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For the World Is Hollow and I Have Touched the Sky

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ugh, diese beiden... ;3; Komplett anzeigen

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Lavellan

Die zahlreichen Fackeln auf den Mauern und Türmen ließen die Himmelsfeste wie ein strahlendes Juwel in der Nacht aufleuchten.

Die Dämmerung hatte bereits begonnen, als sie das Heerlager der Inquisition am Fuße des Berges erreichten, und ein Teil der Soldaten, die sie begleitet hatten, verabschiedete sich dort. Bis zur Festung war es ein langer Aufstieg, doch die Straße war erst vor kurzem erneuert und befestigt worden, und so hatte Ellana beschlossen, sich trotz der Dunkelheit, die sich allmählich über die Berge senkte, auf den Weg zu machen. Sie war nach dem langen Ritt völlig erschöpft, doch der Gedanke an den warmen Kamin und das Bett in ihrem Zimmer trieb sie an, sowie die Sehnsucht danach, eine ungestörte Nacht mit Solas verbringen zu können, ohne sich Gedanken darum machen zu müssen, wer sie alles hörte.

Cassandra ritt voraus, gefolgt von Ellana, die von zwei Soldaten flankiert wurde – beides erfahrene Kämpfer, die Cullen ihr für die Dauer dieser Reise zur Seite gestellt hatte. Den Abschluss bildete Solas, der eine weiße Kugel aus Licht beschworen hatte, die über ihren Köpfen schwebte und den Weg, der vor ihnen lag, erhellte.

Sowohl Loghain als auch Hawke hatten sich bereits viele Kilometer weiter nördlich von ihnen verabschiedet, um über den Handelsweg, der Orlais und Ferelden verband, nach Westen zu reisen, und vorsichtige Nachforschungen über den Verbleib der Grauen Wächter anzustellen. Varric, der sich nicht von Hawke hatte trennen können, hatte sie begleitet, und Ellana war zuversichtlich, dass das Trio darauf achtgeben würde, die Venatori in den Westgraten nicht auf sich aufmerksam zu machen.

Sie selbst würde ihnen in spätestens drei Tage folgen, doch zuvor musste sie sich mit ihren Beratern über die Dinge austauschen, die sie von Loghain erfahren hatte, sowie sich mehrerer dringlicher Angelegenheiten annehmen, die sie nur persönlich auf der Himmelsfeste klären konnte.

Doch das war morgen.

Heute würde sie schlafen.

Obwohl sie gut vorankamen, war es ein langer Aufstieg zur Festung, und die Glocke der Kapelle schlug bereits Mitternacht, als sie schließlich die Brücke überquerten und durch das große Tor ritten.

Ellanas Blick wanderte dabei zu Cullens Turm hinauf, in dessen Fenster in dieser Nacht kein Licht brannte, was ungewöhnlich war. Doch dann dachte sie an den Tevinteraner und nahm sich vor, es als gutes Zeichen zu werten. Vielleicht würde sie in den nächsten Tagen ja einen Moment finden, um sich allein mit dem Kommandanten zu unterhalten, so wie sie es früher oft getan hatten.

Doch im Moment ging Schlaf eindeutig vor.

Ellana war so müde, dass sie mehr vom Pferderücken fiel, als herabstieg, und nur Cassandras fester Griff hinderte sie im letzten Moment daran, zu straucheln und zu stürzen. Mit einem dankbaren Lächeln wünschte sie ihr eine gute Nacht, bevor sie sich gemeinsam mit Solas auf den Weg zur großen Halle machte, um sich in ihre privaten Räumlichkeiten zurückzuziehen.

Die Halle war um diese Uhrzeit fast leer, doch die wenigen Anwesenden, die sich noch hier aufhielten und in leise Gespräche vertieft waren, erhoben sich, als die beiden Elfen eintraten, und verneigten sich respektvoll.

Ellana nickte ihnen zu, dann setzte sie ihren Weg fort, gestützt auf Solas, der nicht weniger erschöpft war, als sie.

Es war selten, dass ihm die Kontrolle entglitt und die Müdigkeit so deutlich auf seinem Gesicht abzulesen war, wie in diesem Augenblick. Doch Ellana war dankbar für Momente wie diese. Es gab so vieles an ihm, das sie nicht verstand, und es tat gut zu wissen, dass seine Fassade trotz aller Geheimnisse nicht undurchdringlich war. Er war ein Rätsel, ein wandelndes Enigma, und Ellana hatte sich vorgenommen, ihn zu entschlüsseln, egal, wie viel Zeit und Geduld es kosten würde.

Vhenan...“, murmelte Solas, als sie schließlich das Turmzimmer betraten, und presste einen Kuss auf ihre Schläfe. „Du hast es gleich geschafft.“

„Mmh..?“, machte Ellana und schlug die Augen auf. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie es die Treppe hinaufgeschafft hatte. Entweder hatte Solas Magie angewandt, um sie beide hierherzubringen, oder sie hatte im Halbschlaf einen Schritt vor den anderen gesetzt, ohne es zu merken.

Nur noch wenige Stufen, dann ein paar Schritte...

Sie fiel auf das Bett und presste das Gesicht in das Kissen, zu müde, um auch nur die Schuhe abzustreifen.

Zu Hause. Sie hatte es endlich geschafft.

Ellana ignorierte Solas‘ leises Lachen und bekam nur am Rande mit, wie er im Zimmer umherlief und das Feuer im Kamin zu neuem Leben erweckte. Kaum leckten die ersten Flammen gierig an den Holzscheiten und verbreiteten eine wohlige Wärme im Raum, war sie auch schon eingeschlafen.

 

„Ella.“

Die Stimme war leise, aber beharrlich.

Vhenan. Wach auf.“

Ellana schüttelte den Kopf und schmiegte das Gesicht an Solas‘ Hals. Sie weigerte sich, die Augen zu öffnen.

„Oh doch“, murmelte er belustigt und küsste ihr Haar. „Steh auf, vhenan. Du hast eine Inquisition anzuführen.“

Ellana gab ein leises Stöhnen von sich.

„Cassandra...“, begann sie mit vor Schlaf rauer Stimme.

„... hat gesagt, dass am Vormittag noch keine Termine anstehen, ich weiß“, führte er den Satz fort. „Ich schwöre, wenn ich könnte, würde ich dich länger schlafen lassen, aber es ist bald elf Uhr.“

Ellana gab ein Protestgeräusch von sich, als er sich plötzlich zurückzog, um aufzustehen, und sie rollte sich auf der Stelle zusammen, auf der er gelegen hatte, um die Wärme aufzusaugen, die er zurückgelassen hatte, bevor sie sich verflüchtigen konnte.

Sie war nackt bis auf ihre Unterhose; er musste sie ausgezogen haben, als sie schon geschlafen hatte. Eine Fürsorglichkeit, für die sie dankbar war, denn es gab kein unangenehmeres Gefühl, als schmutzig und verschwitzt in voller Bekleidung am Morgen zu erwachen.

Sie hörte das leise Rascheln von Stoff und dann das Plätschern von Wasser, als er sich mit dem warmen Wasser aus der Schale wusch, das die Bediensteten bereitgestellt hatten.

Es waren so vertraute Geräusche, dass Ellana eindöste, und erst wieder erwachte, als Solas die Decke zurückschlug und sie zwischen die Schulterblätter küsste. Sie seufzte auf, als seine Hände dabei sacht über ihre Seiten streichelten, dann drehte sie sich auf den Rücken und schenkte ihm ein verschlafenes Lächeln.

Er erwiderte das Lächeln mit Wärme und Bewunderung im Blick, während er auf sie herabsah.

Sanft fuhr er mit einem Finger die Rundungen ihrer Brüste nach und küsste sie, als sich ihr Mund zu einem Seufzen öffnete.

Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, fühlte sich Ellana warm und geborgen.

„Ich werde nie verstehen, wieso...“, murmelte Solas gegen ihre Lippen. Doch er führte den Satz nicht zu Ende, sondern küsste sie ein letztes Mal, bevor er sich wieder erhob.

Ellana hob fragend eine Augenbraue. „Wieso was?“

Sein Blick flog kurz zu dem geflochtenen Band an ihrem Handgelenk, doch er gab keine Antwort.

Aber das brauchte er auch nicht.

„Du fragst dich, wieso derjenige, dessen Name auf meiner Haut steht, nicht hier ist“, stellte sie fest.

In seinem Blick flackerte für einen Moment eine Emotion auf, die sie nicht so recht identifizieren konnte. Für einen Augenblick dachte sie, er würde verneinen, doch dann nickte er.

„Ich bin dankbar für jeden Moment, den ich an deiner Seite verbringen kann“, sagte er leise. „Und ich kann nicht verstehen, wie jemand das hier... dich... nicht wollen kann.“

Er machte eine Geste, die sie beide einschloss.

Er ist eifersüchtig. Ellana hätte fast gelacht. Er ist eifersüchtig, weil er nicht weiß, dass es sein Name ist.

Plötzlich hatte sie genug. Vielleicht war es endlich an der Zeit, dieses Versteckspiel zu beenden.

„Gib mir meinen Dolch“, sagte sie ruhig.

Er starrte sie an, Überraschung auf dem Gesicht.

„Ella, ich hatte nicht die Absicht...“, begann er schließlich. „Du musst nicht–“

„Aber ich will“, unterbrach sie ihn sanft. „Gib mir meinen Dolch.“

Er zögerte einen Moment, dann kam er ihrer Aufforderung nach. Sie nahm den Dolch und wog ihn nachdenklich in der Hand. Dann hielt sie ihm den Griff hin.

„Erweist du mir die Ehre...?“, fragte sie und drehte ihr Handgelenk nach oben.

Er nahm die Klinge entgegen und sah sie prüfend an.

„Bist du dir sicher, dass es das ist, was du willst?“

Seine Stimme war leise, und sie war sich nicht sicher, ob die Frage ihr galt oder an ihn selbst gerichtet war.

„Ich bin mir sicher“, erwiderte sie fest. „Bist du es?“

Solas senkte den Blick und gab keine Antwort. Ellana seufzte, dann setzte sie sich auf und griff nach seiner Hand.

„Solas“, sagte sie mit warmer Stimme. „Vhenan... Vertrau mir.“

Er schüttelte schwach den Kopf.

„Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue“, entgegnete er. „Sondern dass ich mir nicht vertraue...“

Sie legte ihre Hand an seine Wange und wartete, bis er den Mut gefunden hatte, sie wieder anzusehen.

„Aber ich tue es“, sagte sie. „Ist das nicht genug...?“

Solas lächelte – ein schmales, vorsichtiges Lächeln, das ihn jünger aussehen ließ, als er war.

„Das ist es“, erwiderte er nur und strich mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken.

Dann hielt er ihren Arm mit einer Hand fest, während er mit der anderen vorsichtig die Dolchklinge unter ihr Armband schob.

Ein kurzer Schnitt und es fiel zwischen ihnen auf das Bett.

 

Für lange Zeit sprach keiner von ihnen ein Wort.

Schließlich stand Solas auf und stellte sich ans Fenster, Ellana den Rücken zugekehrt.

„Das ist nicht möglich“, sagte er mit tonloser Stimme.

Kälte kroch Ellana in die Glieder. Sie hatte damit gerechnet, dass es nicht leicht sein würde, und sich innerlich bereits dagegen gewappnet. Dennoch schmerzte seine Reaktion.

„Es ist echt“, erwiderte sie. Ihre Stimme klang sicherer, als sie sich in diesem Moment tatsächlich fühlte.

„Ich weiß.“ Er warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter, bevor er sich wieder dem Fenster zuwandte, als erhoffte er sich von dem bunten Glas Antworten.

„Es ist dennoch nicht möglich. Es gibt niemanden für mich.“ Seine Stimme wurde leiser. „Es hat nie jemanden für mich gegeben.“

Die Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht.

Und was bin dann ich?, wollte sie fragen, doch das würde ihn nur in die Defensive treiben. Sie spürte plötzlich, dass sie diesen Moment für sich gewinnen musste, sonst würde sie Solas für immer verlieren.

Ellana stand auf und lief auf nackten Füßen zu ihm hinüber. Nähe, sie musste die Nähe wiederherstellen. Wenn er auf Distanz war, konnte sie ihn nicht erreichen.

Solas erstarrte, als sie von hinten die Arme um ihn schlang und den Kopf an seinen Rücken lehnte.

„Dann erklär es mir“, flüsterte sie. „Ich will es verstehen.“

Sie schloss die Augen. „Bitte gib mir eine Chance, es zu verstehen...!“

Sie spürte das Seufzen, das er von sich gab, mehr, als dass sie es hörte.

Schließlich drehte er sich zu ihr herum und nahm ihr Gesicht in die Hände. In seinen grauen Augen spiegelten sich zahlreiche Emotionen und es dauerte eine Weile, bis er sich so weit gefasst hatte, dass er ihr eine Antwort geben konnte.

„Sieh dich an...“, sagte er leise. „Dein Mut beschämt mich. Selbst nach den Dingen, die ich eben zu dir gesagt habe, kannst du mich nicht aufgeben...“

Er küsste sie auf die Stirn, dann löste er sich vorsichtig aus ihrer Umarmung und wandte sich ab.

„Solas...?“

Ellana schlang fröstelnd die Arme um ihren nackten Oberkörper. Was hatte er vor...?

„Ich muss nachdenken“, entgegnete er. „Du hast Antworten verdient. Die Situation ist komplizierter, als es den Anschein hat, und ich... ich brauche eine Weile, um mir darüber klarzuwerden, wie ich sie erklären soll.“

Er schenkte ihr noch einen letzten Blick, ein letztes, wehmütiges Lächeln.

„Ich werde heute Abend wieder da sein“, sagte er. „Dann werden wir reden, versprochen.“

Und mit diesen Worten ging er.

 

Ellana stand für eine Weile wie erstarrt in der Mitte des Raumes und sah ihm nach. Der Schmerz in ihrer Brust war unerträglich und selbst sein Versprechen linderte ihn kaum. Erst als ihr die Kälte der Bergluft, die durch das offene Fenster hereindrang, in die Glieder kroch, kam sie langsam wieder in Bewegung. Sie wusch sich und zog sich an, bevor auch sie sich auf den Weg machte, um den Tag zu beginnen.

Die Last der zahlreichen erwartungsvollen Blicke, die sich auf sie richteten, als sie die große Halle betrat, war schier erdrückend... doch sie war nichts im Vergleich zu der Last, die ihr Herz in diesem Moment zu tragen hatte.

Ellana atmete tief durch, dann setzte sie ein Lächeln auf – lächeln, immer lächeln – und wandte sich an Josephine.

„Fangen wir an.“



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