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Von der Kunst, richtig zu sein

von

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Offenbarung

Es war eine Reaktion, die er nicht unterdrücken konnte, auch wenn er wollte. Eine Hand presste sich auf seinen Mund um ein Schluchzen zu verhindern, während sich seine Augen sofort mit Tränen füllten.

Für einen kurzen Augenblick, fühlte es sich an, als wäre Nate gestorben. Dieses Gefühl überwältigte ihn so sehr, dass er eine Weile nur die Worte anstarrte, und stumme weinte.

‘Ich hoffe, dir ist klar, dass du mich jetzt wirklich nicht mehr los wirst. Ich will mit dir alt werden. Ich hoffe, du weißt das. Ich lie ‘

Ob Nate das kurz nach ihrem letzten Telefonat geschrieben hatte? Warum nur hatten sie beide so viel Pech? Erst der Umzug und das Video, jetzt die Amnesie. Manchmal fühlte es sich an, als würde jemand sie dafür bestrafen, dass sie sich liebten.
 

“Sorry”, murmelte Shinji, als er sich einigermaßen gefangen hatte und wischte sich schnell die Tränen weg. Es war eigentlich sowieso zu spät. Der Schaden war da. Nate konnte sich auch ohne seine nächsten Worte denken, was los war. Aber er wollte es ihm dennoch sagen.

“Die Nachricht wird für mich gewesen sein… du wohnst bei mir, weil wir zusammen sind.”

Er starrte in seinen Schoß, wo seine Hände sich umeinander krampften. Jetzt war es raus. Klar besser früher als später, aber er hatte so unglaubliche Angst vor Nates Reaktion. “Es tut mir leid” Es war schwer nicht doch noch zu schluchzen. “Du hast sicherlich eine Frau erwartet.”

“Hm…”

Shinji saß vollkommen verkrampft da, während Nate einfach schwieg. Er hasste Stille, doch der Drang etwas sagen zu müssen, war nicht groß genug, um die Angst zu besiegen, jetzt etwas falsches zu sagen.
 

“Lily, kannst du kurz rechts ran fahren?”

Nates Stimme durchschnitt die Stille, wie ein Peitschenschlag und sie klang auch genauso scharf. Nate klang wütend. Natürlich klang er wütend, wer würde das nicht?

Da sie gerade auf einer Landstraße waren, konnte Lily das Auto leicht an die Seite lenken, wo Nate dann auch ausstieg.

Shinji erwartete, dass er eine Rauchen wollte oder vielleicht sogar weglief, stattdessen kam Nate an seine Seite heran und riss die Beifahrertür auf.

“Nate? Was wird das?”, hörte er Lily fragen und irgendwie erwartete er, dass Nate ihn einfach aus dem Sitz riss, was nicht geschah. Bewegen konnte er sich dennoch nicht.

“Nur ein kleines Gespräch unter vier Augen”, wurde der Fahrerin geantwortet, dann richtete sich Nate direkt an ihn. “Kommst du? Es dauert auch nicht lange.”

Steif löste er den Gurt aus der Befestigung, dann stieg er aus. Er konnte Nate nicht ansehen, der sich jetzt einige Meter vom Auto entfernte. Als er ihm folgte, fühlte es sich an, als würde er zur Schlachtbank geführt.

Als Nate stehen blieb, war er so panisch, dass er nichts anderes konnte, als zu reden. Er musste reden, er musste das wieder richtig stellen, bevor Nate ganz aus seinem Leben verschwand. Er würde es nicht ertragen, wenn Nate einfach ging und er ihn nie wieder sah. Das musste er verhindern.

“Es tut mir leid! Ich weiß, du hast eine Frau erwartet und es tut mir leid, dass ich dich da enttäuschen muss. Aber bitte geh nicht! Ich will dir nur auf die Beine helfen. Wenn du mit zurück in die Wohnung kommst, schlafe ich selbstverständlich auf dem Sofa. Du brauchst nichts zu befürchten. Ich fasse dich nicht an oder bin sonst irgendwie aufdringlich. Nur lass mich dir bitte beistehen. Nur bis deine Verletzungen wieder verheilt sind und du dich wieder eingewöhnt hast.”

“Warte, warte, warte…”

Shinji zuckte automatisch etwas zurück, als Nate die Hände hob, doch es war keine bedrohliche, eher eine beschwichtigende Geste. “Um das mal vorweg zu nehmen: Ich weiß nicht, wofür du dich entschuldigst. Ich habe kein Problem damit, dass du ein Kerl bist. Ich habe eher ein Problem damit, dass ich mit jemandem zusammen wohnen soll, mit dem ich offensichtlich in einer Beziehung war - oder bin, keine Ahnung - und von dem ich bis jetzt nicht einmal wusste, dass es ihn gibt. Ich weiß, du hast gesagt, dass nichts von mir erwartet wird und dass du mir nur helfen willst, aber tief in dir hoffst du doch, wieder zu dem alten Zustand zurückzukehren, oder etwa nicht? Dir muss klar sein, dass ich wahrscheinlich nicht mehr derselbe bin, der ich einmal war. Bist du dir wirklich sicher, dass du mich so in deiner Nähe haben willst? Ich kenne dich nicht mehr. Die gemeinsamen Tage, die wir miteinander verbracht haben, existieren für mich nicht. Ich gebe dir also hier und jetzt die Möglichkeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn du trotzdem der Meinung bist, dass du mir helfen willst, indem ich bei dir wohne, dann sage ich natürlich ‘Danke’, auch wenn ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass dir das nicht gut tun wird.”

Für die meisten Menschen wäre diese Ansprache hart gewesen, aber Shinji war so erleichtert, dass ihm kurz schwindlig wurde.

“Was ein Glück…”, stieß er aus und wischte sich kurz durchs Gesicht, um Zeit zu haben, sich wieder ein wenig zu sammeln.

“Ich weiß das”, betonte er mit fester Stimme und sah dann zu Nate auf. “Das Ankommen in der Realität mag noch ein wenig auf sich warten, das gebe ich zu, aber ich weiß das. Und natürlich hoffe ich, dass wir irgendwann dort wieder weitermachen können, wo wir aufgehört haben. Und mir ist bewusst, dass das in der ersten Zeit hart wird und danach auch hart bleibt und ich habe Angst vor dieser Zeit und wie es laufen wird und ich habe Angst, dass du eines Tages wieder ausziehen wirst. Ich fühle mich unsicher und verwirrt und traurig… aber selbst wenn ich jetzt bereits wüsste, dass du irgendwann fort gehst, würde das nichts daran ändern, dass ich dir helfen möchte. Meine Türen stehen dir offen. Jederzeit. Da muss schon mehr passieren, als eine Amnesie, damit sich das ändert. So schwer es auch werden mag und so wenig es mir gut tun wird… ich unterstütze dich und bin für dich da, bis zu dem Zeitpunkt, an dem du mich vollkommen von dir schiebst und kein Sekunde früher.”

Nate schien für einen Moment sprachlos. Es flackerten verschiedene Emotionen durch sein Gesicht, die Shinji alle nicht deuten konnte.

“Dass du das alles in Kauf nimmst…”, murmelte er dann, “Ich muss ja echt ein Held gewesen sein.”

Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Shinji ließ ihm die Zeit, alles abzuwägen.

“Okay”, war schließlich die Antwort. “Wir können es ja versuchen. Diese Frau da im Auto wird mich ohnehin nicht alleine wohnen lassen.”

Es war ein traurig, dass Nate seine eigene Schwester, die er wirklich liebte, als ‘diese Frau’ betitelte. Aber sie mussten wohl alle in Kauf nehmen, dass es eben so war.

“Ja”, bestätigte Shinji deshalb nur und grinste leicht schief, “Sie zieht eher mit in deine Wohnung, als dich allein zu lassen.”

Wenn er so darüber nachdachte, hatte er keine wirkliche Ahnung, wo Nates Wohnung eigentlich war. Er hoffte, dass sich das Militär um das Finanzielle gekümmert hatte.

Nate deutete ihm an, dass er zum Auto zurück sollte, doch er blieb noch kurz stehen. Da war noch etwas, auf das er Nate vorbereiten sollte: “Ehm… ich will nicht, dass du zu sehr überrumpelt wirst, auch wenn die ganzen Infos für dich wahrscheinlich ziemlich überwältigend sind und dann kannst du dich während der Fahrt schon einmal vorbereiten… du hast eine Nichte, noch recht jung, die dich absolut vergöttert. Das könnte schwierig werden, wenn ihr das erste Mal aufeinandertrefft. Noch weiß sie nicht, dass du zurück bist und ich denke auch nicht, dass ihr euch heute noch begegnen werdet, aber falls dir mal ein Mädchen freudestrahlend um den Hals fällt, weißt du, dass es Hana ist.”

Da ihn Nate eben schon aufgefordert hatte, zum Auto zu gehen und er jetzt akut keine Fragen zu haben schien, wollte er ihm den Freiraum lassen, sich alles durch den Kopf gehen zu lassen. Als er sich wieder ins Auto setzte, lächelte er Lily kurz zu und nickte.

Jetzt, wo das alles erst einmal geklärt war, fiel ihm ein riesiger Stein vom Herzen. Er hatte das Gefühl endlich wieder atmen zu können und das machte alles ein klein wenig leichter. Jetzt hatte er etwas, womit er arbeiten konnte und er würde alles daran setzen, Nate bei sich behalten zu können. Den Rest konnte nur die Zeit zeigen.
 

“Ich würde dich gerne zusammen mit Shinji zum Essen einladen. Vielleicht nächstes Wochenende? Was meinst du?”

Sie standen gerade vor Shinjis Wohnung und er stellte zufrieden fest, dass er nicht panisch darüber nachdachte, was seine Nachbarn wohl dachten, wenn erneut ein Mann bei ihm wohnte. Er machte wirklich Fortschritte.

“Klar”, antwortete Nate, aber niemand hätte wohl erwartet, dass er zu solch einer Einladung tatsächlich ‘nein’ sagte. Taktgefühl war eine Charaktereigenschaft, die wohl selbst eine Anmesie überdauerte - oder Nate wollte tatsächlich seine Schwester neu kennenlernen.

Als die sich dann abwenden wollte, wurde sie tatsächlich aufgehalten.

“Danke, Lily… wirklich.”

Da war wohl doch mehr von dem sanftmütigen Riesen übrig geblieben, als gedacht. Nate wusste immer noch hervorragend mit Menschen umzugehen. Das hier war ein wichtiger Schritt.

“Du brauchst dich nicht bedanken, Nate. Ich bin nur froh, dass du wieder hier bist.”

Lilys Lächeln wirkte ein wenig traurig. Shinji konnte das verstehen. Denn eigentlich war ein riesiger Teil von Nate noch nicht angekommen. Hoffentlich verspätete er sich einfach nur.

“Da waren es nur noch zwei.”

Vollkommen aus den Gedanken gerissen, sah er Lilys Wagen nur noch davonfahren. Oh, jetzt hatte er sich gar nicht verabschiedet.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, jetzt allein mit Nate zu sein. Auch wenn Lily bisher kaum etwas gesagt hatte, fühlte er sich doch ein wenig allein gelassen. Es war Blödsinn, das wusste er, aber dennoch verschwand das leicht beklemmende Gefühl nicht. Er würde gleich erst einmal die nächste Dosis der Tropfen nehmen, sonst würde er gar nichts auf die Reihe kriegen. Ab morgen müsste er die aber drastisch reduzieren. Er wollte nicht abhängig von dem Zeug werden. Er musste sich immer wieder vor Augen halten, dass sie nicht die Lösung zu allem waren. Aber darum würde er sich morgen kümmern. Heute durfte er das. Heute war eine Ausnahmesituation.

Als er die Stufen zu der Eingangstür hinunter ging, warnte er Nate aber vor: “Ich hoffe du kommst mit meiner Wohnung zurecht. Es isst Souterrain, mit nur zwei Zimmern, einer Wohnküche und einem Bad. Und das einzige Fenster ist in der Wohnzimmerhälfte.”

Er schloss die Tür auf und schaltete das Licht ein.

“Das Schlafzimmer ist gleich gerade aus. Im Schrank sind deine Sachen. Im Bad rechts daneben findest du einen Wäschekorb für deine Schmutzwäsche. Kann ich dir was anbieten? Wasser? Cola? Kaffee? Was zu essen?”

“Du hast gesagt, ich hätte mich hier wie zu Hause gefühlt, oder? Ich wüsste nicht, warum sich das plötzlich ändern sollte.”, sagte Nate, während er im Schlafzimmer verschwand um sich dort umzusehen. Shinji bewegte sich Richtung Küche. Wenn alle Türen offen waren, konnte man auch recht leicht durch die gesamte Wohnung kommunizieren.

Er wies Nate nicht extra darauf hin, dass er sich hauptsächlich so wohl hier gefühlt hatte, weil er mit ihm zusammen gewohnt hatte. Nicht, weil er die Wohnung so toll fand.

“Essen wäre nicht schlecht”, hörte er die Stimme aus dem Schlafzimmer. Sofort sah er in den Kühlschrank um zu schauen, was er da hatte. Vor lauter Aufregung hatte er nicht eingekauft, aber es war auch eigentlich nicht sein Einkaufstag gewesen. Es fiel ihm momentan schwer etwas anderes zu tun, als das, was seine Routine vorschrieb, deshalb vergaß er Dinge oft, wenn sie zum falschen Zeitpunkt eintraten.

“Hast du auf was bestimmtes Lust?”, fragte er zurück. Mittlerweile hatte er sich das Kochen weiter selbst beigebracht. Dadurch, dass Hana oft bei ihm war, war das auch notwendig geworden und es machte ihm wirklich Spaß. Es war wie ein neues Hobby und sogar Lily lobte ihn oft dafür, für die er oft mitkochte, wenn sie eine Spätschicht hatte. Er hatte Nate damit überraschen wollen, aber dann musste es jetzt eben so gehen. Man konnte nicht alles im Leben haben. Auch wenn die Enttäuschung bitter schmeckte.

“Du bist wahrscheinlich auf Schmerzmitteln, aber ich kann dir auch Bier anbieten, wenn du willst.”

Er bemerkte erst, nachdem er das ausgesprochen hatte, wie falsch der Zeitpunkt war. Das klang, als wolle er ihm Bier als Essensersatz andrehen.

Er grinste über seine eigene Schusseligkeit.

“Dazu sag ich nicht nein”

Er zuckte erschrocken zusammen, als die Stimme plötzlich viel zu nah bei ihm war. Nate hatte sich zum Glück umgezogen und stand wieder in Jeans und Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln im Türrahmen. Das war so viel besser.

“Und ich esse alles. Mach dir bloß keine Umstände beim Kochen.”

Shinji wandte sich wieder dem Kühlschrank zu und kramte ein paar Sachen heraus.

“Okay, wenn ich eine rauche? Ich stell mich auch ans Fenster.”

Shinji schmunzelte, weil es exakt die gleiche Frage wie damals war. Deshalb gab er ihm auch die gleiche Antwort: “Solange du es wirklich am Fenster machst, ist das kein Problem.”

Er stellte eine Flasche Bier auf die Küchenzeile, auch wenn er das Fenster schon hörte und verteilte dann die Zutaten.

Als er sich kurz zu seinem Mitbewohner umwandte, hielt er inne. Der stand so friedlich und normal am Fenster, dass es für einen Moment schien, als wäre alles beim Alten. Er gab sich diesem Augenblick ganz hin, wandte sich erst ab, als er spürte, wie sich wieder Tränen in seinen Augen sammelten.

Mit einem geübten Griff, nahm er sich seine Notfalltropfen und spülte sie mit etwas Wasser hinunter.

Dann begann er zu kochen und bemerkte nach ein paar Minuten erleichtert, wie er sich zu entspannen begann. Leider nahm auch die Müdigkeit deutlich zu, aber die konnte er bekämpfen.

Als Nate plötzlich hinter ihn trat, um ihm über die Schulter zu schauen, hätte er sich beinahe aus alter Gewohnheit an ihn gelehnt, aber er bekam gerade noch so die Kurve.

Nate nahm sich das Bier und trank einen Schluck, ehe er sich neben ihn an die Küchenzeile lehnte. “Und jetzt verrate mir mal, wie es zu dem Kontaktabbruch gekommen ist. War ich nicht treu? Warst du nicht treu?”

Das war das, was Nate vermutete? Ob er jetzt die ganze Fahrt darüber nachgedacht hatte, was er damals falsch gemacht hatte? Oder was Shinji falsch gemacht hatte? Er hätte die Frage gleich beantworten sollen… aber er hatte es wirklich bei all der Aufregung vergessen.

“Wir sind beide nicht die Typen zum Fremdgehen”, informierte er ihn deshalb sofort. Es war etwas schwierig darüber zu reden, aber die Tropfen halfen ihm, einfach weiter zu sprechen:

“Du wusstest schon recht lange, dass du schwul warst, aber mir ist das erst mit fünfzehn langsam klar geworden. Ich hab es versteckt, weil mein Vater sehr konservativ ist und ich anfangs gar nichts damit anfangen konnte. Nach einer ganzen Menge Alkohol auf einer Party, hab ich dann mit dir, meinem damals besten Freund, darüber gesprochen. Hab dir erzählt, dass ich merkwürdige Träume hätte… meistens von dir… und nachdem du lang genug gestochert hast, hab ich dir dann auch erzählt, dass es häufig um Sex ging und dass ich dachte, Gefühle für dich zu haben… wir haben in der Nacht zum ersten Mal miteinander geschlafen. Aber falls es dich beruhigt… du hast dich auch vorher schon nicht daran erinnern können. Du bist kurz danach weg gezogen… wir haben nie darüber gesprochen gehabt, was passiert war, weil du dich nicht erinnern konntest. Von dieser einen Nacht exisitert ein Video, das in der Schule rum ging. Damals haben die Leute ganz und gar nicht gut darauf reagiert, dass ich schwul bin und zu allem Überfluss hat mein Vater mich mit achtzehn dann rausgworfen.Er hat mir nie gesagt, dass du angerufen hattest und ich hab meine ganze Wut und den Frust über die Situation auf dich projiziert. Hab gedacht, du hättest mich absichtlich allein gelassen… hättest mich im Stich gelassen. Manchmal hab ich sogar gedacht, das ganze wäre mit dir zusammen inszeniert worden. Das war natürlcih dumm und das wurde mir auch schnell klar, als wir uns dann fünfzehn Jahre später wieder gesehen haben. Aber… das ist die Geschichte, warum der Kontakt abgebrochen ist.”

Als er noch einmal zu Nate sah, starrte der einfach ins Leere. Er ließ ihn und kümmerte sich stattdessen weiter um das Essen.

“Ich schätze mal, dein Vater und ich waren keine guten Freunde?”

Nate trank die Flasche in einem Zug aus und stellte sie dann ein wenig geräuschvoller, als vielleicht notwendig, wieder ab.

Shinji musste aber leise lachen: “Nein, ich musste dich damals ständig davon abhalten, dich mit ihm anzulegen. Und umgekehrt hab ich sehr oft wegen dir Ärgen bekommen.”

Jetzt so darüber nachzudenken, weckte Glücksgefühle in ihm, aber damals war das gar nicht witzig gewesen. Nur wenn Nate mal wieder gedroht hatte, seinem Vater die Meinung mal ordentlich zu geigen, hatte die Angst auch ein warmes Gefühl begleitet. Nate war immer nur ausgeflippt, wenn sein Vater, nach der Meinung seines Freundes, mal wieder vollkommen übertrieben hatte.

Nate nickte nur und musterte ihn dann von der Seite: “Ich würde mich übrigens freuen, wenn du von mir nicht in der Vergangenheit sprechen würdest. Ernsthaft. Sonst fühle ich mich wie ein Eindringling, der in die Fußstapfen eines Verstorbenen tritt. Ich weiß, ich hab dir gesagt, dass ich nicht mehr der bin, der ich einmal war, aber das macht es nicht gerade einfach, zu mir zurück zu finden, wenn du mich als zwei verschiedene Personen betrachtest…… Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Denn ich hab keine Ahnung, wie ich es dir erklären soll.”

Nate sah frustriert aus oder eher noch frustrierter als sowieso die ganze Zeit schon. Aber Shinji fragte sich wirklich, wann er von ihm gesprochen hatte, als wäre er verstorben.

“Du kannst also davon ausgehen, dass ich noch immer schwul bin. Ich glaube nicht, dass sich das durch die Anmesie geändert hat.”, spezifizierte Nate noch einmal und das machte es tatsächlich klarer.

“Oh, nein, so war das nicht gemeint. Das war eher ein ‘zu dem Zeitpunkt, als ich mich dir offenbart habe, wusstest du schon länger…’. Ich hab’s nur falsch Ausgedrückt. Aber ich achte künftig darauf, tut mir leid.”

“Okay”, antwortete sein Gegenüber nur und schien zufrieden.

Irgendwie war es ja merkwürdig. Er hatte zu eigentlich gar nichts eine emotionale Reaktion von Nate bekommen. Das einzige Mal war gewesen, als er vor Frust den Raum verlassen hatte. Es schien so, als ob er einfach nur Informationen sammelte und diese nur rational verwertete. Er verhielt sich jetzt wie Shinji sonst, wenn er überfordert war. Dann war er auch oft nicht in der Lage, Informationen die er bekam, mit Emotionen zu verbinden, sondern nahm sie einfach hin und wunderte sich dann, warum man ihn abwartend ansah. Es war ehrlich merkwürdig mal auf der anderen Seite zu stehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  piraschko
2019-10-09T19:33:32+00:00 09.10.2019 21:33
Hi,

da mir dein Schreibstil so gut gefällt habe ich mich an die Geschichte getraut. Es ist mal was anderes aber es gefällt mir wirklich sehr. Auch wenn nicht viel passiert in manchen Kapiteln ist es an keiner Stelle für mich langweilig. Wie immer bringst du die Gedankengänge sehr gut rüber. Und ich glaube die Gedanken von jemanden in einer Panikattacke zu beschreiben ist nicht leicht. Gerade weil die Gedanken dann nicht immer logisch sind. Manchmal dachte ich mir "Ach jetzt stell dich mal nicht so an" dann aber hast du es so gut rüber gebracht das ich dachte ne okay geht halt einfach noch nicht und man versteht wieso.

Ich dachte mir, dass noch etwas im Rahmen des Jobs passiert aber an sowas habe ich nicht gedacht, da hast du mich überrascht. Ich bin jetzt natürlich mehr als gespannt wie es weiter geht und hoffe das sie wieder zueinander finden. Ich vermute das es noch einige Krisen gibt wenn er durch die Angst sich eventuell nicht so verhalten kann um jemanden für sich zu gewinnen da Nate natürlich das Vorwissen und dementsprechend das Verständnis fehlt...
Mach weiter so :)

Von:  Morphia
2019-09-08T20:33:15+00:00 08.09.2019 22:33
Ein Glück hat Shinji klargestellt, dass sie zusammen sind.
Ich hoffe sie finden wieder zu einander
Von:  Onlyknow3
2019-09-08T14:38:42+00:00 08.09.2019 16:38
Das Nate keine Erinnrung mehr hat, hilft Shinji vielleicht selbst weiter, um aus sich heraus zu gehen.
Außerdem können sie trotzallem wieder zusammen finden. Nate wird so hoffe, im bei sammen sein mit Shinji sein Gedächtnis wieder bekkommen.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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