Zum Inhalt der Seite

1998 - nach der Schlacht - Dramione

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

In der Bibliothek

Hermine streckte sich genüsslich und sah verschlafen aus dem Fenster. Es war noch dunkel draußen. Es war Sonntag und sie hätte eigentlich ausschlafen können, doch sie hatte sich viel vorgenommen. Sie wollte den Tag in der Bibliothek nutzen und ihre Aufsätze für Verwandlungen und Zaubertränke überarbeiten, danach ein wenig über die Tiere aus Pflege magischer Geschöpfe nachlesen und zu guter letzt... sie schluckte bei dem Gedanken daran... einen Brief an Ron schreiben.

Bereits unter der Dusche versuchte sie, die ersten Sätze an Ron zu formulieren. Das Problem war nur, dass sie überhaupt keine Vorstellung davon hatte, was sie ihm eigentlich sagen wollte. Als erstes sollte sie sich vielleicht entschuldigen. Und sich eine gute Ausrede überlegen, warum sie jetzt erst antwortet. Allerdings wollte sie ihn nicht anlügen, also verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie würde ihn um etwas Geduld bitten; das würde er sicher verstehen. Er wusste ja, wie traumatisierend der Krieg gewesen war. Aber verstand er das wirklich? »Natürlich versteht er das!«, ermahtne sich Hermine in Gedanken. »Er hat immerhin seinen Bruder verloren!« Bei dem Gedanken wurde ihr kurz schlecht. Fred's Tod war ihr mindestens genauso nahe gegangen, wie der ganzen Weasley Familie. Ginny wollte es sich nicht anmerken lassen, aber sie hatte immer noch damit zu kämpfen. Ron hingegen wirkte, als wäre alles ok. Vielleicht war das auch nur gespielt. »Aber Ron ist kein guter Schauspieler...«, sinnte Hermine. »Ich freu mich aber auf jeden Fall, dass es ihm gut geht.« In diesem Moment traf sie ein kurzer Stich ins Herz.

„Ich bin so dumm...“, flüsterte sie und legte zitternd eine Hand auf ihre Brust. »Ron geht es nicht gut. Es kann ihm gar nicht gut gehen... meinetwegen!« Hermine stellte das Wasser ab und blieb ein paar Minuten regungslos stehen. Ihr war kalt; sie zitterte und hatte Gänsehaut. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie griff schnell nach einem Handtuch.

Sie hatte sich vorgenommen, den Brief an Ron als erstes zu schreiben! Die Schularbeiten mussten warten...

Sie trocknete sich ab, zog nur schnell bequeme Sachen über und band ihre nassen Haare locker nach hinten. Sie schnappte sich ihre Schreibutensilien und schlich leise in die Bibliothek, um niemanden zu wecken.
 

In der Bibliothek herrschte Totenstille. Es brannten ein paar Kerzen und die Feuer in den Kaminen flackerten, wodurch es bereits schön warm war. Madam Prince's Schreibtisch war noch leer, allerdings stand schon eine dampfende Tasse Tee darauf.

Hermine atmete den Duft alter Bücher ein, den sie so sehr liebte und musste unweigerlich lächeln.

„Ah, guten Morgen Miss Granger.“, hauchte Madam Prince. Hermine erschrak etwas, lächelte sie aber freundlich an. Madam Prince konnte sich bewegen, ohne ein einziges Geräusch zu verursachen; als würde sie über den Boden schweben.

„Haben Sie sich heute zum Lernen verabredet?“, fragte Madam Prince. Hermine verstand nicht so recht.

„Entschuldigung, aber ich weiß nicht, was Sie meinen.“ Madam Prince sah sie erstaunt an.

„Nun, in der Regeln sind Sie die einzige Schülerin, die an einem Sonntag so früh die Bibliothek betritt. Heute allerdings, war ein junger Mann bereits vor Ihnen hier.“ Hermine wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie lächelte und nickte Madam Prince zu, danach verschwand sie zwischen den Regalen. Wer auch immer hier war, würde sie bestimmt nicht stören, aber irgendwie gefiel es ihr nicht. Sie war oft allein in der Bibliothek und sie genoss diese Art von Ruhe und Einsamkeit, weil sie selbst gewählt war. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich jetzt allerdings gestört. Sie versuchte dieses Gefühl zu ignorieren und setzte sich an einen großen Tisch. Sie breitete das Pergament vor sich aus, befüllte ihre Feder mit Tinte und hielt inne.

»Hermine, es ist nur ein Brief. Du hast schon viele Briefe geschrieben. Aber nicht so einen... nein, reiß dich zusammen! Ron hat es verdient.«

Sie kratzte mit der Feder über das Papier; wie sie dieses Geräusch doch liebte. Langsam formten sich die Worte Lieber Ron, »Sehr einfallsreich..« Aber immerhin hatte sie angefangen.

Du fragst dich bestimmt, warum ich jetzt erst schreibe. »Klingt das furchtbar.« Sie strich die Zeile durch. »Vielleicht sollte ich erst mal aufschreiben, was mir im Kopf schwirrt. Danach kann ich es immer noch ordnen.«

Ich hoffe es geht dir gut.

Wie geht es dir?

Ich schreibe dir jetzt erst, weil

Du wunderst dich bestimmt, warum ich jetzt erst schreibe.

Du glaubst gar nicht, wie viel ich zu tun habe.

Wie läuft die Ausbildung?

Sie seufzte. »Das klingt so unpersönlich«

Ich vermisse dich. Diesen Satz strich sie panisch mehrmals durch, bis er nicht mehr zu lesen war.

„Verdammt!“, fluchte sie und ließ ihren Kopf auf die Tischplatte sinken.

„Miss Granger, ich muss mich doch sehr wundern!“ Hermine fuhr nach oben und starrte Madam Prince aus großen Augen an.

„Entschuldigung, Madam Prince. Ich werde jetzt leise sein.“

„Das hoffe ich doch. Das passt gar nicht zu Ihnen.“ Mit zusammengekniffenen Lippen drehte Madam Prince sich um und schwebte hinter eins der Regale. Hermine atmete erleichtert aus.

„Dass ich das noch mal erlebe.“, flüsterte eine Stimme hinter ihr. Hermine schlug sich die Hand vor den Mund und fuhr herum; einen leisen Aufschrei konnte sie allerdings nicht verhindern.

„Pssst. Oder soll die alte Schreckschraube dich wieder tadeln? Obwohl, das wäre mal was neues.“

Draco Malfoy lehnte an dem Bücherregal hinter Hermine, ein Bein angewinkelt und mit beiden Händen in den Hosentaschen. Er lachte süffisant.

„Malfoy! Du hast mich zu Tode erschreckt!“ Hermine presste jedes Wort aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Malfoy's Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

„Pardon.“, hauchte er. Hermine wandte sich wieder ihrem Pergament zu; sie hoffte sich zu irren, aber ihre Wangen nahmen ein zartes rosa an.

Malfoy zog den Stuhl neben ihrem zurecht und setzte sich. »Was will er hier?« Hermine holte gerade Luft, um Malfoy eine Ansage zu machen, als dieser sie durchdringend ansah und einen Finger auf seine Lippen presste. Sofort hielt Hermine inne.

„Jetzt reg dich nicht wieder künstlich auf, Granger.“ Er lächelte nicht mehr. Ihr Gesicht färbte sich noch eine Spur röter – vor Wut! Ehe sie wieder ansetzten konnte, griff Malfoy nach ihrem Pergament. „Was wird das? Ein Liebesbrief für Weasley?“ Das süffisante Grinsen umspielte wieder seine Lippen und wurde noch etwas breiter, als Hermine ihm wütend das Papier aus der Hand riss.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, flüsterte sie sehr leise, aber so durchdringend, dass Malfoy davon fast eine Gänsehaut bekam. Sie faltete das Papier und steckte es in ihre Hosentasche. Malfoy lehnte sich etwas nach hinten, ohne den Blick von ihr abzuwenden.

„Ich schreibe einen Aufsatz, wenn es dich interessiert. Aber selbst das geht dich nichts an!“ Hermine hasste es zu lügen, auch wenn ihr Gegenüber nur Draco Malfoy war.

„Es tut mir leid.“, sagte er betont freundlich. Die Worte kamen ihm schwer über die Lippen und er hoffte, dass sie ihm glauben würde. Hermine war sich sicher, einen sarkastischen Unterton wahrzunehmen, dennoch war sie von seiner Entschuldigung überrascht.

„Seit wann kannst du dich entschuldigen?“ Malfoy wunderte es nicht, dass sie überrasch war. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und er musste sich bemühen, nicht aus der Rolle zu fallen.

„Ich kann so einiges.“, hauchte er rau. Hermine sah ihn mit großen Augen an; sie kam sich vor wie im falschen Film. Malfoy bemerkte zum ersten Mal, welch schöne Augenfarbe sie hatte. »Konzentrier dich!«, ermahnte er sich selbst und fuhr fort. „Ich habe in der Vergangenheit viele Dinge getan, für die ich mich jetzt nicht mehr entschuldigen kann. Ich möchte alte Angewohnheiten ablegen und hiermit mache ich den Anfang.“ Seine klaren, grauen Augen bohrten sich in Hermines Seele; sie konnte nicht wegsehen; sie war wie gefangen. Ihre Wangen schienen zu glühen und hatten sich längst wieder rötlich verfärbt. Es schien ihr, als würde sich Malfoy mit jedem Wort ein Stück nähern; bald würde sie seinen Atem auf der Haut spüren. „Ich entschuldige mich, falls ich dich gestern in eine unangenehme Lage gebracht habe. Meine Bemerkungen waren unangemessen und unnötig und das tut mir leid.“ Hermine's Mund stand offen. Sie sah in seine grauen Augen und hätte sich fast darin verloren, doch sie wurde von ihm in die Realität zurück geholt.

„Und, nimmst du meine Entschuldigung an?“ Hermine räusperte sich und sah nervös hin und her.

„Ähm, ja klar.“ Sie starrte auf ihre Finger. „Aber warum entschuldigst du dich für gestern?“

Draco war es zu wider, dass er sich ihr ein winziges Stück geöffnet hatte, doch gleichzeitig fühlte er sich auch befreit. „Wie schon gesagt. Ich will an mir arbeiten und andere Menschen nicht mehr bloßstellen, um mich selbst besser zu fühlen.“ Er war erstaunt, wie leicht ihm diese Worte jetzt von den Lippen gekommen waren. Hermine sah auf und lächelte ihn an. Er fühlte sich schwach und die eben noch empfundene Erleichterung war verflogen. Sein Hals schnürte sich zu. Gegenüber Blaise konnte er sich öffnen – teilweise zumindest – aber gegenüber Granger? Das war ihm jetzt doch zu viel. Was hatte er sich nur gedacht? Wie automatisch erschien ein herablassendes Grinsen auf seinem Gesicht und auch der freundliche Ausdruck in Hermine's Lächeln verblasste.

„Gut. Ich lasse dich jetzt wieder mit deinem Aufsatz allein.“ Hermine nickte und wandte sich ab; sie holte das Pergament aus ihrer Hosentasche, aber wollte warten bis Malfoy verschwunden war. Dieser deutete an aufzustehen, zuvor legte er aber seine Hand sacht auf ihren Unterarm, beugte sich nach vorn und flüsterte in ihr Ohr: „Deinen nächsten Aufsatz solltest du vielleicht nicht mit Lieber Ron beginnen.“ Danach stand er auf und verschwand.

Hermine hatte sein AfterShave gerochen; herb und gleichzeitig süß. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. »Was war das eben?« Dass Malfoy mitbekommen hatte, dass sie einen Brief an Ron schrieb, störte sie komischerweise nicht. Sie spielte seine Sätze immer wieder in ihrem Kopf ab. »Ich hätte nicht gedacht, dass Malfoy sich ändern kann. Aber lobe den Tag nicht vor dem Abend.«

Sie betrachtete ihren Arm an der Stelle, wo eben noch Malfoy's Hand gelegen hatte. Durch den Stoff ihres Pullovers konnte sie seine Haut nicht spüren, doch sie war sich sicher, dass er warme, weiche Finger hatte. »Hermine!«, ermahnte sie sich selbst. Diese Begegnung machte es ihr unmöglich, den Brief an Ron weiter zu schreiben. »Es ist nicht die richtige Stimmung.«, redete sie sich ein. Sie stand auf und suchte aus den Regalen die Bücher, die sie brauchte, um ihre Aufsätze zu schreiben und Hausaufgaben zu erledigen. Die Schularbeiten konnten eben doch nicht warten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück