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Truly, Madly, Deeply...

von

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Precious time for two

Ein Kronleuchter, der von der Decke hing.

 

Das war alles, was Yuu sehen konnte, als er seine Augen wieder öffnete. Er brauchte einen kurzen Moment, bis er ganz wach war und realisierte, dass er gerade in einem gemütlichen und großen Bett lag, mit der Bettdecke, die über ihn gelegt war genauso wie ein weißer Umhang.

 

Aber er hatte absolut keine Ahnung wie er dorthin gekommen war. Er konnte sich nur noch daran erinnern wie sie gegen Ky Luc gekämpft hatten, der nach dem Kampf mit der Königin geflohen war und, dass sie zumindest in der Lage gewesen waren Ferid zu retten. Danach hatten sie einen Moment zum Verschnaufen gehabt, aber dann…war alles einfach nur noch verschwommen.

 

Er sah sich um, während er sein Bestes versuchte sich daran zu erinnern, was dann passiert war, aber bevor er darüber weiter nachdenken konnte, bemerkte er plötzlich, dass er nicht alleine war.

 

„…Mika?“, fragte Yuu mit leiser und noch immer schwacher Stimme, als er zu seinen besten Freund hinübersah, der an seiner Seite am Bettrand saß und mit einem gedankenverlorenen Blick geradeaus schaute.

 

Von seiner plötzlichen Stimme aus seinen Gedanken gerissen, richtete Mika seinen Blick auf ihn und schaute direkt in diese leuchtenden, smaragdgrünen Augen die er so gut kannte.

 

„Du bist wach.“, bemerkte er erleichtert, „Gott sei Dank, ich hatte schon Angst, dass du ins Koma gefallen bist und nie wieder aufwachen würdest.“

 

„Hey, so schwach bin ich nicht, okay?“, entgegnete Yuu und schenkte ihm dabei ein versicherndes Lächeln, „Ich war nur etwas müde, das ist alles. Ich…schätze ich hab es wohl doch übertrieben.“

 

„Ernsthaft, Yuu-Chan.“, sagte Mika mit einem Seufzen, „Jag mir ja nie wieder so einen Schrecken ein! Ich war krank vor Sorge!“, schimpfte er, woraufhin er ein kleines, verlegenes Lachen von Yuu bekam.

 

„Tut mir Leid, wollte ich nicht. Aber sag mir lieber…wo sind wir?“

 

„Nachdem du so plötzlich vor zwei Tagen zusammengebrochen warst, sind wir zurück zu Ferid’s Villa gegangen, da wir hier sicher sind falls Ky Luc seine Meinung ändert und doch zurückkommt.“, erklärte Mika, „Und auch, weil die anderen ebenfalls von dem Kampf ziemlich erschöpft waren.“

 

„Wo wir gerade von ihnen sprechen…Wie geht’s ihnen? Sind sie in Ordnung?“, wollte Yuu leicht besorgt wissen.

 

„Ja, ihnen geht’s gut. Sie brauchten nur alle eine Pause und…sie haben sich um dich Sorgen gemacht. Sogar sehr. Sie kamen fast jede Stunde hier rein, um nach dir zu schauen und zu sehen, ob du schon wach bist. Sogar…“, Mika hielt kurz inne, bevor er seinen Blick abwand und mit etwas leiserer Stimme sagte, „…Guren Ichinose…kam um dich zu sehen…“

 

Als er den letzten Teil hörte, sah ihn Yuu nur völlig überrascht an. Er konnte nicht glauben, dass er ausgerechnet Guren nach all ihren Streitereien vor ein paar Tagen einfach so nach ihm sehen lassen hat.

 

„W-warte mal.“, sagte Yuu ungläubig, „Guren war hier. In diesem Zimmer. Zusammen mit dir. Praktisch allein. Also…sag mir bitte, dass er noch am Leben ist und inzwischen keine Leiche…oder ist er’s?“

 

„Nein, Yuu-Chan. Ihm geht’s gut.“, versicherte er ihm mit einem Seufzen, als er seinen Blick wieder auf ihn richtete, „Ich hab nichts mit ihm angestellt…noch nicht.“

 

„Also kannst du ihn immer noch nicht ausstehen, was?“

 

„Ich hasse ihn.“, sagte Mika ausdruckslos, „Ich wünschte er würde einfach tot umfallen, sodass ich mir meine Hände eines Tages nicht mit seinem schmutzigen Blut dreckig machen muss!“

 

„Komm schon, denk nicht so schlecht von ihm, Mika.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lachen, „Du kennst ihn nur noch nicht gut genug, deshalb kannst du seine guten Seiten nicht sehen. Ich weiß, dass er manchmal eine Nervensäge sein kann, aber er ist kein schlechter Mensch, überhaupt nicht.“, sagte er mit einem kleinen und liebevollem Lächeln, „Glaub mir, tief im Innern…sorgt sich Guren sehr um seine Freunde und Familie, viel mehr als um sich selbst und er würde alles tun um sie zu beschützen, egal was. Eigentlich…sind er und ich uns ziemlich ähnlich, findest du nicht?“

 

„Wenn man es so betrachtet…schätze schon.“

 

„Siehst du? Deshalb wette ich, dass er dir in null Komma nichts an’s Herz wä-“

 

„Besonders der Teil über ‘eine Nervensäge sein’. Jep, wenn man diesen Punkt betrachtet, dann ähnelt ihr euch in der Tat wirklich sehr.“, unterbrach ihn Mika mit sarkastischer Stimme.

 

„Was?! Als ob!“, protestierte Yuu und klang dabei etwas beleidigt, „Guren ist eine viele größere Nervensäge als ich!“

 

„Oh, also leugnest du es nicht völlig?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen.

 

„Natürlich tue ich das! Warte, bis du ihn besser kennst, dann nimmst du das zu-“

 

Als er sah wie sehr er sich darüber aufregte, konnte sich Mika nicht länger zurückhalten und brach in Gelächter aus, was ihm mitten im Satz unterbrach.

 

Neuerdings sah Yuu ihn selten so ausgelassen, deshalb konnte er ihn in diesem Moment nur erstaunt ansehen und es dauerte nicht lange, bis er das Thema vergaß und sich dabei ertappte wie er mit ihm mitlachte.

 

Es war schon eine Weile her, seit sie solch einen friedlichen Moment genießen und ihre Sorgen für einige Zeit vergessen konnten.

 

Aber unglücklicherweise hielt es nicht lange an, da Yuu plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner Brust verspürte, was abrupt sein Lachen unterbrach, während er leicht stöhnend zusammenzuckte.

 

„Ist alles in Ordnung?“, wollte Mika wissen, der ebenfalls aufhörte zu lachen, als er bemerkte, dass er sich nicht gut fühlte.

 

„J-ja.“, entgegnete Yuu und spürte wie der Schmerz langsam wieder zurückging, „Mach dir keine Sorgen, ist keine große Sache.“

 

„Bist du dir wirklich sicher?“, fragte er, seine Augen mit Sorge erfüllt, „Es war schließlich eine ziemlich schlimme Verletzung und du hast deswegen zwei ganze Tage geschlafen…“

 

„Mir geht’s gut, wirklich. Es ist sowieso gleich danach verheilt. Ich bin nur…erschöpft, da ich diesen Kampf ein bisschen überschätzt hab, das ist alles. Ein bisschen Ruhe und ich bin so gut wie neu.“

 

„…“

 

„Mika.“, sagte er seinen Namen mit zärtlicher Stimme, wohlwissend, dass er noch nicht ganz überzeugt war, „Alles ist in Ordnung, okay? Es ist nicht so, als ob ich gerade im Sterben liegen würde. Diese Wunde war gar nichts. Und solange alle von euch sicher und wohlauf sind, könnte ich nicht mehr verlangen.“

 

„Weißt du.“, begann Mika mit einem weiteren Seufzen, als er sein übliches sorgenfreies Lächeln sah, „Ich wünsche mir wirklich, dass du dir ausnahmsweise mal mehr um dein Wohlergehen Gedanken machen würdest, statt um das anderer.“

 

„Sagt genau der Richtige. Du warst derjenige, der alles auf sich genommen hat nur um sicher zu gehen, dass wir damals ein gutes Leben hatten, erinnerst du dich? Egal, was du dafür tun musstest.“, bemerkte Yuu mit sanfter Stimme, „Ich schätze du hast ziemlich auf mich abgefärbt, nachdem ich vier ganze Jahre lang mit dir zusammen gelebt hab, was?“

 

„Scheint so.“, stimmte er ihm mit einem kleinen Lachen zu, „Aber ich würde es dennoch bevorzugen, wenn du dich zur Abwechslung mal mehr um dich kümmern würdest.“

 

Als er diesen Hauch von Enttäuschung aus seiner Stimme heraushören konnte, bereitete sich Yuu bereits mental darauf vor einen seiner üblichen Vorträge zu hören, wie rücksichtlos er doch gewesen war und das er jetzt tot sein könnte, aufgrund seiner Fahrlässigkeit, aber seltsamerweise…sagte Mika nichts weiter.

 

„Warte. Mehr nicht?“, fragte er völlig ungläubig, „Kein ‘Du hättest diesen Bastard Guren nicht beschützen sollen.’ ? Oder ‘Siehst du, in was du da hineingeraten bist.’ ? Und nicht einmal ein ‘Ich hab’s dir ja gesagt.’? Einfach…nichts?“

 

Mika sah ihn bei diesen Worten leicht überrascht an, bevor er erneut seufzte und mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht sagte:

 

„Um ehrlich zu sein, bin ich einfach nur froh und erleichtert, dass es dir einigermaßen gut geht und du vor allem noch am Leben bist. Ich könnte mir gerade nicht mehr wünschen als das.“

 

Nachdem er seine Worte in sich einsinken ließ und diesen zärtlichen Blick in seinen Augen sah, erwiderte Yuu das Lächeln und so schauten sie sich für einen kurzen Moment schweigend an, während sie ihren kleinen Moment der Ruhe genießen und sich endlich für einige Zeit entspannen konnten, nach allem, was sie durchgemacht hatten.

 

Zumindest bis Mika bemerkte wie Yuu’s Lächeln langsam wieder verschwand und er ihn nur mit einer seltsamen Faszination in seinen Augen anschaute.

 

„…W-was ist?“, fragte Mika irritiert und leicht nervös aufgrund seines Starrens.

 

„Nichts.“, entgegnete Yuu ruhig und mit seinem Blick noch immer auf ihm fixiert, „Hab…nur gemerkt, dass ich dich noch nie zuvor so richtig angeschaut hab, seit du ein Vampir geworden bist.“

 

Mika blinzelte ihn nur ein paar Mal schweigend an, nachdem er das gehört hatte, und traute seinen Ohren zunächst nicht ganz.

 

„Yuu-Chan.“, begann er, aber hielt für einige Sekunden inne, ehe er fragte, „…Hast du dir während dem Kampf den Kopf irgendwo angestoßen?“

 

„Huh?! Natürlich nicht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass es passiert wäre…“

 

„Wie kommst du dann auf einmal da drauf?“, wollte Mika verwirrt wissen.

 

„Weiß nicht.“, gestand Yuu mir einem kleinen Lachen, „Es…ist mir nur gerade aufgefallen, das ist alles.“

 

„Und was ist aus ‘Ich war zu sehr damit beschäftigt dich anzusehen um irgendwas anderes wahrzunehmen.’ geworden?“, scherzte er mit sarkastischer Stimme, als er ihn zitierte.

 

„Tja, ich schätze…wohl nicht beschäftigt genug.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.

 

Als er seinen Gesichtsausdruck für einige Sekunden ansah, konnte Mika spüren wie sein Gesicht ganz leicht wärmer wurde, bevor er verlegen seinen Blick abwand und mit einem traurigen Lächeln murmelte:

 

„Da…gibt es nichts anzusehen. Ich…bin einfach nur ein Blutsauger wie jeder andere, mehr nicht. Also ist es nicht nötig, dass-“

 

Mika verstummte allmählich, als er aus dem Augenwinkel heraus bemerkte, wie Yuu sich aufsetzte, was ihn dazu brachte seinen Blick wieder auf ihn zu richten.

 

„H-hey, deine Verletzung-“, versuchte er ihn zu warnen, aber stockte mitten im Satz, als Yuu seine Hand nach ihm austreckte und auf seine Wage legte.

 

Fast so, als ob er von seiner bloßen Berührung gelähmt worden wäre, konnte Mika sich weder bewegen, noch auch nur ein winziges Wort herausbringen, sondern ihn nur schweigend ansehen.

 

Deshalb gab es nichts, was er tun, oder sagen konnte, als Yuu vorsichtig, ohne auch nur einmal den Augenkontakt zwischen ihnen zu unterbrechen, seine Hand etwas höher gleiten ließ und ihm langsam sein Haar hinters Ohr strich. Erst dann sah er von seinen Augen weg und betrachtete sein Ohr, dem er kurz darauf langsam mit seinem Finger entlangfuhr.

 

„Sie sind wirklich spitz…“, bemerkte er mit einem kleinen Lachen, nicht aus Spott, sondern eher aus Faszination.

 

„…“

 

Zu spüren wie sein Finger wieder und wieder seinem Ohr entlangfuhr, jagte Mika eine Gänsehaut ein und sein Gesicht wurde wärmer, während er sich leicht verkrampfte, bevor er, ohne etwas dazu zu sagen, seinen Blick abwand.

 

Nach einem kurzen Moment, richtete Yuu seinen Blick wieder von seinem Ohr weg auf sein Gesicht und sah ihn genauestens an, während er versuchte jedes einzelne Detail in sich aufzunehmen, das er zuvor noch nicht bemerkt hatte.

 

„Du bist ziemlich blass seit damals geworden…“, kommentierte er, bevor er sein Gesicht in beide Hände nahm um einen besseren Blick auf seine Augen zu haben, was Mika zunächst wieder dazu brachte ihn anzusehen, aber nur Sekunden später wand er erneut den Blick von ihm ab.

 

„Du vermeidest zu langen Augenkontakt, was?“

 

„…Ich hasse sie. Meine Augen…“, entgegnete Mika mit leiser Stimme und traurigem Gesichtsausdruck, „Die Farbe von Blut…Der Beweis, dass ich nicht länger ein Mensch bin…ich wünschte ich könnte sie auslöschen…“

 

„Nicht doch. Sie…sind eigentlich ganz hübsch, weißt du?“, sagte Yuu und schenkte ihm dabei ein zärtliches Lächeln, „Ich mag sie.“

 

„Es sind nur gewöhnliche Vampir-Augen. Nichts Besonderes, bloß dieselben, die du bei jedem anderen sehen kannst…“

 

„Nein, sind sie nicht.“, widersprach er sanft, „Sie sind anders. Sie sind nicht kalt so wie ihre…sondern warm. So voller Leben, Zuneigung…und Güte. Leuchten mit so vielen Emotionen. Kein anderer Vampir hat solche Augen…nur du.“

 

Ein kleines, aber trauriges Lachen entwich Mika’s Lippen, bevor er seinen Blick wieder auf ihn richtete.

 

„Dachte, dass du mich noch nie zuvor wirklich angesehen hast, seit ich ein Vampir wurde, meine Augen mit eingeschlossen.“, bemerkte er mit leiser Stimme, „Woher weißt du das dann?“

 

„Ich schaue sie mir gerade an, oder? Das reicht mir um das zu wissen.“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen und ließ dabei sein Gesicht los.

 

„…“

 

Schweigend sahen sie sich für einen kurzen und flüchtigen Moment einfach nur tief in die Augen bis Mika den Augenkontakt unterbrach und zur Seite schaute.

 

Still saßen sie beide für eine kleine Weile da und die ganze Zeit…konnte Mika noch immer Yuu’s Blick auf sich spüren. Es machte ihn nervös und er fühlte sich auch etwas unwohl dabei, ständig so von ihm angestarrt zu werden, aber als er gerade dabei war etwas diesbezüglich zu sagen, ergriff Yuu plötzlich das Wort.

 

„Also, habt ihr bereits besprochen, was wir als nächstes machen, während ich bewusstlos war?“

 

„Nein, haben wir nicht.“, entgegnete Mika und sah ihn dabei wieder an und schüttelte den Kopf, mehr als froh über diesen Themenwechsel, „Guren Ichinose hat sich eingeschlossen um das Forschungsmaterial im Keller durchzugehen und Ferid hat auch kein einziges Wort über unseren nächsten Schritt verloren. Er hat uns nur geraten uns gut auszuruhen, bis du dich wieder erholt hast in seiner üblichen, nervigen Art. Ernsthaft.“, zischte er, während er den Blick erneut verärgert abwand, „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ihn am Kreuz hängen und für alle Ewigkeit brennen lassen, bis nichts mehr von ihm übrig gewesen wäre, statt ihn jetzt die ganze Zeit um mich rum zu haben. Ihn und seine ständigen Versuche bei mir auf gut Freund zu machen nach allem, was er uns damals angetan hat, geht mir auf die Nerven. Er hatte sogar den Mut hier rein zu kommen um ‘nach dir zu sehen’.“

 

„Du hast ihn rausgeschmissen?“

 

„Ich hab ihn einen Kopf kürzer gemacht, bevor er überhaupt auch nur einen Fuß hier rein setzen konnte.“, sagte er ausdruckslos.

 

„Wirklich?“, fragte Yuu mit einem kleinen Lachen, „Findest du nicht, dass es schon gereicht hat, dass Shinoa das gemacht hat?“

 

„Wag es ja nicht diesen Bastard zu verteidigen.“, warnte ihn Mika, während er ihn mit sichtbarer Wut in seinen Augen ansah, „Hast du ernsthaft bereits vergessen, dass er derjenige war, der für all das Chaos verantwortlich ist? Für das, was mit Akane und den anderen passiert ist? Ich nicht. Es ist alles seine Schuld und eines Tages wird er dafür bezahlen. Ich werde sicherstellen, dass er das tut. Und vor allem werde ich nie wieder zulassen, dass er sich dir je wieder nähert, besonders nicht nachdem, was er dir vor ein paar Tagen angetan hat.“, sagte er mit schmerzlichen Gesichtsausdruck.

 

„Huh? Ah, das.“, entgegnete Yuu, während er sich mit einem leichtfertigen Lächeln am Kopf kratzte und sich erinnerte wie Ferid ihn gebissen hatte, bevor er ihm die Medizin injizierte, „Ich war zu der Zeit ziemlich unvorsichtig, was? Schätze…da sind wohl meine Emotionen mit mir durchgegangen. Aber mach dir keine Sorgen, das wird nicht noch mal passieren. Ich kann ziemlich gut auf mich selbst aufpassen, deshalb solltest du dich mehr auf deine Sicherheit fokussieren, statt auf meine und-“

 

„Nein, werde ich nicht.“, unterbrach ihn Mika plötzlich mit leicht erhobener Stimme, „Ich bin ein Vampir. Verletzt zu werden ist für mich gar nichts. Ich kann nicht so leicht sterben, also ist es egal, was mit mir passiert, aber…du kannst es.“, er hielt kurz inne, bevor er mit einer leiseren Stimme fortfuhr, „Du bist mir viel wichtiger, als alles und jeder andere in dieser gottverdammten Welt und ich will nicht, dass du verletzt wirst, oder dich je wieder verlieren, deshalb werde ich dich definitiv beschützen, egal was kommt.“

 

„…“

 

Berührt von seinen Worten und seiner Entschlossenheit, war Yuu zunächst sprachlos und sah nur für einige Sekunden überrascht in seine blutroten Augen bevor ein kleines und verlegenes Lachen seinen Lippen entwich und er runter sah.

 

„Hey…Mika?“

 

„Hm?“

 

„Danke.“

 

„Für was?“, fragte Mika verwirrt.

 

„Dafür, dass du dir immer so viele Sorgen um mich machst und die ganze Zeit auf mich aufpasst. Ich weiß, dass…ich manchmal ganz schön schwierig und stur sein kann. Du meinst es nur gut und willst mich vor Schaden schützen, das ist mir klar und…ich hör dir die meiste Zeit nicht mal zu, will das alles nach meiner Pfeife tanzt und schleif dich einfach mit mir mit. Aber trotzdem…bleibst du an meiner Seite und hältst es mit mir aus. Und nicht mal ein einziges Mal hab ich dir irgendeine Art von Dankbarkeit entgegengebracht, obwohl du so viel für mich tust. Passt auf mich auf, sagst es mir direkt ins Gesicht, wenn es dir nicht passt, was ich tue, beschützt mich, weichst mir nicht von der Seite, selbst wenn ich im Bett liege und bewusstlos bin, bist…einfach für mich da. Ohne dich…hätte ich es vermutlich nicht so weit geschafft, deshalb…danke, Mika.“, sagte er und sah ihn dabei wieder mit einem warmen Lächeln auf dem Gesicht an.

 

„Das…ist doch selbstverständlich.“, entgegnete Mika mit einem kleinen Lachen, während er das Lächeln erwiderte und leicht verlegen aufgrund seiner Rede war, „Wir…sind doch schließlich eine Familie, oder?“

 

Yuu spürte eine seltsame Art von Nostalgie bei diesen Worten und konnte nicht anders, als an die Zeit zurückzudenken, als sie noch Kinder waren und Mika diesen Satz jeden Tag zu ihm gesagt hatte. Deshalb wurde sein Lächeln sogar noch größer, als er das nach so langer Zeit wieder von ihm hörte.

 

„Aber hey.“, sagte er nach einem kurzen Moment, „Die ganze Zeit reden wir über mich. Sag mir lieber…Was ist mir dir? Dieser Kampf muss doch auch ganz schön ermüdend für dich gewesen sein, also…geht’s dir gut? Du brauchst kein Blut?“

 

„Huh? Äh, n-nein, ist…ist schon in Ordnung.“, versicherte Mika ihm, leicht überrascht von dieser unerwarteten Frage, „Mir…geht’s gut.“

 

„Bist du sicher?“

 

„Ja, mach dir keine Sorgen. Zwei Tage ohne Blut sind nichts für mich, selbst nach einem Kampf. Und außerdem trinke ich nicht von dir, solange du dich noch nicht wieder vollständig erholt hast. Du bist schon erschöpft genug und das würde deinen Körper nur noch mehr belasten.“

 

Ein Hauch von Überraschung erschien bei diesen Worten auf Yuu’s Gesicht, bevor sein Gesichtsausdruck wider weicher wurde.

 

„Du…nimmst ziemlich viel Rücksicht auf mich, weißt du das? Eigentlich…tust du das immer obwohl du das gar nicht musst.“, entgegnete er mit einem kleinen und verlegenem Lachen, „Aber ist schon in okay. Wenn du sagst, dass du kein Blut brauchst, dann ist das in Ordnung. Falls du es doch braucht, dann frag ruhig, okay?“

 

„…“

 

Mika sah ihn und das sorgenfreie Lächeln auf seinem Gesicht für einen kurzen Moment an.

 

Manchmal verstand er Yuu einfach nicht.

 

Er hatte sein Blut bereits so viele Male getrunken, dass es schon Routine für sie beide war, aber dennoch…konnte Mika einfach nicht verstehen, warum er sich so verhielt. So verständnisvoll, immer dazu bereit ihm sein Blut jederzeit zu geben, selbst wenn er erschöpft war und es seinem Körper nicht gut tun würde, tat so, als ob es das natürlichste auf der Welt wäre, hatte nie Angst vor den möglichen Folgen und vor allem…zeigte Yuu nie ein Anzeichen von Abneigung.

 

Kein einziges Mal.

 

Natürlich wusste Mika wie es sich anfühlte von einem Vampir gebissen zu werden. Er konnte sich noch immer zu gut an das angenehme Gefühl erinnern, das er verspürte, wann immer er damals Ferid sein Blut angeboten hatte…und er wollte nichts sehnlicher als diese Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu tilgen.

 

Und er hasste nichts mehr als dasselbe Yuu anzutun. Ihn so zu benutzen um am Leben zu bleiben und ihn diese Art von Gefühl erleben zu lassen.

 

Aber kein einziges Mal beschwerte sich Yuu darüber, sagte sogar, dass es für ihn in Ordnung ginge ihm sein Blut zu geben mit einem solch warmen Lächeln, so wie er es immer tat…und es machte Mika langsam verrückt.

 

„Sag, Yuu-Chan…“, begann er und sah dabei zur Seite, „Hasst…du es nicht, wenn ich dein Blut trinke?“

 

„Huh?“, entgegnete Yuu verwirrt, „Was meinst du? Wenn es um den leichten Schmerz am Anfang geht, hab ich doch bereits gesagt, dass es mir nichts ausmacht, oder?“

 

„Es…geht nicht darum. Ich weiß, dass es nicht sehr wehtut. Dass es sich eigentlich…ganz gut anfühlt, angenehm sogar.“, sagte Mika zögerlich, „Aber…fühlt es sich nicht falsch an?“

 

„…“

 

„Ich…weiß wie es sich anfühlt, da ich…einst mein Blut diesem Bastard Ferid gegeben hab. Ich weiß das nur zu gut, aber…ich hasste mich so sehr dafür, dass ich so empfunden hab…dass ich es eigentlich mochte. Mein Blut ausgesaugt zu bekommen…einen Teil meines Lebens von mir gestohlen zu bekommen…und es fühlte sich einfach so falsch an. Denkst du nicht genauso?“, fragte er mit einem traurigen und verzweifelten Gesichtsausdruck und vermied dabei noch immer den Augenkontakt, „Ist es nicht…ekelhaft? Oder erniedrigend? Fühlst du dich nicht…schlecht…oder krank deswegen? Bist du nicht-“

 

Mika verstummte allmählich, als er plötzlich spürte wie eine Hand vorsichtig etwas Haar, das seinen Hals bedeckte, aus dem Weg strich.

 

Als er seinen Blick wieder auf Yuu richtete, schaute er in seine smaragdgrünen Augen, die ihn direkt ebenfalls anschauten.

 

„…H-huh? W-was ist?“, wollte Mika verwirrt wissen.

 

Aber ohne darauf zu antworten, senkte Yuu seinen Blick, bevor er sich ihm langsam näherte und ihn mit geschlossenen Augen sanft auf den Hals küsste, während er spüren konnte wie sich Mika bei dieser Aktion augenblicklich verkrampfte.

 

Nach einigen Sekunden, nahm Yuu wieder etwas Abstand und öffnete seine Augen.

 

„…So fühlt es sich an.“, hauchte er auf seinen Hals, sein Blick noch immer darauf fixiert, „Naja, physisch gesehen. Vielleicht etwas länger. Fast als ob…du mir immer und immer wieder über den Hals küsst. Und emotional…ist es schwer in Worte zu fassen. Es fühlt sich schön an. Sogar mehr als das. Eine seltsame Art von angenehmen Gefühl, das…ich nur bei dir spüre und-“

 

Yuu stockte mitten im Satz, als er etwas mehr Abstand nahm und einen Blick auf Mika’s Gesicht warf, das in diesem Moment in ein tiefes rot gefärbt war, während er ihn mit einem Mix aus Überraschung und Schock ansah.

 

Nachdem er ihn ein paar Mal anblinzelte aufgrund dieses unerwarteten Anblicks, bemerkte Yuu leicht erstaunt:

 

„Also…können Vampire auch rot werden, was?“

 

Als er das hörte, wurde Mika sogar noch roter, bevor er Yuu’s Hand, die noch immer seine Haare von seinem Hals weghielt, wegschlug und mir seiner eigenen Hand die Stelle bedeckte, die Yuu gerade geküsst hatte.

 

„H-h-halt die Klappe!“, stotterte er und wand dabei verlegen seinen Blick ab, „U-und außerdem, h-hast du mir gerade überhaupt nicht zugehört?! Natürlich fühlt es sich gut an von einem Vampir gebissen zu werden! Unsere Fangzähne enthalten eine Substanz, damit es sich so anfühlt um Menschen davon abzuhalten sich zu sehr zur Wehr zu setzen, während wir von ihnen trinken! Ein Mittel, damit sie gefügig werden!“

 

„Das mag ja stimmen, aber…du bist dennoch der einzige bei dem es sich so anfühlt.“

 

„Als ob.“, entgegnete Mika, während er seine Stimme senkte und seine Hand wieder von seinem Hals nahm, „Jeder Vampirbiss fühlt sich so an. Es macht keinen Unterschied bei wem.“

 

„Doch, tut es!“

 

„Dann erzähl mir doch mal darüber, als Ferid dich gebissen hat.“, bestand er darauf, und sah ihn wieder an, „Wie hat sich das angefühlt?“

 

„Es…“, begann Yuu, während er sich an diesen Moment erinnerte, „…hat sich auch zunächst angenehm angefühlt. Aber dann…einfach nur extrem schrecklich. Es ist nichts, an das ich gerne zurückdenke, um ehrlich zu sein.“

 

„Siehst du? Davon hab ich geredet. Es ist etwas, das du nicht mögen solltest, aber du wirst dazu gezwungen und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. Deshalb…fängst du an dieses Gefühl zu hassen. Und so ist es bei jedem Vampir.“

 

„Nicht mit dir.“, widersprach er mit sanfter Stimme, „Mit dir…fühlt es sich anders an. Das weiß ich. Nicht auch nur ein einziges Mal habe ich es als…schrecklich empfunden. Überhaupt nicht. Und egal was, es ist nichts, dass ich hassen könnte.“

 

Mika sah ihn für ein paar weitere Sekunden an, bevor er seinen Blick abwand und murmelte:

 

„…So ein Quatsch…“

 

„Dann…was ist mit dir?“, fragte Yuu mit einem kleinen und liebevollen Lächeln, „Hat sich das gerade auch schrecklich für dich angefühlt?“, wollte er wissen und bezog sich damit auf den kleinen Kuss auf seinen Hals.

 

„…“

 

Mika brauchte nichts auf diese Frage zu antworten. Sein Schweigen und seine leicht stärker werdende Rötung reichten aus, damit Yuu die Antwort kannte.

 

„Und was, wenn Ferid das statt mir gemacht hätte? Hättest du es dann auch nicht gehasst?“

 

„Ich will mir nicht mal vorstellen, dass dieser Bastard das bei mir macht!“, entgegnete Mika leicht verärgert, nachdem er seinen Blick wieder auf ihn richtete.

 

„Siehst du?“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen, „Es ist dasselbe mit mir. Egal was, ich könnte es nie hassen…höchstwahrscheinlich, weil ich es mag dich so nah bei mir zu haben, aber auch wegen der Art wie du mich behandelst, wenn du mein Blut trinkst. Selbst, wenn du schon dein Limit erreicht hast, denkst du noch immer mehr an mein Wohlergehen, statt an deins, nimmst nie mehr, als du brauchst und entschuldigst dich immer direkt danach.“

 

„…“

 

„Ich fühle mich umsorgt und wichtig für jemanden, sogar besonders. Deshalb fühlt es sich schön an…weil du mich all diese Dinge spüren lässt. Weil du mir eigentlich mehr gibst, als du nimmst und es sich einfach richtig anfühlt…weil du es bist.“, ein warmes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor er hinzufügte, „Hey, scheint als ob unsere Gefühle dieselben wären, was?“

 

„…’Dieselben’, huh?“, murmelte Mika, während er seine Worte in sich einsinken ließ, bevor ein kleines Lachen seinen Lippen entwich, „Nein, ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie das nicht sind.“, wiedersprach er, während er ihn ansah, seine Augen von Traurigkeit erfüllt, aber auch…von etwas anderem.

 

Einer unbekannten Emotion, die Yuu noch nie zuvor an ihm gesehen hatte und von der er nicht genau sagen konnte, was es war.

 

„…Huh?“, entgegnete er, da er nicht verstand, was Mika damit meinte und neigte seinen Kopf mit einem fragenden Blick zur Seite.

 

Aber Mika sagte nichts weiter dazu, sondern sah ihm noch für ein paar weitere Sekunden in die Augen, bevor er den Augenkontakt unterbrach, indem er erneut seinen Blick abwand.



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