One-Shot
Hölzerne Schwingen
By Moku
Dedicated to beibalai
Er hatte nicht viel. Nur das, was er sich nahm.
Und was er sich nahm, hatte immer einen Preis,
meistens zu hoch um ihn zu bezahlen.
Er hatte keinen Namen
Langsam wandte er seinen leeren Blick von dem blauen Himmel, richtete ihn auf die Wirklichkeit, die ihn umgab.
Dunkle, graue Mauern engten ihn ein, Kindergeschrei drang an seine Ohren, Eisentore versperrten den einzigen Ausgang, der gleichzeitig der Eingang war, durch den er gekommen war.
Es gab eine Zeit, an einem finsteren Ort, er hatte davon gelesen, da waren die einzigen Ausgänge die Schornsteine eines Ofens. Doch dieser Ort hatte keinen. Dieser Ort, den er als Zuhause bezeichnen musste, ähnelte einem Gefängnis und die Erwachsenen waren die Wachen, die darauf achteten, dass niemand etwas tat, was aus der Routine fiel.
Die Kinder waren nur die Gefangenen, einige zu jung, um es zu verstehen, andere zu alt, um es zu verhindern. Viele waren müde, viele verloren sich in Ignoranz.
Er wollte nur frei sein.
Es wurde gesagt, Freiheit hätte einen Preis, wie alles, was er wollte, doch egal wie hoch er war, er war bereit ihn zu bezahlen.
Egal womit.
Doch
Sein Name wurde gerufen.
Widerwillig sah er auf und folgte dem gebrüllten Befehl, stand auf.
Er wollte nicht in dieses Haus gehen.
Wenigstens auf dem Hof konnte er sich einbilden, er wäre kein Gefangener. Wenigstens hier konnte er den Himmel sehen, konnte er den Wind spüren, der ihn sanft durch das Haar fuhr, konnte er die Wolken beobachten, wie sie frei den Himmel durchstreiften, die Vögel beobachten, wie sie ungezwungen den Himmel beherrschten.
Doch seine Füße trugen ihn zu dem alten, grauen Gemäuer, durch die große, schwere Tür vorbei an seinem ständigen Aufpasser.
Die Dunkelheit quälte seine Augen und er schloss sie, sah nur den strahlend blauen Himmel vor sich.
Doch die Worte anderer Menschen holten ihn aus seinem Traum.
Sie sprachen ihn an, redeten an ihm vorbei.
Die Worte verstand er kaum.
Mit einer abweisenden Geste wandte er sich ab, verließ den Aufenthaltsraum und ging die vielen Stufen zu seinem Zimmer hoch.
Leise öffnete er die Tür, sah sich um.
Zwei Betten, zwei Schränke, zwei Schreibtische, ein Bewohner.
Sein Mitbewohner wurde abgeholt, hinterließ nur eine gähnende Leere in dem winzigen Zimmer.
Er schloss die Tür, ging auf das Fenster zu und öffnete es.
Die Fenster im ersten bis vierten Stock waren vergittert.
Er war im siebten.
Spärliche sanfte Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg in das Zimmer, der Wind wehte leicht, der Himmel verdunkelte sich.
In diesem winzigen Zimmer fühlte er sich eingeengt.
Langsam wandte er sich von dem Anblick ab, ging auf das Bett zu. Er fiel auf die Knie, griff mit einer Hand unter das Bett und holte vorsichtig ein seltsames Gestell hervor, beobachtete es lange. Seine Finger strichen sorgfältig über die Federn, die mit viel Geduld an den hölzernen Stäben befestigt wurden. Ein kleines Lächeln stahl sich über seine Lippen, seine Augen schienen zu leuchten.
Dann klopfte es.
Überrascht versteckte er das Gestell unter seinem Bett.
Dann betrat sein Aufpasser den Raum.
Zeit zu schlafen.
Er nickte, stand auf um sich umzuziehen, während der Wärter den Raum verließ um zum nächsten zu gehen.
Er legte sich ins Bett, schloss seine Augen und träumte von dem blauen Himmel.
Man nannte ihn
Sonnenstrahlen kitzelten ihm an der Nase und er öffnete seine Augen, dann klingelte sein Wecker.
Es war früh, so früh wäre kein anderer in diesem Hause wach.
So leise wie möglich stand er auf, verließ das Zimmer, um das Badezimmer aufzusuchen, kehrte dann zurück und zog sich an.
Einen langen, weißen Einteiler, durch Riemen über seine Schulter am Leib gehalten.
Er beugte sich unter das Bett, holte erneut das Gestell hervor und legte es sich um, schnallte es unterhalb seiner Brust fest und befestigte es an den Riemen. Als er sich sicher war, dass alles saß, öffnete er das Fenster, versuchte vorsichtig mit den Flügeln durch die Öffnung zu schlüpfen und stellte sich auf einen kleinen Vorsprung.
Die Sonne ging weiter auf, Rot verdrängte das Schwarz der Nacht, der Himmel schien sich zu öffnen.
Er lächelte, die Augen leuchteten, er breitete seine Arme aus.
Und die hölzernen Schwingen wehten im Wind.
Ikarus
Freiheit hatte den höchsten Preis,
doch er war bereit ihn zu bezahlen,
mit seinem Leben.
Bitte guckt euch das Bild an, es ist wirklich toll und heißt "none". Bitte schickt ihr Kommentare wenn ich das Bild mögt *werbetrommel rührt* XD
http://animexx.4players.de/fanarts/output/?fa=285901&sort=zeichner