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Mr. Svensson

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben :)
Schon 10 Favos <3 Ihr seid die Besten! Hoffe euch gefällt die FF bisher. Hier erwartet euch das "erste Zwischenspiel", das ein wenig Licht in die Vergangenheit bringen soll. Es wird mehrere dieser Zwischenspiele geben, sie werden nicht chronologisch aufgebaut sein, sondern immer mal wieder Einblick in das geben, was VOR dem Verfahren so alles passiert ist ;)
Danke an Amiliamilli und ReinaDoreen für die lieben Kommis :)
Dann also jetzt: Viel Spaß beim Lesen!
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Zwischenspiel I

[RIGHT]Doch ihr, befleckt von euren eignen Lüsten,[/RIGHT][RIGHT]Besudelt mit der Unschuld reinem Blut,[/RIGHT][RIGHT]Verderbt und angesteckt von tausend Lastern:[/RIGHT][RIGHT]Weil euch die Gnade fehlt, die andre haben,[/RIGHT][RIGHT]So achtet ihr's für ein unmöglich Ding,[/RIGHT][RIGHT]Ein Wunder wirken, ohne Macht der Teufel.[/RIGHT][RIGHT]- Shakespeare, König Heinrich VI. – I. Teil[/RIGHT]

 

 

 

Selbst hier im Tower ist der Lärm der startenden Maschine deutlich zu hören. Das Aufjaulen der Triebwerke, das Donnern des Fahrwerks auf der Startbahn, gepaart mit dem leisen Murmeln der Lotsen. Im frühen Licht des Morgens zieht feuchte Luft über die Flügel der CF-18, auch als Hornet bezeichnet, als sie durchstartet und sich in den bleichen Himmel erhebt. Die Sonne wird sich in einigen Minuten mühsam über den Horizont kämpfen und dann hoffentlich die perfekten Voraussetzungen für die Testreihe des heutigen Tages geben.
 

Auf dem Rollfeld geht eine zweite Maschine in Position und erwartet die Startfreigabe. Ich lehne mich ein wenig weiter vor, um aus den riesigen Fenstern einen Blick in das Cockpit zu erhaschen. Ich erkenne nicht viel, doch das Wissen, dass er da unten in der Maschine sitzt, reicht vollkommen.
 

Ich komme nicht umhin zu grinsen. Über Funk gibt die Flugsicherheit dem Piloten zu verstehen, dass er noch eine Minute warten muss. Das Flugzeug, das bereits in der Luft ist, bekommt noch einmal genaue Instruktionen vom Fliegerleitoffizier. Er wird sich, sobald sie in der Luft sind, um beide Piloten kümmern, doch nach dem Start der ersten Maschine arbeitet er kurz einige Routinefragen mit dem bereits gestarteten Piloten ab. Erst wenn der Offizier dieses Gespräch beendet hat, darf die zweite Maschine abheben.
 

«Hey, Tower!» Die Stimme des zweiten Piloten dringt aufdringlich aus dem Kopfhörer, der um meinen Nacken baumelt. Ich greife hinunter und ziehe eine der Ohrmuscheln hinauf, um ihn besser zu hören. «Hat das Blondchen nichts zu tun? Wenn mir der Flieger gleich unterm Arsch explodiert, weil seine Berechnungen falsch sind, hätt ichs gern vorher gewusst.»
 

Dir explodiert später was ganz anderes unterm Arsch mein Lieber.
 

Die junge Fluglotsin, die nach wie vor auf die Startfreigabe wartet, sieht entschuldigend zu mir hinüber. Ich löse meinen Blick von der Scheibe, vergewissere mich kurz, dass der Leitoffizier noch mit der ersten Maschine zu Gange ist und beuge mich dann über ihre Schulter. Auf mein Zeichen hin öffnet sie den Funkkanal. „Machen sie sich keine Sorgen um ihren Hintern Pilot. Sorgen sie sich lieber um ihre Eier, denn die wird ihnen ihr Vorgesetzter abschneiden, wenn sie die Maschine nicht heil rauf und wieder runter bringen.“ Es knackt in der Leitung, dann setzt der Pilot zu einer Antwort an, bricht jedoch jäh ab, als die Fluglotsin auf einen Wink des Leitoffiziers die Startfreigabe erteilt. Mein Grinsen wird noch eine Spur breiter. Dass ich in dieser Sache das letzte Wort hatte, wird ihm gar nicht gefallen. Die Triebwerke der zweiten Hornet jaulen auf, dann schießt auch diese Maschine die Rollbahn entlang und hebt ab. Gerade als sie an Höhe gewinnt, rauscht die erste Maschine über uns heran und dreht dann in einem weiten Bogen ab. Die Druckwelle des Flugzeuges sorgt bei der startenden Maschine für einige Turbulenzen. Flüche und Verwünschungen dröhnen aus dem Kopfhörer, gepaart mit einem hellen und frechen Lachen. Neben mir verschränkt Alexander die Arme vor der Brust und schüttelt den Kopf. „Wieso genau haben wir zugestimmt, diese beiden fliegen zu lassen?“, raunt er mir fragend zu und ich kann nicht mehr, als die Schultern zu zucken.
 

Der Deutsche sieht angespannt aus. Ich habe nicht genau mitbekommen, was eben mit der ersten Maschine nach dem Start los war und spüre das schlechte Gewissen in mir aufsteigen. Es ist mein verdammter Job, hier aufmerksam zu sein, also sortiere ich meine Gedanken und ziehe die Ohrmuscheln des Kopfhörers wieder nach oben. Noch immer dringen Verwünschungen über Funk an mein Ohr. «Wenn ich wieder unten ankomme, ich schwöre dir Cal, ich schwöre dir, wenn ich dich in die Finger kriege dann…. WAS SOLL DAS?!» Wieder überholt die erste Maschine in mörderischem Tempo und sorgt bei an Höhe gewinnenden Hornet für Luftlöcher. Calvin versucht nicht einmal, sein Gelächter irgendwie einzudämmen. Der Leitoffizier wirft uns beiden einen kurzen Blick zu, dann entscheidet er sich dazu durchzugreifen. „Reißen sie sich zusammen Captain Cartwright. Und sie auch Lieutenant.“ Falls sich jemals jemand wundern sollte, wieso beim Einsatz immer das Fahrzeug, Flugzeug oder die Einheit angesprochen wird, statt einer Person: Das hier ist der Grund dafür. Beide Männer heißen Cartwright, beide sind Piloten. Logan, der ältere, bereits im Rang eines Captains, da er schon wesentlich länger Einsätze fliegt, als sein fünf Jahre jüngerer Bruder. Lieutenant Calvin Cartwright hat allerdings das bessere Händchen, wenn es um die Maschinen geht. Er ist ein Naturtalent in der Luft, das bereits im ersten Jahr seiner Ausbildung den eigenen Bruder im Simulator alt aussehen ließ.
 

Sowohl das Lachen als auch das Gezeter über Funk verstummt und der Flugleitoffizier räuspert sich ein letztes Mal deutlich. „Hornet Two, drehen sie bei, Formation bilden.“ Die aufgehende Sonne blitzt auf den Tragflächen der Maschine auf, als Logan das umgerüstete Kampfflugzeug elegant in einem schönen Schwung auf Kurs bringt. Es hat etwas Erhabenes dabei zuzusehen, wie er zu Calvin aufschließt, der gerade die Warteschleife wieder beendet, auf der er zurzeit über dem Militärgelände fliegt. Die Formation ist relativ eng, vor allem wenn man die Geschwindigkeit bedenkt, mit der die beiden Jets durch die Luft jagen, doch aus Erfahrung heraus weiß ich: Es geht noch wesentlich schneller. Der Leitoffizier geht nun auch mit Logan einige Standartfragen durch und ich bemühe mich, dieses Mal aufmerksamer zuzuhören. Die Maschine reagiert normal, alle Parameter liegen im Normbereich. Sanft schwenken beide Maschinen erneut in die Schleife, während die Sonnenscheibe sich endgültig über den Horizont schiebt.
 

«Woha!“ Der überraschte Ausruf kommt von beiden Piloten zugleich. Ich muss nicht hinsehen, um zu wissen, dass Alexanders Mundwinkel nach oben zuckt.
 

Tja Jungs, euch will ich noch einmal lachen hören..
 

«FAC* hier Hornet One. Wir fliegen jetzt mit direktem Gegenlicht, der Filter ist der Wahnsinn.» In Cals Stimme hört man die Begeisterung heraus. Auf dem Monitor neben mir sehe ich, dass die zweite Maschine an Höhe verliert. Logan testet augenscheinlich, wie sich der Filter je nach Lichteinstrahlungswinkel verändert. Der Leitoffizier vermerkt etwas in seinem Protokoll. „Hornet Two, hier FAC. Wie sieht es bei Ihnen aus?“
 

«FAC, hier Hornet Two. Der Filter funktioniert wie vorgesehen. Der Kontrast ist wirklich beeindruckend.» Logan klingt weit weniger aus dem Häuschen als Cal, aber das wundert mich nicht. Der ältere der beiden Brüder hat bereits mehrere Testflüge mit modifizierten Maschinen absolviert und er weiß, dass Neuerungen auf Herz und Nieren geprüft werden müssen. Die Gegenlichtproblematik liegt heute außerdem nicht im Fokus. Sicher, wir haben den Testflug extra in die frühen Morgenstunden gelegt, um einen ersten Eindruck von dem neuen Glas zu bekommen, aber eigentlich geht es heute um Anflug und Ausweichmanöver. Die beiden Maschinen, die gerade in der Luft sind, sind extra für solche Testflüge umgerüstet worden. Sie sind nicht mit scharfer Munition ausgerüstet, verfügen sonst aber über die gleichen Flugeigenschaften wie die anderen CF-18 Flugzeuge. An beiden Maschinen wurden kleinere Veränderungen am Triebwerk vorgenommen, außerdem haben wir die Steuerflächen modifiziert, was die Wendigkeit der Maschine weiter beeinflussen soll.
 

„Hornet Two, sie starten. Kurs und Ziel wie vorgegeben, Tower erteilt Freigabe, zielen und feuern nach eigenem Ermessen.“
 

Natürlich wird bei diesem Testlauf nicht wirklich geschossen. Dennoch verfügt die Maschine über eine Zielerfassung und die Elektronik, die dazu da ist eine AAM** oder eine ASM** zu starten. Wenn der Pilot den Abzug betätigt, registriert das Simulationsprogramm im Tower diesen Abschuss und berechnet anhand der aktuellen Flug- und Zieldaten die Treffergenauigkeit, Flugbahn und den angerichteten Schaden. Auch da erwarten uns heute sicher keine großen Überraschungen. Der Anflug, das Zielen und „abfeuern“ der Munition sollte genauso funktionieren wie bisher. Das Abdrehen und Ausweichen danach ist es, was für mich und Alexander heute eine besondere Rolle spielt. Logan ist also als erster dran. Er hat den Befehl des Towers bestätigt und löst sich jetzt aus der Schleifenformation, die Calvin weiterhin brav fliegt. Die Triebwerke der Maschine werden lauter, als sie über der Startbahn einschert. Das Ziel liegt irgendwo an deren Ende, so dass wir einen guten Blick auf die Flugbahn haben. Kameras entlang der Strecke und am Ziel bieten weitere Bildeinstellungen, die wir auf einer großen Anzahl von Monitoren einsehen können.
 

Die CF-18 nähert sich dem Ziel, über Funk kommt kurze Zeit später die Bestätigung, dass Logan das Ziel erfasst hat. Sekunden später startet die Simulation der ASM, dann kippt die Maschine zur Seite und dreht ab. Oder eher: Logan versucht es. Er hatte schon während der Warteschleife die Gelegenheit, sich mit der wesentlich empfindlicheren Steuerung vertraut zu machen, doch offenbar war diese Eingewöhnungsphase zu kurz. Er kippt die Maschine zu weit, beinahe um 90°. An und für sich ist das bei den Maschinen kein Problem, doch sie brauchen dafür auch die entsprechende Geschwindigkeit. «SCHEISSE!», kommt es erschrocken aus meinen Kopfhörern und mir rutscht für ein paar Sekunden das Herz in die Hose. Die Maschine bockt, als Logan durchstartet und sie wieder in die Waagrechte bringt. «FAC hier Hornet Two. Erbitte neue Anflugfreigabe.» Logans Stimme klingt gepresst über Funk. Aus dem Knacken des Funkverkehrs glaube ich Cals leises Lachen heraus zu hören. Selbst der Leitoffizier kann sich ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen. Trotzdem pumpt mein Herz schmerzhaft schnell in meiner Brust. Das hätte auch schief gehen können.
 

„Hornet Two, hier FAC. Reihen sie sich wieder in die Warteschleife ein. Sie bekommen eine zweite Freigabe, aber zunächst: Hornet One, sie sind dran. Tower erteilt Freigabe für Anflug, Feuern und Zielen nach eigenem Ermessen.“
 

Kurz glaube ich zu hören, dass Logan zu einer Antwort ansetzt, doch die Leitung bleibt still. Die Maschine kehrt zurück in die Warteschleife, während jetzt Calvin an der Reihe ist. Dessen Maschine legt deutlich an Tempo zu. Da kann es wohl einer gar nicht erwarten. Typisch. Vor allem hat Cal jetzt schon gesehen, welchen Fehler er besser nicht machen sollte und er hat ein wenig Vorsprung, weil er länger in der Warteschleife kreisen konnte, als sein älterer Bruder. Die Maschine rauscht über den Tower, nähert sich dem Ziel. Calvin löst die Startsequenz der ASM aus, startet durch und jagt die Maschine in eine mörderisch enge Kurve. Neben mir stöhnt Alexander genervt auf. Aus dem Kopfhörer dringt ein wahnsinniges Gackern abgehackt zu uns herüber. Die G-Kräfte müssen bei diesem Stunt ziemlich unangenehm gewesen sein, doch die Zahlen sprechen für sich. Der Radius, den die Maschine für die Wendung braucht, ist mit diesen Steuerflächen signifikant kleiner, die Reaktionsgeschwindigkeit der Steuerung erhöht. Calvin lenkt die Maschine zurück in den Schleifenkurs, wackelt mit den Flügeln und startet dann noch einmal durch, um auf der langen Geraden eine 360° Drehung zu fliegen.
 

„Er muss es auch jedes Mal übertreiben..“, murmelt der Deutsche neben mir resignierend und doch mit einem gewissen Hauch Stolz in der Stimme. Ich kann es ihm nicht verübeln. Calvin ist ein überragender Pilot, der sich unheimlich schnell auf die neue Steuerung der Maschine einstellen kann. Allerdings ist auch Logan beim zweiten Anlauf vorbereitet und lenkt die Maschine ebenso elegant aus der Gefahrenzone. Ich wende meinen Blick von den Kamerabildern ab und konzentriere mich stattdessen auf mein Tablet, auf dem ich die Messergebnisse präsentiert bekomme. Bisher sieht das alles wirklich vielversprechend aus, auch wenn hier und da sicher noch leichte Anpassungen notwendig sein werden. Nach zehn Wiederholungen beordert der Leitoffizier die beiden Flieger zurück auf den Boden. Die Erhebung sollte für einen vorläufigen Bericht reichen und allem Anschein nach haben wir genügend Daten gesammelt. Interessant wird jetzt noch, wie viel mehr oder weniger die Maschine an Treibstoff verbraucht hat und wie das Material nach dem Flugeinsatz aussieht. Haben sich die beweglicheren und leicht anders gewinkelten Steuerflächen zum Beispiel eher gelockert? Nehmen die Tragflächen durch die stärkere Kräfteeinwirkung eher Schaden? Das sind Fragen, auf die uns die Flugzeugmechaniker Antworten geben werden, sobald die Maschinen wieder am Boden sind. Dennoch sieht das alles sehr gut aus und ich sehe dem Leitoffizier an, dass er sehr zufrieden ist. Ich ziehe das Headset vom Kopf, wende mich von der Szenerie im Tower ab und steuere auf den Ausgang zu. Hier werden weder Alexander noch ich gebraucht und ich hätte gern aus erster Hand gewusst, wie sich die Maschine während des Fluges angefühlt hat. Außerdem habe ich da noch ein Hühnchen mit meinem Piloten zu rupfen.
 

„Gute Arbeit Leute und bis zum nächsten Mal“, hallt mein Ruf durch die Runde und der Leitoffizier hebt die Hand zum Abschied. Bis die Maschinen auf dem Boden sind, kann er sich noch nicht entspannen. Alexander schiebt auf dem Weg nach draußen sein Tablet in die Tasche und hängt sie sich locker über die Schulter. „Das sah wirklich gar nicht so schlecht aus. Allerdings sollten wir beim Radius aufpassen.“ Wir treten ins Freie, wo bereits ein Wagen auf uns wartet. Es ist einer dieser offenen Geländewagen, die man beim Militär gern benutzt. So früh am Morgen ist es allerdings noch ziemlich frisch und ich brumme etwas missmutig, als ich mich neben Alexander auf die Rückbank fallen lasse. Laufen ist allerdings bei den Distanzen auf dem Testgelände auch keine Option. Also zurück zum Thema.
 

„Ja, der Radiu-“, beginne ich, komme aber nicht weiter, da über uns kreischend eine der beiden Maschinen zur Landung ansetzt. Ich halte mir die Ohren zu und ziehe den Kopf ein, um nicht direkt von der Druckwelle getroffen zu werden, die kurze Zeit später über das Auto rauscht. Genervt streiche ich mir kurze Zeit später wieder das Haar nach hinten. „Ja, der Radius“, beginne ich erneut. „Der Radius darf nicht zu eng werden. Ist schön wenn die Maschine das kann, aber der Pilot muss es ja auch aushalten“, spreche ich aus, was Alexander sicher gedacht hat. Schön ist es immer, wenn die Maschine enge Wendungen fliegen kann. Das Problem sind die G-Kräfte, die dabei auf die Maschine wirken. Sind sie zu groß, drücken sie dem Piloten das Blut aus dem Kopf und er wird ohnmächtig. Nichts, was man in einem Kampfeinsatz haben möchte. Schon jetzt sind gewagte Manöver eine körperliche Belastung für die Piloten, wir müssen es ja nicht auf die Spitze treiben. Der Hangar kommt vor uns in Sicht, während die Sonne immer höher steigt. Wenigstens wärmt sie bereits ordentlich, so dass ich im Fahrtwind nicht ganz so sehr friere, wie noch auf der Herfahrt. Zu dumm, dass ich meine Jacke im Büro habe liegen lassen.
 

Als wir den Hangar mit dem Auto erreichen, sind beide Maschinen bereits angekommen. Sie stehen unweit voneinander entfernt, die Spitzen leicht gegeneinander gerichtet. Calvin ist schon ausgestiegen, Logan ist gerade noch dabei, als unser Wagen vor den Maschinen hält. Die Luft über den Triebwerken flirrt noch leicht und der Geruch von Kerosin und verbranntem Gummi liegt in der Luft. Es weckt Erinnerungen an die letzten Monate und Jahre. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Geruch mal vermissen würde. Neben mir steigt auch Alexander aus dem Wagen und verabschiedet unseren Fahrer. Ich klopfe Cal auf die Schulter, der noch immer ganz euphorisch und voller Adrenalin zu sein scheint. Logan ist etwas entspannter, als er zu uns herüber kommt. „Ihr habt die Teile ganz schön scharf gemacht. Hat mich wirklich überrascht, wie fein sie auf einmal reagiert, die Gute.“
 

„Ja, beinahe abgekackt wärst du, ich habs genau gesehen“, zieht Calvin seinen älteren Bruder auf und kassiert dafür einen sicher schmerzhaften Knuff in die Seite. „Nimm den Mund nicht zu voll Lieutenant. Du hättest da oben auch um ein Haar ein Unglück fabriziert.“
 

Cal verzieht kurz den Mund, zuckt dann die Schultern und grinst wieder. Unverbesserlich – alle beide. Der eine sieht zu schwarz, der andere sieht überhaupt kein Risiko. „Hey, schaut mal hier rüber!“ Einer der Flugzeugmechaniker hat sein Handy gezückt und winkt. Wir drehen uns zu ihm, alle vier. Ich und Alexander, daneben Logan und Calvin und die beiden Maschinen im Hintergrund. Der Mechaniker drückt den Auslöser und grinst. „Muss doch festgehalten werden, der glorreiche Moment“, erklärt er dann und winkt die kleinen Tieflader näher, die die Maschinen jetzt in den Hangar schleppen.
 

Eine halbe Stunde später stehe ich nachdenklich in der Mannschaftsdusche der Firma. Dick hat alles gern an einem Fleck, daher befindet sich Alexanders und mein Büro auf einer Empore über der Fertigungshalle. Unten bei den Umkleiden der Schlosser und Mechaniker gibt es auch Duschen und Logan hatte das dringende Bedürfnis sich zu waschen. Bei ihm gehört es zum Ritual. Sobald er aus der Uniform steigt, braucht er seine Dusche, vorher kann man mit ihm quasi nichts anfangen. Calvin will sich oben in unserem Büro umziehen, dort hat er seine Klamotten gebunkert. Logan hat wohlweißlich Wechselkleidung mitgenommen und steht jetzt unter dem dampfenden Wasserstrahl. Ich selbst schlendere in der Umkleidekabine umher und warte darauf, dass Logan endlich mit seiner Dusche fertig ist. Als das Wasser ausgeht und er kurze Zeit später mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Duschraum kommt, bleibe ich vor dem mannshohen Spiegel stehen und mustere ihn in der Reflektion. Wieso muss dieser Kerl nur so gut aussehen? Das kurze dunkle Haar steht leicht verstrubbelt von seinem Kopf ab, seine grünen Augen funkeln mich frech im Spiegel an. Wassertropfen perlen über seine nackte muskulöse Brust und auch an seinen Beinen rinnt Wasser hinab, sammelt sich in einer Pfütze zu seinen Füßen. „Und, hast du die Daten schon angesehen?“ fragt er seinerseits, den Blick auf mein Gesicht im Spiegel gerichtet. Ich könnte mich umdrehen, um ihn direkt anzusehen, tue es aber nicht. Ich will den Blick nicht wirklich von ihm abwenden, denn gerade sieht er einfach zu verführerisch aus. „Ich hab mal drüber geschaut, ja. Sieht ganz gut aus soweit. Allerdings sind die Daten nur eine Seite der Medaille. Das Fluggefühl sollte ja auch stimmen, nur kann ich das leider nicht beurteilen.“ Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme bei diesen Worten etwas zynischer wird. Logan schnaubt leise und kommt näher heran, so nah, dass er den Kopf auf meiner Schulter ablegen und mich direkt im Spiegelbild ansehen kann. Seine nassen Arme legen sich sanft um meine Taille.
 

„Das war ein Wahnsinns Ritt über den Wolken Arn. Zieh nicht so ein Gesicht. Ich verspreche dir, heute Nacht bring ich dich auch da hin.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
* FAC - Forward Air Controller » Fliegerleitoffizier, leitet in unmittelbarer Nähe des Ziel(orte)s den Einsatz von Kampfflugzeugen

**AAM/ASM » Air-to-Air/Air-to-surface missile » Luft-zu-Luft/Luft-Boden Raketen Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2019-02-01T12:53:05+00:00 01.02.2019 13:53
Ich glaube, diese Zwischenspiele werden mir gefallen *_* Irgendwie habe ich mein Herz schon jetzt an Alexander und Calvin verloren, frag mich bitte nicht warum :D gerade möchte ich einfach alles verschlingen, was du schon geschrieben und gepostet hast! Die Beschreibungen fand ich übrigens richtig klasse - ich finde, du hast da genau den richtigen Ton gefunden und das Kapitel nicht einfach zum Info-Dump gemacht, sondern alles wunderbar anschaulich beschrieben :3
Antwort von:  Coventina
01.02.2019 13:56
Na ob das so bleiben wird XD muahahahaa~
Ich freue mich ehrlich, dass du so begeistert bist :) Das motiviert, diese Geschichte zu Ende zu bringen ^^ All zu lange wird es nicht mehr dauern (sagte sie jetzt und dann kommen noch gefühlt 100 Kapitel XD XD, nein, so viele werden es nicht mehr werden.)


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