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Schatten der Vergangenheit

von

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Epilog

Akira passierte eiligen Schrittes die Palastwache. "Probleme?"

Ytron, einer der jungen, aufstrebenden Millenier vom Mond, der sich dabei hervor getan hatte, die Hotaru dieser Zeit in ihrer Form als Kleinkind zu beschützen - erfolgreich zu beschützen, weil er einen Entführungsversuch vereitelt hatte - nahm Haltung an. "Keine, General Iskander." Bemerkenswert dabei war, dass er dies allein getan hatte, nachdem Targetia in die Botschaft zurückgerufen worden war, um Japan zu beschützen.

"Gut, gut", murmelte Akira und klopfte dem großen Mann mit den schwarzblauen Haaren auf die Schulter. "Bleiben Sie wachsam."

Ytron straffte sich noch ein wenig mehr. "Selbstverständlich, Iskander-sama."

Akira schmunzelte. Sein Blick ging zur jungen Amerikanerin, die weiter unten im Gang stand und ihren Teil leistete - in einem hochmodernen SilverMillenium-GunSuit. "Sie auch, Kelly."

Die junge ehemalige Army Rangerin ließ ihr Visier aufschnappen, damit der General ihr Grinsen sehen konnte. "Glauben Sie mir, Sir", erwiderte sie mit ihrem Südstaatenakzent, "ausgerechnet heute müssen Sie das niemandem sagen. Nicht heute."

Akira schmunzelte zufrieden. Er kam heran und klopfte der Frau auch anerkennend auf die Schulter. Ursprünglich hatte sie wie General Ayoka zu den internationalen Truppen gehört, die das SilverMillenium überfallen hatten. Aber sie war auch eine der Ersten gewesen, die sich ihnen angeschlossen hatte, nachdem der Putsch in ihrem Heimatland bekannt geworden war. Als er ihr auf die Schulter klopfte, tat er dies mit Sailorkraft. Es trieb die zweihundert Kilo schwere Rüstung - die ursprünglichen Modelle, nicht vom SilverMillenium erschaffenen Modelle wogen das Anderthalbfache und waren nur dreißig Prozent so leistungsfähig - trotz Gyro und Absorber einen halben Schritt nach vorne. "Torah-sama!", murrte sie tadelnd.

Akira ging nicht darauf ein. Er war nur zufrieden, dass die Veteranin der Raketenschlacht über der Bucht von Tokio nichts von ihrer Fitness eingebüßt hatte. Sie hatte sofort gegengesteuert und die Rüstung stabilisiert. "Nur ein Test", erwiderte er grinsend. "Machen Sie weiter so, Kelly. Sie leisten gute Arbeit."

"Danke, Sir." Ihr Lächeln wurde ein wenig verzerrt. "Sir, darf ich fragen, oder ist es indiskret, wenn ich es tue, wenn..."

"Falls Sie wissen wollen, warum wir die Hochzeit des Jahrhunderts so kurzfristig angesetzt haben und falls Sie wissen wollen, ob es daran liegt, dass Chibi-Usa unterwegs ist, so lautet die Antwort zu eins: Es war Usagi Entscheidung, und zu zwei: Nicht, dass ich es wüsste. Und ich würde es als einer der Ersten erfahren. Beruhigt Sie das?"

"Ja, Sir. Nein, Sir." Kelly war als Palastwache natürlich in Dinge eingeweiht, die ein normaler Mensch nicht wissen konnte. Dazu gehörte auch das Zeitparadoxon um Usagi und ihre zukünftige Tochter, die nun wirklich in den nächsten Wochen an der Reihe war, um gezeugt zu werden. Denn ein Kind entstand nicht, indem man es in Kirschblüten oder Pfirsichen fand. "Ich meine, es dürfte Zeit werden, aber wir können Serenity-hime und Endymion-O kaum etwas vorschreiben."

"Lassen Sie der Zeit einfach ihren natürlichen Lauf, Kelly. Aber es schadet sicher nichts, wenn Sie Daumen drücken", sagte Akira und klopfte ihr noch mal auf die Schulter. Diesmal aber sanft.

"Ja, Sir."

"So ist es Recht. Und ich denke, wir... Ja, was ist denn da los?" Er kniff die Augen zusammen, um den weiten Saal, der die Basis des Botschaftsturms bildete, besser durchschauen zu können. Gerade heute war der Saal, war die ganze Botschaft, war das gesamte Gelände ganz besonders gesichert. Von hier würden Mamoru und Usagi starten, und hierher würden sie wieder zurückkehren, nachdem sie sich ganz offiziell das Ja-Wort gegeben hatten. Grund genug für das gesamte SilverMillenium, ihn eingeschlossen, ganz besonders nervös zu sein. Um nicht zu sagen, richtig nervös. Ein fluchender Motoki ließ da natürlich seine Alarmsensoren klingeln.
 

Akira hüllte sich in seine Uniform, warf den blauen Umhang elegant nach hinten und nutzte Step, um den Freund zu erreichen. "Stimmt was nicht?"

Motoki zuckte zusammen, als er gewahr wurde, dass er nicht mehr alleine war. "Himmel, musst du so was mit mir machen? Ich schwöre dir, irgendwann kriege ich mal einen Herzinfarkt, und dann..."

"Und dann züchten wir dir hier im SilverMillenium ein neues, mit dem du dreihundert Jahre alt werden kannst. Wie jeder andere Mensch auf Erden auch", erwiderte Akira grinsend. "Probleme mit den Mondkutschen?"

"Nein, nein, mit den Kutschen ist alles in Ordnung. Und bevor du fragst, Pyramon hat gerade höchstpersönlich den letzten Stein gesetzt, um die alte Kathedrale in den Mondruinen zu vervollständigen. Damit sind sie drei Tage hinter dem Zeitplan, aber sie haben es gerade noch rechtzeitig geschafft. Der Hochzeit unserer beiden Freunde steht demnach nichts im Wege, und alle großen Fernsehsender übertragen das Geschehen live. Die Mondkutschen sind im Plan für die Ehrengäste, die mit Usagi und Mamoru hochfliegen werden. Der Rest wird hier aus dem Saal den Tunnel nehmen, der auf den Mond führt."

"Klingt so, als wäre alles stimmig. Warum also fluchst du wie ein Rohrspatz?"

Mit säuerlicher Miene berührte Motoki eine dünne Folie auf seinem Handrücken, woraufhin sich ein Hologramm aufbaute, das Akira einsehen konnte. Normalerweise wurde das Hologramm nur für den Besitzer direkt auf die Netzhaut projiziert.

"Aha. Deine kleine Schwester und Usagis kleiner Bruder. Und?"

"Sie knutschen."

"Das sehe ich."

"Himmel, sie knutschen! Unazuki ist dazu doch noch viel zu jung, und... Und... Und..."

"Und was?", fragte Akira amüsiert.

"Ach, du verstehst das nicht. Du hast keine kleine Schwester", murrte Motoki.

"Doch, die habe ich. Sie heißt Unazuki, und ich liebe sie sehr und wünsche ihr nur das Beste."

"So! Und was also willst du mir damit sagen? Dass Shingo dieses Beste für sie ist?"

Akira lächelte und seufzte zugleich. "Motoki. Die beiden sind noch jung. Keiner weiß, ob das, was sie jetzt haben, ewig hält oder morgen vorbei ist. Keiner weiß, was in zwanzig Jahren mit ihnen sein wird. Ich meine, Usa-chan weiß es, und wir könnten sie bei ihrem nächsten Besuch ausgiebig ausquetschen, aber du verstehst, was ich sagen will. Lass es die beiden probieren. Erinnerst du dich gar nicht daran, wie lange du gesucht hast, bis du Makoto gefunden hast und Ihr zusammengekommen seid? Hättest du nie angefangen zu suchen, hättest du sie nie gefunden."

"Das stimmt natürlich", murmelte Motoki. Er grinste fies. "Scheint, da spricht einer aus Erfahrung. Wenn ich an deine persönliche Odyssee denke..."

Konsterniert sah Akira den Freund an. "Reden wir nicht darüber. Ich bin froh, dass mich meine eigene DemonSeed gerettet hat. Vor einem Schicksal, noch schlimmer als der Tod."

"Allein zu bleiben?"

"Ami zu verlieren. Und ich habe mir wirklich verdammt viel Mühe gegeben, um das zu schaffen."

Motoki kicherte. "Tja, hättest du mal auf den Rat gehört, den die Ami aus der Zukunft unserer Ami gegeben hat und wärst du auch mal Schwein gewesen, wärst du nie auf die Idee gekommen, mit ihr Schluss zu machen, als sie gerade eure Beziehung vertiefen wollte. Nur du alleine kannst "keine heimlichen Treffen mehr" so interpretieren, dass sie gar keine Treffen mehr will, du Dummkopf."

"Woher weißt du das denn schon wieder?", fragte Akira. Seine rechte Augenbraue zuckte nervös.

"Äh... Du hast es erzählt?"

"Nein."

"Wir haben euch auf dem Balkon belauscht?", bot Motoki an.

"Nein."

Der blonde General des Mondes atmete resignierend aus. "Also gut. Ami hat es den Mädchen erzählt, und Mako hat es mir erzählt, und es ist schon zehnmal im SilverMillenium rauf und runter, und wir sind alle froh, dass wenigstens sie nicht nur wusste, was sie wollte, sondern auch wie sie es erreichen konnte. Im Gegensatz zu dir, Alter."

"Ich wollte...", brauste Akira auf.

"Ja, ja, schon klar. Du wolltest den weißen Ritter spielen und sie freigeben und so weiter. Aber man kann nicht freigeben, was gar nicht gefangen ist."

Akira schloss den Mund wieder. Die Geste war begleitet von einem Blick voller Überraschung. "Oh."

"Ja, oh. Und das hättest du viel früher wissen können. Nein, streich das. Du hast es gewusst, aber du wolltest es nicht akzeptieren, weil du ja ach so ehrenvoll verzichten wolltest."

Für einen winzigen Augenblick lachte der Weißhaarige glucksend.

Motokis Blick wurde spöttisch. "Netter Versuch. Aber ich glaube dir nicht, dass du darauf hingesteuert hast, dass Ami die Dinge in die Hand nimmt." Ein wenig unsicher schielte er den Freund an. "Nein, das glaube ich wirklich nicht."

"Vielleicht nicht ganz so in dem Maße. Aber wer hätte diese Beziehung auch retten können, wenn nicht sie? Wer hätte sich bewegen können, wenn nicht sie?" Der junge General mit der uralten Seele seufzte. "Nein, ich habe nichts geplant und nichts bewegt, aber dieser Gedankensplitter von Iskander in mir hat da vielleicht was geplant. Und dann sind da immer noch Armageddon und Tsunami, die miteinander kommuniziert haben, wie es scheint... Na, Schwamm drüber, ich bin jedenfalls heilfroh, dass Ami und ich jetzt auch offiziell ein Paar sind. Mehr als das. Also solltest du auch mal etwas ruhiger werden und deiner Schwester ihre Freiheit gönnen und abwarten, was passiert. Und mal ganz ehrlich, es gibt schlechtere Partien da draußen als Usagis kleinen Bruder, oder? Zudem sind sie beide in leitender Position in der GunSuit-Squad. Du kannst du es gar nicht verhindern, dass sie sich sehen. Und vielleicht haben sie einander ja auch schon bald über."

"Ist ja gut, ist ja gut. Aber ich bin nun mal der große Bruder. Ich kann nicht aus meiner Haut raus. Nicht so richtig", murrte Motoki.

"Aber vielleicht kannst du ein wenig wegsehen?", fragte Akira schmunzelnd.

"Ein wenig. Eventuell." Mürrisch sah der blonde General zur Seite. Dann aber warf er Akira einen Seitenblick zu. "Was ist eigentlich mit den beiden DemonSeeds?"

"Was sollte schon sein? Tsunami und Armageddon stabilisieren die atomare Explosion auf ihrem jetzigen Niveau. Dazu sind sie miteinander verschmolzen. Sie dämmen die Urgewalt so weit ein, dass wir das Licht der Explosion nicht nur mit bloßen Augen ansehen können, sondern machen die reine Energie für Menschen mit Sailorkraft auch nutzbar. Und sie verhindern, dass da unten alles radioaktiv verstrahlt wird. Womit sie auch Energie produzieren."

Motoki strich sich nachdenklich übers Kinn. "Für die Zeit, in der der Wiseman angreift."

"Ja. Wenn der Tag gekommen ist, werden wir die Energie nutzen, um das richtige Crystal Tokio in die Dimensionstasche zu packen und damit vor seinem Zugriff zu schützen. Dafür holen wir dann das falsche Tokio hervor, das wir während der Explosion erschaffen und in der Raumzeitfalte weggeschlossen haben. Damit werden wir das Dunkle Königreich täuschen, so lange, bis Usagi, also die jüngere Usagi in unserer Vergangenheit, von Chibi-Usa geholt wird und Diamant und die anderen besiegt. Kein Mensch wird sterben, nichts wird verwüstet werden. Und sobald wir diese schreckliche Zeit hinter uns haben, tauschen wir die beiden Tokios wieder zurück." Er seufzte. "Das klingt alles so verdammt einfach, aber es wird sehr schwer werden. Einerseits müssen wir den perfekten Zeitpunkt abwarten, und andererseits kennt die Familie des Bösen nur die inneren Sailorkrieger. Das bedeutet, wir, Motoki, müssen ebenso wie die äußeren Krieger die Füße stillhalten, egal, wie schwer uns das fällt. Und das nur, damit die Zeit so verläuft, wie es uns berichtet wurde."

"Aber es wird die Erde retten."

"Und das SilverMillenium. Und vergiss dabei nicht Crystal Tokio", fügte Akira an. "Dank der beiden DemonSeeds sind wir dazu in der Lage. Ich meine, es wird nicht leicht werden, und ich sehe mich schon in den verschiedensten Verkleidungen durch die Ruinen flitzen, um Diamant und Co. zu täuschen und glauben zu machen, dies wäre tatsächlich Tokio, das sie gerade zerstört haben. Aber immer noch besser als ein Zeitparadoxon."

"Da hast du natürlich Recht."

"Wenn ich es recht überdenke, könnten das interessante Zeiten werden", sagte Iskander leise. Das war ungefähr eine Sekunde, bevor er erneut mit Step verschwand und mitten in der Halle herauskam. "Moment Mal, junger Mann!", rief er tadelnd und ergriff einen Fremden mit roten Haaren am Kragen seiner Jacke. "Wo soll es denn hingehen? Und wie bist du hier überhaupt reingekommen?"

Der Bursche wandte sich trotzig im Griff dem General zu. "Wer will das wissen?"

"Iskander."

Der arrogante Ärger auf seinem Gesicht erstarb und machte einem freudigen Lächeln Platz. "Wirklich? Der Iskander? Man hat mir gesagt, wir könnten uns mal sehen, aber dass es so schnell gehen würde, hätte ich nicht gedacht!" Er wandte sich trotz Akiras Faust im Kragen so gut um, wie er konnte und schüttelte ihm mit beiden Händen die Rechte. "Ist mir eine Freude, dich kennen zu lernen, General. Himmel, was habe ich mitgezittert, als sie dir dauernd die Hucke voll gehauen haben. Schön, dass alles gut ausgegangen ist! Äh, stimmt das Gerückt, dich und Ami Mizuno betreffend?"

"Äh...", machte Akira, aus dem Konzept gebracht. "Was?"

"Oh, entschuldige, ich bin Rubeus. Ich bin hier, um die Manipulation des Palastkerns zu unterstützen. Und um das falsche Crystal Tokio vorzubereiten. Wenn jemand weiß, wie es dort aussehen soll, nach den verschieden Phasen unserer Angriffe, um unsere jüngeren Ichs nachhaltig zu täuschen, dann wohl wir von der Dunklen Familie, nicht?"

"Was?"

Saphir entstand direkt neben ihm. "Er gehört zu uns, heißt das. Wir brauchen ihn für die Stabilisierung der Atomexplosion und all die anderen Kleinigkeiten, die hier in sieben Jahren passieren werden, Iskander."

"Ah, soso. Und wann sollte mir das gesagt werden?"

Saphir zuckte die Achseln. "Mir scheint, du warst zu sehr in die Vorbereitung der Hochzeit des Jahrtausends eingespannt, als dass du meine Rundmail gelesen hast."

"Rundmail?"

"Quod erat demonstrandum", seufzte Saphir.

Akira ließ den Kragen des Rotschopfs los. "Du bürgst für ihn, Saphir?"

Der Schwarzhaarige seufzte erneut. "Würde ich gerne. Aber ich und mein Bruder nehmen als Gäste an der Zeremonie teil. Auch ein Grund, warum wir ihn gerufen haben." Er beugte sich ein wenig vor und flüsterte: "Und ein Grund, warum wir ihm versprochen haben, dass er dich sehen darf. Er ist dein größter Fan, Akira. Außerdem wird es Petzite mir nie verzeihen, wenn ich ausgerechnet heute die Arbeit vorschiebe und nicht zur Hochzeit gehe."

"Oh." Er betrachtete die Rechte, die Rubeus immer noch mit beiden Händen schüttelte.

"Wie ist das jetzt mit Ami-chan?", fragte Rubeus aufgeregt. "Und wie konntest du drei Energieblasts gleichzeitig aushalten?"

Für einen langen Moment war Akira verdutzt. Dann aber begann er zu lachen und klopfte dem Rotschopf auf die Schulter. "Ich denke, das erzähle ich dir morgen. Heute bin ich doch etwas eingespannt." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Mein Mädchen wird mir auch nicht verzeihen, wenn ich nicht rechtzeitig da bin."

Als er das erwartungsvolle Gesicht Rubeus' sah, fügte er verlegen an: "Ami."

"Uff, da bin ich aber erleichtert, dass das noch geklappt hat. Die Wetten standen fünfzehn zu eins gegen dich, weil sich alle sicher waren, du würdest es trotzdem noch versauen können, Iskander."

"Wetten?"

Saphir kicherte unterdrückt. "Buchmacher. London. Die wetten auf einfach alles."

Konsterniert sah Akira die beiden an. Er wusste nicht, was ihm mehr zu schaffen machte: Dass tatsächlich darauf gewettet worden war, ob er die Beziehung zu Ami versaute oder nicht, oder eher, dass da draußen Menschen waren, die trotz all ihrer und seiner Vorsichtsmaßnahmen gewusst oder zumindest vermutet hatten, dass sie beide ein Paar waren. "Mist."

Dann aber klopfte er Rubeus auf die Schulter. "Morgen. Versprochen."

"Echt?", rief der Rotschopf erfreut. "Ich werde dich dran erinnern, Akira-sama!"

Er kehrte zu Motoki zurück. "Wie viele Mitglieder hatte das Dunkle Königreich gleich noch mal? Und was meinst du, kommt diese böse Macht im Hintergrund etwa auch noch ins Leben zurück, nur diesmal als unser Verbündeter?"

An einem nicht allzu fernen Strand auf einer Halbinsel im Osten der Tokioter Bucht bekam ein alter Mann, der gerade seinen Hund spazieren führte, einen Niesanfall. Und das, obwohl gar keine Pollen flogen, gegen die er allergisch war. Na, vielleicht waren es ja auch die Späne des Stahls, die von den Unterseebooten herabrieselten, während mächtige Schneidbrenner sie zerlegten. Unterseeboote, die SailorVenus hier an Land gezogen hatte. Der alte Mann putzte sich ausgiebig die Nase und ging weiter.

"Dann freue ich mich auf zwei bestimmte Außerirdische und ihren Baum", sagte Motoki schaudernd. "Und auf dieses dreiköpfige Idiotentrio, das... Nun, es führt zu weit, dir das zu erzählen. Ich habe es ja auch nur als Zuschauer miterlebt, und..."
 

"Jungs, was macht Ihr hier noch?", klang Pyramons gewaltige Stimme vom anderen Ende der Halle herüber. "Die Mondkutsche startet jede Minute mit dem Brautpaar, und ich kenne zwei junge Frauen, die euch umbringen werden, wenn sie ohne Begleiter fliegen müssen!"

"Ach was. Wir haben doch noch zwanzig Minuten oder mehr!", rief Akira zurück.

"Meine Uhr sagt eher was von zwanzig Sekunden!", rief Pyramon zurück.

Die beiden Generäle wurden ein wenig blasser. Beide befragten ihre Holos, und tatsächlich, über die Inspektion der Abwehrmaßnahmen und über Motokis Ärger über Shingo hatten sie die Zeit vergessen. Und das bedeutete Ärger. Ärger, den sie vollkommen verdient hatten.

Beide verschwanden mit Step.

"Ihr schuldet mir was, Jungs", sagte Pyramon grinsend. Dann machte er sich selbst auf dem Weg zu den Mondkutschen. Immerhin war er der offizielle Regierungschef des SilverMilleniums. Zumindest der kleinen Filiale auf dem Mond. Und ausgerechnet Usagis Hochzeit hätte er niemals freiwillig versäumt.
 

"Ihr seid spät dran", tadelte Makoto die beiden Generäle, als sie auf dem Hof auftauchten, gerade in dem Moment, in dem die Mondkutschen landeten.

"Entschuldige, wir haben uns gegenseitig aufgehalten", sagte Motoki, während er seiner Verlobten einen Schmatzer auf die Wange gab. "Ich werde es später angemessen wieder gut machen."

"Was bedeutet angemessen?"

"Ach, ein klein wenig Honig, Sahne, vielleicht Schokosoße..."

"Motoki!"

"Auf einem riesigen Eisbecher..."

"Du bist unmöglich", tadelte Makoto.

"Und genau deshalb liebst du mich ja auch mehr als diesen ominösen Studenten, dem sonst alle Männer so ähneln, die dich interessieren", erwiderte Motoki frech.

"Es gibt wohl nichts, was dir gleicht", erwiderte sie.

Akira besah sich die Szene schmunzelnd, während er Amis Hand ergriff und diese drückte. Sie erwiderte den Druck und das Lächeln. Alles war so einfach, so simpel, und vor allem schön.

Als die Mondkutschen aufsetzten, unterbanden sie für lange Sekunden jedes Wort. Aber Worte waren zwischen Motoki und Makoto auch nicht wirklich notwendig. Die beiden hatten sich augenscheinlich schon wieder versöhnt.

Minako und Jedithe kamen zu ihnen, kaum dass die letzte Kutsche aufgesetzt hatte. Im Prinzip waren es isolierte Kabinen mit einer Antigravitationseinheit, die sich aus Sailorkraft speiste sowie plasmagestützten Steuerdüsen, um für den Antrieb zu sorgen. Damit wurde die Strecke Erde-Mond in nur einer Stunde bewältigt. Wenn man sich Zeit ließ. Acht Kutschen waren es, jede fasste bis zu einhundert Menschen und alle würden die Ehrengäste zum Mond bringen. Als Teil der Familie des Bräutigams würde Akira natürlich in der Kutsche des Brautpaars mitfliegen. Ami als Teil der Familie der Braut auch.

Für einen Moment spürte Akira einen leichten Stich im Magen, als ihm ins Bewusstsein kam, dass Mamorus Familie zwar reicht weitläufig war, aber seine direkten Blutsverwandten schon lange tot waren. Die Großeltern früh gestorben, beide Elternteile bei einem Autounfall ums Leben gekommen... Er konnte jeden Rückhalt gebrauchen, den er finden konnte. Und gerade heute, an diesem Tag, war es für Akira und die Generäle mehr als eine Ehre, hinter ihm zu stehen und ihm die Familie zu ersetzen, die er nicht mehr hatte.

"Schönes Kleid", flüsterte er Ami zu. Wie Auch Makoto und Minako trug er das hellblaue, bauschige Kleid der Brautjungfern, das leicht an das Brautkleid Usagis angelehnt, aber bei weitem nicht so aufgebauscht war.

"Danke", flüsterte sie zurück. "Tolle Uniform."

Akira hätte beinahe laut gelacht, als er das hörte. Für einen Moment vergrub er Mund und Nase in ihren Haaren und küsste sie über dem rechten Ohr. "Ich liebe dich."

"Schön, dass du es endlich eingestehst", erwiderte sei keck und küsste ihn flatternd wie ein Schmetterling auf den Mund.

Rei und ihr Freund schlossen nun ebenfalls zur Gruppe auf, die in der ersten Kutsche mit dem Brautpaar reisen würde. Je länger Akira Yuichiro betrachtete, desto besser fand er Reis Endscheidung, die Frisur zu wechseln. Die kurze Frisur mit der hochgegelten Stirn stand ihm wesentlich besser als der langhaarige Gammel-Look. Und es brachte seine Augen besser zur Geltung. Natürlich Reis Entscheidung - Yuichiro hätte sich nie freiwillig von seiner langhaarigen Pracht getrennt. Aber, wie er hie und da zu sagen pflegte, er liebte Rei halt viel mehr, weshalb der Frisurenwechsel nicht einmal ansatzweise Grund für eine Diskussion gewesen war. Und schließlich fand er es so ja auch besser. Und zugegeben, die beiden waren ein wirklich hübsches Paar. Die hochgewachsene langbeinige Schönheit mit der Welle an seidenschwarzem Haar und der hochgewachsene, breitschultrige Mann mit den beeindruckenden Augen hätte man durchaus für ein Paar beim modeln halten können.

"Herr General", scherzte Yuichiro, als er zu Akira aufschloss.

"Herr Oberkommandierender", gab Akira zurück. Denn das war er noch immer: Oberkommandierender aller verbündeten Streitkräfte. Die Eroberung Japans war noch nicht revidiert worden, und mittlerweile hatten sich etliche Staaten, vor allem aus der Dritten Welt, mit dem SilverMillenium assoziiert, was ihr kleines Reich zu einer der stärksten Nationen der Welt machte - nicht nur auf dem Papier. Yuichiro hatte all diese Macht in Händen und auch schon in einigen kleineren Konflikten eingegriffen. Seither stand sein alter Name Leth für alles, nur nicht für das Vergessen. Die beiden Männer grinsten sich an. Diese Last teilte sich Yuichiro mit Akira und Motoki. Leider hatten sie es nicht geschafft, einen Teil der Arbeit und Verantwortung auf den vierten im Bunde, Mamoru, abzuwälzen. Noch nicht.

"Hat Minako es dir schon erzählt, Ami-chan?", sagte Rei.

"Was erzählt?"

"In New York turnt eine junge Frau in einem hautengen Spandex-Kostüm durch die Straßen und "hilft" der Polizei. Das NYPD hat das SilverMillenium um Amtshilfe gebeten, weil es vermutet, bei der Frau handele es sich um eine Millenierin aus der New Yorker Kolonie, die zu viele Spiderman-Hefte gelesen hat."

"Und? Ist es eine Millenierin aus der Kolonie?", fragte Ami geradeheraus.

"Nein. Ich habe mir die Bilder angesehen und sie mit Aellion besprochen. Sie ist keine von uns."

"Aber sie hat Sailorkräfte, richtig?"

Rei lächelte seltsam zufrieden. "Ein messerscharfer Verstand wie immer. Das ist mein Mädchen."

Akira legte einen Arm um Amis Schultern und zog sie an sich. "Von wegen dein Mädchen. Sie gehört mir, und ich teile nicht. Niemals", scherzte er.

Rei sah ihn an, ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut und seufzte schließlich. "Weißt du eigentlich, wie viele Vorlagen für dumme Sprüche und faule Witze du mir gerade gegeben hast? Sei dankbar, dass ich sie habe alle verstreichen lassen, Mr. Ich-bin-nicht-sicher-ob-sie-mich-nun-lieben-muss."

"Aber der eine musste sein, was?"

Das schwarzhaarige Mädchen kicherte. "Den hattest du am meisten verdient."

"Ich weiß."

Ami war ein wenig errötet, als sie sich gegen Akira gedrückt fühlte, das machte die ungewohnte Nähe unter den Augen aller. Aber sie gewöhnte sich daran. Weil sie es so mochte. "Das heißt für uns, dass wir nach der Hochzeit auf Vigilantenjagd in New York gehen werden?"

"Ja. Wir fangen sie ein und bilden sie aus. Und gleichzeitig halten wir nach Anzeichen Ausschau, ob noch mehr Menschen mit Sailorkräften erwacht sind. Seit die Welt unter der Eiskruste lag und wiedererweckt wurde, hat sich vieles geändert, vielleicht alles."

"Oder sie ist aus dem alten SilverMillenium wiedergeboren", meinte Ami nachdenklich.

"Oder beides. Aber ich schätze, wir müssen in Zukunft mit weit mehr Menschen mit Sailorkräften rechnen. Und auch wenn die Zahl unserer Gegner überschaubarer geworden ist, ganz fort sind sie nicht, daher werden sie versuchen, diese Menschen zu instrumentalisieren."

"Nicht, dass sie es nicht schon mit Gewalt probiert hätten", sagte Yuichiro. Seit der Niederlage und den Verhaftungen der Rädelsführer und ihrer wichtigsten Gefolgsleute verging kaum ein Tag, an dem nicht ein Anschlag auf die Botschaft vereitelt oder die Planung dazu aufgedeckt wurde. Es gab kaum Menschen, die aus ideologischen Gründen ausgerechnet SailorMoon attackieren wollten, aber bei sieben Milliarden blieben eben noch genügend Gewissenlose übrig. Leider. Und solange die Verschwörer, die sie bisher nicht enttarnt und der Gerichtsbarkeit ihrer Länder haben überantworten können, noch über Geld verfügten, würden diese Angriffe nicht aufhören. Aber eventuell gingen ihnen irgendwann die Attentäter aus. Definitiv noch nicht heute, deshalb war die Verteidigung an diesem Feiertag gut aufgestellt und die Hochzeit würde auf dem Mond stattfinden. Draußen auf den Straßen war wieder eine bunt gemischte Menschenmenge, um diesen Freudentag zu bejubeln. Zwischen ihnen schwirrten uniformierte und zivile Polizisten umher, die wachsamen Augen weit aufgerissen und jederzeit bereit, einem Anschlag zuvorzukommen. Selbst Senior Super Intendent Takeda und sein Stellvertreter, Super Intendent Kabuto, waren in der Menschenmenge unterwegs, um ihre Arbeit zu tun. Zum Glück hatten die restlichen Verschwörer schnell erkannt, dass Anschläge auf die Menschenmassen einen absolut gegenteiligen Effekt hatten, als sie erwarteten. Statt Angst in die Herzen der Menschen zu säen und die Unterstützung für das SilverMillenium zu durchbrechen, würde es die Menschen in ihrem Tun nur noch enger zusammenschweißen.

"Nicht, dass sie nicht dauernd scheitern würden", fügte Akira grinsend an, um die Stimmung zu heben.

"Und das bleibt auch so", erklärte Rei resolut und klang, als hätte sie ein Naturgesetz verkündet. Nun, Akira konnte es nur recht sein, wenn die Miko Recht behielt.
 

Er sah auf, als eine Reihe Luftkutschen im Innenhof landeten. Luftkutschen funktionierten nach dem gleichen Prinzip wie die Mondkutschen. Sie waren allerdings nicht raumtauglich. Die zwölf Kutschen brachten weitere Staatsoberhäupter, die der Hochzeit beiwohnen würde.

Als der US-Präsident mit der First Lady ausstieg, jubelte die Menge. Seit seinem Kampf gegen die Putschisten und auf der Seite Serenitys war der Mann weltweit ungeheuer populär. Einer zweiten Amtszeit stand sicher nichts im Wege. Ihnen folgten Iori und Frau. Beim Premierminister Japans hatte Akira immer noch mehr als gemischte Gefühle, denn seine Kollaboration mit dem Feind und die anschließende Kapitulation unter Kriegszustand hätten bei einem schwächeren SilverMillenium durchaus dazu führen können, dass er vollends auf Seite der Verschwörer in den Krieg eingetreten wäre. Und die Folgen davon wären erheblich schlimmer gewesen. Bei ihr war es anders. Die alte, aber mit Würde gealterte Frau, Universitätsprofessorin und nicht die Spur an Politik interessiert, hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass ihr Herz für Altruisten wie Usagi schlug.

Die beiden machten Platz, und ein weiteres Paar trat aus der Luftkutsche. Akira fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, als er das japanische Kaiserpaar erkannte, das zusammen mit den Ioris und dem Präsidentenpaar zur ersten Mondkutsche geführt wurde. Obwohl er in Europa geboren und aufgewachsen waren, bedeutete das Wort Kaiser für ihn etwas. Das spannte ihn an, auch wenn er nicht verstand, warum. Das hatte nichts mit Gehorsam zu tun, aber vielleicht mit Respekt und Tradition. Der deutsche General de Maiziére hatte es mal so formuliert: Tradition ist nicht Geschichte, sondern Auswahl aus der Geschichte.
 

"Akira", klang Setsunas Stimme hinter ihm auf. Sie trat gerade mit Pyramon am Arm zu ihrer Gruppe. Außer Hotaru, die aus verständlichen Gründen nicht hier sein konnte, weil sie erst vier war, fehlten dann nur noch Haruka und Michiru. Allerdings war er sich sicher, dass die Hotaru aus der Zukunft zusammen mit einem rosafarbenen Mädchen irgendwo in der Botschaft steckte und das Ereignis des Jahrzehnts heimlich begleitete.

Auf einem uns wohl bekannten Balkon bekam derweil eine junge Frau mit halblangen schwarzen Haaren einen Niesanfall, vor dem ein weißhaariger Junge und ein Mädchen mit rosa Haaren erschrocken davon spritzten.

"Ja, Setsuna?"

Die Majestät des Pluto lächelte, aber es erreichte ihre Augen nicht. "Bereit für einen kleinen Schock?"

"Wie, für einen kleinen Schock? Hast du herausgefunden, dass Pluto kein Planet mehr ist?", scherzte er.

"Ein etwas größerer Schock", erwiderte sie, ohne eine Miene zu verziehen. Als Akira sie das erste Mal drauf angesprochen hatte, hatte sie ihm erklärt, dass SailorPluto nur ein Name war und nichts mit dem ehemaligen Planeten zu tun hatte. Sie hätte auch genauso gut SailorHades heißen können. Es ging mehr um ihre Kraft bei der ganzen Geschichte. So wie Ami zwar die Majestät des Merkurs war, einem halbflüssigen Gesteinsbrocken ganz nahe der Sonne, aber mit ihren Kräften Wasser manipulierte. "Wie groß?"

"Ich wollte es dir ja nicht sagen", druckste Ami verlegen, "aber..."

"Hm?", machte Akira. Was wussten die zwei, was er nicht wusste, und warum war es unangenehm? "Aber?"

"Aber sie sind wieder da."

Setsuna deutete mit dem Daumen zum Tor. "Da hinten."

Akira folgte dem Fingerzeig. Dort standen Haruka und Michiru, die sich selbst zu seinen Adoptivgeschwistern erklärt hatten. Wie er erwartet hatte, trug Haruka einen schwarzen Smoking, der an ihr besser aussah als an manchem Mann, und Michiru trug das gleiche Kleid wie die Brautjungfern auch. Was er allerdings auch sah, das war, dass Haruka fast die Beherrschung verlor und einige Menschen derart anherrschte, dass dieser Teil der Zaungäste ein paar Schritte zurückwich. Erst Michiru beendete ihren Zornlauf und brachte sie dazu, zur Mondkutsche zu kommen. Schließlich würde das Brautpaar und die Familie jede Sekunde die Botschaft verlassen, um als Erste die Mondkutsche zu erklimmen.

"Was war denn?", fragte er, als die beiden sich ihnen anschlossen.

"Ach, nichts, nichts", brummte Haruka. Ihr schönes Gesicht war noch immer vor Ärger verzerrt.

"Und das regt dich so auf?", fragte er amüsiert.

Die großgewachsene Frau seufzte zum Steineerweichen. Sie sah kurz Ami an, die zustimmend nickte. Amüsiert, wie es Akira schien. "Also gut, wenn du es wissen willst, die Idioten sind wieder da, die dich in die Verbannung schicken wollen."

Akira unterdrückte ein glucksendes Lachen. "Was, bitte?"

"In die Verbannung. Dich."

"Ja, Himmel, aber WARUM?"

"Weil du Ami versklavt hast", sagte sie mit einer Miene, die zeigte, wie schwer es ihr fiel, bei diesen Worten ernst zu bleiben.

"Was, bitte?" Er sah sein Mädchen an. "Was, bitte?"

"Es sind Fans. Hardcore-Fans", sagte sie schulterzuckend.

"Idioten trifft es eher", brummte Haruka wütend. "Kannst du das glauben? Sie nennen sich SailorMerkur-Fans, aber sie verlangen von ihr, dass sie rein und unschuldig und unbefleckt bleibt, damit sie sie in ihrer Vollkommenheit weiter idealisieren können."

Akira sackte die Kinnlade herab. "Was, bitte?"

"Ich sagte ja schon, es sind Idioten. Und dir werfen sie jetzt vor, du hättest sie verführt, verzaubert oder aus anderen Gründen in deiner Gewalt und wolltest, ich zitiere: Dem letzten reinen Mädchen unter den Sailorkriegern Unaussprechliches antun, weil dich ihre perfekte Unschuld stört."

Michiru erbarmte sich und schob dem jungen Krieger den Kiefer wieder hoch. "Vergiss nicht zu atmen, Aki-chan."

Er betrachtete die junge Frau, die nicht nur als Sailorkriegerin virtuos war, sondern auch die klassische Geige beherrschte wie kaum einer auf der Welt, aber er sah sie nicht. Erst nach und nach kehrte sein Blick in die Wirklichkeit zurück. "Ich tue was?"

"Na, weil Ami doch offiziell keinen Freund hatte. Zumindest bis zum letzten Tag des Krieges. Ich sagte ja, es sind Idioten", sagte sie, das Wort "Idioten" schroff betonend. "Daraus haben sie dann geschlussfolgert, sie müsse auch keusch, unberührt und vollkommen unschuldig sein."

Akira sah das Mädchen an, das er noch immer an sich drückte. "Du bist keusch, unberührt und unschuldig?"

"Absolut", sagte sie mit todernster Miene. "Und sowas von rein, man wird geblendet, wenn man mich nur ansieht."

"Wie gut, dass ich für dich auch nicht einen einzigen unkeuschen Gedanken hege", erwiderte Akira ebenso todernst. Das hielten sie fast zehn Sekunden durch, bevor sie schallend lachten.

"Es tut schon weh, wenn so etwas gesagt wird", sagte Akira schließlich. "Immerhin habe ich mich dumm genug angestellt, bis wir endlich richtig zusammengekommen sind."

Ami räusperte sich. "Wir."

Das ließ Akira lächeln. Er küsste sie sanft auf die Wange. "Wir. Hat sich aber alles gelohnt."

"Hat es", bestätigte sie lächelnd.

"Also werde ich diesen Idioten mal die Meinung geigen müssen, oder?", seufzte er.

"Hat Haruka schon gemacht", sagte Michiru in einem sehr trockenen Ton. "ICH hätte es ja anders formuliert..."

"Was hat sie denn gesagt?", fragte Akira amüsiert.

Haruka errötete. "Nun, nur die Wahrheit."

"Und die wäre?"

Der Rotton auf ihren Wangen wurde voller. "Wirklich nur die Wahrheit. Dass es den Idioten gar nicht um die Reinheit von Ami Mizuno geht, sondern nur darum, dass, wenn sie sie nicht haben können, dass niemand sie haben soll. Ich sag's ja, Idioten."

"Und was hast du noch gesagt, Schatz?", fragte Michiru.

"Nur die Wahrheit. Dass, wenn sie Ami so toll finden, sie gefälligst Sailorkräfte entwickeln und die Welt retten sollen, um ihr zu gefallen. Das haben sie natürlich nicht so gerne gehört, vor allem nicht so schonungslos offen. Aber bei Idioten kenne ich kein Pardon."

"Was idealisieren sie auch einen Menschen, den sie ohnehin nicht haben wollen, nur weil sie zu feige und faul sind, sich eine richtige Freundin zu suchen?", brauste Rei auf. "Ich glaube, ich geige denen selbst mal die Meinung", sagte sie entrüstet, während sie mit der Linken den kurzen Ärmel ihres Kleides ein Stück hochschob. "Hiergeblieben, Missie", sagte Yuichiro bestimmt und hielt sie an der Schulter fest.

"Seit wann bist du denn auf der Seite der Idioten?"

"Seit es losgeht." Er deutete in Richtung der Botschaft, aus der in diesem Moment die Familie Mizuno trat. Die schmerzliche Leere dahinter wurde gefüllt von zwei Milleniern, Aellion und Gaion, die die Bilder von Mamorus getöteten Eltern trugen. Beide Porträts hatten einen Trauerflor erhalten. Akira wurde schmerzlich bewusst, dass er gerne an dieser Stelle mitgegangen wäre, um Mamorus Familie zu ersetzen. Aber da Ami Usagis erste Brautjungfer war, musste er als ihr Begleiter hier bleiben. Sie hatten das besprochen, und Mamoru hatte seinen Wunsch begrüßt, aber nicht angenommen. Das hätte er Ami nicht angetan. Motoki erfüllte die Rolle des ersten Trauzeugen und konnte ebenfalls nicht mitgehen, obwohl er es ebenfalls gewollt hatte. Kurz hatte auch im Raum gestanden, Trauzeugen und Brautjungfern an der Stelle mitgehen zu lassen, als Mamorus Familie, aber das zweite Oberhaupt des SilverMilleniums hatte dazu nur gesagt: "Ihr seid immer meine Familie, egal wo Ihr mitgeht." Also hatten sie es gelassen. Sie würden ihn von hier unterstützen.
 

Als ein großes Raunen durch die Menge ging, wusste Akira, es war soweit. Usagi Tsukino und Mamoru Shiba traten auf den Platz vor dem Botschaftsgebäude, der hinter vorgehaltener Hand schon "Kristallpalast" genannt wurde. Als die beiden auf die Kutsche zuschritten, beide fast bis an die Ohren vor Glück grinsend, klang Jubel in der Menge auf. Die beiden winkten in alle Richtungen und schienen jedem persönlich zuzuwinken. Als sie die Brautjungfern und die Trauzeugen passiert hatten, schlossen sie sich ihnen an. Gemeinsam, als eine Hochzeitsgesellschaft, betraten sie die Mondkutsche. Danach kamen jene Gäste an Bord, die für die erste Kutsche vorgesehen waren. Regierungschefs, Staatsoberhäupter, persönliche Freunde wie Haru und Umino, denen das Rampenlicht bei den Brautjungfern zu groß erschienen war und die etwas bescheidener im Hintergrund bleiben wollten.

Schließlich war die Mondkutsche voll und startete. Die anderen Mondkutschen füllten sich nun ebenfalls rasch. Die perfekte Organisation der Millenier machte daraus ein zügiges Ereignis. Hunderte Menschen, viele durch Los ausgewählt und aus allen Teilen der Gesellschaft würden in den Kutschen mitfahren. Für eine weitere große Gruppe stand der Durchgang des Mondtunnels offen, den sie nicht für die Hochzeitsgesellschaft gewählt hatten, weil er einerseits maximal zwei Personen nebeneinander Platz bot und andererseits die Mondkutschen viel schönere Bilder boten. Denn letztendlich war dies nicht nur Usagis und Mamorus Hochzeit, es war eine Feier für alle, die sich daran erfreuen wollten. Vom heutigen Tag an, gestand Akira sich ein, würden die Freunde Usagi und Mamoru noch mehr mit dem Rest der Welt teilen müssen als bisher schon.

Kurz sah Akira auf, als Petzite an Saphirs Seite die Kutsche betrat. Ihr folgten ihre drei Schwestern - Diamant in der Begleitung von Berthierite, Calaverite und Kermesite in Begleitung von Männern, die Akira merkwürdig bekannt vorkamen, bis er Kermesites Begleiter als Ayoka identifizierte. Er wandte den Blick schaudernd ab, bevor er Calaverites Begleiter erkennen konnte. Gut, gut, die Welt drehte sich weiter, aber war so eine Entwicklung überhaupt möglich?

"Sei nicht so spießig", mahnte Ami ihren Freund. "Du weißt doch, wo die Liebe hinfällt, da wächst und gedeiht sie."

"Liest du meine Gedanken?", fragte Akira amüsiert.

"Deine Gedanken muss man nicht lesen, nur dein Gesicht, wenn man wissen will, was du denkst, Schatz. Calaverite wird übrigens von..."

"Ich sehe das noch früh genug", sagte Akira hastig. "Lass mir wenigstens den Teil meines Seelenfriedens, bis wir auf dem Mond sind."

"Apropos Mond", sagte Usagi. Noch immer selig lächelnd trat sie mit Mamoru zur Gruppe. In der Hand hielt sie ein Kartenspiel. "Wie wäre es mit einer Runde Schwarzer Peter, um die Zeit zu überbrücken?"

"Warum können wir nicht Poker spielen?", murrte Motoki.

"Oder Skat?", meinte Akira. "Ich bringe euch die Regeln bei, keine Sorge."

"So viel Zeit haben wir nicht. Also entweder Schwarzer Peter, oder ich hole ein Scrabble-Spiel", sagte Mamoru.

Motoki wurde ein wenig blass. "Bloß nicht. Deine Wortkombinationen sind zum Abgewöhnen, Mamo-chan."

"Also Schwarzer Peter", bestimmte Usagi. Sie ließ sich inmitten der Sitzreihen nieder. Die Mädchen scharten sich um sie, und die Männer wirkten unschlüssig - bis Jedithe ein kleines Päckchen aus seiner Uniform zog. "Zu wenig Karten, Jungs. Setzen wir uns hier rüber und spielen Black Jack. Ich bin die Bank."

"Einverstanden!" Akira winkte durch die halbe Kutsche. "Haru! Umino! Kommt ran und bringt Shingo und Unazuki mit! Wir spielen Karten!"

"Unterwegs!", rief Umino zurück.

Yuichiro runzelte die Stirn, als er die irritierten Blicke der anderen Gäste bemerkte. Eine Stunde war lang, aber nicht zu lang. "Pyramon, hast du zufällig noch Kartendecks für die übrigen Gäste?"

Der offizielle Regierungschef des SilverMilleniums sah den Braunhaarigen an wie ein exotisches Tier. "Junge, Mondkutsche hin, Mondkutsche her, dies ist ein Schiff. Und ein Schiff ohne Kartenmaterial ist undenkbar. Daher haben wir hier an Bord alle Karten, die man sich denken kann. Vor allem aber Kartenspiele." Er nickte grinsend einem Millenier der Besatzung zu, der salutierte und im Cockpit verschwand. Kurz darauf kam er mit mehreren Packen Spielkarten wieder, um sie unter den Gästen zu verteilen.

"Wie immer gut vorbereitet, eh?", neckte Jedithe den Millenier.

"Ich erkenne meine Schweine am Gang", erwiderte er grinsend.

"Hört auf zu reden, lasst uns spielen!", sagte Akira und griff nach den Karten, um sie zu mischen.

Er teilte aus und spielte für diese Runde den Geber. Danach übernahm Mamoru, ihm folgte Pyramon.

Irgendwo in der Menschenmenge rief jemand: "UNO!", und Akira glaubte, die Stimme der First Lady erkannt zu haben. Diese Hochzeit machte ihm mehr und mehr Spaß.
 

Als die Kutsche landete und die Hochzeitsgesellschaft in der alten Formation ausstieg, hätte Akira beinahe anerkennend gepfiffen. Das SilverMillenium WAR wiedererstanden. Der Palast, die Stadt ringsum und die Gärten waren wieder so, wie er es aus seinem früheren Leben kannte. Es ließ sein Herz höher hüpfen, und er wünschte diesem SilverMillenium ein mindestens ebenso langes Leben und Gedeihen wie dem Ersten, das als Hafen für die Verbreitung der Menschheit Jahrtausende überdauert hatte, bevor es das Licht des Wissens zurück zur Erde gebracht hatte. Diesmal war es anders herum. Leben und Wissen wurden von der Erde auf den Mond gebracht.

Sie wurden bereits erwartet. Angeführt von Kakyuu - Königin Kakyuu - erwarteten sie die Starlights bereits. Ihnen oblag es, das musikalische Rahmenprogramm zu liefern. Sie würden selbst singen, aber auch das millennisch-königliche Orchester dirigieren. Wenn es überhaupt noch möglich war, würde dies ihrer Popularität einen weiteren Schub mitgeben.

Akira fühlte sich einen Moment ein wenig verloren, als er die drei so strahlend lächeln sah. Besonders beim Anblick Yatens ging ihm ein Stich durchs Herz. Und wie musste es Ami gehen, wenn sie Taiki sah?

Sie drückte seine Hand. "Es bleibt uns nur, den beiden und Seiya alles Glück dieser Welt zu wünschen", sagte sie. "Alle drei sind wundervolle Menschen, auf die zweifellos wunderbare Partner warten. Sobald sie sich mal entschieden haben, was sie eigentlich sein wollen."

Akira erwiderte den Druck ihrer Hand. "Was wäre ich nur ohne dich?"

"Verloren, verkauft und vereinsamt", erwiderte sie spöttelnd. "Und gewiss kein Mitglied des Mile High-Clubs."

Akira unterdrückte ein prustendes Lachen, aber es drückte ihm die Luft durch die Nase und dann wieder in die Lunge. Dadurch erlitt er einen Hustenanfall, der aber zum Glück nicht lange dauerte. "Gutes Argument", krächzte er.
 

Es gab keinen Saal im wiedererrichteten Palast, der all die Gäste hätte fassen können, deshalb fand die Zeremonie bei allerbestem Sonnenschein im großzügigen Garten statt, der vom Grundriss her dem Original nachempfunden war. Da die Pflanzen von damals größtenteils nicht mehr existierten, hatten die Millenier Kompromisse gemacht und eigene, in den Ruinen heimische und von der Erde importierte Pflanzen angesiedelt, und bisher ging das Experiment gut. Akira sah misstrauisch nach oben zum Schirm, der die Atemluft hielt und außerdem verhinderte, dass sie von der Sonne mit den auf der Tagseite des Mondes üblichen einhundertzwanzig Grad Celsius gebraten wurden, aber das Ding wirkte sehr stabil. Wobei er als einer der Generäle mit seiner Fähigkeit, Rüstungen zu erschaffen, wohl kaum von Vakuumeinbruch oder Hitze betroffen gewesen wäre. Aber die vielen tausend Menschen hier wären es. Wobei er sich nicht so sicher war, ob es um die rund fünfhundert Reporter und ihre Kamerateams, die live auf die Erde berichteten, wirklich so schade gewesen wäre. Aber er wollte den Freudentag nicht mit solchen Gedanken ruinieren, also behielt er sie für sich. Stattdessen nahm er endlich seinen Platz auf der Seite des Bräutigams ein, während seine Freundin mit auf das Podest trat, zu Usagi, Mamoru und seinen ersten Trauzeugen Motoki. Zu gerne hätte er selbst dort gestanden, aber selbst Yuichiro kannte Mamoru länger als er. Aber immerhin konnte er den Freund alleine durch seine Anwesenheit und durch seine Platzwahl stützen. Nicht, dass Mamoru in seinem Glückstaumel so etwas Triviales überhaupt mitbekommen hätte. Nicht, dass Akira dem Freund den Glückstaumel nicht gönnte.

Kurz ging sein Blick zu Usagis Familie. Vater Kenji wirkte furchtbar stolz, Mama Ikuku weinte verstohlen in ein Taschentuch, aber sie lächelte. Shingo wandte den Kopf immer wieder seiner Begleiterin zu, Motokis kleiner Schwester, und Akira hätte drauf gewettet, dass sie miteinander flüsterten. Dennoch, sie lächelten wie alle hier. Akira ließ seinen Blick weiter schweifen und erkannte Admiral Yamamoto, General Fushida und General Young weiter hinten, diskret im Hintergrund, aber in voller Gala-Uniform. Er neigte leicht das Haupt und war überrascht, als die drei die Geste erwiderten. Dennoch vermisste er einige Gesichter; aber es hatte ja nicht ganz Tokio oder gar die ganze Welt hier hoch kommen können. Stattdessen brachten die Fernsehsender den Mond in die ganze Welt.

Als sich Königin Serenity - also die vergeistigte Mutter Usagis aus ihrem ersten Leben im SilverMillenium - materialisierte, raunte die Menge erstaunt auf, obwohl diese Szene angekündigt worden war. Neben ihr entstand ein hochgewachsener blonder Mann, und Akira fühlte sein Herz hüpfen. Das war Ikakles, Serenitys Mann und damals Usagis Vater, der zehntausend Jahre lang auf dem Seelenschiff von Echitron gefangen gehalten worden war, und der mit den SailorKriegern den letzten Kampf ausgefochten hatte. Er war dabei getötet worden, und Akira war froh, dass er sich dennoch hatte retten können - in die Vergeistigung und an die Seite seiner Frau.

Er war so gerührt, dass er kaum etwas von dem mitbekam, das gesagt wurde, erkannte kaum die Gesten, registrierte nur, dass Königin Serenity Usagis und Mamorus Hände ineinander legte und dabei lächelte. Dann erklärte sie die beiden für vermählt, und sie küssten sich.

Akira gab sich einen Ruck und kehrte in die Realität zurück. Es würde noch Gelegenheiten geben, mit Ikakles zu reden. Tausende Gelegenheiten, denn der Mann war in seiner neuen Form unsterblich. Und der ehemalige General wusste, wo und wie er ihn finden konnte. Also stimmte er in den Applaus und den Jubel ein, der den Garten erfüllte.

Ami sah zu ihm herüber und lächelte. Das ließ seinen Magen die Kehle hochspringen. Verdammt, er war immer noch so sehr verliebt in sie wie am ersten Tag. Was für eine phantastische Frau. Was für ein Glück er doch gehabt hatte. Wie hatte es die Ami aus der Zukunft formuliert? Man musste auch mal Schwein sein. Akira hatte vor, sehr viel Schwein zu sein und diese Frau nie wieder entkommen zu lassen. Niemals wieder.

***

Die Party, die sich anschloss, war perfekt organisiert, und unglaublich zwanglos. Was dazu führte, dass die Damen sich improvisierte Tanzkarten anfertigten, um einen Überblick darüber zu behalten, wem sie wann einen Tanz versprochen hatten. Akira hätte sich gerne die Tanzkarte von Ami von oben bis unten eingetragen, aber gerade heute musste er sie teilen. Was noch schlimmer war, auch die ehemaligen Generäle waren diesem gesellschaftlichen Zwang unterworfen und waren heißbegehrt als Tanzpartner. So kam es, dass Akira nicht nur mit der First Lady tanzte, sondern auch mit der Kaiserin und Usagis Mutter. Unter anderem. Als er sich nach dem zwölften Tanz eine Pause gönnte, um einen Schluck Wasser zu trinken, klopfte ihm jemand auf die Schulter. "Den nächsten, vielleicht", murmelte er automatisch, bevor er sich umwandte, um zweifellos eine Frau zu sehen, die den Schnellen Walzer mit ihm tanzen wollte, der gerade begonnen hatte.

"Leider habe ich mir nur diesen freigehalten", sagte Ami mit spöttisch verzogenen Lippen. "Aber wenn du nicht willst..."

"Natürlich will ich!" sagte Akira hastig, nahm ihre Hand und führte sie zur Tanzfläche. "Wie hast du den Tanz überhaupt freihalten können?"

Ami präsentierte ihm die improvisierte Tanzkarte. Eines der Fächer war tatsächlich leer. "Ich habe meinen Daumen drauf gehalten."

"Kluges Mädchen", lobte Akira, fand sich mit seiner Dame zwischen den Tanzenden ein und begann sich im Rhythmus der Musik zu drehen.

"Ich wusste ja, dass du tanzen kannst", lobte Ami, "aber dass du klassische Tänze auch beherrschst..."

"Eine Idee meiner Mutter. Als ich vierzehn war, haben sich all meine Freunde zum Tanzkurs angemeldet, und ich musste mit, weil "ein Mann tanzen können muss, dann kann er mit jeder Frau tanzen". So waren ihre Worte. Deshalb kann ich noch den einen oder anderen Tanz ganz gut."

"Ganz gut? Mit dir schwebe ich wie auf Wolken."

"Du brauchst mir nicht zu schmeicheln. Ich liebe dich auch so schon bedingungslos", sagte er lächelnd.

"Das weiß ich doch. Aber ich höre es so gerne." Sie erwiderte sein Lächeln. Es wurde ein Grinsen, als sie an ihm vorbei sah. "Umino und Haru sind ein wirklich hübsches Paar, denkst du nicht?"

Er sah über die Schulter, wo der große Toudai-Student und die angehende Diplomatin des SilverMilleniums über die Tanzfläche schwebten. "Würde mich nicht wundern, wenn auch ihre Tanzkarte voll ist. Und Umino hatte sicher auch noch keine Pause." Und das war ein Kompliment.

Er sah seiner Freundin in die Augen. "Ist dieser Ryu eigentlich auch heute hier?"

"Ryu wer?"

"Du weißt, wen ich meine. Ich hätte ihn mir mal gerne angesehen. Damit ich weiß, wie dein Geschmack bei Männern so ist."

Sie kicherte leise. Röte huschte über ihr Gesicht. "So, so. Meinen Geschmack bei Männern willst du wissen, General Weißhaar."

"Ja. Würde mich freuen, wenn ich einigermaßen ins Schema passe, mein Schatz."

Die Musik verstummte, als das Lied auslief. Sie blieben stehen, behielten aber noch die Tanzpose bei. Der nächste Tanzpartner Amis kam bereits angerauscht und auch für ihn war die nächste Partnerin auf dem Weg, wie er zu sehen glaubte. Dennoch sahen sie einander lächelnd an.

"Tja, mein lieber Akira, dann musst du wohl ins Bad gehen und in den nächsten Spiegel schauen. Dann kennst du meinen Geschmack bei Männern."

Akira spürte, wie er errötete. "Ich sagte doch schon, ich bin dir bereits hoffnungslos verfallen."

"Ich weiß", sagte sie erneut. Sie beugte sich leicht vor und stellte sich auf die Zehenspitzen. "Usagi erwartet uns alle in ihrem Garten, gleich nach dem Abendkaffee. Wir sehen uns dort." Dann ließ sie ihn fahren, wandte sich um und begrüßte ihren nächsten Tanzpartner. Akira fühlte Neid aufsteigen. Aber immerhin würde er sie noch ein ganzes Leben für sich haben, also würde er die Enttäuschung des heutigen Abends wohl überleben. Er verbeugte sich knapp vor seiner nächsten Tanzpartnerin und registrierte erleichtert, dass es Unazuki war. Er würde also keine belanglose Konversation betreiben müssen und konnte mit ihr ein wenig über die Familie und über GunSuits quatschen. Immerhin.

"Darf ich bitten?"

Sie ergriff seine einladend ausgestreckte Rechte, ließ sich heran ziehen und nahm Tanzhaltung ein. "Du wirst ja hochgelobt, was das Tanzen angeht. Da wollte ich das auch mal ausprobieren."

"Nur zu, nur zu", sagte er lächelnd.

"Woran liegt das? An deiner Lehrerin?"

Die Musik setzte ein und Akira begann das Mädchen zu bewegen. "Ich schätze, man muss nur ein paarmal an der Schwelle des Todes sein, um selbst solche Dinge wie einen Tanz wirklich wertzuschätzen."

Die junge Frau zog eine Augenbraue hoch. "Also liegt es an der Tanzlehrerin."

Akira nickte resigniert "Ja, es liegt an der Tanzlehrerin." Dann lachten sie gemeinsam.

***

Kurz nach dem Abendkaffee löste sich Akira aus der Hochzeitsversammlung und suchte jene Ecke auf, der "Garten der Prinzessin" genannt wurde. Die kleine, abgeschiedene Ecke war jenem Pavillon nachempfunden, in dem sich Prinzessin Serenity und König Endymion einst heimlich getroffen hatten. Es sprach für Usagi, dass sie diesen Winkel erneut für sich beanspruchte.

Er war einer der Letzten aus dem engeren Kreis der Krieger, die eintrafen. Sie waren alle versammelt, alle Sailorkrieger, alle Generäle und ihre wichtigsten Verbündeten, was die Situation ein klein wenig beengte. Akira machte das nicht wirklich etwas aus, hatte er doch so einen Grund, sich hinter Ami zu stellen, sie zu umarmen und sie an sich zu drücken.

"Da bist du ja endlich", sagte Usagi. Sie lächelte ihm entgegen, während sie zugleich Mamorus Hand liebkoste, die auf ihrem Bauch ruhte. "Wir wollten dich schon suchen lassen, Akira-chan."

"Akira-chan? Womit habe ich denn dieses Suffix verdient?", fragte er irritiert.

Mamoru grinste leicht. "Du wirst doch Serenity-sama nicht hinterfragen, General?"

"Nein, wie käme ich dazu?", scherzte er.

Usagi erhob sich und trat auf Akira zu. Sie hielt ihm einen kleinen Zettel entgegen. "Mamoru und ich haben beschlossen, dass du von unseren Freunden der erste sein sollst, der diese Information erhält. Nach all dem, was du durchgemacht hast, und weil du gut für Ami bist. Reiche den Zettel nach dem Lesen einfach weiter."

Akira nahm das Blatt neugierig entgegen. "Worum geht es denn?" Er entfaltete das Blatt, las die Schriftzeichen, stutzte, las sie erneut und lachte kurz und abgehackt.

"Was steht denn da?", fragte Ami.

Er hielt ihr den Zettel vor die Augen, was sie mit einem für ihr Wesen untypischen Aufschrei quittierte.

"Die Zukunft hat also begonnen", scherzte er, gab den Zettel an Makoto weiter und schüttelte Mamoru anerkennend die Hand, bevor er ihn brüderlich an sich drückte. Das Gleiche hätte er auch mit Usagi gemacht - falls Ami jemals wieder die Absicht hatte, sie loszulassen, natürlich.

Und je weiter der Zettel herumgereicht wurde, desto aufgeregter wurden die Freunde. Ja, die Zukunft hatte begonnen. Und mit diesen Leuten würde sie einfach nur wunderbar werden.

Und mit diesem Mädchen, an dessen Seite er nun stehen durfte und das er liebte wie nichts sonst auf dieser Welt.

Ami sah auf, während sie Usagi drückte, so als hätte sie seine Gedanken gelesen. Sie erwiderte seinen Blick, voller Wärme, Zuneigung und Liebe für ihn, dass ihm beinahe die Knie weich geworden wären. Ja, er liebte sie, aus ganzem Herzen. Und was noch wichtiger war, er hatte es ihr gesagt. Und sie liebte ihn auch, ohne ein "Muss", ohne einen Zwang oder Zweifel.

"Mögest du in interessanten Zeiten leben", lautete ein uralter chinesischer Fluch, weil "interessante Zeiten" bedeuteten, dass die tägliche Routine durchbrochen wurde - eine Eigenschaft von Kriegen und Katastrophen. Aber mit ihr, mit allen seinen Freunden zusammen, fürchtete er nichts. Da konnten die Zeiten gar nicht interessant genug werden.

Akira reichte Ami die Hand, als sie endlich von Usagi abließ, um von Rei abgelöst zu werden. Er seufzte und richtete sich auf eine lange Wartezeit ein, bis er selbst an der Reihe war. Bis dahin nahm er sein Mädchen in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: "Ich liebe dich."

"Du brauchst mir nicht zu schmeicheln. Ich liebe dich auch so schon bedingungslos", erwiderte sie.

Die beiden tauschten einen Blick voller Humor und voller Zuneigung, bevor sie sich küssten. Und in diesem Kuss lag ein Versprechen auf ein Morgen, auf ein Jahr auf ein gemeinsames Leben. Vor allem aber auf ein Morgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lifestar
2014-05-10T21:37:59+00:00 10.05.2014 23:37
Einfach super dein Epilog!!!
Ich freue mich so, dass sich nun alles zum Guten gewendet hat.

Trotzdem lese ich es mit einem weinenden Auge, da das nun das letzte Kapitel war :( schade.
Tortzde einfach supi deine FF.

Hab auflachen müssen bei der Stelle mit der Wette in London, da wir's grad erst zu Hause davon gehabt hatten.

Kann mir zwar denken, was auf dem Zettel stand, würde mich aber trotzde interessieren was du dir hast dafür einfallen lassen ^^

Vielen Dank, dass du dich so in deine FF reingehängt hast. Ist super geworden, kannst Stolz auf dich sein.
Mal sehn ob ich mit meiner FF auch ein so tolles Ende hin kriege ;
War toll zu lesen. Werd sie wahrscheinlich noch mal ganz von vorn lesen was mich bestimmt für viel Zeit in Anspruch nehmen wird xD

GLG
Lifestar
Antwort von:  Ace_Kaiser
11.05.2014 20:51
Nachdem ich mir so viel Mühe gegeben habe, alles in einer Katastrophe enden zu lassen, konnte es ja nur ein umfassendes Happy End geben. ^^ Ups, vergessen, die Three Lights in die Schlussszene einzubauen...

Ehrlich gesagt habe ich da schon eine Idee für einen Nachfolger. Ist aber wirklich nur eine vage Idee...

Wie, Ihr habt eine irrsinnige Wette gemacht/ davon gehört? ^^

Ich wünsche Dir beim zweiten Lesen viel Spaß. Bin selbst gerade dabei und habe erstaunlich wenige Unstimmigkeiten entdeckt. Bisher. ^^V


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