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Im Neonlicht

von

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Im Neonlicht
 

Autor: Clea

Pairing: Toshiya x Shinya

Kommentar: Die letzten beiden Teile sind, wie gesagt, sprachlich nicht besonders gelungen, verzeiht mir, dass es sich so holprig liest, ne... und verzeiht die Gedankensprünge U.U ...
 

Vierter Teil
 


 

Nach Atem ringend blieb Die stehen und hielt sich die Brust. Er konnte einfach nicht glauben, was gerade passiert war.

"Hey, Shin-chan, daijobu?"

Die kniete sich neben den heftig ein- und ausatmenden Drummer, der auf dem Asphalt zusammengesunken war.

Vorsichtig strich er über Shinyas Schulter, dessen Körper bebte.

"Die...es tut mir so leid..."
 

"Shinya.....Was. Ist. Das.", sagte Die ruhig und hielt Shinya die Kapseln hin.

So aufgewühlt er auch innerlich war, Die ließ sich nichts anmerken.

Der Drummer starrte sekundenlang verwirrt auf die kleinen Pillen in Dies Hand. Dann senkte er den Kopf.

"Ich habe ein Verbrechen begangen...", sagte er leise, aber sehr deutlich. Dann holte er tief Luft, um seinen bebenden Körper zu beruhigen.

"Toshiya..." Er brach ab. Die musterte ihn mit besorgtem Blick.

"Der Mann da klang richtig gefährlich. Möchtest du mir nicht einfach sagen, was das alles bedeutet?"

Shinya atmete nochmals tief durch, bevor er sehr langsam zu sprechen begann. Dabei krallten sich seine schlanken Hände in seinen Mantel.

"Einmal...kam ich von den Proben zurück...und als ich meine Wohnung betrat saß mein-mein Cousin mitten im meinem Wohnzimmer auf dem Boden. Wie-wie er reingekommen ist, weiß ich nicht..." Shinya schluckte, etwas schnürte seine Kehle zu und hinderte ihn daran weiterzusprechen. Unruhig kratzte er mit den Fingernägeln über das Leder seiner Jacke und hinterließ dort weiße Furchen.

"Und weiter?", sagte Die mit sanfter Stimme, setzte sich neben Shinya auf den Asphalt und lehnte seinen Kopf gegen die harte steinerne Hauswand hinter ihm. Dann schaute er seinen Freund erwartungsvoll an.

"...er hat mir sei-seine Liebe gestanden und....", presste der Schlagzeuger hervor, sprach aber nicht weiter. Als Die sich ebenfalls in Schweigen hüllte, fuhr Shinya sehr leise fort.

"...er hat gesagt, dass er mich nicht mehr gehen lässt und dass ich nur ihm alleine gehöre. Dann hat er mich festgehalten. Damit ich nicht entkommen konnte hat er mich mit Medikamenten und Drogen kontrolliert, vor allem starke Beruhigungsmittel. Eben wollte er...mir die Ration für den nächsten Tag verabreichen. Er...er ist eine Bestie...."

Einen Augenblick war es still. Der Herbstwind fuhr durch die Gasse und zerzauste den beiden die Haare.

Die starrte Shinya mit unverholener Fassungslosigkeit an. Er wollte tausend Dinge fragen warum hast du dich nicht gewehrt, warum hast du mir nichts erzählt, oder Hilfe geholt aber seine Lippen wollten sich nicht bewegen.

Heftig bemüht, seinen Freund nicht anzublicken, hielt Shinya das Kinn auf sein Dekolté gepresst.

"Er hat mich gefügig gemacht und", das Gesicht des Drummers glühte vor Scham, "vergewaltigt. Abend für Abend. Und mich bedroht. Durch die Drogen war ich absolut willenlos. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich-ich hab euch nichts erzählt, weil ich mich so geschämt habe. Er hat gesagt, er bringt mich um, wenn ich nicht tue, was er sagt. Ich...hatte solche Angst, Die...." Damit brach der Drummer in herzzerreißendes Schluchzen aus und sank matt gegen die Wand.

"..." Absolut konfus durch die Informationsmasse, die auf ihn hereinströmte sah Die hilflos zu, wie sein Freund in Tränen zusammenbrach. Shinya bedeckte sich mit den Händen das Gesicht.

"Er ha-hat mich geküsst u-und gestreichelt ü-überall und mit mir geschlafen", würgte der Drummer hervor.

"Ich ha-habe angefangen, mich zu erbrechen und zu ver-verletzen...ich hab es nicht mehr ausgehalten..." Seine Stimme riss ab und während Shinya erneut von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde, strömten Tränen seine gerröteten Wangen hinunter und rannen über seine Fäuster, die er fest auf seine Augenhöhlen gepresst hielt.

Die spürte, wie seine eigenen Augen feucht wurden, aber er schluckte die Tränen tapfer hinunter, zog seinen Freund in die Arme und drückte ihn so fest er konnte an sich.

"Schsch, er wird dir nie mehr wehtun...ich bin jetzt da...du wirst ihn nie wieder sehen....", flüsterte Die mit erstickter Stimme und wiegte den schluchzenden Shinya im Arm. Alles drehte sich. Shinya war so sehr verletzt worden...so sehr gedemütigt worden...warum?! Warum nur sein Shin-chan, sein Freund, den er so liebte, wie einen kleinen Bruder?! Gewaltiger Schmerz und dann Hass wallten in dem verwirrten Gitarristen auf, als er realisierte, was passiert war.

,Ich bringe diesen Kerl um, ICH BRINGE IHN UM!!!!'
 

"Ich...habe ein Verbrechen begangen, Die", nuschelte Shinya in Dies Brust, der ihn immer noch fest umschlungen hielt.

"Wie meinst du das?", fragte Die keuchend vor Wut. Er war sich sicher, dass jedes Verbrechen unter diesen Bedingungen zu verzeihen war.

Shinya senkte den Kopf und vergrub ihn in Dies Armen.

"...ich ha-habe To-Toshiya...vergewaltigt und zu-zusammengeschlagen..."

Wenn der Rotschopf vorher nicht schon durcheinander gewesen war, war er es spätestens jetzt.

,Er weiß nicht, was er redet. Der Kleine ist so traumatisiert, dass er sich die Schuld für alles zuschreibt und fantasiert', dachte Die erschrocken.

"Shin-chan, jetzt mach aber mal ernst!"

"Es ist mein voller Ernst, Die", der blonde Drummer wand sich aus der schützenden Umarmung seines Freundes und schaute ihm in die Augen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.

"Ich war es, der ihn so zugerichtet hat!!!!", schrie Shinya.

"Hä?!"

,Wie...wie jetzt? Was hat das mit Toshiya zu tun', dachte er heillos verwirrt.

"Das musst du mir jetzt genauer erklären....", flüsterte Die entgeistert und streichelte den Rücken des Schlagzeugers, der wieder in haltloses Schluchzen ausgebrochen war.

"I-ich stand unter Drogen...in mir hatte sich etwas angestaut....ich konnte meine Gefühle nicht mehr kontrollieren. Als Totchi völlig allein den Flur entlanggelaufen kam...er war so schön und....ich konnte mich nicht mehr zurückhalten..."

Shinya hickste und rieb sich die linke Wange, die dadurch noch röter wurde.

"Ich habe ihm wehgetan, ihn ver-vergewaltig. Vo-vor ein paar Stunden habe ich ihn zusammengeschlagen....in der Toilette im sechsten Stock...ich...verabscheue mich so..."

Die starrte Shinya an. Sagte er die Wahrheit? Aber warum sollte Shinya ihn anlügen. Den rothaarigen Gitarrist schüttelte es innerlich. Das konnte einfach nicht wahr sein. Aus diesem Grund hatte Toshiya ihnen also nichts über seine Verletzungen erzählt. Dies Gedanken überschlugen sich, knallten gegen seine Schädelwand und verursachten dort einen stechenden Schmerz. Hinzu kam das merkwürdige Gefühl von Unwohlsein und Angst, das ihm die Kehle hochkroch. Bei dem, was sein Freund ihm da anvertraute handelte es sich um schwere Verbrechen und Die hatte das Gefühl etwas verbotenes zu hören, das nicht für seine Ohren bestimmt war.

"Ich kann so nicht weiterleben. Ich bin nicht besser, als dieses...dieses Monster...", flüsterte der Drummer und starrte wie irre vor sich hin.

"Ich...ich hasse mich...Die...danke, dass du mir zugehört hast und mi-mir glaubst.....aber ich kann so nicht weitermachen...."

"Verstehst du, dass ich nicht mehr leben kann? Und schon gar nicht bei Dir en grey bleiben...ich muss- es ist das Beste für uns alle, wenn ich mich-"

Die rang für einen Moment um Fassung, dann packte er gewaltsam Shinyas Kopf und zwang ihn, in seine Augen zu sehen.

"Gar nichts wirst du tun!!", schrie er ihm entsetzt ins Gesicht. "Was ist los, Kleiner? Du bist doch sonst so verantwortungsvoll! Das...das kannst du einfach nicht machen....wir brauchen dich, kapiert?!...Wir werden eine Lösung finden!...Toshiya...Toshiya wird verstehen, wenn du ihm das erklärst, bitte Shin-chan!"

Eine Träne lief aus Dies Augenwinkeln, verfing sich in seinen Wimpern, fiel auf seine Wange herab und tröpfelte zu seinem Kinn. Schnell wandte er sein Gesicht ab, damit sein Freund seine Schwäche nicht sehen konnte.

"Ich habe ihm so sehr wehgetan....Ich bin zu allem fähig, sogar zu Mord, wenn es sein muss. ...ich kann Toshiya nie wieder unter die Augen treten!!", hauchte Shinya und starrte mit aufgerissenen Augen auf Dies zitternde Hände, die ihn noch immer festhielten.
 

In der langen drückenden Stille, die sich nun auf die Gasse legte, hätte man hören können, wie eine Nadel zu Boden fällt.

Dann bemerkte Die etwas.

Er keuchte, ließ Shinya los, der stumm gegen die Hauswand zurücksank, holte sein keitai heraus und tippte mit fliegenden Fingern die Nummer von Kaorus Handy ein (die er zum Glück auswendig wusste).

,Toshiya liegt noch irgendwo herum, deshalb ist er nach der Pause nicht mehr aufgetaucht. Oh Gott, hoffentlich hat Shin-chan ihn nicht zu heftig verletzt!', dachte er panisch und warf einen Blick auf die Uhr um festzustellen wie viel Zeit sie bereits verloren hatten.
 

"Moshi moshi", meldete sich Kaorus müde Stimme.

"Kaoru!!! Es ist wichtig! Wo bist du gerade?"

"Mit Tooru und Toshiya im Krankenhaus ...."

"????"

"Ich...Tooru hat ihn gefunden und....es ist eine lange Geschichte...Am Besten, du kommst vorbei."

Die schloss die Augen und atmete langsam ein und aus um seinen Blutdruck zu beruhigen.

"Gut. Kaoru, du glaubst nicht, wie erleichtert ich bin. Gib mir die Adresse, ich komme gleich mit Shinya vorbei."

"Nein!", wiedersprach der Leader abrupt.

"Äh, ich meine...es wäre besser, wenn du Shinya nicht mitnehmen würdest", korrigierte er sich verlegen.

,Er weiß, dass Shin-chan....', schoss es Die durch den Kopf.

"Ich muss dir da was wichtiges sagen, Kaoru. Shinya hat Toshyia nicht mit Absicht weh getan."

"WIE KANN MAN SO EIN VERBRECHEN NICHT MIT ABSICHT BEGEHEN???!!! DIESER VERRÄTER-!!!", brauste Kaoru auf.

"Du tust ihm Unrecht. Ehrlich, Kaoru."

"Die, was weißt du?", fragte Kaoru misstrauisch.

"Später, später."

Die konnte beinahe sehen, wie sein Freund am anderen Ende der Leitung die Stirn runzelte.

"Wie geht's Toshiya?", sagte der Rotschopf schnell, bevor der Leader wieder die Geduld verlor.

"Also, Toshiya hatte zwei Platzwunden. Sind gleich genäht worden, es war keine große Sache. Aber der Arzt hat ihn untersucht und dabei Spuren", Kaoru schluckte, "Spuren brutaler Misshandlung an seinem ganzen Körper festgestellt. Totchi selbst steht unter Schock, er redet nicht mit uns und antwortet nicht, wenn wir ihn ansprechen und heute Nachmittag-"

Es hörte sich an, als ob Kaoru noch etwas sagen wollte, es sich dann aber anders überlegte und schwieg.

"Platzwunden genäht, steht aber unter Schock", wiederholte Die, damit Shinya auch hören konnte, was geredet wurde. Der Blonde hob den Kopf und starrte Die durch verquollenen, tränenverschleierten Augen an.

"Daijobu. Gib mir die Adresse. Wir kommen gleich."

Nachdem Die Addresse und Zimmernummer notiert hatte (mit einem Kuli auf seinem Handrücken), legte er auf.

"Mit Totchi ist soweit alles in Ordnung, du hast es ja gehört. Komm, hör auf, mich so anzustarren."

Shinya zuckte erschrocken zusammen, zögerte kurz - und stand auf. Er wankte, aber Die hielt ihn fest und gemeinsam gingen sie sehr langsam die finstere Gasse entlang, die Shinyas gesamte Geschichte mit ihren Mauern verschluckt hatte.
 

Zwanzig Minuten später schwang eine Doppeltür in einem Tokyoter Krankenhaus auf und zwei Mitglieder von Dir en grey betraten einen sterilen Korridor. Die Wände waren mintgrün getüncht, ebenso wie die Decke.

Kaoru und Kyo saßen einsam auf zwei Stühlen und starrten vor sich hin. Kyo schnippte gedankenverloren seinen Reißverschluss an, was ein monotones Klicken ergab, das in dem leeren Gang wie Pistolenschüsse wiederhallte.

Als sie Schritte hörten, schauten die Männer auf. Beide waren sehr blass und sahen mitgenommen aus.

"Sorry, dass es so lange gedauert hat. War ganz schön schwer, ins Krankenhaus zu schleichen, ohne erkannt zu werden. Immer diese Popularität. Wirklich ein lästiger Nebeneffekt unseres Berufs." Die versuchte einen halbherzigen Witz, auch wenn ihm im Augenblick wirklich nicht danach zumute war.

"Äh....Shinya möchte euch was erzählen", fügte er schnell hinzu, als niemand lachte.

Sofort sprang Kyo von seinem grünen Plastikstuhl auf.

"Du...du..." Seine Augen verengten sich, "ich glaub es einfach nicht, dass du es wagst hier aufzukreuzen. Du zerstörst unsere Karriere, unsere Gemeinschaft, du vernichtest Toshiya und dann hast du die Stirn, dich hier blicken zu lassen, du-"

Kyos Finger bohrte sich in Shinyas Brust. Der starrte ihn verstört an, senkte beschämt den Kopf und begann leise zu weinen.

Die drückte Kyo sachte auf seinen Stuhl zurück, von wo aus er Shinya mit einem Ausdruck tiefer Abscheu auf dem Gesicht anfunkelte. Der Schlagzeuger sank schwach gegen die Wand. Dann knickten seine Knie weg und er kippte nach vorne......

"Heyhey, Vorsicht!", rief Die und packte seinen Freund gerade noch rechtzeitig um die Hüfte, bevor er das Bewusstsein verlor und auf dem Boden aufschlug.

"Go-gomen! I-ich, oh Gott, ich will sterben", flüsterte Shinya un presste sich wieder die Hände auf seine Augen.

Kaoru saß teilnahmslos auf seinem Stuhl und beobachtete Shinya mit einem Gefühl.....naja, Hass traf es wohl am besten...

"Na los! Jetzt sag schon. Was ist so wichtig?", giftete Kyo.

"Ich bin ja mal gespannt, wie du dich da rausreden willst!"

"Setz dich erst mal", murmelte Kaoru und schob Shinya einen Stuhl hin. Natürlich fiel es ihm schwer, den Drummer anzusehen, ohne sich auf ihn zu stürzen und ihn niederzuschlagen. Genauso, wie er es mit Toshiya gemacht hatte...es widerte ihn an, überhaupt daran zu denken, dass Shinya sein Freund war und er ihm vertraut hatte.

Shinya nahm auf dem grünen Plastikhocker Platz, klammerte sich mit beiden Hände an die Sitzschale und weinte stumm, während Die seinen beiden Freunden stockend die ganze Geschichte erzählte, angefangen bei seiner eigenen Verfolgungsjagd.
 

Als der Gitarrist geendet hatte herrschte Totenstille. Eine Krankenschwester kam aus Zimmer 308 gegenüber, nickte den vier Männern zu und verließ den Korridor durch die Glasdoppeltüren am anderen Ende. Irgendwo war das ferne Piepsen eines Apparates zu hören. An der grünen Decke surrte eine Fliege um die Lampe.

Dann sprach Kaoru.

"Gomen nasai, Shinya. Wie haben dich verdächtig. Wir hätten wissen müssen...", sagte er mit dünner Stimme und schaute Shinya hilflos an, in seinen Augen funkelten Tränen. Schließlich zog er ihn in die Arme, woraufhin der Drummer in erneutes Schluchzen ausbrach.

"I-ich muss jetzt gehen", flüsterte er matt und wand sich mit letzter Kraft aus Kaorus Umarmung.

"Danke, dass ihr mir glaubt. Aber ich verdiene euer Mitleid nicht."

Der Drummer machte Anstalten aufzustehen, aber Kyo packte ihn grob am Ärmel.

"Wenn du jetzt gehst, schlag ich dich. Das kannst du Toshyia nicht antun. Du MUSST ihm alles erzählen...", flüsterte er eindringlich, "das ist seine einzige Chance."

Shinya verharrte in seiner Bewegung. Schließlich senkte er den Kopf - und nickte. Die, Kyo und Kaoru sahen zu, wie er langsam davonwankte. Der junge Drummer spürte ihre Blicke in seinem Rücken, bis er um die Ecke bog.

Dann begann er zu lächeln. Nummer 505.

Shinya beschleunigte seine Schritte und lief unbeirrt an Toshiyas Zimmer vorbei. Er musste sich nun beeilen.
 

"Was die zwei wohl machen? Sind schon ziemlich lang da drinnen."

Ungeduldig hob Die den Arm und schüttelte seine Uhr nach vorne. Eine dreiviertel Stunde war vergangen, seit Shinya sie verlassen hatte, um sich mit Toshiya auszusprechen.

"Lass ihnen Zeit", sagte Kaoru sanft. Er hoffte verzweifelt, dass Shinya den schönen Bassisten aus seinem Schock reißen würde. Die ganze Zeit schon saß der Bandleader wie auf glühenden Kohlen. Die Situation war kaum auszuhalten, seine eigenen Gefühle schlugen Purzelbäume, was ihm Übelkeit bereitete. Fassungslos versuchte er die Geschehnisse zu begreifen, gab es aber schließlich auf, als die Bilder von dem geschändeten Bassisten und das schmerzverzerrte Gesicht des Drummers einen bohrenden Schmerz in seinem Kopf verursachten. Warum mussten Menschen in ihrer Verzweiflung alles zerstören? Wie konnte so etwas nur geschehen.

,Ich habe versagt', dachte Kaoru traurig und eine weitere Träne schlich sich aus seinem linken Augenwinkel.
 


 

Shinya lehnte sich gegen die Wand neben der 505, presste seine linke Hand auf die Brust und rang nach Atem. Dann zog er seinen Mantel aus. Draußen war es kalt gewesen, er merkte jetzt erst, dass er durchgeschwitzt war.

Der Drummer hob seine Jacke hoch, langte mit der rechten Hand in die Manteltasche und holte ein Bündel Banknoten heraus. Mit dem Daumen der linken Hand flippte er die Scheine durch, um sie zu zählen.

,Wenigstens hat er die Kapseln aufgehoben. Und das Geld war auch da', dachte Shinya und verstaute das Bündel wieder in der Tasche.

,Alter Säufer...'

Dann drehte er sich um und starrte auf das Plastikschild mit der Zimmernummer.

Wer hätte gedacht, dass Die ihm folgen würde...

Shinya ergriff die metallene Türklinke und drückte sie lautlos herunter.
 

Toshiya saß kerzengerade auf dem Bett und blickte an die hellgrüne Decke. Neonlicht.

Die weichen Daunen der Zudecke schmiegten sich an seine Beine, aber der junge Mann fühlte nur, wie seine rechte Wange pochte. Eine Schwester hatte ein großes kissenartiges Plaster daraufgeklebt, anfangs war es noch angenehm kühl gewesen, aber mit der Zeit glich es sich der Körpertemperatur des fiebernden Drummers an. Und der heiße, brennende Schmerz in seinem Unterleib mochte einfach nicht aufhören.

Der Wolf war da. Er kam ihn holen. Toshiya wusste es. Er hätte Kyo und Kaoru gerne geantwortet, aber er konnte nicht. Etwas großes struppiges, mit glühenden Augen saß in seinem Kopf und verbot es ihm. Es würde ihn zerreißen.

Langsam drehte Toshiya sich zu seinem Besucher um.

"Hallo Shinya", sagte er tonlos und starrte durch den Drummer hindurch.

"Hallo, mein Süßer."

Shinya grinste und trat an Toshiyas Bett. Die Neonröhren summten leise. Irgendetwas tickte. Der Apparat neben Toshiyas Bett piepste gleichmäßig.

Sekundenlang geschah nichts. Dann beugte sich Shinya wortlos zu dem Bassisten hinab, küsste ihn sachte auf die glühende Stirn und wischte mit dem Daumen einen Schweißropfen von Toshiyas Schläfe.

"Du gehörst mir."

Er drückte seinen Mund auf den des Bassisten.

Toshiya riss die Augen auf, machte "Mmmm-mmm...mmm!" und versuchte seinen Kopf abzuwenden aber Shinya wühlte eine Hand in seine Haare und ließ ihn nicht aus. Mit seiner anderen Hand fuhr er in Toshiyas Hose.

Der junge Mann fiel wehrlos zurück auf das Kopfkissen. Seine Augen waren weit geöffnet und blickten zu den Neonrühren hinauf.
 

"Ich kann einfach immer noch nicht glauben ...Gott, was für ein Tag ....", hauchte Kyo müde.

"Puh, das kannst du laut sagen, Kumpel!" Die schlug dem Sänger so heftig auf den Rücken, dass dieser vom Stuhl rutschte.

"Ich hab seit vier Stunden keine Kippe mehr gehabt. Das ist echt hart."

Kyo rappelte sich auf , über sein sorgenzerfurchtes Gesicht huschte ein Lächeln. Ganz Die, wie er leibt und lebt.

"Ich glaube wir brauchen alle eine Pause", beschloss Kaoru, rieb sich die feuchten Augen und versuchte das hämmernde Gefühl von Schuld von sich zu schieben, "Die, in Krankenhäusern ist Rauchen verboten."

"Oh #!°0&%*+~## $!!!!!! Diese Sache hat nur Nachteile." Schmollend umklammerte der Rotschopf sein Feuerzeug.

"Lasst uns rausgehen, ich brauch frische Luft", flüsterte Kaoru müde.

"Geht klar, aber lass mich noch mal nach Totchi und Shin-chan sehen."
 

Als der kleine Vokalist behutsam die Krankenzimmertür öffnete, war das einzige, was er sah, ein blonder Drummer, der auf Toshiyas Bett saß, den dunkelhaarigen Mann streichelte und auf ihn einredete.

"Na, was is mit den beiden? Haben sie sich ausgesprochen?", wollte Die wissen, als Kyo die Tür wieder schloss und sich zu seinen Freunden umdrehte.

"Etto...ich glaube, sie reden immer noch..." Der Sänger zuckte die Achseln und schlurfte voraus in Richtung Aufzug.

Kaoru hob die Augenbrauen.

"Seit einer Stunde?"

Die lachte sein schmutzigstes Lachen.

"Ach, was soll's. Lass sie doch. Sie haben beide viel durchgemacht."

Eine Weile gingen die drei still nbeneinander her. Als sie an der großen silbernen Aufzugstür angekommen waren und Kaoru den roten Knopf drückte, fiel Kyo etwas ein.

"Moment mal, was ist mit diesem widerlichen Verwandten?"

Die lächelte und holte die weiße Kapseln aus der Tasche.

"Die hab ich dem Schwein bei meiner Rettungsaktion abgenommen."

Er hielt sie Kyo vor die Nase.

"Ich denke, mit denen kommen wir bei einer Anklage weiter - wenn Shin-chans Aussage nicht schon genug ist."

"Wie schlau von dir Die!", sagte Kyo mit hochgezogener Augenbraue.

"Ne?!" sagte Die stolz und warf sich in die Brust.

Kaoru legte die Stirn in Falten, nahm Die eine der kleinen Kapseln ab und beäugte sie genau.

Dann hob er langsam den Kopf.

"Sind das die Tabletten, die dieser Cousin Shinya immer verabreicht hat?"

Die nickte. "Ja, das hat Shin-chan selbst gesagt."

Kaoru zögerte.

"Das sind Zyankalikapseln, Die. Das kann Shinya nicht genommen haben. Er wäre schon nach einer halben mausetot."

Die starrte den Bandleader an. In seinem Kopf fügten sich die Dinge schnell zusammen. Der Rotschopf tauschte einen entsetzten Blick mit seinen Freunden. Shinya hatte gelogen. Warum???

Die Kapseln rollten aus der zitternden Hand des Gitarristen und prallten mit klickenden Geräuschen auf dem Kunststoffboden auf. Neben den Männern öffneten sich die Aufzugtüren mit einem leisen Pling.
 

Shinya massierte Toshiyas Rücken und küsste ihn auf den Mund, der immer noch blutverkrustet war, bis die Wunden wieder aufbrachen.

"Weißt du Süßer, es war gar nicht einfach, die Sache so zu drehen, dass sie mir glaubten...aber die anderen sind ja so naiv...", er kicherte, "...sie vertrauen mir."

Shinya hielt den schwarzhaarigen Bassisten im Arm und streichelte sanft seine Wange. Toshiya starrte zu ihm auf.

Belustigt dachte Shinya daran, wie glatt alles gelaufen war. Er hatte vorgehabt, seinen Cousin Takashi zu besuchen. Der Windbeutel schuldete ihm noch Geld, das Shinya ihm nach langem Betteln und flehen geliehen für seine Trinksucht hatte.

Dies Spionagenummer war ihm sehr gelegen gekommen. Der Drummer hatte nur ein wenig geweint und Takashi Terachi angeschrien, schon war Die zur Stelle gewesen um ihn zu "retten". Sein armer Cousin wusste gar nicht, was er verbrochen hatte und zum Glück erwähnte er das Geld nicht, der Tollpatsch von Die hatte an der Tür gelauscht. Shinya lächelte bei der Erinnerung an das verstörte Gesicht seines Verwandten und dachte erleichtert, dass er ihm gerade noch rechtzeitig die Zyankalikapseln in die Hand gedrückt hatte, bevor Die, jähzornig, wie immer, die Tür eingerannt hatte.

Alles war perfekt gelaufen. Zärtlich streichelte er Toshiyas zitternde Hände, der bei der Berührung zusammenfuhr.

Eben hatte er seinem Cousin noch einen kleinen Besuch abgestattet und etwas wichtiges erledigt.

Shinya wiegte den stummen Bassisten in seinen Armen. Für einen kurzen Moment überlegte er, warum er so war, wie er war. Gefühlskalt und gewalttätig. Früher war er nicht so gewesen, daran erinnerte er sich dunkel. Er hatte auch auf eine andere Art und Weise gefühlt.

Vielleicht war ja dieses Ereignis an dem Bahnhof damals der Auslöser gewesen. Was ihm da passiert war, hatte irgendetwas in Shinya zerstört. Aber er erinnerte sich kaum noch daran, die Gefühle, die der Drummer dabei gehabt hatte, sein gesamtes vorheriges Leben, verblassten, wie ein Bild, das zu lange in der Sonne liegt.

Sanft küsste er die blutverkrusteten Lippen seines Eigentums.

"Nun, mein Süßer, alles ist glatt gegangen, ich habe eine überzeugende Szene inszeniert und mich als Opfer dargestellt. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass Die ein paar von diesen Kapseln mitnimmt. Die anderen werden ihm das mit dem Zyankali erklären und herausfinden, dass ich gelogen habe. Wenn sie kommen um mich auszufragen, werde ich etwas erfinden müssen. Und weißt du was, Totchi-chan? Sie werden mir glauben."

Shinya küsste ihn.

Dem Bassisten rannen stille Tränen aus den aufgerissenen Augen.

Das war das Ende. Er wusste, dass Shinya Recht hatte.

Toshiya wurde schwarz vor Augen und er rutschte seitwärts aus der Umarmung des Drummers, aber Shinya fing ihn auf und bettete ihn auf das weiche Kissen. Dann beugte er sich über Toshiya und begann seine Hose aufzuknöpfen.
 

Ende Vierter Teil



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Pharao-Atemu-
2006-11-19T10:25:42+00:00 19.11.2006 11:25
wuaaaaaaaaaaaaaah bin begeistert Shin chan ist ja so genial ^^


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