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Chastity

von

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Dämonen und Götter

Heidnische Götter waren eine schwierige Sache.
 

Dämonen konnte man bekämpfen und besiegen. Es war kein Zuckerschlecken, das behauptete niemand. Aber es gab die Möglichkeit, sie zu beschwören und dann in einer Teufelsfalle festzusetzen; man konnte sie mit Weihwasser verletzen und mit den richtigen Waffen, zum Beispiel dem Dolch, den die Winchesters besaßen, sogar töten.
 

Geister konnten ins Jenseits befördert werden, indem man die sterblichen Überreste ihres einstigen Körpers verbrannte.

Vampire konnte man köpfen. Hexen konnte man verbrennen.

Selbst Engel waren nicht unbesiegbar; man konnte sie, wenn sie einem dumm kamen, mit Engelssigillen nach Chuck-weiß-wohin schicken und mit einem Engelsschwert konnten sogar sie getötet werden.
 

Aber bei heidnischen Göttern sah die Sache komplizierter aus.

Jeder dieser Gottheiten war letztendlich nichts anderes als die Inkarnation menschlicher Sehnsüchte, Schwächen, Ängste, Unzulänglichkeiten. Sie waren sehr alt und auf ihre ganz eigene Weise sehr, sehr mächtig.

Jeder hatte seine eigene Art der Anbetung, und sie alle scheuten nicht davor zurück, sich als den Mittelpunkt allen Seins zu betrachten und sich zu nehmen, was sie wollten oder brauchten. Ob das nun blutende Herzen auf steinernen Altären waren oder eine Ernte, die sie verbrannten und damit Menschen zum Hungertod verurteilten; ob es Seuchen waren, die ganze Viehbestände vernichteten oder einfach nur ein Kranz Gänseblümchen, in einen Bach geworfen.

Ob es Blut war oder neugeborene Kinder, ob es Tod war oder Leben, Promiskuität im Schatten eines Tempels oder Jungfräulichkeit und Keuschheit.
 

Und weil sie so unterschiedlich waren und andererseits so mächtig, so verbunden mit den alten Kräften der Erde und des Universums, war es so schwer, ihnen beizukommen und sie von ihrem schädlichen Tun abzubringen.

Man konnte sie kaum töten. In Einzelfällen gab es die Möglichkeit. Einmal zur Weihnachtszeit hatten Dean und Sam Mr. und Mrs. Peagan God mit Pflöcken aus dem Baum gepfählt, der zu Ehren des christlichen Weihnachtsfestes aufgestellt worden war. Aber das war wie ein Sechser im Lotto und es war unwahrscheinlich, dass ihnen so etwas noch einmal gelingen sollte.
 

Sich mit einem heidnischen Gott anzulegen war also alles andere als ein Spaß.
 

Nichtsdestotrotz hatten Dean und Sam ihre Ermittlungen eingezogen. Sie hatten mit Leuten geredet, hatten alte Zeitungsartikel gelesen, hatten die örtlichen Legenden einer genaueren Betrachtung unterzogen und hatten schließlich herausgefunden, dass alles, was hier geschah, mit jenem alten Platz im Wald zu tun hatten, von dem es hieß, man solle sich von ihm fern halten. Es war ein Ort, an dem Ruinen von alten Feldsteinhäusern standen, die aus der Zeit der allerersten Ansiedlungen der Weißen in der Gegend stammten, also aus der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts.

Es war hier nicht mehr viel zu erkennen; einige Grundmauern, mehr nicht.

Nun, und ganz in der Nähe der Stein, auf dem die Nonne, und vor ihr schon andere, regelrecht geschlachtet worden waren.

Es deutete alles darauf hin, dass hier der Wohnsitz der Gottheit, um wen auch immer es sich handeln mochte, zu finden war.
 

„Wir sollten uns Hilfe holen“, sagte Sam, während er sich auf das Motelbett warf. Morgen früh, bei Tagesanbruch, wollten sie sich an jenem alten Platz auf die Suche machen. Sie hatten alle möglichen Schutzzauber und Amulette zur Hand, aber dennoch, Sam war mulmig zumute.

Dean sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an.

„Hilfe?“ fragte er. „Bobby?“

Sam schüttelte den Kopf.

„Nein, Dean. Wir haben es hier immerhin mit einem machtvollen Wesen zu tun, da ist es besser, wenn Bobby als Backup im Hintergrund bleibt. Ich dachte an Cas.“
 

Dean schluckte.

Klar, Sam hatte recht. Sie würden jede Hilfe brauchen können, und so machtvolle Hilfe wie die eines Engels wäre sicher sehr hilfreich.

Andererseits war das Verhältnis zwischen Cas und ihm immer noch angespannt und er wusste nach wie vor nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie hatten miteinander geschlafen, verflixt noch mal. Und er, Dean, mochte den Engel. Mehr als es nötig war für unverbindlichen Sex.

Cas dagegen zeigte, wenn er bei ihnen war, keinerlei Anzeichen, dass er irgendetwas dergleichen empfand. Und Dean wusste ja nicht einmal genau, was er von Cas erwartete, er wusste je nicht einmal, was er selber wirklich fühlte...

Also war die Situation immer noch unangenehm und er hätte deshalb lieber auf Cas' Hilfe verzichtet. Zumal er auch noch das Gefühl hatte, dass der Engel sich in letzter Zeit seltsam verhielt und ihm und Sam irgendetwas verschwieg. Etwas wichtiges, um genau zu sein. Dean war sich da sicher, allerdings war es nicht greifbar und er wollte Cas daher nicht darauf ansprechen.

Möglicherweise war es ja auch nichts, sondern dem Endgel ging es einfach nur ähnlich wie ihm selber...
 

Ach verflixt, die Lage war schon ganz schön verfahren, und nicht zum ersten Mal dachte Dean: Hätte ich ihn doch nur diesem Mädel in dem Etablissement überlassen. Ich glaube nicht, dass seine Seele Schaden genommen hätte, er ist ein Engel, zum Donnerwetter! Ich weiß ja nicht einmal ob Engel ein Äquivalent zur menschlichen Seele überhaupt haben!
 

„Vielleicht sollten wir lieber Crowley herbitten“, knurrte Dean, „immerhin machen wir für ihn die Drecksarbeit, und somit könnte er genauso gut seinen hässlichen Dämonenhintern in die Schusslinie bringen.“

„Crowley? Ich denke, du bist froh, wenn du den nicht einmal von hinten siehst?“

„Sicher, Sam. Aber findest du nicht, dass der auch mal etwas für uns tun könnte?“
 

Sam sah Dean fragend an. Er wusste nicht, was in seinen Bruder gefahren war. Irgendetwas war da zwischen ihm und Cas vorgefallen. Und wenn Dean Crowleys Anwesenheit der von Cas vorzog, musste es etwas gravierendes sein.

Also entweder hatte sein Bruder und der Engel sich heftig gestritten. Nun, das wäre nicht das erste Mal und Sam bezweifelte, dass das solche Auswirkungen haben würde.

Oder aber... Sam zuckte zusammen, als ihm dieser Gedanke kam. Oder aber die beiden hatten miteinander gevögelt und wussten nun nicht, wie sie zueinander standen. Das würde ganz zu Dean passen, der sich selten genug durchringen konnte, zuzugeben, dass er so etwas wie Gefühle hatte, und auch zu Cas, der in solchen Dingen so herzzerreißend unerfahren war.
 

„Verdammt noch mal, Dean. Es geht hier um einen heidnischen Gott. Lass doch bitte die Animositäten weg und bleibe professionell! Wir brauchen Cas, und das weißt du.“

Dean seufzte.

„Okay.“
 

Er schloss die Augen und betete zu seinem ganz persönlichen Engel.

„Cas, schwing deinen geflügelten Hintern zu uns, okay?“
 

Er spürte Cas, noch bevor er ihn hörte.

Und das, was er hörte, als Cas dann zu ihnen kam, war nicht das gewohnte „Wusch!“ seiner Flügel, sondern ein lautes Krachen.



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