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Schatten der Vergangenheit

von

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Echitrons Machtübernahme, Akiras Verzweiflung

3.

Unwillkürlich lupfte Akira den Kragen seines Hemdes, als er der starken, eigensinnigen Frau auf das Dach des Krankenhauses folgte. Das Thema, welches sie unten besprochen hatten, bereitete ihm Magenschmerzen, und das nicht zu knapp. Einerseits waren da die Erinnerungen an die Schmerzen, die Übelkeit und den unheilvollen Gedanken, all das würde nie wieder aufhören. Andererseits klagte er sich selbst an, weil er Ami Mizuno in einem unheilvollen Schwebezustand zurück gelassen hatte.

Es wäre doch ein Leichtes gewesen, Ami, nein, SailorMerkur, offen und ehrlich zu sagen, wie er die SeedQueen extrahiert, aus ihrem Körper und ihrer Seele gerissen und in sich aufgenommen hatte.

Aber er wagte es nicht. Er wagte es einfach nicht. Darum war er eigentlich froh, dass Haruka ihn nun an seiner Statt anklagen wollte.
 

Haruka Tenoh trat an den Rand des Daches. Hinter ihr war ein markierter Landeplatz für Hubschrauber. Sie lehnte sich auf die umrahmende Mauer und sah mit melancholischem Blick auf den Moloch Tokio herab.

Unschlüssig wartete Akira eine Zeitlang, bevor er sich neben sie gesellte.

"Weißt du", begann sie schließlich, "ich habe dich wirklich gehasst. Ich meine, jemand hat Michiru wehgetan, also sollte auch jemand dafür büßen."

Erstaunt sah Akira die große Frau an. Wurde das hier etwa nicht...?

"Ich dachte, du brichst mir irgendetwas wegen der Sache mit Merkur."

"So?" Haruka hob eine Braue und sah ihn an. "Nein. Ich denke, du bist sehr ungerecht zu ihr. Und wenn ich du wäre, würde ich mich bei ihr entschuldigen. Nein, noch besser, sprecht euch aus. Aus irgendeinem Grund scheint sie dich zu mögen, aber nicht diesen Iskander. Hast du dir darüber mal Gedanken gemacht?"

Akira kratzte sich am Ansatz seines weißen Haarschopfs. "Oft genug. Aber ich komme zu keinem Ergebnis. Sie hasst mich halt und... Na ja, sie hasst Iskander. Und das obwohl er ihr das Leben gerettet hat."

"Hass, mein Freund, ist nur eine Form der Liebe. Das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit. Und du bist ihr keinesfalls gleichgültig." Haruka weidete sich am Entsetzen in Akiras Gesicht.

"Ich habe mit meiner Freundin gesprochen", fügte sie hinzu, bevor der junge Mann antworten konnte. "Sie ist dagegen, dass ich dich in die Mangel nehme und dir den Verstand raus prügle. Genauer gesagt hält sie es für sehr unvernünftig, einen potentiellen Verbündeten zu verlieren. Ich habe einen Moment darüber nachgedacht und ich denke... Ich denke, mein Zorn war falsch. Übertrieben. Außerdem hast du den SailorKriegern bereits mehrmals geholfen. Das spricht alles für dich, Akira, aber mir ist das noch nicht genug."

Wieder sah sie ihn an, fixierte ihn.

Unwillkürlich hielt er die Luft an, gefangen in ihrem Blick wie ein hypnotisiertes Kaninchen.

"Damit ich dich zu meinem Verbündeten mache, Akira, will ich mehr über dich wissen: Wer bist du? Woher kommen deine Kräfte? Wo liegen deine Loyalitäten?"

"Ich... Ich... Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe keine Ahnung, wer oder was Iskander ist." Betreten senkte er den Kopf. "Da sind nur diese Bilder in meinem Kopf von der prächtigen Stadt auf dem Mond, von den großen Schlachten, die wir schlugen und von diesem Ball, auf dem..." Wieder sah er auf und seine Augen wirkten verloren, beinahe verzweifelt. "Wenn ich daran denke, dann sehe ich diese große, schlanke, weißhaarige Frau, die ich mit Königin Serenity anspreche. Ich spreche zu ihr, wie es ein Untergebener zu seinem Herrn tut, aber sie spricht zu mir wie zu einem Freund. Und sie bezeichnet mich als... Als Leibwache ihrer Tochter."
 

"Es sieht so aus, als hättest du eine Verbindung zum SilverMillenium", stellte Haruka fest. "Ich selbst weiß nicht sehr viel darüber, denn ich und Michiru und eine dritte Kriegerin, SailorPluto, waren damals schon für den Schutz gegen Invasoren von außerhalb unseres Sonnensystems zuständig. Wir waren nicht dabei, als die Dämonenkönigin Metallia und ihre Marionette Beryll den Mond angriffen und das SilverMillenium vernichteten. Wir waren damals auf... Ja, wo waren wir eigentlich? Komisch. Das habe ich mich vorher nie gefragt."

Harukas Blick ruckte plötzlich hoch. Ihre Hand legte sich auf seine Schulter und eine Art von Erkennen huschte über ihre Augen. "Ich... Verstehe. Die Schlachten, die... Deine Uniform, ich... Ja, so kann es gewesen sein."

"Was?", fragte Akira mit Schmerz in der Stimme. "Was ist es, Haruka?"

"Du... Du warst tatsächlich die Leibwache der Prinzessin. Wenigstens ab und zu, wenn du nicht gerade..." Ihre Hand wanderte von der Schulter zu seinem Gesicht und strich über die Augen. "Die Augen, sie sind wieder da. Ich erinnere mich daran, wie sie dir genommen wurden. Ich erinnere mich, wie du erblindet bist. Und trotzdem hast du..."

Sie senkte die Hand wieder, erschöpft, entmutigt und überwältigt von den Erinnerungen, die nun über ihr zusammen brachen. "Warum habe ich nie früher daran gedacht? Michiru, sie... Ja, sie wird es schon gewusst haben." Ein stolzes, aber auch ärgerliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Ja, so ist es wohl. Sie ist mir immer voraus. Und immer lässt sie mich im Dunkeln herum stochern, bis ich selbst bemerke, was sie schon lange weiß."

Spielerisch stieß sie mit der Linken gegen Akiras Schulter. "Dein wahrer Name ist Iskander. Und deine Bestimmung ist es, das SilverMillenium zu beschützen."

Ihre Augen, so klar wie Bergseen, warfen ihm einen Blick zu, der durch Mark und Bein ging. "Und du hast das SilverMillenium vernichtet."
 

"Was?", klang eine scharfe Stimme auf. Akira dachte, er selbst hätte gerufen, aber es war jemand anderes gewesen. Die Stimme war heller, verzweifelter und mit mehr Schmerz erfüllt.

Er wandte sich um und sah im Treppenaufgang die anderen stehen.

"Wie lange seid Ihr schon dort?", fragte er Mamoru.

Der Freund senkte den Blick. "Zu lange, Akira."

Usagi sah ihn aus großen Augen an. "Boah. Du bist also Iskander? Darauf wäre ich ja nie gekommen. Und du warst auch im SilverMillenium auf dem Mond? Aber ich verstehe nicht, warum Haruka sagt, dass du es zerstört hast. Das war doch... Metallia, Beryll und..."

"Und die vier Männer, denen ich alles anvertraut hatte, was ich besaß", sagte Mamoru fest, "als ich noch als Endymion gelebt hatte und die Erde gegen die Dämonen verteidigt habe. Meine Shitenno."

Ami drängte sich ein wenig vor und sah Akira aus großen Augen an. "Du... Du bist wirklich Iskander?"

"Zum leugnen ist es jetzt wohl zu spät, Kumpel", sagte Motoki leise und nickte ernst.

Makoto sah den Studenten erstaunt an. "Du scheinst das gewusst zu haben, oder?"

Motoki lachte freudlos. "Natürlich. Ich bin Gyes." Er sah zu Akira, der dankbar für den Opfergang des Freundes nickte.

"Wir sind... Wir waren vielmehr beide Teil des SilverMilleniums. Genauer gesagt, mein altes Ich wurde dort geboren, während Iskander von der Erde kam und im Palast seinen Dienst versah, wenn er nicht gerade..." Übergangslos steckte ein Kloß in seinem Hals fest. Er versuchte sich zu räuspern, aber es wollte ihm kaum gelingen. "Du hast das SilverMillenium tatsächlich vernichtet, Akira."

Motoki taumelte, getroffen vom Schub der plötzlich einsetzenden Erinnerung, aber Makoto ergriff und stabilisierte ihn, so gut sie konnte.

"Was redest du da? Was redet Haruka da? Es war Metallia, das habe ich damals doch selbst gesehen. Mutter... Königin Serenity setzte den Silberkristall ein, um..." Usagi verstummte. Auch in ihren Augen glomm eine Erinnerung auf. "Iskander..." Sie hauchte den Namen nur, aber es lag soviel Bedeutung, Erkennen in ihm, dass es beinahe körperlich schmerzte, dieses eine Wort aus ihrem Mund zu hören.

Akira hielt dem nicht stand. Er brach in den Knien ein. "Was habe ich?" Seine Stimme war nur ein nebensächliches Flüstern, kraftlos und leise. "Bin ich es gewesen?"

Übergangslos verwandelte er sich. "Habe ich mich derart versündigt?"

"Er ist wirklich Iskander", hauchte Ami, den Tränen nahe. Die Sympathie für Akira und der Hass auf den unangenehmen Iskander rangen in ihrer Stimme. Ihre Augen begannen zu tränen, vor Wut, vor Scham.
 

In diesem Moment klingelte ein Handy. Es war von Mamoru, der die Ablenkung dankbar annahm. "Ja? Ein gezielter Angriff auf Rei mit einer Leistungsreduzierten Seed?" Erschrocken raunten die anderen auf.

"Pluto ist zu Hilfe gekommen? Und ein neuer Krieger namens Leth? Wie geht es ihr? Sollen wir kommen?"

Akira sah auf. Der Schatten über seinen Augen lüftete sich für einen Moment und ließ erkennen, wie es in ihm arbeitete. "Leth. Ja. Wir waren drei. Wir waren immer drei. Wir waren die Generäle des Feldzuges."

"Wie, nein? Ach so. Leth ist Yuuichiro und kümmert sich um sie. Zwei Gegner gleich? Rose und Targetia? Wo? Auf dem Weg zu dem Wald, in dem Uranus und Iskander neulich gekämpft haben? Ja, danke. Wir sehen zu, was wir tun können."
 

Iskander sah betreten zu Boden. "Wenn ich wirklich Schuld daran bin, dass das SilverMillenium vernichtet wurde, dann habe ich eine Menge Buße abzuarbeiten. Fangen wir mit dem an, was wir besprochen haben, Mamoru. Ich gehe."

Mamoru Chiba wich entsetzt einen Schritt zurück. "Moment, warte mal, Akira. Ich halte es immer noch für eine dumme Idee, freiwillig in die Höhle des Löwen zu spazieren und... AKIRA!"

Doch der junge Mann konnte ihn schon nicht mehr hören. Er war über die Brüstung gesprungen und verschwand in der Luft wie eine verwehte Staubwolke.

"Akira, du Idiot!" Hastig verwandelte sich Mamoru in Tuxedo und eilte dem Freund hinterher.
 

Haruka grinste freudlos, als auch Tuxedo in die Luft sprang und sich aufzulösen schien.

"Mann, Mann, Mann. Also, ich hätte ja wirklich gerne noch die Zeit gehabt, um Akira zu erklären, warum er das SilverMillenium vernichtet hat."

Motoki lächelte freudlos. "Ich werde es ihm sagen. Sobald er zurückkommt."

"Falls er zurückkommt", fügte Haruka mit einem wütenden Blick hinzu. "Hat sich nicht verändert, der Hitzkopf. Egal ob mit Augen oder ohne. Immer mit dem Kopf durch die nächste Wand."

"Früher hat es funktioniert", murmelte Motoki amüsiert. Er sah zu der Stelle der Brüstung herüber, an der die beiden verschwunden waren. "Zum verfolgen ist es nun zu spät. Gehen wir wieder runter oder besuchen wir Rei?"

"Du hast dich ja beachtlich schnell in deine Rolle eingefunden, Motoki", sagte Makoto anerkennend und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. "Oder sollte ich Gyes sagen?"

"Wir gehen zu Rei", befahl Usagi. Ihre Stimme war nur leise. Aber niemand konnte sich diesen wenigen Worten widersetzen. Seit langer Zeit, seit sehr langer Zeit lag eine tiefe Autorität in ihr.

Haruka seufzte und stieß sich von der Mauer wieder ab. "Und ich hätte wirklich gerne noch die Zeit gefunden, um Akira zu erklären, dass er das SilverMillenium nicht persönlich vernichtet hat."

"Nein, aber er glaubte, ebenso wie ich und Leth, wir hätten die Shitenno und Metallia in den Ebenen von Kos gestellt - und die Chance, mit den vereinigten Armeen von Erde und Mond ein für allemal zu vernichten. Das wir den Mond beinahe ungeschützt gelassen haben, das wir getäuscht worden waren..." Motoki ballte beide Hände zu Fäusten. "Das wir alle drei daran Schuld waren..."

Haruka klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. "Das ist eine alte Geschichte. Und wer sich mit alten Geschichten belastet, hat nicht mehr genügend Gelegenheit, um die Zukunft zu sehen. Gehen wir. Was früher war, sollten wir auch in der Vergangenheit lassen."
 

Die Freunde gingen zurück ins Treppenhaus. Nur eine schmale Gestalt blieb noch einen Moment zurück, musterte die Stelle, an der Akira und Mamoru verschwunden waren und wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.

"Ich... Ich erinnere mich", hauchte Ami Mizuno. "Ich erinnere mich."

Ihre Gedanken gingen zurück, in die Zeit, als Erde und Mond in scheinbarem Frieden lagen, Jahre nach dem Angriff, der Königin Serenity ihren Mann geraubt hatte.

An eine Zeit, an der die vier höchsten Gefährten Endymions Verbündete gewesen waren. Als sie und die anderen SailorKrieger Freundschaften zu ihnen geschlossen hatten und an die Zeit, an der sie geglaubt hatte, sie müsste eine Beziehung zu Zoisite eingehen, um die Verbindungen von Erde und Mond zu stärken.
 

Ein Ball trat vor ihr inneres Auge und ein wuterfüllter Iskander, der sich gegen ihre Entscheidung stemmte. Der ihr Vorwürfe machte. Der von ihr verlangte, erbettelte, erpresste, nicht diesen Schritt zu tun. Nicht aus reiner Zweckmäßigkeit, wenn ihre Schutzbefohlene selbst aus reiner Liebe handelte.

Und sie erinnerte sich, wie sie Iskander dafür zu hassen begonnen hatte. Zu hassen, dass er Zweifel gesät hatte. Das er sich zwischen ihre Entscheidung zum Wohle des SilverMilleniums gedrängt hatte und ihre Argumente zerriss wie sprödes Papier.

Ja, an diesem Tag hatte sie ihn zu hassen begonnen. Weil er Recht gehabt hatte und sie Unrecht.

Wieder flossen Tränen über ihre Wangen. Sie streckte zaghaft die Rechte aus, wie um einen imaginären Punkt in der Luft zu berühren. Dann warf sie sich herum und folgte den anderen ins Treppenhaus. Was, wenn er bei dem, was Mamoru die Höhle des Löwen nannte, nicht wiederkam? Wenn sie ihm niemals Vorhaltungen machen konnte, wie er die DemonSeed aus ihrem Körper entfernt hatte? Wenn sie sich niemals bei ihm entschuldigen konnte?

Sie fröstelte.
 

4.

"Es ist gefährlich", gab Mamoru zu bedenken.

"Bah", erwiderte Akira und wischte den Einwand mit einer Handbewegung fort. "Natürlich ist es gefährlich." Er sah zu Targetia herüber, die ihre Kameradin Rose stützte. Alleine konnte die Generälin der DemonSeed nicht mehr gehen.

Akira und Targetia hatten einen Handel ausgemacht. Er würde darauf verzichten, Targetia anzugreifen. Was dazu geführt hätte, dass sie Rose vielleicht zurück lassen musste, die von Leth schwer verletzt worden war. Und im Gegenzug würde sie ihm freies Geleit zu ihrem Hauptquartier zugestehen - und wieder zurück. Soweit das in ihrer Macht stand.

"Aber du hast selbst gesagt, du willst wissen, wer dahinter steckt, oder?"

"Ist es das, oder willst du nur den Helden spielen? Deine Schuld kompensieren? Oder dein Leben fortwerfen? Vielleicht hat SailorMerkur ja Recht, und du bist nichts weiter als ein aufgeblasener, arroganter..."
 

Mamoru Chiba beendete den Satz nicht. In seinen Augen stand grenzenlose Überraschung, während er die Faust des Freundes mit beiden Händen knapp über seinem Solarplexus abblockte. "Akira!", japste er. "Was soll das? Wir..."

"Kapierst du es denn immer noch nicht, du Idiot? Ich bin der einzige, der gehen kann. Ich werde nicht als SeedKing zurückkehren. Du, Motoki, SailorUranus, SailorMoon, Mars, Merkur, Leth, Pluto, ihr alle seid der DemonSeed nicht gewachsen. Das ist nicht böse gemeint. Ihr seid es einfach nicht."

"Aber du bist es, nicht? Du bist der große Held, der sich in die Höhle des Löwen wagt und unbezwingbar ist! Oh, Akira, du Tapferer, opfere dein Leben nicht für uns!"

Akira zog seine Faust zurück. Unschlüssig sah er Mamoru in die Augen. "Bist du fertig? Kann ich dann gehen? Targetia wartet schon auf mich."

Mamoru knirschte mit den Zähnen. "Du tust es wirklich, nicht wahr? Du bist verrückt."

"Ja, wäre es dir lieber, wenn SailorMoon geht? Sie ist die stärkste SailorKriegerin, aber leider kein guter Diplomat!"

"Dann geh doch, du Narr! Aber sag mir vorher, was auf deinem Grabstein stehen soll!"

"Ich habe Angst, Mamoru. Angst davor, es zu tun, und Angst davor, was ist, wenn ich es nicht tue. Das kannst du schreiben."

Er warf dem Freund einen letzten Blick zu, in der Hoffnung, ein aufmunterndes Wort von ihm zu hören. Doch Mamoru blieb stumm. Stattdessen war da der stille Vorwurf in seinen Augen, Akira würde sich mutwillig opfern, um seine Schuld aus der Zeit des SilverMilleniums von sich zu waschen.

Akira schüttelte stumm den Kopf und ging auf Targetia zu. Die nickte und trat durch einen Energiewirbel, der vor ihr entstand. Akira, nein, Iskander folgte ihr.
 

Zornig ballte Mamoru die Fäuste. "Dann renn doch in dein Verderben!", brüllte er. Er wandte sich um und ging den kleinen Weg aus dem Wald heraus. Er hatte die Lichtung schon fast verlassen, da sah er noch einmal zurück und murmelte leise: "Alles Glück der Welt, Akira..."

**

Stumm standen sie sich gegenüber. Auf der einen Seite Jedithe, der Anführer der DemonSeed in seiner grauen Uniform, auf der anderen Seite Iskander, der neue Krieger auf SailorMoons Seite in seiner blauen Uniform. Jedithe hatte das freie Geleit, was seine Generälin im Austausch für Roses Sicherheit gegeben hatte, anstandslos akzeptiert. Und ebenso den freien Abzug. Verwundert stellte Iskander fest, dass der ehemalige General Berylls mindestens ebenso neugierig auf ihn war wie er selbst.
 

Iskander brach als erster das Schweigen. "Warum tust du das, Jedithe?"

Unschlüssig sah Jedithe den Krieger an, so als müsse er sich erst wieder erinnern, weshalb er überhaupt diesen gigantischen Aufwand betrieb. Schließlich sagte er: "Ich will Genugtuung. Bei meinem ersten Kampf gegen SailorMoon und die SailorKrieger war ich unterlegen. Ich hatte sie einfach unterschätzt. Darum hat mich meine Königin Beryll damals in einen Kristall eingeschlossen, in dem ich nach ihrem Willen ewig eingeschlossen bleiben sollte.

Aber jetzt bin ich wieder frei, und ich werde vollbringen, was Beryll nicht geschafft hat. Ich werde genügend Lebensenergie sammeln, um Metallia wiederzuerwecken. Oh, du glaubst, SailorMoon hätte sie vernichtet? Nein, Metallia schläft nur. Und ich werde sie wecken."

"Rache. Ein schwaches Motiv", tadelte Akira.

"Was? Ein schwaches Motiv?", rief Jedithe aufgebracht. "Weißt du, wie das war, eingesperrt zu sein in diesen Kristall, im ewigen Dämmern zwischen Wachen und Schlafen? Oh nein, du kannst es dir nicht vorstellen. Und ich wünsche es meinem ärgsten Feind nicht, so zu enden. Nicht einmal SailorMoon!"

Jedithe verstummte und sah den Krieger in der blauen Uniform herausfordernd an.

"Nein, ich kann es wirklich nicht verstehen. Und ich bin nicht scharf darauf, diese Erfahrung zu machen", gestand er. "Aber ich kann dir nicht erlauben, daß du Metallia wiedererweckst."
 

Wieder verging einige Zeit, in der sich die beiden Kontrahenten gegenüberstanden. Schließlich sprach wieder Jedithe. "Als wir in dieser Zeit wiedergeboren wurden, konnte ich nicht ahnen, wieder auf den alten Feind aus dem ersten Leben zu treffen. Ich gebe zu, ich habe den Feind auch unterschätzt. Für diesen Fehler wurde ich bestraft. Die Trümmer hier rings um dich herum waren mein Gefängnis. Wäre Beryll nicht gestorben und hätte sie nicht in dem Moment dem Kristall ihre stützende Kraft versagt, er hätte ewig bestanden. Der ewige Schlaf, eine Strafe jenseits aller Beschreibung. Vor einiger Zeit jedoch hatte sich die Energie des Kristalls aufgezehrt und ich wurde befreit.

Befreit, ha! Hinaus gestoßen in eine Welt, die nicht mehr meine war. Meine Mitstreiter waren alle nicht mehr, das Dunkle Königreich, die schwarze Sphäre dahingegangen. Ich war allein, mehr noch als im Kristall. Es schien, daß ich der letzte meiner Art auf diesem Planeten war. Doch ich habe mich aufgerafft, dazu gezwungen, etwas zu tun, und aus dem absoluten Nichts erschuf ich einen neuen Grundstock für ein neues Dunkles Königreich. Überall, wo das Gute existiert, da gibt es auch Böses, weißt du? Es war ein leichtes für mich, diese negative Energie zu sammeln und zu meinen Zwecken einzusetzen. Ich erschuf damit die DemonSeed. Die besten Exemplare sandte ich aus, um mir Generäle zu besorgen, die das Dämonenheer anführen sollten, daß ich währenddessen herbeirufen würde. Und sie brachten mir fünf fähige Krieger. Chrysantia kennst du ja schon. Targetia und Rose ebenso. Tulip und Ezian wirst du noch kennen lernen!"
 

Iskander beförderte gedankenverloren eine Strähne seines Haares aus der Stirn.

"Und wofür das alles? Du stiehlst Lebensenergie, verbreitest deine bedrohliche DemonSeed und bringst Angst und Leid über die Menschen. Hast du keine anderen Hobbys? Ich meine, was hast du vor? Okay, deinen Oberdämonen gibt es anscheinend wirklich noch, und mit einer großen Portion Lebensenergie kannst du ihn vielleicht wiedererwecken, und was dann? Im besten Fall bist du dann die Nummer zwei. Im ungünstigsten Fall radiert Metallia die Menschheit aus. Dann bist du die Nummer zwei auf einem luftleeren Staubball. General Jedithe, der Herrscher über einen Klumpen braunen Erdreichs, der einmal eine fruchtbare, mit Leben erfüllte Welt gewesen war. Viel Spaß, General!"

"Was weißt du schon?", blaffte Jedithe den Krieger an. "Was weißt du schon von der Belohnung, die Metallia mir geben wird? Ich werde... Ich werde... Ich bin... Ach, ich will das nicht hören! Ich bin Jedithe, der letzte der Vier Großen des Dunklen Königreichs, und ich werde Metallia wiedererwecken!"
 

Akiras Miene verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. "Du wiederholst dich, großer General. Wenn es nichts anderes für dich gibt, wofür du leben kannst, okay, es ist deine Entscheidung. Aber vergiss nicht, daß du mächtige Feinde hast."

Jedithes Augen erstrahlten bei diesen Worten. Feinde! Eine Aufgabe!

"Feinde, die dafür kämpfen, daß diese wundervolle Erde erhalten bleibt!"

"Jaaa!" brummte er zufrieden.

"Feinde, die schon einmal mit ansehen mussten, wie ihre alte Heimat auf unserem Mond vernichtet worden war - von deinem dunklen Herrn. Und sie werden es mit der Erde nicht geschehen lassen. Ich bedaure dich, Jedithe. Solltest du jemals genug von diesem Unsinn haben... Nun, es gibt immer noch SailorMoon, und sie ist berühmt für ihre Gnade und ihre Liebe zum Leben."

"Was willst du mir damit sagen?", blaffte der Statthalter des Oberyoumas Metallia böse.

Iskander lächelte sanft. Für ein paar Sekunden erlosch der ewige Schatten über seinen Augen. Jedithe erschrak in stummer, verzweifelter Erkenntnis, wem er da die ganze Zeit gegenüber gestanden hatte. Begreifen, verstehen, erinnern, all dies schlug einer Woge gleich über Jedithe zusammen.

"Ich will dir sagen, daß es nicht nur diesen Weg gibt. Es gibt auch noch SailorMoons Weg. Adieu, Lakai. Ich werde nun wieder gehen. Ich hoffe, du hältst dein Wort und lässt mir freies Geleit..."

Seine Augen hüllten sich wieder in das undurchdringliche Dunkel, doch der Anblick - der volle Anblick seines Gesichtes hatte seine Wirkung erzielt.

Jedithe konnte nicht sprechen, darum winkte er nur Targetia zu, daß sie ihn hinausbrachte. Iskander verneigte sich stumm, Jedithe wiederholte die Geste gedankenverloren. Dann folgte der Krieger Targetia hinaus.

Es schien, daß er wirklich das freie Geleit bekam, das ihm der Anführer des neuen Dunklen Königreiches zugestanden hatte.

Jedithe aber sank in seinen Sessel, starrte auf die Splitter des Kristalls, der so lange sein Gefängnis gewesen war und dachte über Iskanders Worte nach. "Vielleicht..."
 

Da erschien hinter ihm ein Schemen, eine konturlose Gestalt. Jedithe spürte sie und wirbelte herum. "Wer wagt es...?"

Ein Mensch entstand vor seinen Augen. Nein, kein Mensch, etwas anderes, viel mächtigeres, ein General, ein König, ein Herrscher.

"Ich suche meine Schöpfung", sagte er mit einer Stimme, die Jedithe eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

"Was ist deine Schöpfung?", fragte er zurück, erfüllt von einer bösen Ahnung.

"Meine Schöpfung? Du fragst, was meine Schöpfung ist?" Der Fremde mit dieser machtvollen Aura warf den Kopf in den Nacken und lachte, daß es von allen Wänden zurückhallte. Dann breitete er die Arme aus und machte eine alles umfassende Geste. "Das alles ist meine Schöpfung. Wenn Metallias Sklaven dies erschaffen haben, dann ist es mein, denn ich habe Metallia erdacht und geschaffen. Ich bin ihr Schöpfer, ihr Vater und ihr Herrscher. Und wenn du Teil von Metallia bist, so bist auch du meine Schöpfung." Der Fremde ließ die Arme wieder sinken. "Wer bist du?"

Jedithe zuckte zusammen, als hätte man ihn bei einem verbotenen Tun erwischt. "Ich? Ich bin Jedithe, der letzte der vier Generäle von Königin Beryll, der letzte Krieger, der Metallia geblieben ist!"

Wieder lachte der Fremde, doch dieses Mal auf eine Art, daß Jedithe furchtbare Angst vor diesem Mann bekam. Wenn er selbst schon durch und durch böse war, dann musste jener dort die Bosheit in Person sein.

"Dann bist auch du meine Schöpfung. Dann gehörst auch du Kapitän Echitron."

Jedithe wollte es verneinen, sich dem Dunklen entgegenstellen, laut hinausschreien, daß Echitron nicht einfach hierher kommen und das Dunkle Königreich beanspruchen konnte, doch er spürte, daß jedwelcher Widerspruch nun seinen Tod - den wahren, echten, unwiderruflichen Tod - bedeuten würde.

"Also das hast du gemeint, Iskander", flüsterte Jedithe und verneigte sich vor dem Kapitän.

Laut sagte er: "Ich bin euer!"
 

Das schien Echitron zufrieden zu stellen. "Gut, General. Und nun, nachdem das geklärt ist, wo ist meine Schöpfung? Wo ist mein Meisterstück? Wo ist mein Youma Metallia?" "Metallia ist noch in der Zwischenwelt. Sie braucht noch menschliche Lebensenergie, um wieder zu erwachen."

Echitron runzelte die Stirn. "Und? Dann besorge diese Lebensenergie."

"Ja, Herr. Das tue ich schon, seit ich das Dunkle Reich neu erschaffen habe. Doch es ist nicht einfach, denn wir haben mächtige Feinde auf der Erde."

"Feinde? Soso. Es werden doch nicht etwa so um die dreizehn sein? Aha. Und dieser junge Mann mit der blauen Uniform, könnte das nicht einer dieser Feinde gewesen sein? Ach ja? Und du hattest ihn hier im Zentrum deiner Macht? Und er lebt noch?"

"Ich hatte ihm freies Geleit zugesichert!", stotterte Jedithe.

"Freies Geleit, freies Geleit. Wer zum Teufel hat dir denn eingeredet, daß man freies Geleit auch wirklich einhalten muß? Du hättest jetzt einen Feind weniger, wenn du dich verhalten hättest wie ein richtiger Youma-General."

"Er ist mächtig!"

"Und das hat dir Angst bereitet? Dass ein einzelner Krieger eventuell dein ganzes Reich auslöscht? Ha, zum Glück bin ich jetzt hier. Ich habe einen meiner Leute bereits darauf angesetzt. In dieser Minute dürfte der Bursche bereits tot sein!"
 

Jedithes Kopf ruckte hoch. Unglauben spiegelte sich in seinen Augen. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, im Zorn, unüberlegt, da entstand ein weiterer Schemen in der Halle.

"Gaion. Berichte. Wie viel Widerstand hat dir dieser schwache Mensch bereitet, bevor du ihn getötet hast?"

Der Schemen manifestierte sich. Gaion sank auf die Knie und fiel vornüber. Er stöhnte leise.

"Das könnte eventuell bedeuten, daß Iskander noch lebt", sagte Jedithe. Er konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen.

Echitron sah ihn entgeistert an. "Sind alle Verteidiger der Menschheit so stark wie dieser?"

"Einige, andere sind sogar noch stärker. SailorMoon besitzt zum Beispiel den Silberkristall des SilverMilleniums..."

"Das SilverMillenium. Etwas hat trotz allem überlebt. Wir werden es vernichten."

Echitron ergriff den leblosen Gaion am Kragen. "Ich kehre erst einmal auf mein Seelenschiff zurück. Sorge du derweil dafür, daß deine Youmas genügend Lebensenergie sammeln, damit Metallia erweckt werden kann!"

Und genauso geheimnisvoll, wie er gekommen war verschwand Echitron wieder.

Jedithe blieb allein zurück.

"Ja, Herr", stieß er zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor. "Dein Wille ist Gesetz." Und er war sich sicher, Echitron würde wiederkommen, um seinen Anspruch zu bekräftigen.

**

Als Iskander wieder erwachte, war er im kleinen Wald, in dem seine Reise begonnen hatte. Er fuhr hoch! "Ich wurde angegriffen! Jedithe hat mich belogen!"

Tuxedo Mask legte seine Hand schwer auf die Schulter des Freundes. "Nein, es war nicht Jedithe. Es war jemand anderes. Ich kenne ihn nicht, aber ich habe gespürt, daß er kein Dämon war."

Iskander sah auf. "Hast du mich gerettet?"

Tuxedo Mask nickte schwer.

"Ich war schon aus dem Wald heraus. Da dachte ich mir, ach, was soll´s, und bin dir heimlich gefolgt. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, daß der Angreifer dich tötete. Du kannst von Glück sagen, daß du noch lebst. Targetia hat mir dann geholfen, dich herzubringen. Sie scheint trotz der DemonSeed ein anständiger Charakter zu sein."

"Aber wenn es nicht Jedithe war, wer dann? Wer hat genügend Chuzpe oder Macht, um gegen seinen Willen zu handeln?"

"Hast du Jedithe gesagt?"

"Schon zweimal."

"Jedithe, verdammt. Er war unser Gegner, vor langer Zeit. Das er jetzt wieder auftaucht ist..."

"Es bedeutet, dass es Metallia noch immer gibt. Und das er die Lebensenergie für sie sammelt, um sie zu restaurieren."

Tuxedo nickte schwerfällig. "Ja, das hatte Beryll auch beim ersten Mal vor. Aber das kann es nicht gewesen sein. Der Krieger, der dich angriff, der kein Dämon war und auch nicht von DemonSeed besessen, er... Er kam mir seltsam bekannt vor. Hätte ich ihn nicht überrascht, dann hätte er uns beide besiegen können. Da bin ich mir sicher. Ich weiß was Gefahr ist, aber dieser dort - er nannte sich Gaion - scheint mir sehr vertraut darin, gefährlich zu sein."

"Gaion", murmelte Akira versonnen. "Gaion... Wir sollten den anderen von unseren neuen Erkenntnissen berichten."

"Ich werde Ami beauftragen, ihre Datenbanken zu durchforsten. Komm, wir finden sie am Tempel. Rei wurde angegriffen und..."

Akira zögerte. "I-ich halte das jetzt für keine gute Idee, ihr unter die Augen zu treten. Ich meine, ich..." Ängstlich sah Iskander Tuxedo Mask an.

"Du hast sie also wirklich geküsst, um die DemonSeed aus ihrem Körper zu holen, was?", fragte der beinahe mitleidig.

"E-es war mehr ein aussaugen ihres Atems. Kein richtiger Kuss." Betreten sah Iskander zu Boden.

Tuxedo Mask grinste und klopfte dem Freund auf die Schulter. "Erstens hast du keine Wahl. Das Wissen sollte aus Erster Hand sein. Und zweitens bringt davonlaufen überhaupt nichts. Vielleicht zählt ja das Argument, das du ihr damit das Leben gerettet hast, ein wenig. Jedes rational denkende Wesen würde so denken."

"Seit wann sind Frauen rational denkende Wesen?", beschwerte sich Akira.

"Vorsicht, dünnes Eis. Aber du hast ja Recht, in einem einzigen Wort eines Mannes findet eine Frau Dutzende Interpretationen. Deshalb bin ich so froh über mein Mädchen. Wir verständigen uns fast stumm. Hält die Fehlerquote niedrig."

Gegen seinen Willen musste Akira lachen.

"Komm jetzt", sagte Tuxedo, sprang und verschwand in der Luft.

"Du führst mich wie ein Schaf zur Schlachtbank, Mamoru", beschwerte sich Akira ein letztes Mal und folgte ihm.
 

5.

Yuuichiro wand sich sichtlich unter den Blicken der Mädchen. "Ich wünschte, Ihr würdet das lassen. Ich bin der gleiche, der ich sonst auch bin."

"Schon", gab Rei zu bedenken, "aber wer konnte denn ahnen, dass du auch eine Wiedergeburt aus dem SilverMillenium bist? Das Gyes und Iskander aus dem SilverMillenium sind..."

"Die Sache", sagte Setsuna leise, "ist etwas komplizierter als du denkst, Rei."

Sie sah auf, begegnete Harukas Blick, die Akira interessiert musterte, bis diese den Blick der Zeitwächterin registrierte. Abwehrend hob Uranus die Hände. "Keine Sorge, Setsuna. Mein Ärger ist erst mal besänftigt. Ich tue deinem kostbaren Iskander schon nichts."

"Er ist nicht ihr kostbarer Iskander", warf Minako ein. "Er ist Usagis kostbarer Iskander."

"Was? Wieso meiner?", fragte der Blondschopf erstaunt, während sie Krieg gegen einen Reisball führte. Keine Frage, wer gewinnen würde.

Minako lächelte schwach. "Ich habe euch noch nicht wirklich viel gesagt, aber von uns erinnere ich mich an die Zeit des SilverMilleniums noch am besten."

Sie senkte den Blick. "Und vieles ist noch dazu gekommen, seit ich Iskander zum ersten Mal gesehen habe. Es war, als würde ein Damm aufgebrochen und eine riesige Flutwelle der Erinnerung wurde entfesselt."

Minako erhob sich und trat zu Akira herüber. "Damals im alten SilverMillenium war ich die Anführerin der Leibgarde der Prinzessin. Anders als in unseren Tagen kämpfte sie damals nicht an unserer Seite. Das wurde erst hier notwendig, nachdem die Macht des SilverMilleniums zerschlagen worden war. Macht, die dir in die Hände gegeben worden war."

Akira schluckte hart. Etwas Ähnliches hatte er schon einmal gehört, vor seinem Besuch bei Jedithe. "Ich würde gerne mehr darüber wissen."

Minako wechselte einen stummen Blick mit Setsuna, die zustimmend nickte. Dann setzte sie sich an den nächsten Tisch. "Puh, ich brauche was zu trinken. Das wird nämlich länger dauern."
 

Nach einem Schluck kaltem Tee fuhr sie fort. "In den alten Tagen, in den Zeiten des Milleniums, da... Da gab es einen schweren Angriff auf die Erde und den Mond. Beide Reiche waren damals verfeindet, na, eigentlich eher schlechte Nachbarn. Sehr schlechte Nachbarn. Aber durch diesen Angriff, vorgetragen von Vagabunden, die von Planet zu Planet reisen und ihn ausbeuten, nur um dann die nächste Welt aufzusuchen, da waren wir gezwungen, etwas neues auszuprobieren.

Nun hieß es, einzeln fallen oder gemeinsam siegen. Das war vor unserer Zeit. Vor unserer Erweckung als Krieger. Jedenfalls ging dieser Krieg nicht ohne Verluste vorbei." Minako sah wie beiläufig Usagi an. "Teilweise sehr schwere Verluste. Wie dem auch sei, jedenfalls hätten Erde und Mond wieder schlechte Nachbarn werden können, wäre da nicht ein kleines Problem gewesen. Die Angreifer hinterließen etwas auf der Erde. Dämonengeneräle. Und diese Dämonengeneräle begannen auf der Erde zu wüten. Der größte, Mächtigste war Königin Metallia, unsere Feindin, die auch das SilverMillenium auf dem Mond vernichtet hat.

Du, Akira... Du oder vielmehr Iskander kam damals von der Erde auf den Mond. Als junger Krieger, der sich mit denen des Mondes messen sollte, von ihnen lernen und sie lehren. Auf diese Weise wollte die Erde den langwierigen Krieg gegen die Dämonen gewinnen.

Du warst damals ein Zeichen des Friedens."

Minako seufzte leise. "Die Königin hielt viel von dir und vertraute dir erst den Schutz ihrer Tochter und dann die Führung eines Teils unserer Krieger an.

Ich erinnere mich so gut daran, weil ich als Chefin der persönlichen Garde Serenitys oft mit dir zusammen arbeiten musste - dir unterstanden die Palastwachen."
 

Minako sah Akira lange in die grünen Augen. Sie setzte mehrfach zum sprechen an, bekam aber kein Wort hervor. Hilflos wandte sie sich zu Setsuna um, die nickte und für sie fortfuhr.

"Motoki, Yuuichiro. Ihr beide wart in eurem alten Leben Krieger des Mondes. Lange bevor Iskander in den Palast kam, wurdet ihr dafür trainiert, um die Garden und Armeen des Reiches zu führen. In eurer Generation gehörtet Ihr zu den Mächtigsten und Stärksten. Ihr führtet, als die Zeit kam zwei Drittel der Armeen an. Und ihr habt sie auf der Erde in Schlachten getragen, Schlachten gegen die Dämonen. Ihr beide habt mehrere Dämonenkönige vernichtet, aber am Stärksten, an Metallia, seid Ihr gescheitert.

In den Jahren habt Ihr viel mit dem Mann von der Erde trainiert und bald nannte man euch nur die drei Generäle der Königin. Niemals zuvor und niemals danach ergänzten sich drei Männer so gut wie ihr. Doch ihr wurdet betrogen und habt das Reich verraten. Wegen Iskanders Wagemut bekam Metallia die Chance, alles zu vernichten, was uns lieb und teuer war."

"Nein, das ist so nicht richtig. Es war zum großen Teil mein Fehler", merkte Mamoru an, um das zusammengesackte Häuflein Elend, das einmal Akira gewesen war, wieder aufzurichten. "Nachdem Iskander mir seine Schutzbefohlene vorgestellt hatte, und ich sie liebte wie nichts in meinem Leben, erlaubte ich Metallia, sich die Seelen von denen zu holen, die mir nach der Prinzessin das Wichtigste waren. Meine vier Leibwächter, Vertrauten, Generäle. Jedithe, Zoisite, Kunzite und Neflite. Mein Reich ging verloren, an nur einem einzigen Tag.

Das, was von meinem Heer noch übrig war, stellte sich in der Ebene von Kos dem Feind.

Iskander erkannte die Chance, die sich in der scheinbaren Vernichtung der Erdarmee ergab und überredete die Königin, die Erdtruppen heimlich durch alle Streitkräfte zu verstärken, die der Mond entbehren konnte. Sogar ein großer Teil der Palastwache war darunter. Derart gestärkt eilten die Krieger des Mondes ihren Kameraden von der Erde zu Hilfe. Doch..."

Mamoru senkte den Kopf. "Es war eine Falle. Eine Finte, um die Truppen vom Mond fortzulocken. Es funktionierte, und Beryll, Metallia und meine Shitenno griffen den Mond an, verwüsteten ihn, töteten Serenitys Leibgarde." Die Erinnerung begann ihn zu übermannen. Auch die SailorKrieger kniffen die Lippen zusammen. Sie konnten sich an diese Dinge aus dem vorigen Leben ebenfalls erinnern.

"Während die Krieger auf der Erde einer Finte zum Opfer fielen, wurden zwei Reiche zerstört. Das auf dem Mond und das auf der Erde.

Die Königin setzte die Kraft des Silberkristalls ein, versiegelte Metallia und meine Shitennos und gab jedem, der auf dem Mond gestorben war, die Chance, einmal in einer friedlichen Zeit wiedergeboren zu werden."

Er sah sich um, den Blick getrübt und den Kopf voller Erinnerungen. "So sind wir hier."
 

Setsuna fiel ein, als sie merkte, dass Mamoru seinen Teil des Berichts beendet hatte. "Uranus und Neptun waren damals ebenso Teil der Armee, welche die Dämonen stellen wollte wie Gyes, Leth und Iskander. Aber ohne die großen Reiche, die sie stützten, zerfielen die Armeen und begannen schon bald mit blutigen Bruderkriegen. Die drei Generäle der Königin versuchten ihre Truppen so gut es ging aus diesen Auseinandersetzungen heraus zu halten, aber ohne das SilverMillenium war es ein aussichtsloses Unterfangen.

Zudem sahen die überlebenden Dämonenkönige ihre Zeit für gekommen und griffen erneut an. Zehn lange Jahre kämpften Menschen vom Mond und der Erde an Dutzenden Fronten. Zehn lange Jahre versuchten sie, das zu retten, was sie als Kultur kannten, was sie an Erinnerungen an ihre herrlichen Reiche hatten.

Doch die langen Kriege forderten ihren Preis. Uranus und Neptun fielen früh in diesen Kriegen, Seite an Seite, noch im Tode die Hände des anderen umklammert."

Setsuna senkte nun auch den Blick. "Iskander, von Selbstzweifeln zerfressen, war nach dem Tod der beiden Kriegerinnen so schwer erschüttert, dass er in der nächsten großen Schlacht fiel. Gyes, von dem viele sagten, er würde stets für drei kämpfen, lebte noch acht Jahre lang, bevor die Zeit und die Ermüdung auch ihn erreichte. Er tötete drei der letzten vier Dämonenkönige, aber er starb in diesen Kämpfen."

Sie sah Yuuichiro an. "Leth aber, der letzte der drei Generäle beendete den Krieg. Er vernichtete den letzten Dämonenkönig und zerstreute die Heere des Erdkönigreichs in alle Winde. Wie eine unaufhaltsame Flut, aber gemächlich wie ein träger Fluss vernichtete er alles, was man ihm entgegen stellte. Was zurück blieb war lange Zeit nicht mehr in der Lage Krieg zu führen. Später flüsterte man, dort wo der Leth sich bewegte, regierte das Vergessen.

Als einziger der Generäle überlebte er den Krieg. Er legte seine Waffen ab und starb Jahre später, mit gebrochenem Herz, aber in einer friedlichen Zeit."
 

Der Bericht endete. Er hatte viele Wissenslücken gefüllt und viele neue Fragen aufgeworfen. Dennoch mussten sie alle erst einmal gründlich darüber nachdenken, vor allem Akira.

"Eine... Eine Finte? Ich bin damals auf eine Finte hereingefallen?"

"Wir drei sind auf eine Finte hereingefallen, Akira", sagte Yuuichiro leise. "Also deshalb versuchte ich all die Zeit, ein besserer Mensch zu werden. Gutes zu tun."

Motoki lächelte. "Da bin ich ja froh, dass du kein richtiger Verräter bist, Akira. Hätte deinem Ego bestimmt nicht gut getan."

"Nein, hätte es nicht", erwiderte der gereizt. "Aber es hätte dann sicher nicht so viele Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel, wenn wir drei später starben, und Uranus und Neptun auch, warum sind wir in dieser Zeit wiedergeboren worden? Und warum wachten wir erst jetzt auf? Motoki und Yuuichiro sind doch schon seit Jahren um euch, oder? Warum erst jetzt und warum ich?"

"Weil jene zurückgekehrt sind, die Metallia und die anderen Dämonengeneräle erschaffen haben", sagte Setsuna sanft. "Artemis und Luna spüren sie schon eine lange Zeit, konnten es aber nicht einordnen. Ihr Werkzeug, das Seelenschiff ist zurück. Und die Besatzung des Schiffes macht sich bereit, um das zu tun, was sie am besten kann: Seelenenergie rauben und eine verwüstete Welt zurücklassen. Deshalb seid Ihr erst jetzt erwacht, trotz all der Krisen, trotz all der Gefahr. Ihr habt gespürt, dass dieses Schiff naht. Und nur in der größten Gefahr solltet ihr erwachen. Als das SilverMillenium starb, als die Königin die Seelen der Verstorbenen rettete, damit sie wiedergeboren werden konnten, da hat sie euch drei und eure Truppen nicht vergessen. Aber Ihr habt damals noch gelebt und eure Aufgaben waren nicht beendet. Du, Uranus, und Michiru wurdet schon früher erweckt, viel früher, weil eure Macht gebraucht wurde und weil ich die Autorität hatte, euch zu erwecken. Als unser Feind die drei Talismane suchte, war dies der beste Weg, um sie zu schützen.

Ihr aber, Gyes, Leth und Iskander, Ihr habt so lange gekämpft und habt so lange gelitten, dass die Königin euch den Wunsch mitgab, ein normales Leben zu leben, bis eine Gefahr auftreten würde, die alles Leben auf der Erde bedrohte. Deshalb seid Ihr nun hier. Deshalb habe ich euch geweckt."

Artemis erhob sich von seinem Platz und strich der großen Frau um die Beine. "Deshalb habe ich Artemis geschickt, um euch zu wecken."
 

Akira erhob sich. "Ich brauche frische Luft."

"Akira", hielt Mamoru ihn zurück.

"Keine Angst, ich sehe den Ernst der Lage. Und das ich das SilverMillenium nicht direkt vernichtet habe, hilft mir auch. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese Welt zu retten. Aber jetzt brauche ich wirklich frische Luft."

Zögernd nickte Mamoru.
 

Als der Freund den Raum verlassen hatte, meinte Mamoru nachdenklich: "Na, dann fallen ja auch die letzten Puzzlestücke an ihren Platz. Wisst Ihr nämlich, wer da so nett ist und uns die DemonSeed schickt? Kein Geringerer als Jedithe."

Unwillkürlich raunten die Mädchen.

"Hm, das klingt logisch. Wir haben ihn nie sterben sehen", murmelte Usagi ernst. "Leider bedeutet dies, dass die Wanderpiraten, die uns die Youmas beschert haben, nun einen sicheren Anlaufpunkt haben, an dem sie beginnen können, die Welt wirklich zu vernichten. Metallia schuf Beryll und sorgte dafür, dass die Shitenno ihren Herrn verrieten. Und die Piraten erschufen Metallia."

"Kluger Gedanke", bemerkte Haruka und strich dem Blondschopf über den Kopf. "Hätte ich dir gar nicht zugetraut."
 

"Das ist noch nicht alles. Ich habe ja erzählt, dass Akira tatsächlich in das Reich unserer Gegner gegangen ist. Auf dem Rückweg wurde er aber angegriffen. Von einem fremden Krieger von großer Macht. Er hieß Gaion und ich konnte ihn nur besiegen, weil ich ihn überrascht habe."

"Gaion?", fragte Setsuna nach. Als Mamoru nickte sagte sie: "Dann besteht kein Zweifel mehr. Gaion ist einer von Kapitän Echitrons Männern. Ich erinnere mich daran als wäre es Gestern gewesen. Das Seelenschiff ist zurück. Und diesmal werden sie versuchen, diese Welt zu vernichten."

Sie sah in die Runde. "Aber noch nie zuvor waren so viele Mächtige auf einem Flecken versammelt. Es gibt noch Hoffnung. Usagi, wir haben eine Chance."

"Dann werden wir diese Chance auch nutzen", erklärte das blonde Mädchen resolut.

Die anderen stimmten laut mit ein.
 

Draußen vor dem Tempel hörte Akira heimlich zu. Er lächelte stumm. Die Erinnerungen aus der Vergangenheit, die Erzählungen aus dem vorigen Leben hatten ihn tief erschüttert, aber er musste nur diesen Mädchen zuhören, um sofort wieder gute Laune zu bekommen.

Er sah in den Himmel hinauf. Der Mond war in der zunehmenden Phase und würde bald einen wirklich prächtigen Frühjahrsvollmond bilden, den letzten dieser Jahreszeit. Bereits jetzt begannen die Nächte recht warm zu werden und ein Tag an dem die Sonne gut geschienen hatte, sorgte bereits für eine gewisse drückende Wärme.

"Seltsam, was für banale Dinge einem durch den Kopf gehen, wenn man merkt, dass man am Tod von ein paar Millionen Menschen Schuld ist."

"Das denkst du also über dich?", fragte Ami leise und setzte sich neben dem großen jungen Mann auf den Boden. "Konzentrierst du dich wieder mal als Mittelpunkt und stellst deine eigenen Interessen in den Vordergrund? Selbst wenn es darum geht, wer nun wirklich Schuld am Untergang des SilverMilleniums hatte? Das ist so typisch für dich. Früher warst du auch immer so. Selten, wirklich selten hast du mal etwas getan, ohne dich selbst in den Mittelpunkt zu rücken."

"Was machst du hier draußen, Ami? Ich meine abgesehen davon, dass du mir gerade den Kopf wäschst?"

Das Mädchen sah auf, betrachtete die ersten drei Sterne, die in der Abendluft am Himmel funkelten. "Abgesehen davon, dass ich dir den Kopf wasche? Ich brauchte einfach mal frische Luft." Sie streckte sich. "Soviel ist passiert. Ich meine, seit ich Usagi kennen, habe ich schon sehr viel erlebt. Genügend Aufregung, dass es für zwei oder drei Leben reicht. Dazu kommt dann noch die Erinnerung an mein früheres Leben im SilverMillenium, und dann der ganze Ärger in letzter Zeit."
 

Sie sah den weißhaarigen Mann direkt an. "Ich habe mich noch gar nicht bedankt."

"Was? Warum solltest du dich bedanken?", fragte Akira erstaunt.

"Es ist noch gar nicht lange her, da war ich eine SeedQueen namens Tsunami und wollte diese Stadt, alle die darin lebten und meine Freunde auslöschen. Selbst mein Tod hätte zu dem Zeitpunkt nichts geändert, obwohl ich mir gewünscht hätte, es wäre so.

Ich... Ich war irgendwie erleichtert, als du... Als Iskander mich töten wollte, um den Spuk zu beenden. Und erschrocken, als er es doch nicht tat."

"Ich... Ich konnte dich nicht töten. Ich hätte es nie gekonnt", murmelte Akira leise.

"Er... Du hast die SeedQueen aus meinem Körper geholt. Wie ist doch auf den ersten Blick unwichtig. Aber du hast mich gerettet. Und dann hast du mit Usagi die Flutwelle aufgehalten. Dafür danke ich dir. Und ich weiß jetzt, dass du mich nicht töten konntest. Seit einiger Zeit erinnere ich mich an viel mehr Dinge aus dem SilverMillenium.

Das ich dich bei unserem ersten Treffen so angefahren habe, liegt wohl auch daran. Der Iskander von damals verstand es vorzüglich, mich in Rage zu bringen. Redete mir in meine Entscheidungen rein, versuchte mich, eine Leibgarde der Prinzessin zu beschützen und mir meine Liebesdinge auszureden."

Wieder sah sie hinauf zum Sternenhimmel. "Ich weiß, dass der Iskander von damals nicht wollte, dass ich etwas mit Zoisite anfange, einem Shitenno von Endymion. Und ich weiß, dass er dies nicht nur wollte, weil ich Zoisite nicht wirklich liebte."

Verlegen sah Akira zur Seite.

"Ich weiß auch, dass er es nicht wollte, weil er selbst mich geliebt hat."

Entsetzt starrte Akira Ami an. "Was? Du... Du hast es gewusst?"

"Ja, aber... Ich habe Zoisite damals nicht geliebt, und ich habe Iskander damals nicht geliebt. Ich..." Verzweifelt rang sie nach Worten. "Damals. Es ist so lange her. Ich will nicht die kleinlichen Streits bis in unsere Zeit oder sogar bis in die Zukunft mit mir herum tragen. Kann ich nicht meinen Hass begraben und du deinen Zorn? Können wir nicht neu anfangen?"

Akira sah zu ihr herab. Seine Hände zitterten leicht und verdrossen versuchte er sie stillzuhalten. "Ich weiß nicht, ob mir das reichen wird. Ich erinnere mich auch an das frühere Leben und ich erinnere mich an meine Gefühle. Sie sind so stark, sie pochen immer noch in mir. Und wenn ich dich ansehe, dann will mein Herz bersten, weil ich dich lebend vor mir sehe. All die Kriege nach der Vernichtung des SilverMilleniums hatte ich gelebt mit der Gewissheit, dass du mit meiner Prinzessin und den anderen gestorben bist. Selbst als ich meine Augen verlor, sah ich noch dein Bild vor mir. In meinem früheren Leben muß ich dich sehr geliebt haben."
 

Akira gab sich einen sichtbaren Ruck. "Aber das war damals. Die Erinnerungen sind stark, doch ich bin ein rationaler Mensch. Ich gebe zu, sie haben mich im Griff. Ich mochte dich damals schon und ich mag dich auch heute. Gewöhne dich also daran, dass ich auch in diesem Leben auf dich achte." Er schmunzelte ihr zu. "Aber keine Bange. Küsse stehle ich dir nicht mehr."

"So. War es also doch ein Kuss", stellte sie spitzbübisch fest.

"Ja. Nein. Doch. Ich meine, nein, es war rein technisch vielleicht so, aber...", haspelte Akira hervor.

Ami lachte und erhob sich. "Belassen wir es dabei. Aber sagen wir mal, ich will irgendwann einen Ausgleich von dir haben. Soll ich denn meinen ersten Kuss für nichts und wieder nichts einem Mann gegeben haben, den ich gerade erst mögen gelernt habe?"

"Sei nicht so hart zu mir, Ami. In meiner Brust wüten ebenfalls schlimme Dämonen. An was für einen Gegenwert hast du denn gedacht?"

Sie kam den einen Schritt zu ihm herüber und sah dem großen Mann in die Augen. Dabei lächelte sie sanft. Akira spürte, wie sich ihm die Kehle zuzog und sein Magen rebellieren wollte.

Ihr rechter Zeigefinger tippte auf seine Brust. "Das entscheide ich dann, wenn ich es gebrauchen kann." Für den letzten Stupser nahm sie die ganze Handfläche und warf den weißhaarigen Krieger nach hinten.

Der begann zu taumeln und stürzte schließlich hintenüber. "Autsch. Das war gemein, Ami."

"Nein, das war ein Anfang. Oder hast du geglaubt ich würde dich küssen anstatt dich zu bestrafen? Männer", murmelte sie amüsiert.

Akira stand wieder auf und rieb sich nachdenklich den Nacken. "Hm, ich habe es wahrscheinlich nicht besser verdient, oder?"

Er sah zu Ami herüber und schenkte ihr ein dünnes Lächeln. "Konzentrieren wir uns auf unsere eigentliche Pflicht, die Prinzessin zu schützen."

Er verwandelte sich in Iskander, seine Augen verschwanden im Dunkel und die blaue Uniform mit dem Zeigestab erschien. "Ich will sehen, ob ich nicht etwas dafür tun kann."

Er sprang fort und verschwand in der Luft.

Ami sah noch ein letztes Mal auf die Stelle, wo der weißhaarige Krieger verschwunden war, dann wandte sie sich um und ging ebenfalls. "Männer", murmelte sie leise.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-01-07T16:51:27+00:00 07.01.2007 17:51
Supi. ^^ Wird echt immer besser. ^^


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