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Perfect Girlfriend

ItaDei, inc. Sidepairings
von

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Perfect Act

Itachis Lider zuckten und öffneten sich widerwillig ein Stück. Nicht sein Zuhause. Ein Hotelzimmer, und ein außergewöhnlich Langweiliges noch dazu. Die Funkuhr auf dem Nachttisch zeigte Viertel nach neun am Samstag. Normalerweise schlief er nicht so lange und hatte auch nicht das Bedürfnis, einfach weiterzuschlafen.

Er blinzelte mehrmals und rieb sich mit einer Hand die Augen. Und fragte sich dabei, wo sein Kissen war. Denn das unter ihm lebte. Es war ein Arm, es war nicht sein Arm, und er endete in einer Hand, die ebenfalls nicht seine war. Sie kam ihm zumindest nicht bekannt vor. Die Haut war karamellfarben, seine eigene viel blasser. Sie war kräftig, mit Hornhaut an den Fingerspitzen und einer schmalen Narbe am Daumenansatz. Itachi starrte sie eine ganze Zeit an, ohne wirklich etwas zu begreifen. Er war müde, obwohl es gestern nicht übermäßig spät geworden war. Es lag daran, dass er sich beim Schlafen nicht sehr entspannte. Warum er plötzlich damit anfing, war ihm schleierhaft.

Itachi bemerkte etwas aus den Augenwinkeln. Eine zweite Hand, deren Finger kurz gezuckt hatten. Eine rechte Hand, die unbestimmt über seinen Torso hing. Eine rechte Hand, die nicht ihm gehörte, denn mit seiner hatte er sich vorhin die Augen gerieben. Dabei war die bereits des öfteren genannte Hand verrutscht.

Die Finger der anderen Hand zuckten auch. Itachi spürte die ruckartige Muskelbewegung unter seiner Wange. In gleichmäßigen Abständen war da ein warmer Luftzug in seinem Nacken. Alles in allem nicht allzu unangenehm, doch Itachi mochte keine Dinge, die schlichtweg so waren, ohne dass er wusste, warum. Er hievte sich hoch auf die Ellbogen und schüttelte sich das Haar aus der Stirn. Die rechte Hand rutschte in seinen Schoß. Itachi schob sie zur Seite und gähnte leise. Er hatte wirres Zeug geträumt, von motorradfahrenden Kung-Fu-Kämpfern und extrem seltsamen Fantasien...

Fantasien? Moment mal... Itachi warf die Decke zur Seite und sprang auf. Deidara nahm keine Notiz davon. Im Gegenteil, er drehte sich auf die andere Seite und schlief weiter, offensichtlich zufrieden, die Decke mit niemandem mehr teilen zu müssen. Dass er sie so leicht nicht zurückbekommen würde, war Itachis geringstes Problem. Mit einem lauten Türenknallen verschwand er im Bad. Dort drehte er das heiße Wasser der Dusche auf, damit der Spiegel beschlug.

Das war pervers... Das war doch alles völlig pervers!
 

Deidara rollte sich herum und verzog missbilligend das Gesicht. Irgendein viel zu lautes Geräusch hatte ihn aus seiner watteweichen Döserei gerissen, und jetzt versuchte er verzweifelt, die Trümmer wieder zusammenzufügen. Hotels hatten nicht laut zu sein, wenn sie schon sonst kaum Komfort boten! Und dazu dieses Wasserrauschen... Ihm waren wirklich nie ruhige Morgende vergönnt. Er freute sich bereits auf die Ferien, obwohl sie noch in beträchtlicher Ferne lagen.

Schlaftrunken setzte er sich auf. Itachi hatte Nerven, soviel stand fest. So ein Tumult am Wochenende, das war ungesund!

Schweren Herzens setzte er seine Füße auf den blaugrauen Teppichboden und kam mit einiger Mühe zum Stehen. Die Tempowechsel seines Kreislaufs waren ihm zuweilen selbst unheimlich. Mit einem Ruck zog er die Vorhänge auf und ließ sich mit einer Flut gleißenden Lichts übergießen. Geblendet schloss er die Augen. Oh, wunderbar. Man musste heiße Tage ohne Aussicht auf Abkühlung einfach lieben.

Das Wasserrauschen hörte auf. Es war verdächtig still.

"Itachi, un?"

Keine Antwort. Deidara strich sich einige chaotische Strähnen aus dem Gesicht und gähnte. In dieser Nacht hatte er sich nachweislich kaum bewegt, und trotzdem hatte sein Haar sich gegen ihn verschworen. Vielleicht sollte er sie mal abschneiden, so kurz wie Sasoris.

Großartig, Depression am Morgen.

Auch nach fünfminütiger depressiver Himmelbeobachtung regte sich im Bad immer noch nichts. Was war das schon wieder für ein Theater? Fakt war, wenn er nicht gleich mit irgendwelchem kalten Wasser in Berührung kam, würde er wieder einschlafen. Wochenend-Syndrom. Wenn Itachi mit dem Duschen fertig war, konnte da ja nichts allzu Peinliches mehr sein. Oder er kam nicht raus, weil er wegen gestern schmollte. Dieser Kerl konnte ihm nur Rätsel aufgeben... Immerhin waren sie beide Männer. Kein Weltuntergang, und schwanger konnte er jetzt sowieso nicht sein.

Rechtfertigung abgeschlossen.

"Itachi? Kann ich reinkommen, un?"

Keine Reaktion. Deidara klopfte gegen die Badezimmertür und drückte probeweise die Klinke herunter. Die Tür war nicht abgeschlossen. Egal, ihre Konversationen schienen eh ausschließlich aus klärenden Gesprächen zu bestehen.

Es war kein besonders großes Bad. Die weißen Fliesen machten den Eindruck, bloß auf einen harmlosen Passanten im Halbschlaf zu warten, der auf ihnen ausrutschen konnte. Und angesichts der herrschenden Nässe musste Deidara sich prompt am Türrahmen festhalten, um nicht genau das zu tun.

Itachi nahm keine Notiz von ihm. Er wusch sich die Hände, was nicht besonders aufsehenerregend gewesen wäre, wenn er es nicht so rigoros getan hätte. Sein offenes Haar klebte an seiner alabasterfarbenen Haut. Deidara fragte sich, ob Itachi von Natur aus diesen Farbton hatte oder einfach nichts vom Sonnenbaden hielt.

"Äh... Itachi, un?"

Der andere warf ihm einen kurzen Blick zu, ohne Verärgerung, jedoch ebenfalls ohne das geringste Interesse. Deidara machte einen ausgesprochen vorsichtigen Schritt vom Türrahmen weg.

"Deine Hände sind sauber, un."

Itachi hielt inne, während kaltes Wasser über seine geröteten Handflächen floss. Er schien tatsächlich abzuwägen, ob das der Wahrheit entsprach.

"Oh."

Mehr sagte er nicht dazu. Deidara seufzte, bewegte sich an der Wand zum Waschbecken und stellte das Wasser ab. Itachis Hände verharrten unter dem Hahn, die Innenflächen immer noch nach oben.

"Gibt es einen Grund für diese Überschwemmung, un?"

Itachi wandte ihm das Gesicht zu und starrte ihn gänzlich verständnislos an, als hätte er angefangen, eine völlig fremde Sprache zu benutzen. Deidara starrte zurück. Nun, als er richtig hinsah, waren Itachis Wangen genauso wundgeschrubbt wie seine Hände. Es erschien beinahe unwirklich mit den weißen Kacheln, dem weißen Handtuch um seine Hüften, seiner weißen Haut und der dezenten Röte.

Deidara legte den Kopf schief.

"Alles in Ordnung mit dir, un?"

"Was? Ja..."

Itachi erholte sich offenbar von seiner Apathie.

"Was willst du hier?"

Ja, zweifellos. Und jetzt war er ärgerlich, dass jemand in seine Privatsphäre eingedrungen war.

"Hab mich nur gewundert, dass man von dir nichts hörte, un..."

Itachi verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine vor Feuchtigkeit triefenden Unterarme überzogen sich allmählich mit einer Gänsehaut.

"Keine Angst, ich hätte dir Bescheid gesagt, bevor ich mich in der Toilette herunterspüle. Raus hier."

Deidara grinste und deutete eine Verbeugung an, wobei er sich an der Wand festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Glatte, gekachelte Wände waren nicht optimal zum Festhalten.

Das nächste, was ihm bewusst wurde, war ein schmerzendes Steißbein und wabernde Dunkelheit an den Rändern seines Blickfeldes. Und das unangenehme Gefühl, dass seine Hose gerade von unten nass und kalt wurde.

"Au, un..."

"Es täte dir gut, etwas weniger albern zu sein.", stellte Itachi trocken fest und bot ihm seine Hand an. Deidara rieb sich den pochenden Hinterkopf und knurrte. Konnte der Tag bitte noch mal von vorne anfangen? Was so begann, konnte nicht halbwegs akzeptabel enden.

Itachis Hand war kalt und eingeweicht vom Wasser. Deidara ließ sich behutsam hochziehen (inzwischen misstraute er der Wand) und legte den Weg zur Tür mit seitlich ausgestreckten Armen wie ein Seiltänzer zurück. Er hasste Hotelbäder...

"Deidara?"

Der Blonde drehte sich wenig begeistert um. Seine Hose fing an zu kleben, und das war kein Zustand, den Männer über drei Jahre übermäßig gerne hatten.

Itachi biss sich auf die Unterlippe und legte seine Fingerspitzen auf seinen Wangenknochen.

"Uhm... Da ist doch... etwas, oder?"

Deidara wiegte überrascht den Kopf. Natürlich war da etwas, wenn man gerade geduscht hatte, konnte man nicht erwarten, dass Gesichtspuder sich lange hielt.

"Meinst du deine... Striche? Klar, wieso nicht, un?"

Itachi überhörte den argwöhnischen Unterton in seiner Stimme. Stattdessen huschte die Andeutung eines Lächelns über seine Lippen.

"Nichts. Das Bad ist gleich frei."

Deidara nickte und schloss die Tür hinter sich. Vor allem, damit Itachi sein idiotisches Grinsen nicht bemerkte. Er hatte zwar keine Ahnung davon und hatte sie nie gehabt, aber er hatte das Gefühl, dass im letzten Satz irgendwo ein Dank für seine Sorge verborgen gewesen war.
 

Letzten Endes war es Deidara, der wirklich lange im Bad brauchte. Man kam nicht wirklich zu etwas, wenn man in den Spiegel stierte und an nichts dachte außer Umkehren und wieder ins Bett gehen. Und er hatte es ohnehin nicht eilig, Itachis stündlichen Abfragen zum Opfer zu fallen – nicht vor dem Frühstück.

Andererseits war das seine einzige Chance, weiterhin von Sasori unabhängig zu sein. Deidara war fest entschlossen, seinen besten Freund diesmal den ersten Schritt machen zu lassen, und gleichzeitig hoffte er inständig, nicht das Falsche zu tun. Itachi war der Meinung, wenn ihre Freundschaft tatsächlich bisher alles überstanden hatte, würde dieses ihr keinen Abbruch tun. Und was, wenn er, Deidara, sich die ganzen Jahre über getäuscht hatte? Sasori war undurchschaubar, und es war immerhin möglich, dass er eine Art Pflichtgefühl gegenüber einem ausländischen Jungen hatte und der Kontakt aus Routine bestehen geblieben war. Nicht die beste Aussicht... Außer, er sah mal wieder Gespenster.

Ein monotones Telefonklingeln, das gedämpft durch die Badezimmertür drang, störte seine innere Argumentation. Deidara zog sich mit einiger Mühe sein T-Shirt über (auf den Witz, dass die zwei Löcher an den Seiten für die Arme gedacht waren, konnte er getrost verzichten) und strich sein feuchtes Haar hinters Ohr. Zeit, seine Besetzung aufzugeben.

Als er das Schlafzimmer wieder betrat, hatte Itachi sein Gespräch bereits beendet und schaltete sein Handy aus. Deidara konnte nicht umhin, beim Anblick dieser verfluchten Technik zusammenzuzucken. Eins, zwei, drei, war es war völlig egal, was sollte Kankuro schon mit einer Nummer, die er meistens gar nicht erreichte... Ein schwacher Trost.

"Irgendwas Interessantes, un?"

Ging ihn zwar nichts an, aber er musste sich dringend ablenken. Itachi zuckte mit den Schultern und setzte sich aufs Bett.

"Temari."

Deidara verzog das Gesicht und erntete einen langsam genervten Blick.

"Sie meint, es gäbe wieder Lebenszeichen von Tayuya. Sie hätte die ganze Woche an irgendeinem Seminar teilgenommen und käme Montag zurück."

"Seminar? Tayuya, un? In hundert Jahren vielleicht…"

Ohne sich die Mühe zu machen, die Wäsche vorher zusammenzufalten, stopfte Deidara sie zurück in seine Tasche. Itachi beobachtete ihn nachdenklich dabei und legte die Stirn in Falten.

"Was ist das?"

"Was ist was... Oh... un..."

Er hätte dieses Päckchen besser verstecken sollen. Und da er nicht gewusst hatte, wie er Itachi zurück auf das Thema Geburtstag bringen konnte, hatte er es prompt vergessen. Nervös drehte er es in den Händen.

"Na ja, das ist... Ich hab' es selbst gemacht, un..."

Itachi verkniff sich offenbar eine Bemerkung, auf die Deidara ohnehin selbst kam: 'So sieht's auch aus.' Er war kein Genie im Verpacken, und um das glänzend rote Seidenpapier waren vermutlich mehr Klebestreifen als irgendetwas Anderes. Um es aufzubekommen, musste man entweder sehr viel Geduld oder sehr scharfe Fingernägel haben.

Itachi konnte ihm anscheinend nicht aus dieser Situation helfen. Er wartete auf eine genauere Erläuterung, deshalb hielt Deidara es ihm wortlos hin. Irgendwo da stand Itachis Name drauf, doch bei seinem Talent, ein einfaches Geschenk falsch zu verpacken, war der irgendwo in der Versenkung verschwunden.

Itachi interpretierte die Geste so, dass er raten sollte. Genau wie Sasori, wenn er nicht herausfand, was Deidara von ihm wollte. Unruhig auf dem Boden herumrutschend ertrug er, dass Itachi das rote Päckchen schüttelte, wog und abtastete, was bei dieser Masse an Plastikklebeband nicht allzu effektiv war. Und immer noch keine Erkenntnis in Sicht. Der machte ihn wahnsinnig. War Itachi antisozial oder warum verstand er nicht, was es zu bedeuten hatte, wenn man ein mehr oder weniger hübsch verpacktes Ding präsentiert bekam und es nicht sofort weggenommen wurde? Musste er etwa noch ein Geburtstagsständchen bringen? Seine Singstimme war nicht die Beste... Außerdem konnte er den Text nicht. Jeder hatte es bisher vernachlässigt, es ihn zu lehren, und alles, was er zum Üben hatte, war eine alte Karte von seinen Eltern, die beim Öffnen die Melodie spielte.

Schließlich sprang er auf, wobei er seine schmerzenden Knöchel ignorierte, und hielt Itachi die eigentliche Vorderseite vors Gesicht. Zu seinem Glück war die Widmung tatsächlich noch zu erkennen.

Itachi zog fragend die Augenbrauen zusammen, und Deidara nickte ungeduldig. Was war daran denn so schwer, Himmelherrgott noch mal?!

Schicksalsergeben fing Itachi an, die Klebestreifen abzuziehen. Auf diese Weise würde er noch länger brauchen und zu allem Überfluss das Papier ganz kaputt machen, also drückte Deidara ihm die Schere aus dem Hotelbestand in die Hand, um das längliche Paket zu köpfen. Mit akribischer Vorsicht folgte Itachi der Aufforderung.

Der Moment der Wahrheit. Unter unzeremoniösem erneutem Schütteln beförderte er das Geschenk heraus und ließ es auf seine offene Hand fallen. Mit verwirrtem Unverständnis betrachtete er es, und Deidara seufzte. Hatte er das wirklich noch nie gesehen? Oder kam er jetzt nicht darauf? Dann musste er dem eben nachhelfen...

Mit geübten Bewegungen schob er den kleinen, metallenen Ring weg und klappte die beiden dünnen Stäbe um 180° zusammen.

Ein Fächer. Mattschwarz, nicht besonders wertvoll oder aufwendig. An der linken Seite befanden sich ein paar stilisierte Bambuspflanzen aus wasserfesten, rostroten Ölfarbentönen, und daneben Itachis Name, klein und mit simpler Eleganz, um das Bild nicht zu überladen (gemeint ist hier ein Fächer, wie er auf dem Familienwappen der Uchiha zu sehen ist; die Form ist kein Halbkreis, sondern ein ganzer Kreis).

Itachi musterte das Geschenk mit einem undefinierbaren Ausdruck in den dunklen Augen. Deidara entschied, dass es nur noch besser werden konnte, kniff die Lippen zusammen und summte eine Geburtstagsmelodie. Mehr schlecht als recht, aber immerhin. Das ersparte ihm das Redenschwingen.

Itachi stützte sein Kinn mit einer Hand auf dem Oberschenkel ab und sah aus dem Fenster.

"Du bist ja echt ein netter Kerl."

Das Kompliment büßte seinen Reiz nicht ein.
 

(es folgt ein Timeskip zum nächsten Schultag, weil gewöhnliche Menschen nicht ständig zusammenhängen und der Rest wenig interessant ist)
 

Wenn die holde Hauptdarstellerin zurück war, hieß das, dass die Theater-AG wieder in Fahrt kam. Und wenn Deidara ehrlich war, begeisterte ihn das wenig. In der wenigen verbleibenden Zeit war es geradezu unmöglich, dieses Stück einigermaßen reibungslos über die Bühne zu bekommen. Dazu war es zu lang, zu kompliziert und zu aufwendig. Und um auf ein Standartstück wie Dornröschen oder – noch schlimmer – Romeo und Julia überzuwechseln, war Anko zu ehrgeizig. Außerdem fehlte es gerade noch, dass sie die Rollen neu besetzen mussten.

Jegliche unterrichtsfreie Zeit in der Schule war widerspruchslos in der Aula zu verbringen. Unter Ankos strenger Anwesenheitskontrolle und unbarmherzigem Umgangston, und nicht zu vergessen in greifbarer Nähe zu dem Schüler, den Deidara zu seinem Todfeind erklärt hatte – Kankuro Sabakuno. Bis jetzt war Deidara ihm erfolgreich ausgewichen, und er hoffte, dass sich das nicht ändern würde. Oh, zugegeben – seine Bühnenbilder waren hübsch, und seine Reparaturen machten die bereits uralten Requisiten wesentlich echter. Trotzdem, das rechtfertige gar nichts!

"Alle mal herhören! Du auch, Tayuya."

Anko stemmte die Hände in die Hüften und funkelte die Rothaarige drohend an.

"Es gibt Neuigkeiten, und ja, sie gehen dich ebenfalls an, Sakon, also dreh' dich gefälligst zu mir um!"

Anko räusperte sich, rollte ihr Script zusammen und schlug sich damit auf die Handfläche.

"Da wir... endlich in der Vollbesetzung sind und die meiste Vorbereitungszeit bereits verplempert haben, müssen wir uns noch mehr beeilen."

Der warnende Ausdruck in ihren Augen hielt alle Anwesenden von Unmutsbekundungen ab.

"Des weiteren werden wir vermutlich auf dem Schulhof spielen – mit der Openair-Bühne."

"Aber die Openair-Bühne ist purer Schrott!", warf Kankuro protestierend ein und bekam dafür einen Schlag mit der Scriptrolle auf den Kopf. Deidara biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu grinsen. Gut, dann war er eben unfair.

"Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, Sabakuno, nur haben wir leider keine Wahl!"

"Das heißt, wir laufen permanent Gefahr, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.", mischte Sakon sich ein, die Füße lässig gegen die Stuhllehne gestemmt und die Hände in den Taschen.

Wegen besagter verhinderter Hände war es einem Reflex zu verdanken, dass er sich duckte, bevor Ankos Script ihn erwischte.

"Ich diskutiere nicht, und ihr könnt es euch sowieso nicht aussuchen!"

Ebenso wenig wie die Sozialwissenschaftsnote, und Deidara wollte sich seinen positiven Aufschwung nicht ruinieren. Orochimaru war erbarmungslos.

Wenn Anko Vollbesetzung sagte, hieß das allen Ernstes, dass Kakashi mitspielte. Etwas, das bis vor kurzem völlig unmöglich erschienen war, woran sich nichts geändert hatte. Und er wirkte nicht mal mehr sonderlich befangen. Jemand musste die Gesetze der Logik geändert haben, ohne dass er davon erfahren hatte.

Itachi sah an jenem Morgen nicht besonders gut aus. Und mit 'gut' war in diesem Fall gemeint, dass er nicht den Eindruck machte, ausreichend viel geschlafen zu haben. Deidara ließ sich neben ihm in der ersten Reihe nieder, während Anko die Theatergruppe in vertraute Aufruhr brachte. Itachi rieb sich energisch die Augen und zuckte zusammen, als der Blonde ihn begrüßte.

Definitiv zu wenig Schlaf.

"Alles in Ordnung, un?"

Itachi schwieg einen Moment, bis seine Sicht wieder klar war, und schüttelte den Kopf. Sein Blick blieb dabei unbewusst an seiner freien Hand hängen, solange er mit der anderen seine Wange betastete.

"... Du bist seltsam, un."

Itachi schien ihn nicht zu hören. Gedankenverloren und geradezu mechanisch langsam wandte er ihm den Kopf zu und beobachtete ihn, als wartete er auf irgendetwas.

"Du siehst müde aus, un."

"Mhmm..."

"Schlecht geträumt, un?"

Itachi zögerte und biss sich unmerklich auf die Lippe.

"Du warst-"

"Ich muss dir unbedingt was erzählen, Yuzu-chan! Es geht um..."

Tayuya tauchte mit Temari im Schlepptau aus dem Nichts auf, von einem Fuß auf den anderen tänzelnd. Offenbar waren sie Anko entkommen. Ohne die Andeutung von Höflichkeit – Deidara fand es zumindest sehr unhöflich, einfach in ein Gespräch hineinzuplatzen und sich nicht zu entschuldigen – packte sie Itachi am Unterarm und zog ihn von seinem Stuhl.

"Wir müssen sie mal ausleihen... Mädchengespräch."

Tayuya lächelte kess, und Deidara gab sich keine Mühe, einen Anschein von Verständnis zu erwecken. Konnten die nicht mit ihren 'Mädchengesprächen' warten, an denen Itachi vermutlich sowieso keinen Spaß hatte und auch nicht gehabt hätte, wenn er wirklich ein Mädchen wäre? Erfahrungsgemäß lästerte besagte Spezies unheimlich gerne, und das war nach den bisherigen Einschätzungen nicht Itachis Vorstellung von gelungener Unterhaltung.

Itachi schaffte es, das Tempo etwas zu drosseln und blickte über die Schulter.

"Du warst tot.", sagte er leise.
 

Das Sozialleben von Mädchen im Alter zwischen sechzehn und achtzehn war nicht halb so simpel, wie es immer schien. Das war Itachis erste Beobachtung, und sie bestätigte sich stets erneut. Jede Schule hatte so ihre High Society, in der man aufsteigen und abstürzen konnte, doch an dieser war es besonders extrem. Ob es daran lag, dass die Schülerzeitung extra Top Ten dafür anlegte, oder dass in einer großen Stadt wie Konoha alles früh anfangen musste, war nicht zu bestimmen. Die drei wichtigsten Kriterien für Männlein und Weiblein: Aussehen, Auftreten und Partner. Nachdem Tayuya nach dem Empfinden der Allgemeinheit ihre Führungsposition an ein anderes Mädchen verloren hatte, hatte Genannte anscheinend keine Lust mehr, alle Kriterien des Schulschwarms zu erfüllen. Ganz nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

Itachi hatte nur leider ebenfalls keine Lust, sich deswegen Tayuyas angesammelte Informationen anzuhören. Er war erschöpft, ganz und gar nicht in Bestlaune und im übrigen nicht an den persönlichen Geheimnissen interessiert. Er gönnte Tayuya ihre Rache... wenn er nichts damit zu tun hatte.

Tayuya verdrehte die Augen und murmelte etwas, das vermutlich die Antwort auf eine von Temaris Fragen war.

"Übergangslösungen. Ich meine, Kimi ist nett und alles, wenn man ihn kennt, aber mal ehrlich... er hat solche Panik davor, dass jemand mitkriegt, in wen er verliebt ist, dass er meinen Freund gespielt hat!"

Itachi versuchte vergeblich, die Worte in sein Gehirn vordringen zu lassen. Stattdessen spukte seit seinem Erwachen aus einem äußerst unangenehmen Traum das Bild eines Messers in seinem Kopf herum. Die Mordwaffe, ein Obstmesser. Reichlich morbid, vielleicht sollte er sich tatsächlich ein harmloseres Lieblingsgenre als Horror suchen. Seltsam war bloß, dass er sich an jedes Detail des Messers erinnern konnte. Ein glatter, kalter Griff aus Teakholz, eine sechsundzwanzig Zentimeter lange Klinge aus Edelstahl ohne den geringsten Kratzer...

"... nie gedacht. Sag' das noch mal!"

Itachi bekam einen unsanften Stoß in die Rippen. Die Wunde war mehr in der Magengrube gewesen, das Messer steckte noch...

"... hat sie nicht verdient. Hast du je ihren Freund gesehen?"

Seine Hände hingen fest. Er konnte sie nicht lösen, sie umklammerten etwas, während warmes Blut über seine Finger lief...

"... so cool! Nicht wahr, Yuzu-chan?"

Itachi bekam einen zweiten Stoß in die Rippen, diesmal kräftig genug, um ihn aus seiner Trance zu reißen. Allerdings hörte er nach wie vor nicht richtig zu.

"Was?"

"Dieser Kerl... Tanzkurs... Konan."

Konan (Welch ein wunderbarer Name für eine Frau, nicht meine Erfindung. Offizieller Name von Peins Partnerin) war Tayuyas erklärte Nachfolgerin. Sie war hübsch, elegant, und angeblich eine Trendsetterin. Einen festen Freund hatte sie noch nicht, doch sie hatte es geschafft, Kontakt zu diesem gewissen Typen aufzubauen, der so furchtbar cool war. Fakten, die Itachi nicht weniger hätten interessieren können, obwohl er Konan in gewisser Weise dankbar war – durch ihr 'Debüt' wurde er das Spotlight los, das durch das 'Paar des Monats' auf ihn herumgeschwenkt war. Sein eigener Rang war heruntergestuft, weil Deidara nicht im weiblichen Sinne 'cool' war. Entsetzlich lächerlich und nicht weiter beachtenswert.

"Es könnte sein, dass er zusagt, für die Theater-AG aufzutreten und zu singen... Wenn, dann rettet er uns damit!"

Tayuya verzog missmutig das Gesicht.

"Muss ich mir die Tanzeinlage von einer antun, die den Origamikurs mit Bravour abgeschlossen hat? Der Kerl kommt bestimmt nur aus Mitleid!"

"Eifersüchtig? Tu nicht so, als hättest du niemanden."

Itachi wurde Opfer eines dritten Stoßes in die Rippen. Gewöhnungsbedürftig, wie Mädchen verdeutlichten, man solle sich am Gespräch beteiligen.

"Kann ich wieder gehen...?"

Es war eine recht unhöfliche Frage, aber Itachi war eh nicht in der Stimmung für Floskeln. Nach einem Wochenende normaler Gespräche ging es ihm auf die Nerven, ständig seine Stimme verstellen zu müssen und auf einen fremden Namen zu reagieren, von dem er nicht mal mehr wusste, wie er auf ihn gekommen war.

Oder war es gar nicht er, der auf ihn gekommen war, sondern...

"Was?! Nein! Du hast nicht mal erzählt, wie es war!"

Itachi massierte sich vorsichtig die Schläfen. Diese ermüdende Konversation zusammen mit der stickig-heißen Aula verursachte ihm Kopfschmerzen.

"Welches 'es'?"

Ein kläglicher Versuch, das unvermeidliche Frage-und-Antwort-Spiel herauszuzögern.

"Das 'es', wegen dem du anscheinend keinen Schlaf bekommen hast!"

Tayuya zwinkerte ihr verschmitzt zu, und Itachi fiel keine halbwegs akzeptable Erwiderung ein. Alles, woran er denken konnte, war ein Obstmesser mit sechsundzwanzig Zentimeter langer Klinge.

"Ganz gut."

In Frustration und Lustlosigkeit mischte sich jetzt auch noch Ärger. Es war nicht so, als ginge das hier jemanden an!

"Klingt nicht begeistert. Wahre Liebe muss ja schön sein..."

... wenn du ihn trotzdem behältst. So sollte der Satz wohl enden. Itachi quittierte das mit einem ungehaltenen Funkeln. Wenn man Liebe mit Sex gleichsetzte, war das in der Tat kein Ausbruch von Euphorie. Allerdings hätte er nie gedacht, dass er jemals mit einem gleichaltrigen Jungen in einem Bett schlief, wirres Zeug träumte und die Illusion hatte, ebendieser wäre mit einem Obstmesser erstochen worden.

Der ironische Unterton in Tayuyas Stimme zeugte ebenfalls nicht mehr von dem Elan, den sie früher gezeigt hatte. Temari hatte ihn zweifellos herausgehört, hakte jedoch nicht nach und wechselte das Thema.

"Dein Freund scheint Kankuro nicht zu mögen."

Eine weitere schwachsinnige Regel: in 75% der Fälle war anstatt des Namens vom 'Freund' die Rede.

"Wirklich?"

Itachi gab sich Mühe, unbefangen zu klingen. Er hatte beim besten Willen keine Ahnung, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte.

"Ich wundere mich nur, auf dem Schulball war da noch nichts..."

Temari war in der Lage, zwei und zwei zusammenzuzählen, sie wollte wahrscheinlich lediglich Bestätigung.

"Sasori sollte etwas unternehmen."

"Sasori ist langweilig. Der kann deinen Bruder höchstens ins Koma langweilen.", kommentierte Tayuya trocken. Temari und Itachi tauschten stumm ihr Einverständnis: diese Tayuya war eine viel unangenehmere Zeitgenossin als früher. Während Temari vermutlich erwog, ob sie Sakon von hier aus mit einem Buch am Kopf treffen konnte, fühlte Itachi sich genötigt, etwas zu Sasoris Verteidigung vorzubringen, aus Solidarität Deidara gegenüber.

"Ich glaube nicht, dass Kankuro sich mit Sasori langweilt..."

Tayuya winkte ab.

"Sind die jetzt auch noch schwul?! Herrje, das ist ja schlimmer als 'ne Seuche..."

Das war definitiv nicht mehr die Tayuya, die von 'von der anderen Seite holen' gesprochen hatte, ohne mit dem Wort 'homosexuell' irgendwelche Abneigungen zu verbinden.

"Sie sind befreundet..."

"Ja, so befreundet wie Izumo-sensei und Kotetsu-sensei... Sogar Kimi ist schwul, ist das nicht dämlich?!"

Itachi schwieg. Er hatte das nicht gewusst und nicht wissen wollen, und allmählich hatte er keine Lust mehr auf Mädchengespräche. Kein Junge konnte sich vorstellen, wie anstrengend das war, erstrecht, wenn man kaum geschlafen hatte.

Tayuya fixierte ihn eindringlich.

"Hey... Bist du eigentlich sicher, dass dein Freund nicht auch schwul ist? Der hat sowieso einen an der Klatsche – wer würde schon so rumlaufen – und mal ehrlich... wenn er's nicht mal im Bett drauf hat..."

Itachi erhob sich wortlos. Gut, Tayuya war frustriert. Sie würde sich wieder abregen. Aber das hieß nicht, dass er sich das anhören musste. Vielleicht hatte Temari mehr Geduld, obwohl sie es auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn man ihre kleinen Brüder verspottete – und genau das würde Tayuya bei jeder Gelegenheit tun.

Itachi gähnte hinter vorgehaltener Hand und verschwand unauffällig durch die Seitentür der Aula nach draußen. Er musste heute noch einen ganzen Schultag überstehen, ohne einzuschlafen, da konnte er seine Energie nicht schon anfangs verpulvern.

Unbewusst fing er an, die Geburtstagsmelodie vor sich hin zu summen.
 

Der Tag der Aufführung näherte sich in einem unbarmherzigen Tempo. Die Requisiten kamen voran, mehr oder weniger – die Openair-Bühne war eine Zumutung und eine wandelnde Lebensgefahr. Sie zu reparieren erforderte eine ungeahnte Masse an Ersatzteilen, die nicht vorhanden war.

Trotz Ankos ehrlicher Bemühung war das Stück im Kalender vorgemerkt als der Tag, an dem sich die Konoha High aufs Gründlichste blamieren sollte. Ein Wunder, dass das nicht auch auf den Werbeflyern stand, die in der gesamten Stadt verteilt worden waren. Zumindest war die Theatereinlage die Letzte auf dem Programm, damit niemand auf die Idee kam, schon vorher zu gehen. Zum Beispiel deswegen, weil die Schauspieler ihren Text nicht konnten.

Deidara war froh, wenn es endlich vorbei war. Das Desaster war abzusehen. Nicht einmal die Beleuchtung funktionierte, und die gesamte Staffabteilung würde mit Textbüchern irgendwo hinter den Bühnenbildern positionieren und die Dialoge diktieren.

Das war der Alptraum. Deidara seufzte und beobachtete unruhig das Publikum. Es war ein schöner, sternenklarer Abend, und eine kühle Brise sorgte für angenehmes Klima. Die aufgestellten Sitzreihen waren lückenlos besetzt. Gerade beendete die Chemie-AG ihre Sketche. Welch wunderbare Idee, nach dieser lockeren Unterhaltung eine traurige Sage aufzuführen und so die Stimmung der Zuschauer wieder zu senken. Über ihm knackte die Bühne unheilverkündend. Es war bereits ein Wunder, dass es bisher keine Unfälle gegeben hatte. Umso gefährlicher wurde es jetzt.

Das Publikum klatschte, während der auffrischende Wind die entstandenen Rauchschwaden zur Seite trieb, und der dunkelrote Vorhang schloss sich. In den fächerförmig angeordneten Reihen nutzten die Menschen die Zeit, Getränke oder Imbisse zu kaufen, oder sie ließen sich von dem Geschehen auf der Lehrertribüne unterhalten. Mittelpunkt dieses Amüsements war Orochimaru – verständlich, denn es war kein besonderes Vergnügen, ein zum Scheitern verurteiltes Theaterstück auf sein Konto zu schreiben.

"Wir haben keine Zeit mehr, stell' die Bühnenbilder da hinten hin. Die fallen schon nicht um."

Anko steuerte die Hektik um sich herum. In aller Eile wurde ein halbwegs prunkvoller Thronsaal aufgebaut und die Kostüme angezogen. Tayuya war nicht allzu guter Laune, wie Deidara resigniert zur Kenntnis nahm. Konan hatte eine Rolle bekommen, wie sie einfacher und zugleich prestigeträchtiger nicht sein konnte – sie spielte die wunderschöne Prinzessin, die von Conachùr einst entführt worden war und ihn verlassen hatte. Die Rolle hatte eindeutig etwas Eindrucksvolleres an sich als Deirdre, die ihre Flucht nicht eigenständig bewerkstelligen konnte. Zudem hatte die Rolle der Prinzessin kaum Text und das hübschere Kostüm, schließlich musste eine Adelige etwas hermachen.

Mithilfe eines Mikrofons räusperte sich jemand, und der Betrieb auf der Bühne erstarrte. Hastig scheuchte Anko die Helfer und schickte die anderen auf ihre Posten.

Deidara verdrehte die Augen und duckte sich samt seinem Textbuch hinter einen gewaltigen Kriegsschild aus Pappmachée in Sakons Hörweite, um ihm helfen zu können. Der jüngere Zwilling hatte einen ummodellierten Eishockeyhelm bekommen, damit die Ähnlichkeit der Brüder das Publikum nicht irritierte. Oder weil er Anko geärgert hatte, das kam auf dasselbe heraus.

Was für ein blöder Job. Aber wenigstens stand er sich im Rampenlicht und musste sich zum Idioten machen. Oder zum Vollidioten, weil das Rampenlicht wieder ausgefallen war.

"Kommen wir hiermit zum letzten Programmpunkt für heute... Der Theater-AG mit ihrer irischen Sage 'Deirdre von den Schmerzen'."

Ein paar lachten bereits, und es lachten noch mehr, als der Wind noch mehr auffrischte und den Vorhang zur Seite wehte, wo andere Bühnenbilder standen. Der Zufall wollte es, dass es ausgerechnet ein zähnefletschender Drache war, dessen Feuer in Orochimarus Richtung zeigte.

Der besagte Lehrer wartete in eisigem Schweigen, bis jemand den Vorhang wieder in Ordnung brachte, und fuhr fort: "Die Vorbereitungszeit war leider durch die meteorologischen und personalbezogenen Umstände verkürzt. Doch für eine autonome AG ist es eine respektable Leistung, dass es dennoch zustande kam."

Orochimaru bemerkte mit Genugtuung, dass in den Reihen der Anwesenden manche verwirrt die Stirn runzelten, bis sie seine Worte begriffen hatten.

"Bitte einen Applaus für 'Deirdre von den Schmerzen'!"

Der Vorhang wurde beiseite gezogen, und die Szene im Festssaal begann. Kakashi war zugegebenermaßen nicht schlecht in der Rolle des frustrierten Königs. Iruka saß mit steinernem Gesicht zwischen seinen Kollegen und schien von dem Handlungsverlauf gar keine Notiz zu nehmen.

Die erste Szene endete ohne Aussetzer – der Anfang war noch präsent. Der Vorhang wurde zum Umbau vorgezogen, und Konan erklärte den inzwischen andächtig lauschenden Zuschauern mit melodischer Stimme die Vorgeschichte. Deidara fand sie sehr gut in ihrer kurzfristig übernommenen Rolle, und damit war er sicherlich nicht allein – auch, wenn der Großteil jener sowieso alles toll fand, was sie tat.

Sie war ungefähr mit drei Vierteln ihrer Erzählung fertig, als sich eine erneute Windböe näherte. Diesmal erwischte es nicht den Vorhang, sondern Konans seidenes Kostüm. Alle Kostüme waren mit Rücksicht auf die Temperaturen recht dünn, und deshalb war es nicht weiter verwunderlich, dass ihr Rock sich aufbauschte und vom Wind angehoben wurde. Der männliche Zuschaueranteil begrüßte diese unerwartete Marilyn-Monroe-Einlage zwar, doch Konan war wenig begeistert. Bevor jemand Fotos machte, verschwand sie hinter dem Vorhang und ließ ihre Erläuterung unbeendet. Im Publikum keimte Unzufriedenheit auf.

Schlecht. Ganz, ganz schlecht.
 

Itachi teilte diese Meinung. Konan war in der provisorischen Umkleide verschwunden und nicht mal ein Optimist würde glauben, dass sie zu ihrem zweiten Auftritt erscheinen würde. Und er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Sobald sie wieder im Rampenlicht war, würde sie von irgendwelchen anzüglichen Rufen begrüßt werden. Möglich, dass das Publikum zum Großteil aus Menschen bestand, die das Stück wirklich sehen wollten, aber der kleine Teil, der hier war, um es zu boykottieren, war wesentlich auffälliger.

Nach der unwillkommenen Einlage war Itachi froh, dass Tayuya unscheinbare Baumwolle trug und hoffte gleichzeitig, dass sie das Kostüm nicht kaputtgemacht hatte – sonst würde es ihr genauso ergehen. Außerdem steckte viel Arbeit darin, und wenn Tayuya sie persönlich zunichte gemacht hatte, würde Itachi tatsächlich aufhören, mit ihr zu sprechen.

Mit einiger Anstrengung schleppte die Handlung sich weiter. Kakashi spulte fehlerlos seine poetischen Liebensbekundungen an Deirdre herunter, ohne sich um das Gelächter zu kümmern, das die altmodischen Formulierungen hervorriefen. Eine theatralische Geste, die den Szenenwechsel einläuten sollte, wurde untergraben, weil die Scheinwerfer plötzlich auf einen Pappmarchéebaum schwenkten, von dem aus Anko versuchte, die Schauspieler bereits in Stellung zu bringen. Kimimaros wild entschlossener Plan, mit seinen Waffenbrüdern und Deirdre zu fliehen, wurde genauso lieblos vorgetragen wie bei den Proben – was nicht weiter auffiel, da er ohnehin zu leise sprach. Auf dem Höhepunkt seiner Rede, als er gerade anfing, sich ehrlich zu bemühen, fiel mit einem entmutigen 'Patt' die aufgestellte Klippe neben ihm um. Deidara schlug sich mit dem Textbuch gegen die Stirn und richtete sich wieder auf. Das Publikum hatte sich bis dahin ohnehin nicht wieder eingekriegt.

Temari hatte mitten auf der panischen Suche nach ihrem Schützling Deirdre ein Blackout und fand nicht wieder in den Text zurück. Ukons Attrappenschwert brach beim ersten Kampf ab, und ein anderer Schüler riss bei seinem dramatischen Tod im Gefecht Kidoumaru zu Boden. Dieser verhedderte sich in seiner Tunika und konnte sich nur durch eine Seitwärtsrolle davor retten, getreten zu werden.

Es war ein Desaster. Orochimaru schaffte es nicht mal in der Pause, das johlende Publikum zum Schweigen zu bringen – eine schmerzhafte Niederlage für jemanden, der sogar Oberstufenklassen in Angst versetzen konnte.

Diese Katastrophe zog alle Register. Itachi stöhnte entgeistert auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Bei der entscheidenden Schlacht im Haus des Roten Zweigs waren die Zuschauer bereits völlig von der Handlung abgekommen. Das mochte vielversprechend klingen, doch jeder Mitarbeiter dieses Stücks hatte eine tragische Sage aufführen wollen und nicht sich zur Erheiterung von halb Konoha zum Deppen machen. In diesem Sinne war Itachi froh, nicht auf der Bühne zu stehen – obwohl das Attribut 'Theater-AG' demnächst an ihnen allen kleben würde wie Pech.

"MAUL HALTEN!"

Es wurde sogar still. Anko hatte es aufgegeben, sich aufzuregen. So bekam die Stimme, die geschrieen hatte, die volle Aufmerksamkeit. Naoise stand im Rampenlicht, auf dem Boden Waffen und 'getötete' Krieger. Selbst die Kämpfenden um ihn hielten inne.

"Ich kam hierher, um eine Frau als die meinige der Welt zu zeigen! Was ich vorfinde, sind Lügen und Verrat! Ihr, der Abschaum dieser Menschheit, seid es wert, gehasst zu werden!"

Itachi runzelte die Stirn und reckte auf seinem Posten den Kopf. Das stand nicht im Script...

Naoise machte eine wegwerfende Handbewegung und fuhr fort: "Schmerzen, die ich ihretwegen erduldete, waren letztendlich ergebnislos, jedoch nicht sinnlos... Was ihr nie begreifen werdet."

Er schlug sich auf die Brust und warf Schild und Schwert auf den Boden. Diesmal lachte niemand.

"Ich liebte diese Frau! Sie brachte Unglück und Entzweiung, und ihr mit eurem höhnischen Gelächter könnt nicht begreifen, dass ich sie immer noch liebe!"

Zwei Personen warfen ihre Helme weg. Die Zuschauer begriffen diese Geste wohl kaum, aber hinter der Bühne breitete sich Schweigen aus.

Katastrophe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Koenigsberg
2008-02-14T21:16:57+00:00 14.02.2008 22:16
O/_\ô was ist jetzt los?
und was sollte das mit dem Messer?
allmälig versteh ich gar nichts mehr, hoffe das wird wieder...

^/_\^ trotzdem tolles Kapitel
Von:  Himeka-chan
2007-10-10T18:04:37+00:00 10.10.2007 20:04
Hey, ich hab mich echt gefreut über das neue Kapitel ^///^
Und das Konan vorkommt, find ich toll *o*
*Konan x Pein Fähnchen schwenk*
Das Theaterstück wurde gut beschrieben und deinen Schreibstil find ich (wie immer) gut ^_^ Und was genau jetzt teilweise mit Itachi los ist, würd mich auch mal interessieren...
Naja, ich freue mich auf das nächste Kapitel ^_^
mfg,
Himeka-chan
Von:  Apollon
2007-10-10T14:17:54+00:00 10.10.2007 16:17
*gg*
die ff is so klasse
ich bin froh das ich endlich zu lesen gekommen bin^^

ich kann mir richtig vorstellen wie grausig sich das theaterstück gewesen sein muss...
das tut echt schon weh...
brr...

ich freu mich schon wenn du wieder was neues oben hast
lg CookieDei
Von: abgemeldet
2007-10-08T21:13:20+00:00 08.10.2007 23:13
Wuahhh...es gehtn weiter...toll!xd
Das mit dem Messer...brrr *schauer über den Rücken läuft*...genial!
Weiter so!
ps: schließe mich Ryuichi-san an...die solln sich mal ein wenig näher kommen...^^
Von:  -Nox-
2007-10-07T22:22:22+00:00 08.10.2007 00:22
Ohh mannnn ~ Ich liebe diese Geschichte so :)

bin so happy das es weiter geht und dann auch noch 4 seiten *_*
Ein traum...^^
Ach ich bin schon so gespannt wieso weiter geht >//< bitte beeil dich :Y und ich hoffe das ita und Dei sich mal richtig nahe kommen, nen kuss vielleicht? +g* ^^


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