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Das fünfte Schuljahr - Part 1

Hogwarts
von

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Der Traum

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 1: Hogwarts
 

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chapter 20: Der Traum
 

Der nächste Morgen verlief in scheinbarer Normalität. Hermine war als erste wach und saß bereits an einem Aufsatz, den sie erst in einem Monat abgeben musste und der jetzt schon viel zu lang war. Sie hatte sie wie eh und je in Arbeit gestürzt.
 

Ron spielte die ganze Zeit mit Ginny Schach. Ginny war die einzige, die es noch über sich ergehen ließ. Die Zwillinge hatten schon längst aufgegeben, jemals gegen ihn gewinnen zu können. Sie hatten die fiesesten Tricks angewandt, hatten beschissen, wo es nur ging. Dennoch, ständig hatte Ron gewonnen.
 

Ginny seufzte. Dies war schon das vierte Spiel diesen Morgen und wieder einmal schien ihr Bruder zu gewinnen.
 

"Schachmatt", verkündete er in diesem Moment nüchtern. Ginny wischte verärgert die Figuren vom Brett. "Mensch Ron, das macht keinen Spaß, wenn du dauernd gewinnst. Such dir das nächste Mal einen anderen Spielpartner." Frustriert zog sie von dannen. Ron sah ihr kopfschüttelnd hinterher. "Gibt es in diesem verdammten Haus nur niemanden, der Schach spielen kann?" Gespielt genervt verdrehte er die Augen und brach über seinem Spielbrett zusammen. "Es ist zum heulen. Niemand ist mir ebenbürtig."
 

Er sah auf. "Hermine?" Flehend schaute er zu ihr rüber. Sie schüttelte den Kopf. "Keine Chance. Ich hab zu tun." Er seufzte. "Dann halt nicht. Es ist sowieso schon ziemlich spät." Erst jetzt schaute er auf seine Uhr und nickte wie zur Bestätigung. "Wir sollten langsam was essen gehen." Er rappelte sich auf und musterte seine Freundin. "Komm schon Herm. Du kannst nachher daran weiterschreiben. Der Abgabetermin ist erst in einem Monat. Das ist noch genügend Zeit. Außerdem hast du gestern Abend nichts gegessen. Du musst doch Hunger haben." Hermine murrte, ließ sich aber widerwillig mitziehen. Dann aber hielt sie noch einmal inne.
 

"Wo ist eigentlich Harry?"
 

Ron sah zum Jungen-Schlafsaal hinauf. "Ich weiß nicht. Vorhin schlief er noch. Soll ich ihn wecken?" Hermine schüttelte den Kopf. "Nein, er wird schon noch kommen."
 

Schweigend verließen sie den Gryffindor-Turm und stiegen hinab in die Große Halle, wo die meisten Schüler schon emsig in ihre Frühstücksgespräche vertieft waren.
 

Hermine warf einen unauffälligen Blick zu Jinathan. Er saß inmitten der Slytherin-Reihen und starrte schweigend auf seinen Teller. Das schwarzhaarige Mädchen von gestern versuchte angestrengt seinen Aufmerksamkeit zu erringen, doch er ignorierte sie gekonnt. Hermine seufzte leise und folgte Ron zum Gryffindor-Tisch. Fred und George stritten sich gerade um das letzte Stück Cremetorte, während Angelina sie von der Seite über Quidditch zutextete. Auch Ginny saß schon am Tisch und arbeitete sich gerade durch ihren morgendlichen Lieblingspudding. Als sie Ron erblickte rümpfte sie säuerlich die Nase und streckte ihm ihre braune Schokozunge entgegen. Er grinste frech zurück und schubste sie etwas zur Seite, um sich neben sie auf die Bank zu pflanzen. Sofort begann er sich alle möglichen Leckereien auf den Teller zu schaufeln, die wenig später in seinem Mund landeten. Hermine setzte sich kopfschüttelnd daneben und betrachtete den reichgedeckten Tisch. Eigentlich hatte sie keinen Hunger. Lustlos kaute sie auf einem trockenen Brötchen herum.
 

"Wo bleibt nur Harry?" fragte sie bei einem Blick auf die Uhr. Ron zuckte abwesend mit den Schultern. "Keie Ahung", nuschelte er mit vollem Mund.
 

Langsam begannen sich die Tische zu leeren. Ron fluchte und erhaschte sich noch schnell ein paar Kekse, ehe die magische Tafel völlig abgeräumt vor ihnen glänzte. Weiterhin fluchend folgte er Hermine zurück in den Turm.
 


 

"Harry?" Hermine steuerte zielstrebig auf den Jungen-Schlafsaal zu. "Du Schlafmütze hast das Frühstück verpasst." Polternd stapfte sie die Treppe hinauf und hielt auf sein Bett zu. "Hey! Wie lange willst du noch weiter schlafen?" Entschlossen zog sie seine Bettdecke zurück. Harry zuckte kurz zusammen und murrte irgendetwas im Schlaf. Hermine zog verärgert eine Augenbraue hoch. "Soll ich dich erst wachkitzeln?" Keine Reaktion. Sie seufzte. "Du hast es ja nicht anders gewollt. Ron..." Sie drehte sich zur Treppe um und brüllte zu ihm herab. "Hol einen Eimer kaltes Wasser. Hier wehrt sich jemand das Bett zu verlassen." Bei diesen Worten musste sie grinsen.
 

"Nein... bitte nicht!" Hermine drehte sich zu Harry. "Oh doch." Sie stockte. Erst jetzt fiel ihr auf, wie durchgeschwitzt sein Kopfkissen war. Auch seine Haare klebten strähnig an seiner Haut. Erschrocken legte sie ihre Hand auf seine Stirn. Sie war ganz heiß.
 

"Ron", schrie sie erneut. "Vergiss das mit dem Wasser und komm her. Schnell!" Sie hörte ein Murren und anschließend Schritte auf der Treppe. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich ihm einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet hätte?" Sein roter Kopf tauchte durch die Tür. Hermine ignorierte ihn. "Hol mir mal einen nassen Lappen", befahl sie fast hektisch. "Und Eiswürfel." Ron sah sie stutzig an. "Willst ihn wecken oder tiefkühlen?" Sie maß ihn mit grimmigen Blicken. "Harry hat Fieber. Steh da nicht so dumm rum, sondern tu, was ich dir gesagt hab. Und sag Ginny Bescheid, dass sie Madam Pomfrey holen soll." Ron schaute besorgt zu seinem Freund, nickte dann hastig und eilte die Treppen wieder hinab. Hermine hörte, wie er Ginny Anweisungen gab und schließlich durch das Portraitloch verschwand, auf der Suche nach Eis.
 

Hermine wandte sich wieder zu Harry. Seine Augenlider zuckten unruhig und sein Atem ging schwer und stoßweise. Besorgt strich sie ihm durch sein feuchtes Haar.

"Das war wohl alles zu viel für dich."
 


 

Madam Pomfrey war gar nicht mehr zu beruhigen. "Ich habe ihm gesagt, dass er noch eine Nacht auf der Station bleiben soll. Aber nein, Mister Potter weiß immer alles besser." Wütend zwängte sie neben der eingeschüchterten Ginny durch das Portraitloch.
 

Ron war inzwischen mit dem Eis und den feuchten Tüchern zurückgekehrt. Hermine hatte ihm provisorische Umschläge gemacht, als sich die kleine pummlige Frau die Stufen hinaufkämpfte.
 

"Zustände herrschen in dieser Schule." Kopfschüttelnd schubste sie Ron und Ginny aus dem Weg und setzte sich zu Harry ans Bett. "Na dann wollen wir mal schauen." Besorgt beugte sie sich über ihn und legte die Hand auf seine Stirn, wie Hermine zuvor. Sie ließ ein leises und langgezogenes "Mmh" verlauten und beugte sich noch weiter vor. Mit der einen Hand hob sie fachmännisch Harrys Augenlider, während sie mit der anderen mittels eines kleinen Lämpchens hineinleuchtete, um die Funktion der Pupillen zu testen. Schließlich kramte sie in ihrer großen Tasche, die sie mitgebracht hatte und holte ein Fieberthermometer hervor. Geschickt positionierte sie es unter seinem rechten Arm.
 

Hermine trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ron zupfte derweil nervös an seinem Pullover.
 

"39.8 °C", verkündete Madam Pomfrey besorgt. "Wir bringen ihn zurück auf die Krankenstation." Die anderen hatten nichts dagegen einzuwenden.
 


 

Als Harry die Augen öffnete spürte er, dass sie nicht wirklich offen waren. Verwirrt sah er sich um. Rings um ihn herum herrschte Schwärze. Er schwebte schwerelos im Dunkel. Ein Traum. Mit dieser Erkenntnis schien sich seine Umgebung zu wandeln. Helle Punkte stachen durch die Dunkelheit und rissen das schwarze Gewebe allmählich auf. Harry fiel in eine bizarre Landschaft hinab. Es war kalt. Er spürte es trotz der Gewissheit noch friedlich in seinem warmen Bett zu liegen. Überall lag dreckiger grauer Schnee, von Fußspuren durchdrungen. Er landete auf der festen Erde. Vor ihm erstreckte sich ein vereistes Tal, umgeben von gewaltigen Bergrücken, in dessen Mitte sich ein mächtiges Schloss erhob. Es stach majestätisch in die Höhe, wie ein Arm Gottes, von prächtigen Türmchen und Balkonen geziert. Es war anders als Hogwarts, doch Harry spürte sofort, dass es sich um Durmstrang handeln musste.
 

Um das Schloss drängten sich dunkle Nadelbäume, wie eine undurchdringliche Barrikade. Weiße Baumkronen und das reflektierte Glitzern der schwachen Sonnenstrahlen verliehenen der Landschaft einen märchenhaften Anblick. Harry trat einen Schritt näher und schon befand er sich wieder an einem anderen Ort. Verwirrt blinzelte er den Schreck aus seinen Augen. Es war ein Traum. Alles war möglich.
 

Eins machte ihn jedoch stutzig. Er drehte sich im Kreis. Die weiße Einöde war einer dunklen großen Halle gewichen. Rote Teppiche waren in den Gängen ausgelegt, die Wände mit Holz vertäfelt. Alles sah sehr luxuriös aus. Aber wie konnte er überhaupt davon wissen? Nie waren er in Durmstrang gewesen. Wie also sollte er wissen, wie es hier aussah? Nicht einmal im Unterbewusstsein konnten diese Informationen gespeichert sein. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wobei er eine aber schon von vorneherein ablehnte. Er glaubte nicht an Visionen oder Traumsehen. Sicher hatte er in den letzten Jahren viel über die Zauberwelt gelernt, was er noch vor einiger Zeit mit einem spöttischen Lachen abgetan hätte. Dennoch war er noch immer skeptisch gegenüber gewissen Dingen. Es war also wahrscheinlich, dass seine Fantasie ihm hier ein wunderschönes Schloss gemalt hatte, welches er nun im Traum bestaunte. Für ihn die einzig logische Erklärung.
 

Neugierig bestieg er eine Marmortreppe, die ins nächste Stockwerk führte. Er traf auf einige Schüler, die ihm allerdings keine Beachtung schenkten. Die Atmosphäre war so surreal. Er erinnerte sich an Dumbledores Denkarium, worin er dessen Erinnerungen mitverfolgen konnte. Er war damals nur ein unsichtbarer stummer Beobachter gewesen, der nicht in das Geschehen eingreifen konnte. Ähnlich kam er sich nun auch vor.
 

Eine Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. Er erstarrte. Diese Stimme kam ihm sehr vertraut vor. Fast mechanisch sprang er in eine Nische hinter einer großen Statue. Er kam sich dumm vor, schließlich war er es, der eben noch fest der Überzeugung war, dass man ihn hier sowieso nicht sehen konnte. Doch sicher war sicher.
 

Eine kleine Gruppe aus fünf Jugendlichen bog um die Ecke. Sie alle trugen dunkle Umhänge mit tiefen Kapuzen, die sie allerdings nicht übergestülpt hatten. Vier von ihnen waren sehr hochgewachsen und zählten bestimmt schon 18 Sommer. Einer jedoch fiel aus der Reihe. Seine schmale Statur, sein blasses, elfengleiches Gesicht und die silberblonden Haare stachen Harry sofort ins Gesicht. Malfoy. Erschrocken hielt er dem Atem an.
 

"... wird furchtbar wütend sein", meinte einer der älteren gerade. Er hatte dunkles Haare und ein kantiges Gesicht. Ein anderer Junge nickte. "Greg hat Recht. Er hasst Versager. Ich hab gehört, dass er schon mal einen Nightshade mit dem Cruciatus Curse belegt haben soll und ihn anschließend als seinen Sklaven gehalten hat." Malfoy lachte spöttisch. "Ja klar. Ich wusste schon immer, dass mit Zack irgendwas nicht stimmt. Jetzt wissen wir wenigstens, dass seine Blödheit allein durch den Cruciatus Curse hervorgerufen wurde. Und ich dachte schon, dass das angeboren ist." Greg lachte gedrungen. Die ängstliche Stimmung entspannte sich etwas. Der vermeintliche Zack verzog mürrisch das Gesicht. "Haha, selten so gelacht. Aber mal im Ernst. Mir ist der Typ auch nicht geheuer. Er wird nicht sehr erfreut über den Verlust sein."
 

"Und wenn schon? Es war nicht unsere Schuld." Malfoy strich sich lässig durch seine glatten Haare. "Wer hat schon damit gerechnet, dass diese verdammten Mudbloods Verstärkung bekommen würden?" Er versenkte seine Hände in den schwarzen Umhang. Selbstsicher stolzierte er vor den anderen Vieren her. Trotz seiner kleinen Statur schien er der Größte unter ihnen zu sein. So wie er es schon immer gewesen war. Der geborene Anführer...
 

Ein kühler Hauch und Harry hatte schon wieder den Schauplatz gewechselt. Überrascht blickte er sich um. Die fünf Gestalten standen nun in einer Reihe, die Hände straff an der Seite, die Köpfe militärisch geradeaus. Ein Mann, graues strähniges Haar, kleine heimtückische Augen, eine Maske der Emotionslosigkeit. Starr saß er hinter einem großen Schreibtisch. Der Zeigefinger seiner rechten Hand tippte gefährlich auf das leblose Holz. Tack, tack, tack. Einer der Jungen, Harry erinnerte sich an den Namen Greg, schluckte nervös, eine Schweißperle tropfte von seiner hohen Stirn und versickerte lautlos im Teppich. Tack, tack, tack. Die kleinen finsteren Augen wanderten von einem zum anderen und anschließend wieder zurück. Tack, tack, tack. Die Angst war fast drückend. Harry konnte sie in der Luft vibrieren sehen, wie ein Schleier legte sie sich über das düstere Zimmer.
 

"Nun?" Die Stimme des grauhaarigen Mannes grollte tief und bedrohlich. Einer der jungen Durmstrangs zuckte leicht zusammen und senkte seine Augen zu Boden. Es schien, als wollte er sich in den Teppichfasern verkriechen. Einen Moment herrschte vollkommene Stille. Kein Finger klackte über Holz, kein Atemzug verließ die Kehlen der erstarrten Schüler.
 

Dann trat er vor.

"Erlaubt mir zu sprechen!" Malfoy senkte seinen Kopf leicht, als Geste der Ehrerbietung. Der Mann nickte kaum merklich.
 

"Die Nightshades sind unbehelligt bis Cambridge vorgedrungen. Die Stadt ist besetzt, der Governor gefangen genommen. Corells Trupp dringt inzwischen weiter nach Leicester vor. Wie befohlen haben wir die Mudbloods aus dem Weg geräumt und alle Spuren beseitigt." Er hielt kurz inne. "Es gab da nur ein kleines Problem..." Sein Gegenüber zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ein Problem?" Die vier Älteren bewegten sich nervös. Die Anspannung trieb ihnen den Schweiß auf die Stirn. Malfoy blieb gelassen. "Nun, wie soll ich sagen... es kam etwas dazwischen."
 

"Etwas?" Die Augen seines Gegenübers verzogen sich allmählich zu Schlitzen. "Jemand", berichtigte der blonde Junge ruhig. "Ein Aurorus, um genau zu sein." Der Mann hinter dem Schreibtisch faltete seine Hände langsam ineinander und stützte sein zerfurchtes Kinn darauf. "Ein Aurorus?", wiederholte er nachdenklich, als müsste er die Bedeutung dieser zwei Worte erst auf sich wirken lassen.
 

"Ja Sir." Er senkte den Blick etwas. "Mir scheint, man wusste von unseren Plänen." Die Behauptung, die hinter seinen Worten stand, war mutig, ja geradezu herausfordernd. Die Stimme des Mannes blieb allerdings emotionslos, als er antwortete: "Du meinst also, dass sich ein Verräter in den Reihen der Nightshades befindet." Malfoy erwiderte den harten kalten Blick standhaft. "Ja Sir. Dort oder im Rat." Der Mann lächelte leicht. Niemand hatte ihm bisher solch eine Unverschämtheit und auch gleichzeitig soviel Mut gegenüber gebracht. Harry las es in seinem erstaunten Blick.
 

"Was ist mit dem Objekt?" fuhr er unbeirrt fort.
 

Malfoy verzog leicht seine schmalen Lippen. "Der Aurorus hat es. Er konnte mit einem Mudblood fliehen. Ich habe Krums Trupp zur Verfolgung losgeschickt. Sie werden es bald in Ihren Händen halten." Die Augen des Mannes verengten sich bedrohlich. "Das hoffe ich für euch!" Er machte eine entsprechende Handbewegung und die Fünf verbeugten sich. Dann verließen sie den Raum fast fluchtartig. Harry betrachtete den Mann noch einen Moment ehe sich seine Umgebung wieder aufzulösen begann.
 

Im nächsten Augenblick landete er auf einer Lichtung im Wald. Entsetzt sprang er zurück, denn er blickte direkt in ein Paar feurig roter Augen. Ein warmer Atem streifte seine Haut. Mit aufgerissenem Mund musterte er die riesigen Wesen, die sich vor ihm auftürmten. Harry hatte solche Kreaturen schon einmal gesehen. Er glaubte sich zu erinnern, ihnen in einem Buch begegnet zu sein. Mächtige schwarzgeschuppte Dragonhorses. Gefährlich, aggressiv, wild, schnell, unzähmbar. Dennoch standen sie friedlich vor ihm, schenkten ihm keinerlei Beachtung. Jeder dieser bedrohlichen Geschöpfe trug einen stachelbesetzten Ring um seinen muskulösen Hals, an den ein Stahlseil befestigt war, welches wiederum im Boden an Metallringen verankert war. Harry atmete erleichtert auf und entspannte sich. Es war sowieso alles nur ein blöder Traum. Alles nur Hirngespinste, die seiner Fantasie entsprungen waren. Doch warum war dann alles so verdammt realistisch? Harry stolperte einige Schritte rückwärts, die Nighthorses immer im Visier und stets darauf bedachte keine zu hektischen Bewegungen zu machen. Er war nicht sonderlich wild darauf seine Sichtbarkeit an ihnen zu testen.
 

Er stieß gegen einen Baum. Nasser Schnee rieselte auf ihn herab. Er fluchte leise und klopfte sich das kalte Pulver aus den Haaren.
 

Dann fiel ein Schatten über ihn und er zuckte erschrocken zusammen. Sein Kopf ruckte in den Himmel und er erkannte zwischen den riesigen Baumkronen ein gewaltiges Exemplar der Dragonhorses und es steuerte direkt auf ihn zu. Entsetzt wich er tiefer in den Wald zurück, suchte Schutz zwischen den Bäumen. Dann landete es auch schon und Harry sog überrascht die Luft ein, denn auf dem Rücken des Untiers saß ein Reiter, ein Junge, ungefähr im selben Alter wie Malfoys Begleiter. Geschickt schwang er sich von dem Rücken des geflügelten Drachenpferdes. Fachmännisch band er sein Reittier neben den anderen fest und verließ schweigend die Lichtung in Richtung Schloss. Harry sah ihm lange hinterher.
 

Als er das nächste Mal blinzelte fand er sich in einem dunklen Gemach wieder. Er konnte nur leichte Umrisse erkennen. Ein Mann stand nicht weit von ihm. Harry erkannte ihn nicht sofort wieder, doch es war derselbe Herr, der vor wenigen Minuten Bericht von den fünf Schülern verlangte. Harry war sich langsam gar nicht mehr so sicher, ob die Bezeichnung Schüler überhaupt passend war. Er hatte schreckliche Dinge gehört, Dinge, die er noch immer nicht ganz realisieren konnte. Was war das nur für ein merkwürdiger Traum?
 

Der graue Mann kniete nun ehrfurchtsvoll nieder und senkte den Kopf. Harry trat näher. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Er erkannte verhangene Fenster, einige große Säulen, die den Saal seitlich flankierten und in der Mitte erhob sich ein prächtiges Baldachin aus düsterem Stein. Breite Stufen führten zu einem kleinen Thron hinauf, der sich im Schatten des Steindaches verbarg. Eine dunkle Gestalt saß regungslos in Schweigen gehüllt, nur lange knochige Finger trommelten ungeduldig über den toten Stein.
 

"Nein... bitte nicht!" Harrys Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen. Ein starker Schmerz entflammte in seinem Kopf, ließ ihn stöhnend zu Boden sinken. Sein Blick jedoch war noch immer nach vorne gerichtet, als hätte er sich daran festgekrallt.
 

"Venerable Dark Lord", der Mann senkte seinen Kopf noch tiefer, sodass seine krumme Nase fast den Boden berührte. "Die Nightshades dringen immer weiter ins Landinnere vor..." Die düstere Gestalt unter dem Baldachin hob eine Hand, der Mann verstummte sofort. "Ich spüre eine weitere Präsenz in diesem Raum", zischelte er bedrohlich. Der Mann sah sich verwirrt um. Harry spürte seinen eisigen Blick über sich schweifen. Doch er blieb unentdeckt. Wahrscheinlich war er wirklich nicht sichtbar.
 

"Eine weitere Person ist hier!" Harry schluckte. Angst stieg in ihm auf. Er glaubte längst nicht mehr bloß in einem Traum zu sein. Irgendetwas war hier faul. Er wollte weg. So schnell wie möglich. Der Schmerz in seinem Kopf machte ihn fast rasend. Mit schmerzverzerrtem Gesicht presste er seine Hände gegen die Schläfen. Verzweifelt versuchte er bei klarem Verstand zu bleiben, die schwarzen Schwaden vor seinen Augen zu vertreiben. Allmählich begann sich der Raum vor seinen Augen zu drehen. Ihm wurde furchtbar schwindelig. Eine grausame Kälte befiel seine Gliedmaßen, sein Inneres. Und dann tauchte das Dunkle Mal vor seinen Augen auf. Giftiggrün fraß es sich durch die Vorhänge in den dunklen Saal. Der Baldachin wurde in fahles Licht getaucht, wie ein Giftschleier legte es sich über das Szenario. Der Blick auf den Thron war nun frei, die Gestalt darauf enthüllt. Wie gebannt starrte Harry auf die dürre Person. Eingehüllt in ein fließendes dunkelgrünes Gewand, eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Nur ein Paar rote Augen stachen angsteinflößend hervor. Harrys Schmerz schien sich nun entgültig in einer Explosion zu entladen. Seine Arme, auf die er sich noch stützte, gaben kraftlos nach. Er spürte, wie er vornüber kippte. Hart schlug er auf den kalten Boden auf. Lautlos. Dann wurde es wieder sehr schwarz vor seinen Augen.
 


 

Madam Pomfrey sah besorgt auf das Thermometer. Das Fieber war inzwischen auf

40,2 °C angestiegen, Harrys Haut jedoch war eiskalt. Seine Augenlider bewegten sich unruhig, als wäre er in einem Alptraum gefangen. Beruhigend nahm Hermine seine Hand, rieb wärmend darüber. Er zuckte erschrocken zusammen. Dann, ohne Warnung, fuhr er schreiend aus dem Schlaf. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, seine Pupillen ganz groß. Als er sprach zitterte seine Stimme wie Espenlaub. Sie war leise und brüchig. Kleine Dampfwölkchen begleiteten sie bei jedem Wort, als herrschte kalter Winter.
 

"Voldemort hat Durmstrang in seiner Gewalt!"
 


 

~* Ende Part 1 Hogwarts *~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2003-11-15T14:36:33+00:00 15.11.2003 15:36
Wow! Ich muss sagen, du kannst richtig gut schreiben! Echt, ein riesiges Lob an dich! Du hast die Geschichte zwar vor längerer Zeit geschrieben, aber ich bin gespannt auf den Part 2 den ich mir gleich mal reinziehen werde!
Viele liebe Grüße flemming


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