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Raven

Kyrie Eleyson
von

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The Second Shape

"OK, ganz ruhig alter Junge,... gaaanz ruhig!"
 

Keuchte Circe über das Waschbecken seines Bades gebeugt.
 

Sein Gesicht war klatschnass und der Wasserhahn lief noch weil er, in der Hoffnung er würde dadurch aufwachen, sich kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht hatte.
 

Aber es hatte nichts geholfen, er war immer noch wach.
 

Oder schlief er doch noch?
 

Kaltes Wasser würde in einem Traum schließlich nichts bringen.
 

Aber nein, er wusste es selbst gut genug dass er nicht mehr schlief.
 

Circe musste nur in den Spiegel schauen um sein eigenes erschreckendes Spiegelbild zu sehen, damit es ihm endgültig klar wurde.
 

"Du bist Anwalt! Es ist dein verdammter Job Menschen uvoreingenommen zuzuhören!"
 

Ja, klar, aber diese Menschen behaupteten in der Regel auch nicht sich von einem Raben in einen Jungen verwandelt zu haben!
 

Circe fühlte sich unwohl.
 

Sein Kopf begann leise aber stetig zu hämmern und vor seinen Augen tanzten silberne Sternchen.
 

Er musste sich an dem Waschbecken festkrallen um nicht umzukippen.
 

Als er wieder einigermaßen fest auf seinen Beinen stand kamm ihm sein Fußboden für einen kurzen Moment warm und pulsierend vor.
 

Doch das Gefühl kam so schnell wie es gekommen war und er stand im Licht seiner teuren Designer-Lampe vor seinem großen Spiegel an den teuren Marmorfliesen.
 

Noch etwas benommen ging er zurück in sein Schlafzimmer, wo Raven immer noch auf dem Boden kniete, stumm, beharrlich und wartend.
 

Tief durchatmend setzte sich Circe wieder auf die Bettkante, beugte sich vornüber und schloss für einen kurzen Moment die Augen ehe er sprach.
 

"Also. Du bist der Rabe."
 

"Ja."
 

"Und du heißt Raven."
 

"Ja."
 

"Du... bist der Rabe."
 

"Ja."
 

Die Antwort kam so klar und präzise wie die ersten beiden Male und brachten Circe fast um den Verstand.
 

"Beruhig dich Circe, beruhig dich...."
 

Murmelte er, dass Raven es nicht hören konnte und fuhr fort.
 

"Gut, dann anders. Wie kann es sein, dass du ein magisches Wesen bist, denn das musst du wohl sein. Wenn du jetzt ein Mensch bist und vorher ein Rabe!"
 

"Das ist eine lange Geschichte."
 

Entgegnete Raven ruhig und Circe nickte nur.
 

"Etwas anderes habe ich nicht erwartet. Ausserdem habe ich Zeit!"
 

Nach einem nicht kurzen Monolog Ravens, den Circe nur unterbrach wenn ihm etwas unklar war, endete er und sah Circe unverwandt an.
 

Der saß immer noch vornüber gebeugt auf der Bettkante und hatte sein Kinn in eine Hand gestützt, den Blick auf seine Zehen gerichtet und dachte nach.
 

Er kannte jetzt alle details über den Planeten Ivory, die Vertreibung von Phoenix und Santi, die Blutfehde zwischen den Königreichen der Luft und der Erde, und wie Raven in seine Welt geschleudert worden war.
 

Trotzdem schwieg er.
 

Raven sah ihn weiter an, stillschweigend und abwartend und als Circe sich unvermittelt aufrichtete zuckte er leicht zusammen.
 

Circe registrierte es und war irgendwie amüsiert darüber, dass Raven unter seiner ruhigen Fassade anscheinend mindestens so angespannt war wie er selbst.
 

"Ich bin Anwalt. Ich muss unvoreingenommen sein."
 

Sprach er langsam und bedacht und Raven nickte.
 

"Dann glaubt ihr mir?"
 

"Als erstes: Duz mich. Du sitzt in meinen Pyjama-Hosen in meinem Schlafzimmer. Da finde ich ein "sie" irgendwie unpassend."
 

Er lächelte leicht.
 

"Zweitens. Ich kann nicht sicher sagen ob ich dir diese fantastische Geschichte abkaufe. Es ist 5 Uhr morgens, an meinem einzigen Freien Tag diesen Monat und ein Junge sitzt mir gegenüber der behauptet sich in einen Raben verwandeln zu können."
 

"Sie... Und glaubst mir also nicht."
 

Raven wandte leicht den Blick ab und seine Schultern sanken unmerklich.
 

"Ich möchte es sehen!"
 

Forderte Circe und zwang Raven mit einem Blick ihn anzusehen.
 

Ein Kunde der ihm nicht in die Augen sehen konnte, log.
 

Das war eine der obersten Regeln in seinem Job.
 

Raven sah ihm nicht in die Augen.
 

"Du hast also gelogen."
 

Bemerkte er einfach und war überrascht dass er darüber nicht erleichtert war.
 

Irgendetwas ihn ihm schien Raven geglaubt zu haben.
 

Dieser blickte ihn daraufhin zum ersten Mal mit einer Gesicht an, das Circe den Atmen verschlug.
 

Raven starrte ihn verletzt und erbost an, seine Stirn legte sich angespannt in Falten und seine Schultern strafften sich.
 

"Ich lüge nicht!"
 

Sagte er scharf und Circe wusste dass er es wirklich nicht tat.
 

Trotzdem lies er nicht locker.
 

"Dann tu es und versuch nicht davon abzulenken!"
 

"Gut!"
 

Zischte Raven und stand auf.
 

Circe registrierte dass er sehr groß und schlank war, ehe er seine Augen schließen musste.
 

Grelles Licht hüllte Raven plötzlich ein als er einige unverständliche Worte vor sich her murmelte.
 

Als das Licht nicht mehr durch Circes Lider schien und es dunkel blieb, riskierte er einen vorsichtigen Blick durch seine Finger, die er schützend vor seine Augen geschlagen hatte.
 

Raven war verschwunden.
 

An seiner Stelle saß der weiße Rabe, missmutig dreinblickend und leicht nach Atem ringend, wie er es getan hatte als Circe ihn fand.
 

Unvermittelt öffnete der Rabe den Schnabel und fing an zu sprechen.
 

"Und, zufrieden?"
 

Unverwandt starrte Circe auf das Tier und konnte nur betäubt nicken, keinen Ton bekam er heraus.
 

Erneut blendete ihn das Licht als Raven sich zurückverwandelte.
 

Nun deutlich nach Luft schnappend stand der Mensch Raven nun vor Circe, leicht zittrig auf den Beinen.
 

"Überzeugt?"
 

Fragte er erneut und Circe brachte nur ein stotterndes "Ja" zustande.
 

Ein zweites Mal nickte Raven ehe er vor dem Bett hintüber fiel.
 

Schockiert schoß Circe vom Bett hoch und beugte sich über Raven.
 

Schweiß stand ihm auf der Stirn und er hielt sich krampfhaft seinen linken Oberarm.
 

Als Circe genauer hinsah, sickerte langsam dunkelrotes Blut durch Ravens Finger, dort, wo die Wunde war die die Katze ihm geschlagen hatte.
 

"Die... Luft."
 

Brachte Raven neben Circes Ohr hervor und er sah ihm überrascht in die Augen.
 

Er hatte gedacht er wäre gänzlich ohnmächtig.
 

"Was?"
 

"Die Luft. Sie ist hier... so schlecht. Macht... mich krank."
 

Nun brach er wirklich zusammen und seine Stirn fühlte sich unter Circes Händen ungesund heiß an.
 

Unsicher blickte er sich in seinem Schlafzimmer um als könne aus jeder Ecke Hilfe kommen, aber es kam keine.
 

Verunsichert fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare, ehe er kurzentschlossen Raven unter den Schultern und Beinen nahm und ihn ins Wohnzimmer trug.
 

Auf dem Sofa lies er ihn vorsichtig wieder ab und hastete eilig in die Lüche, um kaltes Wasser in eine Schüssel laufen zu lassen.
 

Er erinnerte sich seltsamer Weise an seine Kindheit die er bei seiner Großmutter verbracht hatte.
 

Wenn er krank war hatte sie ihm kalte Lappen auf die Stirn gelegt, mit viel Essig.
 

Als er sie einmal gefragt hatte warum sie Essig unter das Wasser mischen würde hatte sie sanft lächelnd geantwortet dass er Essig das Fieber aus seinem Körper ziehen würde und der geruch einem zusätzlich wach hielt.
 

Er entschied dass Essig in diesem Fall auch nicht schaden würde und fand eine angebrochene Flasche in seinem Brotschrank.
 

Mit der Schüssel und einem weichen Tuch ging er ins Wohnzimmer zurück und achtete nicht auf die überschwappende Flüssigkeit die sich über dem Korkboden verteilte.
 

Raven lag immer noch schwer atmend auf dem Sofa wie er ihn verlassen hatte.
 

Circe tauchte das Tuch in das Wasser und tupfte Raven unbeholfen den Schweiß von der Stirn, ehe er es ihm darauf legte.
 

Er fühlte sich etwas unwohl, aber es war besser so als nichts getan zu haben.
 

Dann fiel sein Blick wieder auf seinen Oberarm und er merkte erschrocken dass die Wunde nicht aufgehört hatte zu bluten.
 

Der erste Verband musste durch Ravens Verwandlung abgegangen sein.
 

Also ging er an seinen Apothekerschrank und nahm eine kleine Flasche Jod und eine Mullbinde heraus.
 

Umsichtig lockerte er Ravens Griff um seinen Oberarm und tupfte das Blut ab, damit er die Wunde sehen konnte.
 

Anscheinend war sie größer geworden.
 

Mit schnellen Griffen desinfizierte er sie und legte einen neuen Verband an, was ihm seltsam einfach fiel.
 

Dann war er fertig.
 

Mit seiner Arbeit und seiner Kunst.
 

Also wartete er.
 

Es dauerte lange ehe Raven wieder die Augen aufschlug und sich verwirrt umsah.
 

Er richtete sich auf und das Tuch fiel ihm von der Stirn.
 

Überrascht hob er es auf, roch daran und rümpfte die Nase.
 

Dann sah er Circe, der ihm in einem Sessel gegenüber gesessen und gewartet hatte.
 

"Besser? Ich hab auch nochmal deinen Arm verbunden."
 

Wortlos sah ihn Raven noch einen Augenblick an, ehe er den verband begutachtete.
 

Dann sah er wieder zu Circe.
 

"Danke."
 

"Kein Problem."
 

Lächelte er und zum ersten Mal lächelte Raven zurück.
 

"Ich bin übrigens Circe. Willkommen in Tokyo!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  tiriki93
2008-03-04T19:42:32+00:00 04.03.2008 20:42
wieder ein tolles kapitel!^^
durchaus verständlich das circe erst nicht recht glauben kann, dass rave wirklich der rabe ist xDD
Von: abgemeldet
2005-02-11T15:24:22+00:00 11.02.2005 16:24
Hey! Echt coole Story! Ich hoffe du schreibst bald weiter!
Bye Draven


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