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Schatten der Vergangenheit

von

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GunSuits

8.

Armageddon. Dieses alte biblische Wort beschrieb die absolute Zerstörung der alten Welt, der alten Ordnung. Die Vernichtung von Königreichen, von allen Strukturen und vor allem der Menschheit. Ein wahrhaft passender Name für das, was die Verschwörer - Milliardäre, Politiker und Militärs - geplant hatten. Alle Armeen im Umkreis um Japan wurden aktiviert und für den Erstschlag ausgeschickt, ob ihre Regierungen dies guthießen oder nicht. Dies beinhaltete hauptsächlich die Luftstreitkräfte von Nord-, und Südkorea, der Südostarmee Russlands, die chinesischen Luftstreitkräfte und jene Taiwans und der Phillipinen. Weitere Einheiten aus Südostasien - Vietnam, Thailand, Laos, Myanmar, Indonesien und Australien, würden nachrücken und chinesische und taiwanesische Luftbasen für ihren Nachschub nutzen, über alle Ländergrenzen, über alle Interessengrenzen hinweg, jenseits aller politischen Ideologien und Systeme. Auch Indien mobilisierte seine Luftwaffe und sandte sie nach Osten, ebenso wie US-amerikanische Luftstreitkräfte für den Kampf mobilisiert und über Alaska zur Kamschatka-Halbinsel nördlich von Japan geführt worden, um auf den dortigen russischen Basen Munition und Treibstoff für den Angriff auf Japan zu fassen. Und es war abzusehen, dass weitere Einheiten, auch europäische - Deutsche, Polen, Italiener, Franzosen, Briten, Holländer, Rumänen, Bulgaren, Griechen, selbst die Türken und andere Länder mit nennenswerten Luftflotten - ihre Einheiten ebenfalls in den Marsch setzten. Der Mittlere Osten würde sich anschließen. Und selbst wenn die Sailor-Krieger und die Self Defense Army Japans den ersten Schlag aus über viertausend Flugzeugen abwehren würden, weitere zehntausende Kampfjets waren bereits jetzt auf dem Weg.

Zeitgleich mobilisierte China seine große Flotte; über Jahrzehnte hatte das Riesenland eine Landung auf dem abtrünnigen Taiwan geplant und vorbereitet. Nun sollten diese Kapazitäten zur Landung auf Japan genutzt werden. Immer noch eine wesentlich angenehmere Variante, die vier Hauptinsel Japans Honshu, Shikoku, Hokkaido und Kyushu mit dem Ersatzplan zu überziehen: Judgement Day. Dieser Begriff aus dem christlichen Mythos, genauer gesagt aus der jüdischen Lehre des Ende aller Tage, jenes Tags, an dem die Toten auferstanden, die Letzten zuerst und die Ersten zuletzt, um auf ewig gerichtet zu werden nach der absoluten Zerstörung der Welt (wobei sich die Juden sicher waren, dass von ihnen immerhin zwölftausend überleben und im neu gegründeten Jerusalem wohnen würden, aber das nur nebenbei), bezeichnete in diesem Fall etwas ganz Ähnliches: Die atomare Auslöschung aller japanischen Zentren. Und in einem Land mit einhundertachtzig Millionen Bewohnern, das durch die bergige Landschaft nicht gerade über viele Möglichkeiten gebot, Städte zu gründen, gab es diese Zentren zuhauf. Der Platz war so spärlich gesäht, dass selbst Hiroshima und Nagasaki nach den Atombombenangriffen erneut bebaut und genutzt wurden und noch immer werden. Es war Ironie, dass beiden Städten das gleiche Schicksal erneut bevorstand. Nun mochte sich der eine oder andere Verschwörer damit beruhigen, dass Judgement Day ein Ausweichplan war, für den absolut unwahrscheinlichen Fall, dass die regulären Streitkräfte Japan und die Sailor-Krieger nicht besiegen konnten. Aber was sollte man von einer Armee halten, die auf Selbstverteidigung ausgelegt war, auf das Abfangen von Raketen? Und was von einer Gruppe Zivilisten, die mit ihren Sailor-Kräften ein Land wie Japan erobert hatten, und das mit einer weit geringeren Zahl, als ihnen jetzt zur Verfügung stand? Die Realisten unter den Verschwörern wussten längst, dass es keinen anderen Weg gab, als Japan, sollte Judgement Day nicht noch gestoppt werden, mit mehreren hundert Raketen mit atomarem Gefechtssprengkopf zuzupflastern. Zwei Dutzend, ein Dutzend, das durchkam, würde ausreichen. Vielleicht nicht, um Japan zu vernichten. Aber Japan würde es danach nicht mehr geben. Und was vom Volk und von den Sailor-Kriegern übrig war, würde vom gerechten Volkszorn ausgelöscht werden. Denn niemand, niemand, auf den eine Atombombe geworfen worden war, würde ja ausgerechnet den, der sie geworfen hatte, mehr verantwortlich machen als jene, die versprochen hatten, sie zu beschützen, und die dabei versagt hatten. Doch das war Zukunftsmusik, wenngleich auch keine allzu ferne. Zuerst einmal gab es mehrere Tausend Piloten in ihren Jagdmaschinen und Bombern, die Befehl hatten, Japan niederzukämpfen. Dabei wurde möglichst darauf geachtet, dass ihnen nicht klar wurde, dass nicht alle Staatsoberhäupter und nicht alle ihre Generäle und Admiräle tatsächlich auch diese Befehle erteilt hatten. Am Ende würde der Sieger die Beute erhalten und alle Fragen nach der Legitimität würde hintenan stehen vor der internationalen Zusammenarbeit gegen die akute Bedrohung durch die Sailor-Krieger und die "Rettung" Japans.

***

Das Einsatzgeschwader "Rote Fahne" der nordkoreanischen Luftstreitkräfte wurde als erste Einheit mobilisiert. Im Bereitschaftsraum der Einheit gellten die Alarmsirenen. Eine Lautsprechrstimme blökte dazu die magischen Worte: "Dies ist keine Übung!"

Staffelchef Park Sung-kee rannte neben seinen Leuten auf die wartenden Maschinen zu, die bereits mit Luft-Luft-Bewaffnung ausgerüstet waren. Mit Kennerblick erkannte der Koreaner, dass weitere Maschinen für den Kampf bestückt wurden, hauptsächlich mit Luft-Luft-Bewaffnung. Die Doktrin bei einem amerikanischen Überfall sah vor, zuerst die Lufthoheit zu erkämpfen und anschließend mit dem Bodenbombardement der technisch besseren, aber zahlenmäßig unterlegenen Invasoren zu beginnen. Der Schlüssel lag im ersten Schlag, lag in der Erringung der Lufthoheit. Wer sie besaß, der beherrschte das Schlachtfeld. Nur, was hatte die Amerikaner und ihre koreanischen versklavten Brüder aus dem Süden dazu getrieben, sie anzugreifen? Warum hier, warum jetzt? Es gab keine nennenswerten Spannungen zwischen dem freien Norden und dem okkupierten, korrupten Süden, nichts was darauf hingezeigt hätte, dass eine Krise oder gar ein Militärschlag bevorstand. Als Park dann auch noch sah, wie seiner Maschine Zusatztanks angesetzt wurden, stockte er im Lauf. Eine zügige Neubewaffnung, die Verteidigung der Fliegerhorste, Ausspielung der höheren Flexibilität der wendigeren MiGs gegen die amerikanischen Falcons, dies war das Geheimnis zum Erfolg. Zusatztanks aber machten das Flugzeug langsamer, weniger aerodynamisch. Zusatztanks machten nur Sinn, wenn der Einsatzort tief im Süden des unterjochten Bruderstaates war. Oder an einem ganz anderen Ort.

Park erreichte seine Maschine, hetzte die Trittleiter hoch und schnallte sich an. Zwei Techniker halfen ihm dabei. Als er die Kommunikation eingestöpselt hatte, meldete er sich und seine Staffel beim Tower an und bat um Missionsziele und weitere Anweisungen.

"Starten Sie und sammeln Sie Ihr Geschwader am Leiterpunkt Alpha. Um eins dreihundert werden russische und chinesische Luftkampfverbände zu euch stoßen. Gemeinsam werdet Ihr zur Befreiung aufbrechen!"

Für einen kurzen Moment fühlte er eine enorme Erleichterung. Sein Land wurde nicht angegriffen. Mehr noch, die loyalen Verbündeten, die Chinesen, waren an ihrer Seite. Und auch die Russen hatten sich der Gemeinsamkeiten entsonnen und die alte Freundschaft aufleben lassen und stritten mit ihnen zusammen für die Befreiung des vom Kapitalismus versklavten südkoreanischen Volkes.

Park stutzte, als er diesen Punkt in Gedanken erreicht hatte. "Tower, Leiterpunkt Alpha liegt über dem Koreanischen Ostmeer! Was ist unser Auftrag? Amerikanische Verstärkungen aus Japan abfangen?"

"Negativ, Staffelführer. Ihr Einsatz gilt Japan. Ihre Aufgabe ist es, die dem Volk unloyalen Selbstverteidigungsstreitkräfte niederzukämpfen und eine Landinvasion der internationalen Streitmacht zu ermöglichen. Hier arbeiten alle großen Nationen Hand in Hand."

Park schluckte kurz. Klar, Japan war der schlimmste Vasall der USA, war das beinahe uneinnehmbare Trittbrett, das die Amerikaner missbrauchten, um Einfluss auf ganz Ostasien zu nehmen. Aber ein direkter Angriff auf Japan, durchgeführt mit russischen und chinesischen Einheiten... Es gab nichts, was international auf eine Operation dieser Größenordnung hingewiesen hätte! Außer... "Tower?"

"Starten Sie, sobald Ihre Staffel bereit ist. Leitern Sie und fliegen Sie dann Leiterpunkt Alpha an. Das sind Ihre Befehle, Park."

"Tower, wem gilt unser Einsatz? Wen bekämpfen wir?"

"Japan und das japanische Volk befinden sich in diesem Moment in der Gewalt des Silver Milleniums. Teile der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte kolpotieren mit ihnen. Ziel der Aktion ist es, das Silver-Millenium zu vernichten und die alte Ordnung wiederherzustellen."

"Das Silver-Millenium? Aber..."

"Sie haben Ihre Befehle!", blaffte der Mann im Tower in sein Mikro, ganz so, als hätte er diese Ansprache schon ein paarmal gehalten oder erwarte, dies noch ein paarmal tun zu müssen. "Für unseren großen Führer, tun Sie Ihre Pflicht!"

Die Techniker meldeten die Startbereitschaft und das Ende der Beladung. Sie zeigten den erhobenen Daumen und traten von der Maschine zurück. "Rote Fahne eins, bereit zum Start."

"Start freigegeben auf Startbahn zwei. Viel Erfolg, Staffelführer."

"Danke, Tower." Park ließ die MiG anrollen und führte sie in Richtung der korrekten Startbahn. Andere Jäger folgten ihm. Er hatte tatsächlich die Ehre, als Erster zu starten. Er hatte keinerlei Zeit, um über die Situation nachzudenken. Eher automatisch ging er durch das Startprozedere und jagte den Jet die Piste hinab, zog hoch und suchte jenen Punkt über dem Fliegerhorst auf, an dem sich sein Geschwader sammeln würde, leitern nannte man das, bevor es zum Treffpunkt mit den Russen und Chinesen weiterflog. Und wieder hatte er keine Zeit zum Nachdenken. Wie auch, wenn in seinem Kopf die Erinnerung alles verdrängte - die Erinnerung, als er unter dem erstickenden, tödlichen Eis gelegen hatte, seinen Sohn auf den Armen, dem Tode näher als dem Leben, als er das Ende seiner Familie, als er sein Ende schon gekommen gesehen hatte. Er erinnerte sich daran, wie die hellen Funken die Finsternis des nahen Todes durchbrochen hatten, wie die Menschen im Dunkeln zu leuchten begonnen hatten. Er erinnerte sich, wie er, mit allen anderen, die Mondprinzessin gesehen hatte, obwohl sie sich im Orbit um die Erde befunden hatte, von wo aus sie die tödliche Eiskruste, die sie alle vernichtet hätte, fortgeschmolzen hatte, um ihnen allen eine zweite Chance zu geben, ihnen allen ihre Leben wiederzugeben. Verdammt, er und alle anderen Koreaner wären jetzt nicht mehr hier, nicht mehr am Leben, wenn sie nicht gewesen wäre!

Und er erinnerte sich an die aus seiner Sicht sehr erfolgreichen bilateralen Verhandlungen unter der Aufsicht des Silver-Milleniums, das zwischen ihnen und ihren südlichen, versklavten Brüdern geführt worden waren. Es hatte gut ausgesehen, so gut ausgesehen, dank Usagi Tsukino und ihren Leuten. Und nun würden sie all das zerstören.

Als sein Radar anschlug, weil es feindliche Kampfflieger meldete, kam auch sofort der Tower: "Eintreffende Falcons sind freundlich, ich wiederhole, eintreffende Falcons sind freundlich! Unsere südkoreanischen Brüder unterstützen uns im Kampf um die Freiheit Japans von Silver-Millenium!"

Park zählte zwanzig Blips auf dem Radar, dann sechzig. Die Zahl wurde irgendwann mit dreihundert angegeben, und alle strebten sie wie er und sein Geschwader Leiterpunkt Alpha entgegen, dort wo die Russen und die Chinesen auch hinkommen würden. Nun hatte es die Mondprinzessin zumindest noch geschafft, dass Nordkorea und Südkorea ihre Luftarmeen gemeinsam ins Feld führte. Wohl fühlte er sich dabei nicht.

***

"Und, bist du jetzt zufrieden, Sparks?", fragte Captain Tobias Cartland, während er an der Spitze von achtzehn F-16 der amerikanischen Streitkräfte auf dem Weg zur Westküste war, um die Selbstverteidigungsstreitkräfte zu unterstützen.

"Zufrieden ist kein Ausdruck, Topper", erwiderte Donovan Sparks Callahan gut gelaunt. "Wir sind jetzt auf der richtigen Seite, und das weißt du."

"Dir ist aber schon klar, dass es Tote geben wird? Egal, was die große Verschwörung auf uns hetzt, die beinahe das Silver-Millenium vernichtet hätte, wir werden vorne stehen und sie töten, Sparks."

"Ja, ich weiß. Und ich weiß auch, dass diese armen Schweine nicht mal genau wissen, was sie da tun werden. Weil es ihnen nämlich keiner sagt. Würden sie es wissen, würden sie nämlich zu uns desertieren." Er lachte trocken. "Okay, ein Teil vielleicht. Der Rest wird so handeln wie wir beim Angriff auf den Turm des Silver-Milleniums. Er wird das tun, was er für seine Pflicht hält."

"Sieh an, sieh an, der junge Herr ist also doch realistisch", spottete Topper. "Ich denke auch, dass wir jetzt auf der richtigen Seite sind. Tun wir also unser Bestes, um dieses Land zu verteidigen, egal wer unser Gegner ist."

"Ich habe schon mehr angestellt und weniger erreicht, Topper", erwiderte Sparks gut gelaunt. Auch wenn jeder Tote einer zuviel sein würde, ohne SailorMoon wären sie jetzt allesamt tot. Alle, wie sie da waren. Ohne jede Ausnahme. Alleine für sie würde er wissentlich sein Leben riskieren. Und er würde töten.

***

Leth, Gyes, Matsumoto und ein weiteres Dutzend Generäle und Admiräle sah gebannt auf die taktische Karte, die sie über den neuesten Aufklärungsstand informierte.

General Fushida, Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte, referierte: "Der größte Block ist hier, im Nordosten Koreas. Es handelt sich um einen Schwarm von fast eintausend Kampfflugzeugen und etwa siebzig Bombern. Ein weiterer, etwa gleich starker Verband sammelt sich hier, zweihundert Kilometer nordöstlich von Shanghai über dem Gelben Meer. Weitere über eintausend Jagdmaschinen sind aus Australien und den Phillipinen auf dem Weg nach Taiwan. Ein vierter, doppelt so großer Schwarm, ist auf dem südostasischen Festland unterwegs in Richtung Shanghai. Das bedeutet also, dass der erste Schlag des Komitees hier oben geführt werden wird, bei Hokkaido und im Norden Honshus. Die Hinweise auf eine Bodenoffensive verdichten sich ebenfalls; amphibische Einheiten und die Flotten unserer Nachbarländer werden eifrig mobil gemacht. Mit einem ersten Angriff kann bereits in acht Stunden gerechnet werden."

Juichiro tippte nachdenklich mit seinem Kugelschreiber auf die Arbeitsunterlagen vor sich. "Nordjapan also. Ich tippe auf eine Landung auf Honshu selbst. Was nützt es ihnen, auf Hokkaido zu landen, wenn ihr Ziel Serenitys Palast ist? Die zusätzliche Entfernung wäre unproduktiv."

"Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass Hokkaido als Sprungbrett für jene Einheiten dienen kann, die derzeit aus Nordrussland und aus Alaska unterwegs sind, um via Kamschatka anzugreifen", wandte Admiral Yamamoto ein. "Wir sollten Flak-Einheiten vor der Nordküste Hokkaidos auffahren lassen."

Juichiro nickte. "Veranlassen Sie das, Admiral. Aber zuvor sollen die Einheiten die Nordwestküste Honshus verteidigen helfen. Bevor die Jagdflugzeuge aus dem Norden über Hokkaido eintreffen können, ist die Schlacht mit den Koreanern und den Chinesen bereits entschieden und sie haben ihre neuen Positionen eingenommen."

"Apropos schicken", sagte Motoki. "Wen schicken wir nach Nord-Honshu?"

"Gute Frage." Japan war kein flächenmäßig großes Land, aber es hatte eine Menge Küste. Die wenigen Millenier und ihre Verbündeten mussten ebenso wie die Selbstverteidigungsstreitkräfte ein riesiges Gebiet abdecken. Der einzige und wichtigste Schutz war die Entfernung vom Festland, der nur im Falle der koreanischen Halbinsel und des russischen Festlandes eingeschränkt wurde.

Und das "wen" bezog sich nicht auf die Luftstreitkräfte der Nordarmee Japans, sondern auf die Millenier und ihre Verbündeten. Zur Verfügung standen neben sieben Sailorkriegern zwei Starlights und drei Elite-Milleniern noch die vier Generäle Jedithes, Helion und Petzite mit ihren vier Schwestern. Dazu kamen natürlich noch die Kampfrüstungen, die nun unter Millenier-Kommando standen, auch wenn die nur ein Tropfen auf dem heißen Stein waren. Und dies auch nur solange, bis Japan von Rüstungsträgern angegriffen wurde, was über kurz oder lang der Fall sein würde. Noch konnten Rüstungen keine großen Strecken zurücklegen, was die letzten Kämpfe klar gezeigt hatten, aber die Entwicklungen verliefen sehr rasant. Und ein Rüstungsträger war durchaus ein ernstzunehmender Gegner für eine Sailor-Kriegerin.

"Makoto geht", entschied Juichiro. "Sie nimmt Petzite und ihre Schwestern mit. Und ihr Hauptaugenmerk werden nicht die angreifenden Kampfjets sein, sondern die GunSuits."

"Du rechnest mit ihrem Einsatz?"

"Ihr Zweck ist es, uns Millenier anzugreifen. Also macht es Sinn, sie in der ersten Welle mitzuführen, weil sie wissen, dass wir den Selbstverteidigungsstreitkräften helfen werden."

Motoki runzelte nachdenklich die Stirn. "Warum entsenden wir dann nicht mehr?"

Leth deutete auf den Bildschirm, auf dem General Young zu sehen war. Der Amerikaner verstand den Wink und räusperte sich vernehmlich. "Fünf Atom-U-Boote der Los Angeles-Klasse sind von uns temporär geortet worden, nun aber wieder verschwunden. Ihre letzten Bewegungen bedeuten, dass sie aus Amerikanisch-Samoa gekommen sind und die Bucht von Tokio angefahren haben. Wenn sie Höchstgeschwindigkeit gefahren sind, treffen sie in ein bis zwei Stunden ein. In Reichweite ihrer Tomahawks und Harpoons sind wir bereits seit acht Stunden."

"Aber sie werden keine Marschflugkörper abschießen", sagte Juichiro. "Stattdessen werden sie GunSuits losschicken." Wieder klapperte er mit dem Kugelschreiber auf dem Tisch. "Minako und Jeb sollen sich um den Schutz der Ostküste und der Bucht von Tokio kümmern. Gib ihnen so viele GunSuits mit, wie wir bemannen können. Der Rest soll sich an den Tunneln bereit halten, die wir nach ganz Japan getrieben haben. Dies ist nur der Anfang. Und wenn ich mir ansehe, was für den Angriff auf uns weltweit zusammengezogen wird, weiß ich nicht, wie lange dieser Kampf dauern wird."

"Egal, wie lange er dauern wird, General Leth", sagte Matsumoto mit ruhiger, sachlicher Stimme, "wir werden es durchstehen. Wenn sich der Präsident durchsetzt, wird die Weltlage auch wieder ganz anders aussehen."

General Fushida, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, merkte an: "Zumindest hat er es auf die Abraham Lincoln geschafft. Auch wenn die Meuterer ihr Bestes versuchen, um die Nachricht zu unterdrücken, nach und nach sickert doch durch, was geschehen ist. Und mit dem Flugzeugträger und seinem Begleitverband hat er eine ernstzunehmende Machtbasis."

"Hoffen wir das Beste." Juichiro seufzte. "Welcher Halunke hat mich gleich noch mal zum Oberkommandierenden gemacht?"

Yamamoto grinste. "Willkommen in der Oberliga, General Leth."

Für einen Moment sah Juichiro den Seefahrer erstaunt an. Dann begann er zu lachen. "Oh, ich habe schon Heere geführt. In meinem früheren Leben. Aber damals machte man sich Sorgen über Rüstungen, über Schlachtaufstellungen, über Anmarschwege und über die Kavallerie. Hier aber führt man Krieg in der Luft, an Land, zu Wasser und unter der Wasseroberfläche. Das erfordert einiges an Umdenken."

"Keine Sorge, General, wir vertrauen Ihnen und Ihren Fähigkeiten", erklärte der Admiral generös. "Und nochmal: Willkommen in der Oberliga."

"Danke", erwiderte er trocken. Wenn diese Sache vorbei war, so nahm er sich fest vor, würde dies das letzte Mal sein, dass er über irgendetwas das Oberkommando übernahm. Zumindest in diesem Leben.

***

"Mein Name!", gellte die Stimme des Amerikaners über den Platz vor der Botschaft der Millenier, "ist Major Ayoka, derzeit der Oberkommandierende über die GunSuit-Streitkräfte des SilverMilleniums! Das, was Sie hier vor sich sehen, ist die Gesamtheit der Streitmacht! Weitere einhundert Stück aber werden noch am heutigen Tag einsatzbereit sein!" Die Hand des US Marines deutete auf die gut fünfzig Rüstungen, die von den Milleniern wie durch Zauberhand auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden waren. Alle waren flugfähig, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit. Alle hatten den Pulser, und bei den meisten waren Miniraketen installiert worden, mit denen man Sidewinder und Mavericks vom Himmel holen konnte. Um eine Interkontinentalrakete zu erwischen, musste man aber den Pulser nehmen, weil die gigantischen Raketen sonst zu wenig Schaden nahmen und womöglich noch ihr Angriffsziel erreichten. Aber noch, noch flogen keine Bomben auf Tokio. "Mit meinen Leuten und Freiwilligen des SilverMilleniums kann ich genau dreißig besetzen!", donnerte er mit seiner Kasernenhofstimme weiter. "Das heißt, ich brauche noch zwanzig Leute jetzt und einhundert heute Abend!"

Der Blick des Marines ging über die angetretenen Männer und Frauen. Soldaten der Selbstverteidigungsstreitkräfte Japans, US-Soldaten, Polizisten, aber auch ein unübersehbarer Haufen an Freiwilligen, viele von ihnen Studenten der Toudai, die nach einer gewissen Ansprache einer gewissen Person hergekommen waren, um ihren Teil zur Verteidigung der Welt beizutragen. Denn darauf lief es hinaus. Auf dieser Seite war Usagi-chan - er meinte natürlich Serenity-sama! - die für den Ausgleich stand, für das Gute und für die Versöhnung. Auf der anderen Seite aber standen die Geldadligen, die nur ihren Profit sahen, die korrupten Politiker, die gerade seine geliebte Heimat mit Bürgerkrieg überzogen und natürlich verblendete oder kriecherische Militärs, die entweder zu feige, zu schwach oder zu machtgeil waren, um ihren Job zu tun und Serenity zu beschützen.

Der große Ameriko-Japaner verschränkte die Arme auf dem Rücken und lächelte. Zumindest war es das, was er für ein Lächeln hielt. Einige verschreckte es. "Wir leben in merkwürdigen Zeiten. Oft genug war Krieg in unserer Geschichte nur eine Fortsetzung der Politik, die wiederum aus Ausbeutung bestand. Nicht immer konnten Soldaten dagegen etwas tun. Im Gegenteil! Ich selbst war noch vor kurzem ein williges Werkzeug in dieser Maschinerie, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Serenity-sama und Endymion-sama, die ihr Bestes geben, um Kompromisse zu schließen, auszulöschen! Denn Kompromisse mindern die Gewinne, mindern die Margen, schmälern die Rendite! Und diese Leute denken nur in Rendite, nur in Geld!

Jetzt aber sind meine Augen weit geöffnet, jetzt aber sehe ich meine Pflicht, jetzt aber kann und will ich etwas tun!" Er zog die Rechte hervor und ballte sie zur Faust. Seine Fingernägel bohrten sich ins Fleisch und einer verursachte tatsächlich eine Wunde, als er abbrach. Blut lief als Tröpfchen seine Hand hinab. "Das Geld hat sein hässliches Gesicht gezeigt und meine Heimat übernommen! Aber der Präsident konnte fliehen und ist noch immer in der Lage zu regieren! Und sein Befehl war eindeutig: Das SilverMillenium als die Hoffnung der Menschheit zu schützen! Dafür sind Sie hier! Dafür haben Sie sich gemeldet, mit mir, mit uns, Seite an Seite, in diesen Anzügen zur Rettung Japans zu schreiten!"

Er nahm die Hand wieder auf den Rücken. "Mehr als einen Crashkurs, eine kurzfristige Einweisung, wird es nicht geben! Sie riskieren Ihre Leben und viele werden voraussichtlich sterben, weil sie den GunSuit nicht beherrschen! Aber eine Waffe, die man nicht einsetzt, ist eine unnütze Waffe, und wir brauchen jetzt jede Waffe, derer wir habhaft werden können! Seit aus "die" und "ich" wir geworden ist, um exakt zu sein! Machen Sie sich bewusst, dass Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit da oben oder zu Land sterben werden und entscheiden Sie dann noch einmal, ob Sie tatsächlich kämpfen wollen!"

Die Freiwilligen vor ihm, weit mehr als einhundert Männer und Frauen, wurden kurz unruhig, aber das dauerte nur einen Moment. Dann kehrte wieder Stille ein. Keiner ging, keiner stellte Fragen. Keiner zeigte Bedauern oder Bedenken.

Ayoka nickte anerkennend. Er deutete neben sich. "Dies ist Umino Gurio! Viele von Ihnen werden von ihm gehört haben! Er hat herausgefunden, dass unser Gegner im großen Stil Millenier-Technologie hat stehlen und reproduzieren lassen! Das Ergebnis sind diese Rüstungen und der Versuch, die Dominanz auf der Erde zu erhalten, indem das SilverMillenium ausgelöscht wird! Gurio-san hat ad hoc ein Verfahren entwickelt, um jene unter Ihnen herauszufiltern, die am ehesten in der Lage sind, mit einem GunSuit umzugehen! Die Besten von Ihnen werden uns bei der ersten Verteidigungswelle begleiten, die in einer Stunde aufbricht - rechtzeitig, um beim ersten Angriff auf japanischem Boden mit konventionellen Streitkräften vor Ort sein zu können! Die anderen geeigneten Piloten werden trainieren können, bis heute Abend die weiteren einhundert Rüstungen bereit sind!" Er sah zur Seite. "Bitte, Gurio-san."

Umino trat vor. Knapp nickte er Doktor Ang Suun zu, der Koryphäe der Organisation für den GunSuit. Was nun kam, würden sie gemeinsam erledigen. "Die ersten zwanzig bitte ich, mir zu folgen. Wir haben Simulatoren vorbereitet. Wir sortieren die besten Zwanzig, denen wir zutrauen können, sich nicht selbst umzubringen und ein intuitives Verständnis für den GunSuit mitzubringen, für den Einsatz aus. Bitte folgen Sie mir!"

Ayoka sah den beiden Wissenschaftlern sowie der ersten Gruppe mit gemischten Gefühlen nach. Gewiss, es war Krieg. Sie waren im Krieg. Aber einige von denen, die dort gingen und einige von denen, die noch hier warteten, begierig auf ihre Chance, sich im Simulator zu beweisen, waren noch nicht einmal einundzwanzig, geschweige denn achtzehn.
 

Zwanzig Minuten später saß Ayoka an seinem Schreibtisch und nahm die Personalien der besten zwanzig auf, die sie begleiten würden - in nicht einmal achtzehn Minuten. Im Hintergrund machte sich Umino Gurio fertig und legte seine - ja, seine - Rüstung an. Er würde sie begleiten, auch weil er das intuitive Verständnis für die Rüstung hatte, das er bei den anderen suchte. Ang Suun würde hier weitermachen und die anderen einhundert trainieren, bis man ihnen einen GunSuit anvertrauen konnte.

"Name?", fragte Ayoka, ohne aufzusehen.

"Unazuki", antwortete eine Mädchenstimme.

Ayoka sah auf. "Hat Unazukui auch einen Familiennamen?"

Das braunhaarige Mädchen sah ihn konsterniert an. "Ich habe die Befähigung und das intuitive Verständnis für den GunSuit. Braucht es noch mehr?"

"Ja. Einen Nachnamen. Für das Protokoll."

Die junge Frau zwinkerte nervös. Irgendwas an ihr stimmte nicht. "Unazuki Furohata."

"Na also, warum nicht gleich so? Sie sind in meiner Squad, Furohata. Keine Sorge, ich passe auf Sie auf. So gut ich kann, zumindest."

"Ich gebe mein Bestes, Major Ayoka", sagte sie, erleichtert aufatmend.

"Gehen Sie zu Doktor Ang Suun rüber. Die Techniker helfen Ihnen dabei, die Rüstung anzulegen."

"Danke." Sie imitierte einen Salut und passierte den Schreibtisch.

Leises Getuschel erregte seine Aufmerksamkeit. Zwei millenische Soldaten sahen dem Mädchen nach. Ihren Gesichtern ließ sich entnehmen, dass sie probate Schwierigkeiten hatten, mit der Situation klarzukommen. Einer von ihnen rief tatsächlich Gaion herüber, den Sekretär Mamoru Chibas. Die drei redeten kurz miteinander, dann wurde der Millenier, einer ihrer größten Krieger, bleich und trat zu Ayoka heran, der mittlerweile drei weitere Kandidaten aufgenommen hatte.

"Herr Major, das Mädchen, das Sie gerade registriert haben..."

"Ja, was ist mir ihr, abgesehen davon, dass Sie eine verdammt gute Synchronisation aufweist und intuitiv einen Großteil des GunSuits erfasst hat?", fragte er patzig.

"Nun, es ist Unazuki-chan."

"Und das bedeutet was?"

Gaion starrte den Ameriko-Japaner ungläubig an, bevor es in seinem Kopf Klick zu machen schien. "Ach so. Natürlich kennen Sie sie nicht. Es ist Motoki Furohatas kleine Schwester."

Für einen Moment erschrak Ayoka. Und das nicht zu knapp. Er räusperte sich mehrfach, um seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen. War er gerade dabei, die Schwester des zweithöchsten Generals des jetzigen Japans in den Tod zu schicken? Er hatte versprochen, auf sie aufzupassen. Sah ganz so aus, als würde er das Versprechen um jeden Preis halten müssen. "Ich habe ein Auge auf sie", sagte er daher, als er seiner Stimme wieder vertrauen konnte.

"Hey, geht es hier mal bald weiter?", fragte eine Männerstimme. Eine sehr junge Männerstimme.

"Na, da hat es aber einer eilig", scherzte Ayoka. Er sah vor sich. "Sicher, dass du hier richtig bist, Junge?"

Der junge Mann, vielleicht sechzehn oder siebzehn, nickte in Richtung des Dokuments vor Ayoka. "Ich bin derjenige mit den zweitbesten Synchronisationswerten und bei der intuitiven Erfassung der Möglichkeiten nur knapp hinter Unazuki. Sie brauchen mich."

"Das steht außer Frage." Der Major fühlte seine Wangenmuskeln mahlen.

"UM HIMMELS WILLEN, AYOKA!"

"Was denn, Gaion?", fuhr der Major den Sekretär an.

"Das ist nicht irgendwer! Das ist Shingo!"

"Shingo wer?"

"Shingo Tsukino! Der kleine Bruder von Serenity-sama!"

Ayoka fühlte, wie ihm der Magen nach unten sackte. Zweifellos folgte auch noch sein Herz, und das ziemlich bald und ziemlich heftig. "Was? WAS?"

Shingo schnaubte ärgerlich. "Meine Schwester", sagte er traurig, "hat die Welt gerettet. Und sie versucht, sie zu einem besseren Ort für uns alle zu machen. Manchen gefällt das nicht, und sie versuchen, ihre Möglichkeiten zu nutzen, um ihren Willen durchzusetzen, gegen den Willen der Mehrheit." Shingo legte beide Hände auf dem Schreibtisch ab. "Hier und jetzt habe ich eine kleine, eine winzigkleine Chance, um Mamoru-nii und Onee-chan einen klitzekleinen Teil dessen zurückzugeben, was sie für uns, was sie für mich vollbracht haben! Sie haben mich gerettet, als der Eispanzer auf mir lastete, als er auf uns allen lastete, als ich, als wir alle hilflos und verloren waren! Das konnte ich nie zurückgeben, egal wie sehr ich das wollte! Aber jetzt ist es anders! Ich kann etwas tun! Ich bin dazu in der Lage, ich habe die Möglichkeiten! Meine Werte auf dem GunSuit sind die zweitbesten von allen! Aber selbst wenn sie die schlechtesten wären, würde ich diese Chance mit beiden Händen ergreifen!" Seine Stimme wurde drohend. "Als Bürger des SilverMilleniums fordere ich mein Recht, mein Reich verteidigen zu dürfen!"

Ayoka sah schockiert zum Millenier herüber. "Darf er das?"

Gaion ächzte. "Er ist Bürger des SilverMilleniums, ja. Und wir alle haben das Recht, die Gemeinschaft zu verteidigen... Ich schätze, wir hatten da ein, zwei dumme Ideen, als wir unsere Satzung als Millenier neu ausgearbeitet haben." Er griff in eine seiner Taschen. "Lassen Sie mich Usagi anrufen. Sie wird Shingo schon den Kopf wieder geraderücken. Usagi-chan? Shingo ist hier und will sich für die GunSuits melden. Ja, ich weiß. Habe ich auch gesagt... Hm? Hm. Was? ECHT? Hm. Okay... Okay... Ja. Nein, aber du bist der Boss." Der Millenier beendete das Gespräch. "Sie hat ja gesagt."

Shingo ballte beide Hände zu Fäusten. "Ja, verdammt!"

"Wenn Ikuko und Kenji ja sagen. Usagi-chan hat gesagt, dass sie deine Schwester ist, nicht deine Oberbefehlshaberin. Du musst nicht auf sie hören und sie hat auch keine Gewalt über dich. Bei deinen Eltern aber sieht es anders aus."

"Wir haben es ihm schon erlaubt", klang die Stimme des nächsten Manns in der Reihe auf.

Gaion sprang erschrocken einen Schritt zurück. "Tsukino-sama!" Er stutzte, kam wieder einen Schritt vor und erbleichte erneut. "Sie melden sich auch?"

"Es scheint so", sagte Kenji Tsukino, "dass sowohl Sohn als auch Vater sehr gut mit einem GunSuit umgehen können. Sie wissen, dass Sie uns brauchen, Major Ayoka. Und wir haben hier unsere einzige Chance, uns auf die einzige Art bei meiner Tochter zu bedanken, die wir haben, indem wir für das SilverMillenium und für einhundertachtzig Millionen Japaner kämpfen."

"Kommt Ikuko-sama auch noch?", fragte Gaion misstrauisch.

Kenji Tsukino hob abwehrend eine Hand. "Oh nein, nicht Ikuko. Sie ist keine Soldatin. Aber sie hilft im Turm bei der Organisation des provisorischen Lazaretts, das wir sicher bald dringend brauchen werden."

"Na, immerhin etwas", knurrte der Mondbewohner. "Das gefällt mir nicht, aber was soll ich machen? Ayoka, passen Sie verdammt noch mal auf die beiden auf!"

"Zischen Sie mich nicht an, Gaion!", erwiderte der Major wütend. "Mir gefällt das erst Recht nicht! Ich möchte ungern als der Mann in die Geschichte eingehen, der Shingo und Kenji Tsukino in den Tod geschickt hat! Aber wenn wir sie nicht mitnehmen, kann es sehr gut sein, dass sie unter mehreren Millionen Toten überhaupt nicht auffallen, und das würde Serenity-sama mir erst Recht übel nehmen!" Er wandte sich beiden Tsukino-Männern zu. "Gehen Sie durch. Die Techniker werden Sie einweisen!"

Mit einem Nicken passierten Shingo und Kenji den Marine. Kaum waren sie außer Hörweite, griff Ayoka Gaion in den Nacken und zog ihn zu sich herunter. "Besorgen Sie mir jemanden mit Sailorkräften! Irgendwen! Ich habe hier nicht nur Serenitys Vater und ihren Bruder, sondern auch General Gyes' kleine Schwester! Ich brauche Hilfe, verdammt!"

"Ich werde zusehen, was ich tun kann", versprach Gaion. Viel Hoffnung hatte er indes nicht, das sah man an seinem Gesicht.

***

"Nicht auf das Schiff!", rief Iskander scharf. SailorSaturn, ihre Gleve bereits zum Schlag gegen den fernen amerikanischen Flugzeugträger erhoben, schob die Klinge ein klein wenig nach links und zog voll durch. Das Ergebnis war ein Hieb aus purer schwarzer Energie, der den Sand vor ihr teilte, die Wellen bis zum Meeresgrund und knapp an der Nachbarinsel vorbei so weit das Auge reichen konnte. Tatsächlich konnte ein Fischerboot, das neun Seemeilen entfernt war, sehen, wie der Hieb von Hotaru mit ihren Sailorkräften der Erdkrümmung entbunden wurde und von dort in gerader Linie ins Weltall aufstieg, wo sich der Hieb letztendlich verlor. Das Ergebnis war aber nicht nur dort spektakulär. Vor dem Flugzeugträger der Niemitz-Klasse vaporisierte der kraftvolle Schlag das Wasser auf einer Breite von fünfzig Metern und bis in die Unendlichkeit und riss auch noch mehrere hundert Meter Meeresgrund auf. Mit dem Wasser, das in diese riesige Öffnung hineinflutete, wurde auch der Träger mitgerissen. Der gewaltige Bug sackte plötzlich nach unten, senkte sich auf mehr als dreißig Grad, dann stürzte er, auf dem nachströmenden Wasser ruhend, mehrere Dutzend Meter in die Tiefe. Zwei TomCat, die gerade hatten starten wollen, rutschten über das Landedeck hinaus und fielen in die Tiefe. Mehrere Dutzend Männer der Bodencrew rutschten ebenfalls über den Boden, dem Abgrund entgegen, und versuchten verzweifelt, irgendeine Form von Halt zu finden. Die erste TomCat stürzte ins Leere; Pilot und Co-Pilot lösten den Schleudersitz aus, der sie in Sicherheit katapultierte, während ihr Überlegenheitsjäger erst in der Tiefe und dann in den brodelnden Wassermassen verschwand. Die zweite TomCat stürzte ebenfalls in die Tiefe, hier aber löste niemand einen Schleudersitz aus. Sechs oder sieben Männer und Frauen des Trägers stürzten ebenfalls ungehalten in die Tiefe. Und Iskander konnte sich ausmalen, wie es in den Eingeweiden des Trägers gerade aussah. Dann tauchte der gewaltige Bug ins Wasser ein, durchstieß es mit gerade mal zehn Meter Wasser unter dem Kiel, nahm die Fluten auf und kam, die Wellen nach oben durchbrechend, endlich wieder auf dem Wasser an. Die ersten dreißig Meter des Decks waren wie blankgefegt; alle Aufbauten waren abgerissen worden, die Bodencrew, die sich dort aufgehalten hatte, fortgespült und in den Fluten umgekommen. Das Wasser, das aufs Deck geraten war, spülte nun Richtung Heck wie eine unaufhaltbare Flut, da dieses nun tiefer lag als der Bug, und riss alles andere ab, was nicht niet-, und nagelfest war. Die Crew zum Beispiel.

In diesem Moment aber teilte sich das Meer erneut, wenngleich nicht so gewaltig wie beim ersten Mal. Aus den Wassermassen kam Saturn hervor, auf der zierlichen Schulterdie abgeschlagene Spitze der zweiten TomCat mit den beiden Piloten, während sie mit der anderen Hand ihre Gleve hielt, an der sich sieben Leute der Bodencrew festklammerten. Hotaru setzte ihre Last auf dem schwer beschädigten Landedeck ab, entriss den zu Tode verängstigten Männern und Frauen ihre Gleve und verschwand per Step vom Bug. Als sie diesmal wieder auftauchte, hatte sie ein weiteres Dutzend Menschen bei sich. Sie waren jene Leute der Bodencrew, die vom Heck gespült worden waren. Als sie alle abgesetzt hatte, verschwand sie erneut und tauchte per Step direkt neben Iskander auf. "Gut so?"

Iskander zögerte mit einer Antwort. Er, das heißt sein früheres Ich, war Militär und kannte die Notwendigkeiten von militärischen Aktionen. Es hieß sogar, er, also Iskander, wäre in seiner besten Zeit ein ziemlicher Berserker gewesen, der wenig Rücksicht auf den Feind genommen hatte. Wobei Rücksicht für den Feind ohnehin ein Spiel mit dem Feuer war.

Das Wasser vor ihnen beruhigte sich nur langsam, der Träger bockte auf den Wellen und Wasser schoss aus einem geöffneten Hangarschott. "Was ist damit?"

"Die waren schlau genug, ein stabiles Schott zwischen sich und das Wasser zu bringen", erklärte Hotaru. "Das habe ich gecheckt. Keine Verluste auf dem Träger."

"Hm", machte Iskander. Ein paar Tote hatte es mit Sicherheit schon gegeben, denn Pyramon hatte nicht nur anfliegende Tomahawks und Harpoons wie Seidenpapier mit seinen Sailorkräften zerknüllt. Auch ein paar F16 waren darunter gewesen. Und er selbst hatte einen Zerstörer des Begleitverbands attackiert und mit einem Energieschlag ein mehrere Meter durchmessendes Loch in den Bug geschlagen. Das große Kriegsschiff nahm seither Wasser und schleppte sich in Richtung des nächsten Hafens. Es wäre ein Wunder gewesen, hätte der rüde Angriff nicht zumindest Verletzte gefordert. "Damit bist du besser als wir."

"Kann ich so nicht bestätigen. Ich wollte den Schlag direkt durch den Flugzeugträger jagen und das Schiff in zwei Teile spalten. Du hast mich zurückgehalten, Akira."

Die Kiefer des in Deutschland aufgewachsenen Japaners mahlten. "Das Ergebnis zählt, Hotaru. Und du machst einen guten Job hier." Mittlerweile war der Beschuss eingestellt worden. Weder die Geschütze der Flotte, noch ihre Raketenwerfer und erst recht nicht ihre Flugzeuge feuerten noch auf sie. Ihre überlegenen Sailorkräfte hatten sehr genau gezeigt, wie sehr sie ihnen überlegen waren. Und die GunSuits, welche die Fabrik verteidigt hatten, waren für Hotaru nicht wirklich ein Probmel gewesen. Erst recht nicht in der Luft, wo sie eigentlich im Vorteil hätten sein müssen. Aber ein Sailorkrieger war alleine schon wegen seiner Rüstung im Vorteil.

"Danke", erwiderte die Sailorkriegerin jovial. "Aber ich muss dich auch loben. Du bist nicht nur ein guter Anführer, du bist auch zu mir durchgedrungen, als mein Kopf längst im Kampfrausch war." Ihre Augen waren, als sie dies sagte, vollkommen ernst und wollten überhaupt nicht zu ihrem Lächeln passen. Das war sie also, SailorSaturn, die Kriegerin des Todes.

"Jeder Tote ist einer zuviel", erwiderte Akira mürrisch. "Und erinnere mich daran, den Ersten umzuhauen, der irgendwelche Phrasen drischt, die "wir sind im Krieg", "wir tun nur unsere Pflicht" und "wir machen nur, was nötig ist", okay?"

Hotaru lächelte, und diesmal erreichte es ihre Augen. "Ist gut, mache ich."

General Iskander wandte sich von der Kriegerin ab. Er mochte das Mädchen, vielleicht sogar etwas zu sehr, als wirklich gut war. Die Sailorkrieger konnte er als gleichwertig ansehen, unterschied sie in Männern und Frauen. Sie waren Partner, Kollegen im gemeinsamen Ringen um die Welt. Aber Hotaru und vor allem Klein-Usagi kamen ihm vor wie kleine Schwestern. Die vermutlich mächtigsten kleinen Schwestern des bekannten Universums.
 

"General?" Kenichiro Kano salutierte mit links vor ihm, weil der rechte Arm in einer provisorischen Schlinge steckte. Er bemerkte den besorgten Blick und winkte ab. "Halb so wild. Ein einfacher Bruch von Speiche und Elle. Pyramon-sama hat es bereits gerichtet und behandelt. Wenn ich den Arm zwei Stunden ruhig halte, ist er wieder wie neu."

Iskander hob fragend die Augenbrauen.

"Ein GunSuit. Genauer gesagt ein Arm. Einer der Wissenschaftler wollte sich nicht mit der Kapitulation abfinden. Er schlupfte mit rechts in den Arm, und da dieser unbewaffnet war, brach er mir mit dem Kraftverstärker den Unterarm. Die Quetschungen sind eigentlich schlimmer als der Bruch, aber auch die hat Pyramon-sama behandelt." Der japanische Elite-Offizier räusperte sich. "Die Ninja haben eine Gruppe hoher Offiziere davon abgehalten, sich durch einen Geheimgang zu einem Boot in einer Grotte am Nordrand des Vulkans zurückzuziehen und zu fliehen. Sie stehen für ein schnelles Verhör bereit."

Iskander nickte. "Gehen wir hin. Hotaru, schaffst du es hier draußen alleine?"

Die Sailorkriegerin zuckte beinahe gelangweilt mit den Schultern. "Die NORFOLK schleust gerade eine Kompanie Marines aus, die mit Sturmbewaffnung und Bazookas ausgerüstet unsere Flanke angreifen sollen. Sind in acht Minuten am Strand, und dort werde ich sie heftigst aufmischen, sodass ihnen die Lust an weiteren Landungsversuchen vergeht. Ansonsten treibt sich da draußen noch eine L.A.-Klasse herum, die auf den Befehl wartet, die Fabrik und alle, die in ihr sind, mit einem massiven Raketenangriff in Asche zu verwandeln... Nichts, womit ich nicht fertig werde. Geh rein und tu deinen Job, Niichan."

Niichan hatte sie gesagt. Eine Koseform für großer Bruder. Das fühlte sich gut an. Zugleich aber war Iskander auch bestürzt, denn seine neue kleine Schwester stammte ja aus der Zukunft. Sie wusste also schon vorher, was hier geschehen würde, wusste, wie die Soldaten dieses Verbandes angreifen würden und wann, solange sich die Geschehnisse an das hielten, was sie kannte. Er war versucht zu fragen, ob das U-Boot angreifen würde oder nicht, aber er hatte keine Zweifel daran, dass Hotaru mit allem fertig werden würde, was die Flotte aufzubieten hatte, zumindest mit allem, was noch vor der Küste kreuzte und noch nicht das Weite gesucht hatte. Und effektiv würde es nur ein paar Sekunden dauern, um ihn und Pyramon zu Hilfe zu rufen.

"Nun geh schon", sagte sie tadelnd. "Es wird nichts passieren, womit ich nicht fertig werde."

"Aber du rufst mich, wenn sich der Verlauf der Zeit ändert?"

Hotaru seufzte gespielt auf. Sie stellte sich hinter ihn und begann zu schieben.

"Ist ja gut", lachte Iskander und setzte sich endlich selbst in Bewegung. "Ich gehe. Weil ich dir vertraue, kleine Schwester."

"Und du tust gut daran", erwiderte sie strahlend.

"Aber eines noch. Wenn du es mir nicht sagen kannst, Mädchen aus der Zukunft, nehme ich das hin."

Hotaru seufzte, diesmal aber mehr vom Grunde ihrer Seele. "Ich habe mich schon gefragt, wann du die Frage stellst. Also los, raus damit."

"Die Frage? Du meinst, du weißt, was ich fragen will?"

"Hallo? Mädchen aus der Zukunft, schon vergessen?", fragte sie, mit dem rechten Daumen auf sich deutend. "Du wirst mich fragen, was mit dir und Ami-chan passieren wird. Und das in dieser Situation mitten im Kampf, nur weil du dich erinnert hast, dass ich weiß, was passieren wird."

Akira zuckte zusammen. "Du hast Recht. Und? Was wird mit mir und Ami passieren?"

Die junge Frau sah plötzlich betreten zu Boden. "Du weißt, dass ich dir das nicht sagen darf. Es könnte die Zukunft verändern und so. Es könnte schlimmste Konsequenzen haben und... Und... Nun, eigentlich darf ich das nicht."

"Und uneigentlich?"

"Uneigentlich kann ich dir ja einen Hinweis geben." Sie sah auf, aber sie lächelte nicht mehr. "Du wirst ihr das Leben retten, Akira. Du wirst sie retten."

Diese Antwort war auf viele Arten zu interpretieren und konnte sehr viel bedeuten. Vor allem aber bedeutete sie, dass Ami überleben würde. Und das war bereits mehr, als er zu hoffen gewagt hatte, seit sie die Verschwörung aufgedeckt hatten.

Er wandte sich von ihr ab. Sein Mantel flog dabei auf, als würde ein mittelschwerer Wind gehen. "Danke. Diese Antwort reicht mir." Um weitermachen zu können, das lag ihm auf der Zunge, aber er konnte es nicht aussprechen. "Führen Sie mich hin, Kano."

"Ja, Sir. Hier entlang, bitte."
 

Sie gingen durch die aufgeschnittene Bresche in die Fabrik. Dabei konnten sie tief in die Hallen, Labors und Werkstätten hinein schauen. Die Soldaten der Hundertschaft bewachten einerseits die über dreihundert zusammengetriebenen Soldaten und Arbeiter und kümmerten sich andererseits um den Abtransport der erbeuteten Daten und Rüstungsteile. Einer der Männer war fürchterlich verrußt, aber er brachte sein Dauergrinsen nicht unter Kontrolle. Akira blieb stehen und winkte den Mann, einen Unteroffizier, zu sich heran. Omo stand auf seinem Namensschild. "Was ist passiert?"

Der junge Soldat grinste. "General Iskander, ich melde, dass ich einen GunSuit erwischt habe."

Kano schnaubte amüsiert, als hätte er einen guten Witz gehört. "Er wurde in einem Gang von einem GunSuit überrascht. Daraufhin hat er seine Leute rausgejagt und eine Panzerfaust auf den Anzug gejagt. Durch die Enge des Gangs konnte die Rüstung nicht ausweichen und die Druckwelle der Explosion tobte sich nur im Gang aus. Omo war weit genug weg, um zu überleben, aber zu nahe dran, um der Druckwelle zu entgehen. Der Ruß ist da nur ein kleiner Preis dafür, dass er sich weder was gebrochen hat, noch dass ihm die Lunge gerissen ist."

Der Leutnant strahlte nur noch breiter. "Sind doch auch nur große Blechbüchsen, General."

"Etwas mehr sind sie schon", korrigierte Iskander, musste aber schmunzeln. "Gut gemacht, Leutnant. Das war sehr tapfer und Sie haben verdammt viel Glück gehabt."

"Das gehört dazu, Iskander-sama. Und ich hoffe, wir werden noch viel öfters und viel mehr Glück haben, solange dieser Konflikt andauert."

"Das hoffe ich auch." Er klopfte dem Kleineren anerkennend auf die Schulter und setzte mit Kano seinen Weg fort.
 

Kano reichte ihm ein Papiertaschentuch. Iskander sah es etwas irritiert an, bis der Elite-Soldat auf die Linke des Generals deutete. Sie war rußverschmiert. Von Omos Uniform. Iskander nahm das Taschentuch an und reinigte seine Hand, obwohl er das auch mit seinen Sailorkräften hätte leisten können. "Danke."

"Keine Ursache. Hier herein, bitte."

Sie betraten einen Raum, der vor allem dadurch auffiel, dass zwei schwarz gekleidete Männer im Raum waren. Von beiden waren nur die Augen zu sehen, obwohl ihre Masken Sehschlitze offen ließen. Aber sie hatten ihre Haut schwarz eingefärbt, sodass man nur die weißen Augäpfel sehen konnte. Ein gespenstischer Anblick und gewiss auch gewollt.

Vor ihnen, an einem Tisch, saßen fünf Männer. Zwei Offiziere und drei Zivilisten. Der höchstrangige Offizier, ein Ein Sterne-General, erhob sich und rief: "Ich protestiere gegen..."

"Sie tun gar nichts!", blaffte Iskander. Der General des Silvermilleniums drückte den Mann mit seinem Zeigestab zurück auf den Stuhl. Der zweite Offizier war nur ein Major, aber er war beherrscht, geradezu gelassen. Die drei Zivilisten waren Ingenieure oder Wissenschaftler. Auf den ersten Blick erkannte Iskander, dass sie Angst hatten, Angst um ihre Leben. Von ihnen war nicht viel zu erwarten, wenn die Angst zu groß war. Aber die beiden Militärs...

"Mein Name ist Iskander", erklärte der großgewachsene Mann. "Ich diene derzeit als General der besonderes Eingreiftruppe im Silvermillenium. Meine Aufgabe ist es, die fünf GunSuit-Fabriken zu vernichten, die Sie und Ihre Verbündeten erbaut haben."

"Vier", kam es leise von einem der Ingenieure.

"Vier", wiederholte Iskander. "Danke."

Der schweigsame Major sah den Zivilisten an, was diesen in sich zusammenschrumpfen ließ. "Was? Was habe ich gemacht?"

"Sehen Sie mich an, Major!", blaffte Iskander streng. "Dies war nur ein Test. Nationalität und Lage der anderen drei Fabriken sind längst bekannt. Wir haben die Rohstoffe verfolgt, was sehr einfach war. So haben wir Ihre Fabrik hier auf Samoa gefunden. Sobald wir hier fertig sind, werden wir die Chinesen im südchinesischen Meer angreifen und ihre Fabrik vernichten. Danach kommen die Briten dran. Oder die Russen. Ich werde eine Münze werfen."

Der Mann bebte. Eindeutig nicht vor Angst, aber vor unterdrücktem Zorn. Ihm musste klar sein, dass er mit bloßen Händen nichts gegen einen Krieger vom Range des Generals in voller Rüstung ausrichten konnte. Aber er spielte sichtlich mit dem Gedanken, es trotzdem zu tun, Erfolgsaussichten hin oder her. "Wenn Sie glauben, Sie werden es bei den anderen ebenso einfach haben wie bei uns, dann..."

"Mir ist klar, dass Sie im permanenten Austausch mit den anderen Fabriken stehen. Und dass Sie permanent Ergebnisse vergleichen und verbessern. Bis auf die kleinen Details, die Sie und die Russen und die Chinesen für sich behalten, um die Rüstungen so entscheidend zu verbessern, dass sie im Krieg, der nach der Vernichtung des Silvermilleniums kommen wird, gegenüber der Konkurrenz einen entsprechenden Vorteil haben werden. Fasst das in etwa alles zusammen, was Sie hier treiben?", sagte Iskander kalt.

Als der Major puterrot wurde, hätte der General des Mondes beinahe geschmunzelt. Natürlich arbeiteten sie mit dem ehemaligen Gegner zusammen. Wie sonst hätten sie die militärische Stärke aufbringen können, um das Mondreich sichtlich zu gefährden? Und genauso natürlich war die Zusammenarbeit beendet, sobald der letzte Mondkrieger getötet worden war, wenn das Habitat auf dem Mond nicht mehr existierte. Eventuell würde eine der vier Parteien - Iskander war sich nicht sicher, ob er Amis und Briten tatsächlich als eine Partei zählen konnte, wenn die Briten erst mal die potentesten Rüstungen entwickelten - schon vorher damit beginnen, den Feind zu dezimieren. Er rechnete sogar fest damit, dass eine Nation der anderen bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fallen würde.

Iskander zuckte die Achseln. "Hier gibt es nichts mehr für uns zu lernen, Major Kano. Bereiten Sie unseren Abzug vor. Die nächste Fabrik wartet schon."

"Jawohl, Iskander-sama. Was machen wir mit denen hier?"

Akira sah zu den fünf Männern herüber. "Was wohl? Wir lassen sie hier. Sie sind wertlos für uns. Soll sich ihr Präsident um sie kümmern, sobald der Aufstand niedergeschlagen..." Akira stockte. Der Veteran in ihm hatte etwas registriert. Etwas kleines nur, aber extrem beunruhigend. Und es war dabei, bedeutend zu werden, sehr bedeutend, so sehr, dass... Sein Kopf ruckte hoch, fixierte den Ninja an der Rückwand. Der aber reagierte schon von selbst, warf sich zur Seite. Keine Sekunde zu früh, denn dort, wo er sich eben noch befunden hatte, brach ein GunSuit durch die Wand. Die Rüstung lief direkt auf Iskander zu, schob die beiden Soldaten so unsanft beiseite, dass beide augenscheinlich Brüche und weitere Verletzungen erlitten, durchbrach den Tisch, an dem die fünf Amerikaner saßen, was einen Trümmerregen über sie ausschüttete, und griff ihn direkt an. Nur einer der Ingenieure war nicht entsetzt. Er lächelte, und das, obwohl ein Holzsplitter seine linke Wange aufgerissen hatte. Der GunSuit kam heran, Iskander schlug seine Rechte fort, brachte den rechten Arm mit dem Zeigestab ins Bild. Der GunSuit versetzte ihm einen Hieb mit dem Kopf, der seinen Schädel nach hinten warf. Ein harscher Schlag traf sein rechtes Handgelenk, der seinen Zeigestab aus der Hand trieb. Kano war schon gestartet, bereits im Gang und rief nach Yaten, die in der Zentrale war und die Hackerarbeiten überwachte. Der erste Ninja schoss mit einer schweren Pistole auf den Rücken der Rüstung und der Ninja an der Tür hatte seine Waffe gezogen, ein schwarz mattiertes Schwert, das auf Knopfdruck zu vibrieren begann. Damit stieß er direkt durch den Kopf des GunSuits, aber der war davon herzlich unberührt. Er wischte den Ninja mit der Rechten gegen die nächste Wand, was ihm garantiert ein paar Rippen brach.

Die Erkenntnis traf Akira härter als der Hieb gegen seine Rechte! In dem Ding steckte kein Mensch! Dies war eine Sekunde, bevor der GunSuit seine rechte Hand mit der Waffenmündung auf Akiras Bauch legte. Dann drückte er ab. Die Luft war erfüllt vom hellen Singen der Waffe, die ursprünglich eine Schubkorrekturdüse des Seelenschiffs gewesen war, die man nun zur Waffe gemacht hatte. Daraufhin folgte Stille, unerträgliche Stille.

Der unbekannte Ingenieur, der selbst erhebliche Schmerzen hatte, grinste nun. "Aber die Zusammenarbeit funktioniert bis dato recht gut. Diese Rüstung und vor allem die verbesserte Waffe sind ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit, Herr Möchtegern-General. Damit sollte erwiesen sein, dass selbst die Sailor-Rüstungen zu besiegen sind."

Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, als hätte es jemand fortgewischt. Der Grund hierfür war etwas, was es seiner Meinung nach gar nicht geben durfte - Iskander bewegte sich. Mehr noch, seine Rechte schnellte vor, legte sich auf die Brust der Rüstung. "Und du bist also tatsächlich der Meinung, dass meine ganze Kraft in meinem Stab steckt?"

Energie in seiner reinsten Form wurde durch Akira Torahs Handfläche direkt in die Rüstung geleitet; ungefilterte, reine Kraft von jener Sorte, die man mangels einer besseren Bezeichnung Sailorkraft nannte. Sie lud die Rüstung, überlud die Rüstung, erfüllte sie mit Energie. Der GunSuit reagierte, ließ die Linke heranschnellen, um Iskander den Schädel zu zertrümmern, aber der zweite Ninja war heran, klammerte sich an den Arm und machte ihn so ein paar Augenblicke zu langsam. Sailor Starhealer machte sich diese Pause zunutze. Kaum, dass sie in den Raum geeilt kam, schnitten ihre Fingernägel wie superscharfe Messer durch Butter über den Arm und trennten ihn von der Rüstung. Das scherte den GunSuit noch nicht. Ein weiterer Energiepuls aus dem rechten Arm schlug in Iskander ein, schlug auf ihm auf wie ein Ziegelstein auf eine Windschutzscheibe. Sailor Starhealer trennte auch den Arm ab.

Bevor die Software aber bis zum logischen Schluss kam, hatte Iskander sein Ziel erreicht. Die Rüstung war mit seiner Energie, seiner Körperkraft, gesättigt. Er zog die Hand zurück und atmete einen kurzen Moment aus. Sein sardonisches Grinsen ließ den Ingenieur, der den unbemannten GunSuit gerufen hatte, zutiefst erschaudern.

"Ich bin weit mehr als mein Stab", sagte Iskander. Er schnippte. Ein leises, beinahe unauffälliges Geräusch, das aber durch den Raum schnitt wie eine Sirene. Das Ergebnis war spektakulär. Der GunSuit zerfiel vor seinen Augen zu... Asche. "Und das SilverMillenium lernt mindestens ebenso schnell dazu wie Ihr!" Iskander schnaubte abfällig, fast beleidigt. "Den da nehmt mit. Er weiß mehr über die unbemannten GunSuits. Das wird uns nützlich sein." Sein sardonisches Grinsen vertiefte sich. "SailorMars soll sein Verhör führen."

Sailor Starhealer wurde blass. "Steckt vielleicht ein kleiner Sadist in dir, Iskander?"

"An dem ist nichts klein", erklärte der General, wandte sich ab und trat auf den Gang hinaus, während die beiden Ninjas den wehrlosen Mann noch wehrloser machten.
 

Draußen brach Iskander zusammen. Seine Rüstung flackerte und erlosch schließlich. Ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen entrang sich seiner Kehle, während er mit dem Rücken an der Wand lehnte und mit beiden Händen den Bauch hielt. "Warum immer ich? Warum dauernd ich? Warum nicht mal Endymion oder Gyes? Wieso kriege ich immer alles ab?"

"Akira, lass mich mal sehen..." Yaten war nur mäßig beunruhigt. Wenn dieser Rotzlöffel von Mann sich über sein Schicksal beklagen konnte, dann ging es ihm nicht so schlecht.

Der General lüftete die Hände vom Bauch. Seine Kleidung war verschwunden, die Haut darunter stark gerötet. Aber es war nichts verbrannt und es sah auch nicht so aus, als hätte er sich einen Bruch zugezogen, oder noch schlimmer, innere Verletzungen. Um sicherzugehen führte Yaten einen mentalen Scan seines Körpers durch. "Du hast diesmal Glück gehabt."

"Kein Glück", wehrte Akira ab und griff nach Yatens Händen, die auf seinen Schläfen ruhten. Er lächelte, als er ihre Hände umfasste und sanft an seine Lippen drückte. "Erstens hatte ich den besten Schutzengel von allen und zweitens waren die Modifikationen an den Rüstungen erfolgreich, wie du gesehen hast."

Yaten errötete. "Viel getan habe ich nicht", stammelte sie.

"Im Gegenteil. Hättest du den zweiten Arm des GunSuits nicht abgetrennt, hätte ich jetzt keinen Kopf mehr." Erneut küsste er ihre Hände. "Dir verdanke ich mein Leben."

Sie entzog ihm beide Hände mit einem Ruck, aber ein Lächeln spielte auf ihren Lippen. "So, habe ich das? Dann mach dich mal bereit für die Rechnung. Die wird verdammt hoch ausfallen, wenn dein Leben retten meine Gewohnheit wird."

"Was immer du willst, Yaten, was immer du willst." Er sah zur Seite, wo Kano stand. "Major, bringen Sie den Gefangenen mit nach Japan. Er weiß etwas über autarke GunSuits ohne Piloten. Und verdammt noch mal, sagen Sie Ami und Taiki Bescheid, sie sollen sofort dafür sorgen, dass unsere Rüstungen nicht trotz Piloten von irgendeiner Fernsteuerung übernommen werden können! Gleich nach der Warnung vor den unbemannten, autarken Rüstungen!"

Kano grinste erleichtert und bot Akira eine Hand zum Aufstehen. "Jawohl, General. Die Truppen sind übrigens zum Abmarsch bereit. Wir haben alles geklaut, was zu klauen ging."

"Klauen. Was für eine Ausdrucksweise", tadelte Akira. Yaten stemmte sich unter seinen Arm und stützte ihn. "Das ist natürlich alles Kriegsbeute."

"Ja, klar, Kriegsbeute", lachte Yaten. "Was immer du sagst."

Akira besah sich die Sailorkriegerin aus einem fernen Sonnensystem amüsiert. "Weiter so, und du wirst meine beste Freundin von allen."

Sie seufzte leise. "Ja, das bin ich wohl. Deine beste Freundin, Akira Torah. Na, dann werde ich dich mal sicher zurück nach Japan schaffen, bester Freund. Major Kano, wir ziehen sofort ab. Und jemand soll die Ninjas aus dem Raum unterstützen. Mindestens einer von ihnen ist schwer verletzt."

"Jawohl, Miss." Für eine Sekunde salutierte der gestandene Offizier vor der Sailorkriegerin. "Für ein Autogramm."

"Sind denn alle hier Fans der Starlights?", fragte sie mehr amüsiert als verzweifelt.

"Einige der amerikanischen Gefangenen haben gefragt, ob Sie Zeit für Autogramme haben...", wandte Kano ein.

"Das war ein Witz, oder?", fragte sie verdutzt.

Akira lachte auf. "Musik verbindet eben alle. Schneller und besser als jeder Friedensvertrag." Er drückte der verdutzten Frau einen Kuss auf die Wange. "Sieh es ein, du bist ein Friedensbote. Wenn die Welt eines Tages eins ist, dann nicht zuletzt wegen dem positiven Beispiel der Starlights."

Verwundert rieb sie sich die Wange. "Na, danke."

Akira sah wieder zu Kano. "Ansonsten? Hat Hotaru den Landungsversuch abgewehrt? Gab es Überlebende?"

"Woher wissen Sie das schon wieder?", fragte Kano irritiert. "Es gab einen Landungsversuch der Marines. Sie hat ihn spektakulär abgeschlagen und die Truppe wieder ins Meer getrieben. Ein Teil von ihnen war so schockiert, dass er sogar versucht hat, zurück zu schwimmen. SailorSaturn kann sehr furchteinflößend sein."

"Du hast ja keine Ahnung, wie furchteinflößend", murmelte Akira mehr zu sich selbst. "Also gut, wenn es das war, dann hauen wir ab. Jemand soll die Reste des unbemannten GunSuits mitnehmen, und dann nichts wie los. Da warten noch drei Fabriken auf unseren Besuch."

Kano ging in den Hab Acht und salutierte so korrekt wie ein Westpoint-Kadett. "Jawohl, General Iskander!"

Alles in allem führte das Silvermillenium nach Punkten. Aber es war ja auch nur die erste Schlacht gewesen.

***

"Hier bist du also", sagte Mamoru, als er auf den Balkon trat, auf dem sie vor wenigen Tagen noch von GunSuits überfallen worden waren. Er trat hinter die einsame Gestalt, umarmte sie von hinten und drückte einen Kuss auf ihren Hals. "Suchst du dir die Einsamkeit, weil du dich nicht zwischen mir und Seiya entscheiden kannst?"

Usagi Tsukino wandte sich in den Armen des Lichts der Erde und umarmte ihn ihrerseits. "Mach dich nicht lächerlich. Notfalls nehme ich euch beide", scherzte sie.

"Oho, da hat sich aber jemand was vorgenommen", scherzte Mamoru. Er schloss die Arme etwas fester um die junge Frau, die ihm wichtiger war als alles andere in der Welt. "Und was ist der wahre Grund?"

Usagi seufzte. "Es fing an mit Papa und Shingo. Sie haben sich zu den GunSuits gemeldet. Und sie wurden genommen, weil sie Uminos Tests beide mit hervorragend bestanden haben. Von da an war es nur ein kurzer Weg, bis ich erfahren habe, dass Motokis Schwester ebenfalls zu den GunSuits gestoßen ist. Das ist logisch, weißt du, denn alle drei haben jederzeit Zutritt zur Botschaft. Sie gehen hier ein und aus, wenn sie wollen, und deshalb konnten sie sich der Auswahlprüfung stellen. Da habe ich Angst bekommen, Angst um die drei. Und ab da war es nur ein Katzensprung, bis ich Angst um sie alle bekommen habe." Sie sah ihrem Freund in die Augen. "Mamoru, können wir nicht einfach ganz Japan unter einen Schild legen und die ganze Geschichte aussitzen? Niemand wird sterben müssen und niemand..."

"Schhhhh", machte Mamoru und legte einen Finger auf ihre Lippen. "Ganz Japan unter einen Schild zu legen, ihn vielleicht zu erhalten beim Einschlag von Atomraketen, würde dich und die anderen Sailorkrieger ausbrennen, sogar töten. Er würde nicht lange halten. Du weißt, dass wir in der Zukunft lediglich das Areal rund um den Turm für längere Zeit unter einen Schirm legen können."

"Darüber habe ich auch nachgedacht. Aber die Geschichte mit Prinz Diamant und seinem Bruder Saphir ist... Ich meine, wie... Wir haben es erlebt, wir waren da, wir haben es gesehen, aber es wirkt selbst jetzt noch so unwirklich, obwohl es definitiv unsere Zukunft ist!"

"Das werden wir noch sehen", orakelte Mamoru. "Was die andere Geschichte angeht, so können wir Tokio und seine über zwanzig Millionen Bewohner für eine gewisse Zeit schützen, aber nicht mehr. Das ist aber in Ordnung, weil wir sehr wahrscheinlich das einzige Ziel der Angriffe sein werden." Er entließ sie aus seinen Armen und trat an den Rand des Balkons. "Und davon einmal abgesehen musst du nicht alleine kämpfen. Sieh sie dir an, die Menschen, die uns unterstützen."

Usagi trat neben ihren Verlobten an die Reling des Balkons. Sie sah hinab in die Tiefe. Noch immer war das Gelände der Botschaft des Silvermilleniums regelrecht umlagert. Eine halbe Million Menschen waren es mittlerweile, und ihre Unterstützung für sie war ungebrochen. "Ich sehe", sagte sie mit Bitterkeit in der Stimme, "Menschen, die durch meine Taten in Gefahr geraten sind. Gefahr, die ich vielleicht nicht abwenden kann."

"Komisch", sagte Mamoru. "Ich sehe Menschen, die dich in Nord-Korea haben sprechen hören, die erlebt haben, wie du die Konfliktparteien im Kongo an einen Tisch und dann zu einer Einigung gebracht hast. Ich sehe Menschen, die dich haben in China intervenieren sehen, um den Minderheiten der Uiguren und Tibeter mehr Rechte einzufordern, was aber, wie es sich bei einem Kompromiss gehört, auch zu Zugeständnissen von Seiten der Minderheiten führte. Ich sehe da unten Menschen, die gesehen haben, wie wir angegriffen wurden und die uns unterstützen wollen. Sie alle dort haben unter der Eisschicht gelegen, die Echitron über sie gelegt hat, sie alle waren dem Tod näher als dem Leben, bevor du der Fokus für die Kräfte aller Sailorkrieger geworden bist, um das Eis zu schmelzen und der Welt ihr Leben wiederzugeben. Jeder Mensch da unten verdankt dir sein Leben."

"Uns!", wandte sie vehement ein. "Uns allen, nicht mir alleine."

"Ich denke, das ist all jenen dort auch klar. Aber du bist unsere Sprecherin, unser Gesicht, deshalb fokussiert sich die Unterstützung für uns vor allem in deiner Person. Sicher, vor uns liegen schwierige, gefährliche Zeiten. Und danach kommen noch schwierigere, noch gefährlichere Zeiten, wie wir wissen. Aber wir werden sie erleben, wir werden sie überstehen. Weil du nicht aufgibst. Weil du da bist. Weil dein Schein uns führt. Es mag sein, dass es da draußen Menschen gibt, die dich für eine Marionette halten, für eine hübsche Galeonsfigur, die nur niedlich auszusehen hat, während andere die eigentliche Arbeit machen. Es mag Menschen geben, die dir vorwerfen, zu simpel zu denken und zu einfach zu reden. Es mag Menschen geben, die dir nichts zutrauen."

"Na, danke. Das baut mich jetzt auf", beschwerte sie sich.

"Aber sie sind egal. Ihre Meinungen sind egal. Denn wir, die wir dich erlebt haben, die wir dich begleitet haben, wissen es besser." Er griff nach ihrer Linken und drückte sie. "Weißt du noch, als Beryll mich in ihrer Gewalt hatte? Du hast nie aufgegeben. Weder dich selbst, noch mich. Du hast weitergekämpft. Selbst als du wusstest, das ich tot war, hast du nicht aufgegeben. Und dies hast du wieder und wieder und wieder getan. Hast du vor dem Weltenbaum kapituliert? Nein. Vor dem Wiseman? Nie. Als wir die Talismane jagten, hattest du da Angst oder Zweifel oder hast du auch nur gezögert, nachdem Haruka dir deine Spieluhr fortgenommen hat, mit der du zu Sailormoon geworden bist? Nein. Du gibst nicht auf, gibst dich nicht geschlagen. Du gehst voran, weiter, immer weiter. Du machst es einem leicht, stolz auf dich zu sein und sich an dir aufzurichten, wieder aufzustehen, weiterzumachen. Und das nicht für einen selbst oder für dich, sondern für alle Menschen." Er lächelte sanft. "Man nennt mich das Licht der Erde. Aber du bist das Licht der Galaxis, Usagi."

"Danke, aber soll ich mich jetzt besser fühlen? Soll es mir leichter fallen, wenn mein Vater und mein Bruder in die Schlacht ziehen, obwohl sie weiter davon entfernt sind, Krieger zu sein als Akiravon vernünftigem Handeln?"

Mamoru zog die Augenbrauen hoch. "Was, bitte?"

"Nicht so wichtig. Ami hat sich bei mir beschwert, und ich gebe ihr vollkommen Recht. Akira ist ein Idiot."

"Dann sollte jemand ihm das mal sagen und seine Meinung entsprechend begründen, finde ich. Wir Männer verstehen nur klare Worte, aber keine mystischen Ansagen um zwanzig Ecken."

"Du hast mich immer verstanden."

"Du bist ja auch nicht Ami-chan."

"Zugegeben. Aber lenk nicht ab. Soll ich mich nun tatsächlich nach deiner Rede besser fühlen?", murrte sie.

"Nein, Usagi. Aber du sollst verstehen. Verstehen, was in diesen Menschen vor sich geht, was sie antreibt, was sie wollen. Verstehen und fühlen. Sicher, sie sind für uns alle hier, und der eine oder andere mag sicherlich einen anderen Sailorkrieger mehr als dich. Aber all ihre Bemühungen und all unsere Anstrengungen haben dich zum Fokus. Wir alle setzen große Hoffnungen auf dich. Und du wirst uns nicht enttäuschen."

Flehentlich sah sie ihren Gefährten an. "Na, danke. Noch mehr Druck. Schaffe ich das wirklich? Halte ich das aus, halte ich das durch? Ich kann keine Wunder bewirken, weißt du?"

"Da sind wir anderer Meinung", hallte eine bekannte Männerstimme über den Balkon. Zwei groß gewachsene Gestalten in Kapuzenumhängen betraten den Balkon. Sie verneigten sich vor Usagi und schlugen ihre Kapuzen zurück. Der eine hatte weißes Haar, der andere schwarzes.

"I-ihr zwei", stotterte Usagi. "A-aber wie..."

"Das wissen wir nicht", erklärte der Weißhaarige. "Aber als die Eisschicht geschmolzen ist und alle Menschen ihr Leben wiederbekamen, haben auch wir... Nun, mein Bruder und ich sind hier, um zu dienen. Um diesmal im richtigen Kampf zu dienen. Verfüge über uns, Serenity-sama."

"Das ist eine große Verstärkung", sagte Usagi mit großen Augen. "Ihr seid mehr als willkommen."

"Danke, Usagi-chan", sagte der Schwarzhaarige mit einem Lächeln. "Du musst wissen, dass wir erst vor kurzem begriffen haben, was wir sind. Oder waren. Oder wieder sind. Dabei ist so viel Zeit vergangen, seit Echitron die Erde eingefroren hat, und..." Er lachte auf. "Später. Es ist immer noch Zeit für lange Erklärungen, wenn wir die Welt gerettet haben. Mit dir zusammen, Usagi-chan."

Gerührt strich sich die Anführerin der Sailorkrieger eine Träne aus dem linken Auge. "Ihr zwei... Ich freue mich so sehr, dass Ihr hier seid, dass Ihr lebt, dass Ihr uns beisteht. Kommt, kommt mit. Die anderen müssen euch sehen."

"Das ist eine gute Idee. Denn Akira und sein Team kommen gerade zurück", sagte Mamoru.

"War er erfolgreich?"

"So lala. Auf jeden Fall wurde er verletzt. Von einer neuen Waffe des Feindes."

"Schon wieder? Oje." Usagi sah etwas wehmütig drein. "Wenn das noch mal passiert, könnte er langsam misstrauisch werden und sich fragen, ob wir ihn nicht als Versuchskaninchen vorschicken, oder so."

"Oh, ich bin sicher, das wird er nie herausfinden", schmunzelte Mamoru.

"Du schickst ihn vor als Versuchskaninchen?", fragte sie entsetzt.

"Sagen wir es so: Ich schicke ihn vor. Und das, weil er einer von denen ist, die das Talent haben, neue Situationen zu überleben. Gehen wir ihn empfangen. Ich bin gespannt, was das Team zu berichten hat." Er winkte den beiden Männern zu, ihnen zu folgen.

"Richtig finde ich das nicht", sagte Usagi und blies die Wangen auf.

"Mag sein, aber er hat überlebt, oder?", schmunzelte Mamoru. "Erinnere dich daran, wie er im Silvermillenium war."

"Mir reicht es zu wissen, wie er war, als er Ami vor ihrer DemonSeed gerettet hat. Und hoffentlich wird er sie diesmal auch retten", murmelte Usagi. Zu viert verließen sie den Balkon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lifestar
2014-04-02T17:02:09+00:00 02.04.2014 19:02
Hi, wollt fragen ob da noch was kommt?
Mich würde brennend interessieren was für ein Ende es nimmt ^^

Antwort von:  Ace_Kaiser
03.04.2014 17:39
Klar kommt noch was. Keine Sorge. Diesen Monat auf jeden Fall noch.
Es ist nur, ich bearbeite im Schnitt acht Projekte gleichzeitig und bin auf der Arbeit gerade etwas eingespannt - da schleppen sich natürlich einzelne Projekte. Übrigens, was das aktuelle Buch angeht, befinden wir uns etwa in der Mitte, da wird also noch viel passieren. ^^


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