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Der erste Tag

Delphi Headcanon
von

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Der erste Tag im neuen Schuljahr

Vorsichtig betrachtete Delphi ihre Nase im Spiegel. Wieder einmal hatte sie einen Albtraum gehabt – doch war es nicht mehr gewesen als das: Ein Albtraum. Ihre Nase saß noch immer da und die Narben waren mittlerweile beinahe gänzlich verblast, selbst wenn sie wohl nie ganz verschwinden würden.

Immerhin: Was waren ein paar Narben schon im Vergleich zu dem klaffenden Loch, das vorher ihr Gesicht geziert hatte?

Sie ließ ein erleichtertes Seufzen hören, ehe sie sich daran machte, sich fertig zu machen. Sie duschte sich, putzte die Zähne, ehe sie mit ihrem alltäglichen Ritual des Makeupauftragens begann. Dieses war nur zweitrangig dafür gedacht, die Narben zu verstecken, selbst wenn dies ein nicht unwillkommener Bonus war. Stattdessen diente das Make-Up viel eher dazu ihren kränklichen Hautton zu überdecken und ihre Haut zumindest halbwegs normal wirken zu lassen.

Delphi benutzte Make-Up seit sie 10 war – nach einigen sehr unangenehmen Jahren in der Grundschule. Oft schon hatte sie den Spruch „Kinder können grausam sein“ gehört und sie konnte ihm nur zustimmen. Doch hatte sie Glück gehabt. Ein Umzug, eine Prothese und Make-Up hatten ihre Situation um ein vielfaches verbessert und heute würde sie erneut auf eine neue Schule kommen.

Dieses Mal mit einer echten Nase, nachdem ihr Wunsch nach einer OP ihr endlich erfüllt worden war. Das beste vorgezogene Geburtstagsgeschenk ihres Lebens!

„Delphi?“, halte die Stimme ihres Vaters von unten. „Bist du fertig? Wir kommen noch zu spät!“

„Ja, ja!“, erwiderte sie und warf ihrem Spiegelbild einen prüfenden Blick zu.

Sie war nur froh, dass sie sich die Haare schon am Tag vorher gefärbt hatte, so dass sie nun vollkommen durchschnittlich braun waren. Alles in allem, befand sie, sah sie nun vollkommen normal aus.

Also zog sie sich mit T-Shirt und Jeans fertig an, um die Treppe hinab zur Küche, die im Erdgeschoss des kleinen Hauses war.

Obwohl es Sommer war, schien noch immer ein blasser Mond durch das Fenster herein. Natürlich – immerhin hatten sie noch eine weite Fahrt vor sich.

„Ich habe dich doch gewarnt“, meinte ihr Vater Rodolphus und nippte an seinem Tee. „Wir müssen uns heute beeilen.“

Delphi verdrehte die Augen. „Ich weiß, ich weiß.“ Sie setzte sich an ihrem Platz, an dem bereits eine volle Tasse mit Schwarztee stand. Eigentlich wäre ihr Cola lieber gewesen, doch davon wollten ihre Väter nichts wissen.

Ihre Väter, das waren Rodolphus und Rabastan Lestrange oder wie sie sich in der Mugglewelt nannten: Rolf und Bastian Lewis. Keiner von beiden war Delphis richtiger Vater und auch wenn es schon einige geglaubt hatten, wenn Delphi von „ihren Vätern“ sprach, waren die beiden auch nicht etwa ein schwules Paar, das sie adoptiert hatte. Eigentlich war Delphi nur das adoptierte Kind Rodolphus', doch schon mit vier hatte sie beschlossen, dass es sich falsch anfühlte, seinen Bruder als „Onkel“ zu bezeichnen. Deshalb sprach sie, wenn irgendwer sie danach fragte, immer nur von „ihren beiden Vätern“.

Ihren leiblichen Vater hatte sie nie kennen gelernt und das war vielleicht auch besser so. Immerhin war er, soweit sie wusste, der Grund, warum ihre Väter mit ihr nach Amerika geflohen waren, als sie gerade einmal ein halbes Jahr alt gewesen war. Nun, zumindest einer der Gründe.

„Hast du auch alle Sachen gepackt“, fragte Rabastan nun und sah mit erhobener Augenbraue über den Rand seiner Zeitung hinweg.

„Natürlich, Dad“, murmelte Delphi, wobei sie sich nur gerade so verkniff noch einmal die Augen zu verdrehen.

„Nicht, dass wir auf halben Weg umkehren müssen“, meinte Rabastan, während er hinter seiner Zeitung verschwand.

Sie gab ein genervtes Stöhnen von sich. „Ich habe an alles gedacht.“ Dann warf sie der Zeitung oder viel mehr den abgedruckten, sich bewegenden Bildern einen bösen Blick zu. „Und die Zeitung lässt du zuhause.“

„Natürlich“, erwiderte er pikiert.

„Gut“, grummelte Delphi und machte sich daran, ihr Toastbrot mit Erdnussbutter zu beschmieren, selbst wenn sie davon einen leicht angewiderten Blick von beiden Vätern erntete.

Sie beeilte sich mit dem Essen, da es immerhin eine vierstündige Fahrt zum Internat werden würde, das sie ab heute besuchen würde: Die Napa Art Academy. Ein wenig war sie schon besorgt, ob sie dort mit dem ausgewählten Outfit nicht doch etwas herausstechen würde. Immerhin hatte sie bei ihrem Schnupperbesuch vor den Ferien einige Schüler in auffälligen Outfits gesehen. Doch immerhin war sie nicht dort, um Modedesign zu lernen, sondern für die musikalischen Einrichtungen der Schule.

Natürlich waren ihre Väter – selbst wenn sie sich bemüht hatten, es nicht zu zeigen – enttäuscht gewesen, als sie vor drei Jahren keine Einladung nach Ilvermony bekommen hatte. Doch eigentlich war es keine großartige Überraschung gewesen. Immerhin hatte sich schon viel früher abgezeichnet, dass Delphi ein „Squip“, wie es ihre Väter nannten, ein „Nicht-Magier“, wie es Tante Rosemary nannte. Und wenn Delphi ehrlich war, war sie ganz froh darum.

Immerhin hatte die magische Gesellschaft von Amerika durchaus von den Ereignissen in Großbritannien gehört – und damit auch von den Verbrechen ihrer Eltern. Nein, sie wollte garantiert nicht wissen, was ihr einige Schüler an einer magischen Schule angetan hätten.

Sie war froh, sich damit nicht abgeben zu müssen. Sie war froh ein mundanes, nicht-magisches Leben fern vom Erbe ihrer biologischen Eltern, die sie nicht einmal kennen gelernt hatte, zu führen. Und sie war froh, dass ihre Väter ihr die Schulgebühren der Art Academy bezahlten.

Selbst wenn es bedeutete noch vor vier am Morgen aufzustehen, um auf vollkommen mundanen, nicht-magischem Weg, der beiden Vätern immer wieder in Missmut losgelassene Fluchtriaden entlockte, zu ihrem neuen Internat zu kommen – und das möglichst vor der Eröffnungsveranstaltung um elf.

„Jetzt mach schon“, grummelte Rodolphus ungehalten, während Rabastan Delphis Koffer in den Kofferraum hievte.

Rabastan bedachte diese Worte nicht mit einer Antwort. Stattdessen wandte er sich an Delphi: „War das alles?“

„Jaha“, erwiderte Delphi betont, während sie durch ihren Rucksack kramte, um sicher zu gehen, dass sie auch ihre Ladekabel dabei hatte.

„Ganz sicher?“, fragte Rodolphus.

„Jaha“, wiederholte sie nur. „Können wir jetzt fahren.“

„Auf deine Verantwortung, junge Dame“, meinte Rabastan und schloss den Kofferraum. „Und ich möchte nur noch einmal anmerken...“

„Dass Besen viel schneller wären“, beendete Delphi den Satz. „Ich weiß, Dad. Aber viel viel unbequemer. Davon einmal abgesehen, dass sie mich nicht tragen und ein kleines bisschen aufmerksam sind. Mal ehrlich: Schauen Muggle in England eigentlich nie nach oben?“

„Nur manchmal“, meinte Rodolphus und startete den Motor.

Rabastan stieg auf der Beifahrerseite ein. „Immerhin“, murmelte er, „sind Besen ja auch keine fliegenden Autos.“

„Lass uns fahren“, drängte Delphi.

„Schon dabei“, seufzte Rodolphus und ließ den Wagen rückwärts aus der Einfahrt fahren.

Delphi lächelte und holte ihr Smartphone heraus. Ein weiterer Punkt dafür, nicht magisch zu sein, dachte sie sich. Denn immerhin hätte sie in Ilvermony ihr Smartphone zuhause lassen müssen – und das stand nun wirklich außer Frage.



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