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Nummer Neun

von

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Sesshomaru stand unbewegt an Ort und Stelle.

Hier verlor sich die Spur, der er, so schnell er konnte, gefolgt war. Der Regen hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und wusch alle Hinweise davon, die ihn zu Rin führen konnten.

Aufgeben würde er jedoch niemals. Genauso wenig, wie er sich darum kümmerte, dass er komplett durchnässt war.

Auffallend laut brach hinter ihm ein abgehetzter Jaken mit Ah-Uhn aus dem Gebüsch hervor. „Meister!“, japste der der kleine Yokai, ehe seine kurzen Beine nachgaben und er erschöpft zu seinem Herrn aufsah.

Den Schnabel bereits zum Sprechen geöffnet, besann sich der Kappa eines Besseren. Nein, selbst er wagte es nicht, seinen Herrn in diesem Zustand anzusprechen. Er würde sich hüten, es jemals laut auszusprechen, aber Rin war Sesshomarus Mündel und stand unter seinem Schutz. Der Daiyokai würde nicht eher ruhen, bis er das Kind in Sicherheit wusste.

Das Wetter wurde immer schlechter und erschwerte die Situation um einiges. Es stand außer Frage, dass der stolze Inu mehr als nur leicht verstimmt war.

Dann aber kam dem Kappa etwas anderes in den Sinn. Sollte er es wagen, trotz der Gefahr, die Wut seines Herrn abzubekommen? Andererseits, es ging um die kleine Rin und so lästig das Gör auch war, hatte selbst er sie zu schätzen gelernt. Kaum ein anderer kleiner Mensch hätte das eigene Leben riskiert, um ihn zu retten.

Das gab den Ausschlag. „Mein Herr, etwa zwei Tagesmärsche nördlich von hier, gibt es eine kleine Stadt. Ein beliebter Sammelpunkt bei Banditen und Söldnern.“

Auch wenn er nicht genau wusste, nach wem oder was sie suchten – dass sie dort Informationen bekommen würden, stand außer Frage. Das Pack kannte sich nun mal untereinander.

Den selben Gedanken hatte auch Sesshomaru. Die nicht länger vorhandene Fährte konnte er vergessen, demnach war das ihr einziger Anhaltspunkt.

Wortlos setzte er sich in Bewegung, fest entschlossen, die zwei Tage zu unterbieten.
 

~ ~ ~
 

Rin blinzelte mehrmals und versuchte die Überraschung zu verarbeiten.

Daher bekam sie nicht mit, wie die Silberhaarige ging und nach einigen Minuten wieder kam. Im Schlepptau hatte sie zwei Menschen – eine Frau und einen Mann –, die beide eine Kette um den Hals trugen. Erst jetzt registrierte Rin, dass an jeder davon eine Marke baumelte, wie bei allen anderen auch. Beide waren blass und blickten mit abgestumpften Augen in die Ferne.

Der Menschenfrau hingen etliche braune Strähnen wirr im Gesicht, doch sie schien es nicht einmal zu bemerken. Sie hielt lediglich demütig und abwartend einen Stapel Papiere auf dem Arm sowie Tinte und Pinsel in ihrer Hand.

Wofür brauchten sie Schreibutensilien? Der Mann hingegen zog mühsam einen Sack hinter sich her und war sichtlich erleichtert, als die Youkai stehen blieb und die Tür zur ersten Zelle öffnete.

Die Neuankömmlinge sahen allesamt ängstlich zu, wussten sie doch nicht, was dies zu bedeuten hatte.

Die Frage wurde aber schnell geklärt, als ‚Neun‘ sich eine der Gefangenen schnappte, sie hochzog und musterte.

Rin kannte die junge Frau, sie hieß Hinagiku und war sehr nett. Sie war eine der wenigen Dorfbewohner, mit denen sie sich schnell gut verstanden hatte. Sie sollte bald heiraten.

Jetzt aber wurde Hinagiku gedreht, sogar den Mund musste sie öffnen und die Zähne begutachten lassen. Die Untersuchung wurde damit abgeschlossen, dass ‚Neun‘ an ihr schnupperte.

Da sie nun alles zu wissen schien, was sie wollte, hielt sie dem Menschen hinter sich eine Hand hin.

Dieser schien genau zu wissen, was verlangt war und reichte der Yokai einen Ring mit Marke – und ehe es sich Hinagiku versah, trug auch sie das Zeichen der Knechtschaft um den Hals.

„Dein Name…“, murmelte die namenlose Dienerin und reichte der Youkai ein Brett, das sie unter dem Stapel gehalten hatte, dazu ein Blatt und hielt ihr das Tintenglas. „… hat keine Bedeutung mehr.“

Rin vermutete, dass ‚Neun‘ die gesammelten Informationen für ihren Herrn aufschrieb. Damit fertig widmete sie sich der nächsten Gefangenen.

Die nächsten beiden fügten sich ebenso in ihr Schicksal wie Hinagiku es getan hatte, doch die Vierte wehrte sich gegen den Griff der Youkai und rief verzweifelt: „Fasst mich nicht an! Hört-“

Schon flog Reika gegen die Gitter und stieß vor Schmerz einen leisen Schrei aus, als ihr Rücken gegen das harte Metall prallte. Panisch und sich die schmerzende Wange haltend, versuchte sie zurückzuweichen, doch es gab nichts. Nichts, wohin sie hätte fliehen können.

Schweigen herrschte in dem gesamten Raum und alle besahen sich ängstlich die Szene.

‚Neun‘ senkte die Hand und legte den Kopf schief. Das war das Dumme an Neuankömmlingen, sie wehrten sich. Sinnlos.

Sie bedeutete der Leibeigenen hinter sich, ein paar klärende Worte zu sagen, um weitere solcher Vorkommnisse zu verhindern. Ihr Herr mochte keine beschädigte Ware und sie musste immer aufpassen, um die Menschen nicht zu verletzen.

„Seid froh, das Nummer Neun eure Untersuchung leitet, sie prüft vieles durch euren Geruch. Alternativ können wir euch gerne abtasten und auch mit der Hand prüfen, wer von euch Frauen noch unberührt ist. Umso weniger ihr euch wehrt umso besser wird es euch ergehen. Ein gehorsamer Sklave hat weniger zu befürchten, als ein aufmüpfiger.“

Neben sich hörte Rin die anderen Kinder schluchzen.

Mit dem Weinen hatten sie schon vor einigen Tagen aufgehört, da ihnen die Kraft fehlte, doch spätestens die kleine Rede hatte ihnen allen ins Gedächtnis gerufen, wo sie waren und warum. Jeder, der es verdrängt hatte, war unsanft zurück in die Realität gerissen worden.

Den Schock nutzend, machte sich die Youkai wieder daran, alles aufzuschreiben und die Ringe anzulegen.

Als sie die Zelle mit den Männern öffnete, sprangen drei auf und versuchten zu flüchten.

Rin sah weg.

Wie ihr die kommenden und äußerst unangenehmen Laute verrieten, hatten sie eine schmerzhafte Lektion erhalten.

Wo blieb nur Sesshomaru-sama? Sie wollte hier weg, einfach nur weg.

Warum waren sie hier? Wieso musste ausgerechnet ihr Dorf überfallen werden, während Kagome, InuYasha und die anderen nicht da waren? Als sie komplett schutzlos waren?

Ein Quietschen und lauter werdendes Wimmern ließen Rin aufsehen. Nun waren also sie an der Reihe.

Obwohl sie mitbekommen hatte, was die Dämonin tat, verspürte Rin dennoch keine Angst. Zumindest nicht vor ihr. Vor der Situation ja, aber nicht vor der Frau, die ihre Befehle zu befolgen hatte.

‚Neun‘ hielt einen Moment inne.

In den unzähligen Jahren, in denen sie das hier bereits tat, hatte sie viele Reaktionen gesehen. Angst, Panik, häufig auch Resignation und Lethargie, oder Wut.

Doch das ungefähr zwölf Jahre junge Mädchen, das nun an der Reihe war, war ... seltsam.

Sie war neugierig, interessiert.
 

Obwohl sie sich davor fürchten sollte, gleich ebenfalls eine Kette um den Hals zu tragen, konnte Rin nicht anders und musste den Moment nutzen, um ‚Neun‘ aus der Nähe zu mustern.

Sie hatte goldene Augen, in denen gerade leichte Verwirrung geschrieben stand.

Auf jeder Wange trug sie je einen an den Rändern gezackten blauen Streifen.

Ob sie wohl dem gleichen Stamm entsprungen war, wie ihr Meister Sesshomaru? Nur was verschlug dann eine Inu – die sie bestimmt war – zu solchen MENSCHEN? Und das auch noch in einen solchen Stand? Wie ihr Name wohl war? ‚Neun‘ konnte es nicht sein.
 

‚Neun‘ fing sich derweil und schüttelte innerlich den Kopf. Da wurde selbst sie noch überrascht, dabei dachte sie, längst alles gesehen zu haben, was es an diesem Ort gab.

Viel zu ruhig, für jemanden ihres Alters, ließ das Menschlein die Musterung über sich ergehen.

Als ‚Neun‘ schließlich an ihr schnupperte, um sicher zu stellen, dass sie nicht krank war, sog sie öfters als nötig die Luft ein.

Das gab es doch nicht – das Kind roch nach einem anderen Inu! Der Geruch war alt, aber vorhanden. Was war das nur für ein seltsames Persönchen!

Es änderte aber nichts an ihrer Aufgabe und dieser kam sie nach.
 

‚Neun‘ kannte die Gewohnheiten der Neuankömmlinge. Viele von ihnen versuchten in ihrer ersten Nacht auszubrechen, daher wartete die Yokai, bis die Sonne untergegangen war.

Kenzo blickte nur kurz auf, als sie sich von ihrer Position erhob.

Bis gerade eben hatte sie aus den erfassten Daten ausgerechnet, wie viel jeder der Neuen wert war. Zuletzt hatte sie das Hundemädchen berechnet. Schriftlich festgehalten hatte sie ihre Feststellung nicht, war es für den Händler doch irrelevant.

„Du bist danach fertig für heute. Geh schlafen“, äußerte ihr Besitzer.

Er selbst war damit beschäftigt, ihre durchgearbeiteten Dokumente anzusehen und zu entscheiden, was weiter mit der Ware geschehen sollte.

Wie schon sein Vater hatte Kenzo Nummer Neun geerbt, hatte bereits als junger Knabe, der seinem Erzeuger bei dessen Geschäften über die Schulter guckte, gesehen wie zuverlässig sie arbeitete. Zu schade, dass es viel zu selten die Möglichkeit gab, solche Youkai zu ergattern.

Umso stolzer war seine Familie auf diesen kostbaren Besitz. Selbstredend war sie unverkäuflich und schon seit Generationen das wertvollste Erbstück, das sie besaßen.
 

‚Neun‘ hingegen betrat beinahe lautlos die Unterkunft der Gefangenen.

Bewusst schmierte niemand die Scharniere der Tür, damit man es sofort hörte, sollte jemand diese öffnen. Ein praktischer Trick, den sie von Händlern aus dem Westen gelernt hatten.

Sie selbst jedoch verursachte keinen Ton, als sie mit geschärften Sinnen den Gang entlang schritt und in jedem Abteil nachzählte, ob noch alle da waren und einen Blick auf die Schlösser warf.

Heute schien es eine ruhige Nacht zu werden. Das Frischfleisch, wie manche so schön sagten, schien viel zu mitgenommen, um im Schutz der Nacht eine Flucht zu starten.

Entgegen ihrer Gewohnheit machte ‚Neun‘ halt und blickte nach rechts. Hatte sie sich doch nicht geirrt, dass nicht alle so tief schliefen, wie angenommen.

Verschlafen blinzelte ihr das Hundemädchen entgegen, ehe ihr Blick wacher wurde und sie vorsichtig näher kam.

Es gab diese seltenen Momente. Momente, in denen die Goldäugige ein leichtes Bedauern spürte, wenn jemand zu einer Nummer degradiert wurde. Doch meistens verklang dieses Gefühl so schnell wie es kam.

Dies war einer von ihnen.

Das Menschenkind lächelte sie etwas an: „Ich heiße Rin, und Ihr? Warum seid Ihr hier?“, ehrliche Neugierde blitzte in den braunen Augen auf.

‚Neun‘ gab lediglich einen tonlosen Seufzer von sich. Rin würde hoffentlich an einen guten Herrn gehen. Es wäre schade, wenn sie ihre ungewöhnliche Art verlor.

Nichts davon lag in ihrer Hand, daher schritt sie weiter. Nicht, dass sich der Herr noch fragte, wo sie blieb.

Die Anweisung, dass sie schlafen gehen sollte, war ein eindeutiger Hinweis. An sich war es unnötig, ihr dies zu Befehlen. Zum einen verrichtete sie mehr Verwaltungsaufgaben als körperlich Anspruchsvolle und zum anderen brauchte sie allgemein wenig Schlaf.

Einer ihrer ersten Herren, unter denen sie aufwuchs, hatte gemeint, dies lag daran, dass sie aus einem starken Clan stammte. Sie sei eben ein Glücksgriff gewesen.

Nun, er musste es wissen. Es hatte ihm dennoch nichts geholfen, als er und seine Familie von einer verfeindeten Familie überrascht und getötet wurden. Nur einer ihrer zahlreichen Besitzerwechsel.

Längst war es für sie normal geworden, dass ihr Herr alle paar Jahrzehnte wechselte. So waren die Menschen eben, kurzlebig wie eine Kerze im Wind.

Sie prüfte die Tür, die direkt ins Freie führte und durch die die Ware in der Regel geführt wurde. Auch diese war fest verschlossen.

Als sie zufrieden den Gang zurück schritt, um durch den Durchgang ins Haupthaus zu gelangen, war auch Rin eingeschlafen.
 

Die Silberhaarige lief an Kenzo vorbei, der immer noch über Papieren hing und erklomm die Leiter, die ins obere Stockwerk führte. Die Leibeigenen der Familie schliefen ein Stockwerk tiefer und die angeworbenen Youkai hatten ihren Ruheplatz in einem weiteren Anbau.

Sie, das wertvollste Stück der Sammlung, war in einer kleinen Kammer im oberen Stockwerk untergebracht. Neben ihrem Raum waren gewöhnlich die Kinder untergebracht, doch der Herr hatte keine Nachkommen, die dort schlafen konnten.

Seit langem schon hatte er Pech mit seinen Ehefrauen. Warum auch immer, keine schaffte es, ihm einen Erben zu schenken. Wenn sie nicht bei der Geburt starb, dann spätestens wie Frau Nummer zwei und drei, weil sie einfach nicht empfingen, oder wie Frau Nummer eins, die eine Tochter gebar.

In einigen Tagen sollte Nummer fünf hier einziehen.

Und sie? Würde mal wieder dastehen und sich fragen, wann er aufgab und es einfach wie sein Großvater tat. Der hatte nie eine Frau geehelicht, sondern einfach eine seiner Leibeigenen geschwängert.

Sie selbst fiel da raus, da das Ergebnis ein Hanyou wäre. Das hatte sie wohl davor bewahrt, nicht längst zu eben jenem Zweck genutzt zu werden.

Wäre ja noch schöner, wenn sie einen solchen Bastard austragen müsste. Ein paar davon hatten sie schon in ihren Kerkern gehabt und es war jedes Mal eine Herausforderung sie zu verkaufen. Sie waren nutzlos und brachten nichts als Ärger ein.

Längst lag sie auf ihrem Lager aus Stroh, hatte sich aber auf die Decke gelegt, da sie nicht vorhatte, tatsächlich zu schlafen.

Der Mond war bereits ein gutes Stück gewandert, als sie hörte, wie jemand ihre Kammer betrat.

‚Neun‘ rührte sich nicht, hatte sie doch längst mit ihm gerechnet.

Da sie wusste, wen sie sehen würde, machte sie sich auch nicht die Mühe, die Augen zu öffnen.

Ihr Yukata wurde geöffnet und zur Seite gestrichen, Hände wanderten über ihren wohlgeformten Körper. All das spürte sie wie durch Watte, ihr Geist zog sich immer weiter zurück, während sich ein Gewicht auf sie schob, ungeachtet der Tatsache, ob sie dies aushielt oder nicht.

Wohl ein weiterer Grund dafür, warum die Herrschaften sie oftmals vorzogen. Keine Beschwerden, ein schöner Körper und das Wichtigste: Es war unmöglich, sie unabsichtlich zu schwängern. Das Blut ihrer fruchtbaren Tage war nicht zu übersehen und verschaffte ihr damit alle paar Monate eine kurze Schonfrist.

Nur am Rande spürte sie, wie ihre Schenkel auseinander geschoben wurden und er in sie eindrang.

Es wurde Zeit, dass er wieder eine Frau auf dem eigenen Lager hatte und sie in Ruhe ließ. Da freute sie sich schon richtig auf den Einzug ihrer neuen Herrin!
 


 

Rin und die anderen wurden unsanft aus ihrem Schlaf gerissen.

Der rothaarige Entführer schlug mit einer Eisenstange gegen die Gitterstäbe, während er den Gang entlang schritt.

Müde setzte sie sich auf und erkannte, dass der Herr des Hauses mit der Silberhaarigen dastand und seinen Blick schweifen ließ, ehe er abwesend nickte. Noch ein „Ihr kennt eure Aufgabe“, war zu hören, als er sich umdrehte und ging.

Die Inu hatte wieder ein Brett dabei, auf dem sich augenscheinlich eine Liste befand.

‚Neun‘ wartete noch, bis Tomi, der Anführer der Söldner, mit zweien seiner Männer wieder kam, ehe sie anfingen, die gewünschte Ware aus den Zellen zu holen.

Bei der letzten Nummer stockte sie. Das kam schnell. Normalerweise behielten sie die Menschen länger hier, um sie zu zermürben.

Dennoch stand das komische Menschenkind ebenfalls dort.

Andererseits war die nächste Auktion genau für diese Altersklasse gedacht und das Kind sehr ruhig und gefasst…
 

Rin stockte der Atem. Bisher hatte es niemanden aus ihrem Dorf erwischt, was sie sehr erleichterte.

Bis die Goldäugige bei ihnen stehen blieb und auf sie selbst deutete.

Der Schock lähmte ihre Glieder und sie stolperte mehr, als dass sie lief, zu den anderen ‚Auserwählten‘ hin. Es waren noch vier Mädchen und zwei Jungen, die allesamt etwa so alt wie sie waren. Doch alle hielten den Blick gesenkt und machten keinerlei Anstalten, sich von selbst zu rühren. Sie hatten kapituliert.

Grob wurden sie von einem anderen Youkai raus zu einem Karren getrieben und schnell kletterte Rin freiwillig auf die Ladefläche, nachdem sie gesehen hatte, wie das erste Mädchen mit unsanft aufgeladen wurde.

Ihr Blick ging nach vorne zu dem Zugtier. Es war ein zweiköpfiger Drache. Obwohl seine Schuppen feuerrot waren, erinnerte er sie schmerzhaft an Ah-Uhn. Sie wünschte sich ihren geschuppten Freund mehr denn je an ihre Seite, denn dann waren auch Jaken und Meister Sesshomaru nicht weit.

Tag fünf war angebrochen. Sie wurden bestimmt längst gesucht und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie befreit wurden. Und dann würden sie zurück ins Dorf gehen und sie konnte wieder zu Kaede ziehen. Ganz sicher!

Der Karren setzte sich in Bewegung, ganze fünf der bewaffneten Dämonen geleiteten sie zu ihrem nächsten Ziel.

Rin sah zurück zu dem unscheinbaren Bau, in dem die restlichen Dorfbewohner saßen. An der Tür stand ‚Neun‘, die ihnen mit den Augen folgte.

Die Blicke der beiden ungleichen Personen trafen sich und die Zwölfjährige begriff. Die Fremde sah IHR nach, nicht der Gruppe.
 

~~~
 

Sesshomarus Mundwinkel verzogen sich gen Boden.

Alles hier widerte ihn an. Der Geruch, die Menschen, die Dämonen, die Gegend…

Er war ohne Jaken unterwegs, hatte seinen Diener gemeinsam mit dem Drachen in sicherer Entfernung zurück gelassen. Er konnte nicht auch noch auf die beiden achten, nicht an diesem Ort, an dem hinter jeder Ecke Gefahr lauerte.

Wenn er zu auffällig nachforschte, würde das Wellen schlagen. Jemand könnte den Händler warnen und eben dies galt es zu verhindern.

Sein Weg führte an einer Gruppe betrunkener, menschlicher Banditen vorbei, die Arm in Arm durch die Stadt torkelten.

Der Geruch biss in seiner Nase und der Inu entschied ab jetzt besser durch den Mund zu atmen. Anders war es für ihn und seinen feinen Geruchssinn einfach nicht auszuhalten.

Vor einer der ‚besseren‘ Spelunken hielt er inne und lauschte einen Moment. Trotz der Tatsache, dass es erst früher Nachmittag war, schien dort drinnen bereits einiges los zu sein und angeheiterte Stimmen waren zu vernehmen.

Er musste ja nicht unbedingt das Gespräch suchen, wenn er einfach nur lauschte, sollte er die gewünschten Informationen ebenfalls aufschnappen können.

Den Drang unterdrückend, einen tiefen Atemzug zu nehmen und die Gerüche zu durchforsten, trat der Daiyokai ein. Niemand nahm Notiz von ihm und er schritt durch den Schankraum, auf der Suche nach einer ruhigen Ecke, von der aus er lauschen konnte.

Diese fand er relativ schnell und ließ sich auf einer Bank nieder, nach wie vor sein Youki unterdrückend.

Wachsam wanderten seine goldenen Augen über die Anwesenden. Spieler, Männer, die sich über die Vorzüge der ansässigen Freudenhäuser unterhielten, Kontaktmänner, die Söldner anheuern sollten…

Dann hörte er doch etwas viel versprechendes.

„… fünf Tagen ein Dorf überfallen und ordentlich Beute gemacht. Wir sollten auch Youkai anheuern, die machen ihre Arbeit verdammt gut. Außerdem, sein Schoßhund ist auch ein Vermögen wert.“

„Die Kleine, die lediglich eine Goldkette tragen soll? Das ist doch lächerlich! Als ob eine dieser Bestien so fügsam wird!“

„Genau die. Ich sags dir, Kenzo macht es richtig! Du kannst dich auch gern selbst davon überzeugen! Er lebt…“

Der Fürst der westlichen Länder lächelte schon fast, das musste der Gesuchte sein. Das ging schneller als gedacht. Er wartete noch einen Moment, ehe er das Gebäude wieder verließ.

Ohne Rücksicht auf Verluste raste er durch die Gassen, raus aus der Stadt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rinnava
2015-09-03T10:23:06+00:00 03.09.2015 12:23
wieder ein guts kapi
ich bin schon gespannt wie es weiter geht
und freue mich schon auf das nächste
Lg Rin


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