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Ein neues Leben

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das neue Kapitel ist da. Und dieses Mal wieder ein bisschen länger ;)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, es gefällt euch. Komplett anzeigen

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The New Nightguardian

Den ganzen Tag über passierte nichts Aufregendes, was die beiden auch nicht weiter wunderte. Schließlich hatten sich die Dorfbewohner noch nicht an Deidara gewöhnt.

Am Abend besuchten sie wieder Sasuke, damit Itachi ihm die Medizin bringen konnte. Eigentlich hatte der Iwa-Nin ja nicht vor, mit ihm zu gehen, aber der Schwarzhaarige hatte so seine Überzeugungsmethoden, da konnte er einfach nicht „nein“ sagen. Mit anderen Worten, er hatte ihn einfach am Handgelenk gepackt und mit sich mit geschleppt. Itachi konnte es schließlich nicht zulassen, ihn jetzt alleine zu lassen. Er bezweifelte zwar, dass er abhauen würde, aber vorhin war er immerhin im Haus gewesen, wo im Notfall Naruto auf ihn aufpassen konnte. Hier auf offener Straße sah das aber wieder ganz anders aus.

Nachdem Deidara nach einigen Protesten und Losreißversuchen immer noch nichts erreicht hatte, gab er sich schließlich geschlagen und ging verstimmt knurrend hinter dem Uchiha her.
 

Das mit der Medizin war schnell erledigt, sodass die beiden Ninjas das Anwesen wieder verlassen konnten. Immerhin hatten sie noch einen Weg zu tätigen, besser gesagt Itachi hatte ihn zu tätigen. Deidara schleppte er einfach als knurrendes Anhängsel hinter sich her. Dieser hatte zwar bereits aufgehört, sich gegen ihn zu stemmen, aber sein Handgelenk einfach loszulassen war dem Schwarzhaarigen zu riskant. Schließlich zeigte er überdeutlich, dass er eigentlich gar keine Lust hatte, ihn zu begleiten.

Aber Sasuke war nun einmal krank und er brauchte so lange einen Ersatz für die Nachtwache. Er selbst konnte schließlich nicht eine Woche durch wach bleiben, das würde keiner schaffen. Darum hieß es, zum Hokage gehen und sie um einen Nachtwächter zu bitten, solange sein Bruder Bettruhe brauchte.

Deidara hingegen war schon sichtlich entnervt. Er hatte keine Lust, zu Tsunade zu gehen. Es war schließlich nicht sein Problem, dass sein nächtlicher Schatten krank geworden war. Konnte Itachi ihn denn nicht einfach in seiner momentanen Behausung absetzten und alleine zu ihr gehen?

Anscheinend ja nicht, wie er seufzend feststellte. Und dass der Schwarzhaarige dabei auch noch die ganze Zeit sein Handgelenk festhielt, gefiel ihm noch weniger. Er fühlte sich dabei fast wie ein Kind, dass man mit sich schleifen musste, und, zum Donner, das war er schon lange nicht mehr!
 

Schließlich kamen sie vor dem Büro der Hokage an, wo Itachi Deidara nun endlich los ließ.

„Schönen Dank auch, un!“, fauchte dieser beleidigt und rieb sich das Handgelenk, das ihm vom ganzen Gezerre etwas weh tat.

Der Schwarzhaarige achtete darauf aber nicht weiter, sondern klopfte sachte gegen die Holztür. Das leise Rascheln von Papier ertönte, gefolgt von einem gerufenen „Herein!“. Auf dieses Zeichen hin öffnete Itachi die Tür und die beiden Männer betraten das Zimmer. Tsunade saß, wie üblich, an ihrem Schreibtisch und sah sich einige Blätter durch, die voll von Missionen und Berichten waren. Schließlich legte sie ihre Arbeit etwas bei Seite und sah zu den beiden auf.

„Was gibt es Itachi?“, fragte sie und warf Deidara dabei heimlich einen Blick zu. Sie hoffte wirklich, der Blonde hatte nicht jetzt schon etwas angestellt. Allerdings, für SO dumm schätzte sie den Künstler nicht ein, dass er gleich am Anfang seiner Begnadigung unangenehm auffiel. Aber vermutlich würde sie sowieso gleich hören, warum der Uchiha sie sprechen wollte.

„Es geht um meinen Bruder.“, sagte er ruhig, „Er liegt mit einer Grippe flach und wird in den nächsten Tagen seinen Auftrag nicht ausführen können.“

Deidara bemerkte, wie sich die Frau nach dieser Antwort deutlich entspannte. Hatte die denn wirklich geglaubt, er hätte bereits jetzt etwas angestellt? Hielt sie ihn für so blöd? Vermutlich, schließlich hatte sie ihm vorhin einen besorgten Blick zugeworfen, auch wenn es nur kurz gewesen war.

„Na gut.“, unterbrach Tsunade schließlich Deidaras Gedanken, „Ich werde jemanden schicken, der ihn vertreten wird. Er wird sich dann bei dir melden.“

Itachi bedankte sich und verbeugte sich leicht vor der Frau. Anschließend verließ er das Zimmer.

Deidara warf ihm noch einen kurzen Blick hinterher, verbeugte sich dann ebenfalls kurz und ging den Schwarzhaarigen nach.

Nachdenklich sah Tsunade den Blonden hinterher. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung war, ihn aufzunehmen. Sie hatte bereits wieder eine Truppe los geschickt, um Nachforschungen zu betreiben, denn ganz traute sie der Sache nicht.
 

Itachi folgte während dessen Deidara zu dessen Wohnsitz zurück. Der Blonde war sichtlich schlecht gelaunt und der Konoha-Nin wusste auch warum: Weil er ihn zu Tsunade mitgeschleift hatte. Allerdings störte ihn das wenig. Er würde den Künstler heute einfach in Ruhe lassen und morgen hatte er sich vermutlich wieder abgekühlt. Das war meist die sicherste Methode, um sich Ärger mit ihm zu ersparen und früher war es auch diejenige, mit der man am ehesten mit dem Leben davon kam. Der einzige, der sich immer mit dem Blonden angelegt hatte, bis diesem endgültig die Nerven gerissen waren, war Hidan gewesen. Dieser war sowieso unsterblich, zumindest hatten das alle geglaubt. Keiner war bis zu jenem Tag auf die Idee gekommen, ihn zu pulverisieren. Den Schwarzhaarigen würde einmal interessieren, ob Hidan, selbst in seinem jetzigen Zustand – eine Staubwolke in dem nun unbewohnten Akatsukiversteck – noch lebte. Aber selbst wenn, wer könnte ihn wieder zusammensetzten? Also war er immerhin so gut wie tot.
 

Schließlich erreichten die Beiden Narutos Wohngebäude. Ohne Umwege schritt der Künstler auf sein Zimmer zu und verschwand darin. Itachi blieb während dessen draußen stehen. Er konnte sich vorstellen, dass es ihm der Blonde sonst auch noch übel nahm, seine Privatsphäre zu stören.

Seufzend ließ sich Deidara auf sein Bett fallen und sah gedankenverloren an die Decke. Heute konnte er wieder nicht nachsehen, ob sein Kunstwerk funktioniert hatte oder nicht. Das würde er frühestens am Wochenende können, wo er Gott sein Dank einen Tag frei hatte. Das fand er irgendwie ein wenig deprimierend und dann würde er heute auch noch einen neuen „Köter“ bekommen, der ihm hinterher rannte.

Eigentlich hatte er ja irgendwie gehofft, das Itachi nun die Nacht für einige Zeit übernahm und er Tags einen Neuen bekam. Schließlich hatte er vor, Ino heute einen Besuch abzustatten und er hatte bereits bemerkt, dass Itachi nichts gegen solche Aktionen hatte. Aber nun war die Frage, ob es der andere auch zuließ.
 

Es dauerte nicht lange und er konnte eine Stimme vor der Tür hören, die verkündete, dass sie Itachi nun ablösen würde. Nachdenklich sah der Blonde die Holzplatte an. Irgendwie hatte er das Gefühl, diese Stimme bereits gehört zu haben. Als kurz darauf auch noch ein Kläffen ertönte, beantwortete sich die Frage von selbst: Es war dieser Bengel mit dem Hund. Genervt stöhnend richtete er seinen Blick wieder nach oben und schloss die Augen. Dass ihm ein Köter hinterherlaufen würde, hatte er vorhin eigentlich nicht wörtlich gemeint. Doch nun hatte er wirklich einen am Hals, zusammen mit seinem Herrchen, das gar nicht gut auf ihn zu sprechen war. Nun ja. Er würde ja sehen, wie weit ihm die beiden seine Freiheit ließen.

Nach einer kurzen Weile war es vor der Tür schließlich still geworden, ein Zeichen dafür, dass die beiden wohl endlich damit begonnen hatten, auf ihn aufzupassen. Ein paar Sekunden wartete der Künstler noch, dann setzte er sich auf. Langsam ging er zum Fenster und öffnete es, wobei er auf jedes einzelne Geräusch hinter ihm achtete. Er glaubte, bereits ein leises Knurren zu hören, ein Zeichen dafür, dass es dem Jungen anscheinend überhaupt nicht passte, was er da tat. Das bestätigte Deidara schon einmal in der Annahme, dass sein neuer Schatten ihn hier am liebsten einsperren würde. Weshalb er dies nicht tat, mal abgesehen davon, dass er sowieso keinen Schlüssel für das Zimmer hatte, wusste er nicht. Vielleicht durfte er es nicht.

Neugierig, wie weit er bei ihm noch gehen konnte, sprang der Künstler schließlich aus dem Fenster und landete elegant auf der Straße. Lächelnd sah er sich in der Gegend um und ging dann die Straße entlang. Die schweren Wolken, die am Tag noch den Himmel bedeckt hatten, hatten sich bereits etwas aufgelöst und machten ab und zu den Blick auf den Halbmond oder einen Stern frei. Gelassen wanderte der Blonde durch das Dorf und bog scheinbar wahllos in verschiedene Gassen ein. Es sollte nicht den Anschein erwecken, als würde er gezielt zu Inos Wohnort gehen.

Hinter ihm konnte er die fast schon lautlosen Schritte seines Schattens hören, der ihm mit einigem Abstand folgte.
 

Eine ganze Weile ging er durch die Straßen und tat so, als ob er sich das Dorf ansehen würde. Schließlich kam er „rein zufällig“ an Inos Haus vorbei, wo er stehen blieb. Wie er erwartet hatte, brannte in Inos Zimmer Licht. Es war ja auch noch nicht so spät. Nun musste er aber vorsichtig sein. Inos Eltern konnten ihn allem Anschein nach nicht leiden und die erste Begegnung mit diesem Hundebengel war auch nicht so berauschend gewesen. Darum sollte er sich sachte voran tasten. Er hatte keine Lust, einen Kampf zu provozieren, nicht in seinem Zustand. Außerdem glaubte er zu hören, dass sein Verfolger unruhig wurde. Was hatte er denn? Noch hatte er doch gar nichts gemacht?

Kurz überlegte der Blonde, ob es wirklich vernünftig war, weiter zu gehen, oder ob er es lieber lassen sollte. Allerdings hatte er seine Entscheidung recht schnell getroffen: Er würde noch einen Schritt weiter gehen. Das Spiel mit dem Feuer hatte einen gewissen Reiz auf ihn und darum wollte er doch noch ein wenig darin herumstochern. Er wusste, dass das nicht klug war, aber er wollte es trotzdem probieren.

Neugierig sah er zu dem Fenster nach oben. Dieses Mal war eine Art Haken außen angebracht worden, der das Fenster versperrte. Hatten Inos Eltern gestern etwa bemerkt, dass er sie besucht hatte? Aber dieser Verschluss würde ihnen auch nichts bringen. Von Außen konnte man ihn ganz leicht öffnen und von innen auch, wenn man wusste, wie.

Schließlich hatte er sich an diesen Verschluss satt gesehen und sah sich nun am Boden um. Er wäre ja wie gestern wieder nach oben geklettert, doch seinem neuen Anhängsel wollte er das nicht unbedingt zeigen. Vielleicht würde er das dann Tsunade melden und das konnte nur Nachteile für ihn haben.

Endlich entdeckte er etwas, das ihm helfen könnte. Deidara hob ein paar Steine vom Boden auf und betrachtete sie kurz. Sie waren klein genug, um die Scheibe nicht zu beschädigen, wenn er sie dagegen warf. Er würde dann zwar wie ein verliebter Bengel wirken, aber irgendwie musste er Ino auf sich aufmerksam machen. Nach ihr zu rufen kam nicht in Frage.

Kurz sah er sich das Steinchen noch an, dann warf er es gegen das Fenster. Ein leises Klack ertönte, als es gegen die Scheibe stieß und damit die nächtliche Stille durchbrach. Der Künstler musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass sein „Verfolger“ zusammengezuckt war. Kurz darauf folgte auch schon eine Reaktion. Der Junge – Wie Deidara erwartet hatte dieser Kiba, den er schon einmal auf der Straße getroffen hatte. – kam auf den Blonden zu und funkelte ihm wütend an.

„Was soll das werden?“, fauchte er gefährlich ruhig und erdolchte den Künstler regelrecht mit Blicken.

„Ich mache auf mich aufmerksam, un.“, antwortete der Iwa-Nin, der von der nun doch etwas heftigen Reaktion des Jungen verwundert war. Normalerweise rastete doch keiner aus, wenn man einen Stein, mit dem man nicht einmal einen kleinen Vogel erschlagen konnte, an ein Fenster warf. Nachdenklich sah er seinen Gegenüber an. Das Blitzen in seinen Augen gefiel ihm nicht. Er war eindeutig wütend, aber worauf genau? Dass er hier bei Nacht herumspazierte? Es hatte ihm keiner verboten. Nur wegen des Steinchens? Irgendwie konnte er das nicht glauben, da war sicher noch etwas. Vielleicht seine Vergangenheit? Da hätten aber viele andere in diesem Dorf heftiger reagieren müssen.

Doch weiter konnte er seinen Gedanken nicht nachgehen, denn er hörte, wie am Fenster der Vorhang zur Seite geschoben wurde. Fast gleichzeitig sahen beide hinauf und entdeckten sofort Inos Gesicht hinter der Fensterscheibe.

Ein glückliches Lächeln breitete sich auf den Lippen des Mädchens aus, als sie Deidara unten sah. Ihr war sowieso langweilig, also war der Blonde eine willkommene Abwechslung. Den braunhaarigen Jungen neben ihm bemerkte sie nicht einmal. Schnell holte sie ein Stück dünnen Karton aus einer ihrer Laden und fuhr damit durch den Schlitz der beiden Fensterflügel. Ganz langsam hob sie damit den Riegel an und schaffte es nach zwei Minuten, das Fenster zu öffnen. Sie brachte das Kartonstück wieder in die Lade zurück und sprang zu den beiden nach unten, wobei sie den Jungen erst bemerkte, als sie sich aufrichtete. Verwundert sah sie ihn an, als glaubte sie ihren Augen nicht. Sie konnte sich nicht erklären, was Kiba zusammen mit Deidara hier vor ihrem Fenster machte. Der Braunhaarige konnte den Künstler doch gar nicht ausstehen, zumindest was sie so mitbekommen hatte.

„Was willst du hier, Kiba-kun?“, fragte sie schließlich.

„Auf den Kerl hier aufpassen.“, knurrte der Junge und nickte zu Deidara hinüber, der daraufhin die Augen verdrehte.

„Sasuke hat sich erkältet und er spielt meinen Schatten, solange er krank ist, un.“, erklärte der Blonde genauer, bevor Ino fragen konnte.

„Oh, der Arme.“, meinte sie darauf und sah sich dann suchend um. Wenn Kiba da war, musste auch irgendwo sein Hund Akamaru sein, aber wo? Sie konnte ihn nicht entdecken.

„Wo ist denn Akamaru?“, wollte sie nun wissen und sah den Jungen dabei fragend an.

„Er passt von weiter hinten auf.“, antwortete der Braunhaarige wieder etwas ruhiger. Er bemerkte nicht einmal, dass er von Deidara die ganze Zeit gemustert wurde. Dieser fand den Jungen neben sich irgendwie merkwürdig. Außerdem machte ihn dieser seltsame Glanz in den Augen seines Schattens stutzig. Was die beiden noch so alles redeten, hörte er schon gar nicht mehr richtig. Eine leise Ahnung beschlich ihn, doch er behielt sie lieber noch für sich. Vielleicht würde er den Hundejungen irgendwann einmal darauf ansprechen, wenn sie alleine waren.
 

Nach einiger Zeit hörte das Mädchen endlich auf, mit Kiba zu sprechen und widmete sich wieder Deidara.

„Wollen wir?“, fragte sie, woraufhin der Blonde nickte. Sich ausgerechnet hier zu unterhalten war wirklich nicht sonderlich klug, besonders da ihre Eltern jeder Zeit aus dem Fenster sehen und sie entdecken könnten und dann würde sie bloß noch mehr Probleme bekommen.

Die beiden setzten sich in Bewegung und Kiba lief ihnen etwas widerwillig hinterher. Er konnte es absolut nicht leiden, wenn Ino so unbekümmert mit dem Künstler sprach. Da würde er ihm jedes Mal am liebsten den Kopf abreißen. Und je besser sich die beiden verstanden, umso größer wurde dieser Drang. Der Junge war bloß froh, dass die Blonde gerade abgelenkt war, sodass sie nicht nach hinten sah und die Mörderblicke bemerkte, mit denen er Deidaras Rücken erdolchte.

Diesem lief in dem Moment ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, sondern sah weiterhin Ino an, die ihn ein paar Orte im Dorf vorschlug, wo sie zusammen hingehen konnten. Dennoch glaubte er zu wissen, woher dieses ungute Gefühl auf einmal kam und zwar von einem gewissen Hundebengel hinter ihm. Seine Schritte hatten nun einen leicht anderen Klang, als vorhin, wo er ihm durch die Gassen gefolgt war. Sie wirkten fast so, als müsste er sich zurückhalten, nicht laut hinter ihnen her zu stapfen und das war kein gutes Zeichen.

Ino bemerkte von all dem nichts. Vergnügt ging sie voraus und suchte sich einen Weg durch die zahlreichen Gassen.

Irgendwann unterbrach Deidara die kurz herrschende Stille. Er hatte die ganze Zeit über auf Kibas Schritte geachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass er ihn doch nicht anfallen würde, zumindest solange das blonde Mädchen in seiner Nähe war. Darum konnte er sich nun wieder ihr widmen.

„Sag mal, Ino. Warum war dein Zimmer eigentlich verriegelt, hm?“

Ein leises Knurren war von hinten zu hören, was den Künstler nun doch innerlich aufschrecken ließ. Was war denn nun nicht in Ordnung? Er hatte ihr doch nur eine Frage gestellt.

„Den habe ich selbst angebracht.“, meinte das Mädchen lächelnd, woraufhin ihr das Mann fragende Blicke zuwarf. Wozu sollte DAS denn gut sein?

Doch noch bevor er genauer darüber nachdenken oder sie fragen konnte, sprach die Blonde einfach weiter.

„Meine Mutter kontrolliert jede Früh, ob das Fenster auch wirklich zu ist. Darum habe ich gestern, nachdem wir uns getrennt haben, diesen Riegel angebracht. So bekommen meine Eltern das Fenster nicht auf und denken, es ist nach wie vor abgeschlossen. Doch mit einem einfachen Stück Karton lässt sich der Riegel ganz leicht entfernen und ich kann raus.“

Deidara nickt verstehend. Das war ein einfacher, aber durchaus raffinierter Trick. Allerdings würde er nur so lange funktionieren, bis man den Riegel entdeckt. Er wünschte dem Mädchen wirklich, dass es geheim blieb, denn sonst würde sie sicher Ärger bekommen.

Kiba hingegen konnte es kaum fassen, was er da hörte. Ihre Eltern sperrten Ino ein? Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum sie das machen sollten. Er fand Deidara ja auch gefährlich und konnte nicht verstehen, warum die Hokage ihn begnadigt hatte, aber das fand er übertrieben. Auch wenn er es nicht nachvollziehen konnte, Tsunade würde den Blonden nicht frei herumlaufen lassen, wenn er dem Dorf schaden könnte. Außerdem wurde er bewacht. Was sollte da denn schon großartiges passieren? Vielleicht sollte er einmal mit ihnen reden?
 

Es dauerte einige Minuten bis die drei endlich zu der Stelle kamen, zu der Ino hin wollte: der Platz mit dem Dorfbrunnen. Vergnügt setzte sie sich an den steinernen Beckenrand und sah auffordernd zu Deidara, der der stummen Bitte auch sofort nachkam. Den finsteren Blick seitens des Jungen bemerkte keiner von ihnen. Kiba war die Atmosphäre hier eindeutig zu romantisch, das behagte ihm nicht. Ein Glück nur, dass wenigstens die Sterne heute nicht zu sehen waren, obwohl ab und zu einer zwischen den Wolken hervor sah.

Allerdings wurde sein Gedankengang von Inos Stimme nach einigen Sekunden wieder unterbrochen.

„Deidara-kun, ich hätte da eine Frage.“, begann das Mädchen etwas unsicher. Schließlich wusste sie nicht, wie der Mann auf diese Frage reagieren würde und davor hatte sie etwas Angst. Ok, er würde sie deswegen wohl kaum anschreien, aber trotzdem war es ihr ein wenig unangenehm. Vielleicht sollte sie zuerst mit einer anderen Frage beginnen?

Der Mann, der sich kurz zuvor noch ein wenig in der Gegend umgesehen hatte, weil er in diesen Teil des Dorfes noch nicht gewesen war, widmete sich nun wieder seiner blonden Freundin.

„Was gibt es, hm?“, fragte er, nachdem nach einigen Sekunden immer noch keine Reaktion kam.

„Was wolltest du eigentlich damals in unserem Dorf?“, entschied sich das Mädchen nun doch für die andere, die ihr ebenfalls schon seit einigen Tagen auf der Zunge lag.

Innerlich seufzte Deidara. Er hatte diese Frage kommen sehen, obwohl er sie früher erwartet hatte und nicht unbedingt von Ino. Aber wahrscheinlich hatte Tsunade extra das Mädchen gebeten, ihn auszufragen, da sie sich noch am besten mit ihm verstand. Er nahm es der Blonden auch nicht übel, aber antworten würde er darauf nicht. Es war seine Sache, was er hier wollte und er hatte seinen Plan schließlich noch nicht aufgegeben.

„Das sag ich nicht, un.“, meinte er schließlich, woraufhin Ino nur seufzen konnte. Sie hatte diese Antwort erwartet.

„Kannst du nicht einmal eine Ausnahme machen? Jetzt macht es doch auch keinen Unterschied mehr.“, versuchte sie es trotzdem weiter, aber ohne wirklich Hoffnung zu haben.

„Meine Lippen sind versiegelt, yeah.“, meinte Deidara neckisch grinsend, woraufhin sich die Blonde geschlagen gab. Sie würde keine Antwort auf solche Fragen bekommen, zumindest jetzt noch nicht. Da brauchte sie die andere gar nicht erst zu stellen.

Für Kiba war das Thema damit aber noch nicht erledigt. Das Gespräch interessierte ihn und es passte ihm absolut nicht, dass Deidara auf diese Frage nicht antwortete.

„Hast du was zu verbergen?“, fragte er den Mann scharf, dessen Blick sich daraufhin verfinsterte. Was mischte sich dieser Bengel überhaupt in das Gespräch ein? Er sollte lieber seine Arbeit tun, anstatt ihn zu belästigen.

„Das geht dich nichts an, un.“, fauchte der Blonde zurück und durchlöcherte den Jungen geradezu mit seinen Blicken. Und schon wieder zeigte er diese leichte Unsicherheit. Oh man, der Idiot sollte sich wirklich besser im Griff haben, wenn er schon seinen Nachtwächter spielte und besonders wenn er ihn ausfragen wollte. So nahm ihn doch kein Schwein ernst.

„Und ob es mich etwas angeht! Das ist immerhin mein Dorf, dass du angegriffen hast!“, meinte der Braunhaarige daraufhin laut.

Ok, hier steigerte sich einer eindeutig in etwas hinein. Gut, Deidara war in Konoha-Gakure eingedrungen und hatte Ino entführt, aber er hatte nicht eine einzige Bombe gezündet oder überhaupt jemanden verletzt. Dafür hatte er keine Zeit, war dieser rotäugige Bastard damals ja hinter ihm her.

„Ich kann mich nicht erinnern, irgendwen verletzt oder irgendetwas zerstört zu haben, yeah.“, knurrte der Blonde scharf. Er ließ sich doch nicht zu unrecht beschuldigen, das was er wirklich alles schon verbrochen hatte, reichte doch völlig aus. Man musste ihm also nicht noch mehr anhängen.

„Und was wolltest du sonst hier, wenn nicht das Dorf mit irgendeiner Bomben zerstören?!“

„Wasch dir die Ohren. Ich. Sag. Es. Nicht.“, antwortete der Blonde langsam, als wäre der Junge schwer von Begriff. In Deidaras Augen war er das sogar ein bisschen. Glaubte der denn wirklich, er würde ihm so einfach sagen, was er hier gesucht hatte? Anscheinend ja, denn sonst würde er nicht so dumm fragen. Und was die Theorie betraf, das ganze Dorf zu sprengen: Diese Idee war ihm selbst auch am Anfang gekommen. Dafür hätte er aber nicht extra die Dorfmauern überwinden müssen, es hätte gereicht, mit einem Vogel über das Dorf zu fliegen und eine Bombe fallen zu lassen. Allerdings hatte er diesen Gedanken bereits nach kurzem Überlegen wieder verworfen. Itachi und Sasuke hätten die Bombe aufgespürt, bevor sie Konoha-Gakure erreicht hätte, da diese ja eine Menge Shakra enthielt. Das konnte man nicht so einfach verbergen wie die kleinen Spinnen, mit denen er Naruto umbringen wollte. Noch bevor diese Explodiert wäre, hätte der Fuchsbengel sie entschärft, wie damals. Ihm war es bis heute ein Rätsel, wie er das geschafft hatte.

Das waren die Gründe, warum er diesen selbstmörderischen Plan hatte, nach Konoha-Gakure zu kommen und den Blonden im Schlaf zu töten. Letztendlich hatte dieser aber auch nicht geklappt, sonst wäre er ja nicht hier.

Gerade wollte Kiba zu einem weiteren Satz ansetzen, als er von Ino unterbrochen wurde.

„Halt die Klappe, Kiba. Siehst du denn nicht, dass er es nicht sagen wird? Da kannst du ihn noch so sehr anschreien, er hält dicht.“

Der Junge glaubte ja eher, dass sie sich immer viel zu schnell abwimmeln ließ. Hieß es einmal nein, fragte sie nicht weiter nach. So würde sie nie etwas aus ihm heraus bekommen, so sah er es zumindest. Das sprach er allerdings nicht aus und war nun wirklich still. Er ließ es sich aber nicht nehmen, den Künstler weiterhin mit bösen Blicken zu erdolchen, die dieser gekonnt ignorierte und wieder zum Himmel sah. Er konnte nicht genau sagen, wie spät es war, da ihm die Wolken die Sicht auf die Himmelskörper versperrten, doch er schätzte, dass es gerade Mitternacht oder kurz davor war. Langsam war es wohl wieder an der Zeit, sich auf den Rückweg zu machen, der ja auch seine Zeit dauern würde. Darum erhob er sich und reichte seiner Freundin die Hand, um ihr aufzuhelfen.

„Es ist schon spät. Es ist besser, wir gehen heim, un.“ Das letzte Wort kostete Deidara doch etwas Überwindung, da er sich hier nicht wirklich wie Zuhause fühlte, aber das brauchte Ino ja nicht wissen.

Diese setzte wieder ein süßes Lächeln auf und ergriff die Hand des Künstlers. Irgendwie fand sie es nun doch etwas schade, dass er die Handschuhe trug. Sie mochte seine Haut sehr gerne. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie angenehm und warm sich diese immer angefühlt hatte. Auf der Insel hatte die Nähe des Blonden Sicherheit für sie bedeutet, zumindest nach dem ersten Besuch in einem dieser merkwürdigen Dörfer. Irgendwie vermisste sie diese Selbstsicherheit in seinen Augen. Für jemanden, der Deidara nicht näher kannte, wirkte er wahrscheinlich wie immer, doch Ino konnte deutlich erkennen, dass er sehr darauf bedacht war, sich im Moment bloß nicht zu viel zu erlauben. Sie fand das sehr schade, denn diese Unbeschwertheit mochte sie sehr an ihm. Aber das würde er mit der Zeit sicher wieder zurückbekommen, sie hoffte es.

Mit einem kräftigen Ruck war das Mädchen wieder auf den Beinen und sie machten sich auf den Rückweg.
 

Wieder in seinem Zimmer angekommen, schloss er das Fenster, das immer noch offen stand und ließ sich dann auf sein Bett fallen. Gedankenverloren verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Decke. Viel konnte er sich bei diesem verdammten Hundebengel ja nicht erlauben. Wenn Ino nicht rechtzeitig aus dem Fenster gesehen hätte und zu ihnen nach draußen gesprungen wäre, hätte er wieder umdrehen und hier her zurück marschieren müssen, da war er sich sicher. Außerdem waren ihm die feindseligen Blicke nicht entgangen, die seinen Rücken die ganze Zeit durchlöchert hatten. Irgendetwas hatte der Junge gegen ihn und er war sich sicher, dass das nicht nur mit Inos Entführung zu tun hatte. Eigentlich hatte er sogar schon eine Vermutung, was es war: Kiba war in Ino verliebt. Schließlich hatte er das Leuchten in seinen Augen bemerkt, als die Blonde mit dem Jungen sprach. Aber falls das stimmte, könnte es ziemlich unangenehm werden. Eifersucht war schließlich ein ziemlich gefährliches Gefühl, zumindest für denjenigen, gegen den sie gerichtet war. Zugegeben, es war nur eine Vermutung, aber wenn sein momentaner, nächtlicher „Leibwächter“ wirklich eifersüchtig auf ihn war, dann könnte es schon bald Probleme geben, denn er hatte nicht vor, sich von seiner Freundin fern zu halten.

Aber bevor er den Teufel an die Wand malte, sollte er sich erst einmal Gewissheit verschaffen.

In diesem Moment riss ihn das Knarren der Tür aus seinen Gedanken. Er musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wer da gerade unerlaubterweise sein Zimmer betrat. Seufzend setzte sich der Blonde auf und drehte sich zum Eingang. Von Anklopfen hatte der Junge wohl noch nie etwas gehört, aber er würde es dieses Mal gut sein lassen, wollte er doch ohnehin mit ihm sprechen.

Böse funkelten Deidara die Augen seines Nachtwächters entgegen, der ihn damit wohl zu töten versuchte. Innerlich musste der Braunhaarige förmlich kochen.

"Vielleicht habe ich Glück und er explodiert gleich." Der Künstler konnte sich diesen scherzhaften, gedanklichen Kommentar einfach nicht verkneifen, auch wenn er wusste, dass er eigentlich ernst bleiben sollte. Aber das erneute, leichte Zittern des Körpers seines Gegenübers, das seine Unsicherheit wieder Kund tat, nahm der ganzen Szene wieder einmal den Ernst.

Dennoch ließ sich der Blonde nach außen hin nichts anmerken, wie dumm der Junge gerade für ihn aussah, und wartete einfach ab. Schließlich war der Bengel sicher nicht in seine Privatsphäre eingedrungen, um ihn eine gute Nacht zu wünschen.

„Wag das ja nicht noch einmal.“, presste Kiba schließlich aus zusammengebissenen Zähnen hervor.

Einen unverständlichen Blick aufsetzend starrte der Iwa-Nin zurück.

„Was denn, hm?“, fragte er scheinheilig, obwohl er schon einen Verdacht hatte, was der Junge meinte. Dieser bestätigte sich auch sogleich.

„Komm Ino nicht mehr zu nahe.“ Seine Stimme war gefährlich ruhig, sodass sich Deidara sicher sein konnte, dass er es ernst meinte. Halten würde er sich trotzdem nicht daran. Warum sollte er sich auch von dem Mädchen fern halten? Sie war hier die Einzige, zu der er halbwegs Vertrauen hatte. Außerdem sah es nicht so aus, als ob sie wollte, dass er von ihr fern blieb.

„Warum sollte ich?“, meinte er daher, erhielt aber keine Antwort. Für Kiba war das Gespräch wohl damit beendet, denn er drehte dem Blonden den Rücken zu. Dieser war aber noch nicht fertig mit ihm.

„Bist du in Ino verliebt, hm?“, fragte er ungehalten, wobei er mehr auf eine Reaktion hoffte, als auf eine Antwort.

Diese folgte auch sofort, denn der Braunhaarige blieb ruckartig stehen. Schnell drehte er sich zu dem ehemaligen Akatsuki um. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, rief er wütend und stapfte dann aus dem Zimmer.

Volltreffer! Da hatte Deidara wohl ins Schwarze getroffen, mit seiner Vermutung, denn der Junge war im Gesicht hochrot angelaufen. Natürlich konnte das auch von der Wut sein, aber irgendwie glaubte der Blonde das nicht. Außerdem war die Reaktion gerade eindeutig gewesen. Wieso sollte er sich sonst so aufregen. Na das konnte noch heiter werden. Jetzt hatte er einen eifersüchtigen „Bodyguard“ am Hals. Wer schützte ihn bitte vor diesem? Nun gut, er würde ihn nicht angreifen, aber wer sagte denn, dass er nicht versuchen würde, ihn wieder ins Gefängnis zu bringen. Plötzlich fand er Sasuke als seinen Schatten gar nicht mehr so schlecht.



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