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Sehnsüchtiger Schnee

von

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Eine dicke Schneeschicht hatte sich über die Straßen, Häuser und Gärten gelegt. Es war ein schöner Wintertag, der Himmel war blau und die Sonne zeigte sich, ließ den Schnee glitzern.

Jodie blickte aus dem Fenster und sah die Nachbarskinder mit ihren Eltern einen Schneemann bauen.

Sie selbst stand in der Küche und war damit beschäftigt für den heutigen Weihnachtsabend das Essen vorzubereiten. Den Truthahn hatte sie soeben in den Ofen geschoben.

Da die Beilagen nicht so lange brauchen würden, verließ die Blonde die Küche und betrat das Wohn- und Esszimmer.

Den Tisch hatte sie bereits gedeckt und dekoriert. Der geschmückte Weihnachtsbaum fehlte ebenso wenig. Es war eine echte Tanne, deren Duft den gesamten Raum erfüllte.

Weihnachten und ihre Gäste konnten kommen.

„Jodie?“

„Komme“, antwortete sie und begab sich ein Stockwerk höher, wo die Schlafzimmer waren. Ihr Weg führte sie in das Kinderzimmer.

Einen Moment blieb sie in der Tür stehen und ließ das Bild auf sich wirken.

Da stand er, der Mann den sie liebte und im Frühling heiraten würde.

Vor ihm auf dem Wickeltisch lag ihr wenige Monate alter Sohn und wehrte sich erfolgreich gegen die Versuche seines Vaters, ihn anzuziehen.

Akai selbst musste sich ebenfalls noch umziehen, bevor ihre Gäste kamen.

„Ich mach das schon“, erlöste sie ihn und trat heran, um Jack selbst anzuziehen. Ihr kleiner Mann hatte die grünen Augen seines Vaters – überhaupt, so war Jodies Meinung, kam er sehr nach Shuichi. Es war auch sein Vorschlag gewesen, ihm den Namen seines verstorbenen Großvaters zu geben.

Ein kurzer, zärtlicher Kuss auf die Schläfe und ihr Verlobter ging raus.

Hoffentlich, um sich selbst umzuziehen, denn lange würden James und Camel wohl nicht mehr brauchen. Es war selten, dass sie ihre früheren Kollegen und Freunde sah, umso mehr freute es Jodie, dass die beiden heute kommen konnten.

Als sie von ihrer Schwangerschaft mit Jack erfuhr, hatte sie sich von der aktiven Verbrecherjagd zurück gezogen. Das Risiko, dass ihrem Kleinen etwas zustoßen könnte war ihr zu groß. Die schwarze Organisation würde auch vor einem Kind nicht Halt machen.

Als sie ihren Sohn umgezogen hatte, ging sie mit ihm auf dem Arm in ihr eigenes Schlafzimmer, um sich dort ihr Kleid anzuziehen.

Hemd und Hose von Akai lagen noch dort, wo sie es für ihn hingelegt hatte.

Also war er raus gegangen, um zu rauchen. Ihres Sohnes wegen herrschte im Haus striktes Rauchverbot, welches sogar ihr Mann befolgte.
 

Einige, angenehme und lustige Stunden später, verabschiedeten sich James und Camel von der kleinen Familie.

Jack schlief friedlich in seinem Bett, während seine Eltern ihre Gäste noch zur Tür brachten und Jodie ihnen beim wegfahren winkte, während der Arm ihres baldigen Ehemannes um ihre Hüfte lag.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, ließ sich die Blonde gegen die Brust ihres Mannes sinken, ein seliges Lächeln auf den Lippen.

Vor einem Jahr noch hatte sie diese Situation für undenkbar gehalten.

Shuichi hatte sich von ihr getrennt, wegen Akemi. Dabei sollte sie nur ein Auftrag sein… Dann diese eine Nacht, in der die alten Gefühle aufgeflackert waren.

Am nächsten Morgen war es, als hätten die vergangenen Stunden nie stattgefunden und sie gingen wieder ihren Aufgaben nach, versuchten der Organisation auf die Schliche zu kommen. Wenn sie miteinander sprachen, dann waren es sachliche Unterhaltungen, in denen es um Fakten ging.

Bis sie merkte, dass diese eine Nacht nicht ohne Folgen geblieben war.

Das sie heute hier stand, war wohl auch James Verdienst. Er hatte ihr beigestanden, wie er es schon immer seit dem Tod ihres Vaters tat – und hatte es schließlich auch geschafft, dass sie sich nicht heimlich davon stahl, sondern zwischen ihr und Shu vermittelt.

Obwohl er damit zwei seiner Leute verlor, denn auch Akai nahm sich zurück, seit er wusste, dass er Vater wurde.

Aber jetzt standen sie hier und es war einfach alles perfekt.
 

Babygeschrei ließ Jodie aus ihrem viel zu kurzen Schlaf aufschrecken.

Gefühlt war sie erst vor fünf Minuten eingeschlafen, aber ein Blick auf den Wecker zeigte ihr, dass ihr eine ganze Stunde schlaf vergönnt gewesen war.

Sie hatte gelesen, dass die ersten Monate hart waren, erst Recht wenn man alleine war und sich das Aufstehen nicht mit einem Partner teilen konnte.

Ein Stich durchfuhr ihr Herz und hastig erhob sie sich und ging die wenigen Schritte zu dem Kinderbettchen, dass James ihr gekauft und aufgebaut hatte, während sie im Krankenhaus lag. Er musste ein ziemliches Gottvertrauen besitzen, denn sie selbst hätte nicht gedacht, dass ihr Sohn und sie gemeinsam und lebend diesen Ort verlassen würden.

Umso dankbarer war sie gewesen, als er sie nach der Entlassung in ihre Wohnung brachte, die während ihres Krankenhausaufenthaltes sehr viel kinderfreundlicher geworden war.

Sie nahm ihren kleinen Jack auf den Arm, wiegte ihn hin und her, summte beruhigende Melodien.

Nur langsam beruhigte sich ihr Sohn und sie lief in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr eine verschneite Stadt, passend für den Winter.

Hinlegen lohnte sich nicht mehr, denn spätestens in einer halben Stunde wäre Jack wieder wach, weil er Hunger hatte.

Was das anging war er auf die Minute pünktlich, wenn er nur ebenso zuverlässig schlafen würde…

Noch während sie ihr eigenes Frühstück richtete, erinnerte sich Jodie an ihren Traum.

Mehr war es leider wirklich nicht. Nur ein Traum, der niemals in Erfüllung gehen würde.

Kaum das sie wusste, dass sie schwanger war, hatte sie ohne Erklärung gekündigt und war zurück in die Staaten geflogen.

Durch ihre langjährige Arbeit beim FBI hatte sie sich zu verstecken gewusst und ihre Spuren gut verwischt.

So kam es, dass James sie erst ausfindig machen konnte, als sie bereits hochschwanger war.

Die Überraschung war auf beiden Seiten groß gewesen – aber auch Jodies Sorge. Wenn ihr alter Freund sie ausfindig machen konnte, dann auch die Organisation. Genau das, was sie hatte vermeiden wollen.

Sie hatte sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Das ihr ehemaliger Vorgesetzter ihr etwas verschwieg.

Lange hatten sie sich unterhalten. Darüber, wie es ihren Kollegen ging, wie Jodie klar kam…

Doch kein einziges Mal schlug James vor, mit Akai zu reden.

Sie bohrte nach.

Seine Ankündigung, sie solle sich bitte nicht aufregen und die offensichtliche Besorgnis hatten sie erst recht in Alarmbereitschaft versetzt.

Da hatte James die Bombe platzen lassen und ihr gesagt, dass Shuichi Akai, der Vater ihres ungeborenen Kindes, im Dienst erschossen wurde.

Seine nächste Handlung hatte daraus bestanden, den Notarzt zu rufen.

Jodie hatte so gehofft, später, wenn die Gefahr gebannt war, Kontakt zu Shuichi aufnehmen zu können. Ihm zu sagen, dass er Vater war. Ihm zu erklären, warum sie einfach so ihre Suche nach Vermouth aufgab.

Das alles gut werden würde, ihr Kind einen Vater haben…

All das innerhalb weniger Sekunden zerstört. Dabei hatte sie einzig und allein die Hoffnung auf eine bessere Zukunft durchhalten lassen.

Die Ärzte mussten einen Notkaiserschnitt machen, dabei war ihr kleiner Jack noch nicht so weit. Aber anders hätte er keinerlei Überlebenschancen gehabt.

Jodie selbst hatte sich kaum aufraffen können, ihr fehlte ein Grund zum Kämpfen und so war auch ihr Zustand mehr als kritisch.

Bis Camel und James kamen, sie trotz Protest der Schwestern in einen Rollstuhl setzten und zu ihrem Sohn brachten.

Er war so klein gewesen in dem Brutkastent, zwischen all den Schläuchen und Kabeln. So verletzlich.

Da hatte sie sich zusammen gerissen. Für sich und ihren kleinen Jack.

Es klingelte an der Tür.

Jodie runzelte die Stirn, sie erwartete keinen Besuch. Ihre Kontakte beschränkten sich auf das Nötigste.

Ihren Sohn ließ sie sicherheitshalber im Schlafzimmer, ehe sie zur Tür ging und durch den Spion sah.

Erleichtert atmete sie auf, als sie James und Camel sah.

Wobei die Geschenke, die beide unter den Armen trugen, sie etwas irritierten.

Jodie öffnete die Tür und wurde mit einem „Frohe Weihnachten, Jodie!“ begrüßt.

Stimmt, da war ja etwas… Heute war der 24. und die beiden hatten sich angekündigt.

Wenigstens hatte sie ihrerseits bereits vor Wochen die Geschenke besorgt und verpackt.

Sie ließ die beiden rein und registrierte eine Tüte in James Händen.

Er schien ihren Blick zu bemerken „Da ich nicht sicher war, ob du etwas zu Essen im Haus hast, habe ich alles was wir zum Kochen brauchen mitgebracht.“

In Gedanken bei ihrem tatsächlich eher leeren Kühlschrank, nickte Jodie dankbar.

Ihr Leben verlief vielleicht nicht ganz so, wie sie es gerne hätte, aber es ging aufwärts…
 

An einem weit entfernten Ort in Japan drückte jemand seine Zigarette aus und ließ den Blick über die weihnachtlich geschmückten Geschäfte entlang der Straße wandern. Dichte Wolken standen den Himmel und dicke Schneeflocken fielen herab, legten eine dünne, weiße Decke über alles.

Er kannte da eine blonde Amerikanerin, der das alles sicher gefallen würde.

Doch Jodie war nicht länger hier, hatte warum auch immer von jetzt auf gleich ihre Arbeit an den Nagel gehängt und war gegangen.

Es war besser so, denn nun war sie komplett aus der Schusslinie. So würde sie auch nie erfahren, dass er scheinbar gestorben war. Er bezweifelte, dass sie das verkraftet hätte, aber ihr die Wahrheit sagen kam nicht in Frage.

Etwas nahm er sich aber vor. Sollte dieses Katz und Maus Spiel endlich ein Ende finden, würde er sie besuchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Varlet
2016-12-23T23:29:40+00:00 24.12.2016 00:29
Das war ja mal so traurig udn so gemein von dir.
Der Anfang war geil. ich konnte mir richtig vorstellen wie Shu vor dem Baby steht und dieses sich wehrt. Da tat er mir schon leid. Und dann war es so goldig wie Shu und Jodie zusammen Weihnachten gefeiert haben...
Und dann fings Lamm mit dem heulen an. Das war ja so traurig. Jodie verlässt aus Sorge wegen ihrem Sohn das Land und taucht unter. Und dann erfährt sie dass ihre große Liebe das zeitliche gesegnet hat.
Da fing ich an mit den Tränen zu kämpfen.
Es war trotzdem total schön, dass James und Camel sie die ganze Zeit unterstützten und bei ihr blieben. Auch die Szene mit Jack im Krankenhaus war so traurig. Aber schön, dass Jodie wieder ihre Kraft gefunden hatte udn für ihren Sohn da sein wollte.

*quieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeetsch*
er lebt also doch. Gott. Sei. Dank.
Er soll gefälligst die Beine in die Hand nehmen und sich auf den Weg zu Jodie machen. und das zack zack.

Hach ja...ich liebe deinen OneShot. Danke für dieses tolle Kapitel *öfters Weihnachten im Jahr brauch*
*umflausch*


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