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Grausame Gefühle

Seth x Atemu
von

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Begegnung mit blauen Augen

Titel: grausame Gefühle

Serie: Yu-Gi-Oh

Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama

Teil: 2/?

Pairing: Atemu x Seth

Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death

Email: corrie-hanne@t-online.de

Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T
 

Kommentar:

Hier nun also Teil 2. Und dann ist endlich die Einleitung geschafft und es kann mit der richtigen Story begonnen werden. Welche Story? Gute Frage. Welche denn? Na, das wird sich zeigen in Teil 3 und im weiteren Verlauf. Nun aber erst mal zu Teil 2.
 

Der Anfang ist total verkitscht. Wuah. Mich schüttelt es gleich. Und dann kommt ein richtig schöner Absatz Pain. Muahaha!!! Verzeih mir Seth, dass ich dich so leiden lasse. *dabei schon die nächsten grausamkeiten geplant hat*
 

An zwei Stellen müsst ihr euch unbedingt die unten genannten Lieder beim Lesen anhören. Ich sage euch, bessere Begleitmusik gibt's nicht.
 

Chiko
 

Legende:

"....." - sprechen

'.....'- denken
 


 

Teil 2 - Begegnung mit blauen Augen
 

Mit leicht genervtem Blick sah er den vielen Menschen zu, wie sie hin und her eilten. Die Hofdamen hatten immer wieder neue Stoffe in ihrem Armen und die Männer räumten immer wieder die Bauten um. Alles hetzte im Palast hin und her, als würde es um ihr Überleben gehen. An keinen Ort an den man kam, regte sich nichts. Alles war hellauf beschäftigt und langsam aber sicher war es dem Pharao zu viel. Immer wieder wurde um seine Meinung gebeten. Man wollte alles genau so haben, dass es dem Pharao gefiel und es seinen Gedanken entsprach. Er hatte nicht eine Minute, wo er seine Ruhe bekam. Die lästigen Untergebenen waren überall.

"Wozu der ganze Aufwand?" fragte er sich selber. Es war doch nur eine formelle allgemeine Feierlichkeit. Er würde die Priester vom Tempel treffen, um sich mit Amun friedlich zu stimmen. Nebenbei würde er noch dessen Nachfolger kennen lernen und als diesen befürworten. Aber wegen diesem Alltäglichen gab es solch eine Hetz.

Mit einem leichten Seufzer lehnte er sich an die kühlende Wand. Der Ausstatter des Hauptsaales hatte ihn gerade regelrecht mit Fragen zur Dekoration gelöchert. Doch jetzt hatte er endlich einen ruhigen Platz gefunden. Hier war er wenigstens für einige Zeit allein. "Was für ein anstrengendes Leben." Er schloss die Augen und dachte ein Stück zurück. Es war noch gar nicht so lange her, dass er Pharao wurde. Sein Vater starb plötzlich und unerwartet. Und mit seinen 16 Jahren musste er nun schon den Thron besteigen. Dabei hätte er darauf auch gut verzichten können. Die Pflichten und Aufgaben, waren ihm viel zu viel. Ein ständiges Einhergehen von Höflichkeit und Etikette. Allem wurde eine Maske aufgesetzt. Nichts war mehr real und wirklich. Er war froh, dass zumindest in seinem Land zur Zeit Ruhe und Frieden herrschten und weder Aufstände noch Probleme gegeben waren. Noch mehr Probleme waren das Letzte was er jetzt noch brauchte.

Wann hatte er das letzte Mal eigentlich Zeit für sich selber? Es schien ihm Ewigkeiten her. Einmal wieder einen ganz normalen Tag leben. Ohne seine Verpflichtungen, ohne seine Stellung. Einfach alles vergessen. Vielleicht durch die Straßen gehen oder sich mit seinen Mitmenschen amüsieren. Bei diesem Gedanken musste er leicht schmunzeln. Er überlegte gerade, mit welchen Mitmenschen. Mit Freunden natürlich, aber hatte er die überhaupt? Früher hatte er sie. Doch mit der Zeit gingen sie und nachdem er Pharao wurde, waren sie ganz verschwunden. Außer seinen wichtigsten Angestellten und den hohen Persönlichkeiten, wie den Hohepriester oder die Herrscher anderen Länder, kannte er fast niemanden. Er vermisste die Gesellschaft von freundlichen Stimmen, die ihn als einen Gleichgesinnten ansahen um sich herum.

Er stieß sich von der Wand ab, als er sah, wie sich wieder einige Personen seinem Aufenthaltsort nährten. Als sie an ihm vorbei gingen, verbeugten sie sich demütig vor ihm. Mit geradeaus gerichtetem Blick legte der Pharao den Weg in sein Gemach ein. Er wollte jetzt wirklich seine Ruhe. Morgen würde er genug Stress mit der Feierlichkeit haben, da wollte er wenigstens ausgeschlafen sein.
 

Der Pharao legte sich erschöpft in sein Bett und schloss genüsslich die Augen. Hatten diese Leute es doch nochmal gewagt ihn zu belästigen. Aber nun hatte er ein Machtwort gesprochen. Er hatte sie ermahnt ihn heute nicht mehr zu stören, und wenn sein Reich untergehen würde. Mit Strafen hatte er ihnen gedroht und sogleich waren sie alle still um ihn. Innerlich musste er ein wenig kichern, als er daran dachte. Hätte er das mal früher getan, dann wäre ihm viel erspart geblieben. Aber nun hatte er sie ja endlich, seine wohlverdiente Ruhe. Er öffnete noch einmal die Augen und sah hinaus durchs Fenster. Er sah nach oben in den Nachthimmel und musste feststellen, dass der Mond schon sehr hoch stand. Es war also schon spät in der Nacht. So lange hatten sie ihn also alle aufgehalten. Als Pharao hatte man wirklich nie seinen Frieden. Er sah sich den vollen strahlenden Mond noch einmal an, bevor ihm die Augenlieder schwer wurden und er ins Reich der Träume glitt. Morgen früh würden sie ihn zeitig wecken kommen, um ihn einzukleiden. Er würde sich vorbreiten müssen. Doch jetzt wollte er nur schlafen, und nicht an seine Aufgaben denken.
 

[1] Von seinem Zimmer innerhalb des unteren Bereiches des Tempels blickte Seth hinauf zum Mond. Sein Blick war vollkommen leer. Er stand einfach nur da und schaute in den Nachthimmel. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper hinunter. Seine Kleidung war verrückt und an einigen Stellen traten die dunklen Flecken an die Oberfläche. Er war gerade vom Hohepriester zurückgekommen und war sich seiner jetzigen Situation deutlicher Bewusst denn je. Die ganze Zeit, während er bei ihm gewesen war, wurde ihm immer wieder gesagt, dass er dem nicht entkommen könne. Nicht einmal der Pharao war mächtig genug, dem Treiben des Priesters Einhalt zu gebieten.

Seth richtete seinen Blick vom leuchtenden Mond ab. Er senkte seinen Kopf und sah betreten zu Boden. Nur langsam vermag man ein leises Schlurzen zu vernehmen. Kleine Tropfen fielen zu Boden und bildeten dunkle Flecken auf ihm. Die Hände krallten sich in seinen Lendenschurz fest und immer mehr Tränen vielen zu Boden. In ihrem Fall glitzerten sie leicht, wenn sie vom Mondlicht angestrahlt wurden. "Warum?" Seine Stimme war heißer und klang gedämpft. So als quälte sie sich, etwas zu sagen. "Warum kann er ihn nicht stoppen? Er ist doch der Pharao." Jetzt weinte Seth aus ganzer Kraft. Er konnte nicht mehr stark sein und alles hinunter schlucken. Der Druck war einfach zu groß. Seine Augen waren wässrig und die salzige Flüssigkeit floss in Strömen über sein Gesicht. "Was ist ein Pharao wert, wenn er so etwas nicht verhindern kann?" Seine Hände verkrampften sich noch mehr in den weißen Stoff. Innerlich stiegen in ihm die zugeführten Schmerzen wieder auf. Vollkommen am Ende sackte er kraftlos auf den Boden nieder. Er legte sein Gesicht in seine Hände und weinte aus tiefstem Herzen. Schließlich weinte er sich in den unruhigen Schlaf vor dem Tag, an dem ihm die letzte Hoffnung vor seinen Augen genommen werden sollte.
 

Die Sonne erhob sich langsam und schien mit ihren Strahlen sachte und warm durch die Fenster des Palastes. Es war noch früh am morgen und eigentlich war es die Zeit, in der die Bewohner hier anfingen aus ihren Betten zu steigen um sich dem neuen begonnenen Tag zu widmen. Aber heute war es anders. Schon jetzt war rege Aufruhr in allen Gängen. Die letzten Vorbereitungen liefen schon auf Hochtouren. Es war noch schlimmer als an dem Tag zuvor. Schnell wurden noch letzte Änderungen vorgenommen, die nur kurze Zeit später schon wieder verändert wurden, weil sich die Anwesenden nicht einig waren. Erst nach Langem konnte man sich auf dieses oder jenes einigen.

Auch der Pharao war schon auf. Ihm wurden bereits die Sachen zur Feier gebracht und er war gerade dabei sich sein Gewand anzuziehen. Er hatte nicht mehr viel Zeit sich vorzubereiten. Nicht mehr lange, und die Gäste würden kommen. Es reichte gerade so, um sich fertig vorzubereiten und noch eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. So schnell würde er nämlich nicht wieder etwas bekommen. Die Dienerinnen zupften noch die letzten Stoffteile zurecht, bevor sie sich verbeugten und das Gemach verließen. Der Pharao seufzte erleichtert auf, als er endlich alleine im Zimmer war. Gleich müsste er hinaus und den großen Herrscher spielen. Ihnen seinen Stolz beweisen und seine Macht demonstrieren. "Lästige Konversation." fluchte er. Doch es half alles nichts. Träge erhob er sich und atmete noch einmal tief durch. Dann öffnete er die Tür und verließ sein Zimmer.
 

Seth sah regungslos zu Boden, als er zusammen mit dem Hohepriester und einigen anderen Priestern auf dem Weg zum Palast war. Ihr Wagen fuhr mit einem zügigen Tempo und es schaukelte jedes Mal, wenn sie durch ein Schlagloch oder über einen größeren Stein mussten. Doch das kümmerte ihn reichlich wenig. Er war viel zu sehr in seinen Problemen versunken. Es war schon unerträglich für ihn, dem Hohepriester immer wieder als Zeitvertreib zu dienen, doch wenn ihn der Pharao erst als würdig gesprochen hatte, dann musste er die Nachfolge seines Peinigers antreten, und das war etwas, weswegen er lieber sterben würde. Statt ihm zu helfen und zu befreien, würde der Pharao ihn in die Hölle schicken. Unbewusst sicherlich, und doch würde er es tun. Er verstand immer noch nicht, wie ein so mächtiger Herrscher solch einem Treiben kein Einhalt gebieten konnte. Führte er doch mit seinem Heer große Schlachten gegen Feinde und könnte alles tun, was er wollte und doch vermag er es nicht, so eine Krankheit, die sich mitten im Reich befand, auszumerzen.

Bei all seinem Grübeln überkam ihn ein neuer Gedanke. Der Pharao, er hatte ihn vorher noch nie gesehen. Seit er damals von seinen Eltern entrissen wurde, hatte er so gut wie keine neuen Menschen kennen gelernt. Nur jene, die im Tempel des Amun ein und aus gingen. Wenn der Hohepriester zum Palast fuhr, durfte er selbstverständlich nicht mit. Er hatte auch nie darum gebeten. Er war an solchen Tagen immer froh, wenn der Priester außerhalb des Tempels war. Aber der Pharao war selber noch ein halbes Kind mit seinen 16 Jahren. Der Hohepriester hatte sich wegen seiner Krönung aufgeregt. Scheinbar mochte er den neuen Pharao nicht. Damals hatte er seine Wut an Seth ausgelassen und schimpfte auf diesen vermaledeiten Bengel, der sich jetzt neuer Herrscher von Ägypten nannte.

Seth überlegte, wie er wohl aussehen würde. Ob er freundlich war oder doch schon die Härte eines großen Pharaos hatte? Mit diesen Gedanken lenkte er sich ab, von seinem harten Schicksal, dass ihm bevorstand, an das er aber nicht denken wollte. So verstrich die Zeit der Fahrt und ehe er sich versah, befand er sich auch schon vor dem großen Palast, in dem der Pharao hauste.
 

Der Hohepriester ließ sich beim Einlass vermerken, ebenso seine Anhänger inklusive Seth, die bei ihm waren. Nachdem die Wachen sie hatten passieren lassen gingen sie einen langen Gang entlang. Seth war erstaunt über die Größe des Palastes. Der Tempel von Amun war schon riesig, aber dieses Gebäude übertraf ihn bei weitem. Als er interessiert und neugierig immer wieder zur Seite blickte, herrschte ihn eine Stimme an. "Lass das gefälligst!" Mit einer Ohrfeige auf seine linke Wange wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Der Hohepriester blickte in finster entgegen und Seth wandte sein Gesicht demütig zur Seite. "Es tut mir Leid." sagte er eingeschüchtert und versuchte sich gefasst zu halten. "Wenn wir beim Pharao sind, wirst du keinen Laut von dir geben. Verstanden? Du wirst dich auf Abstand halten und erst wenn er dich als mein Nachfolger sprechen will, wirst du dich ihm nähren!" "Ja.", war eine trostlose Antwort. Was sollte er auch anderes antworten? Er würde das tun, was ihm gesagt wurde. Er musste sich einfach nur bedeckt halten und nicht auffallen, dann war alles kein Problem.

Nun betraten sie endlich den reichgeschmückten Hauptsaal. Er war schon recht voll und die Menge an Menschen hatte sich überall verteilt. Seth folgte dem Hohepriester unaufhörlich und wich nicht zu sehr von seiner Seite, aus Angst, er könnte etwas falsch machen. Plötzlich hielt der Priester inne. Sie waren ein ganzes Stück im Saal gegangen, denn er war wirklich extrem groß. Sie befanden sich jetzt etwa in der Mitte des Raumes, weiter rechts als links, von sich aus gesehen. "Du wirst hier bleiben." befahl die tiefe Stimme. "Du wirst nichts ohne meine Erlaubnis machen. Der Pharao wird dich nachher sehen wollen. Du wirst dich ihm gegenüber demütig erweisen." Seth setzte sich auf de Boden. Es lagen überall Stoffe und Kissen auf der Erde, sodass man nicht gezwungen war, sich auf dem kalten Boden zu platzieren. Leicht, auch wenn er wusste, dass es ihm nicht gestattet war, hob er seinen Blick und sah sich um. Seitdem sie Saal betreten hatten, hatte er seinen Kopf gesenkt gehalten. Doch jetzt sah sich sein Blick suchend um. Seine Augen suchten eine ganz bestimmte Person. Und sie fanden sie auch. Weit vorne, auf einer Treppe, abgeschnitten vom Rest der Menge und auffallend durch seine Kleidung, wie auch durch seinen Schmuck, sah er ihn zum ersten Mal. Wie von je her nichts anderes gemacht, saß er dort oben auf seinem Thron und blickte hinab auf seine Gäste.
 

Der Pharao saß aufrecht und erhaben auf seinem Thron. Voller Anstrengung versuchte er sich seine Überdrüssigkeit nicht anmerken zu lassen. Doch es war schwer, sich eines Pharaos würdig zu verhalten. Schon die ganze Zeit über musste er in seiner steifen Haltung verharren. Als Pharao musste er seine äußere Fassade von Macht aufrecht erhalten. Aber es war ihm einfach zu viel. Diese Feiern, die Menschen, die ihm schmeichelten, nur um sich mit dem Herrscher von Ägypten gut zustellen. Diese Menschen, die nur schöne Worte von sich gaben und doch nie die Wahrheit sprachen. Diese Würde und diesen Stolz, welche er immer nach außen tragen musste. Es war ein regelrechter Fluch der auf ihm lastete.

Mit seinem Blick fuhr er immer wieder über die Menschmenge hinweg. Sah sich um, wer anwesend war und was sie taten. Sein Blick war dabei keineswegs interessiert. Er wollte sich nur ablenken. Plötzlich fiel sein Augenmerk auf einen braunhaarigen Jungen, der am Boden saß. Sein Blick war nach unten gerichtet. Der Pharao fragte sich, wer es war, der dort saß. Er kannte ihn nicht und hatte ihn auch nie zuvor im Palast oder bei anderen Feierlichkeiten gesehen. Sein Blick wurde interessierter und plötzlich schien die Feier ihn doch zu interessieren. Gebannt und aufmerksam hafteten sich seine Augen auf jene Gestalt in der Mitte des Raums. Zwar regte sich diese nicht so sehr, wie der Rest der Anwesenden, doch war seine Aufmerksamkeit viel wichtiger, als der Rest des Geschehens. Doch dann bemerkte er, wie sich der Kopf des Braunhaarigen plötzlich bewegte und durch den ganzen Saal fuhr. Scheinbar suchte er jemanden. Einen Bekannten? Immer noch beobachtete er jede Bewegung des anderen und konnte sein Interesse einfach nicht verleugnen.

Plötzlich traf sein Blick den des anderen. Der Pharao stockte, als er das ganze Gesicht des Jungen sah. Und was er dort erblickte war ... wunderschön. Eisblaue Augen sahen ihn an. So wunderschöne blaue Augen. Sie waren tief und so viel Seele lag in ihnen. Sein Blick konnte sich von diesen Augen einfach nicht losreißen. So sehr er es auch versuchte. Sie nahmen ihn regelrecht gefangen, als würde sie ihn heranziehen.
 

Seth konnte sich nicht bewegen, als er den Pharao erblickte. Und ... er sah ihn an. Er sah direkt in seine Augen. Seth war von dieser Situation leicht geschockt. So stark, dass er es nicht vermochte, seinen Blick abzuwenden. Dort saß er, der Pharao. Seine gebräunte Haut fügte sich mit den goldenen Armreifen und Ohrringen, sowie dem großen Diadem auf seiner Stirn perfekt zusammen. Das war er also. Der Pharao. Pharao Atemu.

Dem Hohepriester war nicht entgangen, dass sich Seth suchend umgeschaut hatte. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass sich sein Blick an einen Punkt gefestigt hatte. Er folgte diesem und er führte ihn direkt zum Pharao. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Seth!" schrie er den Jungen an, der am Boden kniete. Dieser erschrak sogleich und wandte seinen Blick hastig vom Pharao ab. "Bist du des Wahnsinns, den Pharao anzustarren?" Seth richtete seinen Blick starr nach unten. Der Hohepriester beugte sich zu ihm hinunter und richtete seinen Kopf neben den von Seth. "Du willst doch nicht, dass ich mich über dich ärgern muss, oder?" ein hinterhältiges Lachen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Seth zuckte innerlich regelrecht zusammen, als er diesen Satz hörte. Die Aussage war eindeutig. Sollte er sich noch mal dem Pharao zuwenden und es sogar wagen sich irgendwelche Hoffnungen zu machen oder Pläne zu schmieden, würde das nicht gut für ihn sein.
 

Der Pharao sah jetzt noch interessierter zu dem Jungen, nachdem dieser sich mit seinem Blick von ihm abgewandt hatte. Doch etwas verwunderte ihn noch viel mehr. Bei ihm stand der Hohepriester. Diese Tatsache erfreute ihn ganz und gar nicht. Der Priester mochte ihn nicht und umgekehrt war dies nicht anders. In seiner Nähe fühlte sich der Pharao stark unwohl. Zunächst jedoch glaubte er, dass das Beieinandersein beider nur Zufall sei. Doch dann sah er, wie sich der Hohepriester zum Braunhaarigen hinunter beugte und ihm etwas ins Ohr sagte. Verstehen konnte er es selbstverständlich nicht, doch viel ihm sofort am Blick des Jungen auf, dass es nichts gutes war, was ihm der Priester berichtete. 'Ob er ein Schüler von ihm ist?' Seine ganze Aufmerksamkeit haftete immer noch auf ihm. Warum hatte er seinen Blick plötzlich abgewandt?

Er sah wie sich der Priester wieder erhob und den Platz des Jungen verließ. Missmutig schaute der Pharao ihm hinterher. Nein, diesen Mann konnte er wirklich nicht leiden. Doch nichtsdestotrotz wandte er seinen Blick wieder in die Richtung, in die er schon die ganze Zeit gesehen hatte.

Der braunhaarige Junge saß ruhig auf seinem Platz und rührte sich nicht großartig. Der Pharao hoffte, dass er noch einmal aufschauen würde, damit er noch einmal diese bezaubernden Augen sehen konnte. Doch er wurde enttäuscht. Der Blick des Jungen blieb gesenkt.

Innerlich war er darüber betrübt und Neugierde mischte sich in sein Interesse. Was war bloß geschehen? Hatte ihm der Hohepriester verboten aufzusehen? War er also doch ein Schüler von ihm?
 

Doch viel Zeit darüber nachzudenken, hatte er nicht. Denn als wenn man seine gedankliche Abwesenheit bemerkte, wurde er zurück in die Realität gerufen. Er musste einige neue Gäste begrüßen. Widerwillig musste er sich diesem fügen, auch wenn er besseres zu tun hatte. Doch er versuchte sich seine Abneigung nicht anmerken zu lassen. Und er tat es gut. Seine Gegenüber merkten nichts von Allem. Obwohl sie es auch nicht merken würden, würde er nicht versuchen sich zu verstellen. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt sich vor dem Pharao gut zustellen.

Vorsichtig schielte der Pharao aber immer wieder zur Seite und riskierte einen Blick zu dem braunhaarigen Jungen. Doch so oft er auch zu ihm sah, immer war sein Kopf gesenkt. Erneut seufzte der Pharao leise auf. Am liebsten wäre er jetzt zu ihm gegangen. Wenn er als Pharao vor ihm gestanden hätte, dann hätte er den Blick heben und ihn ansehen müssen. Aber so verlockend dieser Gedanke auch war, genauso fern lag er. Er konnte hier einfach nicht weg.
 

So musste er dem Ganzen hier nun weiter widmen ohne sich zu wehren. Die neuen Gäste begrüßen, mit großen Mächten Gedanken austauschen und sich immer von seiner besten Seite zeigen. Doch nachdem sich der Großteil seiner Belästiger zurückgezogen hatte, schöpfte er endlich wieder Hoffnung, er würde in Ruhe gelassen werden. Doch dem war bei weitem nicht so. Einer seiner Bediensteten trat von der Seite her in gebeugter Haltung, wie es für Diener üblich war, auf ihn zu. "Mein Pharao Atemu. Es ist soweit. Der Hohepriester möchte euch seinen Nachfolger vorstellen."

Der Pharao machte eine leichte Handbewegung und zeigte seinem Diener damit, dass er verstanden hatte und sie beginnen konnten.
 

"Seth!" Seth blickte vom Boden auf, als er die kräftige Stimme des Hohepriesters vernahm. Etwas überrascht, dass er ihn ansprach sah er sein Gegenüber an. Dieser fuhr zu gleich mit seinem Anliegen fort. "Es ist soweit. Der Pharao will dich sehen." Seth erhob sich von seinem Platz und trat direkt neben den Hohepriester. "Du wirst keinen Mucks von dir geben! Du wirst dich vor ihm verbeugen und sein Einverständnis zu meiner Nachfolge annehmen!" Seth nickte nur beiläufig. Es war klar, dass er den Mund zu halten hatte.

Der Hohepriester ging voraus und Seth folgte ihm stillschweigend. Auf diesem kurzen Weg zum Pharao ließ er noch mal sein Leben Revue passieren. Die Bilder seines grausamen Lebens schlichen sich in seine Gedanken ein. Die Ermordung seiner Mutter, die Vergewaltigungen durch den Hohepriesters, seine Gefangenschaft im Tempel. Und jetzt das Einverständnis des Pharaos zu seiner Nachfolge zum Hohepriester.

Hohepriester. Er überlegte. Wenn der Pharao ihn erst einmal würdig gesprochen hatte, dann konnte er schon in einem Jahr den Platz seines Vorgängers einnehmen. Dann war er 18 Jahre und damit dieses Amtes vollends würdig. Ihm graulte davor. Er wollte dieses grauenvolle Amt nicht antreten, aber ... was hatte er für eine Wahl? Welchen Weg hätte er nehmen sollen? Er war gefangen. Konnte nicht vor und nicht zurück.

Langsam, aber immer häufiger, hatte er sich mit seinem Schicksal abgefunden. Immer mehr wurde ihm bewusst, dass er nichts tun konnte. Ja, er hatte es schon beinahe akzeptiert.

Seth wurde aus seinen Gedanken geholt, als der Hohepriester vor ihm stehen blieb. Mit einer Handbewegung signalisierte er Seth, dass er hier stehen bleiben sollte. Dieser tat, wie ihm geheißen und ließ den Priester alleine weiter gehen. Er würde jetzt erst noch eine kleine Ansprache vor dem Pharao halten und ihn dann rufen, um vorzutreten.
 

Der Pharao hatte seine Augen kurz geschlossen, um sich auf das Bevorstehende vorzubereiten. Als er sie öffnete, stand der Hohepriester bereites am Ende der Stufen unter ihm und kniete nieder. So gefiel er ihm am besten. Wenn er vor ihm kniete. Doch er wusste, dass dieser es nur den Normen entsprechend tat. "Erhebt euch, Hohepriester!" Seinem Befehl folgend erhob sich der Priester und blickte den Pharao nun durchdringen an. Der Pharao seinerseits tat es ihm gleich. Seine Augen waren starr und ausdruckslos auf den Hohepriester gerichtet. Die gegenseitige Abneigung war deutlich zu spüren und in der Luft lag der offene Kampf beider.

Im Inneren hegte der Pharao jetzt schon eine geringe Abneigung gegenüber dem Nachfolger, der ihm gleich vorgestellt werden würde. Welch ein Mensch würde schon freiwillig, der Nachfolger eines solchen widerlichen Menschen werden wollen? 'Aber vielleicht, ist es auch gar nicht sein Wunsch.' Der Pharao verspürte auch Mitleid für jene Person. Das war eines seiner Merkmale. Er setzte dem Unbekannten immer ein helles und ein dunkles Licht auf. Es war, als würde er keine von beiden Möglichkeiten bevorzugen.

Beiläufig hörte er dem Priester zu, wie er über die Stimmung der Götter sprach. Beiläufig hörte er etwas von "großer Herrscher". Ein typischer Versuch seines Gegenparts, sich die Ablehnung gegenüber dem Pharao vom Rest der Anwesenden nicht anmerken zu lassen. Doch nun kam auch er endlich zum Ende seiner Rede.
 

"Und so möchte ich Euch, mein Pharao, meinen Nachfolger vorstellen. Jener junger Mann, der mein Amt in der zukünftigen Generation weiter leiten und euch treu dienen wird."

[2] Er streckte die Hand zur Seite aus. Seth wusste, dass dies nun der verheißende Moment war. Langsam schritt er vorwärst. Bedenklich setzte er einen Fuß vor denn anderen. Nährte sich so immer mehr dem Pharao. Der Hohepriester ging einige Schritte zur Seite.

Der Pharao hob nun langsam seinen Blick, um jenen Menschen in Augenschein zu nehmen, der als zukünftiger Hohepriester sein Leben fristen sollte. In Gedanken fragte er sich, was ihn erwartete. Konnte er überhaupt Erwartungen haben?

Seths Gedanken festigten sich mit jedem seiner Schritte. Dieser Moment würde sein Leben lang in seinen Erinnerungen bleiben. Das wusste er. Nur noch weniger Schritte, dann stand er direkt vor dem Pharao. Und in diesem Moment fasste er einen sicheren Entschluss. Er schwor sich, selbst wenn er noch unendlich viel leiden müsste, er würde sich dem Pharao nicht in diesem jämmerlichen Zustand zeigen. Nein, er würde ihm zeigen, dass er immer noch lebte, nach all diesen Qualen. Und dass er bereit war sein Schicksal anzunehmen. Er würde ihn respektvoll, aber dennoch als eigenständiger Mensch ansehen.

Seth kniete sich nieder, den Kopf noch gesenkt und schweigend.

Der Pharao hob nun seinen Kopf uns blickte nach vorne. Im selben Augenblick erhob auch Seth seinen Blick und die Augen beider trafen sich in dieser großen Stunde.

Der Pharao zuckte kurz zusammen, als er erkannte, wer dort vor ihm kniete. Seine Augen weiteten sich ein Stück, als er den Jungen vor sich musterte. Und sein Herz klopfte wild gegen seine Brust. Seine Stimme war verstummt und alles in seinem Inneren war von diesem einen Menschen eingenommen.

Dort waren sie wieder. Sie, die ihn schon einmal gefangen nahmen. Diese wunderschönen eisblauen Augen. Und doch, war es umso vieles anders, als beim letzten mal. Sie waren jetzt viel stolzer, viel tiefer und schöner als zuvor. Noch nie war solch seelenreichen Augen begegnet. Noch nie einem Träger, der ihn so faszinierte.

Seth rührte sich keinen Millimeter. Er verharrte in seiner gebeugten Haltung und sah weiterhin zum Pharao auf. Und dieser sah in seine Augen.
 

So standen sie sich nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Pharao und Hohepriester einer Generation. Schweigend und fern sich zu bewegen, als wäre die Zeit stehen geblieben, um diesem Moment für die Ewigkeit festzuhalten.
 

to be Continued ...
 


 

[1] Bei dieser Szene müsst ihr euch "Get Over" von "Dream" aus dem Anime "Hikaru no Go" anhören. Dadurch kommt die Stimmung noch viel besser rüber.
 

[2] Die ganze Zeit, während diese Szenen geschrieben habe, habe ich mir "Futatsu no negai" von der "D.N.Angel Vocal Collection" angehört. Ich konnte mir dabei alles so realistisch vorstellen. Unglaublich welche Macht dieses Lied hat.
 

Kommentar:

So. Teil 2 ist zu Ende und Teil 3 kann jetzt sehr lange dauern. Ich hab nämlich momentan überhaupt keine Zeit weiter zu schreiben. Muss meinen DJ Beitrag für die Connichi noch fertig stellen und fleißig für die Fahrschule büffeln. Die muss ich in ca. 1 ½ Monaten vollkommen durch und den Wisch in der Hand haben. Sonst hab ich einige Organisationsschwierigkeiten.

Aber da ich bald Sommerferien habe (ab 26.6.) werde ich das schon irgendwie schaffen. Vielleicht brauch der 3. Teil dann doch nicht so lange, wie gedacht.

Also ich würde mich natürlich über jegliches Feedback freuen. War überrascht, dass ich so viele (für meine Verhältnisse auf jeden Fall viele) Kommentare zum ersten Teil bekommen habe. Und ich dachte schon, dass das Pairing nur wenige Leute mögen. Das dem nicht so ist, macht mich echt glücklich.
 

Chiko



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  silver_bullet
2008-07-06T00:40:49+00:00 06.07.2008 02:40
waaahnsinn
das ist ja wahnsinnig süß#^^#
deine Wortwahl klingt wirklich wunderschön^^
alles so realistisch....man da wär ich gern dabei gewesen#^^#
..wie sich die beiden Blicke treffen *schwärm*


*knuddel*
Chibi
Von: abgemeldet
2008-06-26T08:10:59+00:00 26.06.2008 10:10
Die wechselnde Perspektive ist super! Dadurch laufen die zwei Stränge immer weiter aufeinander zu, bis... ja bis zu dem Augenblick wo sie in den Augen des anderen versinken. genial!
*1 mit Sternchen geb*
ich fiebere teil 3 entgegen ^^
Von:  Hito
2005-06-19T13:44:01+00:00 19.06.2005 15:44
Oje, Kitsch, und danach lässt du Seth wieder leiden? ;_;
Aber gut, dass du schon mal vorgewarnt hast.

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, ein gestresster, genervter, überforderter (?), einsamer Pharao!
Und endlich kam er zu seinem ,Schönheitsschlaf' XDXDXD

@ Begleitmusik: Schade, hab ich nicht. Muss so gehen ^^

Aber, was für ne Logik steckt in den Handlungen des Hohepriesters? Wie sollte aus einem gebrochenen Mann sein Nachfolger werden? @@

Was mir besonders gut gefällt ist der Wechsel zwischen den PoVs.

Uh, ja und wieder ein gelangweilter Ati, aber das ändert sich ja schlagartig als er Seth erblickt!

Warum will denn Seth nicht Hohepriester werden? Wenn er erst mal der Chef ist, dann kann er doch vieles ändern!

Schöner 2ter Teil!
-> auf zum 3ten.^^
Von:  Paradiesvogel
2005-01-08T21:48:45+00:00 08.01.2005 22:48
OMG es geht weiter! *.*
Ich les es mir gleich durch, dann gibt's meinhe meinung. *muahahaha* °---°
Von: abgemeldet
2004-08-01T08:34:54+00:00 01.08.2004 10:34
@ Chiko-chan

mitte August bin ich nicht da *heul*
Naja, vorfreude ist ja bekanntlich die schönst e freude....... Ich darf mich also in Espana auf die FF freuen^^
Von:  Chiko-chan
2004-07-30T20:28:24+00:00 30.07.2004 22:28
@xXSushi-chanXx: Vorraussichtlich mitte August wird das 3. Kapitel on gehen. Ich sag dir dann bescheid.

@Go-San: Das find ich aber eine Ehre.

Chiko
Von: abgemeldet
2004-07-30T11:27:25+00:00 30.07.2004 13:27
Wow....Deine FF is wirklich der Hammer!
Ich konnte mich nicht mehr davon losreißen, bis ich alles gelesen hatte. (und das soll schon was bei mir heißen! ^^)
Ich hoffe du schreibst schnell weiter, denn es wäre eine Schande, etwas so gutes nicht weiter zu führen!
Viel Erfolg weiterhin, Kaoru
Von:  Lalue
2004-07-25T14:14:52+00:00 25.07.2004 16:14
Ahhhh die story is das geilste vom geilen *totalfanatischerfan*
bittööö ganz schnell weiter diese story is.. is .. das ist wow toll, geil,stark und geht mir total ans herz *sethfanis*
ohh du musst ganz schn ell weiter machen die is sowas von toll!!!!!!!!!!!!!!!!!!
*knuddel
cu dee lalü
*dich anfeuertWeiterZuMachen*
Von: abgemeldet
2004-07-08T11:06:04+00:00 08.07.2004 13:06
geilo^^
schreib schnell weiter
Von:  Go-San
2004-07-07T17:23:16+00:00 07.07.2004 19:23
*TränenindenAugenhat* Wundervoll, einfach nur umwerfend!
Die FF wandert umgehen zu meinen Lieblingen.
Mach so schenll wie möglich weiter.

Kiss, Go


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