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In an other world

my little paradise
von

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An Mama und Papa

Ihr fragt euch sicher, warum ich euch einen Brief schreibe, nicht wahr?

Nun, ich werde es euch sagen, ich schreibe euch diesen Brief, weil ihr mir nicht zuhören würdet, würde ich versuchen es euch persönlich zu sagen. Und ich habe Angst vor euren Reaktionen. Ich könnte es euch nicht ins Gesicht sagen, schon alleine, weil ich dabei anfangen würde zu weinen. Ich will nicht, dass ihr seht wie ich weine, will nicht, dass ihr meine Tränen seht. Ihr würdet schimpfen, würdet mich egoistisch und faul nennen, undankbar bin ich in euren Augen, ihr würdet es nicht verstehen, mich nicht ausreden lassen, würdet Argumentieren, eure Sicht darstellen. Darum schreibe ich euch diesen Brief hier. Nur geben, dass werde ich ihn euch nie. Dieser Brief wird niemals da ankommen, wo er hin soll. Er wird für immer ungelesen bleiben, wird niemals diese Worte überbringen. Und doch schreibe ich ihn, adressiere ihn an euch. Und ich schreibe in ihm was mir auf dem Herzen liegt. Schreibe alles auf, was ich euch immer schon sagen wollte. Berichte euch hier was ihr nie erfahren werdet.

Ihr fragt euch was so wichtig ist? Wollt wissen warum ich eure Zeit verschwende?

Ich habe Durst!

Durst auf Liebe und Verständnis!

Ich bin bescheuert? Ja, ich bemitleide mich selbst! Ich bin krank, ich bin nicht wie ihr, ich passe nicht in diese Familie, die anderen sind viel bessere Kinder nicht wahr? Sie sind auch manchmal böse, machen Unsinn und sind frech, aber ihr liebt sie trotzdem nicht wahr?

Mich habt ihr auch lieb oder?

Das sagt ihr doch immer! Ihr sagt doch immer, dass ich auch dazu gehöre, dass ich euer Kind bin, dass ihr mich lieb habt.

Was ich damit bezwecke es hier auf zu schreiben?

Ich möchte es wissen!

Möchte es hören! Möchte es in euren Augen sehen!

Ich habe Angst, Angst das zu verlieren was ich glaube, nie besessen zu haben. Angst, es bereits verloren zu haben. Ich friere, ich friere wenn ihr mich anseht, friere wenn ihr mit mir redet, friere wenn ich in eurer Nähe bin, friere wenn ich an euch denke. Das kalte Licht der Lampen und die eisige Stille lassen mich erfrieren. Ich leide. Ihr seht es nicht, bemerkt nicht wie mein Herz zerspringt. Ihr seid nicht da, wenn ich die einzelnen Scherben meines zerbrochenen Herzens wieder einsammle und zusammenfüge, in der Hoffnung, dass es diesmal ganz bleibt. Gestern dachte ich, ich würde sterben vor Freude, als du, Mama, sagtest, wir könnten auf den Weihnachtsmarkt gehen. Wir sind hingefahren Mama. Wir sind wirklich hingefahren. So lange ist es her, aber gestern waren wir zusammen auf einem Weihnachtsmarkt! Aber schon bevor wir dort ankamen gab es wieder Streit. Ich war traurig Mama.

Als wir dort waren, hast du gesagt, ich würde ein Lebkuchenherzchen bekommen. Ich wollte mir eins aussuchen, aber die waren so teuer. Und ich wollte so gerne eins dieser Schwerter, statt einem Lebkuchenherz. Ich dachte du würdest das Geld vom Lebkuchenherz dazu tun, ich dürfte mir eines der Schwerter kaufen. Aber ich hatte kein Geld dabei, ich hätte es mir leihen müssen. Die Schwerter waren so schön, wie gerne hätte ich eines gehabt. Aber ihr habt es mir verboten. Ihr habt gesagt, für so einen ,Scheiß' würdet ihr kein Geld ausgeben. Papa muss dafür drei Stunden arbeiten. Ich war verletzt. Ich war sehr verletzt. Ich habe mir schon lange ein Schwert gewünscht. Für mich ist das nämlich kein ,Scheiß'. Ich war traurig und dann gab es wieder Streit. Doch ihr seht nicht ein, dass ich Schwerter besser finde als Lebkuchenherzen und Karussell fahren. Für Sarah habt ihr Geld ausgegeben. Sie ist Karussell gefahren. Wie aufregend. So etwas tolles kann man natürlich nicht mit einem Schwert vergleichen. Wer käme schon darauf ein Schwert zu kaufen, statt einem Karussellticket oder einem wunderbaren Lebkuchenherzen.

Aber das ist nicht eure Welt. Ich sehe das anders als ihr. Doch für euch ist es sinnvoller Geld auszugeben, wenn Sarah Spaß dran hat. Wie gerne ich dieses Schwert gehabt hätte, davon ahnt ihr nichts!

Auf dem Weihnachtsmarkt war ein Musiker, er hat gesungen, ein Lied, in dem er dem Weihnachtsmann einen Wunschzettel schreibt. Wunschzettel, damals schrieb ich auch welche. Aber damals ist schon lange her!

Heute schreibe ich keine mehr, habe aufgegeben welche zu schreiben. Bin es leid mir Gedanken zu machen, was ich mir wünsche. Bin es leid mich darauf zu freuen, bin es leid traurig zu sein, wenn am Weihnachtsabend nicht ein einziges Geschenk meines Wunschzettels unterm Weihnachtsbaum liegt. Ich bekomme doch so wie so nicht das, was ich mir wünsche, warum sollte ich da noch einen Wunschzettel schreiben?

Und an den Weihnachtsmann glaube ich auch nicht mehr, den gibt es nicht, sonst müsste ich an Weihnachten nicht traurig sein und ein falsches Lächeln aufsetzen, wenn ich die Geschenke auspacke. Falsch, weil ich mich nicht wirklich freuen kann. Setze es trotzdem auf, denn man will ja nicht, dass alle denken, man würde sich nicht freuen, man will ja nicht, dass es wieder Streit gibt. Niemand soll sich traurig fühlen an Weihnachten, niemand soll denken, ich würde mich nicht freuen über die Geschenke, die ich mir nie gewünscht habe!

Welchen Sinn ergeben Wunschzettel, wenn sie niemand liest? Was nützen sie einem, wenn derjenige der sie bekommt alle Wünsche für zu teuer oder nicht wünschenswert hält?

Ich schreibe euch zu viel?

Dann höre ich wohl besser auf!

Aber eines möchte ich dir noch sagen Mama:

Gestern, da waren wir auf einem Weihnachtsmarkt, Mama!

Gestern, da war ich für einen kurzen Augenblick glücklich!

Wir waren alle zusammen auf einem Weihnachtsmarkt!

Aber ich habe nicht bekommen was ich wollte!

Ich soll aufhören mit dem blöden Schwert?

Aber Mama, ich meinte doch gar nicht das Schwert!

Gestern, da waren wir auf einem Weihnachtsmarkt!

Gestern, war ich wieder alleine!

Und ihr wart auch da!

Ich hab neben euch gestanden!

Sarah ist Karussell gefahren, Papa hat ihr zugewinkt und zugelächelt!

Wir waren nur sehr kurz dort! Ich war traurig!

Dabei ist es schon so lange her, dass ich mit euch zusammen auf einem Weihnachtsmarkt war!

Ich hatte es mir so sehr gewünscht!
 

Gestern, da waren wir auf einem Weihnachtsmarkt Mama!

Und für einen kurzen Augenblick war Weihnachten wieder schön...



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