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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Pause

Welt des Blauen Lichts: Sonntag früh/Mittag

Fremde Welten 63: Pause
 

Runa machte einige taumelnde Schritte in Crimsons Richtung und fiel ihm praktisch in die Arme. Sie roch intensiv nach frischen Früchten und Blumen. „Oh Crimson! Ich weiß gar nicht, wie ich hierher komme... Was...was hast du denn da oben gemacht? Du... du kannst doch gar nicht zaubern, wie konntest du...“

Er lächelte. „Doch, denn Malice ist nicht der Einzige hier, der diese Hyroglyphen kennt.“

„Oh, das... ist wundervoll!“ brachte sie leise hervor. Sie wirkte sehr schwach. „Wer... ist denn derjenige, der dir geholfen hat?“

„Och... ist jetzt nicht so wichtig. Runa, wir haben uns solche Sorgen gemacht...“

Dark hielt sich im Hintergrund und gab ihnen Deckung, aber im Moment schien sich kein Feind für die Dreiergruppe zu interessieren.

Sie schmiegte sich an ihn. „Ich kann mich an nichts erinnern, nachdem Sorc mit dem Ritual begonnen hat... war ich... fort?“

Crimson streichelte über ihren Rücken. „Wir dachten, du wärst mit dem Drachen fusioniert. Fast hätte es gewirkt und uns getäuscht... ich ging sogar so weit, dass ich andere davon abhalten wollte, gegen den Drachen zu kämpfen.“

„Fast? Dann denkst du das jetzt nicht mehr?“

„Nein.“ Seine Hand fand den Weg unter ihren Umhang und erbeutete zwei Wurfdolche. Er sprang mit einem Satz aus ihrer Reichweite. „Wer bist du wirklich?“

Sie sah ihn mit einem verletzten Gesichtsausdruck an. „Aber Crimson... Ich bin's doch, Runa! Erinnere dich an all die Stunden, zusammen, im Kerker...“

Dark hatte sich neben ihm aufgebaut, bereit zum Kampf, auch wenn er wohl keine Ahnung hatte, warum Crimson sich so verhielt.

„Dir ist ein Fehler unterlaufen,“ erläuterte der Weißhaarige. „Du wolltest uns vorgaukeln, dass du irgendwie auf dem Schlachtfeld zu dir gekommen bist, möglicherweise nach der Defusionierung vom Drachen. Doch jemand, der solch ein Schicksal hinter sich hat, benutzt gewiss kein Parfüm von den Duellinseln!“

Sie starrte ihn ungläubig an, dann verhärtete sich ihr Gesicht zu einem fiesen Grinsen. „Verdammt! Ich hätte es wissen müssen. Alchemisten haben feine Nasen, doch ich habe nicht daran gedacht und das Parfüm aus Gewohnheit benutzt...“ Ihr Umhang fiel. Darunter trug sie ein sehr wenig bedeckendes Kleid. Ein Krieger in einer grauen Rüstung trat plötzlich von hinten an sie heran und überreichte ihr einen Stab sowie eine Art Krone, um ihren Aufzug perfekt zu machen.

„Hast du uns von Anfang an getäuscht?“ erkundigte Crimson sich.

Sie lächelte. „Wer weiß? Dies ist Demise, mein Bruder im Geiste. Ich bin Ruin, Tochter von Sorc. Naja, nicht biologisch, aber irgendwie mehr als dieser Trottel von einem Chaosmagier.“

„Dieser 'Trottel' wird Sorc wahrscheinlich in nächster Zukunft ordentlich einheizen,“ warf Dark ein.

Ruin und Demise nahmen kampfbereite Posen ein. Die beiden Magier ließen Vorsicht walten – Ruin mochte in ihrem Kleid etwas fehl am Platze zu wirken, aber das konnte täuschen.

Demise murmelte unter seinem Helm – Crimson sah, dass seine Gestalt von Glitzerpunkten eingehüllt wurde, er also einen Effekt zum Einsatz brachte. Er hielt die Hand vor sich, um den Effekt zu stoppen, spürte jedoch, dass ihm die Kraft fehlte. Anscheinend konnte er seinen eigenen Effekt nicht unbegrenzt einsetzen. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Ob Demise etwas für die Ausführung des seinen zahlen musste, bekam er nicht mit, denn von dem Unterweltler ging eine Schockwelle aus, die ihn und Dark zu Boden schleuderte und mit schmerzenden Gliedern zurückließ. Doch als Crimson wieder hinsah und sich dem Angreifer stellen wollte, stellte er erstens fest, dass er kaum auf die Beine kommen konnte, und zweitens hatte sich die Lücke zwischen ihnen und den Geschwistern geschlossen: Weaver und Amazia stellten sich den Gegnern.

Neben Crimson tauchte Eria auf. „Hier, deine Tasche!“

Ach ja, richtig! Er holte einen Stärkungstrank aus der Tasche hervor und nahm einen Schluck davon, den Rest gab er Dark. Das tat gut! Jedoch würde ihn die Wirkung später erst recht erschöpft zurücklassen, wenn sie aufhörte, aber für den Moment war das egal. Crimson machte sich Sorgen um seine Mutter, doch ihm fiel auf, dass sie die Axt benutzte, die vorhin Mava in der Hand gehabt hatte, und das beruhigte ihn dann doch.

„Hat Mava sich von seiner Ausrüstung getrennt?“ fragte er seine Schülerin.

„Lucranda hat ihn zur Festung im Himmel geschickt, weil sie meint, er müsste sich ausruhen, damit er nicht irgendwann zusammenbricht. Er hat seinen Effekt stark beansprucht. Auch wenn sie ihm beigebracht hat, wie er dadurch keinen so großen Schaden nimmt, darf er es nicht übertreiben, er hat damit noch keine Erfahrung.“

„So...“ Crimson ließ sich von Eria hochhelfen und reichte dann Dark die Hand. Er brauchte bald eine Pause, denn die häufigere Nutzung seines neuen Effekts schwächte ihn auch. Vielleicht wurde er ausdauernder, wenn er mehr Übung damit hatte.

„Wir können kurz etwas ausruhen,“ sagte Dark, als hätte er seine Gedanken gelesen. „Hier sind genug Krieger und Feen, die noch kämpfen können, und vergiss nicht die Armee von Lord Genesis... Ich muss nur Yugi und Appi suchen...“

„Und ich werde Eria nicht hier lassen. Verstanden, Schülerin?“ Der weißhaarige Magier hakte sich bei ihr ein.

Sie machte einen Schmollmund. „Jaaa... ich werde den Vogel benutzen, den man mir ausgeliehen hat.“ versprach sie. Sie konnte die beiden Magier auch in die ungefähre Richtung führen, wo Yugi und Appi sich befanden.
 

Yugi und Appi waren zusammen mit Neo und Joey unterwegs und kämpften gegen alles, was sich ihnen in den Weg stellte – schlicht und einfach, weil sie es sich dann ja auch kaum mehr aussuchen konnten.

Joey hatte eine Waffe gefunden, einen Degen, der im Vergleich zu einem Schwert eher leicht war. Doch er hatte den Verdacht, dass er davor einer Frau gehört hatte, und kam sich irgendwie blöd vor bei dem Gedanken. Aus praktischer Sicht wollte er sich aber nicht beklagen. Schließlich hatte er mit dieser Waffe nun schon einige Gegner erledigt, wenn auch, zugegeben, keine sehr starken. Das Problem war, dass er mit seinen Fäusten, die seine eigentliche Waffe waren, gegen die gepanzerten Gegner schlecht ankam, und mit einem Schwert hatte er nicht viel Erfahrung.

Dafür erkannte er Yugi kaum wieder! Der kleine Yugi... er war geradezu Furcht erregend! Alle paar Minuten ließ er einen Zauber los, der die Feinde in seiner Nähe übel zurichtete. Mit seinem Zauberstab ging er um wie mit einer Waffe. Und der blonde Fatzke an seiner Seite tat dasselbe, als wäre das ein Wettkampf zwischen ihnen. Nur dass jener eine gruselige Sense benutzte, wenn er nicht zauberte. Die Sense schien noch etwas gewöhnungsbedürftig zu sein.

„Übertreib es nicht, Yugi!“ sprach Neo praktisch Joeys Gedanken aus. „Der Kampf in Drachengestalt hat dich sicher schon arg mitgenommen, schleuder nicht so viele Zauber um dich!“

„Ach was, ich kann noch lange weitermachen!“ keuchte der Junge.

Joey wusste, dass Yugi erschöpft war, aber er war halt ein kleiner Narr... er gab erst auf, wenn er umfiel.

Appi hob eine Hand in die Höhe und entließ eine Schockwelle, die in seiner Nähe alles umnietete. Er sah dabei sehr zufrieden aus. Durch diese Attacke hatte die Gruppe für einen Moment etwas Luft. Joey konnte sich umblicken und sah, dass es eigentlich ganz gut für seine Seite lief, denn zur Zeit griff kein Supermonster an, sondern nur normale Truppen. Vielleicht hatte die Gegenseite auch zuviel geopfert, um den Regenbogenfinsternisdrachen zu stärken.

Während er noch darüber grübelte, wie lange der Kampf jetzt wohl noch ging und ob er das von der Kondition her aushalten würde, tauchten die beiden Dunklen Magier wieder auf. Sie sahen so geschafft aus, wie Joey sich fühlte. Mann, er war diese Schlägereien einfach nicht mehr gewohnt!

„Jungs, wir fliegen zur Festung und gönnen uns eine Pause. Ihr werdet uns begleiten,“ setzte Dark fest.

Appi ließ von der Verfolgung der Gegner ab. „Ok, Meister...“ Er konnte die Pause auch gebrauchen, das merkte man ihm deutlich an.

„Yugi, können wir auf dem Schwarzen Rotaugendrachen fliegen?“ fragte Joey eifrig. Das wäre doch der Hit!

Yugis Antwort überraschte ihn dann aber doch. „Klar...“ Er schloss in Konzentration die Augen, und schon nach wenigen Sekunden war ein Brüllen zu hören, dem gleich darauf das Erscheinen eines großen Schattens am Himmel folgte. Der Drache musste gut aufpassen, dass er in den Trümmern und dem Kampfgewusel Platz fand, da war es gut, dass Appi mit seinem Zauber welchen geschaffen hatte.

Joey musste schlucken, so beeindruckt war er. Vor allem, als dann noch seine Hand tatsächlich den Schuppenkörper berühren konnte! Appi war als Erster auf dem Rücken des Wesens und streckte die Hand nach unten, um Joey zu helfen, was dieser sich gerne gefallen ließ. Anschließend war Yugi dran.

„Neo, du auch,“ ordnete Dark mit einer Kopfbewegung in Richtung des Drachen an. „Crimson und ich folgen euch.“

Also stieg auch Neo auf, und Joey fragte sich kurzzeitig, wie viele Leute so ein Drache wohl maximal tragen konnte. Doch dann lenkte ihn etwas ab. Er empfing... etwas. In seinem Kopf. Und es war ihm, als könne er den Herzschlag 'seines' Drachen spüren. „Ähm... Leute... ist es normal, dass man irgendwelche, äh... Schwingungen spürt oder so?“

Yugi lachte. „Logo, ich rede die ganze Zeit schon telepathisch mit Dark und Blacky! Na und rate mal, wie ich Schattensturm gerufen habe!“

„Schattensturm... geil! Woaaaaah!“ Besagter Drache stieß sich gerade von der Plattform ab, und Joey musste sich irgendwo festhalten, um nicht zu fallen. Appis Brustkorb bot sich an – er klammerte sich daran fest. Zugleich merkte er, dass Yugi sich dafür wiederum an ihm festhielt.

Die Magier folgten ihnen auf eigenen Flügeln. Joey konnte sie zunächst ab und zu sehen, doch sie waren langsamer als der Drache und fielen bald zurück. Also konzentrierte er sich lieber darauf, nicht zu fallen. Es war ihm ein Rätsel, wie Appi noch seine Sense halten konnte, während er durch die Luft ritt. Er selbst jedenfalls hatte sein Schwert zurückgelassen, weil er nicht wusste, wie er es transportieren sollte. War eh ein Weiberteil gewesen.
 

Crimson stellte sicher, dass Eria auf ihrem Vogel hinter Schattensturm her flog. Er musste sich wirklich anstrengen, als er sich wieder in die Feengestalt brachte und vom Boden abstieß. Er warf einen letzten Blick zurück. Amazia und Weaver hatten alles im Griff, da musste er sich also keine Sorgen machen. Er musste seiner Mutter vertrauen, wie er von ihr ja auch erwartete, dass sie ihm etwas zutraute – was sie ja auch tat. Als Amazone setzte sie sogar besonders hohe Erwartungen in ihn.

Doch auch er hatte seine Grenzen, und mit seinem neuen Effekt wusste er sie nicht mehr so genau einzuschätzen. Es war gut, dass Dark vor ihm flog, so konnte er ihm einfach auf den Fersen bleiben. Naja... einfach war vielleicht nicht das richtige Wort, denn oft mussten sie irgendwelchen fliegenden Kreaturen ausweichen. Die meisten davon waren die Krieger von Erzlord Zerato oder Amazonen auf ihren Vögeln, während der Feind überraschend wenig zu bieten übrig hatte. Entweder hatten sie viele Krieger für den letzten Riesendrachen verpulvert oder sie waren von Anfang an nicht gekommen, um zu siegen. Das ergab auch einen Sinn: Vielleicht war es einfach nur das Ziel gewesen, dass sich ein Tor für Malice und Sorc öffnete, wenn der Angriff stattfand.

Crimson hatte den Eindruck, dass er nur Dank seines Stärkungstrankes noch voran kam, und sehnte die Ankunft herbei. Er merkte, dass das Mittel seine letzten Reserven aufbrauchte. Mit Entschlossenheit konzentrierte er sich auf den violetten Fleck, der Dark war, und folgte ihm dichtauf.

Als er schließlich die Zuflucht im Himmel erreichte und auf einem Hof landete, der sehr viel kleiner war als bei der Feenburg, hatte er leider gar nicht mehr so viel für die Schönheit des beeindruckenden Gebäudes übrig, sondern sehnte sich vielmehr nach einem der schützenden Räume und einem Bett.

Während die Zuflucht über der Burg schwebte, hatten alle Feen einen magischen Bonus im Kampf, doch dafür hatte er von Genesis' Leuten kaum jemanden gesehen. Vielleicht zogen sie Kämpfe am Hang vor, oder eben außerhalb des Einflussbereiches der Festung.

Dark war schon vor ihm gelandet und half Schattensturm, seine Last loszuwerden. Und da war auch Eria mit ihrem Vogel. Sehr gut. Gerade trat Neo an den Rand und winkte jemandem. Der Schatten von Diamantkralle glitt über den Boden, mit undeutlichen Umrissen unter der Schattensphäre. Kurz darauf kam der Drache hart in der Nähe auf, und damit war die Landeplattform schon ziemlich voll.

Crimson fühlte sich gemüßigt, seine Hilfe anzubieten, denn er hatte seine Alchemistentasche noch bei sich. Diamantkralle war verwundet. Hatte er vorhin nur einen Kratzer gehabt, so sah das jetzt schon anders aus.

„Seto! Ist alles in Ordnung?“ rief Yugi und war noch vor ihm dort.

„Ich glaube, wir haben gut gekämpft,“ nickte der Braunhaarige und rutschte vom Rücken des Drachen. „Wir hätten es auch noch weiter durchgehalten, wenn sich nicht gerade eben jemand eingemischt hätte...“

„Ich hab Diamantkralle hergerufen, damit ihr euch beide ausruht!“ stellte Neo klar. „Beschwer dich nicht! So kannst du doch bei Yugi sein!“

„Das ist allerdings ein vernünftiger Grund,“ gab Seto zu.

„Leute, gehen wir nach drinnen,“ drängte Appi. „Ich hab nen Mordshunger!“

Eine Hand legte sich auf Crimsons Schulter, als er gerade nach einem Mittelchen suchte, das Wunden bei Drachen heilen konnte. Darks. „Komm, lass das die Feen machen. Du siehst müde aus.“

In der Tat, das war er. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, den Stärkungstrank zu benutzen. Sein Körper arbeitete noch, aber es fühlte sich an, als stünde er neben sich, und er bekam die Flügel nicht weg. Gaaaaanz toll...
 

***
 

Yugi ging mit seinen Freunden in das Gebäude. Er war noch nie hier gewesen, doch er wunderte sich längst nicht mehr über alles, was er sah, auch wenn seine Bewunderung für diese Welt anhielt. Aber heute freute er sich vor allem, dass er die beiden wieder sehen konnte.

„Du hast es also wirklich geschafft, hier so eine Art Magier zu werden,“ stellte Joey wieder mal fest. „Und du verwandelst dich in Slifer! Das erklärt, was mit Yami passiert ist.“

„Mit Yami? Was denn?“ Zu Yugis Freude hatten sie jetzt endlich Zeit, ihm alles zu erzählen.

„Lass es mich erklären, sonst bringst du noch alles durcheinander und wirst gar nicht fertig,“ sagte Seto zu dem Blonden. „Also, zunächst mal fiel uns schnell auf, dass Yami anscheinend mitbekam, was du hier erlebst, und...“

Es wurde ein längerer Bericht, obwohl Seto alles kurz zusammenfasste. Yugi unterbrach manchmal für kurze Kommentare. „Der Englischtest? Ach je, hab ich ganz verdrängt... oha, Yami ist wirklich in der Schule gewesen? Das ist aber tapfer von ihm! Oh, bei der Motorradralley wäre ich gerne dabei gewesen. Vielleicht treffen wir diese Amerikaner ja irgendwann wieder...“

„Yugi, ich glaube, du brauchst mich gerade nicht. Oder?“ stellte Appi fest. Er wirkte etwas grummelig.

Yugi blieb stehen und berührte ihn freundschaftlich am Arm. „Ich habe nunmal meine Freunde lange nicht gesehen... das ist nichts gegen dich.“

Appi zog einen Schmollmund. „Aber... all die Nächte, die wir zusammen verbracht haben... Yugi, wie kannst du das so einfach vergessen? Zählt das gar nichts?“

„Äh...“

„Hahaha, nur ein Scherz!“ Gut, dass Appi das sagte, denn Seto waren gerade alle Gesichtszüge entglitten und Joey machte Augen wie ein Auto.

„Wir haben manchmal zusammen im selben Zimmer oder Bett geschlafen, weil kein Platz war und die Betten hier meistens groß sind,“ erklärte Yugi den beiden verlegen.

„Ich geh mir schonmal ein Bett suchen,“ verabschiedete Crimson sich. „Bis dann...“ Er warf Eria einen Blick zu, und sie nickte einfach.

„Ich komme mit,“ kicherte Appi. „Wir könnten uns über Lord Genesis unterhalten...“

„Ich such mir nen Heiler und lasse meine Finger untersuchen,“ verkündete Dark. „Auch wenn mir ein gewisser Heilzauber lieber wäre! Kommst du klar, Yugi?“

„Sicher... wir gehen auch ne Runde schlafen, aber ich bin im Moment noch viel zu aufgeregt.“ Neo und Eria waren somit die letzten, die noch bei den Jungen standen. Daran störte sich Yugi aber nicht. Im Gegenteil. „Kennt ihr euch hier aus? Wo kriegt man denn hier was zu essen?“ fragte er sie.

„Ach, das kann nicht so schwer sein. Komm Eria, wir gehen was holen und lassen Yugi mal kurz mit seinen Freunden alleine,“ grinste Neo und zog das Mädchen an der Hand mit sich. „Geht nicht zu weit weg, ihr drei, damit wir euch dann auch finden!“

Yugi atmete einmal tief durch, als er mit den beiden alleine war. „Puh... endlich können wir in Ruhe reden! Seto, sag mal... ausgerechnet du reitest auf einem Drachen?!“

Seto zuckte mit den Schultern. „In letzter Zeit überrascht mich gar nichts mehr. Nachdem Yami zu einem Halbdrachen mutiert ist und ich wusste, dass ich ins Reich der Schatten gehe, ist das Reiten eines Drachens ja wohl das Mindeste, was ich hier gemacht haben muss, bevor ich wieder gehe.“ Er strich arrogant durch seinen Haarschopf. „Aber dass diese Silberschwinge mich nicht lässt... Naja vielleicht ihre Kinder.“

Joey schaute ganz perplex. „Wow, Kaiba, du hast dir den Namen gemerkt!“

„Kann ja nicht jeder so ein Siebhirn haben wie du, Wheeler.“

„Ach, Klappe! Mach dir lieber mal Gedanken, warum Yami nicht mitgekommen ist, der wollte doch! Er war direkt hinter uns!“

Vor lauter Kämpfen hatte keiner von ihnen großartig darüber nachdenken können.

„Also... er hat das Tor geöffnet und ihr seid durch?“ hakte Yugi nach. „Aber er kam nicht mit? Na... vielleicht haben wir ihn einfach noch nicht gefunden.“ Oder er hatte irgendein anderes Problem, das sich Yugi jetzt aber nicht eingestehen wollte... er war glücklich, Seto und Joey zu sehen, da wollte er nicht, dass Yami etwas zugestoßen war! Aber man konnte es ja nicht ausschließen.

„Wir können jetzt nichts für ihn tun, egal ob er hier ist oder drüben,“ meinte Seto sachlich. „Doch er wird damit klarkommen.“

Joey nickte etwas zu eifrig. „Klar. Wenn nicht er, wer dann? Immerhin ist er mit dem Englischunterricht klargekommen! Den haut nichts mehr um. Sag mal... ist hier der Himmel eigentlich immer lila, und gibt es keine Sonne?“

Yugi war irgendwie dankbar, dass das Thema auf Banalitäten abdriftete. „Das ist die Schattensphäre, Joey. Niemand weiß genau, was sie ist, es gibt verschiedene Gerüchte...“ Yugi bekam Gelegenheit, sein eher geringes Wissen über das Schattenreich an den Mann zu bringen und dabei klug zu wirken.

Vom dem Tumult draußen war in der Zuflucht nichts zu bemerken. Es war ein Ort des Friedens, selbst inmitten einer Schlacht. Ruhig schritten Feen in den typischen Gewändern umher und kümmerten sich um alle, die aussahen, als bräuchten sie jemanden. Auch zu der Gruppe gesellten sich nun zwei Frauen. „Edle Krieger, lasst uns eure Wunden versorgen. Hier entlang...“

Sie wurden in ein nahe gelegenes Zimmer komplimentiert, in dem es vier Betten gab! Yugi musste sich beherrschen, nicht gleich in eins zu fallen und einzuschlafen. Einerseits sehnte er sich danach, andererseits glaubte er, vor Aufregung gar nicht schlafen zu können. Daher blieb er erstmal stehen. Es gab unter dem Fenster eine Kommode, in der möglicherweise Bettwäsche oder etwas anderes Praktisches war, aber ansonsten nur noch eine Kleidertruhe und einen Nachttisch neben jedem Bett, das war es. Hier war ja auch keine Wohnstatt, sondern man sollte sich einfach ausruhen können.

Die Feen untersuchten die Jungs und verbanden Kratzer und Schrammen. Joey und Seto waren schnell fertig, bei Yugi dauerte es länger. Er bekam auch neue Kleidung, die er gewohnheitsmäßig anzog.

„Was? Nein, das akzeptiere ich nicht!“ protestierte Seto hingegen. „Das ist doch...“ Er sah aus, als verkniff er sich gerade irgendein abwertendes Wort, sowas wie Luschenkram oder Weiberzeugs. „... völlig nicht mein Stil,“ sagte er statt dessen.

„Ich verstehe...“ Eine der beiden musterte ihn sekundenlang, nahm seinen ausgefallenen Mantel und die enge Hose zur Kenntnis. „Ich werde es anpassen lassen.“

„Da bin ich ja mal gespannt,“ meinte Joey und blickte der Fee nach, als sie mit Setos Gewand den Raum verließ. Er selbst hatte seins schon an. Vermutlich blieb ihm ein dummer Kommentar von Seto nur erspart, weil auch Yugi sich den herrschenden Kleidergepflogenheiten unterwarf.

Die andere Fee wurde mit Yugis Behandlung fertig und folgte der Kollegin. Sie gab Neo und Eria praktisch die Klinke in die Hand.

Neo war mit einem Tablett beladen, auf dem sich Essen türmte, und Eria trug eine Karaffe mit einem noch unbekannten Getränk. Beides wurde auf der Kommode abgeladen. Becher hatten sie keine, aber das machte ja nichts. In Anbetracht der Umstände war es allen viel wichtiger, überhaupt etwas in den Magen zu bekommen.

Seto und Joey nahmen das Essen erst unter die Lupe, bevor sie es probierten, so wie Yugi das zu Anfang auch gemacht hatte. Inzwischen kannte er die meisten Sachen, die sie bei den Feen bekamen, und scheute sich auch nicht vor Neuem. Joey aß betont vorsichtig und runzelte skeptisch die Stirn, ehe er zu schlingen anfing, wie man es von ihm kannte. Seto hingegen verzehrte sein Essen sehr methodisch, weil man nun einmal essen musste. Keiner von ihnen fragte, von was für Tieren das Fleisch war, das hatte ja auch Yugi lieber nie so genau wissen wollen.

„Zwei von hier sind in unsere Welt gelangt,“ erzählte Yugi seinen Freunden. „Vielleicht ist Yami ja auch zurück geblieben, weil er das gemerkt hat! Jemand muss da drüben etwas gegen sie unternehmen, sonst...“ Ja, was sonst eigentlich? Keiner wusste, wozu das alles eigentlich gut war. „Naja, sonst kann wer weiß was passieren,“ rettete Yugi seine Ausführungen. „Einer ist nämlich diese böse Seite von Marik. Er hat sich mit einem hiesigen Magier verbündet, der der Vater von Blacky ist... äh, vom Magier des Schwarzen Chaos. Der ist den beiden übrigens gefolgt.“

So gesehen konnte man sich einreden, dass Blacky Yami vielleicht mit zurück genommen hatte, um mit ihm gegen die Eindringlinge zu kämpfen. Alle Alternativen wollte sich Yugi jedenfalls nicht ausmalen.

„Lasst uns einfach daran glauben, dass die auf der anderen Seite alles im Griff haben!“ schloss Yugi. „Mehr können wir leider eh nicht machen...“

„Und wenn die nochmal ein Tor aufmachen?“ mischte sich Neo in das Gespräch ein. „Warum habt ihr das denn nicht schon viel früher gemacht?“

„Oh... das glaubt ihr mir nie.“ Seto verdrehte die Augen. „Es war dieser Shadee... er erschien bei Yami und warnte ihn davor.“

„So wie es aussieht, hat Malice auch nur darauf gewartet. Das ist Mariks böses ich.“ Yugi nahm einen Schluck direkt aus der Karaffe. Danach hatte er die ganze Oberlippe voll Saft. Seto beugte sich zu ihm herunter, um die Flüssigkeit abzulecken. Yugi merkte, dass er knallrot anlief, wenn das heiße Gefühl in seinem Kopf ihn nicht trog.

Joey tat so, als müsste er sich übergeben, während Neo und Eria sich taktvoll auf das Essen konzentrierten.

Sie verbrachten ungefähr eine halbe Stunde damit, das Essen zu verzehren und über relativ belanglose Dinge zu reden, ehe Dark wieder dazu kam. Er sah etwas blass aus und trug auch ein Feenkleidchen.

Yugi sprang von seinem Platz auf dem Bett auf. „Dark! Wie geht es deinen Fingern? Was war eigentlich damit?“

„Ach richtig, du weißt das gar nicht...“ Dark schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Ich hab mich an diesem Dimensionstor verletzt, als ich versuchte, Blacky zu folgen. Es kollabierte, kurz bevor ich es erreichen konnte. Crimson zog mich gerade noch weg. Aber meine Fingerspitzen hat es noch gefressen... Crimson konnte die Wunden schnell mit einem Trank verschließen, aber die Feen hier konnten auch dafür sorgen, dass die verlorenen Zentimeter nachwachsen. Allerdings ist mir jetzt ziemlich schlecht. Wollte euch nur Bescheid geben, dass ich mir ein Bett suche. Eria, wie wär's, wenn du mich begleitest? Hier sind eh nur vier Betten.“

Sie zögerte, denn das Gespräch über die Welt des blauen Lichts hatte sie sehr interessiert, doch nach kurzer Überlegung nickte sie. „Ist gut... lass uns nachsehen, wohin Crimson und Appi gegangen sind.“

„Gute Idee. Ihr anderen solltet dann versuchen zu schlafen.“ Dark verließ mit der jungen Magierschülerin das Zimmer.

Joey streckte sich und ging zu dem Bett ganz am anderen Ende. „Komm, Neo, lassen wir die zwei Täubchen nebeneinander schlafen.“

Yugi blieb einfach auf dem ersten Bett sitzen, während Seto, ganz ohne etwas auf Joey zu erwidern, das nächste für sich beanspruchte und Neo das neben ihm. Auf einmal gähnten alle, da die Erschöpfung einen halt doch irgendwann einholte, und als einer damit anfing, steckte es alle an. Yugi dachte zuerst, er könne dennoch nicht einschlafen, doch das stellte sich schon bald als Irrtum heraus.
 

Appi hatte sich an Crimsons Fersen geheftet, was nicht schwierig war, denn der Weißhaarige ließ seine Feenflügel nicht verschwinden... oder konnte es nicht, weil er zu müde war. Allerdings waren die Gänge auch nicht besonders voll, insofern kam es darauf nicht an.

„Jetzt warte doch mal!“ beschwerte er sich. „Geh ich dir auf die Nerven oder was?“

Crimson blieb auf dem Gang stehen und ließ den Schüler seines Rivalen zu ihm aufschließen. „Mir ist nicht nach Reden zumute, ich will meine Ruhe haben.“

„Oh... na schön, gehen wir was essen und dann irgendwo pennen...“ Appi ging schweigend neben ihm her.

Sie gelangten in eine Art Halle, wo zahlreiche Esstische aufgebaut waren, die aber viel einfacher gehalten waren als bei der Feenburg oder der ehemaligen Festung von Dark. Ausreichend eben. Dafür standen möglichst viele dicht beisammen, und die meisten waren besetzt mit Kriegern, die eine kleine Pause einlegten.

Appi und Crimson setzten sich an einem halb freien Tisch einander gegenüber hin, und eine ältere Fee brachte ihnen unaufgefordert eine Schale mit einem warmen Eintopf, zu dem es einen Fetzen Fleisch und ein Stück Brot gab. Früchte waren zur Selbstbedienung überall in Körben auf den Tischen verteilt. Die meisten Besucher aßen im Eiltempo, aber vielen sah man auch die Erschöpfung an. So war es auch bei Crimson: Appi hatte das Gefühl, der Magier würde gleich im Sitzen einschlafen und das Essen nur mit Mühe in sich hinein stopfen.

„Man muss mit Aufputschmitteln sparsam und vorsichtig umgehen,“ murmelte der Weißhaarige, als er Appis prüfende Blicke bemerkte. Seine Stimme hatte etwas Belehrendes, und Appi war so höflich, dass er einfach zur Kenntnis nehmend nickte, schließlich war er ja auch noch ein Schüler.

Nach dem Essen gingen sie dorthin zurück, wo sie sich von den anderen getrennt hatten. Sie hörten Yugi und die anderen in einem Zimmer reden, doch Crimson steuerte den nächsten freien Raum zwei Türen weiter an. In diesem standen vier Betten und eine Grundausstattung an Einrichtung. Appi folgte, sah aber seine Chancen auf ein Gespräch rapide schwinden. Tatsächlich suchte sich sein Begleiter das Bett aus, das am weitesten von der Tür entfernt war, so dass niemand an ihm vorbei gehen musste, und ließ sich bäuchlings darauf fallen. Die gefiederten Flügel fielen seitlich von ihm teils aufs Bett, teils daneben.

Appi seufzte und packte sich auf die nächste Schlafstatt. Allerdings legte er vorher seine Kleidung ab und ersetzte sie durch ein Feengewand, das er vorfand. Es war ihm zu groß, daher hing es seltsam an seinem Körper, aber zum Schlafen wollte er keine Kordel benutzen. Er kroch unter die Decke und schloss die Augen.

Appi musste über einiges grübeln, daher fand er nicht wirklich Ruhe. Außerdem beschäftigten ihn einige Fragen, und dass der Einzige, der ihm seines Wissens darauf antworten konnte, das nicht tat, machte ihn ganz hibbelig. Unbewusst wälzte er sich hin und her.

„Lieg doch mal still,“ grummelte Crimson.

Appi erschrak fast, er hatte gedacht, dass der andere fest schlief.

Crimson drehte sich auf die Seite, wuchtete umständlich den oberen Flügel hinter sich und sah Appi an. „Ich kann nicht einschlafen, wenn du so unruhig bist. Mein Schlaf ist anscheinend... nun, nicht mehr so tief und kommt nicht mehr so leicht, seit... na, seit... meinem kleinen Kerkeraufenthalt. Jedenfalls, wenn ich in einer unvertrauten Umgebung bin.“

Appi legte sich auch seitlich hin, so dass er den Weißhaarigen ansehen konnte. „Oh. Ich dachte, du wärst völlig fertig.“

„Bin ich auch. Aber ich kann förmlich spüren, wie deine Gedanken nach mir rufen und mich wach halten. Also, was willst du von mir?“

So direkt gefragt fehlten Appi doch irgendwie die Worte. „Uhm... Lord Genesis,“ warf er schließlich ein Stichwort in den Raum.

Crimson seufzte, doch ein Lächeln war in seinem Gesicht zu erahnen. „Jaja... du suchst jemanden, mit dem du Erfahrungen austauschen kannst. Ein Männergespräch unter Leuten, denen das gleiche passiert ist, hm?“

Als Antwort beschränkte Appi sich darauf, rot anzulaufen. Woher wollte Crimson denn wissen, was genau ihm passiert war? Hatte er etwa mit dem Vampir darüber gesprochen?

„Ich kenne deine Gedanken,“ grinste der andere Magier. „Man ist jung und hat vielleicht noch nicht viel Erfahrung, und so möchte man es einerseits als Geheimnis behalten, doch zugleich sollen alle es wissen, weil es einfach zu ungewöhnlich ist. Du hast jetzt die Wahl... du kannst überall mit deinen Erfahrungen angeben, bis man dich für einen Aufschneider hält, oder das Erlebnis zu einem Teil von dir machen und es einfach auf dich wirken lassen. Bisher scheinst du dich ganz gut geschlagen zu haben, warum also willst du es jetzt mir erzählen? Denkst du, ich bin geeignet als ein Vertrauter in dieser Sache?“

Appi räusperte sich. „Naja, also... so in der Art. Du hast doch auch, ähm...“

Crimson ersparte ihm freundlicherweise die Verlegenheit, indem er einfach Auskunft gab. „Öfters. Ich besuche ihn, wenn ich das Gefühl habe, dass ich jemanden brauche, der mich auf den Boden zurückbringt. Wenn er mein Blut trinkt, erfährt er Dinge über mich, die ich selbst nicht weiß. Und... er ist für mich sowas wie ein Mentor. Es gibt Dinge, die ich selbst mit meinem Vater nicht besprechen kann. Damit gehe ich zu Genesis. Er stellt keine Fragen, sondern lässt mich vergessen, dass ich ein Problem habe. Danach weiß ich besser, wie es weitergehen soll. Wie er es macht, weiß ich nicht, aber sein Biss wirkt wie eine Droge bei mir. Vielleicht ist es auch was anderes, vielleicht einfach seine charismatische Ausstrahlung, aber spielt ja auch keine Rolle, wenn das Ergebnis stimmt. Nachdem ich bei ihm war, kann ich wieder für alle den harten Kerl spielen.“

Über die letzte Bemerkung war Appi überrascht. „Den harten Kerl spielen? Aber...“

„Mal im Ernst. Würdest du es einfach so wegstecken, wenn man dir zweimal bei vollem Bewusstsein den Rücken aufschneidet?“

„Vermutlich nicht. Ich würde... ich würde aber keine Schwäche zeigen wollen, vor allem nicht vor Yugi. Der Typ kommt aus der Welt des Blauen Lichts und macht hier voll Karriere... Wenn jemals jemand meine Karte spielen soll, kann ich doch nicht zu einem Jammerlappen werden. Und meine Familie... Meine Eltern sind Krieger, ich darf sie nicht beschämen. Na und Mava und Neo... weiß nicht...“ Appi merkte, dass er vom Thema abzukommen drohte, und konzentrierte sich schnell wieder auf den älteren Magier. „Seit ich bei Genesis war, traue ich mich mehr. Ich hab irgendwie weniger Hemmungen, meine Meinung zu sagen, und mehr Vertrauen in mein Können. Aber jetzt kommen mir Zweifel, ob ich auf Dauer alle Erwartungen erfüllen kann...“

„Du musst gar keine Erwartungen erfüllen,“ widersprach Crimson sofort. „Nur deine eigenen. Bist du mit dir zufrieden? Dann hat niemand das Recht, etwas anderes von dir zu verlangen.“

Appi fand, dass das nicht zu dem passte, was Crimson vorher gesagt hatte. „Aber wenn du keine Erwartungen erfüllen musst, warum spielst du dann den harten Kerl?“

„Weil ich mich besser dabei fühle, wenn ich meine Emotionen nicht für jeden sichtbar auf dem Gesicht trage. Als Meistermagier habe ich außerdem eine Vorbildfunktion. Wenn ich nach außen hin stark wirke, fassen andere Mut und kämpfen entschlossener. Es wurden schon Schlachten gewonnen, nur weil der Anführer in einer ausweglos erscheinenden Situation bei seiner Truppe Zuversicht geweckt hat. Frag mal deine Eltern. Oder frag Yugi, wie viele Duelle er nur durch einen geschickten Bluff gewonnen hat.“

Appi nickte nachdenklich. Dass ausgerechnet Crimson sich seiner Verantwortung als Vorbild für andere bewusst war, erstaunte ihn. Aber Crimson hatte wohl nur einen schlechten Ruf und tat auch nichts, um das zu ändern. Nun ja... seine Lehrmethoden, die mit einbezogen, dass Schüler nicht von Gefahren ferngehalten wurden, sondern sie hautnah kennen lernten, waren wohl auch etwas fragwürdig, hoffentlich nahm er auf Eria etwas mehr Rücksicht. Andererseits... wollte man ein wildes Tier zähmen, musste man Bisse und Kratzer riskieren, so war das auch mit der Magie. Je mehr Appi darüber nachdachte, umso mehr leuchtete ihm das ein. Es war fast schade, dass man Crimson so leicht für verantwortungslos hielt, bloß weil er etwas... direktere Methoden hatte. Dabei war er eigentlich ganz in Ordnung, wenn man etwas länger mit ihm zu tun hatte.

„Worauf wolltest du jetzt eigentlich hinaus?“ fragte Crimson überraschend. „Bist du... in den Lord verknallt?“

Appi lief leuchtend rot an. „Ich... nein! Es ist nur... ich denke immerzu darüber nach, was ich mit ihm erlebt habe...“

„Wenn du meinen Rat hören willst... geh nicht gleich wieder zu ihm. Lass dich auf ein paar Romanzen ein, und wenn du dann immer noch an ihn denkst, bring ihm... das Essen.“

„Das Essen... das machst du immer, nicht wahr? Warum warst du überhaupt bei ihm? Man geht doch nicht einfach so zu einem gefürchteten Vampir, und das auch noch immer wieder...“

„Der Wald ist eine Fundgrube für Alchemisten. Aber nur, wenn man ihn sehen kann. Du weißt, wie ich das meine.“

„Ja... die vielen Pflanzen sind wunderschön...“

„Für mich sind sie eine Kräuterkammer.“ Crimson zog seine Decke zurecht, offensichtlich darum bemüht, endlich Schlaf zu finden. „Doch du stammst von Kriegern ab. Mir scheint, das wirkt sich auf deine Art der Magie aus. Du bist ein Kampfmagier, kein Alchemist. Du kannst es weit bringen... aber das wird Dark dir noch sagen...“ Crimsons Stimme wurde leiser, als der Weißhaarige die Augen schloss. „Wir können... später weiter reden...“

Appi schwieg und ließ den anderen einschlafen. Er selbst jedoch war sehr nachdenklich. Crimson hatte ihm einen kleinen Blick hinter seine Fassade gegönnt, und nun fragte er sich, wieviel Fassade jeder hatte, den er kannte. Und wieviel Fassade sollte er sich zulegen?

Er war dennoch ein wenig eingedöst, als die Tür sich öffnete und noch jemand das Zimmer betrat. Appi tat so, als würde er schon schlafen.

„Nimm das Bett neben Appi, dann kann ich in der Nähe der Tür bleiben,“ hörte er leise Darks Stimme.

Die andere Person antwortete nicht, vermutlich bestand die Antwort nur aus einem Nicken, aber das Bettzeug raschelte. Wen auch immer Dark mitgebracht hatte, es war gewiss niemand Gefährliches, also ließ er seine Aufmerksamkeit schwinden und schlummerte ein.
 

***

Fortsetzung folgt



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-06-18T15:10:19+00:00 18.06.2013 17:10
Hallo ^_^

Yugi hat sich echt toll gemacht, kein Wunder das Joey ihn bewundert, was er für ein taffer Kämpfer ist *ggg* … wie das wohl ausschlägt wenn er und Seto nächstes mal intim warden *hust*

Ich habe mich total für Joey gefreut, als er auf seinem Drachen reiten durfte und hab sogar ein bisschen Gänsehaut mit ihm bekommen, weil es für ihn einfach das Größte ist, den Schw.Rot.Aug.Dr. mal in echt erleben zu dürfen *seuftz*

Armer Appi, das hat echt lange gedauert, bis er mal jemand zum Reden gefunden hat :D Ich fand Crimsons Rat gut … ob er wohl auch mal ein wenig in Genesis verschossen war… und was wohl dieses „Essenbringen“ genau bedeutet? Ob er ihm jedes Mal die Wahl lässt über sein Leben zu entscheiden … Nimmt Genesis eigentlich alle einfach an? … ich meine es gibt ja auch Leute die unsympathisch sind. Ich wüßte gern mehr über diese Sachen :3

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
29.07.2013 20:38
Genesis ist ein Feinschmecker - der beißt nicht jeden. Und nur Personen ab 16.
Hm da muss ich echt mal ne Episode zu schreiben.^^
Antwort von:  jyorie
29.07.2013 20:48
*schmunzelt** ich würd mich freuen, wenn du es tippst :D
*hi hi* und natürlich auch lesen^^
Von:  SoraNoRyu
2011-12-17T19:43:32+00:00 17.12.2011 20:43
Okay, wieder mal spät dran, aber letztendlich bin ich ja nun doch wieder online.

Bei dem Titel habe ich mich erstmal gefragt, wie viel Spannendes man eigentlich über eine Pause berichten kann, aber es kam ja dann doch einiges zusammen...
Gerade in der Situation, nachdem im Chaos der Schlacht viele Fragen einfach unbeantwortet bleiben mussten. Gut gelöst, finde ich, ich selbst hätte wahrscheinlich instinktiv versucht, alles gleich erklären zu lassen...

Joey und Kaiba scheinen sich ja wider erwarten schnell zurecht zu finden, aber wenn man sich mitten ins Schlachtgetümmel wirft muss man das wohl auch. Und beide durften auf ihren Lieblingsdrachen reiten.


Joeys kurzer Auftritt mit dem Schwert war auch cool. Ein paar Rüstungs-Zerschmetternde Schlagringe hätten ihm sicher mehr genutzt, aber die liegen natürlich nicht einfach so zufällig rum. Schwerter findet man da schon leichter, die fallen auch schneller mal runter.

Ruins Auftritt war einfach nur fies, gut, das Crimson sie so schnell durchschaut hat. Sie hätte die beiden auch gleich angreifen können, aber erstmal die totgeglaubte Runa zu spielen ist natürlich effektiver.
Hauptsache, es tut dem Gegner erstmal ein bisschen in der Seele weh.


Das Crimson vor dem Schlafengehen noch essen konnte hat mich allerdings etwas verwundert. Ich wäre vermutlich sofort tot ins Bett gefallen...
Allerdings muss er wohl seine Reserven auch mit ein paar Kalorien wieder auffüllen, da reicht Schlaf alleine sicher nicht.

Und dann hällt Appi den Armen auch noch zusätzlich wach...
Gut, ich kann's ihm nicht verdenken. Er hat ja immernhin versucht, Crimson bis zum Morgen in Ruhe zu lassen, und er wartet ja schon so lange darauf, endlich mit jemandem über Genesis reden zu können...


Und dann wieder die Frage, was denn nun mit Yami passiert ist...
Gut, solange man sich Hoffnungen machen kann, er sei auf der anderen Seite in (relativer) Sicherheit.
Von:  Hikari-Yumi
2011-12-13T19:03:55+00:00 13.12.2011 20:03
huhu^^
soo endlich wieder da, und hier ist mien kommi xDDDDD

wie bereits erwähnt, sehr geil^^

- setoyugi ost echt süß xD endlich können sie mal wieder 'reden'
- appi kann auch mal wieder erfahrungen austauschen
- im krieg ist es wichtig mal zu verschnaufen^^
- crimson ist sooooo süß xDDDDDD

jedenfalls... mach weiter^^ aber diesmal schneller...
ich verstehe es leute zur weißsglut zu treiben, wenns um sowas geht... (kannst da viele fragen)
selbes gilt auch für einen gewissen herrn -^.^-

jedenfalls, wieder echt tol *.*


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