachte der Langhaarige und hisste gequält auf. Die dunklen Augen merkten, wie die seine selbst nach Hades verlangte. Vielleicht wäre jetzt die Zeit gekommen, in der er endlich wieder mit seinem Geliebten zusammen sein würde, auch wenn es im gemeinsamen Tode war.
 

Ein plötzliches Schlagen von ungewöhnlich großen Flügelschwingen ließ Ascott erzittern. Mit geweiteten Augen drehte er sich panisch in alle Richtungen.

Wie war es möglich, dass er die Aura des Wesens nicht spüren konnte?

Ein normales Tier konnte es auf jeden Fall nicht sein, dafür waren die nun häufiger auftretenden flügelschlagenden Geräusche viel zu langgezogen, als würden die Schwingen eine Spanne von über drei Metern besitzen… typisch für einen ausgewachsenen Vampir.

Mit rasendem Herzen schärfte Ascott all seine Sinne.

War er in eine Falle eines fremden Vampirs geraten, der dachte, er wäre leichte Beute für ihn in seinem geschwächten Zustand?
 

Erneut ließ Ascott seinen Blick über die Gräber schweifen bis er hinauf in den Himmel sah. Obwohl er bei weitem eine bessere Sehkraft als ein normaler Mensch besaß, so konnte er trotzdem nicht viel erkennen, denn über dem sternenklaren Himmel waren nun schwarze Wolken gezogen, die jegliches Licht verschluckt hatten.

In der nächsten Sekunde hörte das Geräusch schlagender Flügel auf und etwas landete unmittelbar hinter ihm. Leise Schritte waren zu hören, doch Ascott drehte sich nicht um. Er versuchte alle restlichen Kräfte zu vereinen und im letzten Moment den Gegner zu überraschen. Doch dazu kam es nicht…
 

Drahtig muskulöse Arme schlossen sich im nächsten Moment um den Körper der dunklen Augen, deren Pupillen sich vor Überraschen weiteten. Eine Träne bildete sich in ihrem Augenwinkel und rann die Wange hinab, wo sie von einer spitzen Zunge aufgefangen wurde.

„Ascott!“, der reine Vampir hinter ihm küsste beruhigend seinen Nacken, während seine Flügel zurück in den Rücken glitten und er wieder Menschengestalt annahm. Die dunklen Augen schlossen sich und versuchten eine weitere Freudenträne zu unterdrücken, doch diese Situation war einfach zu viel für den Unsterblichen, sodass er sich leicht zitternd an den Armen seines Masters festkrallte.

„Hades!“, der Langhaarige keuchte auf, als die Fangzähne seines Geliebten zärtlich an seinem Hals entlang strichen. Ungewöhnlich sanft zog ihn der reine Vampir nun zu sich, sodass Ascott in die wunderschönen eisblauen Augen seines Masters sehen konnte, in denen Besorgnis für ihn funkelte. Dann lächelte ihn jener warm an und verschloss dessen Mund mit dem seinen.
 

Mit jedem weiteren Herzschlag spürte Ascott, wie ihre Verbindung an Macht gewann und seine Schmerzen sich verflüchtigten, als hätte es sie nie gegeben. Ein Tropfen seines Blutes bildete sich ihn seinem Mundwinkel und wurde von seinem Master zärtlich weggeleckt, während jener den Kuss kurzzeitig unterbrach. Ascott schloss genießerisch seine dunklen Augen und schmeckte das berauschende Blut seines Geliebten, als Hades erneut in seine Mundhöhle eindrang und sie nun forscher werdend erkundete. Ihre Verbindung war nun durch den Blutaustausch wieder intakt und beide lösten leicht nach Atem ringend ihre Lippen voneinander. (1)
 

„Was ist passiert? Wie-“, begannen die Fragen aus Ascott herauszusprudeln, doch in diesem Moment geboten in zwei kühle Finger auf seinem Mund Einhalt und Hades harmonisch dunkle Stimme erklang: „Lass uns zuerst zurück an einen sicheren Ort kehren. Ich erkläre dir dort alles.“

Immer noch sehr durcheinander nickte der Langhaarige und wollte zurück in die Umarmung seines Geliebten, als jener einen Schritt nach hinten machte und seinen Oberkörper nach vorne beugte.

Ascott kannte die Wandlung seines Masters in die Vampirform, doch so hatte jener nie reagiert. (2) Hades krallte seine Hände gerade in seine Schultern, als er beruhigend zu seiner geliebten Verbindung aufsehen wollte. Doch jener zuckte kurz zusammen. Das Eisblau Hades’ Augen war verschwunden und nun füllte reines Weiß die Iris. Die Pupillen waren leicht geweitet und verblassten ebenfalls bis sie die gleiche Farbe hatten.

Aber nicht nur dieses Merkmal des sich verwandelnden Vampirs hatte sich gravierend verändert. Der ganze Körper seines Masters wurde heller und es kamen unzählige graue Narben zum Vorschein.

Doch letztendlich die Flügel ließen Ascott vor Entsetzen aufkeuchen. Sie schienen nicht gleichmäßig aus dessen Rücken zu gleiten, sondern wuchsen ruckartig unter einer feinen, transparenten Hülle, bis sie diese sprengten und sich vollends ausbreiteten. Die Schwingen hatten eine größere Spannweite als Ascott sie in Erinnerung hatte und waren nun auch schneeweiß, anstatt schwarz wie früher. Auch auf ihnen waren langgezogene, dünne Narben und es sah so aus, als hielten vereinzelt silbrig glänzende Elemente die Glieder eines Flügels zusammen.
 

Während Hades sich wieder aufrichtete, spürte er plötzlich zwei Arme, die sich um seinen Nacken legten.

Ascott vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seines Geliebten. Eine Träne des Mitleids und der Trauer bahnte sich seinen Weg die Wange hinunter, hatte er doch eben das schmerzverzogene Gesicht seines Geliebten gesehen.

„Was haben sie dir nur angetan?“, schluchzte der Langhaarige und merkte im nächsten Moment, wie sich zwei starke Arme – noch leicht zitternd von der Anstrengung der Wandlung – um ihn legten.

Ascott bekam keine Antwort auf seine Frage. Stattdessen hauchte ihn Hades noch einen Kuss auf seine Haare und stieß sich dann vom Boden ab.
 

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Allan, der gerade das Essen in der Küche zubereitete, zuckte abrupt zusammen, als er das Zuschlagen der Haustür hörte. Er war heute ohnehin sehr schreckhaft, was wohl an letzter Nacht lag… (3)

Mit einer fließenden Bewegung wischte sich der unreine Vampir die Hände an einem Handtuch ab und warf es auf einen leeren Stuhl. Dann eilte er im nächsten Moment zur Eingangshalle, wo soeben nach ihm und seinem Bruder gerufen wurde.

Pan stand dort bereits mit gesenktem Blick gegenüber dem Master, als Allan eintraf. Die Verbindung seines Herrn rannte gerade die Stufen hinauf, während der reine Vampir vor ihnen stehen blieb.

„Wisst ihr, was mit Ascott passiert ist? Seine unsterbliche Aura ist nicht mehr auf diesem Landgut.“, sprach Samuel mit dunkelrot glühenden Augen, die Allan eine unangenehme Gänsehaut bescherten. Nur selten redete ihr Master mit ihnen wie ein reiner Vampir zu seinen Bediensteten. Und jedes Mal, wenn es so war, mussten sie sich beide vor ihm in Acht nehmen. Master Samuel schien dann überaus gereizt und aggressiv.
 

Pan neben ihm setzte zuerst zur Antwort an: „Nein, Herr. Ich war draußen in den Wäldern und habe Kaminholz geholt. Ich habe ihre Aura und die ihrer Verbindung gespürt. Ascotts Aura war von Anfang an sehr schwach für mich. Kaum wahrnehmbar, würde ich meinen.“

Allan sah kurz auf und merkte sofort Samuels Blick. „Ich habe in der Küche gearbeitet. Ascotts Aura war vor ungefähr einer Stunde außergewöhnlich stark, doch kurz danach war sie verschwunden. Ich-“ – „Du hättest mir Bescheid sagen müssen, verdammt noch mal!“, donnerte die dunkle Stimme Samuels aufgebracht. Doch dann verstummte sie und Allan vernahm hastige Schritte die Treppe hinunter. „Ich habe oben Kratzspuren am Fensterbrett gefunden. Wo kann er nur sein und was ist ihm zugestoßen? Er darf nicht sterben!“, die letzte Stufe überspringend kam Damien zurück und klammerte sich an den Umhang seines reinen Vampirs, der ihn beruhigend in die Arme schloss.
 

Samuels Nackenhaare stellten sich auf, als er einen kleinen Impuls einer unsterblichen Aura spürte, die in sein Territorium eindrang. Neben dieser war auch Ascotts bekannte. Doch irgendetwas schien mit der ersten nicht zu stimmen…

„Wir bekommen Besuch…“, wisperte die dunkelrot glühenden Augen, die schmalen Pupillen auf die Eingangstür gerichtet.

Damiens Augen weiteten sich, als auch er die beiden näherkommenden Auras spüren konnte.

War es möglich? Kehrte Ascott zurück? Aber wer war der andere?

Fragen über Fragen durchströmten die Gedanken des Schwarzhaarigen und er hielt seinen Atem an, um mit allen Sinnen jedes Detail wahr zu nehmen.
 

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„Wir werden schon erwartet.“, die unheimlichen weißen Augen seines Masters hatten sich auf das Anwesen gerichtet, dass mit jedem weiteren Flügelschlag mehr in Sicht kam. Ascott bemerkte das schmalgezogene, fast hämisch wirkende Grinsen seines Vampirs und brachte jenem nur einen fragenden Blick entgegen, der von jenem aber ignoriert wurde. Als sie auf dem Kiesweg vor den Stufen hinauf zum Eingang landeten, löste Hades ihre Umarmung nicht, sondern beugte sich erneut hinab, um den schwarzen Augen einen flüchtigen Kuss zu geben. Während Ascott nichts desto trotz genießerisch die Augen schloss, merkte der Langhaarige, wie sich kaum spürbar die Finger seines Masters in seinen Rücken krallten. Mit einem leisen Geräusch und dem lockerwerdenden Griff seines Masters bemerkte Ascott, wie die langen Schwingen wieder eine Hülle um sich gebildet hatten und im Rücken seines reinen Vampirs verschwanden.

Nun sahen ihn wieder die wunderschönen, eisblauen Augen an und ein seltenes Lächeln breitete sich auf Hades Gesicht aus. Ascott spürte, wie kühle Finger seine Wange entlang strichen und legte seine Hand auf die seines Masters, um im nächsten Moment einen hauchzarten und überaus ungewohnten Kuss darauf gehaucht zu bekommen.

„Ich bin so unendlich froh, wieder bei dir sein zu können, mein kleiner schwarzer Rabe.“, flüsterte Hades und verschränkte die Finger mit denen von Ascott, wobei er ihm tief in die Augen sah.

Dann jedoch veränderte sich seine lockere Haltung und wurde angespannt. Hades grinste schief: „Mal sehen, wie vier Unsterbliche und ein Mensch auf uns reagieren werden.“

Mit schnellen Schritten begannen sie den Kiesweg empor zu gehen. Auf der letzten Stufe der Steintreppe angekommen, sahen sie sich noch einmal flüchtig an, öffneten dann die Eingangstür und traten ein.
 

Als die Türen der Eingangshalle aufgingen, nahm Samuel seinen Geliebten in Schutz. Doch als jener Ascott sah, rannte Damien ohne zu zögern auf dessen ausgestreckte Arme zu. Genau in diesem Moment trafen sich die Blicke der beiden reinen Vampire.
 

(1)Das Intakthalten einer Verbindung erfolgt durch Blutaustausch zwischen den Partnern.

(2)Die Verwandlung in die Vampirgestalt erfolgt eigentlich (siehe Beispiel Samuel) ohne weitere Probleme und Geräusche. Hades Vergangenheit wird Aufschluss geben, dies aber zu einem anderen Zeitpunkt.

(3) Details zu letzter Nacht zwischen Pan und Allan? <<<schreibt ens/gb/kommi und stimmt ab!!! Bei ja gibts ne die Nacht-geschichte als kleine Bonusstory (adult or not = eure entscheidung)^^

>>> so... das wars wieder von mir. sry klausurenstress. hoffe, dass ich wenigstens einmal im monat ein kap in der wort-größenordnung on-stellen kann. drückt mir die daumen >///<

kritik und kommi's bitte!!! *knuddl-chu@all*<<<



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-02-03T22:57:47+00:00 03.02.2008 23:57
Eine wirklich klasse Geschichte!
Es ist wirklich schön zu lesen wie Ascott seinen meister wieder findet Ausserdem macht es neugirig, was wohl mit siesem passiert ist?!
Würde mich sicha sehr über eine Die-Nacht-Bonusstory freuen *zuzwinker*
Mach schnell weiter,
LG
Von:  Angelcerise
2008-01-31T20:35:54+00:00 31.01.2008 21:35
Geiles Kapitel^^

Mach bitte schnell weiter XD


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