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Wer bin ich?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,
da ich im Zuge der Überarbeitung, dass Kapitel Nummer 5 in zwei Teile geteilt hatte, gibt es direkt nun auch noch den zweiten Teil :) Komplett anzeigen

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Kapitel 6

 

Mit gerunzelter Stirn begann sie sich komplett zu betrachten. Ihr Blick wanderte dazu an ihrer dreckigen Kleidung herunter. Sie musste raus aus den Sachen. So konnte sie nicht weiter herumlaufen. Überlegend, was sie nun machen sollte, erregte der große Kleiderschrank ihre Aufmerksamkeit. Ob sich dort auch ihre Sachen befanden? Rasch steuerte sie ihn an und fuhr mit der Hand über das dunkle Holz. Besonders schön fand sie ihn nicht. So etwas mochte sie früher? Oder hatte doch eher Kenta ihn ausgesucht? Schulterzuckend schob sie dann allerdings die Schranktür auf, vielleicht sollte sie ihn nachher einfach danach fragen.

Nachdem nun der Blick in das Innere des Schrankes frei war, begann sie sofort die darin liegende Wäsche zu mustern. Die rechte Seite war voll mit Männerkleidung. Hosen, Shirts und was Mann wohl noch so braucht. Die linke Seite dagegen gehörte offensichtlich ihr. Viele Kleider und Blusen waren fein säuberlich aufgehängt. Da drunter lagen auf Regalbrettern noch ein paar Shirts und Hosen. Die meisten Kleidungsstücke waren in dunklen Tönen gehalten. Dunkelblau, Schwarz, sehr dunkles Grün, vereinzelt mal ein helles Grau. Sie sahen noch ziemlich neu aus. Als wären sie noch nie getragen worden. Mit gerunzelter Stirn holte sie eine blaue Bluse heraus. So etwas trug sie? So richtig gefallen taten ihr die Sachen nicht. Es passte irgendwie so gar nicht, zu den Sachen, die ihr im Krankenhaus gegeben wurden. Aber da es ihre Kleidung war, mussten sie ihr ja mal gefallen haben. Sonst hätte sie sie ja wohl nicht gekauft.

Seufzend hing sie die Bluse wieder zurück. Am besten sah sie sich zu Ende um, und nahm dann erst ein Mal ein Bad.

Eilig verließ sie wieder das Schlafzimmer und wollte gerade das letzte Zimmer ansteuern, als sie hörte, wie Kenta mit jemandem sprach. Leise, sie wusste nicht ein Mal warum, schlich sie herüber, öffnete die Tür einen Spalt und streckte ihren Kopf hindurch. Er telefonierte. Mit großen Augen sah er dann aber zu ihr und keine Sekunde später legte er hektisch auf. Was war das denn jetzt?

„Ähm. Habe ich dich gestört? Das wollte ich nicht.“

Er schüttelte den Kopf und stellte das Telefon beiseite.

„Ich wollte sowieso gerade zu dir. Der Arzt kommt in einer halben Stunde.“

Nickend betrat sie das Zimmer und schaute sich um. Das war wohl das Wohnzimmer. Auch hier stand nicht viel herum. Ein dunkelgrünes Sofa mit einigen hellgrünen Kissen, ein schwarzer Holzessstich mit vier schwarzen Stühlen und eine Wand mit Regalen und Schränken, wobei auf dem einen kleinen Schrank auch ein kleiner Fernseher stand.

Seufzend dachte sie über die Wohnung nach. Sie wirkte irgendwie so kalt auf sie. So als steckte hier keine Liebe drin. Erklären konnte sie sich das aber auch nicht. Kenta, der ihren Seufzer offenbar bemerkt hatte, drehte sie abrupt zu ihr. „Alles in Ordnung?“

„Ja … Schon … Ich frage mich nur, also, warum stehen hier nirgends Fotos oder hängen Bilder an den Wänden?“

Mit großen Augen schien er, für einen Moment zu erstarrten, doch im selben Augenblick zog er dann bloß gleichgültig seine Schultern in die Höhe.

„Ja, also weißt du … das ist weil … Wir sind kurz vor deinem Unfall erst hier eingezogen und es ist noch nicht alles fertig. Ich wollte es nicht ohne dich machen.“

„Ach so … so ist das also. Na dann können wir das vielleicht bald nachholen.“

Sie versuchte zu lächeln, aber eigentlich gefiel ihr hier gar nichts. Sie fühlte sich einfach nicht wohl. Nur was sollte sie machen, es war doch ihr zu Hause.

 

Kenta bemerkte ihre Stimmung und musste schnellstens etwas dagegen unternehmen, dass sie das hier auch alles glaubte. Schnell zog er daher eine große Schublade auf und kramte wild darin herum. „Tada! Schau mal Liebes. Vielleicht hilft es dir ein wenig weiter.“

Er hielt ihr ein dickes Fotoalbum vor die Nase und tat dabei übertrieben freundlich. Es ging ihm ziemlich gegen den Strich, ihr den verliebten Gockel vorzugaukeln. Er hasste sie und ihm kam jedes Mal die Galle hoch, wenn er ihr freundliche Worte zu säuseln sollte. Aber er musste sich am Riemen reißen und diese dumme Fassade aufrechterhalten. Seine Schwester hatte ihm vor ein paar Minuten sogar noch am Telefon gedroht seine Rolle überzeugender zu spielen. Er hatte also keine Wahl.

„Was ist das?“, riss sie ihn wieder aus seinen Gedanken heraus und tonlos beobachtete er sie, wie sie das Fotoalbum in ihre Hände nahm.

„Es ist ein Buch voller Erinnerungen, vielleicht kommt dir ja etwas bekannt vor.“

Sie setzte sich auf das Sofa und fing an, darin zu blättern. Es waren viele Fotos. Fotos, auf denen er und sie zusehen waren. Fotos auf denen sie Ausflüge machten, Geburtstage feierten. Viele waren auch mit Mamiko zusammen.

„Du … Kenta … Warum, warum sind nur wir auf diesen Fotos zusehen, nur wir drei?“

Unbemerkt vor ihr rollte er mit seinen Augen. Sie nervte ihn jetzt schon tierisch. Wie sollte er nur ihren dämlichen Verlobten spielen? Schnell schüttelte er allerdings auch diesen Gedanken wieder ab und setzte sich zu ihr. Sie hatten sich eine schöne Lügenkette für sie ausgedacht. Damit sie auch ja nicht anfangen würde, nach anderen Personen zu suchen.

„Das liegt daran, dass wir nur uns haben.“

„Wie meinst du das?“

„Wir alle drei sind Waisen gewesen. Du, ich und meine Schwester, deine beste Freundin Mamiko. Ich und Mamiko waren seit wir Babys waren schon im Waisenhaus. Mamiko ist nur ein Jahr älter als ich, weißt du. Und du kamst zu uns, als du drei warst, als deine Eltern einen Unfall hatten. Seit diesem Tag sind wir unzertrennlich. Mamiko wurde deine beste Freundin und wir wurden, als wir älter wurden, ein Paar.“

Ihm kam es hoch bei den letzten Worten und verdrehte die Augen. Zum Glück bekam sie davon aber nichts mit. Sie schien tief in ihren Gedanken versunken zu sein. Innerlich grinste er, sie hatte es wohl geschluckt. Ruckartig nahm er das Fotoalbum und packte es zurück in die Schublade.

„Genug Vergangenheit für heute, wir wollen dich ja nicht überfordern.“

 

Eine Pause war wirklich nicht verkehrt. In ihrem Kopf herrschte das reinste Chaos durch diese neuen Informationen. Das musste sie erst ein Mal verdauen. Sie wollte gerade aufstehen und ein Bad nehmen, als es plötzlich an der Tür klingelte.

„Das müsste der Doktor sein, bleib bitte sitzen.“ Hastig sprang er auf und eilte zur Haustür.

Kurze Zeit später kam er mit einem kleinen rundlichen Mann zurück ins Wohnzimmer. Der Kopf des Mannes war fast kahl. Nur noch vereinzelte graue Strähnen an den Seiten waren zu sehen. Außerdem trug er eine dicke Brille auf der Nase. Lächelnd begrüßte er sie, setzte sich zu ihr auf das Sofa und begann sofort damit ihr einige Fragen zu stellen, die sie fast alle nicht beantworten konnte. Als er damit fertig war, testete er ihren Blutdruck, ihren Puls, leuchtete ein kleines Lämpchen in ihre Augen und tastete ihren Kopf ab. Er schien wirklich sehr gründlich zu sein. Als er alles erledigt hatte, richtete er sich wieder auf und erhob sich.

„Körperlich ist alles in Ordnung. Keine Veranlassung Sie zurück ins Krankenhaus zu bringen.“

Sofort bedankte sich Kenta und schob ihn regelrecht wieder heraus. Verwundert blieb sie zurück. Seltsamer Arzt schoss es ihr durch den Kopf. Verabschiedet hatte er sich auch nicht von ihr. Da sie aber froh war nicht zurück ins Krankenhaus zu müssen, machte sie sich keine weiteren Gedanken darüber.

„Wenn es für dich Okay ist, würde ich gerne ein Bad nehmen“, wandte sich sie direkt an Kenta, als dieser zurück ins Wohnzimmer kam. Der antworte ihr hingegen nur knapp, dass die Handtücher im Badezimmer liegen würden, und verließ wieder das Zimmer.

 

 

Das warme Wasser tat ihr gut. Sie fühlte sich das erste Mal, seitdem sie in dem Krankenhauszimmer erwacht war, endlich mal entspannt. So schnell wollte sie nicht wieder aus der Wanne heraus.

Mit geschlossenen Augen ließ sie sich in dem wohligen Wasser treiben und versuchte für einen Moment einfach an nichts zu denken.

„Es wird schon wieder alles gut werden“, murmelte sie leise zu sich selbst und hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon hier drinnen lag. Aber eigentlich war es ihr auch egal. Sie genoss es einfach.

 

Da das Wasser nun doch langsam kalt wurde, erhob sie sich aus der Wanne und betrachtete dadurch ihren nackten Körper. Abgemagert war sie. Die letzten Wochen im Koma gingen auch hier nicht spurlos vorbei. Wochen, in denen sie nur von Schläuchen ernährt worden war, wie ihr es Doktor Takahashi, als sie noch im Krankenhaus war, mitteilte.

Seufzend wickelte sie sich ein Handtuch um ihren dürren Körper und zog den Stöpsel der Wanne heraus. Ein anderes Handtuch wickelte sie um ihre Haare und verließ so das Badezimmer. Schnell tapste sie mit ihren nackten Füßen durch den Flur ins Schlafzimmer herüber. Sie war ganz froh darüber Kenta so halb nackt nicht über den Weg gelaufen zu sein. Ihr war nicht wohl dabei. Er war zwar allem Anschein nach ihr Verlobter und vermutlich hatte er sie auch schon nackt gesehen, aber da sie sich nicht daran erinnerte, war er für sie ein völlig Fremder.

Flink fischte sie sich Unterwäsche, ein dunkelblaues Shirt und eine kurze schwarze Stoffhose aus dem Schrank und zog sich schnell an. So müsste es gehen. Sie öffnete den Knoten des Handtuches auf ihrem Kopf und lief Haare rubbelnd zurück ins Badezimmer. Sie nahm sich einen Kamm vom Waschbecken, stellte sich vor dem Spiegel und kämmte ihre Haare.

Nachdem sie es geschafft hatte, so gut es eben mit diesem kleinen Ding ging, die Knoten herauszubekommen, band sie sie zu einem lockeren Zopf zusammen.

 

Stumm saßen sie beide am Esstisch. Es war mittlerweile früher Abend und sie war wirklich sehr müde.

„Du Kenta … Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht auf dem Sofa schlafen würde?“

Sie konnte einfach nicht mit einem für sie Fremden in einem Bett schlafen, es gefiel ihr überhaupt nicht der Gedanke.

 

Kenta war innerlich sehr erleichtert, er konnte den Gedanken schon nicht ertragen sich mit ihr auch noch ein Bett teilen zu müssen. Gespielt traurig aber dennoch verständnisvoll stellte er sich ihr direkt gegenüber auf und nahm ihre Hände in seine.

„Alles, was du möchtest Liebling. Du kannst dir so viel Zeit lassen, wie du brauchst.“

 

Dankbar über seine Antwort sah sie ihn direkt an. Erst jetzt bemerkte sie dadurch, da er so nah vor ihr stand, was für schöne grüne Augen er eigentlich hatte. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, das sie großen Schmerz verbargen. Woher sie das wusste, hatte sie keine Ahnung. Es war irgendwie so ein Gefühl. Oder erinnerte sie sich ihr Unterbewusstsein an etwas?

„Ist was?“

Erschrocken zuckte sie zusammen und peinlich berührt blickte sie verlegen zur Seite. Wie dämlich musste das wohl eben ausgehen haben. Sie hatte ihn einfach nur angestarrt.

„Ich würde jetzt gern schlafen“, murmelte sie leise und so verließ Kenta ohne ein Wort das Zimmer. Also eine gute Nacht wünschen hätte er ihr schon noch gekonnt, dachte sie sich und drehte sich zum Sofa herum. Seufzend ließ sie sich in die Sofakissen fallen, als sie bemerkte, wie er wieder das Wohnzimmer betrat. Ohne eine Miene zu verziehen, drückte er ihr eine Bettdecke sowie Kopfkissen in die Hände und steuerte wieder die Tür an.

„Dann mal eine gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, schloss er auch schon die Tür. Rasch drapierte sie die Bettwäsche auf dem Sofa und kuschelte sich hinein. Stutzig sah sie dabei zu der großen Fensterfront. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass von hier auch noch ein kleiner Balkon herausging.

Gähnend schloss sie ihre Augen und es hatte nicht lange gedauert, und sie war tief und fest eingeschlafen.

Wieder ein Mal träumte sie vom Mond und dem Palast darauf.

 

Sie lief durch einen dunklen Flur und konnte kaum ihre eigene Hand vor Augen sehen. Panisch rannte sie einfach weiter, bis sie bei einer riesigen Tür angekommen war. Ängstlich legte sie ihre Hand auf die Klinke und versuchte die schwere Tür zu öffnen. Nur mit großer Mühe schaffte sie es, sie aufzuziehen. Langsam trat sie über die Schwelle, doch von der einen Sekunde zur anderen stand sie plötzlich alleine in einem riesigen Saal. Verwundert, warum hier keiner war, sah sie sich um. Geschockt legte sie dann aber ihre Hände über ihren Mund. Was war hier passiert? Kaputte Stühle und Tische lagen hier überall herum. Die Wände hatten tiefe Risse und von den Fensterscheiben waren nur noch Splitter übrig. Sie wollte aus dem Saal wieder hinaus, aber nirgends war eine Tür zu finden. Panisch rannte sie von einer Ecke zur Nächsten.

Prinzessin … “, flüsterte eine Stimme hinter ihr und ruckartig drehte sie sich herum. Doch es war niemand zu sehen. Zitternd tastete sie mit ihren Fingern die Wände ab und suchte einen Weg hier raus, als wieder eine Stimme flüsterte, beinahe einem Wispern gleich.

Prinzessin … Mondprinzessin … “

Wieder war niemand zu sehen. Ängstlich setzte sie einen Fuß vor den anderen. Weitere Stimmen fingen an zu flüstern. Es wurden immer mehr. Aus jeder Ecke flüsterte es. Sie hatte das Gefühl, als würden sie immer näherkommen. Doch nirgends war etwas zu sehen.

Wer seid ihr?“, schrie sie daher ins Leere.

Prinzessin … “

Die Stimmen wurden immer lauter. Kopfschüttelnd hielt sie sich die Hände über die Ohren und sackte auf ihre Knie.

Was wollt ihr?“

Es wurde dunkel und sie vernahm nicht weit von sich, ein kleines Licht. Ohne nachzudenken, sprang auf und lief, so schnell sie konnte, darauf zu. Als sie es fast erreicht hatte, bemerkte sie, dass sie gar nicht mehr in dem großen Saal war, sondern auf einer langen Treppe stand …

 

Unruhig wälzte sie sich im Schlaf hin und her. Doch mit einem Mal drehte sie sich so schwungvoll zur Seite, dass sie vom Sofa kullerte und auf dem Boden landete. Davon aufgeschreckt richtete sie sich langsam wieder auf. Nachdenklich kratzte sie sich an ihrem Kopf. Was war das denn für ein Traum? Mondprinzessin?

Seufzend rutschte sie zurück auf das Sofa. Jetzt war sie wach. Um ein bisschen frische Luft zu schnappen, wickelte sie sich die Decke um ihren Körper und ging auf den Balkon.

Es war eine sternklare Nacht und die Luft tat ihr gut. Sie schaute den Mond an und merkte, wie Wärme durch ihren Körper strömte. Sie fühlte sich irgendwie wohl dabei. So geborgen. Es war ein wunderschöner Vollmond. Unweigerlich dachte sie dadurch an ihren wirren Traum zurück. Sie konnte ihren Blick nicht vom Mond lassen. Aber es beruhigte sie, warum auch immer, wenn sie ihn ansah …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  G-Saite
2018-06-25T19:11:52+00:00 25.06.2018 21:11
Stell Dir einen Leser mit riesigen Fragezeichen über dem Kopf vor. Ja. Genau so. Ich lese dann mal weiter.
Antwort von:  Fiamma
26.06.2018 17:34
Dann hat man ja alles richtig gemacht XD Aber es wird sich alle aufklären^^


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