Zum Inhalt der Seite

I eleniël orco

Die Sternentochter des Orks
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eifersüchteleien unter Freunden

Seit Earenis wieder frei war, war es Gimli, als sei eine Last von seinen Schultern genommen worden, wenngleich die Stimmung unter den Waldelben eisige Temperaturen angenommen hatte. Meist bemerkte er dies, wenn er mit dem Mädchen durch den Palast spazierte. Earenis hatte nun ein eigenes kleines Zimmer bekommen, und Gimli hatte sich ihrer angenommen, um ihr alles zu zeigen, soweit es ihm möglich war.

Mittlerweile hatte er absolut kein Verständnis mehr für jene, die in Earenis nur eine boshafte Missgeburt sahen, mit der niemand auskam und die es zu meiden galt. Er hatte mittlerweile gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Sie beide konnten scherzen und albern und mittlerweile ging Gimli durchaus so weit, Earenis als eine gute Freundin zu bezeichnen. Und auch ihr schien dieses Verhältnis zuzusagen, sie schien regelrecht aufzublühen, wenn sie bei ihm war.

Nur Legolas legte dieser Tage ein sonderbares Verhalten an den Tag, das Gimli einfach nicht mit der kommenden Krönung seines Freundes in Verbindung bringen konnte. Der laegel war recht einsilbig, wenn er mit ihm sprach, und ging ansonsten ganz bewusst auf Abstand. Natürlich schob er seine Pflichten vor, doch Gimli kannte ihn mittlerweile gut genug, um es besser zu wissen.

Mittlerweile war der gesamte Eryn Lasgalen in einen weißen Wintermantel gehüllt. Da Wälder im Winter auch für einen Zwerg sehr ansprechend waren, hatte er kurzerhand Earenis gefragt, ob sie gern die königlichen Gärten sehen wollte. Sie hatte zugesagt und nun spazierten sie durch die winterlichen Gartenanlagen.

Irgendwann einmal bemerkte Gimli, wie Legolas ihnen folgte, sich aber nicht näherte. Er winkte seinem spitzohrigen Freund zu und bedeutete ihm, zu ihnen zu kommen. Doch Legolas schüttelte den Kopf und blieb, wo er war. Gimli runzelte die Stirn.

„Ich glaube, er mag mich noch immer nicht allzu sehr“, befürchtete Earenis. „Ich war ja auch nicht gerade nett zu ihm …“

„Ach, Blödsinn“, winkte Gimli ab. „Jeder andere an deiner Stelle wäre auch sehr ungehalten gewesen. Aber ich gehe einmal zu ihm, ob es etwas Wichtiges gibt. Momentan weiß man hier ja nie. Schau du dich derweil ruhig ohne mich um.“

Earenis nickte und Gimli begab sich zu seinem Freund. Jener wirkte erstaunlich ernst und sah nachdenklich Earenis nach.

„Na, will dein Vater dich morgen schon auf seinen Thron setzen?“, versuchte der Zwerg zu scherzen. Da Legolas ihn jedoch nur finster ansah, räusperte er sich hastig. „Nun, dummer Scherz. Vergiss ihn.“

„Du magst sie, oder?“, fragte Legolas stattdessen.

„Wen? Freja?“

„Nein, sie.“ Er nickte in Richtung Earenis.

„Ach so. Nun, sie ist eine gute Freundin, wenn man ihr die Möglichkeit gibt, ihre guten Seiten zu zeigen.“

„Und sie mag dich.“

Etwas in Legolas‘ Ton gefiel Gimli nicht. „Jedenfalls fällt mir der Umgang mit ihr leichter als den meisten anderen.“

„Und sie hat nur Augen für dich.“ Legolas verkniff missbilligend den Mund.

Konnte sein Freund damit wirklich zum Ausdruck bringen, was Gimli gerade dachte?! Er sah Legolas groß an. „Mein Freund, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass du eifersüchtig auf mich bist.“

„Und wenn es so wäre?“

Das verblüffte und entsetzte Gimli zugleich. „Ich bin verlobt, das weißt du!“, rief er aus. „Außerdem würde das doch sicher nicht gut gehen. Ich meine, Elb und Zwerg, wo hat man das schon einmal gehört?“

Legolas schnaubte abfällig. „Das verstehst du nicht.“ Er wollte sich schon abwenden.

Gimli hatte ein ganz schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Das hier konnte einfach nicht in einen Streit um eine Frau ausarten, nicht ausgerechnet zwischen ihm und Legolas!

„Nun warte doch!“, rief er seinem Freund nach und versuchte beim Folgenden so viel Feingefühl wie möglich in seine Stimme zu legen. „Ich verstehe das sehr wohl, ich würde doch genauso denken, wenn mir jemand Freja abspenstig machen wollen würde. Aber an Earenis habe ich keinerlei Interesse außer einem rein freundschaftlichen. Ich schwöre es! Und ich weiß doch noch, was mir damals Herr Elrond über solche Schwüre sagte.“

Legolas schwieg und warf ihm einen skeptischen Blick zu. Dann sah er zu Earenis, die einige verschneite Hecken betrachtete. Gimli folgte seinem Blick.

„Ich freue mich sehr für dich, wenn du endlich jemanden gefunden hast, für den du mehr empfinden kannst“, versuchte Gimli weiter seine Schlichtung. „Aber das ist doch kein Grund, gleich auf mich wegen irgendetwas eifersüchtig zu sein.“

Langsam wandte sich Legolas zu ihm um. „Verstehst du es noch nicht?“, sagte er. „Was ich für sie zu empfinden beginne, scheint sie für dich zu empfinden.“

Dem Zwerg fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Das war ihm nie so aufgefallen! „Darauf habe ich es niemals angelegt“, beteuerte er. „Ich wollte lediglich freundlich zu ihr sein, da das Mädchen ja sonst niemanden hat. Aber das weißt du doch! Legolas, noch einmal: Ich bin verlobt!“

Das konnte einfach nicht wahr sein! Seine Gedanken rasten. Was konnte er nur tun, um die Situation zu entschärfen?

„Hör mal“, begann er von neuem. „Ich kann mich, wenn du das willst, bemühen, nicht mehr all meine Zeit hier mit ihr zu verbringen. Aber von nichts kommt nichts, du musst dich, so schwer es dir bei deinem vollen Tagesablauf auch fällt, auch mit ihr beschäftigen, ihr mehr Aufmerksamkeit schenken.“

Gimli konnte seinem Freund ansehen, wie sehr es hinter seiner Stirn arbeitete.

„Sie ist dir immer noch ein wenig böse für das, was dein Vater mit ihr angestellt hat“, setzte Gimli fort. „Vielleicht … versuche es mit kleinen Aufmerksamkeiten, netten Worten. Irgendwann in nächster Zeit gibt es hier doch bestimmt wieder ein Fest, lade sie vielleicht zum Tanzen ein. Oder irgendetwas in der Art.“

Eine ganze Weile schwieg Legolas, doch er wirkte zumindest für den Moment etwas besänftigter. „Vater will, dass sie sich beweist“, sagte er schließlich leise. „Vorher traut er ihr nicht über den Weg. Dafür soll ich sie auf meinen nächsten Grenzgang mitnehmen und im Auge behalten.“

„Nun, nicht gerade der beste Anfang, aber immerhin ein Anfang“, überlegte Gimli.

Sein Freund rang einen Moment mit sich. Er schluckte. Dann sagte er: „Ich war wohl ein wenig voreilig. Das tut mir leid.“

Gimli klopfte ihm lächelnd auf den Arm. „Jeder war ein erstes Mal verliebt“, sagte er. „Auch wenn es sonderbar ist, dass du tausende Jahre älter bist als ich, und ich dir da dennoch ein wenig voraushabe.“

Aber dafür, dass Legolas und Earenis sich am Anfang gar nicht hatten riechen können, entwickelte sich nun alles doch allmählich ganz gut.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück