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Angel of Light I

Another world
von

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Eine traurige Beichte

Mehrere Sekunden lang starrten Sirius und Lucius nur sprachlos auf die Stelle, an der Harry kurz zuvor noch gewesen war. Keiner der beiden Männer war zuerst in der Lage, die sich überschlagenden Ereignisse zu verarbeiten. Nicht nur, daß Harry anscheinend nun auch dazu fähig war, sich in seine magische Animagusgestalt zu verwandeln...auch seine verzweifelte Reaktion angesichts von Sirius' Unfall schockte die Zwei zutiefst und hinderte sie daran, Harry nachzueilen.
 

Dann wachte Sirius jedoch aus seiner überraschten Starre auf und rief "Harry!", als würde dies den jungen Mann dazu veranlassen, zurückzukehren. Doch der schwarzhaarige Gryffindor blieb spurlos verschwunden. Dafür öffnete sich die Tür des Klassenraumes plötzlich mit ziemlichem Schwung und Severus und Remus kamen raschen Schrittes herein. Als der Zaubertrank-Meister seinen Gefährten auf dem Boden sitzen sah, vertiefte sich der Ausdruck von Sorge in seinen onyxfarbenen Augen und er eilte auf Sirius zu.
 

"Sirius, ist alles in Ordnung mit dir?", wollte Severus wissen, während er sich neben dem Animagus niederkniete. Der Angesprochene antwortete zuerst nicht, doch als Severus ihn leicht an der Schulter rüttelte, wandte Sirius ihm den Kopf zu und meinte: "Hast du Harry gesehen, Sev? Ist er euch begegnet?"
 

Remus war inzwischen ebenfalls zu den Anderen getreten und schüttelte auf den fragenden Blick seines besten Freundes hin stumm den Kopf. Als Sirius' Züge sich daraufhin sorgenvoll verdüsterten, fragte der Werwolf: "Sirius, was ist hier gerade geschehen? Ich konnte für einen Moment etwas spüren...eine Welle von tiefem Schmerz..." Remus' bernsteinfarbene Augen echoten dieses Gefühl, bevor er leise fortfuhr: "Und dann...von einem Moment zum anderen...gar nichts mehr."
 

Severus, welcher die steigende Sorge in Sirius' und Lucius' Augen deutlich erkennen konnte, fügte zu Remus' Worten noch hinzu: "Remus und ich waren gerade auf dem Weg hierher, um bei Harrys Training zuzusehen... wir wollten sehen, ob es ihm gelingt, seine Magie durch Asvandril hindurch zu wirken. Und plötzlich ist Remus fast zusammengebrochen...was in Merlins Namen ist hier gerade passiert? Wo ist Harry und warum liegst du auf dem Boden, Sirius?"
 

Tiefbraune Augen blickten den Zaubertrank-Meister mit einer Mischung aus elterlicher Sorge und Angst sowie offener Verwunderung an, bevor Sirius antwortete: "Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, Sev. Wie wir es vorhatten, habe ich mit Harry trainiert, wie er seine Magie anstatt durch seinen Zauberstab durch Gryffindors Schwert kanalisieren kann." Ein Aufblitzen von Stolz war in Sirius' Augen zu sehen, als er fortfuhr: "Harry hatte den Dreh dabei recht schnell heraus und probierte einige leichtere Zauber aus. Nach einer Weile habe ich meine Angriffe verstärkt, um zu testen, wie gut er der Doppelbelastung standhält...und dann weiß ich nur noch, wie ich plötzlich durch die Luft rückwärts gegen die Wand flog."
 

Lucius übernahm an dieser Stelle den Bericht über das Geschehene. "Wie Sirius schon gesagt hat, lernte Harry schnell, seine Magie zu kanalisieren. Ich denke, dies wurde durch seine Vertrautheit mit Asvandril begünstigt. Keiner von uns hatte jedoch bedacht, daß Harry äußerst begabt in offensiver Magie ist - sein Expelliarmus-Zauber zeigte größere Wirkung als von ihm beabsichtigt. Ich habe ihn beobachtet - alles, was Harry erreichen wollte, war, das Duell dadurch zu beenden, daß er Sirius von seinem Schwert trennte."
 

Verstehen dämmerte auf den Gesichtern von Remus und Severus. Sie ahnten schon, was daraufhin passiert war, so daß sie Sirius auf dem Boden liegend vorgefunden hatten. Lucius hingegen fuhr in seinem Bericht fort: "Jedenfalls bin ich sicher, daß Harry nicht beabsichtigt hatte, Sirius durch seinen Zauber an die Wand zu befördern. Doch genau das geschah - und schockte Harry offensichtlich zutiefst, denn so verzweifelt, wie er reagiert hat, als Sirius ihm nicht gleich antwortete..." Lucius schüttelte sorgenvoll den Kopf. Seine silbergrauen Augen richteten sich auf Sirius, welcher mit immer größerer Angst um Harrys Wohl im Herzen zurückschaute.
 

Remus' Stimme ließ Sirius innehalten, welcher gerade angesetzt hatte, Lucius etwas zu fragen. "Ich bin auch der Meinung, daß ein tieferer Grund für die Stärke der Pein vorliegen muß, die ich für einen Moment fühlen konnte." Der Werwolf schüttelte den Kopf und fuhr nachdenklich fort: "Pures Erschrecken über den Unfall kann nicht der Auslöser dafür gewesen sein, dafür war der Schmerz zu tief und unkontrolliert. Was mir jedoch noch viel mehr Sorgen macht, ist die Tatsache, daß ich jetzt gar nichts mehr von Harry empfangen kann. Es ist, als hätte er sich total abgeschottet - ich kann nicht einmal mehr seine empathische Aura lokalisieren...und so etwas habe ich bis jetzt noch nie erlebt. Wir müssen ihn unbedingt finden!"
 

Sirius schauerte zusammen, als ihn die Erinnerung an die tiefe Pein in den smaragdgrünen Augen überfiel, als er in Harry Armen aus seiner Benommenheit wieder aufgewacht war. Remus hatte Recht, es musste für diesen Schmerz noch einen anderen Grund als bloßes Erschrecken geben. Doch was mochte dieser Grund sein? Was war in Harrys Welt geschehen, das den jungen Mann so verstört reagieren ließ? Harry hatte auf den Animagus den Eindruck gemacht, als würden ihn Schuldgefühle plagen - doch Schuld woran?
 

Severus machte sich ebenfalls Sorgen um Harry. Der Zaubertrank-Meister hatte während seines Trainings mit dem schwarzhaarigen Gryffindor langsam immer mehr Vertrauen in dem Jüngeren geweckt und daher Einblick in die starke, aber dennoch auch sehr verletzliche Seele dieses Ebenbildes seines Sohnes erhalten. Er wusste, daß Harry in seinem jungen Leben schon viel Trauriges und sogar Tragisches widerfahren war. Nun aber wurde dem Slytherin langsam bewusst, daß es wohl mindestens ein traumatisches Ereignis in Harrys Vergangenheit gab, von dem der junge Mann bis jetzt nicht gesprochen hatte. Und offensichtlich hing es in irgendeiner Weise mit Sirius zusammen.
 

"Habt ihr eine Ahnung, wo Harry jetzt sein könnte? Hat er sich wieder per Lichtwandern transportiert?", fragte Severus nachdenklich, während er in Gedanken all die Plätze durchging, welche Harry besonders mochte. Auf seine Frage erhielt er jedoch eine Antwort, die er nicht erwartet hatte.
 

"Er hat sich in einen Schattenwolf verwandelt und sich dann buchstäblich vor unseren Augen in Luft aufgelöst", erzählte Lucius, während er Sirius vom Boden aufhalf. "Er könnte also noch immer irgendwo im Schloß sein." Doch Sirius und Remus schüttelten fast gleichzeitig die Köpfe und der Letztere fügte erklärend hinzu: "Nein, innerhalb des Schlosses ist Harry nicht. Selbst mit der Kontrolle über seine empathische Aura, welche er in den letzten Wochen von mir gelernt hat, könnte er sich innerhalb dieses geringen Radius nicht so vollständig von mir abschotten - ich würde wenigsten ein Echo von ihm spüren. Doch ich fühle ihn nicht", endete der Werwolf mit einem leisen Seufzen.
 

Sirius biß sich auf die Lippe, während er unruhig umherzuwandern begann. Er zermarterte sich den Schädel, wohin Harry gegangen sein mochte. Wie Remus war auch er hundertprozentig sicher, daß sich Harry nicht mehr im Schloß aufhielt, auch wenn er nicht die empathische Gabe seines besten Freundes besaß. Doch Sirius kannte Harrys Gewohnheiten sehr gut und konnte daher seine Rückschlüsse auf dessen Verhalten ziehen. Und dies sagte ihm, daß sich der jüngere Gryffindor irgendwohin zurückgezogen hatte, wo ihn keiner seiner Familie und Freunde vermuten würde. Wo sie ihn nicht finden würden. Doch wo war dieser Ort?
 

<i>'Harry, wo bist du nur? Warum bist du vor mir davongelaufen?'</i>, fragte Sirius in Gedanken.
 

Gemeinsam verließen die vier Männer eiligen Schrittes den Trainingsraum und teilten sich dann in der Großen Halle schweigend auf. Während Sirius und Severus nach Draco, Hermine und Ron suchten, würde Lucius seine Frau und Remus den Schulleiter über das Geschehene aufklären. Gemeinsam würde es ihnen sicher gelingen, den schwarzhaarigen jungen Mann aufzuspüren und zu erfahren, was ihn so sehr verstört hatte, daß er sich in seinem Schmerz vor ihnen versteckte.
 

Wenige Minuten später hatte Remus den Schulleiter informiert, welcher sofort das ganze Schloß durchsuchen ließ, wobei die Gemälde sowie Dobby und der Rest der Hauselfen eine wichtige Rolle übernahmen. Doch wie Remus schon gesagt hatte, bestand keine große Hoffnung, Harry innerhalb von Hogwarths aufzuspüren - vor allem dann nicht, wenn er nicht gefunden werden wollte. Und dies schien mit den verstreichenden Minuten immer mehr der Fall zu sein.
 

Selbst Fawkes und Azhura, welche den Aufruhr ebenfalls mitbekamen, als Sirius und Severus Harrys drei Freunde im Wohnzimmer der Gründer aufstöberten, waren vorerst nicht in der Lage, den schwarzhaarigen Gryffindor aufzuspüren. Weder Azhuras magische Bindung zu Harry noch die telepathischen Rufe der Beiden erhielten eine Antwort von Harry. Er schien sich vollkommen von allen abgeschirmt zu haben.
 

Es war Hermine, welche trotz ihrer großen Sorge um Harry den Grund erkannte, warum keiner von ihnen den jungen Mann in irgendeiner Art und Weise aufzuspüren imstande war. Sie hatte sich zuerst auch nicht darum gekümmert, daß Sirius in seiner kurzen Erklärung über die Ereignisse der letzten halben Stunde erwähnte, daß sich Harry in seine magische Animagus-Gestalt verwandelt hatte, bevor er verschwand - doch plötzlich verstand sie das ganze Ausmaß des Dilemmas, vor das sie diese Tatsache stellte.
 

Aufgeregt griff sie nach Sirius' Arm, der sich fragend zu ihr herumdrehte. "Wir können Harry nicht aufspüren, da seine magische Aura zur Zeit völlig anders ist!", erklärte Hermine hastig ihre Entdeckung. Sirius blickte sie nur verwirrt und leicht ungeduldig an. "Du sagtest, er hätte sich in seine Schattenwolf-Form verwandelt! Das bedeutet aber auch, daß sich seine Aura verändert hat!" Hermine rollte die Augen, als Draco und Ron sie nur weiterhin verständnislos anblickten. Doch Sirius hatte verstanden.
 

"Das erschwert die Sache beträchtlich", murmelte er vor sich hin und blieb zum ersten Mal, seit die Suche nach Harry begonnen hatte, für mehr als zwei Sekunden ruhig an einem Platz stehen. Die drei Jugendlichen konnten ihm förmlich dabei zusehen, wie er fieberhaft darüber nachdachte, wie dem Umstand, daß Harry sich in seine magische Animagusform verwandelt hatte, auch ein Vorteil abzuringen war.
 

Severus sowie Lucius und Narzissa, welche sich inzwischen zu ihnen gesellt hatten, blickten ebenso mehr oder minder gespannt auf Sirius. Ihnen allen war klar, daß der Gryffindor die umfassendsten Kenntnisse über die Animagus-Verwandlung innerhalb ihrer Gruppe besaß - Sirius' Affinität zu Verwandlungszaubern dieser Kategorie war noch größer als selbst Hermines Begabung. Wenn es jemandem von ihnen gelingen würde, dem Umstand, daß Harry zur Zeit in seiner magischen Animagusgestalt herumlief, etwas Positives abzugewinnen, war es Sirius.
 

Ihr gespanntes Warten wurde durch das Eintreten von Remus unterbrochen, in dessen Begleitung sich Professor Dumbledore befand. Der Schulleiter schüttelte nur leicht hilflos den Kopf, als sich teils hoffnungsvolle, teils aber auch bereits resignierte Blicke auf ihn richteten. Die Durchsuchung des Schlosses hatte kein Ergebnis gebracht - Harry war und blieb weiterhin verschwunden. Auch Remus, welcher während der vergangenen Suche immer wieder mit seiner Empathie versucht hatte, die Aura des jungen Gryffindors ausfindig zu machen, musste das Fehlschlagen seiner Bemühungen eingestehen. Hilflosigkeit machte sich auf den Gesichtern von Hermine, Draco und Ron breit, als es nicht einmal den Erwachsenen zu gelingen schien, ihren verschwundenen Freund zu finden.
 

Jeder der drei Jugendlichen hatte auf seine Weise versucht, Kontakt mit Harry aufzunehmen, um ihn zu finden - doch selbst, als sie gemeinsam mit ihrer Seelenmagie Harry zu erreichen versuchten, erhielten sie keine Antwort. Es schien fast, als hätte sich der junge Mann vollkommen von ihnen allen abgetrennt.
 

Die Anspannung aller Anwesenden entlud sich in einem erschrockenen Zusammenzucken, als Sirius, der eine geraume Weile angestrengt nachdenkend auf seinem Platz verharrt hatte, plötzlich wortlos herumwirbelte und eilig auf die offenstehende Tür zustrebte. Der Animagus reagierte nicht auf die Rufe, die ihn um eine Erklärung seiner überraschenden Handlung baten, sondern verwandelte sich statt dessen vor den Augen der Anwesenden in einen riesigen schwarzen Hund und rannte aus dem Zimmer. Lucius schien es für einen Moment sogar, als habe sich Sirius wie Harry zuvor praktisch vor seinen Augen in Luft aufgelöst, so rasch war der Grim durch die Tür verschwunden.
 

Sirius hingegen war völlig auf die Ausführung seiner Idee konzentriert und achtete daher weder auf die Rufe seiner Freunde noch nahm er war, wie sie versuchten, ihm auf den Fersen zu bleiben. Statt dessen setzte er alle seine, durch die Verwandlung um ein Vielfaches geschärften, Sinne dazu ein, Harry aufzuspüren. Er hatte darüber nachgegrübelt, wie er Harry in seiner Schattenwolf-Gestalt finden konnte, wenn nicht einmal Remus dazu in der Lage schien, den jungen Mann anhand seiner Aura zu lokalisieren. Doch dann war es ihm auf einmal wie Schuppen von den Augen gefallen, daß er die Lösung bereits praktisch von Hermine auf dem Silbertablett serviert bekommen hatte - die Animagus-Form!
 

Harry war zur Zeit ein Wolf - und Sirius' eigene Animagus-Gestalt war ein Hund. Daher würde es ihm in seiner verwandelten Gestalt sicher eher als in seiner menschlichen Form gelingen, den Gesuchten aufzuspüren. Die Instinkte und vor allem Sinne eines Tieres waren vielfach schärfer als die eines Menschen und konnten daher in dieser Situation von großem Nutzen sein.
 

Sirius ging davon aus, daß, auch wenn es so geschienen hatte, als löse sich Harry als Schattenwolf förmlich vor seinen Augen in Luft auf, der jüngere Gryffindor dennoch eine Spur hinterlassen hatte, als er das Schloß in seiner Animagus-Gestalt verließ. Und dieser würde Sirius nun folgen - wenn er die Spur denn finden würde.
 

Mittlerweile war der riesige Grim wieder am Zauberkunst-Klassenraum angelangt, wo das Drama seinen Anfang genommen hatte. Mühsam bremste er seinen raschen Lauf gerade rechtzeitig wieder ab, um nicht mit der Tür zu kollidieren und atmete danach ein paar Mal tief durch, bevor er begann, mit seinem geschärften Geruchssinn nach einer Spur von Harry zu forschen. Auch wenn sich dessen magische Aura durch die Verwandlung in den Wolf verändert hatte, so war sich Sirius dennoch sicher, daß genug Ähnlichkeit zu Harrys menschlicher Aura bleiben würde, um ihm die Suche zu erleichtern. Und bei der Erkennung einer Wolfs-Aura würde ihm die Erfahrung zugute kommen, die er durch Remus' Werwolf-Gestalt gesammelt hatte.
 

Minutenlang suchte Sirius im Gang vor dem Zauberkunst-Klassenraum nach einer Spur, die ihn zu Harry führen würde. Mühsam zwang er sich zur Gründlichkeit, auch wenn dies seine Geduld arg strapazierte. Doch er durfte nicht überstürzt handeln, sonst würde er Harry niemals finden - und das war einfach undenkbar.
 

Harry brauchte Hilfe. Seine Hilfe, da war sich Sirius hundertprozentig sicher. Und er würde seinem Sohn diese Hilfe nicht verweigern.
 

Während er innerhalb des Ganges angestrengt nach einer Spur suchte, die feine Nase dicht am Boden haltend, wirbelten Sirius' Gedanken wild durcheinander. Er fragte sich, warum Harry sich vor ihm versteckte. Warum trat der junge Mann die Flucht nicht nur vor den Anderen an, sondern auch vor ihm? Dies hatte 'sein' Harry nie zuvor gemacht - auch dann nicht, wenn er wusste, daß Sirius ärgerlich auf ihn war. 'Harry' war sich stets dessen bewusst gewesen, daß bei allem Ärger Sirius ihn niemals willentlich verletzen würde, da er ihn liebte. Doch Harry schien sich dessen nicht sicher zu sein - und das tat Sirius unwillkürlich weh. Hatte Harrys Sirius ihm nie gesagt, daß der junge Mann das Wichtigste in seinem Leben war? James' und Lilys Vermächtnis, seine Chance auf einen Sohn? Sirius konnte das eigentlich nicht glauben.
 

Er war so vertieft in seine durcheinanderwirbelnden Gedanken, daß er es fast übersehen hätte. Doch plötzlich stieg ein vertrauter Geruch in Sirius' Hundenase und er blieb abrupt stehen, alle Sinne hochkonzentriert. Er schnüffelte mehrmals testend, dann legte er den Kopf schief, während Erleichterung in ihm aufstieg.
 

Er hatte Harrys Spur gefunden. Endlich.
 

Und nachdem er nun den Geruch einmal erkannt hatte, war es für Sirius fast, als würde der Weg, auf dem Harry als Schattenwolf das Schloß verlassen hatte, vor seinen Augen sichtbar werden, so deutlich konnte er die Spur verfolgen. Und er verschwendete keine weitere Sekunde, dies auch zu tun. Mit weiten Sätzen jagte der Grim wiederum durch die Gänge des Korridors, nicht darauf achtend, daß er fast Severus und Remus über den Haufen lief, welche auf der Suche nach ihm gewesen waren.
 

Im letzen Moment wich er geschickt einer Kollision aus, verlangsamte jedoch seinen Lauf nicht, um seinen Fund mit seinem Gefährten und dem Werwolf zu teilen. Statt dessen verfolgte er weiterhin Harrys unsichtbare Spur, nun noch mehr als zuvor darauf konzentriert, seinen Sohn zu finden.
 

Wenige Augenblicke später hatte Sirius das Schloß verlassen und jagte über die Wiesen in Richtung See, wo er erst stoppte, als er die Peitschende Weide erreichte. Für einen Moment verhielt der Grim in seiner zielstrebigen Verfolgung von Harrys Spur, als der alte Baum seinem Namen gerecht wurde und nach ihm ausschlug...doch Sirius wusste plötzlich genau, wo er seinen Sohn finden würde.
 

In der Heulenden Hütte.
 

Harry hatte ihm von den Ereignissen während seines dritten Schuljahres berichtet und damit auch, was sich in der Realität des jungen Gryffindors in der Heulenden Hütte zugetragen hatte. Daher wusste Sirius, daß sich sein Gegenstück damals in der als Spukhaus verschrienen Hütte versteckt hatte, bis Harry schließlich dort die Wahrheit über den wahren Mörder seiner Eltern erfuhr. Sirius grollte leise vor sich hin, als er daran erinnert wurde, daß nicht nur in Harrys Welt Peter Pettegrew zum Verräter geworden war. Auch in ihrer Wirklichkeit war Peter schuld am Tod von Harrys leiblichen Eltern. Doch dies war jetzt nebensächlich - jetzt war für Sirius am wichtigsten, daß er Harry endlich fand und den Jüngeren dazu brachte, ihm zu erzählen, warum er nach dem Unfall während ihres Trainings so verstört davongelaufen war.
 

Daher nutzte er seine größere Geschicklichkeit als Grim, um den weiterhin nach ihm ausschlagen Ästen der Peitschenden Weide zu entgehen und den Wurzelknoten zu berühren, welcher den Baum verharren ließ. Dann verschwendete Sirius keine weitere Zeit, sondern jagte mit weiten Sätzen durch den Tunnel, welcher in der Heulenden Hütte endete, wo er Harry vermutete. Es dauerte auch nicht lange, bis er das Ende des Tunnels erreichte und die Heulende hütte betrat, wo sich die Spur, der er bis hierhin gefolgt war, jedoch plötzlich verlor. Daher verlangsamte Sirius seinen Lauf und nutzte wiederum all seine durch die Animagus-Verwandlung verbesserten Sinne, um seinen Sohn innerhalb des Raumes aufzuspüren.
 

Doch trotz seiner feinen Ohren und der geschärften Instinkte schien es zuerst, als hätte sich Sirius in seiner Annahme getäuscht, daß Harry in der Heulenden Hütte Zuflucht gesucht hatte. Denn der Grim durchstreifte den Raum, ohne den jungen Gryffindor aufspüren zu können. Er wollte sich schon fast enttäuscht wieder abwenden und ins Schloß zurückkehren, als er nochmals innehielt. Ein Gefühl hielt ihn zurück, das ihm sagte, Harry war hier. Auch wenn der Raum leer schien und selbst Sirius' Hundesinne nichts Ungewöhnliches vernahmen. Harry war hier.
 

Sirius drehte sich herum und blickte in die Dunkelheit des kleinen Raumes, versuchte das Zwielicht mit seinen Augen zu durchdringen, um herauszufinden, wo sich Harry vor ihm verstecken mochte. Sein Herz verkrampfte sich, als ihm bewußt wurde, wie sehr der jüngere Gryffindor sich zu tarnen versuchte, daß es selbst ihm so schwer fiel, Harry aufzuspüren.
 

Sirius seufzte lautlos auf, dann trat er, seinem Gefühl folgend, langsamen Schrittes weiter in den Raum hinein. Wenig später kam ihm eine Idee, welche vielleicht endlich Erfolg bei der Suche nach Harry bringen würde. Der schwarzhaarige Gryffindor hatte zwar mit Draco, Hermine und Ron seine Fähigkeiten wie Telepathie und Elementmagie am intensivsten geübt, doch Harrys Seelenmagie hatte alle seine Freunde und Familienmitglieder sehr interessiert. Daher war es seit einigen Tagen auch den Erwachsenen möglich, in ihre Seelenräume zu gelangen - ein Umstand, welchen Sirius jetzt zu seinen Gunsten ausnutzen wollte. Er war sicher, daß es ihm gelingen würde, Harry mithilfe ihrer Seelenbindung innerhalb der Heulenden Hütte zu finden. Innerhalb dieses geringen Radius' würde sich der Jüngere vor der Stärke ihrer Bindung nicht verstecken können.
 

Sirius rief sich ins Gedächtnis zurück, wie ihr geteiltes Seelenband leuchtete. Sein eigenes dunkles Bordeauxrot verschlungen mit Harrys warmen Weißgold, untrennbar miteinander verbunden. Es bedeutete nicht nur Harry unglaublich viel, diese Manifestation ihrer gegenseitigen Gefühle zu sehen - auch Sirius hütete dieses besondere Geschenk wie einen Schatz. Es machte ihm deutlich, daß ihre Seelen eine Nähe teilten wie er es sonst nur mit der von Severus kannte. Neben seinem Gefährten war Harry der Mensch, welcher Sirius mehr als alles Andere auf der Welt bedeutete.
 

Der Animagus konzentrierte sich auf dieses Gefühl der Verbundenheit, gab all seine Liebe in den Gedanken an seinen Sohn... und konnte kurz darauf ein erleichtertes Aufseufzen nicht unterdrücken, als er plötzlich Harrys Präsenz spüren konnte. Der Jüngere war vor seinen Augen noch immer verborgen, doch vor ihrem Seelenband konnte er sich nicht verstecken. Während der verstreichenden Sekunden, während Sirius weiterhin sein Liebe für Harry in warmen Wellen über das Seelenband projizierte, näherte er sich der Stelle, wo er seinen Sohn nun immer deutlicher spüren konnte.
 

Und schließlich konnten auch Sirius' Augen Harry wahrnehmen, auch wenn ihm nun klarwurde, warum selbst seine Animagussinne getäuscht worden waren. Der jüngere Gryffindor war noch immer in seiner Schattenwolf-Gestalt und hatte sich in die dunkelste Ecke des Zimmers zurückgezogen, wo er förmlich mit den Schatten verschmolz. Sirius konnte in der Dunkelheit kaum die Umrisse des Wolfes ausmachen, so sehr nutzte Harry instinktiv die Fähigkeit seiner magischen Gestalt. Nur die Tatsache, daß sich die Schatten manchmal leicht bewegten, verriet Harrys Standort für Sirius' Augen.
 

<i>'Oh, Harry'</i>, seufzte Sirius betroffen in Gedanken auf. <i>'Wovor fürchtest du dich sosehr, daß du fast in den Schatten um dich herum aufgehst? Was macht dich so unglaublich unglücklich und verängstigt? Bitte laß dir von mir helfen, mein Sohn.'</i>
 

Mit diesen Gedanken im Sinn legte sich Sirius vor Harry nieder und blickte mit sorgenden, warmen braunen Augen auf das zitternde Bündel Schatten vor sich. Er wußte zuerst nicht recht, wie er den Jüngeren dazu bewegen sollte, sich wieder in seine menschliche Gestalt zurückzuverwandeln, damit sie miteinander reden konnten. Doch dann beschloß er, sich weiterhin auf die Stärke ihrer Seelenbindung zu verlassen. Diese hatte ihm dabei geholfen, Harry aufzuspüren - sie würde ihm hoffentlich auch dabei behilflich sein, seinem Sohn die Angst zu nehmen und sich Sirius anzuvertrauen.
 

Sirius rief sich erneut das Bild ihres Seelenbandes ins Gedächtnis zurück und begann damit, Wärme, Liebe und seine Besorgnis um Harry daran entlang zu dem jüngeren Gryffindor zu schicken. Geduldig hielt er den Strom an liebevollen Gefühlen aufrecht, auch wenn nicht gleich eine Reaktion erfolgte. Sirius spürte, daß Harry sich zu tief in sich selbst zurückgezogen hatte, um sofort auf seine Nutzung ihres Seelenbandes zu reagieren. Außerdem war Harry zur Zeit ein Schattenwolf, was eine verbale Kommunikation zwischen ihnen zusätzlich erschwerte. Der Jüngere agierte rein instinktiv, daher würden ihn Emotionen jetzt wohl auch am ehesten erreichen.
 

Mehrere lange Minuten verstrichen, ehe Sirius eine erste Reaktion auf seine Handlung bemerken konnte. Die Umrisse des Schattenwolfes vor ihm wurden kaum merklich deutlicher, Konturen hoben sich langsam stärker von der Harry umgebenden Dunkelheit ab. Und dann blickte der Grim in smaragdgrüne Augen, welche ihn mit Schmerz und Schuld gefüllt ansahen. Sirius fühlte sein Herz schwer werden, als er erneut die tiefsitzende Pein in Harrys Augen stehen sah, die er bereits kurz vor dem Verschwinden des jüngeren Gryffindors aus dem Zauberkunst-Klassenraum darin erblickt hatte.
 

Vorsichtig rückte Sirius weiter vor und stupste den Schattenwolf behutsam an, während er weiterhin positive Emotionen wie Liebe und Wärme über das Seelenband zu Harry sandte. Noch immer waren die Umrisse des Jüngeren kaum zu erkennen, sein ganzer Körper kaum solide genug, daß Sirius ihn berühren konnte. Doch nach weiteren zehn Minuten immerwährender, geduldiger Ermutigung von Sirius' Seite spürte der ältere Mann weiches Fell unter seiner immer wieder sanft zustupsenden Nase. Harrys Schattenwolf-Gestalt nahm wieder feste Form an. Innerlich erleichtert, daß ein erster Fortschritt erzielt war, verstärkte Sirius seine Bemühungen, indem er sich dicht neben dem Wolf hinlegte und seine Schnauze in dessen Fell vergrub.
 

Harry wehrte sich nicht gegen die Nähe, doch Sirius konnte seinen Körper deutlich zittern spüren. Er brauchte keine Empathie, um den Schmerz seines Sohnes zu spüren. Er brummte leise und beruhigend, während er sich dichter an den Wolf drängte. Wieder vergingen ungezählte Minuten, während Sirius geduldig darauf wartete, daß Harry eine eigene Aktion ausführte. Der Schattenwolf war mittlerweile vollkommen solide und hob sich von der Umgebung als fester Körper ab. Sirius wertete dies als weiteren Fortschritt, ebenso wie die Tatsache, daß Harry inzwischen seinen Kopf auf Sirius' Vorderbeine gelegt hatte. Harrys Vertrauen in ihn war trotz aller Furcht noch da, wie seine Reaktionen bewiesen.
 

Dieses Vertrauen nutzte Sirius, indem er sich schließlich langsam erhob und einen Schritt von Harry wegtrat. Smaragdgrüne Augen folgten seiner Bewegung mit einem Ausdruck von kaum gelinderter Furcht und einer flehentlichen Bitte. Es traf Sirius mitten ins Herz, dieses Flehen in den Augen seines Sohnes zu sehen. Er trat wieder auf ihn zu und stupste ihn auffordernd an, bevor er erneut zurücktrat. Zögernd folgte der Wolf Sirius aus der Ecke heraus mehr in die Mitte des Zimmers hinein in Richtung der Couch, welche dort stand. Immer wieder mußte der Grim ihn ermunternd anstupsen, bevor Harry in den besser erleuchteten Teil des Zimmers trat und mit einem Satz auf die Couch sprang. Sirius blieb neben ihm stehen und legte seinen Kopf auf dem Rücken des Wolfes ab, während er ein weiteres Mal besänftigend zu grollen begann.
 

Nach und nach beruhigte sich das Zittern des Wolfes und Sirius hielt die Zeit für gekommen, den nächsten Schritt zu wagen. Daher fuhr er noch einmal beruhigend mit seiner Schnauze durch das weiche, schwarze Fell, bevor er einen Schritt zurücktrat und sich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Die Reaktion darauf trat unmittelbar ein: Harry zuckte zusammen und die Konturen seiner Animagusgestalt begannen zu verschwimmen, als er instinktiv die Fähigkeit des Schattenwolfs nutzte. Doch bevor er wieder ganz verschwunden war, setzte sich Sirius neben ihm auf die Couch und fuhr ihm sanft über den Rücken.
 

"Schh, Harry", flüsterte Sirius, "ganz ruhig. Es kommt alles wieder in Ordnung. Beruhige dich." Wieder und wieder strichen Sirius' Finger sanft durch das schwarze Fell, während er mit warmer Stimme auf den jüngeren Gryffindor einredete.
 

Als Mensch fiel es ihm leichter, ihr Seelenband zu benutzen, um Harry zu erreichen und er nutzte dies in vollem Umfang aus. Nach und nach ließ das Zittern in dem Körper des Schattenwolfes nach, als Harry durch die sanfte Hand und die warmen Worte des älteren Mannes sich soweit beruhigte, daß er schließlich einschlief. Als Sirius das bemerkte, holte er tief Luft und stieß diese dann wieder aus. Er behielt sein sanftes Streicheln bei, während er mit sorgenvollen Augen auf seinen Sohn niedersah. Es bestürzte Sirius, daß Harry offensichtlich Angst hatte...vor ihm. Seiner Reaktion auf das Geschehen während ihres Trainings. Glaubte er wirklich, Sirius würde ihm Vorhaltungen wegen des Unfalls machen? Harrys Reaktion schien dies zu bestätigen.
 

Sirius schüttelte ratlos den Kopf. Wie hätte Harry voraussehen können, wie stark sein Zauber sein würde? Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß ein einfacher Expelliarmus-Zauber derartige Kraft entwickeln würde. Auch wenn Harrys Magie ein ungewöhnliches Level besaß, hätte Sirius nicht gedacht, daß sie bei einer Kanalisierung durch einen anderen Gegenstand als Harrys Zauberstab eine solche Stärke besaß. In Zukunft sollten sie sich etwas mehr in Acht nehmen. Doch es war keine Erklärung für die Tiefe von Harrys Schmerz über den Unfall oder die Schuldgefühle, welche sich in seinen Augen gespiegelt hatten. Dafür mußte es noch einen anderen Grund geben - und Sirius nahm sich vor, diesen alsbald herauszufinden. Es behagte ihm nämlich überhaupt nicht, daß Harry seine Reaktion auf eine Handlung des Jüngeren fürchtete.
 

In seine Gedanken über das Problem vertieft, schrak Sirius leicht zusammen, als Harrys Schattenwolf-Form auf einmal verschwamm und der Schwarzhaarige sich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Dann huschte ein Lächeln über die Züge des älteren Gryffindors und er strich Harry zärtlich die Haare aus der Stirn. Es war gut, daß Harry sich im Schlaf zurückverwandelt hatte, denn Sirius war sich nicht sicher, ob es dem jungen Mann in seiner jetzigen Verfassung gelungen wäre, dies im bewußten Zustand zu erreichen. Außerdem hatte Harry bis jetzt noch nicht trainiert, sich in seine magische Animagusgestalt zu verwandeln, daher wäre es wohl auch ohne die Aufregung des Unfalls schwierig geworden. Hinzu kam des weiteren die erfreuliche Tatsache, daß dadurch, daß sich Harry im Schlaf zurückverwandelte, angezeigt wurde, daß der junge Mann langsam zu sich selbst zurückfand.
 

Sirius ließ Harry noch eine halbe Stunde schlafen und sich ausruhen, bevor er ihn sanft aufweckte. Smaragdgrüne Augen öffneten sich langsam und blinzelten aufgrund der ungewohnten Umgebung, doch als Harry Sirius' Stimme seinen Namen sagen hörte, weitete sich das tiefe Grün in erschrockener Erinnerung an die vergangenen Stunden. All die wiedererlangte Gelassenheit, welche der junge Gryffindor während des Schlafes ausgestrahlt hatte, wich innerhalb von Sekunden und machte erneut Traurigkeit und Schmerz Platz. Harry fuhr empor und wich von Sirius zurück, der ihn kopfschüttelnd betrachtete. "Harry, was ist los mit dir?", wollte der ältere Mann wissen, als sich smaragdgrüne Augen mit Tränen füllten.
 

"Es tut mir so leid, Sirius, es tut mir leid", brachte Harry kaum hörbar hervor. "Ich wollte nicht...ich würde dir nie wehtun...es tut mir leid...bitte haß' mich nicht!", brach es plötzlich aus dem Schwarzhaarigen heraus. Sirius zuckte zusammen wie unter einem Schlag, als er die letzten verzweifelten Worte hörte. Hassen? Er und Harry hassen? Niemals!
 

"Oh bei Merlin!", flüsterte Sirius bestürzt. Wie konnte Harry nur auf eine solch absurde Idee kommen?
 

Raschen Schritten überbrückte Sirius die Distanz zwischen Harry und ihm, welcher ihm mit tränenüberströmten Gesicht entgegenblickte und sich bei Sirius' Annäherung sichtlich versteifte. Doch sollte er harsche Worte erwartet haben, wurde Harry enttäuscht. Statt dessen fand er sich in einer warmen Umarmung wieder und Sirius' Stimme flüsterte ihm beruhigend ins Ohr. Es dauerte eine Weile, bis der jüngere Gryffindor die Worte verstand.
 

"Niemals, Harry. Ich könnte dich niemals hassen...dafür liebe ich dich viel zu sehr. Du bist mein Sohn und du bedeutest mir neben Severus alles auf dieser Welt. Hörst du, Harry? Ich liebe dich." Sanfte Hände strichen Harry über den Rücken und der schwarzhaarige junge Mann konnte fühlen, daß Sirius die Wahrheit sprach. Es ging so viel Liebe von dem älteren Mann aus, daß er für einen langen Moment gar nicht anders konnte, als sich in dessen starken Armen zu vergraben und seinen Tränen freien Lauf zu lassen. All die Angst, die er um Sirius - den Sirius dieser Welt - verspürt hatte, brach sich Bahn. Gekoppelt mit dem Schuldgefühl, daß er nicht nur 'seinem' Sirius den Tod gebracht hatte, sondern auch dessen Gegenstück in dieser Welt verletzt hatte, war dies eine Last für die sensible Seele des Gryffindors, welche er einfach nicht mehr allein tragen konnte.
 

Harry wurde bewußt, daß er die Ereignisse, welche ihn seinen geliebten Paten gekostet hatten, nicht mehr für sich behalten konnte. Seine instinktive Flucht vor Sirius und dem Rest seiner Freunde und Familie in dieser Realität verdeutlichte ihm, daß er sich dieser tief in seinem Herzen vergrabenen Pein stellen mußte, bevor er wieder in seine Wirklichkeit zurückkehrte. Egal, wie sehr er sich auch davor fürchtete, was sie alle - und vor allem Sirius - zu seiner Schuld sagen würden, Harry mußte es ihnen beichten.
 

Vorerst klammerte er sich jedoch fest an Sirius und sog die Liebe in sich auf, welche der Ältere ihm gab. Vielleicht würde es das letzte Mal sein, daß Sirius ihn so liebevoll umarmte und so sanft mit ihm sprach. Harry biß sich auf die Lippe, um nicht darum zu betteln, daß Sirius ihm verzieh. Er hatte kein Recht dazu, dies von dem Gegenstück seines Paten zu verlangen.
 

Es dauerte eine Weile, bis Harry seine Gefühle halbwegs wieder unter Kontrolle brachte und wieder genug Kraft in sich fand, um sich aus Sirius' Umarmung zu befreien und einen Schritt zurückzutreten. Augenblicklich fühlte sich der Gryffindor kalt und allein, wäre am liebsten wieder in Sirius' Arme zurückgekehrt. Doch er befahl sich streng, sich endlich der Wahrheit zu stellen...und damit zu leben, wenn Sirius und der Rest seiner Freunde und Familie ihn verurteilte für das, was er in seiner Realität getan hatte. Es wäre ihr gutes Recht.
 

"Harry, willst du mir nicht erzählen, was dich so erschreckt hat?", klang Sirius' besorgte Stimme in die trüben Gedanken des Schwarzhaarigen hinein. "Der Zwischenfall während unseres Trainings war ein Unfall. Keiner von uns hat damit gerechnet, wie stark dein Zauber sein würde. Du darfst dir deswegen keine Vorwürfe machen." Es war soviel Überzeugung in Sirius' Worten, soviel Verzeihen, daß Harry schlucken mußte, um nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen. Würde der Ältere genauso reagieren, wenn er wußte, daß sein Gegenstück durch Harrys Schuld ums Leben gekommen war?
 

Harry raffte sich mühsam zu einem wackligen Lächeln auf und bedankte sich für die Worte. Indem er langsam auf Sirius zutrat und den älteren Mann einer forschenden Untersuchung unterzog, meinte Harry: "Danke für dein Verständnis. Doch ich bin schuld an...", Harry stockte <i>'deinem Tod'</i>, "...deiner Verletzung und das werde ich mir nicht verzeihen."
 

Sirius rollte die Augen. "Manchmal bist du so stur wie James es stets war, Harry. Ich war nur benommen nach dem Aufprall gegen die Wand...und davon hast du mich ja sofort geheilt. Das hast du wohl gar nicht mitbekommen." Harry blinzelte, dann schüttelte er den Kopf. Bevor Sirius jedoch erneut etwas sagen konnte, kam der jüngere Gryffindor ihm zuvor.
 

"Sirius, ich...", Harry verstummte für einen Moment, bevor er fortfahren konnte. "Ich muß dir...etwas erzählen..." <i>'Beichten trifft es wohl eher'</i>, fuhr es Harry durch den Sinn. In Sirius' warme braune Augen schauend, klammerte sich Harry an das Gefühl tiefer Liebe, welches er dort für ihn leuchten sehen konnte.
 

<i>'Wirst du mich trotzdem noch lieben? Oder wirst du mich hassen, wie die Dursleys mich immer gehaßt haben? Oh Merlin, bitte laß ihn mich nicht hassen, wenn er Bescheid weiß! Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen sollte, wenn Sirius mich haßt!'</i>
 

Trotz dieser verzweifelten, flehenden Gedanken zeigte Harry Sirius jetzt ein gefaßtes Gesicht. Nur in seinen smaragdgrünen Augen spiegelte sich ein Teil der verworrenen Gefühle und Gedanken, die der junge Gryffindor in sich trug.
 

Sirius musterte ihn voller Sorge, doch wurde ihm bewußt, daß er aus Harry nichts herauskriegen würde, was dieser nicht bereit war, zu erzählen. Daher ließ sich der ältere Mann auf der Couch nieder und sagte: "Dann erzähle mir, was dir auf dem Herzen liegt, Harry. Es wird an meinen Gefühlen für dich nichts ändern."
 

<i>'Oh, ich würde dir so gern glauben, Sirius. Du warst hier von Anfang an wie ein Vater zu mir. So, wie es Sirius in meiner Welt gewesen wäre, hätte er Gelegenheit dazu bekommen. Er wäre wie du ein wundervoller Vater gewesen.'</i>
 

Seine sehnsuchtsvollen Gedanken verdrängend, trat Harry näher auf Sirius zu und meinte: "Was ich zu erzählen habe, ist nicht nur für deine Ohren bestimmt. Es geht zwar vor allem dich etwas an, aber...", Harry holte tief Luft, als er daran dachte, daß er nicht nur darauf gefaßt sein mußte, von Sirius verurteilt zu werden, sondern auch von dem Rest der Personen, welche im Laufe der letzten Wochen zu einer großen Familie für ihn geworden waren. "...auch der Rest von euch hat ein Recht darauf, es zu erfahren."
 

Sirius blickte Harry für einen langen Augenblick einfach nur an, dann stand er mit einem Seufzen wieder auf. "Sie werden inzwischen sowieso schon halb verrückt vor Sorge um dich sein", meinte der Animagus. Er akzeptierte die Tatsache, daß er Harry nicht helfen konnte, ehe dieser nicht erzählt hatte, was ihn so offensichtlich beschäftigte.
 

Harry zuckte zusammen, sagte jedoch nichts dazu, daß er den Rest des Schlosses in Sorge versetzt hatte. Das hatte er nicht beabsichtigt, doch gutmachen konnte er es vorerst nicht. Vielleicht später. Wenn es nach seinem Bericht ein später geben würde.
 

Gemeinsam kehrten Sirius und Harry durch den Tunnel ins Schloß zurück. Sirius behielt den jüngeren Gryffindor die ganze Zeit über im Blick, versuchte jedoch nicht, ihn zum Reden zu bewegen, denn er sah, daß Harry in Gedanken ganz weit entfernt war. Er schien sich auf etwas vorzubereiten - auf was, konnte Sirius jedoch beim besten Willen nicht sagen.
 

Vor der Tür zum Wohnzimmer der Gründer zögerte Harry für einen kurzen Moment, doch als er Sirius' leichte Berührung an seiner Schulter spürte, straffte er sich und trat ein. Das Geräusch der sich öffnenden Tür zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich und als sie Harrys ansichtig wurden, wurde aufrichtige Erleichterung auf allen Gesichtern sichtbar. Hermine, Ron und Draco sprangen auf und eilten auf Harry zu, verhielten jedoch verwirrt und unsicher, als der junge Mann eine abwehrende Geste machte. Harry war sich nicht sicher, ob er imstande sein würde, seine Geschichte zu erzählen, wenn seine Freunde ihn umarmten...er brauchte jetzt eine gewisse Distanz, sonst würde die fragile emotionale Balance, welche er mit einer von Remus' Übungen während des Weges ins Schloß erlangt hatte, wieder zusammenbrechen.
 

Verwirrung spiegelte sich mittlerweile nicht nur auf den Gesichtern der drei Jugendlichen, sondern auch auf denen der Malfoys und des Schulleiters, während in Remus' bernsteinfarbenen Augen große Sorge um Harry geschrieben stand. Der Werwolf konnte Harrys empathische Aura seit dem Augenblick wieder wahrnehmen, da Sirius und Harry das Schloß betreten hatten, doch was er von dem jüngeren Gryffindor ausgehen fühlte, versetzte ihn in Alarmbereitschaft. Hinter einer dünnen Mauer aus resignierter Erwartung und fragiler Ruhe verbarg sich ein emotionales Chaos aus Furcht, Traurigkeit, Schmerz und einer tiefen Sehnsucht.
 

Angesichts dieser aufgewühlten Emotionen fiel es Remus schwer, nicht quer durch das Zimmer zu eilen und Harry fest in die Arme zu nehmen und zu trösten. Doch der Werwolf sah, daß es selbst Sirius nicht gelungen sein schien, Harry die Ursache dieser chaotischen Gefühle zu entlocken. Daher war es wohl nötig, Harry selbst den Zeitpunkt bestimmen zu lassen, an dem sie ihm helfen durften, seinen Schmerz zu lindern. Doch es fiel Remus nicht leicht, abzuwarten.
 

Ebensowenig wie Severus, welcher Sirius einen besorgten, fragenden Blick zuwarf, als er Harrys Zustand bemerkte. Der Zaubertrank-Meister runzelte die Stirn, als sein Gefährte ihm nur mit einem Kopfschütteln antwortete, bevor Sirius seine Aufmerksamkeit wieder auf Harry lenkte und diesen fragte: "Bist du dir sicher, daß du es uns allen gemeinsam erzählen willst, Harry?"
 

Während die Anwesenden nun alle neugierig waren, was dieses 'es' war, das Harry ihnen offensichtlich berichten wollte, blickte der Gryffindor Sirius mit einem resignierten Ausdruck in den Augen an. "Ich muß, Sirius", erwiderte er tonlos, "ihr habt ein Recht darauf, zu wissen, was ich getan habe." Mit diesen bedeutungsschwangeren Worten drehte sich der junge Mann herum und strebte auf ein Regal zu, auf welchem mehrere magische Geräte standen.
 

Mehrere der Anwesenden blickten verwundert, als Harry eine Schale von dem Regal nahm und dann zum Tisch brachte, um den sich alle wieder niedergelassen hatten. Der junge Gryffindor stellte die Schale auf dem Tisch ab und erklärte, als er die fragenden Blicke sah: "Diese Schale hat eine ähnliche Funktion wie ein Pensieve. Doch anstatt Erinnerungen aufzubewahren, welche ein Zauberer oder eine Hexe aus seinem Gedächtnis entfernt, zeigt nur es eine Kopie der Erinnerungen."
 

Ein Schatten flog über Harrys Züge, bevor er fortfuhr: "Am Ende meines 5. Schuljahres, kurz bevor ich hierher kam, ist...es ist etwas passiert..." Schmerz spiegelte sich in klaren, smaragdgrünen Augen. "Etwas, wovon ich euch schon eher hätte berichten sollen."
 

Draco wollte aufbegehren, da er erkennen konnte, wieviel Harry die Erinnerung an jene Ereignisse offensichtlich kostete. Doch ein Blick von Sirius ebenso wie ein sanfter Druck von Narzissas Hand auf seiner Schulter hielten ihn davon ab. Die Erwachsenen waren anscheinend der Meinung, daß diese Erzählung etwas war, was Harry tun mußte. Egal, wieviel Schmerz es für ihn heraufbeschwor. Widerwillig lehnte sich Draco daher wieder in die Polster des Sessels zurück und wartete ab, auch wenn er Harry viel lieber getröstet hätte.
 

Dieser hatte inzwischen die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Erinnerungen, welche er den Anwesenden gleich zeigen wollte. Er wußte, er mußte der Vollständigkeit halber auch Erinnerungen vom Anfang und dem Verlauf des fünften Schuljahres nehmen, damit die Anderen den Zusammenhang verstehen konnten - und, warum es zu der Tragödie gekommen war. Doch es fiel Harry alles Andere als leicht; als er begann, durch die Erinnerungen zu suchen und relevante herauszusortieren, überfiel ihn mehr und mehr die Traurigkeit, welche er in den letzten Wochen überwunden geglaubt hatte. Aber wie ihm jetzt bewußt wurde, hatte er sie nur verdrängt - wie er die Trauer um den Verlust von Sirius verdrängt hatte.
 

Als er all jene Erinnerungen gesammelt hatte, die er für wichtig zum Verständnis des Geschehens erachtete, flüsterte Harry den Zauberspruch, der benötigt wurde, um eine Kopie der Erinnerungen in die magische Schale vor ihm zu übertragen. Seine rechte Hand, die er an seine Schläfe gepreßt hielt, begann golden zu leuchten und ein Lichtball erschien. Diesen senkte Harry, seine Augen wieder öffnend, in die Schale auf dem Tisch.
 

Für einen langen Moment blickte er sinnend auf das goldene Leuchten, bevor er sich sichtlich straffte und seine Hand über die Schale hielt. Wieder murmelte Harry einen Zauberspruch, woraufhin feiner goldener Nebel aus der Schale aufzusteigen begann und sich zu einem dreidimensionalen Hologramm formte. Das Bild wurde immer klarer, bevor es schließlich das Innere eines Raumes zeigte, welcher Sirius nur allzu bekannt erschien.
 

"Grimmauld Place?", meinte der Animagus mit einem Ausdruck unverhohlener Abneigung im Gesicht. Harry nickte und erläuterte: "Es ist das Hauptquartier des Ordens des Phönix. Mit dem Besuch von Grimmauld Place 12 begann mein fünftes Schuljahr." Die Tatsache, daß in Harrys Realität das Haus der Familie Black des Hauptquartier des Phönixordens war, rief einiges Erstaunen hervor, doch die Anwesenden konzentrierten sich rasch wieder auf das Hologramm, als dort die erste von Harrys Erinnerungen abzuspielen begann.
 

Nacheinander bekamen sie Ausschnitte der Ereignisse während Harrys Aufenthalt in Grimmauld Place 12, des Geschehens im Zaubereiministerium und danach vom Beginn des fünften Schuljahres zu sehen. Die Art und Weise, wie Dolores Umbridge nach und nach die Macht in Hogwarts übernahm, löste sichtlichen Abscheu in Harrys Freunden und seiner Familie aus. Vor allem jedoch, mit welchen Methoden sie Harry unter Kontrolle zu bringen versucht hatte, entlockte nicht nur Sirius ein drohendes Grollen. Doch der junge Gryffindor winkte ab, als sich Severus nach seiner Hand erkundigte und wies nur darauf hin, daß dieser Teil der Erzählung für das, was sie erfahren sollten, nicht relevant wäre und nur zum besseren Verständnis der Zusammenhänge gedacht war. Der Blick, den er daraufhin von mehreren der Anwesenden erhielt, sagte Harry, daß das letzte Wort zu diesem Thema noch nicht gesprochen war.
 

Schließlich kam der Ablauf des fünften Schuljahres zu den Erinnerungen, auf die es Harry wirklich ankam: seine Vision des Überfalls auf Arthur Weasley. Die Gründung von "Dumbledores Armee" und das heimliche Training. Wie er durch die immer wiederkehrende Vision vom Zaubereinministerium und der drohenden Gefahr für Sirius' Leben schließlich dazu gebracht wurde, mit seinen Freunden auf den Thestralen in das Zaubereiministerium einzubrechen, um Sirius zu retten. Wie er dort von der Prophezeiung über Voldemort und sich selbst erfuhr - und wie es schließlich dazu kam, daß Sirius von Bellatrix getötet wurde, als er mit anderen Mitgliedern des Phönixordens und Professor Dumbledore herbeigeeilt kam, um Harry und seine Freunde vor Voldemort und den Todessern zu bewahren.
 

Nachdem die letzte Erinnerung abgespielt war und das Hologramm sich wieder in den feinen goldenen Nebel zurückverwandelte und in die Schale hinabsank, herrschte für mehrere Minuten betroffene Stille. Jeder der Anwesenden brauchte diese Zeit, um die Ereignisse wenigstens ansatzweise zu verarbeiten.
 

Professor Dumbledore, da er jetzt erkannte, um wievieles harscher Harrys Welt war als die hiesige, wenn der junge Mann so früh auf eigenen Beinen stehen und nach eigenem Gewissen handeln mußte, um der Gefahr nicht nur für sein eigenes Leben sondern der gesamten Zaubererwelt - einer Welt, in welcher die wenigsten derer, die Harry zu warnen und zu schützen versuchte, ihm überhaupt glaubten und noch weniger von ihnen ihm hilfreich zur Seite standen - entgegen zu stehen.
 

Lucius Malfoy, der aufgrund dessen, was Harrys Erinnerungen vom Kampf im Ministerium gezeigt hatten, jetzt erst richtig das Ausmaß dessen verstehen konnte, was es Harry gekostet haben mußte, seinem hiesigen Selbst Vertrauen entgegen zu bringen. Narzissa und Draco ging es ähnlich wie dem Malfoy-Patriarchen. Narzissa fühlte sich schuldig, obwohl ihr Gegenstück überhaupt nicht in Erscheinung getreten war. Dennoch konnte sie nun begreifen, warum Harry es so schwergefallen war, den Mitgliedern der Malfoy-Familie gegenüber Zuneigung zu entwickeln.
 

Draco hingegen war entsetzt darüber, daß sein Ebenbild aus Harrys Welt so offensichtlich Freude daran fand, Harry zu schaden. Trotz all dessen, was der schwarzhaarige Gryffindor erzählt hatte, hatte Draco tief in seinem Herzen nicht daran glauben können, daß ein Spiegelbild von ihm dem jungen Mann, dessen hiesiges Ebenbild er so sehr liebte, nach dem Leben trachten könne.
 

Ron und Hermine konnten sich angesichts der Geschehnisse, welche ihnen Harrys Erinnerungen zeigten, nur mit dem Wissen trösten, daß ihre Gegenstücke während all der Gefahren und Wirrnisse treu an Harrys Seite geblieben waren. Sie hatten ihm beigestanden, so gut es ihnen möglich war - und Ron war Harry zutiefst dankbar, daß er Mr. Weasley das Leben gerettet hatte, auch wenn dies schließlich dazu führte, daß der Schwarzhaarige der zweiten, falschen Vision Vertrauen schenkte.
 

Severus wiederum hatte einen Einblick in die Persönlichkeit seines Spiegelbildes aus Harrys Wirklichkeit erhalten. Und er konnte nicht behaupten, daß er sein Gegenstück sehr sympathisch fand. Auch wenn er sich sagte, daß aufgrund seiner Spionagetätigkeit für den Phönix-Orden sein Gegenstück nicht offen freundlich zu Harry sein konnte, hätte es trotzdem Möglichkeiten zur Genüge gegeben, Harry während des Schuljahres auf die eine oder andere Weise zu helfen. Auch die offen zur Schau getragene, anscheinend tiefverwurzelte Abneigung zwischen 'Sirius' und dem Severus der anderen Welt traf den Zaubertrank-Meister tief, da er sich nicht vorstellen konnte, seinen Sirius anders als mit Liebe im Herzen anzusehen.
 

Remus fing sich als erster der Anwesenden wieder und betrachtete Harry voller Mitgefühl, aber auch erneut gewachsener Hochachtung für dessen emotionale Stärke. Während ihrer gemeinsamen Stunden beim Training von Harrys Empathie hatte Remus versucht, dem jungen Gryffindor dabei zu helfen, etwas von seiner Trauer und dem tiefvergrabenen Schmerz loszulassen. Nach anfänglichem Zögern hatte Harry sich ihm gegenüber geöffnet und Remus von einigen Episoden aus seinem Leben berichtet, welche ihn traurig oder wütend gemacht hatten. Es war ein guter Anfang gewesen, aber Remus hatte stets das Gefühl gehabt, daß eine Wunde besonders tief war - eine Wunde, die, wie er jetzt wußte, in einem Verlust bestand, welcher für Harry gleichzusetzen war mit dem Tod seiner Eltern. Der Verlust von Sirius.
 

Remus hatte eine Ahnung, warum Harry die Offenbarung seiner Erinnerungen so fürchtete, auch wenn er gleichzeitig über den Grund dieser Furcht nur innerlich den Kopf schütteln konnte. Es war ein Zeichen dafür, wie lieblos Harry aufgewachsen sein mußte und wie wenig Rückhalt er von den Menschen bekommen hatte, die ihn hätten lieben und beschützen sollen, daß er dachte, er würde Vorwürfe dafür erhalten, daß Voldemort seine Gefühle für Sirius ausgenutzt hatte, um ihn in eine Falle zu locken. Ihr Harry wußte, daß Fehler verzeihlich waren, wenn die Intention hinter der Handlung eine gute war. Und er wußte, daß die Liebe einer Familie nicht schwand, wenn Fehler begangen wurden.
 

tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Waldi_90
2018-07-02T17:29:29+00:00 02.07.2018 19:29
Oh ... mein ... Gott...😱
Ich muss ehrlich sagen, dies ist die beste FF die ich jemals lesen dürfte. Sry an alle anderen, was nicht ist kann ja noch werden 😉
Ich liebe es wie du sie geschrieben hast, ich liebe dein Einfallsreichtum und den Umfang dessen. Ich liebe die Emotionen die so deutlich und klar dargestellt werden und finde es einfach atemberaubend wie sehr man sich in deine FF verlieren kann. Die Stunden ziehen nur so vorbei ohne das ich einmal aufgeschaut habe. Auch wenn es schon etwas her ist hoffe auch ich das du evtl doch noch weiter schreibst. Ich danke dir aber bis hier hin schon das du uns diese Einzigartigkeit Geschenkt hast. Lieben Dank, ganz liebe Grüße
Von:  Arkytior
2009-02-27T14:26:55+00:00 27.02.2009 15:26
Hi
ich hab mal eine frage würdest du mir eine nachricht schreiben ob es in dieser geschichte überhaupt noch weiter geht
Bye
Von:  Arkytior
2008-09-08T06:19:40+00:00 08.09.2008 08:19
Hi
ich wollte mal fragen wann du endlich weiter schreibst bei de geschichte
ich bin so gespannt wie es weiter geht
bitte schreibe ganz schnell weiter
Bye
Von:  Arkytior
2008-02-06T23:07:58+00:00 07.02.2008 00:07
und schon ist es das 3 mal das ich zu den kapitel was schreibe aber ich muss einfach sagen schreib doch endlich weiter ich möchte so gerne wissen wie es weitergeht und nich nur ich bestimmt warten andere auch schon sehnsüchti auf eine fortsetztung dieser story
denn ich muss einfach sagen das ist eine der besten geschichten die ich je gelesen haben
kannst du nicht hier bei den kommentaren schreiben wann du ein neues kapitel endlich wieder hochlädst
bitte mach schnell ich möchte endlich wissen wie es weitergeht also schreib bitte schnell weiter
kannst du nicht schon mal hier bei den kommentaren reinschreiben wie das nächste kapitel heißt
ich sag jetzt auf wiedersehen und in der hoffnung das ich bald das nächste kapitel lesen kann
Von:  ScarsLikeVelvet
2008-01-07T11:32:25+00:00 07.01.2008 12:32
Wow..
was für eine wunderschöne Fanfiction *lächel*
mit allen Höhen und Tiefen aus Harrys Leben und er hat die Möglichkeit, es besser zu machen.
Ich mag deinen Schreibstil, auch wenn die FF stellenweise etwas langatmig ist ^^
Ich hoffe, der nächste Teil kommt schon bald online. Ich würde mich jedenfalls darüber freuen.

LG
T.K.
Von:  Arkytior
2008-01-02T14:11:03+00:00 02.01.2008 15:11
Hi
ich bin es nochmal schreib doch endlich weiter ich möchte endlich wissen wie es weiter geht
Bitte bitte schreib endlich weiter
Von: abgemeldet
2007-12-16T13:21:11+00:00 16.12.2007 14:21
Hi,

die Ganze mexx gemeinde wartet sehnsüchtigst auf die fortsetzung dieses ff´s ... und ich auch ... würde mich auch wieder über ne ENS freuen..

FF-Sephirot
Von:  Arkytior
2007-11-11T12:50:56+00:00 11.11.2007 13:50
schreib doch bitte bitte endlich weiter die ff ist so klasse schreib bitte schnell weiter
Von: abgemeldet
2007-09-17T15:22:47+00:00 17.09.2007 17:22
jetzt hat es also harry doch gezeigt was in immer noch schmerz und trauer in sich hat.
ich glaub nicht das man deswegen auf im böse ist.
war ein super kap.
so ein schattenwolf kann sehr hilfreich sein um sich zu verstecken.
freu mich wenns weiter geht.
Von:  Todesgoettin_Hel
2007-09-13T16:34:07+00:00 13.09.2007 18:34
*freu* Endlich geht deine FF weiter ^________________^ Ich war sooo aufgeregt nach Kapitel 22, dass ich mehrere Tage nich schlafen konnte und jede erdenkliche Seite abgegrast hab, ob du da nich schon die Fortsetzung hochgeladen hast >.< Und endlich ist Kapitel 23 da *kreisch* XD~~ Und es ist super geworden!!! Ich bin mal gespannt, wie Siri reagiert. Aber bestimmt nich böse oder so ^.^
Freu mich riiiiesieg aufs nächste Kapitel!! Und hoffentlich brauchst du diesmal nich so lang :)

*knuddl* deine Hel-chan


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