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Schatten der Vergangenheit

von

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Das Seelenschiff

Intermezzo
 

"Eigentlich ist es ganz nett in der Oberstufe", murmelte Usagi Tsukino leise. Es war ein schöner Frühlingstag, Die Sonne schien, das Frühstück schmeckte und beinahe konnte man vergessen, daß eigentlich nur Pause war. Aber das war einfacher gesagt als getan. Vor gar nicht einmal einer Woche wäre beinahe Tokio von einer gigantischen Flutwelle zerstört worden - wieder einmal.

Das war nichts Ungewöhnliches. Ihre Heimatstadt wurde fast ständig bedroht. Irgendwer konnte immer etwas von den Menschen gebrauchen und nahm dabei die komplette Zerstörung der Stadt in Kauf, dazu den Tod von Unschuldigen und vielleicht sogar das Ende der Welt.

Neu war, daß eine der ihren diesmal für die Beinahe-Zerstörung verantwortlich gewesen war.

Na ja, das war so nicht richtig, denn SailorMerkur war nicht bei Sinnen gewesen, als die DemonSeed in ihr gewütet und mit ihren Kräften diese riesige Tsunami beschworen hatte.

Aber Usagi fand es erschreckend, was der neue Feind ihnen antun konnte.

Ami hatte sich gegen die Gefahr kaum wehren können, die DemonSeed hatte sie vollkommen im Griff gehabt.

Bedenkenlos hätte die SeedQueen, wie sich der Dämon genannt hatte die anderen Krieger vernichtet, Tuxedo Mask und die beiden Neuen gleich dazu!

Ja, wäre Iskander nicht gewesen, dann...

Usagi wollte nicht weiter darüber nachdenken. Es reichte, daß Iskander es geschafft hatte, die Seed aus Amis Körper zu entfernen und ihr das Leben zu retten.

Dabei war der fremde Krieger ein erhebliches Risiko eingegangen. Ihr Freund Mamoru, der sich mit Iskander und Gyes, dem anderen Neuen, recht gut verstand, meinte zwar, es ginge ihm gut, aber sie hatte Iskander jetzt seit dem Kampf nicht mehr gesehen. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihn.

Und noch mehr sorgte sie sich um Ami.

Denn die DemonSeed, die Ami in diese SeedQueen verwandelt hatte, war nur für einen Zweck erschaffen worden: Um SailorMerkur zu übernehmen und ihre Kräfte in den Dienst des Bösen zu zwingen.

Ami ließ sich nichts anmerken, aber es hatte sie schwer erschüttert, daß sie sich nicht hatte wehren können.

Sie machte sich Vorwürfe und übte wie eine Besessene. Vergrub sich in ihren Büchern und schwamm in jeder freien Minute Bahn um Bahn.

Dann war da noch Gyes. Er schien ein Freund von Iskander und Mamoru zu sein, er schien auch sehr stark zu sein, aber mehr wussten sie nicht über ihn. Mamoru hüllte sich in Schweigen. Und das war nun gar nicht seine Art.
 

"Usagi. Träumst du?" Makoto Kino knuffte den kleinen Blondschopf in die Seite. "Hä?" "Wir müssen wieder in die Klasse." "Oh."

Makoto half Usagi vom Rasen hoch, bei ihrer Kraft war das nicht mehr als eine Fingerübung.

Ob die Bösen auch versuchen würden, aus Makoto eine SeedQueen zu machen?

**

In dieser Nacht hatte er wieder einen merkwürdigen Traum. Er träumte von der einen Stadt, die einst auf dem Mond existiert hatte. Es war anscheinend ein Feiertag, denn der große Ballsaal des Palastes war gut gefüllt. Er sah sich selbst, gekleidet in die dunkelblaue Uniform, den weißen Umhang über die Schulter drapiert, wie er durch den Saal spazierte und mal diesem, mal jenem zunickte. Alle waren sie maskiert, auch er trug eine kleine weiße Maske. Und es wurde getanzt, gelacht, man schien froher Dinge zu sein. Sein Traum-Ich sah nicht ein trauriges Gesicht in der Menge.

Er ging an einer Gruppe junger Mädchen vorbei und grüßte höflich. Als er sie passiert hatte, hörte er sie miteinander tuscheln und kichern. Er hörte sich selbst seufzen. Anscheinend schien das öfters vorzukommen.

"Iskhander!" vernahm er eine weibliche Stimme. Er wandte sich um und erschrak. Nun, erschrak war wohl nicht das richtige Wort, ehrfurchtvoll erstarren traf es wohl eher. Die Frau, die gerufen hatte, lächelte ihn freundlich an und ein Gefühl der Wärme hüllte ihn ein.
 

Er verneigte sich. "Königin Serenity, ich bin hocherfreut, euch zu sehen. So hat eure Tochter euch überzeugen können, daß die Amtsgeschäfte auch einige Zeit ohne euch auskommen."

Immer noch lächelte die Königin, es wechselte vielleicht ein wenig von erfreut zu spitzbübisch.

"Ja, das hat sie. Und ich bin mir sehr sicher, daß du ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt hast. Soll ich dich nun dafür bestrafen oder belohnen?"

"Das, eure Majestät, liegt allein in eurer Hand", erwiderte er galant und verneigte sich vor der Königin.

"Iskhander, Spitzbube, wieso schaffst du es immer, mich zum lachen zu bringen?"

"Es muß ein Talent sein, daß ich von der Erde mitgebracht habe, Majestät. Dort ist es üblich, des Öfteren laut und herzhaft zu lachen. Ihr solltet das per Gesetz auch im SilverMillenium etablieren."

"Ich werde deinen Rat beherzigen, junger Freund. Und nimm dafür einen Rat von mir entgegen. Dies ist ein Fest, und du hast heute keine Sorge um das Wohl meiner Tochter zu tragen. Also solltest du dieses Fest nach besten Kräften genießen."

"Ich werde wie stets tun, was in meiner Kraft steht, eure Majestät."

Königin Serenity nickte ihm huldvoll zu und ging dann an ihn vorbei. Auch auf einem Ball hatte die Königin diverse Amtsgeschäfte zu erfüllen.
 

Aber sein Weg führte auf einen Balkon, hinaus aus dem Ballsaal, fort von den tuschelnden Stimmen in seinem Rücken. Hinter sich hörte er den Lärm des Ballsaals und die langsam ausklingende Melodie des letzten Liedes. Und vor sich hatte er den Garten. Vier riesige Wasserbecken dominierten ihn. Wenn man wollte, konnten hier gewaltige Fontänen und Wasserspiele produziert werden, wie er sie noch nie gesehen hatte. Doch etwas an diesem friedlichen Bild störte ihn. Er wusste zuerst nicht, was es war, aber je länger er hinaus sah...
 

Von einem Moment zum anderen verwandelte er sich. Er ließ seinen Umhang zu Boden gleiten und sprach die magische Formel. Er spürte seine Arme schwer werden, als die Rüstung sie umhüllte, spürte das Metall, wie es sich an seine Beinmuskeln schmiegte wie eine zweite Haut. Er fühlte, wie der Rüstungsharnisch seinen Oberkörper fest umschloss, ihn gefangen nahm und gleichermaßen schützte. Der Helm erschien. Er hasste diesen Helm, weil er nur einen schmalen, um das ganze Gesicht laufenden Spalt für die Sicht offen ließ. Als der schwere Speer in seiner Hand erschien, war die Verwandlung abgeschlossen. Nun trug er die mächtige Rüstung einer Palastwache, und in seiner Hand hielt er eine Waffe, die fast so mächtig wie das Mondszepter selbst war.

Der Wächter sprang über die Brüstung, landete zehn Meter tiefer auf dem harten Pflaster des Fußweges. Der Krieger merkte es nicht einmal, ging in die Hocke. Was immer ihn aufgeschreckt hatte, im Moment verhielt es sich ruhig.

Er schloss die Augen und begann ruhiger zu atmen, keine Geräusche zu verursachen, auf seine anderen Sinne zu hören. Langsam wurde die Dunkelheit vor seinen Augen farbig und detailliert. Er roch die verschiedenen Blumen, die gerade blühten, hörte den leisen Lärm, den die Gäste im Ballsaal produzierten... und das leise Scharren, daß ein Paar Schuhe verursachte, wenn es über die Steinplatten des Weges kratzte. Sofort sprang er auf, öffnete die Augen und versuchte, mit mehreren mächtigen Sätzen die Stelle zu erreichen, von der das Geräusch gekommen war.
 

DA! Ein Fremder! Der sah den Krieger und gestikulierte mit den Händen. Kurz darauf zuckte ein Blitz aus purer Energie auf ihn zu und schlug in seine Rüstung ein. Der Wächter aber wurde davon nicht gestoppt, nur gebremst. Er hob nun seinerseits den Speer und entließ aus ihm Macht seiner Konzentration einen Blast an Energie, die den Unbekannten in der Leibesmitte traf und meterweit davon schleuderte. Dummerweise landete er mitten in einem der Wasserbecken. Er hockte sich an den Rand, senkte den Speer und wartete darauf, daß der Unbekannte wieder auftauchte.
 

Als sich sein Magen verkrampfte, wusste der Wächter, daß er in Gefahr war. Lodernde Hitze hüllte ihn plötzlich ein, schleuderte ihn mehrere Meter weit davon. Er landete wieder auf den Beinen und wirbelte den Speer herum, in Richtung des neuen Angreifers. In diesem Moment schoss der Unbekannte aus dem Wasser hervor und schickte erneut seine Waffe gegen ihn. Der wich geschickt aus und ließ den Blast ins Leere gehen, setzte seinerseits nach und hieb seine Lanze nach dem Körper des Fremden. Der Speer traf ihn auf Brusthöhe und schleuderte ihn davon, meterweit. Der Palastwächter griff erneut an. Wieder wurde er von einer zweiten Person attackiert, Feuer hüllte ihn ein und nahm ihm kurz die Sicht. Als sie sich wieder klärte kam der eine bereits auf ihn zugesprungen, in der Hand eine Kugel dieser tödlichen Energie. Ein matter Schein, ausgehend von eben dieser Energie, zuckte über das Gesicht des Fremden und entriss es kurz der Dunkelheit.

Der Wächter erstarrte. Er kannte das Gesicht. Sofort senkte er den Speer, bereits zum Konterschlag erhoben und senkte auch sein Haupt. Wie er es erwartet hatte, ließ der Fremde von ihm ab und landete stattdessen neben ihm, noch immer die Energien bereit.
 

Er sah auf und riss sich den Helm vom Kopf.

"Iskhander!", keuchte der Fremde erschrocken. "Du? Hätte ich es gewusst, dann..."

"Dann was? Dann hättest du mich nicht angegriffen?"

"Moment mal. Du hast angefangen. Verdammt, du hast recht. Ich habe begonnen. Entschuldige bitte!"

Er grinste über das ganze Gesicht. "Schon gut, SailorJupiter. Ich sehe es als Training an. Allerdings hättest du dieses Mal keine Chance gehabt, wenn dir SailorMars nicht zu Hilfe gekommen wäre. Ich frage jetzt nicht, was ihr hier hinten im Garten macht. Ich frage jetzt auch nicht, wieso Ihr beide euch hier so aufführt. Ich nehme meinen Helm und meine Waffe und verschwinde wieder, als wäre nichts geschehen!"

Der Wächter setzte den Helm wieder auf, winkte mit dem Speer zu Mars herüber, die noch immer misstrauisch die Lage beäugte, nickte noch einmal Jupiter zu und meinte im Gehen : "Grüß bitte meinen Freund Endymion von mir, wenn du ihn sehen solltest. Falls du ihn sehen solltest, heißt das."

SailorJupiter unterdrückte ein Auflachen. "Werde ich machen", versprach sie.
 

Da endete der Traum, und Akira erwachte. Gewiss, es war nur ein Traum gewesen, vielleicht ausgelöst durch die Geschichten, die Tuxedo Mask über das SilverMillenium erzählt hatte. Aber was, wenn nicht?
 

1.

Eröffnung
 

Es war ungefähr Mittagszeit, als das rote Cabrio über die Landstraße Richtung Tokio raste. Michiru Kaio gähnte leise und streckte sich auf dem Beifahrersitz. "Wie lange brauchen wir noch bis Tokio?"

Haruka Tenoh, die am Steuer saß lächelte der dunkelhaarigen Freundin zu. Dieser grüne Schimmer in ihrem Haar war wirklich wunderschön, fand sie. "Es ist nicht mehr weit. Vielleicht noch eine halbe Stunde, und wir kommen von der Autobahn runter. Dann sind es nur noch ein paar Minuten bis zur Innenstadt."

"Ein Glück", seufzte Michiru. "Sehr viel länger kann ich nicht mehr sitzen."

"Ich auch nicht", gestand Haruka. "Was meinst du, Michiru, werden wir auch auf diese neue Bedrohung treffen, diese DemonSeed?"

Die hübsche Michiru lachte, so laut, daß Haruka leicht errötete. "Ach, komm, der einzige Grund, warum du mich zu einem Urlaub in Tokio eingeladen hast, ist doch, damit wir beide Usagi als SailorUranus und SailorNeptun gegen diese DemonSeed helfen können!"

Überrascht sah Haruka ihre Freundin an. "Du weißt es?"

Michiru streichelte sanft die Wange Harukas und drückte ihr einen Kuss auf. "Das habe ich in dem Moment geahnt, als ich den ersten Bericht über diese DemonSeed im Fernsehen gesehen habe. Ich wusste, daß du Usagi würdest helfen wollen. Du hast ein viel zu gutes Herz, um sie und die SailorKrieger bei dieser Gefahr allein zu lassen."

Haruka lächelte herüber. "Mir scheint, du kennst mich mittlerweile fast schon zu gut!"

"Sagen wir... Gut genug. Aber tröste dich, hättest du es nicht vorgeschlagen, ich hätte den anderen auch helfen wollen."

"Dann ist es ja gut", lachte Haruka. Sie erreichten die Autobahn. Nun war es nicht mehr weit.

"Und? Was machen wir, wenn wir angekommen sind? Wollen wir uns gleich mit Team Sailor treffen oder wollen wir wieder aus dem Hintergrund agieren?"

"Na ja", druckste Haruka leise, "in einer Stunde wird die Formel Eins übertragen..."

Wieder lächelte Michiru auf ihre ganz eigene Art. "Der Tag ist noch lang. Wir müssen nicht sofort hingehen. Aber verlange nicht von mir, daß ich mir wieder das Rennen mit ansehen muß."

"Versprochen!", rief Haruka erleichtert.
 

Plötzlich spürte sie eine merkwürdige Präsenz. Etwas war nahe, was sie... Sie konnte es nicht beschreiben, aber es kam ihr sehr bekannt vor. Ebenso plötzlich brach neben dem Wagen die Straße auf. Ein blaues Etwas brach aus dem Asphalt hervor, rammte Harukas Wagen und verschwand auf der anderen Seite der Straße. Ein weißes Schemen folgte der undefinierbaren Masse nach. Verzweifelt versuchte Haruka, den Wagen wieder in den Griff zu bekommen, aber es war zu spät. Sie stieg auf die Bremse, was ihnen beiden wahrscheinlich das Leben rettete. Der Wagen rammte die Leitplanke, wurde herumgerissen. Noch immer hatten sie eine Geschwindigkeit von vierzig Km/H. Michiru trug keinen Gurt. Sie wurde nach vorne geschleudert. Hart stieß sie mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe.

Der Wagen drehte sich noch dreimal um sich selbst, bevor er endlich stand. "Das war ein verdammter Youma!", rief Haruka zornig. "Wir sollten uns verwandeln und ihm nachsetzen, Michiru! Michiru?" Kalte Angst ergriff Harukas Herz und presste es zusammen, als sie nach der Freundin sah!

Michiru lag neben ihr auf dem Sitz, so als schliefe sie nur. Doch auf ihrer Stirn pulsierte eine blutende Wunde, die bis in den Haaransatz reichte. "Michiru!", rief Haruka. Sie legte den ersten Gang ein und stieg aufs Gas. Der Wagen ächzte kurz protestierend, gehorchte dann aber doch und riss sich aus den Trümmern der Leitplanke los. Bis zum nächsten Krankenhaus waren es acht Minuten. Haruka legte erst den zweiten, dann den dritten Gang ein und schwor sich, es in drei zu schaffen...

**

Das blaue Etwas war ein Youma. Keiner von diesen Geistesreduzierten Exemplaren, die vom Gegner ausgesandt wurden, um einen Sailor zu übernehmen, nein, ein ausgewachsenes, vollwertiges Exemplar der Gattung 'Gemein und fies'. Das andere Schemen war ein Humanoider in einer blauen Uniform mit weißen Haaren, die ihm so weit in die Stirn zu hängen schienen, daß die Augen unter einem undurchdringlichen Schatten lagen.

Der Youma nannte sich selbst Callybso. Ob er nun Bezug zur griechischen Mythologie nahm oder ob der Name rein zufällig der gleiche war, den der mörderische Strudel aus der Odyssee hatte, konnte der Uniformierte nicht sagen. Ehrlich gesagt war es Iskander auch ziemlich egal. Das da war ein Dämon, den der Feind ausgesandt hatte, um Lebensenergie zu sammeln, allein das war sein Lebenszweck. Iskanders Aufgabe war es einzig, den Youma daran zu hindern. Das hieß ganz konkret, ihn zu vernichten.

"Verdammt, wo führst du mich hin?", fluchte Iskander, als sie nacheinander die Autobahn überquerten. Durchquerten traf es eher. Der Dämon brach von unten durch die Fahrbahndecke und übersprang dabei bereits den Rand der Autobahn, um in einem nahen Wald zu verschwinden.

Iskander hörte Reifen quietschen, aber er folgte dem Dämon ohne zu zögern nach. Hinter ihm krachte ein Auto in die Leitplanken, Sorry, er konnte sich jetzt nicht darum kümmern. Wenn er den Youma jetzt nicht ausschaltete, würde er vielleicht wieder Menschen angreifen... Und vielleicht würde er diesmal jemanden dabei töten, während er ihm Lebensenergie entzog.
 

Iskander warf seine Spange, bevor Callybso im nahen Wald verschwinden konnte. Der leuchtende Diskus traf die Bestie genau im Rücken.

Callybso schrie vor Schmerz, fiel zu Boden, drehte sich aber sofort in seine Richtung. "Bist du immer noch da?", rief das Biest und spie einen Schwall ultrakaltes Wasser aus, der alles einfror, was es berührte.

Spielerisch wich Iskander aus.

Der Youma kam wieder auf die Beine. Die glichen übrigens verblüffend einer Krabbe.

Iskander fing seine Spange wieder auf und heftete sie zurück an die linke Brust. "Du bist schon der Zweite heute. Deine Auftraggeber müssen die Lebensenergie der Menschen wirklich dringend benötigen!"

Der Youma verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Sein eigentlich hübsches, feminines Gesicht verzerrte sich dabei zu einer unansehnlichen Fratze. "Du glaubst doch nicht, daß ich dir irgendetwas verrate?"

Iskander schüttelte den Kopf. "Um ehrlich zu sein, nein!" Mit der Linken, warf er seinen weißen Umhang über die Schulter zurück. "Also, kämpfen wir!"

Iskander' Gegner lachte gering schätzend. "Ich trage eine Menge Lebensenergie in mir, die ich schnell unserem Herrscher bringen muß! Ich habe nicht die Zeit, um mich mit dir zu befassen!" Wieder spie der Youma einen Wasserstrahl aus.

Iskander streckte die Rechte vor und parierte den Wasserstrahl allein mit seiner Willenskraft. Der Strahl wurde reflektiert und schoss gen Himmel, wo er niemandem schadete.

Ungläubig sah der Youma seiner Waffe nach. "Du... du bist kein normaler Mensch!"

Nun war es an Akira, gering schätzend zu lachen. "Kann ein normaler Mensch einem fliehenden Dämonen folgen?" Iskander griff wieder nach seiner Spange.
 

"Stopp!", kam es da aus dem Wald.

Der Youma und der weißhaarige Krieger wirbelten herum. Auf dem besonders starken Ast einer Eiche stand eine junge Frau. Sie trug einen SailorSuit, doch Iskander kannte sie nicht. Blonde kurze Haare und ein zorniger, harter Blick zeichneten sie aus. Die fremde Kriegerin sprang vom Baum herab.

"Ihr beide wart das", stellte sie fest und ließ ihre Knöchel knacken. "Ihr seid durch den Asphalt der Straße gebrochen und habt so den Unfall verursacht, der meinen Wagen in die Leitplanke gedrückt hat. Dabei wurde ein Mensch verletzt, der mir sehr viel bedeutet. Dafür bestrafe ich euch!"

"Äh, hat das vielleicht Zeit, bis ich diesen Dämon besiegt habe?"

Die Kriegerin antwortete mit einem wütenden Grollen. "Dazu bin ich viel zu sauer! Ich werde euch sofort bestrafen!"

"Hey!", kam es nun von Iskander. "Falls du es noch nicht gemerkt hast, ich bin einer von den Guten, und das da ist ein waschechter Youma aus den Horden des neuen Feindes. Okay, keine DemonSeed, aber immerhin ein Youma. Dürfte ich also vielleicht doch zuerst den Dämon auslöschen und so verhindern, daß er die geraubte Lebensenergie in sein Versteck bringt? Komm, das mit dem Unfall tut mir leid, aber man hat eben nicht immer Zeit, auf andere Rücksicht zu nehmen, wenn man eine große Gefahr beseitigen muß!"

Mit großen, erschrockenen Augen sah sie den Krieger an. "Ach so ist das. Der Herr hat nicht die Zeit, sich um die Menschen zu kümmern, die vielleicht bei seinen privaten Hetzjagden verletzt werden! Du solltest dich mal selbst reden hören! Du redest einen Quatsch!"

"Und?", blaffte Iskander. "Meinst du, ich habe deinen Unfall absichtlich verursacht? Ich habe es nicht einmal gemerkt, daß ich Tokio bei der Verfolgung des Youmas verlassen habe, geschweige denn daß der die Autobahnbrücke nicht unterquerte, sondern durchquerte!"

"Das ist keine Entschuldigung! Ich bin SailorUranus, und du wirst jetzt für deine Oberflächlichkeit büßen!"

"Ach ja? Ach ja? Probier es doch! Wer weiß, vielleicht bin ich zu stark für dich und bestrafe am Ende dich für deine Arroganz!"

"Hallo?"

"Das wollen wir doch erst mal sehen!"

"Hey. Hallo!"

SailorUranus und Iskander sahen zum Youma herüber und brüllten gleichzeitig: "WAS?"

Der Dämon mit dem Frauengesicht hob entschuldigend die Schultern. "Könntet Ihr beide euch vielleicht ein kleines bisschen beeilen? Mein Herr erwartet diese Lebensenergie nämlich äußerst dringend!"

"Da!", rief Iskander und deutete auf den Dämon. "Der da ist übrigens zuerst durch die Fahrbahndecke gebrochen. Bestrafe uns doch der Reihenfolge nach, dann tust du nebenbei noch ein gutes Werk!"

"Sag mir nicht, was ich zu tun habe, hörst du, du... du...!"

"Iskander! Ich nenne mich Iskander!"

"Was für ein alberner, überzogener Name!"

"Ha! Als wenn SailorUranus um soviel besser wäre!"

Beleidigt erwiderte die SailorKriegerin: "Ich konnte mir meinen Namen leider nicht selbst aussuchen. Und hätte ich es getan, dann hätte ich mich bestimmt nicht Iskander genannt!"
 

"Hallo, ich habe nicht mehr soviel Zeit!", beklagte sich der Youma wieder.

Iskander knurrte wie ein angriffslustiger Hund und zog unter seinem Umhang seinen Zeigestab hervor. Der energetische Blast aus dieser Waffe schleuderte den Youma gegen eine alte Eiche, wo er benommen liegen blieb.

SailorUranus streckte die Hand empor und brüllte: "Uranus...flieg!" Die Waffe der Kriegerin traf den hilflosen Youma genau in der Leibesmitte. Das Wesen schrie schrill auf, erstarrte mitten in der Bewegung und verwandelte sich in pures Wasser. Das Wasser hielt noch einen Sekundenbruchteil die Konturen des Youmas aufrecht, im nächsten Augenblick fiel es zu Boden und versickerte schnell in der Erde.

"Das kommt davon, wenn man drängelt. Danke schön, SailorUranus", meinte Iskander, als sich die Lebensenergie, die der Youma gesammelt hatte, befreite und in einer leuchtenden Aureole gen Tokio schwebte.

"Hab's nicht für dich getan. Jetzt ist endlich Ruhe. Bist du bereit?"

Iskander konzentrierte sich auf seinen Zeigestab und ließ ihn auf die Länge eines leichten Degens wachsen. Zur Probe schwang er ihn mehrmals umher. "Bin bereit! Komm, greif an!"
 

Uranus ließ sich nicht lange bitten und lief mit einem irrwitzigen Tempo auf den Krieger zu. Iskander schlug nach ihr, doch Uranus tauchte unter dem Hieb weg und erwischte ihn mit einer Handkante in der Nierengegend.

Er ächzte, fiel nach vorne. Sofort setzte Uranus nach, lief jedoch genau in seinen gestreckten Tritt. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen, sie wurde um die eigene Achse gedreht, blieb aber auf den Beinen.

Iskander lächelte kalt. Dadurch, daß seine Augen nicht zu sehen waren, wirkte es noch kühler. "SailorKrieger, ein Punkt. Iskander, ein Punkt. Gleichstand!"

"Pah. Du weißt doch, abgerechnet wird erst am Schluss!"

Uranus griff wieder an, während sie ihre stärkste Waffe, ihren Blast bereit in der Rechten barg.

Iskander erwartete sie mit erhobenem Stock wie ein Samurai, der sein Katana zum finalen Schlag erhoben hatte. Plötzlich traf SailorUranus etwas im Gesicht. Die Blüte einer roten Rose streifte ihre Nase und ließ sie stolpern. Zugleich traf die Spitze einer anderen Rose Iskanders Schlaghand.
 

Ächzend ließ er den Zeigestock fahren und hielt sich die schmerzende Hand. "Tuxedo Mask!", rief Iskander aufgebracht. "Was sollte das?"

Uranus kam derweil wieder auf die Beine. "Tuxedo Mask? Wo?"

Plötzlich war der Krieger mit dem Smoking und dem Zylinder genau zwischen ihnen. Er schien aus dem Nichts entstanden zu sein.

"Hättest ruhig etwas früher auftauchen können", maulte Iskander.

Tuxedo zuckte die Schultern. "Entschuldige. Ihr wart zu schnell für mich. Außerdem musste ich mich noch etwas mit Targhetia beschäftigen, bevor sie sich zurückgezogen hat. Ohne den Schwall heimkehrender Lebensenergie hätte ich euch nie gefunden.

Hallo, Uranus. Kannst du mir erklären, warum Ihr beide kämpft? Ich nehme an, daß zumindest der Dämon bereits vernichtet ist, wenn die Lebensenergie befreit wurde?"

Uranus senkte den Blick. "Wir beide haben den Youma besiegt, mehr oder weniger!"

"Mehr oder weniger? Wie soll ich das verstehen?"

"Ist doch egal. Wir haben ihn zusammen gestellt und erledigt", kam Iskander ihr zu Hilfe. "Die Lebensenergie wurde gerettet, Punkt."

Zorn blitzte in Uranus' Augen auf: "Punkt? Ach ja? Wegen... wegen dem Dämon liegt meine beste Freundin im Krankenhaus. Das willst du einfach mit einem Schlussstrich abtun?"

Verwundert sah Tuxedo sie an. "SailorNeptun liegt im Krankenhaus? Wieso?"

"Ein... Verkehrsunfall, verursacht vom Youma und diesem Amateur. Mi... Neptun wurde mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Zur Zeit untersuchen die Ärzte sie noch."

"Hör mal, Uranus", sagte da Iskander. "Das mit deiner Freundin tut mir echt leid. Glaube mir, es war keine Absicht. Außerdem ist der Hauptschuldige ausreichend bestraft worden."

Uranus sah weg. "Und du glaubst, mit einer Entschuldigung ist es getan?"
 

Hilflos sah Iskander zu Tuxedo Mask herüber.

Der nickte kurz. "Uranus, du solltest Iskander nicht Amateur nennen. Er ist vielleicht neu im Geschäft, aber er ist der einzige Mensch, dem es bisher gelungen ist, eine DemonSeed abzuwehren. Ich würde ihm jederzeit SailorMoons Leben anvertrauen."

Der Kopf der Kriegerin fuhr herum. Unglaube stand in ihrem Blick geschrieben. "SailorMoons Leben? Vielleicht bist du doch nicht so ein Anfänger, wie ich gedacht habe, Iskander."

Der nickte leicht. "Glaube mir, ich habe mir meine Sporen bereits verdient und bin dafür durch die Hölle gegangen. Uranus, vielleicht können wir keine Freunde sein, vielleicht können wir nicht einmal zusammen kämpfen, obwohl wir eigentlich Verbündete sein sollten, aber bitte, lass uns unseren Streit vorerst begraben. Solltest du es wünschen, ich stehe dir jederzeit und überall zur Verfügung und wir regeln die Sache in einem Kampf Mann gegen... Sailor. Ich bitte dich aber, das aufzuschieben, bis wir den unbekannten Feind vernichtet haben."

"Uranus", sagte Tuxedo mit eindringlicher Stimme. "Team Sailor braucht diesen Anfänger. Bitte, Ihr braucht nun wirklich keine Freunde zu werden, aber nimm seinen Vorschlag an und schiebe deinen Händel auf. Ich bin sicher, SailorNeptun würde sich ebenso entscheiden."

Für eine kurze Zeit fochten die Gefühle in SailorUranus' Gesicht. Schließlich siegte die Vernunft. "Okay, Anfänger. Wir verschieben es. Aber bis dahin, geh mir aus dem Weg!" Sie verneigte sich leicht vor Tuxedo Mask und sprang davon.
 

"Eine merkwürdige Frau", meinte Iskander schließlich.

Ein dünnes Grinsen spielte um Tuxedo Masks Züge. "Das ist sie wirklich. Aber sie ist bei weitem nicht so hart wie sie tut. Keine Bange, Iskander, ihr Zorn wird verrauchen, und sobald es SailorNeptun besser geht, wird sie dir vergeben."

"Und was ist, wenn diese SailorNeptun an ihren Verletzungen stirbt?"

Tuxedo schüttelte sich. "Denke besser gar nicht erst daran."

Gedankenverloren kratzte sich Iskander am Ansatz seines weißen Haares. "Tolle Aussichten. Hättest du mir nicht vorher sagen können, daß man sie sich besser nicht zum Feind macht?"

"Witzbold", knurrte Tuxedo.

Iskander zuckte die Schultern. "Was soll' s, eine Feindin mehr fällt jetzt nicht mehr ins Gewicht. Lass uns zurückgehen, Tuxedo Mask. Und auf dem Weg kannst du mir erklären, wer diese beiden SailorKrieger sind."
 

2.

Erwartungen
 

Krankenhäuser hatten die Eigenschaft, irgendwie kalt und steril zu wirken. Weiße Wände, unendlich lange Flure und sehr kalte Instrumente. Akira zog gerade sein Hemd wieder an, als die Ärztin, die ihn untersucht hatte, erneut den Behandlungsraum betrat. "Hier sind die Ergebnisse, Herr Torah. Es ist erstaunlich. Ihr Kreislauf scheint sich von dem absoluten Kollaps, mit dem Sie letzte Woche eingeliefert wurden, fast gänzlich erholt zu haben. Ihr Blutbild weist noch eine erhöhte Zahl an Leukozyten auf, aber ansonsten sind Sie gesund. Haben Sie noch diese Kopfschmerzen?"

Akira lächelte sanft. "Manchmal, Doktor Mizuno. Manchmal. Sie sind aber nicht mehr so stark wie zu Anfang. Vielleicht können Sie mir noch etwas dagegen verschreiben?"

"Sicher. Ich stelle ein Rezept aus. Sollte das Mittel auf lange Sicht nicht mehr helfen, verschreibe ich Ihnen auch gerne etwas anderes.

Herr Torah, ich rate Ihnen, diesem Kollaps auf den Grund zu gehen. Sie können ja kaum aus heiterem Himmel zusammengebrochen sein. Vielleicht sollten Sie eine Computertomographie machen?"

Akira zog seine Jacke über und erwiderte: "Ich verzichte, Doc. Sicherlich glauben Sie, daß ich einen Gehirntumor haben könnte oder so, aber seien Sie ehrlich, wenn es so wäre, dann hätte ich sicher schon einen schmerzhafteren Anfall gehabt."

"Sicher, sicher, die anderen Symptome sprächen dafür. Aber genauso gut könnten Sie nichts bemerken, bis es zu spät ist. Herr Torah, bitte lassen Sie diese Untersuchung machen. Nur, um sicherzugehen, daß es Ihnen wirklich wieder gut geht.

Ich habe Patienten erlebt, die haben dieses Krankenhaus kerngesund verlassen und wurden eine Stunde später als Leiche wieder eingeliefert."

"Ups. Kunstfehler?"

"Nein, Verkehrsunfall."

Akira lachte über den Scherz der Ärztin - das heißt, er hoffte, daß es einer gewesen war. Dann dachte er über ihre Worte nach, sehr lange sogar. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Nein, Doc. Es wäre verschwendete Zeit."

"Na gut, aber kommen Sie nächste Woche um die gleiche Zeit wieder her. Wir sollten den Genesungsprozess zumindest beobachten."

Akira nahm das Rezept und steckte es ein. "Danke für Ihre Fürsorge, Dr. Mizuno. Ich werde nächste Woche kommen. Versprochen."
 

Auf dem Flur erwartete ihn bereits Mamoru Chiba. "Und, war es schlimm? Hast du Spritzen gekriegt?"

Akira streckte sich. "Nee, keine Spritzen. Aber ich soll nächste Woche zur Nachuntersuchung kommen. Ansonsten bin ich gesund - zumindest scheine ich es zu sein."

In Mamorus Blick lag Skepsis. "Ich weiß nicht so recht. Als du SailorMerkur von der DemonSeed befreit und die Seed in deinem Körper geduldet hast, da hat es für Motoki und mich ausgesehen, daß du dem Tode näher als dem Leben warst. Wir haben dich in dieses Krankenhaus gebracht, weil wir dachten, es geht um dein Leben. Okay, du hast dich schnell wieder erholt, aber es kann doch nicht völlig ohne Folgen geblieben sein."

"Ist es auch nicht. Die Zahl meiner Leukozyten hat sich nicht gesenkt."

Stille. Akira sah Mamoru erwartungsvoll an.

"Oh nein", erwiderte der grinsend. "Den Gefallen tu' ich dir nicht. Ich weiß sehr wohl, daß Leukozyten Weiße Blutkörperchen sind und im menschlichen Körper die Aufgabe von Wächtern erfüllen, die Keime und Bakterien vernichten! Hast du vergessen, was ich studiere?"

Akira seufzte. "Gibt es irgendetwas, was du nicht weißt?"

"Hm. Ich weiß nicht!"

"Ein schwacher Witz", tadelte Akira. "Komm, gehen wir zu Motoki. Wenn Chrysanthia mittlerweile aus dem Koma erwacht ist, kann sie uns vielleicht Hinweise auf den Gegner geben. Immerhin hat sie wer weiß wie lange unter dem Einfluss einer DemonSeed gestanden."

"Wieso Witz?", fragte der Freund grinsend, als er dem jungen Mann mit den weißen Haaren folgte.

"Mamoru...", tadelte Akira grinsend.

**

Wie Chrysanthia wirklich hieß, wussten sie noch immer nicht. Die Polizei war ratlos. Anscheinend war sie nicht aus Tokio, vielleicht nicht einmal Japanerin. "Mit Targhetia haben wir einen neuen Feind. Wir müssen davon ausgehen, daß auch sie nur von DemonSeed besessen ist", meinte Mamoru leise.

Akira nickte zustimmend. "Sie zu überwinden dürfte sehr schwer werden. Sie ist sehr stark und schnell. Ohne SailorMoons Szepter werden wir keine Chancen haben...

Da vorne ist Chrysanthias Zimmer. Sag mal, ist das nicht deine Freundin Usagi da bei Motoki? Und das Mädchen neben ihr, diese Ami, was wollen die beiden hier? Es scheint, als kämen sie aus Chrysanthias Zimmer."
 

Mamoru Chiba sah verstohlen zu Akira herüber. Ahnte der andere etwas? Sollte er ihm die Wahrheit sagen, obwohl Artemis dagegen war? Nein, entschied er, die Zeit war noch nicht gekommen. Außerdem hatte Akiras Alter Ego Iskander irgendwas gegen SailorMerkur.

"Amis Mutter ist Ärztin in diesem Krankenhaus. Es würde mich nicht wundern, wenn du sie bereits kennen gelernt hast. Man trifft Ami hier übrigens öfters", log er, ohne die Miene zu verziehen.

Als Usagi ihren Freund sah, kam sie langsam herüber. Mamoru stutzte. Auch Akira schien erstaunt. Das war nun überhaupt nicht die Art des lebenslustigen Blondschopfs.

"Hallo, Mamoru. Kann ich dich mal sprechen?", hauchte sie. Ihre Stimme klang dabei zart und schwach. Es schien beinahe, die Usagi, die Akira kennen gelernt hatte und die neben Mamoru waren zwei verschiedene Menschen.

"Natürlich. Entschuldige mich, Akira."

"Ist schon in Ordnung. Ich werde etwas mit Motoki plaudern."
 

Diese Etage besaß wie jede andere einen Warteraum. Dort nahmen die beiden Platz. "Also, was ist, mein Schatz?"

Unsicher streifte Usagis Blick durch den Raum. "Der Silberkristall hat vorgestern aufgeleuchtet. Und Rei ist heute Nacht zusammengebrochen, als sie eine Vision der Zukunft sah. Es geht ihr zwar jetzt besser, aber sie ist nicht zur Schule gegangen. Ami hat vorhin eine Computeranalyse durchgeführt, oder wie das heißt. Sie meinte, etwas hätte den Mond um ein Millionstel seines Radius aus der Bahn gedrückt. Das klingt nicht viel, aber so ein Riesending wie den Mond, kann man den denn überhaupt bewegen? Und wenn ja, wer kann es?" Usagi lehnte ihren Kopf an Mamorus Schulter. Sanft strich seine Rechte über ihre Wange. "Ich habe Angst, Mamoru."

"Ich auch", gestand der junge Mann. "Aber was immer dort draußen ist, wenn wir alle zusammenhalten, werden wir es aufhalten können."

"Glaubst du das wirklich?"

"Aber natürlich glaube ich das, Usagi. Wie oft schon sah es für uns hoffnungslos aus, wie oft dachten wir, es wäre um uns geschehen. Und wir haben es trotzdem immer geschafft, weil du uns Kraft und Mut gegeben hast."

"Ich habe immer noch Angst."

Mamoru lächelte still. "Das ist keine Schande. Mach einfach das, was du immer tust. Glaube an das Gute im Menschen und vertraue auf deine Freunde. Sie werden dich ebenso wenig im Stich lassen wie ich oder Haruka. Habe ich dir schon erzählt, daß ich sie heute getroffen habe? Sie hatte einen kleinen Unfall mit Michiru. Vielleicht liegt Michiru ja sogar in diesem Krankenhaus."

"Ich weiß. Makoto und Minako haben Haruka schon im Eingangsbereich getroffen. Sie soll über den armen Iskander geflucht haben."

"Ja, das hat sie. Aber ich habe ihr Versprechen, daß wir uns zuerst um die DemonSeed kümmern. Ach ja, ich werde versuchen müssen Iskander aufzutreiben, um ihm das mit dem Mond zu erzählen. Auch Gyes wird sich dafür interessieren. Gehen wir zurück zu den anderen. Ich will sehen, wie es Chrysanthia geht."

"Mamoru?", fragte Usagi, als sie aufstanden.

"Ja?"

"Wieso hast du Akira mitgebracht? Wieso interessiert ihn Chrysanthia?"

Mamoru sah weg. "Er... Ich habe ihn auf dem Weg hierher getroffen. Er hatte einen Termin beim Arzt. Wir wollten anschließend noch einen Kaffee trinken, da ist er einfach mitgekommen."

"Oh", machte Usagi.
 

Als sie zurückkamen, unterhielten sich die drei angeregt. In Akiras Augen lag ein stiller Vorwurf, als er Mamoru sah. Hatte er etwas herausgefunden?

"Hallo, Mamoru. Schön, dich zu sehen. Akira meinte, ihr wollt noch einen Kaffee trinken gehen. Da würde ich gerne mitkommen, wenn es euch nichts ausmacht", sagte Motoki leise. "Aber nein. Warum denn? Entschuldigt mich jetzt bitte."

Er betrat das Zimmer. Akira und Motoki verwickelten die beiden Mädchen in ein Gespräch. Für ein paar Augenblicke war Mamoru Chiba ungestört. Er grinste bei dem Gedanken, daß die beiden Mädchen nicht ahnten, daß ihre beiden Gegenüber Iskander und Gyes waren - und deshalb versuchten, ihm, Tuxedo Mask zu helfen, indem sie die beiden jungen Männer ablenkten... Und daß seine beiden Freunde nicht wussten, daß die Mädchen SailorMoon und SailorMerkur waren und daß sie nun ihrerseits versuchten, die Mädchen abzulenken, um ihm, Tuxedo Mask Zeit zu verschaffen....
 

Chrysanthia war an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Ihre feuerroten Haare waren über das gesamte Kopfkissen verteilt. Sie schien zu schlafen. Das war falsch. Sie lag im Koma.

"Auch nur ein Opfer", murrte er unzufrieden. Wie hatte Akira sich das vorgestellt? Er sollte Chrysanthia wieder aufwecken? Warum machte es der Weißhaarige nicht selbst? Irgendwie konnten es Motoki und er schon hinbekommen, daß Usagi und Ami nicht allzu misstrauisch wurden, wenn sie ebenfalls in das Krankenzimmer kamen.

Er trat an ihr Bett heran. Sie sah so hilflos aus. Da war nichts mehr von ihrem herrischen Gehabe, mit dem sie ihre Youmas verteilt hatte. Das war vergangen, zusammen mit der DemonSeed, die sie beherrscht hatte. Unruhig trat er noch einen Schritt näher. Was, wenn Usagi jetzt gerade hereinplatzte? Würde sie die falschen Schlüsse ziehen? Er konnte es ihr nicht einmal verdenken.

Plötzlich regte Chrysanthia sich. Sie stöhnte leise. "Endymion", kam es kraftlos über ihre Lippen. Sie öffnete die Augen, einen winzigkleinen Spalt nur. "Hoheit, ich... habe nicht viel Zeit. Eure Aura war nur... war nur stark genug, um mich kurz zu wecken. Die DemonSeed ist nicht... ist nicht die einzige Gefahr für die Erde. Es gibt da noch etwas. Etwas Mächtiges, bedrohliches. Die Erde wird... Sie werden kommen und alles töten. Alles. Alles... Seid auf der Hut. Der.. Silberkristall ist...die einzige Chance, wenn das Seelenschiff erscheint. Beschützt eure Königin, damit... Damit sie es verhindern kann. Ich.."
 

Kraftlos fielen ihre Augen wieder zu. Nichts deutete darauf hin, daß sie erwacht war, wenn auch nur für einen Moment. Leise verließ Mamoru das Krankenzimmer wieder. Wie hatte sie das wissen können? Woher wusste sie, daß er die Reinkarnation von Prinz Endymion war? Wo war der Sinn des Ganzen? Und was war die neue Gefahr, die sogar die DemonSeed übertreffen würde?

Als er hinaustrat, musste er beinahe schmunzeln, so ernst die Lage für sie auch war. Sowohl Akira als auch Ami sahen ihn mit dem 'Was hast du da drinnen heraus gefunden'- Blick an. "Gehen wir einen Kaffee trinken, meine Herren!"

**

Selbstredend hatten die Mädchen mitkommen wollen. Unterwegs sammelten sie noch die anderen drei ein, die blonde Minako Aino, die Hochgewachsene Makoto Kino und die respektlose Rei Hino. Zu ihnen gesellte sich noch ein junger Mann, den Akira noch nicht kannte. Er trug einen lässigen Geschäftsanzug und gab sich leger, aber selbstbewusst.

Er wurde Akira als Haruka Tenoh vorgestellt. Sein Händedruck - auch er schien von der klassischen Verbeugung weniger zu halten als von der westlichen Variante - war fest und ausdauernd.
 

"Also, erzähl mal, Haruka, wie geht es Michiru?" fragte Usagi sofort, als sie sich im kleinen Café über dem Spielecenter gesetzt hatten.

"Den Umständen entsprechend. Sie hat eine Gehirnerschütterung. Ein, zwei Tage Ruhe, und sie ist wieder die alte." Haruka griff sich plötzlich an die Stirn und wandte sich von den anderen ab.

Akira konnte sehen, wie eine einsame Träne seine Wange herab lief.

"Verdammt, hätte ich ihr nur nie erlaubt, den Anschnallgurt zu lösen, ihr wäre überhaupt nichts passiert, als der Wagen herumschleuderte..."

Plötzlich spürte Akira Mamorus Blick. So intensiv, als wolle er ihn damit durchdringen, um die Gedanken des Weißhaarigen zu lesen. Akira sah herüber.

Mamorus Miene war düster. 'Du weißt es?' war in seinem Blick zu lesen.

Akira erschauerte. Dann nickte er ebenso stumm. Der junge Mann war also eine Frau. Aber nicht irgendeine. Haruka Tenoh war SailorUranus, die SailorKriegerin, die sich fest vorgenommen hatte, ihn zu bestrafen. Plötzlich wurde vieles klarer für Akira. Usagi, Ami, Rei, Minako, Makoto und deren Beziehung zu Mamoru und Motoki. Wie blind konnte ein einzelner Mann nur sein, um all das nicht zu sehen?

Da war dieser Schimmer, dieses Erkennen in Harukas Augen, eine Mischung aus Neugierde und Zorn und vielem mehr. Sie sah nur einen Liedschlag zu ihm herüber, doch das reichte Akira, um zu erkennen, daß sie ihn auch erkannt hatte. Der Schatten über ihren Augen sprach Bände.
 

Akira erhob sich. "Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muß leider gehen."

"Och", murrte Usagi. "Und der Kaffee, den wir bestellt haben?"

"Und die Torte", piesackte Rei ihre Freundin.

"Hm, ja, die Torte." Genießerisch schloss der Blondschopf die Augen. "Erdbeertorte, lecker."

"Kommst du mit, Motoki?"

"Was? Wieso?"

Akira seufzte. "Schon gut. Wir sehen uns dann morgen." Lässig nickte er allen zu und ging.

Haruka wollte aufstehen, doch Mamorus Hand auf ihrer Schulter hielt sie zurück. Sie knurrte zornig, fügte sich aber. "Was macht der Kerl eigentlich hier? Ich mag ihn nicht."

"Akira ist ein Freund von mir", bemerkte Mamoru und betonte das Wort Freund.

"Außerdem ist er wahnsinnig nett und hilfsbereit", meinte Usagi und hielt sich den Bauch. Ob die Torte bald kam? Sie war am Verhungern.

"Er ist schlau, witzig..." führte Rei den Gedanken weiter.

"Etwas geschwätzig vielleicht." murmelte Minako.

"Er ist oberflächlich", beschwerte sich Haruka.

Ami hob entschuldigend die Schulter. "Aber er ist zuverlässig. Du solltest ihn wirklich mal näher kennen lernen."

Harukas Blick ging einmal in die Runde. Dann sagte sie mit einem feinen Lächeln: "Das habe ich vor. Das habe ich vor..."
 

Als sich die Tür hinter Akira geschlossen hatte und er außer Sicht war, legte er die Hände an sein Gesicht und ächzte leise. Sein Leben war gerade dabei, von null auf hundert zu beschleunigen, um vollends in die Brüche zu gehen. Da waren diese Gedächtnislücken, mit denen er zu kämpfen hatte, dieser unangenehme, beißende Kopfschmerz, der ihm zu schaffen machte, und seine zweite Identität als Iskander, der nicht gerade ein gefahrloses Leben führte. Sanft massierte er seine Schläfen. So war es besser.

Und was nun? SailorUranus wusste jetzt, wer er war. Wenn sie es drauf anlegte, konnte sie ihn überall und jederzeit attackieren.

"Akira?", hörte er ein dünnes Stimmchen hinter sich. "Akira, geht es dir gut?"

"Artemis." Der junge Mann ging in die Hocke. "Warum bist du nicht drin geblieben?"

"Ich hatte das Gefühl, daß du mich brauchen würdest."

Ein merkwürdiger Schimmer lag in den Augen des weißen Katers.

Akira lächelte nur gering schätzend. "Es hat keinen Sinn, meine Erinnerung manipulieren zu wollen, Artemis. Dagegen bin ich immun. Es hat schon das letzte Mal nicht geklappt."

"Dann weißt du es also?"

"Das Haruka Tenoh SailorUranus ist? Ja, das habe ich ganz allein herausgefunden. Und ich glaube, Haruka weiß jetzt, daß ich Iskander bin."

Das Leuchten erlosch. Artemis seufzte und ließ sich von Akira auf den Arm nehmen. "Hör mal, das mit dem manipulieren der Erinnerung, tut mir leid, aber es ist mein Job."

"Schon gut. Du gehörst eben zu Team Sailor und dann erst zu mir und Motoki."

"Das nimmst du mir doch nicht übel?"

Akira lachte leise. "Jeder hat sein Bündel zu tragen. Lass uns nur nicht im Stich, wenn wir dich brauchen, ja?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-08-09T14:29:42+00:00 09.08.2007 16:29
Moah ging das lange bis ich nur mal dieses Kapi gelesen habe =^^=
Muss unbedingt weiterlesen....sehr spannend.
Sehr lebendig geschrieben. Auf Schreibfehler achte ich nicht bei dir, da findet man ja kaum was ^^
Von: abgemeldet
2007-01-07T14:43:54+00:00 07.01.2007 15:43
Auch sas 2. Kapi ist nur Hammergeilo. ^^
Von:  Subtra
2005-07-12T00:20:43+00:00 12.07.2005 02:20
Schreib bitte dass mal fertig auch wenn du mir hilfst, könntest du diese FF bitte noch fertig machen, die ist dir wie jede andere auch gut gelungen.
BIIIIIIIIIIIIIIIIIITTTTTTTTTTTTTTEEEEEEEEEEEEEEEEEE schreib weiter an dieser FF.

mfg Drachen


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