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Spherium

Kaiba/Yuugi
von

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Kapitel 16

Yuugi entfernte sich von der Limousine. Früher hätte er vermutlich einfach nur angefangen zu weinen und sich tagelang selbst die Schuld gegeben, doch heute fühlte er sich sogar ziemlich gut, nachdem er Kaiba seine Meinung gesagt hatte. Dieser schien tatsächlich zugehört zu haben und zum ersten Mal hatte Yuugi das Gefühl, dass seine Worte Kaiba aufgerüttelt hatten. Vielleicht verstand Kaiba, was menschliche Bindungen bedeuteten, wenn er bemerkte, dass Mokuba nicht mehr da war. Kaiba würde dann verstehen, was er mit seinen Worten gemeint hatte.
 

Es tat ihm leid, dass er Kaiba nach diesen Vorwürfen zurückgelassen hatte und er fragte sich, was dieser nun tun würde. Wahrscheinlich würde er wieder so tun, als wäre nichts geschehen. Als wären diese Konflikte unwichtig. Wie lange würde der Firmenchef diese eiserne Maske noch tragen und wann würde er an dieser zerbrechen?
 

Obgleich er nicht gerade sportlich war, zog er einen langen Spaziergang nach Hause der unangenehmen Stille in Kaibas Anwesenheit vor. Womöglich lief er vor seinen Problemen weg. Er hatte eine feige Entscheidung getroffen und hatte den einfachen Weg gewählt. Er tat genau das, was Kaiba nicht ausstehen konnte. Dabei wollte Yuugi niemals wieder weglaufen. Er bereute nicht, was er Kaiba gesagt hatte, sondern nur die Tatsache, dass er einmal mehr davon lief, weil er sich dem Druck nicht gewachsen fühlte. Kaiba war aufgewühlt und Yuugi hatte ihm angesehen, dass er sich persönlich angegriffen fühlte. Ein Gespräch brachte nichts. Nicht, so lange sie diese hinderlichen Gefühle in sich trugen.
 

Ha. Kaiba hätte ihn vermutlich ausgelacht und ihn zurechtgewiesen, da er Kaiba mit Emotionen in einen Zusammenhang brachte, weil dieser selbst nicht wahrhaben wollte, dass er diese besaß und dass diese ihn weitaus mehr festhielten, als er jemals zugeben würde.
 

Mehrere Minuten vergingen. Er lief die belebten Straßen entlang und versuchte sich irgendwie zu orientieren, musste sich aber eingestehen, dass er diesen Stadtteil nicht kannte und wahrscheinlich noch länger umherirren würde, wenn er nicht den Mut aufbrachte, jemanden um den Weg zu fragen. Aber wen sollte er fragen? Hilflos sah er sich um. Den meisten Menschen war direkt anzusehen, dass sie nicht angesprochen werden wollten und Yuugi wollte diese nicht auch nicht stören und ihren Alltag unterbrechen.
 

»Ich muss aber um Hilfe bitten... reiß dich zusammen! Sieh es als Herausforderung. Wenn du das schaffst, bist du näher an deinem Ziel!«, sprach er sich selbst Mut zu und steuerte einen jungen Mann an, der ungefähr in seinem Alter war.
 

„Verzeihung. Ich störe ja nur ungern, aber ich möchte Sie gerne um den Weg fragen.“
 

Er sah den jungen Mann an und deutete eine kleine Verneigung an, um diesen davon zu überzeugen, dass er ihn nicht reinlegte und wirklich Hilfe benötigte.
 

„Bist das du... Yuugi-kun?!“
 

Der Mann trug einen schwarzen Anzug und eine lederne Aktentasche. Seine Rundbrille weckte Erinnerungen in Yuugi, trotzdem konnte er die Person nicht einordnen. Da war etwas, aber er konnte es nicht greifen. Der Mann war um einiges größer als er und Yuugi reichte ihm nur zur Schulter, so dass er zu diesem hinauf sehen musste.
 

„K-kennen wir uns etwa...?“, fragte er dann unsicher und schämte sich, dass er dies fragen musste.
 

„Erinnerst du dich nicht? Hm, na ja, kann ich dir auch nicht vorwerfen. Ist lange her und ich sehe ja auch ganz anders aus.“ Er lachte so herzlich, dass Yuugi sich plötzlich viel sicherer und irgendwie wohler in seiner Nähe fühlte. Auf einmal war die fremde Umgebung gar nicht mehr so wichtig und seine Furcht wie weggeblasen.
 

„Na, ich bin es Hanasaki. Hanasaki Tomoya. Wir waren in einer Klasse. Domino High.“
 

„DU bist Hanasaki-kun?!“
 

Der Blonde lachte nur amüsiert und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er konnte Yuugi nicht verübeln, dass er ihn nicht wieder erkannte. Es waren beinahe zehn Jahre vergangen seit ihrem letzten Treffen. Da war er gerade 15 gewesen und in die Oberschule gekommen. Damals war er selbst ein Feigling und wurde von seinen Klassenkameraden gemobbt. Er hatte nie Anschluss in der Schule gefunden und keine Freunde, weshalb er sich tagtäglich in seiner eigenen Welt verkroch und den amerikanischen Superhelden aus seinen Comicgeschichten dabei zusah, wie sie Abenteuer erlebten und ihre Ängste überwanden.
 

„Was machst du hier? Bist du wegen einem Turnier hier?“
 

Noch immer sah Yuugi ihn mit großen Rehaugen an, musterte den großgewachsenen Mann vor sich. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Hanasaki war doch kleiner als er! Und noch schüchterner!
 

Das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten, war in der Schule, nachdem Kaiba sein grauenhaftes Death-T abgezogen hatte. Hanasaki hatte sich um seinen Großvater gekümmert und war keine Sekunde von dessen Seite gewichen. Die Erleichterung, als Hanasaki ihn anrief und ihm Entwarnung gab, konnte Yuugi bis heute nicht vergessen. Doch dann wechselte Hanasaki die Schule und durch die Suche nach Atems Erinnerungen, hatte der Kontakt zwischen ihnen so sehr gelitten, dass sie sich nicht mehr regelmäßig sehen konnten. Irgendwann hörten auch die Anrufe auf und sie gingen getrennte Wege.
 

„Was ist?“ Der Anzugträger hob verwundert eine Braue und räusperte sich, da Yuugi keinerlei Anstalten machte, auf seine Fragen zu antworten.
 

„Wenn du Zeit hast, können wir ja etwas trinken gehen.“, fügte er dann hinzu und hoffte darauf, dass Yuugi sein Angebot annahm.
 

„Sehr gerne.“ Yuugi strahlte. Auf einmal waren all seine negativen Gedanken verschwunden und er fühlte sich wie neugeboren.
 

Sie setzten sich in ein kleines Café und bestellten sich Süßspeisen und Getränke. Es erstaunte Yuugi, dass Hanasaki sich einen Espresso und einen fluffigen Käsekuchen orderte. Diese Zusammenstellung wirkte auf ihn so gegensätzlich und er fragte sich, ob der Geschmack eines Menschen sich veränderte, wenn er älter wurde. Espresso war bitter, belebend und man fühlte sich danach so, als hätte man einen Marathonlauf absolviert. Jounouchi trank auch gerne Kaffee. Yuugi mochte Kaffee zwar, aber er hatte lieber einen süßes Aroma dabei. Mocca mit Schokolade oder Cappuccino fand er lecker, jedoch nur, weil der herbe Kaffeegeschmack von der süßen Note verdeckt wurde.
 

Trotzdem nahm Yuugi eine heiße Schokolade mit Schlagsahne. Auf der Schlagsahne war ein Herz mit Kakaopulver gestreut worden. Liebe zum Detail war etwas Wunderbares. Der Maronenkuchen mit Schokolade war ein Traum.
 

„Dir scheint der Kuchen zu schmecken.“, kam es bereit grinsend von seinem Gegenüber.
 

„Das ist weitaus untertrieben... der ist phantastisch!“
 

„Dieses Café hat sehr viel zu bieten. Sicher nicht so grandios oder bekannt wie das Duel Café in Domino, aber die Kuchen hier sind ein Traum.“
 

„Das nächste Mal bringe ich Katsuya mit.“, erklärte Yuugi und griff nach seinem Löffel, häufte sich etwas von der Sahne auf und verschlang sie gierig.
 

„Es ist wirklich lange her und ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir uns endlich wiedersehen. Du hast dich fast gar nicht verändert. Ich habe dich sofort wiedererkannt.“
 

„Dafür hast du dich umso mehr verändert. Du bist so groß geworden. Ich hätte dich nicht wiedererkannt, wenn du nichts gesagt hättest.“ Yuugi zeigte mit dem Löffel auf seinen Gegenüber.
 

„Es ist viel passiert...“, sagte Hanasaki beinahe entschuldigend.
 

„Darf ich dich etwas fragen?“ Yuugi senkte den Blick. Angesprochener nickte zustimmend.
 

„Warum hast du damals die Schule gewechselt?“
 

„Es war nicht deine Schuld, Yuugi-kun. Es ist sehr viel passiert und ich konnte damit einfach nicht umgehen. Ich habe mich selbst nicht mehr ertragen können. Du hast mir gezeigt, dass ich mich selbst ändern muss, wenn ich von anderen akzeptiert werden möchte und weil ich das in Domino nicht konnte, bin ich freiwillig gegangen.“
 

Yuugi atmete erleichtert aus. Dennoch fühlte er sich schuldig.
 

„Es tut mir bis heute so leid, dass du in alles hineingezogen worden bist. Du hattest sicher Angst und das nur meinetwegen.“
 

„Yuugi-kun. Du verstehst das völlig falsch. Du hast mich nicht fallen gelassen, obwohl ich so ein zurückgezogener Nerd war. Ich war mein Dasein als Hikikomori leid. Ich hatte genug davon, mich in meiner bunten Comicwelt zu verkriechen und von den leeren Versprechen, die ich mir und anderen gab. Ich sagte immer, dass ich mich ändern wollte und habe mich letztendlich doch wieder nur versteckt. Zombyre war mein Vorbild. Anstatt ihm nur nachzueifern und große Reden zu schwingen, wollte ich mich dazu zwingen, mich zu verändern.“
 

In Hanasakis Blick lag Zuversicht und einmal mehr staunte Yuugi darüber, wie sehr Kleidung einen Menschen verändern konnte. Der schwarze Businessanzug stand ihm unglaublich gut und ließ ihn aussehen, wie ein ernstzunehmender Gesprächspartner, den man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Kleider machten Leute, so hieß es. Jetzt verstand Yuugi auch warum. Wollte Kaiba deswegen, dass er sich formeller kleidete? Rasch schüttelte er den Gedanken ab und versuchte nicht mehr an den Brünetten zu denken. Er hatte keine Lust mehr, sich mit diesem egoistischen und arroganten Firmenleiter zu beschäftigen! Zumindest heute nicht mehr.
 

„Ich dachte immer, du wärst gegangen, weil du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest. Als du dann nicht mehr angerufen hast und auch keine Briefe mehr kamen, war ich traurig, aber...“
 

»...ich hätte an deiner Stelle vielleicht genauso gehandelt. Hanasaki-kun... es ist meine Schuld, dass du so viel ertragen musstest.«, beendete Yuugi seinen Satz gedanklich.
 

„Ich hätte dir gegenüber offener sein müssen und dir die Wahrheit sagen müssen. Ich habe lange bereut, dass ich dir nicht Bescheid gegeben habe, wo du doch mein erster, richtiger Freund warst.“
 

Yuugi stockte der Atem und seine Augen wurden feucht. Die Freude einen alten Freund wiederzusehen und endlich Gewissheit zu haben, gab ihm neues Selbstvertrauen und er konnte all die Gefühle, die gerade in ihn tobten, nur schwer unter Kontrolle halten. Hanasaki sah ihn als seinen Freund und auch jetzt, Jahre später, war die Verbindung zwischen ihnen nicht verschwunden.
 

Hanasaki lachte. Seine warme, tiefe Stimme schenkte Yuugi Ruhe und er vergaß, was er bis eben gedacht hatte. Es brachte ihm nichts, sich selbst die Schuld zu geben. Außerdem war Hanasaki nicht seinetwegen gegangen. All die Jahre hatte er befürchtet, dass er ging, weil er Angst davor hatte, erneut in das Chaos rund ums Millenniumspuzzle gezogen zu werden. Auch Yuugi hatte sein Leben häufiger aufs Spiel gesetzt als es ihm lieb war.
 

„Also bin ich damals zu meinem Vater und habe ihn davon überzeugt, ausziehen zu dürfen. Ich bin auf eine andere Schule gegangen, habe neue Leute kennengelernt, studiert und arbeite jetzt in einem Manga Verlag, wo ich selbst Manga und Comics editiere. Ich bin froh, dass ich diesen Entschluss getroffen habe. Ich habe vieles verloren, aber dafür umso mehr an Erfahrungen gewonnen.“
 

Dadurch, dass er vollkommen auf sich selbst gestellt war, in einer fremden Stadt, konnte Hanasaki sich nicht mehr vor seinen Verpflichtungen drücken und musste die Konsequenzen für sein Handeln selbst tragen. Es gab niemanden, der sich schützend vor ihn gestellt hatte und diese harten Erfahrungen hatten ihn geprägt und gestärkt.
 

„Du bist toll, Hanasaki-kun. Ich lebe immer noch bei meinem Großvater und habe nichts erreicht. Aber du hast nie aufgegeben.“
 

„Und das habe ich allein dir zu verdanken.“
 

„Mir?“ In Yuugis Stimme lag Verwunderung. Was meinte er damit? Yuugi war ein Feigling, der andere für sich kämpfen ließ. Wann hatte er etwas getan, was Hanasaki geholfen hatte?
 

„Du hast damals für mich und meine Ehre gekämpft. Und das mehrmals. Da wusste ich bereits, was für ein großartiger und liebenswerter Mensch du bist und dass wahre Stärke nicht in Muskelkraft zu messen ist. Als du dich dann todesmutig gegen Kaiba entgegengestellt hast und seine Herausforderung zum Todesduell annahmst, obwohl du genau wusstest, was auf dem Spiel stand, habe ich deinen Mut bewundert.“
 

Yuugi errötete.
 

„Du hast mich inspiriert und ich habe mich dafür geschämt, so lange weggelaufen zu sein. Obwohl du so klein bist...“
 

Yuugi warf ihm einen finsteren Blick zu, doch Hanasaki ließ sich nicht einschüchtern und sprach einfach weiter.
 

„...hast du für das gekämpft, was dir wichtig war. Für deine Freunde. Deine Familie. Und da wurde mir klar, dass ich mich nicht länger verstecken darf, weil ich sonst für immer ein Feigling bleiben würde.“
 

Yuugi nippte an seinem Becher, um nichts sagen zu müssen. Mit seinem Getränk konnte er sich davor drücken, eine Antwort zu geben. Dass Hanasaki so von ihm dachte, hätte er im Leben nicht zu träumen gewagt. Er war es nicht gewohnt, so hoch gelobt zu werden. Einerseits fühlte es sich gut an, aber andererseits war es ihm unangenehm. Seine Wangen waren so gerötet, dass Hanasaki dies gesehen haben musste. Dennoch machte er sich nicht über ihn lustig.
 

„Haha, vermutlich denkst du jetzt, dass das verrückt ist, was?“
 

„Absolut nicht...“, murmelte Yuugi und stellte den Becher wieder ab, fokussierte seinen Gegenüber und sah ihm endlich direkt in die Augen.
 

„Ich bin froh, dass du mir das erzählt hast. Dass du etwas in deinem Leben erreicht hast und dass es dir gut geht. Die letzten Wochen habe ich oft an mir gezweifelt und mich gefragt, ob ich nicht einfach aufgeben sollte. Aber dank dir weiß ich jetzt wieder, dass ich kämpfen muss.“
 

Yuugi hatte immer um Anerkennung gekämpft. Er wollte nicht nur, dass sein Vater ihn als Sohn akzeptierte und ihn ehrlich ansah, sondern wollte er von seinen Klassenkameraden anerkannt werden. Aber er hatte nie etwas dafür getan. Er hatte sich hinter seiner Schüchternheit versteckt und die Rolle als Opfer akzeptiert. Es war einfacher, wenn man anderen die Schuld geben konnte. So konnte man immer die Position des schwachen, bemitleidenswerten Wesen einnehmen, das von anderen geschützt werden musste. Deshalb hatte er auch nie etwas dagegen gesagt, wenn Anzu ihm zur Hilfe kam.
 

Erst heute wurde ihm bewusst, dass er selbst Schuld war, dass er der Außenseiter in seiner Klasse war. Es lag nicht allein an seinen Interessen. Er hatte nur nie den Mut gehabt, sich selbst zu ändern und aus sich herauszukommen. Oder gar die Einladungen anderer anzunehmen. Obwohl er mehrmals von den Jungs seiner Klasse gefragt wurde, ob er nicht mitkommen wollte, um Basketball zu spielen, hatte er direkt abgelehnt, aus Angst zu versagen oder sich selbst und sein Team zu blamieren.
 

Erst die Begegnung mit Jounouchi hatte ihn aus dieser Spirale raus geholt. Mit Jounouchi an seiner Seite hatte er jemanden, der ihm den Rücken stärkte und immer für ihn da war. Es war nicht mehr schlimm, wenn er etwas Falsches tat oder etwas Dummes sagte, denn auch seine Ecken und Kanten wurden so angenommen, wie sie waren. Durch die Hilfe seines Freundes und dadurch, dass dieser nicht versuchte ihn zu ändern, konnte er sich selbst wieder mögen und vorangehen. Dank dem Pharao war er auch in der Lage, schwierige Situationen abzugeben und konnte so Konflikten aus dem Weg gehen und Atem zusehen, wie er diese Probleme meisterte.
 

Ohne Atem musste Yuugi selbst klarkommen. Und das wollte er auch. Er hatte genug davon, etwas zu spielen und Atem nachzueifern, damit Kaiba ihn akzeptierte, jetzt wurde ihm so richtig bewusst, dass er seinen dämlichen Selbstzweifeln und Komplexen nicht mehr zuhören durfte. Viel zu oft hatte er sich zurückgehalten und sich selbst runter gemacht. Dass Hanasaki ihm sagte, dass er sich ändern konnte, weil er mit Yuugi befreundet war, gab ihm neuen Mut und Kraft.
 

„Du bist ein toller Mensch, Yuugi-kun. Und du hast keinen Grund dich zu verstecken. Ich werde niemals vergessen, dass du mich vor dem Schläger Sozoji beschützt hast. Du hast dich für mich zusammenschlagen lassen und das ist für mich wahrer Mut.“
 

Yuugi senkte den Blick. Ja, an Sozoji erinnerte er sich. Auch an die Kopfschmerzen, die er dank dessen wunderbaren Musikvorstellung hatte. Sein Mundwinkel zuckte kurz. Er konnte sich nicht an alles erinnern. Aber er wusste, dass er Hanasaki vor diesem Kerl beschützt hatte, weil er diese Ungerechtigkeit nicht ertragen konnte. Körperlich war er ihm unterlegen, doch die Angst vor den Schmerzen war bei Weitem nicht so groß, wie die Angst davor, dass einem Menschen geschadet wurde. Lieber nahm er die Schmerzen selbst in Kauf. Dass Hanasaki verletzt werden konnte, hatte er nicht ertragen. Atem hatte danach übernommen, also erinnerte er sich an nichts anderes.
 

Nur daran, dass er einen Freund gewonnen hatte.
 

„Für mich ist Mutou Yuugi ein Held. Du kommst direkt nach Zombyre.“
 

Hanasaki zwinkerte.
 

„Was denn? Nur der zweite Platz? Da muss ich aber hart arbeiten, wenn ich auf Platz eins will, hm?“
 

„Ha! Den Platz musst du dir erst mal verdienen!“
 

Yuugi und Hanasaki holten in ihren Gesprächen sehr viel auf. Sie redeten über ihr Leben und ihre Entscheidungen. Am Abend brachte Hanasaki seinen neugewonnenen alten Freund zum Bahnhof. Mit seiner Handynummer und seiner Adresse ausgestattet, winkte Yuugi ihm noch lange hinterher, auch nachdem der Zug bereits abgefahren war. Menschen konnten sich verändern. Yuugis Entschluss auf eigenen Beinen zu stehen war nur noch stärker geworden und er war sich sicher, dass Kaiba sich ebenfalls verändern würde. Nicht in ein paar Tagen, aber die Zeit würde auf seiner Seite sein.
 

»Kaiba-kun. Ich vertraue dir und ich weiß, dass du dich selbst am meisten für deine Fehler hasst. Du musst einmal richtig hinfallen und von vorne anfangen, erst dann wirst du in der Lage sein, diese Fehler einzusehen und einen anderen Weg einzuschlagen.«
 

Sein Herz klopfte wild in seiner Brust. Eigentlich sollte er wütend auf Kaiba sein. Ihn anschreien. Ihm sagen, dass er ihn nicht mehr sehen wollte. Doch jeder Mensch hatte eine zweite Chance verdient. Auch Kaiba. Dass dieser bereits mehr als zwei Chancen gehabt hatte, ignorierte Yuugi gekonnt und hoffte umso mehr, dass dieser Mokubas Entschluss endlich ernst nahm und aufhörte, nur an sich selbst zu denken.
 

Plötzlich konnte Yuugi es kaum mehr abwarten, ihn wiederzusehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer ist Hanasaki Tomoya?
Ein Charakter des Mangas ist einfach gesagt... Tatsächlich gehörte er sogar zu Yuugis Freundeskreis. Es ist einfach schade, dass der zuständige Editor von Takahashi entschieden hat, dass ein Weichei wie Yuugi reicht und dass man deswegen Hanasaki Existenz später einfach verschwiegen hat. Zwei Charaktere, die ähnliche Probleme zu bewältigen haben, waren einfach zu viel. Bis Death-T war er dabei und er war es letztendlich, der sich um Sugorokou gekümmert hat und ihm einen Krankenwagen rief. Er blieb dort ganz allein und hat sich um Yuugis Großvater gekümmert. Der Dank? Man tut so, als hätte es ihn nicht mal gegeben. Ich hätte mir wenigstens einen Grund gewünscht, insbesondere wo Herr Hanasaki, also sein Vater, Yuugi mit Tränen in den Augen darum bat, für immer sein Freund zu bleiben, worauf Yuugi und Jounouchi sogar lachend mit 'Na klar' antworten. :'(

Ähnlich wie Yuugi hatte Hanasaki keine Freunde und war extrem schüchtern. Er wurde von anderen ausgenutzt, aber die Bindung zu Yuugi hat ihm geholfen, für sich selbst zu entscheiden und den Entschluss zu fassen, kein Feigling mehr sein zu wollen. Ich mag Tomoya. Er gehört zu meinen Lieblingscharakteren und mit dieser Fanfiktion hatte ich endlich die Möglichkeit, sein plötzliches Verschwinden einigermaßen zu erklären und mein Headcanon zu umschreiben. Ich hätte mir gewünscht, dass der Mangaka wenigstens versucht hätte, einen Abschluss zu finden und nicht, dass man von einem Kapitel zum nächsten so tut, als hätte es diesen Charakter nie gegeben... Gerade Yuugi, der so arge Verlustängste hat und damit überhaupt nicht umgehen kann, dass andere falsch von ihm denken könnten, hätte arge Probleme damit, nicht die Schuld bei sich selbst zu suchen.

Ich stelle mir Tomoya als erwachsenen Mann so vor wie Milo aus Atlantis. Da sowohl seine Mutter als auch sein Vater sehr groß sind, gehe ich davon aus, dass auch Tomoya sehr groß werden wird und die Vorstellung, dass Yuugi zu ihm hochschauen muss, gefällt mir einfach zu gut. ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jitsch
2018-08-04T21:05:03+00:00 04.08.2018 23:05
Eine sehr aufbauende Episode. Wobei ich es etwas zweifelhaft finde wie die Begegnung mit Tomoya zustande gekommen ist. Ich dachte Yugi hat ein Smartphone, da verwundert es etwas dass er es nicht rausholt sobald er nicht mehr weiß wo er ist. Wäre zumindest meine Reaktion. Dass Yugi zufällig jemanden anspricht und genau diese Person jemand ist die er kennt wirkt schon etwas konstruiert. Wenn Tomoya ihn sieht und von sich aus anspricht weil er ihn wiedererkennt wäre das für mich auch passend.
Tatsächlich muss ich sagen dass mir im Manga nie so richtig aufgefallen ist dass er verschwunden ist. Vielleicht auch weil ich den Anime vorher kannte und es daher "normal" fand dass er nicht zum engen Freundeskreis gehört. Aber ich erinnere mich, dass ich die Geschichte um ihn auch recht ergreifend fand.


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