Zum Inhalt der Seite

I eleniël orco

Die Sternentochter des Orks
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Stadtrundgang

Um in der nächsten Zeit Vorfälle wie den vergangenen zu verhindern, hatten Estel und Elrond mit Bürgermeister Valandil für den Folgetag eine Visite in der Stadt vereinbart. Nun warteten sie beide jedoch schon seit geraumer Zeit auf den Bürgermeister, er war spät dran.

„Wo sind eigentlich Elladan und Elrohir?“, wollte Estel wissen, um die Zeit ein wenig tot zu schlagen.

Elrond sah ihm an, dass er nicht gerade froh darüber war, dass man sie warten ließ, und er konnte es ihm nicht verübeln. Es war nicht gerade die feine Art, die Valandil an den Tag legte. „Sie erledigen gewisse Dinge“, sagte er und meinte, dass seine Söhne erneut versuchen wollten an Informationen zu gelangen. „Danach wollten sie Glorfindel einen Besuch abstatten.“

„Der bestimmt sehr froh darüber sein wird, von ihnen bei der Folter deiner Truppen unterbrochen zu werden“, lachte sein Ziehsohn. Er kannte Glorfindel immerhin gut genug, um  dessen enorm große Vorliebe zur Disziplin zu kennen.

Plötzlich hörten sie Schritte hinter sich. Einigermaßen überrascht wandte sich Elrond um und erblickte Valandil. Wo kam dieser so plötzlich her? Der kleine Mann schien außer Atem, als sei er in Eile gewesen. Immerhin schien er sich des Umstandes bewusst zu sein, dass er spät dran war. Elronds Miene verfinsterte sich. Dass dies nicht mehr bei seinen Söhnen funktionierte, hieß ja noch lange nicht, dass es auch auf andere zutraf. Valandil zog intuitiv den Kopf ein.

„Ich bitte mein verspätetes Kommen zu entschuldigen“, sagte er. „Eine überraschende Verpflichtung hatte mich ereilt.“

Elrond brummte nur missmutig, Estel nickte immerhin noch.

„Als würden wir das nicht alle kennen“, sagte er gönnerhaft, wenn auch weniger freundlich, als es vielleicht möglich wäre.

Valandil nickte eifrig. „Aber jetzt soll uns nichts mehr stören“, sagte er. „Wichtige Dinge erwarten uns!“

Estel wartete ein weiteres Wort nicht ab und wandte sich um. Zu dritt verließen sie das Atrium des Stadthauses und betraten die Stadt. Es war einer jener Tage, an welchen Elrond am liebsten im Bett bleiben und sich die Decke über die Ohren ziehen wollte. Es war kalt und nass und zusätzlich wehte ein klammer Wind. Er schlug den Kragen seines Gewandes höher. Wie er solches Wetter hasste! Es erinnerte ihn immer wieder daran, dass er eben auch Menschen unter seinen Vorfahren hatte, und auch wenn die Zeiten, in denen er dafür schikaniert wurde, schon seit vielen tausend Jahren vorüber waren, so war es ihm hin und wieder doch immer noch unangenehm.

Estel hatte sich für diesen Tag vorgenommen sich ein genaues und detailliertes Bild der Situation der Stadt zu machen; ihre Vorräte und Versorgungslagen, die Wohnsituation und vor allem auch der Zustand der Stadtwache und der Wehranlagen standen auf seiner Liste. Gemeinsam mit Elrond und Valandil besichtigte er alles und lies sich vom Bürgermeister genauestens instruieren. Elrond schwieg die meiste Zeit über und konzentrierte sich auf Valandil. Er musste herausfinden, was hinter der Stirn dieses Mannes vor sich ging. Eines war offensichtlich: Er war nervös, und es schien Elrond, als sei er dies in der Regel nur, sobald Estel oder er in der Nähe waren. Er hatte Valandil schon das eine oder andere Mal angetroffen, als dieser sich unbeobachtet meinte, stets hatte er einen entspannteren Eindruck gemacht. Was verbarg er also? Etwas, das ihn wahrscheinlich in einige Schwierigkeiten bringen konnte, sollte Estel davon erfahren.

Welche Strafe stand auf Geldhinterziehung, vor allem von Hinterziehung königlicher Gelder? Seines Amtes würde er mindestens enthoben werden, doch das würde er ohnehin, überlegte Elrond. Valandil hatte schlampige Arbeit verrichtet, Estel würde dies sicher nicht weiter dulden. Die Versorgung der Bevölkerung war weitestgehend gesichert, wenn auch nicht optimal, doch die Stadtwache war ein chaotischer Haufen von zumeist schlecht ausgebildeten Männern verschiedensten Alters. Es gab nur wenige, die wirklich das nötige Können besaßen, zu wenige, als dass eine effektive Ausbildung der restlichen Wachen in naher Zeit gewährleistet werden könnte oder gar die Sicherheit der Region.

„Ich werde einige meiner Leute zur Verfügung stellen“, warf Elrond schließlich ein, während sie gerade das Übungsgelände der Wache besichtigten. Es tat ihm in der Seele weh, diese jungen Burschen dabei zu beobachten, wie sie sich damit abmühten auch nur das Schwert richtig zu halten. Glorfindel wäre mit Sicherheit nicht begeistert über seine Idee…

„Die Jahrtausende alte Erfahrung der Elben an unserer Seite zu wissen, wird uns sicher sehr von Nutzen sein“, sagte Valandil. „Ich danke Euch für das Angebot.“

Einer der Jungen, Neulinge, die in der Nähe übten, hatte ihn anscheinend gehört und warf ihm einen leicht panischen Blick zu. Ob er ahnte, was damit auf ihn zu kam? Elrond konnte es ihm nicht verübeln und überlegte gleichzeitig, was man potenziellen Rekruten der Wache hier sagte, bevor sie sich einschrieben. Dass es ein Kinderspielplatz war? In einem Anflug von Sarkasmus war Elrond gewillt dies zu glauben. Zumindest sah es danach aus. Wenn Glorfindel das herausfand, würde er ihn einen Kopf kürzer machen wollen, dessen war sich Elrond sicher.

Die Wehranlagen kannten sie bereits gut, dennoch wollte sich Estel auch diese noch einmal in Ruhe ansehen. Die ganze Zeit über befragte er den Bürgermeister zu diesen und jenen Dingen, vor allem die Verteidigung betreffend. Valandil schien gewisse Dinge zwar verschleiern zu wollen, aber Elrond entging die Wahrheit dennoch nicht. Wenn sie wieder unter sich waren, sollte er Estel darauf ansprechen, ob er dies auch bemerkt hatte. Die Wache war nicht nur schlecht ausgebildet sondern auch noch völlig desorientiert. Es wäre Valandils Pflicht gewesen, die zu Fornost gehörenden Ländereien genügend abzusichern, doch dies war nicht geschehen. Was über die Grenzen der Stadtmauern hinweg geschah, schien Valandil kaum interessiert zu haben, zu wenige Patrouillen waren ausgesandt worden.

Auch Estel schien sich irgendwann einmal nicht mehr täuschen zu lassen. „Ihr habt viele Fehler begangen und mit dem angreifenden Heer hatte sich dies nun gerächt“, platze ihm schließlich der Kragen. „Eure missliche Erfüllung Eurer Aufgaben hätte viele hunderte Bürger sinnlos das Leben kosten können. Es war allein Euer Glück, dass wir rechtzeitig von Bruchtal aus aufgebrochen waren und selbst den Feind früh genug entdeckt hatten. Denn das hattet Ihr nicht getan. Ihr versucht es zu vertuschen, aber erst mein Bote hat Euch von der drohenden Gefahr unterrichtet, auch wenn dies nicht seine Aufgabe gewesen war.“

„Euer Majestät…“, versuchte es Valandil kläglich und kleinlaut. „Ich versichere Euch, ich tat mein bestes. Doch Ihr müsst Euch des Umstandes bewusst sein, dass hier im Norden anders als im warmen Gondor nichts von allein kommt. Ich hatte doch kaum mehr als Ruinen, als Ihr mir dieses Amt übertrugt.“

„Es reicht!“, donnerte Estel.

Elrond steuerte einen finsteren Blick bei. Bei Sterblichen wirkte dies meist mehr als jedes Machtwort und so war es auch hier. Valandil schrumpfte vor ihren Augen merklich zusammen.

„Es reicht endgültig“, fuhr Estel etwas ruhiger aber immer noch merklich zornig fort. „Ihr seid Eures Amtes enthoben, sobald ich einen Nachfolger gefunden habe. Da wir im Moment andere Sorgen haben, könnt Ihr Euch des Titels noch für ein paar weitere Tage erfreuen, auch wenn er für Euch keinerlei Macht mehr beinhaltet. Bis auf weiteres habe ich die Befehlsgewalt in dieser Stadt inne.“

„Mein Kö…“, wollte Valandil protestierend ansetzen, kuschte aber, als er Estels finsteren Blick bemerkte. „Wie Ihr befiehlt…“, sagte er kleinlaut und geknickt.

„Ihr hattet Eure Möglichkeit und Ihr habt sie nicht genutzt.“ Mit einem Schnauben wandte sich Estel ab.

Elrond klopfte sich gedanklich auf die Schultern. Er hatte Estel gut erzogen. Nun zu sehen, wie er seines Amtes gerecht wurde, erfüllte ihn mit Stolz. Ja, Estel war tatsächlich würdig die Flügelkrone Gondors zu tragen und seine Tochter zur Frau zu haben. Auch wenn er natürlich auch seinen Teil dazu beigesteuert hatte…

Er trat an Estels Seite, während sie zum Stadthaus zurückkehrten, Valandil, der ihnen wie ein getretener Hund folgte, nicht beachtend.

„Hast du schon Kunde aus den anderen Städten Anors erhalten?“, fragte er.

„Ja, so ist es, mehrere Raben erreichten mich heute“, bestätigte Estel. „Sie sind über die aktuelle Lage informiert und werden Unterstützung liefern, so gut sie können und wie wir ihrer bedürfen. Ebenso habe ich Kunde in den Süden zu Stadthalter Faramir gesandt, dass er einen Teil des Heeres hierher entsenden soll, auch wenn ich nicht weiß, ob es überhaupt jemals rechtzeitig hier ankommen wird.“

„Gut. Auch ich habe Kunde in die Heimat entsandt, dass uns noch mehr meiner Leute nachfolgen sollen“, ergänzte Elrond. „Auch aus den anderen Städten des Nördlichen Königreiches sollten uns, so denke ich, zumindest jeweils ein Teil der Soldaten geschickt werden. Im Moment ist dies hier die schwächste Garnison, bis diese genügend aufgebaut ist, wird es seine Zeit benötigen. Erst dann können wir ohne Gefahren Kundschafter in das Land aussenden und es im weiteren Umkreis erforschen. Wir müssen wissen, was dort vor sich geht, was uns droht!“

„Du hast es doch gehört, ein neuer Feind ist es, den wir durchaus ernst nehmen sollten“, sagte Estel. „Auch wenn wir die Details nicht kennen. Und das ist es, was mir Sorgen bereitet. Bei Sauron wussten wir, woran wir waren, doch nun?“

„Wir werden es früher oder später in Erfahrung bringen“, sagte Elrond. Wenn es da nicht schon zu spät war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück