Zum Inhalt der Seite

Besonders wie das Polarlicht

Wichtelgeschichte für Alaiya
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

𝓔𝓲𝓷 𝓫𝓮𝓼𝓸𝓷𝓭𝓮𝓻𝓮𝓻 𝓣𝓪𝓰

Wie ein blutroter Ball geht die Sonne am Horizont auf und färbt den Himmel in ein tiefes Rot, dass nach einiger Zeit sich von einem orangefarbenen Streifen zu einem hellblauen Morgenhimmel ausdehnt. In den Baumkronen trillern die Vögel ihre Freude ob des neuen Tages hinaus, der über der Stadt Tokyo anbricht und wecken die Herzen aus dem Tiefschlaf.

Ami beobachtet den Sonnenaufgang mit einem milden Lächeln, solange die warmen Sonnenstrahlen, die ihre blauen Augen für einen Moment blenden, durch das Fenster in ihr Zimmer scheinen. Müde reibt sie sich die Augen. Die Nacht liegt ihr noch schwer in den Knochen. Sie fand kaum Schlaf in der Nacht, weil sie ihre Aufmerksamkeit dem Buch widmete, das sie noch immer in den Händen hält. Ein Geschenk von ihrer guten Freundin Nokia, die sie mehrmals im Krankenhaus besucht, nachdem sie aus der Digiwelt, somit auch aus dem Koma erwachte.

Traurigkeit spiegelt sich in ihren Augen wider. Die letzten vier Wochen zerrten sehr an Amis Nerven, da sie körperlich eingeschränkt war und die Ärzte sie zu absoluter Bettruhe verdonnerten. Seitdem sie an das Bett gefesselt ist, erinnert sie sich häufig an die Abenteuer mit ihrem geliebten Terriermon und ihren Freunden, wie sie die Digiwelt mit Entschlossenheit retteten.

"Mir kommt alles wie ein Traum vor", munkelt sie leise. "Ob ich Terriermon und die anderen jemals wiedersehe?"

Über ihre Lippen gleitet ein schweres Seufzen und sie wendet sich dann dem Buch zu. Behutsam streicheln ihre Fingerkuppen den Buchband. Sie liest bestimmt zum hundertsten mal den Titel Rabenschwarz und schmunzelt etwas fröhlicher, als sie daran denkt, wie leidenschaftlich Nokia ihr bei der Übergabe die tragische Geschichte erzählte. Natürlich waren es nur wenige Buchabschnitte.

"Diesmal hat Nokia nicht übertrieben. Die Geschichte war wirklich traurig." Über Nacht hat sie den gesamten Inhalt des Buches gelesen.

"Hab ich dir doch gesagt!" Leicht zuckt Ami zusammen, als sie die glockenhelle Stimme Nokias hört. Überrascht blinzelt sie ihre Freundin an, die grinsend am Türrahmen steht, ohne dass sie davon etwas in den letzten Sekunden bemerkt hatte.

Vor Freude strahlt Amis Gesicht. "Nokia. Warum bist du so früh hier? Die Besuchszeit beginnt erst um 10 Uhr." Reflexartig klappt sie dabei das Buch zu.

"Überraschung!" Von Amis Frohsinn angesteckt, breitet Nokia ihre Arme aus und steuert gerade auf Ami zu, die sie fest umarmt.

"Als Stammbesucherin drückt das Personal mal ein Auge zu, als ich dich jetzt besuchen wollte", erklärt sie und drückt Ami beinah die Luft weg. Das raue Räuspern von Ami vermittelt Nokia die Dringlichkeit nach Luft zu schnappen, sodass das temperamentvolle Mädchen sie von der Umarmung befreit.

Erleichtert atmet Ami auf. "Du bist einfach nicht zu bremsen, Nokia."

Das Buch packt sie auf den kleinen Schrank, das neben ihr Bett steht und blickt dann ihre Freundin an, die als Entschuldigung breit grinst. Mit ihr wird der Alltag nie langweilig. Selbst bei den Abenteuern in der Digiwelt zeigte sie stets ihr Selbstbewussten, vor allem wie sie von einer Anfängerin zu einer wahren Anführerin wurde. Da konnte Ami ebenfalls nicht tatenlos zusehen und beschloss auch, stärker zu werden - zusammen mit Terriermon.

Für ein Moment funkeln ihre Augen mit dem alten Kampfgeist, den Nokia zuerst mit Erstaunen betrachten, dann erinnert sie sich auch an die Digimon-Abenteuer und versteht Amis Gefühle sehr.

"Du vermisst die Digimon auch, oder?", erkundigt sich Nokia vorsichtig. An der Bettkante setzt sie sich hin und nimmt Amis Hand.

Aus den Gedanken gerissen, wendet diese ihren trüben Blick von Nokias Hand direkt zu ihrem lächelnden Gesicht. Ihr Herz zieht sich krampfhaft zusammen. Genau wie sie, vermisst Nokia sicherlich auch ihre Freunde. So einfach zurück in die Digiwelt zu kommen, wird es bestimmt nicht sein, nachdem der Kontakt der Welten abgebrochen war. Mit einem schlechten Gewissen entfernt sie ihre Hand aus Nokias und hört auf, in Trauer zu versinken.

Etwas besorgt blinzelt Nokia. "Hab ich etwas Falsches gesagt?"

"Nein. Überhaupt nicht! Ich... wollte kein Salz in die Wunde streuen. Tut mir leid", wispert Ami.

Auf Anhieb durchblickt Nokia die Entschuldigung, sowie die Gedanken von Ami und zieht ihre Augenbrauen zusammen. Guten Mutes kneift sie in Amis Wangen, spannt die Gesichtsmuskeln nach oben. Somit heben sich auch die Mundwickel zu einem einseitigen Lächeln hoch.

"Keine Trübsal blasen! Ich verspreche dir, wir werden Terriermon, Agumon und all die anderen Digimon wiedersehen."

Als Nokia ihr Vorhaben unterbricht, spiegelt sich ihr energischer Anblick in Amis Augen wider. Nokia hat Recht. Solange es Hoffnung gibt, darf sie nicht daran denken, jemals ihre Digimonfreunde nicht wieder zu treffen. Dankbar lächelt sie ihre Freundin an. "Das stimmt. Zusammen schaffen wir alles."

Die Mädchen fangen an, einfach heiter loszulachen, aber nicht so laut, weil die anderen Patienten im Krankenhaus noch schlafen.

"Das ist die Ami, die ich kennen und lieben lernte." Wunderbar, ihre Freundin so glücklich zu sehen, immerhin will Nokia für sie da sein und auch die anderen Freunde, die sie bei den Digimon-Abenteuern traf, kommen manchmal zum Besuch. Freundschaft heilt wie die Zeit alle Wunden.

Erschöpft gähnt Ami. "Ein Spaziergang durch die Parkanlage wäre jetzt genau das Richtige", meint sie und blickt sehnsüchtig nach draußen.

"Hm"? Nokia folgt ihren Blick. Heute beginnt der Tag wolkenlos und mit angenehm warmen Temperaturen. "In den letzten Tagen herrscht nur sonniges Wetter und Regen wurde auch nicht für heute angesagt."

Bereit für einen Trip durch die große Parkanlage des Krankenhauses, nickt Ami ernst und wendet sich zu ihrer Freundin. "Hast du Lust auf einen Spaziergang durch den Park?", fragt sie erfreut. "Ich muss einfach mal nach draußen."

Über den Vorschlag wirkt Nokia erst mal verdutzt, da der Arzt ausdrücklich um viel Ruhe bat und dass Ami sich nicht überanstrengen soll, bis ihre Beine wieder vollkommen gesund sind. "Bist du dir da sicher"?, nimmt Nokia sie ins Kreuzfeuer. Eigentlich hält sie es für keine gute Idee.

"Jeden Tag im Bett liegen und zu weiteren Untersuchungen verschleppt zu werden, machen mich noch wahnsinnig. Die Luft durch meine Haare säuseln lassen, das weiche Gras unter meinen Zehen zu spüren und die Naturwärme auf meine Haut fühlen, all das vermisse ich gerade." So sehr will sie wieder unabhängig im Leben stehen. "Bitte, Nokia."

Selbstverständlich kann sie ihre Gefühle nachvollziehen, aber sie macht sich auch Sorgen um ihre Gesundheit. Seit dem Erwachen aus dem Koma fühlen sich Amis Beine taub an, obwohl es in den letzten zwei Wochen zu einer schnellen Verbesserung kam. Sie bringt es nicht übers Herz, dass ihrer Freundin etwas geschieht. Auf der anderen Seite macht es Amis Bitte ihr auch nicht gerade leicht. Nachdenklich kratzt sie sich am Hinterkopf.

"Unter drei Bedingungen bin ich einverstanden, mit dir in den Park zu gehen." In manchen Situationen bleibt Nokia ziemlich stur.

Damit scheint Ami im ersten Moment einverstanden zu sein, in dem sie zustimmend nickt und ihr Herz hüpft vor Freude, die gewisse Freiheit beim Spaziergang zu spüren. Besonders das Nokia sie dabei begleitet.

"Okay. Zuerst frühstückst du ordentlich mit einer halben Stunde Pause danach. Zweitens schonst du deine Beine, also werde ich dir einen Rollstuhl besorgen und zum Schluss musst du mich zum Eis essen einladen", zählt sie ihre Regeln dafür auf.

Nichts anderes als ein leichtes Schmunzeln schleicht sich auf ihre Lippen. "Ich bin dabei. Du bekommst auch extra zwei Kugeln Eis von mir."

Als Zeichen ihres mündlichen Vertrages schütteln die Freundinnen ihre Hände und grinsen über beide Ohren. Lange müssen sie nicht auf das Frühstück warten. Diesmal genießt Ami mehr oder weniger das Essen vom Krankenhaus.

Trotz heftigen Protests von Amis Seite aus, gewann Nokia mit ihrer Anfrage, ihr beim Pudding essen zu helfen. Jetzt füttert sie ihre Freundin löffelweise mit Erdbeerpudding und Amis Wangen erröten nach jedem Happen. Zwar sind sie Mädchen unter sich, aber die Peinlichkeit steht Ami ins Gesicht geschrieben. Auf der anderen Seite findet sie Gefallen an Nokias Fürsorge.

"Solange du dich noch ausruhst, hole ich einen Rollstuhl." Gut gelaunt verabschiedet sich Nokia kurz und verlässt das Zimmer.

Ami lässt sich tief in das Kissen sinken. Wieder erfüllt den Raum Stille, die sie mit einem Seufzen willkommen heißt. Entspannt schließt sie kurz die Augen und denkt daran, wie ihr Zwillingsbruder Takumi sie am dritten Tag besuchte, nachdem sie aus der Komaphase entkam.

 
 

(¸.•*´ ♥ `*•.¸)

 

Mit einem Schlag öffnet Ami ihre Augen. Ihr wird schwarz vor Augen, doch sie kämpft tapfer gegen das schmerzhafte Gefühl in ihrem Kopf an. Ein starkes Pochen dröhnt in Amis Schädel, als sie versucht, bei Bewusstsein zu bleiben. Mehrmals atmet sie ruhig ein uns aus. Neben dem Erwachen aus dem Koma, gleicht dieser Schmerz nach einem langen Schlaf schon einer Strafe. Zum Glück legt sich das Schwindelgefühl wieder, sodass sie viel lockerer wird und die Ruhe herzlich annimmt.

Ihre Augen wirken noch leer, aber langsam kehrt in ihnen das Leben zurück. Das schulterlange, rote Haar liegt zerzaust auf dem Kopfkissen und auch ihr Gesicht sieht noch blass aus. Laut den Ärzten dauert ihre Genesung eine Weile.

"Du bist wach, Ami?", fragt eine warme und besorgte Stimme , die sie sofort unter tausenden wiedererkennen würde.

Auf einmal schlägt ihr Herz schneller.

"T-Takumi?" Ami bewegt behutsam den Kopf zur Tür, dabei wird ihre Sicht verschwommen.

"Ja, ich bin es, Schwester", bestätigt er seine Anwesenheit. "Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte."

Takumi geht auf sie zu.

Noch benommen nimmt Ami ihre Umgebung schwach wahr, jedoch fühlt es sich besser an als vor drei Tagen. "Woher wusstest du davon?"

Rau klingt ihre Stimme, doch inzwischen gewöhnt sie sich daran. Das Sprechen muss sie noch etwas verfeinern. Vor allem freut sie sich, die Nähe ihres Bruders um sich zu spüren und sieht sogar sein liebevolles Lächeln.

Sie braucht nicht nur viel Ruhe und Erholung, sondern auch vertraute Menschen an ihrer Seite. Hier im Krankenhaus empfindet sie Einsamkeit und Langeweile, da sie meistens alleine die Zeit im Zimmer verbringt. Herr Aiba, ihr Vater besucht sie so oft, wie er kann, aber wegen der Arbeit hat er leider nicht immer die Zeit dafür. Glücklicherweise existiert die moderne Technik heutzutage und die beiden schreiben einige Male auf WhatsApp.

"Ami! Geht es dir gut?" Die kurze geistige Abwesenheit seiner Schwester beunruhigt ihn, bis sie ihm mit einem ehrlichen Lächeln zeigt, dass es ihr soweit gut geht. Skeptisch hebt er eine Augenbraue hoch. Ihr zuliebe verzichtet er auf die Fragen. Lieber kümmert er sich um ihr Wohlergehen.

Die Besorgnis ihres Bruders kann sie sehr gut verstehen. "Keine Angst! Ich bin nur etwas müde", sagt sie besonnen. "Hm... kannst du mir was zu Trinken holen?"

Wenn sie so daran denkt, fühlt sich ihre Kehle trocken an. Ein kühles Getränk klingt für sie wie eine Erleichterung. Die ganze Zeit bekommt sie nur warmen Tee oder klares Wasser. Ein bisschen Abwechslung tut ihr bestimmt gut.

"Warte kurz." Takumi erfüllt die Bitte seiner Schwester und kommt mit einem Glas Erdbeersaft zurück. "Hier bitte, Schwesterherz."

Ihre Augen funkeln wie Sterne. "Erdbeersaft? Mein Lieblingsgetränk! Dankeschön."

m richtigen Verhältnis rutscht Ami ein Stück nach oben und hebt ihren Oberkörper. Auf diese Weise nimmt sie das Getränk sicher in Empfang, probiert einen Schluck durch den Strohhalm und bekommt rosarote Wangen, als der Geschmack von Erdbeere ihre Sinne streichelt. Dann lockert sich ihre Körperhaltung. Sie fühlt sich gleich viel wohler.

Neben ihr beginnt Takumi, wenn auch unterdrückt, herzlich zu lachen. "Du hast dich kein bisschen verändert."

Ohne zu zögern - mit einem beherzten Grinsen - schnipst sie ihrem Zwilling gegen die Stirn. "Ich hab dich auch lieb", kichert Ami, dann wird sie leiser. "Sag mal, wie geht es unserer Mutter? Sie hat sich in den letzten Tagen nicht gemeldet."

Sie wartet auf Takumis Antwort, der nicht überrascht ob Amis Frage ist.

Nach der Scheidung ihrer Eltern legte sie den täglichen Kontakt auf Eis. Vor allem für Ami und Takumi offenbarte sich diese Zeit als schwere Dauerphase bis sie, aufgrund ihrer Liebe zur Familie, die Erwachsenen unterstützten. Obendrein trafen sich die Zwillinge heimlich, weil die Beziehung zwischen ihren Eltern unter Hochspannung stand und mehr Probleme wollten sie nicht schaffen.

"Sie arbeitet ziemlich viel", antwortet Takumi. Es ist wirklich nicht einfach, über das Thema zu reden.

Irgendwie wusste Ami, sie würde eine Enttäuschung als Antwort zu kriegen, doch so sehr nagt der Gedanke daran nicht an ihren Gefühlen. Stets an ihrer Seite kann sie sich auf ihren Bruder verlassen und in Laufe der Zeit hat sie wunderbare Freunde kennengelernt. Beim Nachdenken spielt sie eine Weile mit den Strohhalm.

Dann fällt ihr eine Frage ein. Neugierig, aber auch zögerlich ergreift sie das Wort. "Ähm... weiß Mutter überhaupt, dass ich hier bin?" Diese Frage zu stellen, kostet sie viel Kraft, denn Takumi weiter auszufragen, zerrt bestimmt auch an seinen Nerven. Tief atmet das Mädchen durch. Bestimmt haut die Antwort sie um.

"Ja." Kurz und knapp teilt er es ihr mit. Mehr Details behält er sicherheitshalber für sich.

Erneut nickt Ami. "Verstehe! Woher weißt du eigentlich, dass ich hier im Krankenhaus bin?"

Die Information schuldet er noch seine Schwester und lächelt angemessen. "Vater hat mit vor drei Tagen Bescheid gegeben. Um ehrlich zu sagen, nachdem du aus dem Koma aufgewacht bist und bin erst heute gekommen, um dir ein paar Tage Erholung zu gönnen."

Dankbar für die Unterstützung ihres Bruders und den süßen Erdbeersaft überlegt Ami, wie lange sie wohl hier noch im Krankenhaus liegen muss, da sie so schnell wie möglich zurück zu ihren Freunden und den Digimon will. Gegenwärtig übernimmt Müdigkeit ihren Körper.

"Hm ...", stöhnt sie auf und stützt ihren Kopf.

In ihrem Schwächezustand begreift Takumi, wie viel Ruhe seine Schwester braucht. "Warte! Ich helfe dir."

"N-Nein! Es geht schon." Ohne weiteres verliert sie kurz das Gleichgewicht. Bei dieser Gelegenheit beugt sich Takumi nach vorne, hält Ami an den Schultern fest und drückt sie vorsichtig zurück in das Bett. Das war etwas zu viel für Ami.

Als er die Decke über seine Schwester zieht, sieht er ein trauriges Lächeln, ohne den Grund hierfür zu kennen. Deshalb riskiert er endlich, ihr die eine Frage zu stellen. Beim Kopfzerbrechen beißt er sich auf die Unterlippe. Er muss es wissen!

"Ami, kann ich dich etwas fragen?"

Die Angesprochene registriert den Ernst der Lage, denn ihr Zwillingsbruder zeigt allein durch die Mimik seine Sorge und den Anlass, wie sie in das Koma fiel. Sie nickt zustimmend. "Ich bin ganz Ohr."

"Was um alles in der Welt ist passiert! Wieso warst du im Koma?", will Takumi wissen und hofft auf eine Antwort darauf.

Leicht senkt Ami ihren Kopf und denkt darüber nach, wie sie es ihm am besten erklärt, ohne weitere Fragen zu beantworten. Schließlich ruht sie sich noch aus und muss zu Kräften kommen, um ihre Freunde wiederzusehen. Darum fängt sie erst mal so an, dass sie auf dem Weg der Besserung ist.

Dezent erzählt sie: "Ich bin bewusstlos geworden. Die näheren Hintergründe werden noch ausfindig gemacht."

Die Geschichte bom Digimonnetz möchte sie ihm später offenbaren. Eher grübelt sie nach, wie sie Takumi beruhigen kann. Ihn so bekümmert zu sehen, bricht ihr beinahe das Herz. Eigentlich geht es ihr gut, neben ihrem mitgenommen Zustand.

"Verstehe! Hauptsache, dir geht es gut und du wirst wieder gesund." Er tätschelt ihr auf den Kopf.

Ami bläst die Wangen vor Peinlichkeit auf. "Du änderst dich wohl nie. Ich bin kein kleines Mädchen mehr."

Aus heiterem Himmel lacht Takumi los und findet ihre Reaktion süß. "Aber immerhin noch meine kleine Schwester."

Dagegen kann Ami nichts machen. In seinen Augen bleibt sie das Familienmitglied, welches er mit Herz und Seele beschützt. Ein Gedanke umgibt sie, als sie sich bildlich vorstellt, wie Takumi im Digimonnetz seine Fürsorge und Stärke beweist. Bestimmt darf sie selbst nicht in Gefahr geraten, ohne die Erlaubnis ihres Bruders zu bekommen oder sie darf sich nicht in Digimonkämpfe verstricken. Ihr Mund formt sich zu einem warmen Lächeln, dass Takumi nicht entgeht.

"Du bist stärker geworden", meint er. "Am Ende braucht du wohl meinen Schutz nicht mehr."

Mit so etwas hatte sie überhaupt nicht gerechnet und so schaut sie ihn mit großen Augen an. Solche Wörter aus seinem Mund zu hören, gleicht einer wahren Seltenheit. Sonst rechtfertigt sie sich immer, dass sie auf sich alleine aufpassen kann und deshalb traut sie deshalb ihren Ohren kaum.

Sprachlos starrt sie ihren Bruder an, bis sie die Worte wiederfindet. "Wow. Hast du das gerade ehrlich gesagt?"

Talente, wie jemanden tagtäglich zum Staunen zu bringen, verfügt Takumi seit er denken kann. Vor allem liebt er das Gesicht, wenn er seine Schwester vom Gegenteil überzeugt. Auch er steckt voller Überraschungen. In diesem Fall scheint er den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, da Ami kichert und etwas fröhlicher wirkt.

Von seiner Seite aus grinst er breit: "Falls du denkst, ich werde dich ziehen lassen, hast du dich geirrt. So schnell wirst du mich nicht los."

"Typisch, du! Ich werde ebenfalls nicht so leicht aufgeben." Selbstbewusst streckt sie ihm die Zunge raus.

Beide liefern sich ein Blickduell. Die Zwillinge kämpfen untereinander, indem sie abwarten, wer als erstes dem Blick des anderen ausweicht. Diese Methode wenden sie immer an, sofern sie sich streiten, andere Meinungen haben oder aus Spaß ihre Ausdauer beweisen. Mehrmals gewann Takumi und Ami gab stets ihr Bestes. Manchmal ist ihr Bruder sturer als sie und ihre Freunde zusammen.

Im Entschluss, diesmal nicht zu verlieren, konzentriert sich Ami dabei sehr. "Schon müde, Bruderherz!?"

"Kein bisschen, Schwesterchen!", antwortet er siegessicher und verschränkt die Arme vor der Brust.

Flammen lodern in ihren Augen. Keiner von ihnen gibt nach, solange der andere nicht als Verlierer dasteht. Das Gefühl neu gewonnener Kraft durchströmt Ami und nach drei Tagen im matten Zustand tut es ihr gut, das hier im Krankenzimmer mehr Leben eingehaucht wird.

"Wäre Nokia hier, dann stünde der Gewinner schon fest", murmelt Ami.

Daraufhin hebt Takumi die Augenbrauen hoch. "Wer ist Noka? Ist er dein Freund?"

Außer Fassung verschluckt sich Ami fast und runzelt die Stirn. Hat sie das richtig verstanden? Einen Freund? Nein! Irgendwie will sie vor Scham im Boden versinken. Das Missverständnis geht nach hinten los, als sie rot um die Nase wird und somit ungewollt Takumis Aufmerksamkeit bekommt. Sie muss den Irrtum aus der Welt schaffen.

Ohne langes Überlegen schildert sie die Situation. "Was? Nein! Ich habe keinen Freund. Außerdem heißt sie Nokia und ist eine sehr gute Freundin von mir. Verstanden?"

Noch etwas skeptisch rinnt Takumi mit sich, ob er sich doch nicht verhört hat. Falls seine Schwester in einer Beziehung steckt, besitzt er das Recht als Bruder, ihre Liebe genauer unter die Lupe zu nehmen.

"Nokia? Freundin? Nicht Noka bzw. Freund"?, hakt er nach.

Ami rollt mit den Augen. "Zur Sicherheit kannst du Nokia kennenlernen. Okay."

Zufrieden nickt Takumi. Darüber hinaus ist er erleichtert, dass seine kleine Schwester zum Glück keinen Freund hat. "Also ich freue mich schon, deine Freundin Nokia zu treffen."

Anscheinend beeinflusst Nokia sie im positiven Sinne. Von Amis Gesicht liest er ab, wie sehr sie sich auf das Treffen freut und eine zuverlässige Freundin braucht sie in nächster Zeit ganz bestimmt.

Müde gähnt Ami. "Du wirst sie lieben, Takumi. Sie ist mutig und selbstbewusst, eine super Freundin."

 
 

(¸.•*´ ♥ `*•.¸)

 

"Ich bin wieder da", trällert Nokia und schiebt den Rollstuhl in das Zimmer. "Ami, ich… Ami? Hey, du Schlafmütze. Wach auf!"

Wie auf Kommando wacht sie auf. Erneut spielt das Sonnenlicht ihr Streiche, insofern die Helligkeit in den ersten Sekunden ihr Gesicht furchtbar blendet und sie sich die Augen reibt. Der Traum befindet sich noch in ihrem Gedächtnis, daher erinnert sie sich genau, wie sehr sie sich freute, dass sie Takumi wiedersah. Dann spürt sie Nokias Blick auf sich und guckt sie lächelnd an.

"Sorry. Ich bin wohl eingeschlafen." Kurz streckt sie ihre Arme aus und richtet sich auf.

Nokia schüttelt den Kopf. "Oh man! Es wird Zeit, das du wirklich an die frische Luft gehst." Mit Entschlossenheit klatscht sie die Hände, Ami einen wunderbaren Tag zu spendieren, damit sie mal wieder die Freiheit im Herzen spürt.

"Bleib locker, Nokia. Die Zeit rennt uns nicht davon. Zuerst muss ich mich noch fertig machen", lacht Ami.

Den Enthusiasmus teilt sie mit Ami. In letzter Zeit blieb ihnen nicht viel gemeinsame Zeit, darum ist sie ganz aus dem Häuschen, mit ihrer Freundin die Freizeit zu verbringen.

"Ja, meine Liebe. So kannst du schlecht im Park auftauchen."

Ihre Freundin grinst schief. "Du bist Expertin darin."

"Wie meinst du das?", wundert sich Nokia. Reflexartig betrachtet sie ihre Kleidung. "Soll ich lieber etwas anderes anziehen?"

In der Hoffnung sich verhört zu haben, seufzt Ami. "Nein. Du hast mich sicherlich falsch verstanden." Aus ihrer Sicht hat Nokia ihrem eigenen Modegeschmack alle Ehre gemacht. "Ich mag dich, so wie du bist. Unabhängig und selbstbewusst", fügt Ami hinzu.

"D-Danke." Auf ihrem Gesicht färben sich die Wangen in einem rosaroten Schimmer. Die Ehrlichkeit in Amis Worten bedeutet ihr eine Menge, deswegen fühlt sie sich sehr geehrt.

"Keine Problem. Kannst du mir meine Kleidung aus dem Schrank holen, Nokia?"

Vor ihr salutiert Nokia scherzhaft und begibt sich zum Kleiderschrank. "Hm? Das sieht gut aus." Mit ihrer Auswahl dreht sie sich um und entdeckt Ami, wie sie ihre Schläfe massiert. "Alles in Ordnung mit dir?"

Kopfschmerzen machen Ami zu schaffen. Das Wasserglas auf dem Tisch weckt ihr Interesse und sie trinkt es in wenigen Zügen aus. Klar und frisch schmeckt das Wasser auf ihrer Zunge. Nach der Frage blickt sie ihre Freundin an. "Es geht mir besser."

Halbwegs überzeugt unterstützt sie Ami beim Umziehen und bei dem Einstieg auf den Rollstuhl.

"Ich bin bereit, ins Freie zu gehen", informiert sie Nokia mit Vorfreude.

Um ihre Freude nicht zu nehmen, trotz der Sorge, beschließt Nokia positiv zu denken. "Alles wird klappen."

 

Strahlend blauer Himmel spiegelt sich in Amis Augen wider. Nur kleine Wolken ziehen über die Stadt her und Vögel fliegen durch die Luft. Die Natur steckt voller Leben: vom saftig grünen Gras bis hin zu wilden Tieren. Eine Windbrise fegt über die Wiesenfläche und schaukelt die Grashalme so sanft, wie eine Vogelfeder bei Windstille. Das Bild der Tadellosigkeit und Beglückung versorgt Amis Seele mit neuer Energie.

"Wohin hast du mich entführt, Nokia?", staunt Ami. "Das ist wunderschön."

Stolz breitet sie in ihr aus, weil sie hier durch Zufall an den Ort gelangt sind und ferner steckt Ami sie mit ihrer Begeisterung an. "Immer der Nase nach." Wie aus der Pistole geschossen fiel ihr der Spruch zufällig ein.

Nachdem die Mädchen auf einem schmalen Pfad das Waldgebiet durchquerten, entdeckten sie die Landschaft aus Wiesen und Blumenfeldern. Im Sonnenlicht sticht die Farbe Grün besonders hervor. Auf der Wiese bleibt die Schönheit der Natur nicht im Verborgenen.

"Schau mal dort." Aufgeregt zeigt Ami auf eine Stelle, sodass auch Nokia aus allen Wolken fällt.

"Magisch. Einfach magisch", würdigt Nokia die Entdeckung aus nächster Entfernung.

Zusammen mustern sie einen Traum, der hier in der Realität stattfindet und sogar eine geheimnisvolle Wirkung hat.

Ami dreht sich zu Nokia um. "Nokia, hast du Lust auf ein Abenteuer?", fordert sie ihre Freundin heraus.

Abenteuerlust funkelt in ihren azurblauen Augen. "Da fragst du noch? Mit dem größten Vergnügen!"

Auf der anderen Seite der Wiese thronen Kirschbäume auf den kleinen Hügeln, umgeben von Wildblumen. Mit kräftigen Stämmen und majestätischer Vielfalt an Kirschblüten herrschen die Bäume wie Könige auf dem Feld. Im Kontrast mit den Gänseblümchen, Löwenzahn und Veilchen erhebt sich eine friedliche Atmosphäre, die im Zauber der fallenden Kirschblütenblätter harmonisiert.

"Um ehrlich zu sagen, so gigantisch habe ich mir den Park nicht vorgestellt", gibt Ami offen zu, während Nokia einige Schmetterlinge beobachtet.

"Für die Genesung der Patienten investiert das Krankenhaus wohl sehr viel."

Der Geruch von frischem Gras und bestäubten Blumen schwebt wie ein natürliches Parfüm durch die Luft. Bei jedem Windzug fangen die Gräser und Grünpflanzen an, lustig im Takt zu tanzen. Die Schmetterlinge flattern sorglos umher, bedienen sich an den Blüten und arbeiten mit den Bienen zusammen, die Blumen ordentlich zu bestäuben.

"Ist das ein Zitronenfalter?" In der Nähe von Wiesenmargeriten fliegen Schmetterlinge mit blassen, gelben Flügeln herum.

Still überlegt Nokia. "Keine Ahnung!" Gerade kratzt sie sich am Hinterkopf, da findet sie eine besondere Schmetterlingsart. "Allerdings kann ich dir sagen, wie Zwerg-Bläulinge aussehen."

Neugierig folgt Ami dem Blick Nokias. Im Endergebnis lächelt Ami vom ganzen Herzen. Die zarten, durchsichtigen Flügel heben sich mit ihrem Blauschimmer vom Körper mit den flauschigen Härchen hervor.

"Das Blau erinnert mich an deine Augen, Nokia. Lichterfüllt und rein", kommentiert sie.

Nun errötet Nokia ob des Komplimentes und blickt ihre Freundin perplex an. Ehrlich und offenherzig. So kennt sie Amis Eigenschaften, seitdem sie sich in der Digiwelt trafen und zusammen viel erreichten. Momentan fühlt es sich anders an.

"Ähm ... danke." Im Brustkorb fängt ihr Herz kräftig anzuschlagen. "Die frische Luft tut dir wirklich gut", wechselt sie schnell das Thema.

"Gut? Es ist herrlich!" Abrupt unterbricht sie ihre Begeisterung. Der Rollstuhl hält an.

In ihrer Unterhaltung bemerkten die Mädchen erst spät, wie nah sie ihrem Ziel waren. Stille sucht den Ort heim. Seelenruhig säuselt der Wind über die Wiese und durch die hohen Baumkronen. Die Zweige schwingen sich mit Leichtigkeit, die rosafarbenen Kirschblüten tanzen behutsam wie Federn in der Luft. Vom Anblick dieses Traummoments gefesselt, löst Nokia ihren Blick und hat ein wachsames Auge auf Ami.

"Dann gehen wir mal weiter. Du möchtest bestimmt mehr von der Parkanlage sehen, oder", schlägt sie mit Überzeugung vor.

"Hm?" Ami entkommt dem Augenblick und erhofft sich: "Oh ja! In der Nähe ist doch die Eisdiele."

"Du sprichst mir aus der Seele."

Ohne Vorwarnung schiebt sie Ami weiter über die Wiese und hält mir ihr nach dem Eiscafé Ausschau. Am Ende der Wiesenlandschaft erstreckt sich noch ein Waldgebiet. Dieses beherbergt mehr Sträucher und Büsche, die Zwischenräume des Waldes füllen. Je näher sie dem freien Grün kommen, desto mehr sehen sie von der Schönheit, die mit jedem Wimpernschlag Eindruck macht.

"Ob der Park ein Ende hat?", witzelt Ami. Hinter ihr zuckt Nokia mit den Schulten.

"Da haben wir wohl keine andere Wahl, als das zu prüfen."

Gleichzeitig beginnen die Freundinnen an, herzlich über den Unsinn zulachen. Unterwegs streicheln die Grashalme Amis Handflächen, weil sie ihre Arme nach unten ausstreckt. Sie genießt das Kitzeln in vollen Zügen. Zwischen dem Oberwiesenfeld und dem Waldrand kommen sie auf einem Weg an, der ihnen zwei Richtungen zur Verfügung stellt.

"Also .... welchen Weg schlagen wir ein?", ersucht sie nach Amis Meinung.

Links, rechts und geradeaus schaut sich Ami um."Wie wäre es... ähm... wir gehen dort lang."

Für die rechte Seite entscheidet sie sich und Nokia nickt. "Einverstanden! Dein Wunsch ist mein Befehl."

Darüber schmunzelt Ami. Ab und zu nimmt Nokia die Worte ihrer Freunde sehr zu Herzen, das zeichnet ihre Naivität, aber auch Loyalität aus. Nie im Leben hätte Ami gedacht, so wundervolle Freunde wie Nokia zu haben.

"Anscheinend sind wir nicht sie einzigen Spaziergänger im Park."

Die Stimme von Nokia reißt Ami aus den Gedanken. Mehrere Meter vor ihnen entfernt geht ein älteres Ehepaar Hand in Hand auf ihnen zu. Auf ihren Gesichtern spielt sich ein friedliches Lächeln ab und sie halten in ihren anderen Händen Eis in Waffeln. Bingo! Möglicherweise sind sie auf der richtigen Spur. Allein der Gedanke an den himmlischen Eisgeschmack läuft ihr das Wasser im Mund zusammen.

Derweilen betrachtet Ami das Ehepaar. Selbst Blinde spüren die starke Liebe zwischen ihnen. Sie müssen lange verheiratet und ineinander verliebt sein.

"Sie sehen sehr glücklich aus."

Schon denkt sie an die unbeschwerte Ehe ihrer Eltern, bis es leider zur Scheidung kam und ihre Familie sich entzweite. Traurig formen sich ihre Lippen zu einem Lächeln.

Von Nokia hört sie ein "Ja" und Ami schaut sie an. Geschwind erwischt Ami sie dabei, wie intensiv ihre Freundin sie anstarrt und dabei breit grinst.

"Hab ich etwas im Gesicht?", wundert sich Nokia.

"Dein typisches Grinsen." Sie legt eine Hand auf ihren Mund und lacht leise.

Nokia zieht einen Schmollmund. "Na vielen herzlichen Dank." Zuletzt schließt sie sich dem Lachen an.

Das Ehepaar merkt sofort, wie sehr sich die Freundinnen nah stehen und heben ihre Mundwickel hoch. "Die Liebe kennt keine Grenzen, oder Liebling?", spricht die Dame ihren Mann an. Ein schwaches Nicken folgt von ihm. "Wie sehr ich deine Wahrnehmung liebe, meine Teuerste." Zwei Sekunden lang sehen sie die Freundinnen freundlich an und winken ihnen zu. Zunächst sehen schauen sich die Freundinnen stutzig an, wünschen dem Ehepaar dann aber einen wunderschönen Tag und winken zurück.

"Hast du verstanden, was das Pärchen meinte?", fragt Nokia interessiert.

Unsicher, aber aufrecht schätzt Ami die Situation ein: "Ich glaube, das Alter spielt eine Rolle. Oder etwa nicht?" Mit der Antwort zufrieden verläuft ihre Suche nach der Eisdiele weiter.
 

Im weiteren Verlauf stoßen sie auf verschiedene Blumenarten. Am Wegesrand verwechseln die Mädchen oft Blumen, die sehr ähnlich aussehen. Einmal hält Nokia Wiesenmargeriten für Gänseblümchen und Ami hingegen glaubt wirklich, eine Brennessel sei die Taubnessel. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.

Fast eine halbe Stunde irren sie durch den Park, bis Nokia losschreit. "Ha! Wir haben es geschafft, Ami. Die Eisdiele!"

Vor Schreck fällt Ami beinah aus dem Rollstuhl und beruhigt ihr Herz auf die Schnelle. "Willst du mir einen Schrecken einjagen?"

"Oh! Das tut mir leid, Ami. Geht es dir gut?", erkundigt sich Nokia und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

"Schon gut. Ich verstehe deine Freude." Ami rümpft die Nase. Innerlich seufzt sie, als Nokia wieder ihr Selbstbewusstsein gewinnt und über beide Ohren strahlt, endlich das Eis hier zu probieren.

Die Freundinnen kreuzen am Zielort auf und der Eisverkäufer heißt seine Kundschaft willkommen. Die Augen der Mädchen leuchten wie Sterne, als sie die Auswahl an Eissorten sehen. Auf den ersten Blick entscheidet sich Ami für Schokolade, dann doch lieber Vanille oder auch Erdbeergeschmack. Bei der Entscheidung braucht sie eine Weile. In der Zeit späht Nokia das Umfeld aus.

"Wie lange wohl noch, bis...", redet sie zurückhaltend, doch jemand unterbricht sie dabei.

"Sieh einmal an, wenn wir da haben. Ami", begrüßt ein Junge das Mädchen.

Rasch dreht sie ihren Kopf um und erkennt den Jungen als einen Bekannten aus der Nachbarschaft. Das kastanienbraune, kurze Haar und die dunkelgrünen Augen sowie das freche Grinsen auf sein Gesicht werden sie immer daran erinnern, was für ein Bengel er ist. Sie zieht ihre Augenbrauen zusammen. Auf diese Begegnung hätte sie liebend gerne verzichtet.

"Was willst du hier?", zischt Ami leicht gereizt.

Der Junge zeigt den Gips um seinen Arm. "Nichts Wildes. Und du? Im Rollstuhl versauern?"

Darauf geht Ami nicht ein und ignoriert ihn einfach. "Und Nokia? Welches Eis hast du dir ausgesucht?"

Statt auf ihre Frage zu antworten, nimmt sie den Jungen unter die Lupe.

"Wenn dein Hobby davon handelt, andere zu nerven, bist du hier in der falschen Adresse", verteidigt sie Ami und funkelt ihn nüchtern an.

"Rosen haben auch Dornen. Du hast Mut, Süße", überprüft er Nokia.

Von dem schlechten Anmachspruch wird Nokia regelrecht übel und seufzt schwer. "Du gehörst also zu den Jungs, die weder Muskeln noch Hirn haben. Wie tragisch, du Idiot." Bei überheblichen jungen Männern hat Nokia besonders ein großes Mundwerk.

"Du trifft den Nagel auf dem Kopf", kichert Ami und Nokia schenkt ihr einen Daumen nach oben.

Beleidigt zucken die Augenbrauen des Jungen. "Haha! Sehr witzig", brummt er. "Ihr langweilt mich. Außerdem tust du damit deiner Freundin keinen Gefallen!" Ohne ein weiteres Wort verschwindet der Störenfried und Ruhe kehrt wieder ein.

Niemand legt sich mit Nokia und Ami an. Wütend schnalzt Nokia mit der Zunge. "So ein Feigling! Ich helfe nun mal hier und würde nie etwas tun, was ihr schaden wird."

Eine Erinnerung aus der Welt der Digimon erreicht Ami. "Das kommt mir so bekannt vor."

"Wie meinst du das?" Auf Amis Schultern legt Nokia ihre Hände und erwartet eine Antwort.

"Du hast doch damals die Hackergruppe, die Rebels, gegründet, um die Digimon vor bösen Hackern zu schützen", erwähnt sie Nokias ehemaligen Entschluss. "Egal, wie groß die Gefahr war, du hast niemals klein beigebenden und immer weiter tapfer gekämpft."

Daran erinnert sie sich sehr gut. "Ich konnte doch nicht zulassen, wie unschuldige Digimon in Gefahr geraten."

Innerhalb ihrer Abenteuer setzte Nokia alles daran, die Digimon und ihre Freunde zu beschützen. Dafür bewundert Ami sie auch und muss erneut leise lachen. Ihre Reaktion darauf war einfach Gold wert.

"Vergiss nicht, wie Nokia dabei fast erledigt wurde, weil einer der gewünschten Rekruten sie angriff und du, Ami, ihr zur Hilfe eilte."

Augenblicklich erfassen sie die ruhige weibliche Stimme und Nokia umarmt sie, während Ami nur überrascht wirkt. In der Tat steht sie vor ihnen. Yuuko, eine Kämpferin aus den Digimon-Abenteuer und Freundin ihrerseits nimmt Nokias Umarmung freudig an. Hinter ihr erscheinen noch Rina und Sayo.

"Freunde. Was macht ihr hier?" Ami guckt ihre Freunde so verwirrt an, dass sie den Eindruck machen, darüber amüsiert zu sein.

Nokia meldet sich zu Wort. "Das ist meine Schuld. Als ich dir den Rollstuhl brachte, haben ich zuvor die Mädels angerufen."

Die Freundin Yuuko streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wir wollten dich überraschen, Ami."

Rina und Sayo geben sich einen Highfive. "Die Überraschung ist uns gut verschlungen", sagt Rina laut und fordert Ami ebenfalls zu einem Handklatsch. Jedoch zerrt Sayo sie zurück und beschwert sich: "Hey, ich wollte Ami beim Treffen als erstes begrüßen und außerdem heißt es nicht verschlungen, sondern gelungen." Stur stemmt Rina die Hände in die Hüften. "Ich und mein Digimon Veevee waren immer die Besten, also darf ich Ami zuerst Hallo sagen."

Für einen Moment schmunzelt Ami. "Ruhig, Mädels. Ihr könnt mich doch beide gleichzeitig begrüßen."

Im Hintergrund lacht Nokia und Yuuko schüttelt nur den Kopf. Beide überlegen, ob sie Amis Vorschlag ausführen.

"Bevor wir noch mehr Zeit verschwenden, lasst uns doch ein Eis essen", mischt sich Nokia ein.

Vollkommen dagegen sträubt Rina sich gegen Nokias Vorschlag. "Auf Eis habe ich keine Lust", meint Rina.

"Nein. Nicht Ei, Eis", korrigiert Ami sie und zeigt auf die Eisdiele.

Langsam entfernen sie sich immer mehr von ihrem Zeil, das Eis hier zu probieren.

Schweigsam betrachtet Yuuko die Situation. "Nokia. Ami. Habe wir euch gestört?"

Von den Mädchen wird sie schief angesehen. Sayo versteht nicht ganz. "Häh? Wovon redest du, Yuuko? Nokia hat uns doch eingeladen."

Auch Rina hinterfragt Yuukos Fragestellung. Ami und Nokia sind sogar froh, ihre Freunde zu sehen, sonst wären sie ja nicht hier.

"Genau. Also was sollte diese Pflege?"

Durchaus zutreffend warten Nokia und Ami auch auf eine Antwort. Zwar hat man Ami nicht in Kenntnis gesetzt, um ein Überraschungstreffen zu organisieren, dennoch sah sie dies als gute Idee.

"Nicht Pflege, eine Frage." Yuuko lächelt Rina an, doch sie mag es nun mal nicht, ständig verbessert zu werden. Dann wendet sie sich zu den anderen

"Das fragt ihr noch? Immerhin muss Ami uns allen ein Eis spendieren", rückt sie teilweise mit der Sprache raus.

Unwissend über den Sachverstand legt Ami ihre Stirn in Falten. Die Absprache beinhaltete, Nokia ein Eis zu schenken und nicht anderen. Auf der Suche nach einer Antwort blickt sie Nokia an.

"Hast du mir etwas zu sagen?"

Nervös fuchtelt sie mit den Händen. "Nein! Damit habe ich nichts zu tun. Wirklich." Nokia liegt es nicht, Ami anzulügen.

"So ist es also! Ich dachte gerade wirklich, ihr habt beide ein Date", verwechselt Rina das Thema und scheint keinen Scham zu haben, es öffentlich zu gestehen.

"WAS?", plärren Nokia und Ami gleichzeitig. Die Hitze steigt in ihren Wangen auf. Infolgedessen tauschen Sayo und Yuuko ein paar Wörter aus. Unter ihnen herrscht ein reines Chaos und die Verwirrung ist perfekt.

Mit Fassung räuspert sich Nokia. "Gute Freundinnen daten sich nicht. Wir hatten einfach Hunger auf Eis."

Neben ihr nickt Ami. "Das stimmt. Also gut. Ich spendiere für euch allen eine Kugel Eis."

Weiterhin über das Thema diskutieren, will Ami nicht. Außerdem wartet das Eis noch auf sie. Von Rina, Sayo und Yuuko ertönt ein „Super“.

Im Geheimen wünscht sich Ami schon, mal mit Nokia ein Date zu haben. In letzter Zeit fühlt sie sich sehr zu ihr hingezogen und macht ihr auch mal Komplimente. Andauernd fragt sie sich, ob Nokia eines Tages ihre Gefühle erwidert, die sich tief in ihrem Herz aufstauen.

"Hey, Ami. Sie haben sogar Erdbeer-Vanille dabei", berichtet Nokia und Ami schaut auf.

"Wartet! Ich darf ja immerhin als Spenderin zuerst ein Eis aussuchen!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück