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The Time We Share

von
Koautor:  Aphrodi

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Date Time

Es war erschreckend, wie gut es für ihn lief. Beim Training war er voller positiver Energie, schon seit dem Aufstehen hatte er das Gefühl, er könnte alles erreichen. Seiner Trainerin war auch längst aufgefallen, dass ihr Leo am heutigen Tag anders war. Er war selbstbewusst und zögerte nicht, bei keinem seiner Sprünge – nicht einmal beim vierfachen Toeloop, den er sicher landete. Das Lob von ihr war ihm im Training mehrfach gesichert und sie verkündete ihm, sehr stolz auf ihn zu sein. Er solle dieses Gefühl doch bitte behalten und bei der Weltmeisterschaft alle zum Staunen bringen.

Auch die Blicke der anderen waren ihm sicher, er konnte sogar ein paar von Guang-Hong erhaschen.

 

Leo wollte auch den Nachmittag zu seinem machen und weiterhin mit diesem guten Gefühl durch den Tag gehen. Natürlich hatte er auch darauf gehofft, dass viele der anderen Läufer bald nach dem Training abreisen würden und das Glück sollte weiterhin auf seiner Seite sein, denn Team Kanada saß längst auf gepackten Koffern und würde nach dem Mittagessen direkt zum Flughafen aufbrechen. Der Rest von Team USA scherte sich zu wenig um ihn, als dass sie ihm sein Date kaputt machen wollen würden.

 

„Also, bringen wir noch kurz deine Sachen zum Hotel und dann gehen wir los?“, fragte Leo schließlich, als er und Guang-Hong sich vom Eis begaben und auf einer Bank Platz nehmend ihre Schlittschuhe aufschnürten.

 

„Nicht nötig, meine Trainerin wird sie mitnehmen. Nach dem Duschen können wir sofort los zu dir.“

 

„Zu...mir?“

 

„Klar, wir müssen doch deine Schlittschuhe ebenfalls wegbringen oder? Und ich will die Chance nutzen.“

 

„Was für eine Chance? Wovon sprichst du?“, fragte Leo und wurde immer verdutzter. Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, was sein Freund meinte, immerhin kannte er sein Zuhause doch längst und auch seine Familie hatte er in einer der Sommerpausen schon kennen gelernt.

 

„Das wirst du schon noch sehen“, gab Guang-Hong geheimnisvoll zurück, hatte dabei ein verschmitztes Grinsen auf dem Gesicht. Leo wusste nicht ganz, was er davon halten sollte, viel zu schnell ging jedes Misstrauen aber darin unter, dass sein Freund in dem Augenblick einfach so süß aussah. Vermutlich hätte er ihn noch mit diesem Grinsen in den brennenden Abgrund rennen lassen.

 

Das erste Flämmchen in besagtem Abgrund fing an zu lodern, als Guang-Hong sich nach dem Duschen ankleidete und einen pinken Pullover mit Monstergesicht auf dem Bauch über den Kopf zog. Für einen Moment hörte Leo glatt auf zu atmen, musste sich dann selbst fassen und daran erinnern, dass sein Körper Sauerstoff brauchte, wenn er ihr Date noch erleben wollte. Als der Chinese schließlich angezogen und mit gepackter Tasche zu ihm kam, setzte er sein coolstes Grinsen auf und sie brachten seine Sachen zu seiner Trainerin, um sich dann auf zu Leos Zuhause zu machen. Noch immer wusste er nicht, was sie da wollten – oder eher, was Guang-Hong da wollte. Er war freudig neugierig und ängstlich besorgt zugleich.

 

Er hatte allen Grund dazu.

 

***

 

„Ich möchte, dass du ihn anziehst“, sagte der Chinese, als sie Leos Sachen in dessen Zimmer verstaut und seine Schlittschuhe zum Trocknen aufgehangen hatten. Leo drehte den Kopf, es wäre gelogen, wenn er so tun würde, als hätte er nicht verstanden, worauf sein Freund hinaus wollte. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. In den Augen von ihm jedoch konnte Leo sehr leicht sehen, wie ernst es ihm war, das verrieten der bittende Blick und der leicht zu einer Schmollschnute verzogene Mund.

 

„Meinst du nicht, das sieht etwas komisch aus, wenn wir beide...“

 

„N-Nein, im Partnerlook herumzulaufen ist doch... süß! Außerdem...“, gab Guang-Hong unsicher von sich, offensichtlich mit sich hadernd. „...so verlieren wir uns ganz bestimmt nicht wieder.“

 

Leo musste ihm Recht geben. Mit dieser Signalfarbe würden sie sich ganz sicher nicht aus den Augen verlieren können – es war wirklich positiv, wenn man bedachte, wie er ihm einmal verloren ging, als sie in Toronto bei Jean-Jacques gewesen waren. Die Panik brauchte er bei ihrem Date nicht noch einmal, schließlich wollte er den Tag einfach nur genießen.

„Okay. Ich zieh ihn an“, gab Leo resignierend von sich. Er konnte gar nicht glauben, dass er das wirklich tun würde, nicht einmal, als er zum Kleiderschrank ging und den pinken Monsterpullover herausholte, um sich vor Guang-Hongs Augen umzuziehen. Wenigstens der Blick in dessen Augen bestätigte ihm, dass er das Richtige getan hatte. Diese vor Glück strahlenden Augen wollte er auf keinen Fall missen.

 

Die Augen der anderen Leute auf den Straßen waren ebenfalls auf sie gerichtet, als sie sich auf den Weg machten und Leo wollte sich das nächste Erdloch suchen, um sich darin zu verstecken. Er konnte es ihnen nicht einmal verübeln, dass sie so starrten. An Guang-Hong war der Pullover vielleicht noch niedlich, aber an ihm? - Definitiv nicht.

 

„L-Leo-kun. Ähm... Irgendwie schauen die alle so“, bemerkte auch Guang-Hong, der sein halbes Gesicht und seine Unsicherheit hinter seinen Händen versteckte, die Augen unruhig um sich blickend wie ein aufgescheuchtes Reh.

„Ignorier sie. Sie schauen nur, weil du so süß bist.“

Dass das nicht stimmte, war Leo klar, aber er wollte Guang-Hong nicht traurig machen.

„M-Meinst du?“, fragte der unsicher und man sah ihm an, dass ihm der Gedanke noch ein wenig unangenehm war. Es war kaum auszumachen, ob er noch ein wenig mehr errötete, wo sein Gesicht schon in normalem Zustand einen Rotschimmer auf Wangen und Nase hatte – es war so normal für Leo geworden, dass er es oft gar nicht mehr bemerkte. Man sah dennoch an seinem Gesicht und seiner Haltung, dass ihn der Gedanke sehr verlegen machte.

„Findest du das auch?“

 

„Natürlich finde ich das auch“, antwortete Leo hastig und sah ihn mit einem intensiven Blick an, der geradezu herausschrie, wie verdammt süß er seinen Freund fand. „Sehr sogar.“

Damit hatte er Guang-Hong vollends verlegen gemacht, sodass es ihm sogar die Sprache verschlug, die Hände immer noch vor seinen Lippen gehalten, die Augen eisern auf den Boden gerichtet.

 

Den ersten Laut hörte Leo erst wieder von Guang-Hong, als sie an ihrem Ziel ankamen – in Form eines beeindruckten Woahs. Seine Augen wurden groß, größer, dann sah er aufgeregt zu Leo herüber.

„Gehen wir- Gehen wir wirklich da rein?“

 

„Ja. Also...nur wenn du willst“, merkte Leo schmunzelnd an, aber die Antwort sollte klar sein und folgte auch sofort mit einem wilden Nicken. Gemeinsam gingen sie zum kleinen Kassenhäuschen des Pacific Parks – dem berühmten kleinen Vergnügungspark mitten auf einem Pier. Leo bezahlte für sie beide, sehr zum Protest seines Freundes.

„Du musst nicht für mich mitbezahlen, Leo-kun!“

 

„Ich will aber. Es ist mein White-Day-Geschenk für dich.“

 

Unter einem Lächeln wechselte das Geld in seiner Hand den Besitzer im Tausch gegen zwei Armbänder, die sie dazu berechtigte, mit allen Fahrgeschäften zu fahren, wenn sie wollten. Das selbstsichere Gesicht, mit dem er Guang-Hong ansah, brachte ihn kurz zum Schweigen, als er ihm das Armband umband und danach sich sein eigenes.

 

„White Day?“, fragte Guang-Hong schließlich, sah erst auf sein Handgelenk, bevor er irritiert zu Leo hoch sah – weit hochgucken musste er dafür allerdings gar nicht. Es irritierte Leo ebenfalls ein bisschen.

 

„White Day. Dieser Tag, an dem man sich für Valentinstagsgeschenke bedankt und klar macht, dass man die Gefühle erwidert. Ich dachte, das ist so bei euch?“

 

„Nein... So einen Tag haben wir in China nicht.“

 

„...Oh.“

 

Es herrschte Stille zwischen ihnen – eine dieser peinlichen, wo keiner mehr wusste, was er sagen sollte und damit umso mehr den Drang bekam, etwas sagen zu wollen. Leo konnte Guang-Hong ansehen, dass auch er nach Worten suchte. Er war es schließlich auch, der als erster welche fand.

„A-aber ich bin dennoch froh, dass du... meine Gefühle erwiderst und mir etwas schenken willst. Danke, Leo-kun.“

Im nächsten Moment spürte er Guang-Hongs Körper an sich gepresst und seine Arme am Rücken. Etwas verdattert erwiderte er die Umarmung und begann zu lächeln, während das Glück durch seinen Körper rauschte wie ein D-Zug. Weil er aber wusste, wie das für die Leute um sie herum aussehen würde, wenn sie noch länger so dastanden, löste er seine Arme wieder von dem Chinesen, seine Augen leuchteten auf, als sich ihre Blicke trafen.

„Dann lass uns gehen und einen riesigen Spaß haben.“

Guang-Hong nickte eifrig und sie zogen gemeinsam los.

 

Es war keiner dieser riesigen, weitläufigen Vergnügungsparks, die man sonst so kannte und in denen es spektakuläre Achterbahnen oder riesige Wasserbahnen gab. Der Pacific Park war kleiner, schließlich befand er sich auf einem Pier direkt an der Pazifikküste von Los Angeles. Aber gerade das machte das Flair aus, das er mit sich brachte und fehlender Nervenkitzel hinderte Leo nicht daran, ein schönes Date mit viel Spaß zu haben. Außerdem hatte er den Nervenkitzel schon, wann immer er Guang-Hong nur ansah oder ihm näher kam. Das hämmernde Herz in seiner Brust kam also von ganz alleine.

 

Sie kauften eine Tüte Popcorn an einem der Verkaufsstände. Klebrige rosa Zuckerwatte war eigentlich ihr Favorit gewesen, doch rissen sich beide zusammen und entschieden sich für die weniger Kalorienreiche Snackvariante. Die Plastiktüte hatte auch einen Vorteil – sie konnten damit trotzdem noch in die Fahrgeschäfte, wenn sie sie zuhielten. Mit Zuckerwatte wäre das vorerst nicht gegangen. Dabei war die Auswahl an Karussells für Erwachsene oder Teenager sowieso nicht mehr so groß, denn viele waren besonders auch für kleine Kinder geeignet wie zum Beispiel die Flugzeuge, die sich immer wieder ein kleines bisschen hoch und runter bewegten oder das kleine Schiff, das um die eigene Achse hin und her schipperte. Dennoch fanden auch sie genug Interessantes, so fuhren sie zum Beispiel mit der Schiffsschaukel, die es immer wieder schaffte, senkrecht zum Boden in der Luft zu stehen und ihnen das Gefühl gab, zu schweben. Bei der rasanten Fahrt in der Krake wurde es sogar noch ein wenig kuschelig, denn dank der Fliehkräfte wurde Guang-Hong schön gegen ihn gedrückt. Ganz zwangsläufig – Leo war sehr froh darüber, eine Ausrede zu haben – musste er seinen Arm um den Chinesen legen, weil es sonst unangenehm war, wenn Arm gegen Arm und Ellenbogen in Rippe drückte. Er merkte, dass er rot wurde, als sich ihre Blicke kreuzten, sein Herz hämmerte längst freudig in seiner Brust.

 

Neben den Fahrgeschäften gab es viele Stände, an denen man sein Geschick oder Glück unter Beweis stellen konnte. Popcorn essend schlenderten sie an denen vorbei, bis Guang-Hongs Aufmerksamkeit von einem Stand mit einer bunten Auswahl an Kuscheltieren geangelt wurde.

„Lass uns das ausprobieren, Leo-kun!“, schlug er begeistert vor und sah ein paar Kindern zu, wie sie immer wieder einen Ball in ein paar Löcher katapultierten. Leo schmunzelte.

„Gerne. Wollen wir einen kleinen Wettkampf draus machen oder einfach nur zum Spaß spielen?“

 

„Wenn, dann machen wir ein Duell draus!“

 

Leo spielte jetzt schon mit dem Gedanken, ihn gewinnen zu lassen.

 

„Gut, wie du willst. Aber ich werde es dir nicht leicht machen.“

 

„Ich dir auch nicht. Ich muss China vertreten“, sagte er so stolz er konnte – und so dramatisch übrigens auch –, danach lachten sie beide und stellten sich vor die Spielautomaten. Noch ein letzter Blick, der geteilt wurde.

„Dann los!“ - „Los!“

 

Ein Schielen zur Seite verriet Leo, dass Guang-Hong viel weniger strategisch vorging, als erwartet. Eher sah es so aus, als ob er die Bälle wahllos nach vorne warf oder er war nicht in der Lage, das System dahinter zu erkennen. Auch sein Punktestand zeugte kaum von Absicht. Leo war ihm voraus und wenn er gewollt hätte, er hätte ihn ziemlich abgezogen. Mit Absicht schlecht zu sein war anstrengender als erwartet. Nicht nur, weil einer der Jungs neben ihm kommentierte, wie mies Leo spielte, sondern auch, weil ihm oft fast das Herz stehenblieb, als er viel zu nahe an die hoch bepunkteten Löcher kam.

Das glückliche Gesicht, so voller Freude über seinen Sieg, machte die Schmach von dem Jungen neben Leo jedenfalls wett, wie er fand. Guang-Hong war süß, wenn er sich über einen Erfolg freute. Er wollte es noch viel öfter sehen.

 

„Willst du noch weiter Punkte sammeln oder direkt einlösen? Ich vermute, für die Punktzahl bekommen wir noch nichts Großes“, merkte Leo an und sah zu den Preisen. Nein, das, was ihre Punkte wert waren, wollte er nicht haben. Guang-Hong sollte etwas Großes bekommen.

„Wie du magst“, murmelte der Chinese unsicher und sah sich die Bude an, vermutlich keine Ahnung habend, was sie nun wirklich davon erhalten würden.

„Dann erspiele ich noch ein paar Punkte“, beschloss Leo und ging an die Basketballkörbe, die ebenfalls dazu gehörten. Hätte er plötzlich beim Ski Ball so viel besser abgeschnitten als vorher, wäre es zu auffällig gewesen und Guang-Hong hätte ihn durchschaut. Glück für Leo, dass er im Basketball wirklich gut war, schließlich hatte er es schon so oft mit den anderen Jungs in seinem Viertel auf der Straße gespielt. Und Körbe werfen war für ihn so ungehindert eine Leichtigkeit.

 

Da staunte auch der Junge nicht schlecht, der ihn eben noch so veräppelt hatte.

 

„Leo-kun ist so cool“, hörte er Guang-Hong von der Seite sagen und ein Blick in seine Richtung ließ ihn direkt in das verträumt-schwärmende Gesicht blicken, von dem er bislang nur gehört hatte, wann immer ihm Phichit berichtete, dass sein Freund wieder genau so vor dem Fernseher gestanden und seinen Lauf beobachtet hatte. Sogleich es eine sehr liebenswerte Eigenschaft war, war es Leo auch ein wenig unangenehm so angeschmachtet zu werden. Er hatte oft das Gefühl, das gar nicht wert zu sein. Er war nicht so cool, wie andere ihn sahen.

 

Am Ende hatte er einige Punkte dazugesammelt und überreichte sie gemeinsam mit dem immer noch faszinierten Guang-Hong dem Mann im Austausch gegen ein Plüschtier. Irgendwo zwischen stolz und verlegen überreichte er den weißen Plüschhasen seinem Freund, der ihn völlig verzückt ansah und gleich in die Arme schloss.

„Der ist süß! Danke, Leo-kun.“

 

„Gerne. Er passt gut zu dir“, bemerkte Leo und runzelte dann die Stirn, als Guang-Hong sein Handy zückte. Schnell verstand er und schmunzelte, während Guang-Hong über das Handy zu ihm sah, auffordernd.

„Du musst auch mit auf das Bild. Wir haben noch kein einziges von uns gemacht, auf dem nicht JJ drauf ist.“

 

„Das stimmt. Dafür wird das hier jetzt umso besser.“

 

Leo sollte Recht behalten – es wurde das schönste Foto der Woche und das lag nicht nur daran, dass der weiße Plüschhase eine bessere Gesellschaft war als ein selbstverliebter Kanadier. Sie sahen ausgelassener und glücklicher aus als auf jedem anderen Bild. Natürlich stellte Guang-Hong es sofort online, woraufhin es nicht lange dauerte, bis Phichit eine Nachricht schrieb, in der er forderte, dass falls sie einen Hamster finden würden, sie den doch bitte mitbringen sollten.

Mit dem Neuzugang im Gepäck sowie den ersten Likes für das Bild machten sie sich auf, sich einer ganz neuen Herausforderung zu stellen.

Minutenlang standen sie vor der Achterbahn, die Guang-Hong beobachtete, während Leo selbiges bei ihm tat. Er war sich nicht sicher, ob es Angst oder Ehrfurcht war, die den Chinesen sich nicht mehr von der Stelle bewegen ließen.

„Und damit wollen wir fahren?“, fragte der unsicher, ein wenig verkrampft in der Stimme.

 

„Ja, warum nicht? Es ist gar nicht so schlimm, wirklich. Und falls du doch Angst bekommst – ich bin da. Dir wird nichts passieren.“

 

Ein Zögern, dann ein Nicken.

„G-Gut. Wie.....du willst.“

 

Dass es Guang-Hong tatsächlich durchzog, verdiente sehr viel Respekt, wie Leo fand. Er hatte ihn nicht zwingen wollen – ganz und gar nicht – und er hätte es bleiben lassen, hätte sein Freund gesagt, er wolle nicht. Aber er stellte sich mit ihm an und stieg in einen der Wagen der Achterbahn. Als sich die Sicherheitsbügel schlossen, konnte man förmlich sehen, wie verkrampft er war, so wie sich seine Finger hinein pressten. Leo nahm eine seiner Hände und drückte sie, sah ihn selbstbewusst an und hoffte, dass er ihn etwas beruhigen könnte. Der feste Griff, der seine Hand zerdrückte, als sie losfuhren, war gerade so noch erträglich. Doch schon während der Fahrt wurde er entspannter und irgendwann konnte Guang-Hong sogar lachen. Er hatte Spaß, Leo war sehr froh darüber.

 

Unglaublich süß – so würde er die Heiterkeit, die Guang-Hong danach ausstrahlte, bezeichnen. Er war erleichtert und stolz zugleich, das war ihm anzusehen und auch anzuhören. Leo erwähnte nicht, dass die Achterbahn im Pacific Park ziemlich langsam fuhr und auch sonst keine große Höhe einnahm und damit tatsächlich ein Baby unter den Achterbahnen war, schließlich wollte er seinem Freund dieses Erfolgserlebnis nicht nehmen. Und wenn es ihm Mut machte, dann war das umso schöner. Er hatte die Angst vor Achterbahnen verloren.

 

Nach einer Partie Whack-A-Mole, wo sie einen großen Plüsch-Donut ergatterten, holten sie sich einen ausgefallenen Snack an einem der Stände. Sie hätten auch in eines der Imbisshäuschen gehen können, aber der Stand hatte ihre Aufmerksamkeit erlangt. Er verkaufte sehr ausgefallene Hotdogs, die asiatisch angehaucht waren. Während Guang-Hong sich an einen GomaMiso Hot Dog wagte, aß Leo einen Kurobuta TeriMayo. Es schmeckte erstaunlich gut, vielleicht war er aber auch inzwischen einfach an diese Art von Essen gewöhnt und fremdelte deswegen nicht.

 

Im Meer spiegelte sich die untergehende Sonne, die alles in ein goldiges Orange tauchte, das Guang-Hongs Haar eine ganz neue Farbe verlieh. An einem Geländer lehnend verspeisten sie ihre Hot Dogs und genossen beide wortlos den Anblick, der sich ihnen bot.

 

„Der Park schließt bald“, merkte Leo irgendwann an, als sie längst aufgegessen hatten. Die Worte ließen Guang-Hong ein wenig betrübt dreinblicken, wehmütig.

„Willst du noch auf eine letzte Fahrt mit mir gehen?“

 

„Gerne.“

 

„Okay“, sagte Leo und griff nach Guang-Hongs Arm, um ihn mitzuziehen, offensichtlich hatte er ein Ziel vor Augen. Es gab nur einen Ort, der jetzt perfekt für sie war. Er hatte ihnen das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Längst kamen die vielen Lichter des Parks dank der nahenden Dunkelheit richtig zur Geltung, vor ihnen erstrahlte das Riesenrad in all seiner leuchtenden Pracht. Trotz dessen, dass es kleiner war als viele Riesenräder, die er bisher gesehen hatte, war es wunderschön und beeindruckend, die Lichter machten so viel her.

Gemeinsam mit Guang-Hong stieg er in eine der kleinen Kabinen. Unten hörten sie noch die Musik, doch je höher sie kamen, desto stiller wurde es. Mit zunehmender Höhe erhielten sie aber auch einen immer fantastischeren Ausblick – auf das Meer, auf den Strand, auf die anderen Fahrgeschäfte und die Lichter von LA. Leo griff Guang-Hongs Hand und genoss den Ausblick, schnell wurde aus dem Greifen ein Streicheln, ein Kuscheln. Er drohte vor Glück zu platzen, den Tag hätte er sich kaum besser vorstellen können. Leo wollte noch viele solcher Tage mit Guang-Hong erleben.

 

„Leo-kun?“, kam es zaghaft von Guang-Hong und zwang ihn damit, seinen Blick vom Horizont zu nehmen. „Danke.“

Nur dieses eine süß gehauchte Wort, dann hatte sich der Chinese zu ihm herüber gebeugt und küsste ihn zaghaft. Einzig ein weißes Häschen und ein großer Stoffdonut waren ihre Zeugen.

 

Leo hätte sich den Tag definitiv nicht besser vorstellen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  karlach
2017-03-14T19:38:35+00:00 14.03.2017 20:38
!!!! Es hat geklappt!! Viva!
Ich hab mich schon mal riesig über die Pullis gefreut, auch wenn's mir etwas leid tut, muss Leo so unter denen leiden! Aber er macht Guang-Hong glücklich damit! Und ich bin mir sicher, die Farbe steht ihm wirklich auch. Es ist vielleicht… nur etwas weird, gleich zweimal neonrosa mit Monstergesicht auf der Strasse anzutreffen, das ist alles!
Leos Date finde ich auch süss und die stillen Zeugen Plüschhase und -donut klingen nach netter Gesellschaft, die ihnen etwas mehr traute Zweisamkeit lassen als JJ xD

Kitschig war's, aber es ist White Day. Also darf man ja wohl auch kitschig sein.
Vielen, vielen Dank, liebes Autorenreptil von der Writing_League! Ich hab mich riesig über die beiden Zuckerwattekinder gefreut (und darüber, dass sie endlich wieder Zeit zu zweit hatten – das haben sie sich wirklich, wirklich verdient!).
Ich hoffe, dass es auch für euch Schoko gab!


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