Zum Inhalt der Seite

Let's become a Ninja!

Kapitel 38 erneuert!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlaflose Nächte

Intensiv blickte sie ihn an, besah in kurzen Augenbewegungen seinen Körper. Es waren keine Auffälligkeiten erkennbar, aber nach näherem Hinsehen erkannte Kurai den Schnitt am Oberarm, den der Arzt ihm beigebracht hatte. Er war schmal und bereits geronnen, doch der Schorf hatte sich gelblich verfärbt. Zusätzlich erkannte Kurai im Mondlicht dunkle Flecken von der Wunde ausgehend, sie sich über den kompletten Oberarm zogen.

Was war das?

Hilflos rüttelte sie ihn an der Schulter, aber nur ein leises Keuchen von Schmerz verließ seine Lippen. Er musste schleunigst nach Hause - was immer ihn auch quälte -, in Konoha-Gakure würde man ihn behandeln.

Kurai blickte nach draußen. Eigentlich war Nachts zu reisen die sicherste Methode und so hatte das Fuchsmädchen keine Furcht, doch die Überlegung plagte sie, wie sie Kakashi nach Hause kriegen sollte. Auf den Rücken konnte sie den Mann unmöglich nehmen, dafür war er zu schwer.
 

Der Glanz ihrer Augen wirkte stumpf im Licht des Vollmondes. Kurz blickte sie sich um und suchte den richtigen Weg - verließ sich dabei auf die Richtung, in die der Meister mit ihr gewollt hatte - und dann legte sie Kakashis gesunden Arm um ihren Nacken und hievte den Mann ins Stehen. Schlaff hing sein Körper herab und Kurais Knie knickten augenblicklich unter seiner Last ein, aber der silberhaarige Jo-Nin schien nicht vollkommen ohnmächtig zu sein, denn sonst wäre er ihr wie ein Sack aus dem Griff gerutscht. Er hielt sich verkrampft auf den Beinen und sein sichtbares Augenlid zuckte nun.

»Meister...«, sprach Kurai ihm zu, »Wir müssen nach Konoha. Versuch' zu gehen... Ich kann dich nicht allein tragen.«

Aus seiner Kehle drang ein heiserer Laut, den Kurai zu ihrem Ärgernis nicht verstand. Sein Gewicht wurde leichter, er schob einen Fuß vor den anderen und Kurai schleppte ihn des Weges weiter.

Innerhalb weniger Zeit sammelte sich Schweiß auf ihrer Stirn und unter ihren Armen. Zwar half Hatake ihr, so wog er dennoch mehr, als Kurai jemals gedacht hätte. Sein Rücken war viel breiter als der Ihre und er war fast zwanzig Zentimeter größer als sie, aber trotzdem hatte er immer eher dünn gewirkt. So konnte man sich eben täuschen.

Kurai war nicht in unmittelbarer Gefahr und brauchte deshalb auf keinerlei Hilfe von Kyuubi hoffen. Ein kleiner Teil in ihrem Innern freute sich allerdings über diesen Fakt: Kakashi hatte ihr schon wieder das Leben gerettet und jetzt wollte sie ihm endlich mal mit eigener Kraft helfen. Obwohl sie kurze Minuten später ernüchtert feststellte, dass es ja auch nur ihre Schuld war, dass es dem Meister jetzt schlecht ging.

Was er wohl haben mochte? Im Glauben, das Skalpell wäre in einem Betäubungsmittel getränkt gewesen sorgte sie sich nicht übertrieben.
 

Nach fast einer Stunde begann Kurais Rücken brennend zu schmerzen und es stach in ihrem Brustkorb. Der Körper des Mädchens war solcherlei Belastung nicht gewöhnt und Kakashi wurde zunehmend schwerer, weshalb sie bald eine Pause machte. Inzwischen war sie fast so geschwitzt wie im Todeswald und die Wunden, die dieser Verrückte ihr beigebracht hatte pulsierten im Rhythmus ihres Herzschlages. Ein nasser Fleck zwischen ihren Schulterblättern erweckte den Anschein, dass einer der Kratzer wieder aufgerissen war. Aber dieses Problem war nicht halb so groß wie das, was Kakashi hatte. Es erschwerte Kurai seinen Transport allerdings zunehmend.
 

Für den Moment hatte Kurai ihren Sensei am Boden abgelegt. Sie sah ihn an und zögerte. Ob er Fieber hatte?

Das Fuchsmädchen hob die Hand und streckte sie in seine Richtung, verharrte dann aber erneut. Schließlich schob sie so vorsichtig wie irgendwie möglich die Hand unter das Konoha-Band und fühlte seine Stirn. Sie war glühend heiß und obendrein schweißnass. Wenige Sekunden verharrte ihre Handfläche auf seiner Stirn und selbst da bemerkte sie, dass er Schüttelfrost haben musste.

Gleichzeitig fiel ihr aber eine seiner silbernen Haarsträhnen auf den Handrücken und fast panisch zog sie den Arm wieder zurück. Schleunigst verdrängte das Mädchen die Erinnerung an diese weiche Berührung und wandte sich dem Fieber zu.
 

»Verdammt...«, murmelte sie und erschrak, als Kakashi sich plötzlich bewegte.

»Geht es dir besser?«, fragte Kurai hoffnungsvoll, doch im nächsten Moment tadelte sie sich für diesen dummen Kommentar. Der Schweiß perlte ihm von der Stirn, unter seinen Augen hatte sich die Haut gerötet und sein Haar hing schlaff herab - die Haut um seine Wunde herum sah furchtbar aus und er fror. Natürlich ging es ihm nicht besser...

Er blickte sie an und sagte nichts, so als wäre er verwirrt. Kurai indes rang mit der Angst, er habe ihre Geste von eben bemerkt und stand auf, stützte Kakashi erneut, drückte ihn ins Stehen.

»Was ist los mit dir?«

»Ich...«, begann er leise - seine Stimme klang tiefer und rauer als sonst und dies jagte Kurai eine Gänsehaut über den Rücken, »...Ich muss mir... irgendwas geholt haben...«

»Dann komm«, meinte Kurai daraufhin und lief mit ihm los. Was geholt? Eine Krankheit? Aber welche denn nur und wie lange hatten sie Zeit, bis es ihm wirklich schlechtgehen würde? Sicherlich nicht viel.
 

Kakashi blieb fast die Hälfte des Weges bei Bewusstsein. Er sprach nicht und sein Auge war zumeist geschlossen, was Kurai am Anfang besorgte und danach mit unglaublichem Stolz erfüllte. Er zeigte tötliche Blöße und dies bedeutete, dass er Kurai sehr vertrauen musste. Diese Erkenntnis spornte sie an und gab ihr Kraft, aber der Schmerz in ihren eigenen Wunden und die Müdigkeit und Erschöpfung in ihrem Körper setzten ihr zu. Die Nacht wandte sich bereits zum Morgen, als Kurai ohne Vorwarnung einknickte und schmerzhaft auf die Knie prallte. Der Meister schien mit jedem Schritt drei Kilo zuzunehmen und von Kurais Gesicht tropfte das Wasser zu Boden. Sie war vollkommen am Ende, trimmte sich aber zum Durchhalten. Keine ihrer Hände hatte sie frei - eine war um Kakashis Seite gelegt und die Andere hielt sein Handgelenk um ihren Hals - und in dieser Pose waren sie ständig in Gefahr. Einen eventuellen Angriff würde Kurai so nicht abwehren können und das wusste sie.
 

Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Tore von Konoha-Gakure erblickte. Die Erleichterung schlug mit einem Hieb das Knäul entzwei, welches sich schon länger um ihre Eingeweide geschlungen hatte und jetzt begannen die Beine des Mädchens zu zittern. Im Geiste schloss sie unbewusst mit der Reise ab und dies raubte ihr die Kraft, die sie die ganze Zeit über so mühsam aufrecht erhalten hatte.
 

Ein letztes Mal nahm Kurai alles zusammen, was ihre Muskeln und ihr Wille hergaben und schleppte ihren Meister zum Krankenhaus von Konoha. Dort riss man ihr den Mann sofort aus der Hand und vertröstete sie im Warteraum, ehe man das Mädchen selbst behandelte. Man verband ihre Arme und ihre Taille, rieb verbrannte und aufgekratzte Stellen mit Salbe ein und nähte sie schließlich zwischen den Schulterblättern. Kurai war nicht aufgefallen, dass die Wunde hinten dermaßen tief war - vielleicht erklärte dies auch ihre Schwäche, welche das Fuchsmädchen allerdings erfolgreich verbarg. Tief in Sorge und Gedanken spürte sie noch nicht einmal die Stiche der Nadel und das Brennen der Desinfektion - stumm verharrte sie und hoffte.

Man wollte sie nach Hause schicken, doch Kurai ließ sich nicht abwimmeln und wartete weiter. Es musste eine halbe Stunde gewesen sein, vielleicht mehr, vielleicht weniger - sie nahm es nicht wahr. Erst als eine weiß gekleidete, blonde Krankenschwester zu ihr kam und sie sprechen wollte erwachte Kurai aus ihrer Trance.

»Wie geht es ihm?«, fragte sie hoffnungsvoll und blickte der Frau in die dunklen Augen.

»Er hat eine Sepsis mittlerer Stärke erlitten«, kam als Antwort, »Das ist nicht gut.«

»W-Was?«, unsicher blickte Kurai die Schwester an, »Was ist Sepsis?«

»Dein Meister hat eine Blutvergiftung«, stellte sie klar, »Er hat dadurch hohes Fieber bekommen. Seine Blutplättchen haben sich verringert und inzwischen leidet er auch unter Atemproblemen.«

»Und... Aber...«, begann Kurai, denn das ernste Gesicht ihres Gegenübers machte ihr Sorgen, »E-Er... Er wird doch wieder... gesund...?«

Sie seufzte und Kurais Herz sprang schmerzhaft auf.

»Er könnte daran sterben«, sagte sie dann, »...Das Risiko liegt etwa zwischen dreißig und fünfzig Prozent.«

Dieser Satz schlug Kurai auf den Magen und versetzte sie zeitgleich in eine Art Starre, aus der sie sich so bald nichtmehr lösen sollte. Stumm stierte sie die Frau vor sich an, sagte keinen Ton und wartete bangend darauf, dass dies ein Scherz war und das man diesen bald auflösen würde.
 

Aber es war kein Scherz. Kakashi lag auf der Intensivstation, bekam Sauerstoff und Blut und schwebte tatsächlich in Lebensgefahr. Man untersagte ihr den Besuch in den nächsten zwei Tagen und gab ihr daraufhin ein Beruhigungsmittel, welches schnell anschlagen und sie schlafen lassen sollte. Kurai ließ es gedankenversunken in der Tasche verschwinden und der Weg nach Hause war wie in Sekunden getan - die kalte Luft schlug dem Mädchen entgegen, es nieselte inzwischen leicht und die blass aufgehende Sonne war von hellgrauen Wolken verdeckt. Unwirklich nahm sie den Boden unter ihren Füßen wahr, warf zu Hause die Tablette in den Mülleimer und legte sich ins Bett. Ihr Rücken brannte pulsierend, ihre Augen waren trocken und gerötet. Trotz ihrer Sorge schlief sie wenige Minuten später ein und erwachte erst nach fast fünfzehn Stunden wieder.
 

Es war der Tag, der sie schmerzte. Sekunden vergingen wie Stunden, als hätte die Zeit angehalten. Kurai wusste, dass sie zum Hokage gehen sollte um Bescheid zu geben, dass sie zurück waren - das Wort wohlbehalten unterdrückte sie mit verbittertem Prusten in ihrem Gedankengang.

Zwar hatte die Krankenschwester gesagt, dass Kakashi Ruhe brauchte und keinen Besuch empfangen dürfe, aber Kurai hatte diesen Satz ernsthaft vergessen. Wahrscheinlich war es ihr auch nur so vollkommen egal.

Das Hospital war riesig und die weißen Wände bedrängten einen nahezu. Zum ersten Mal fühlte Kurai eine Art Beklemmung hier, was ihre Laune auch nicht verbesserte. Die Krankenschwester hatte inzwischen gewechselt und blickte Kurai ein wenig misstrauisch an, als sie sagte, sie wolle ihren Meister besuchen.

»Er braucht Ruhe«, sagte sie, »Bei Bewusstsein ist er sowieso nicht.«

»Bitte... Nur kurz.«

»Nein... Das sind die Vorschriften. Tut mir leid«, die braunhaarige Frau nickte Kurai zu, »Übermorgen kannst du die Besuchszeit wahrnehmen. Aber die beläuft sich nur auf eine Stunde.«

»Geht es... ihm denn schon besser?«

»Nein... Es gab keine Besserung. Er ist leider noch immer in akuter Gefahr.«
 

Niedergeschlagen schlurfte Kurai zum Sitz des Hokage. Sie hatte das Gefühl innerhalb eines Tages ein ganzes Gebäude in ihrem Innern eingerissen zu haben. Schmerzhaft pressten Schuldgefühle auf ihren Magen und Übelkeit machte sich in ihr breit. Tränen hatte sie bisher nicht deswegen vergossen und obwohl ihr so sehr nach Heulen zumute war verließ kein Tropfen Wasser ihre Augen.

Der Hokage war überglücklich, dass Kurai nichts weiter geschehen war und er lobte das Mädchen dafür, Kakashi-Sensei zurück nach Konoha gebracht zu haben. Aber sein Lob verstärkten ihr schlechtes Gewissen nur - sie wurde für etwas gelobt, was sie nicht verdient hatte. Und deshalb musste der Meister nun leiden...
 

Sie versuchte sich den Tag mit Lesen zu vertreiben, aber das Buch erinnerte sie nur an Kakashis "FlirtParadies", welches sie vielleicht nie wieder in seiner Hand sehen würde.

Als der Abend anbrach realisierte Kurai, was eigentlich mit "Lebensgefahr" gemeint war. Bisher war sie traurig darüber gewesen, dass Kakashi wegen ihr krank war - aber langsam fraß sich der Gedanke und die Angst in ihr Herz, er würde tatsächlich sterben. Das Risiko war relativ hoch und dies plagte Kurai so sehr, dass sie fast fluchtartig das Haus verließ.
 

Ihr Geist zog sie zur Gedenkwiese, wies dies aber wieder ab; Erinnerungen mit dem Meister hingen daran. Wo sollte sie sonst hingehen? Unter Menschen wollte das Mädchen nicht, ebenso wenig nach Hause, weil das Alleinsein sie nachdenken ließ und das ihr Verderben war. Bilder durchzogen ihr inneres Auge, welche sie am liebsten verdrängt hätte. Die Beerdigung des Senseis - sie alle in Schwarz am Grabe stehend. In ihrer Vorstellung zog sich ein schwarzes Band um die obere Ecke des Fotos, welches die vier einst zusammen gemacht hatten. Ruckartig schüttelte sie den Kopf, wandte sich um und rannte in Richtung Shabons Haus.
 

Nur schwerlich hob sie die Faust und klopfte an die Holztür. Es dauerte einige Sekunden, bis Shabons Mutter öffnete. In diesem Moment wünschte sich das Fuchsmädchen nichts sehnlicher als eine Familie. Sie wusste nicht woher dieser Gedanke auf einmal kam - sie hatte ihn schon seit Jahren nichtmehr gehabt - und blickte die Frau ein wenig leer an, welche - wie ihr jetzt auffiel - die gleiche Haarfarbe hatte wie ihre Tochter.

»Oh, Kurai!«, meinte diese allerdings sichtlich froh, »Schön, dass es dir gut geht! Shabon hat sich furchtbar um dich gesorgt... Komm doch rein.«
 

Shabon saß am Schreibtisch, hielt einen Pinsel und schien zu malen. Kurai fühlte sich für einen kurzen Moment fehl am Platz, bis die Jüngste sie bemerkte, aufstand und sie sofort umarmte.

»Gottseidank geht es dir gut«, meinte sie hörbar erleichtert, »Hat man dir was getan?«

»Nicht viel...«, nuschelte Kurai und wich ihrem Blick aus, »...Nicht der Rede wert...«

»Was ist los? Du wirkst so komisch.«

Wie ein Wasserfall überkamen sie die Dinge, die ihr schon so lange im Kopf herumspukten. Gern hätte sie Shabon alles bis ins kleinste Detail erzählt, aber gleichzeitig schämte sie sich unheimlich für diese Situation und so lehnte sie schlicht die Stirn an Shabons Schulter und schloss die Augen.

»I-Ich... weiß nicht was ich machen soll...«

Vollkommen perplex über diese Geste drückte Shabon ihre Freundin behutsam aufs Bett, sodass sie sich setzte, schloss dann die Tür und gesellte sich dazu.

»Und jetzt mal ganz von vorne, okay?«, bat das Mädchen, »Damit ich auch alles verstehe.«
 

Kurai begann von vorn. Wirklich von Anfang an - die Betäubung, das Erwachen, die Schmerzen und die Verletzungen dieses Irren, Kakashis atemberaubender Kampf (dabei schlug ihr Herz merklich schneller) und ihren Rückweg. Den Zusammenbruch des Jo-Nin, die erschütternde Diagnose und schließlich ihre Schuldgefühle. Shabon horchte stumm und nickte nur ab und an. Nachdem das Fuchsmädchen geendet hatte, lehnte sich Shabon mit dem Rücken an die Wand.

»Das ist echt Mist«, meinte sie leise - auch sie sorgte sich um den Meister, aber das hätte Kurai nur noch schlimmer fertig gemacht und so zeigte sie Optimismus, um sie aufzubauen, »Aber du kennst ihn doch. Der lässt sich von so 'ner Infektion doch nicht unterkriegen.«

»Es tut mir so leid«, flüsterte Kurai leise und blickte zu Boden, »Es ist alles meine Schuld... Und wenn er stirbt, dann...-«

»Wird er schon nicht«, unterbrach und versicherte Shabon, »Mach dich nicht so fertig...«

»Ich kann nicht... Sobald ich einen Moment lang nichts zu tun habe, kommt es wieder. Ich weiß nicht... was ich machen soll...«

Einen kurzen Moment blieb Shabon still und schien über etwas nachzudenken.

»Am besten du übernachtest hier«, schlug sie dann vor, »Das kann man ja nicht mit ansehen.«

»W-Was?«, fragte Kurai unsicher nach, »Hier... schlafen? Aber...-«

»Nichts aber! Du bleibst hier und dann kommst du auch nicht auf dumme Gedanken.«

»Aber...«, sichtlich neu war diese Erfahrung für das Fuchsmädchen und ängstigte sie, »Meinst du... Ich meine, sind deine Eltern denn...?«

»Natürlich!«

Unsicher beobachtete Kurai, wie Shabon einen Futon aus dem Schrank nebenan holte und ihn aus dem Boden ausbreitete. Ihr Zimmer war geräumig, weshalb dieses Bett kein Platzproblem darstellte.

Shabons Mutter kochte zum Abendbrot Reis mit Putenfleisch und Curry - eigentlich eines von Kurais Lieblingsessen. Doch heute wollte kein Happen ihre Kehle verlassen und egal wie viel sie trank, ihr Mund war stets trocken. Stumm saß sie am Tisch und stocherte in ihrem Essen herum.

»Es tut mir leid, was mit Kakashi ist«, sagte Shabons Mutter nach einiger Zeit und Kurai erschrak regelrecht. Ihre Teamkameradin musste ihr das in der Küche gesagt haben, als sie die Teller reingeholt hatte. Kurai ahnte schon, dass man sie jetzt verurteilen würde. Der verdammte Fuchscontainer hatte wieder jemanden schwer verletzt...

»Aber du darfst dich nicht so fertig machen. Du kannst nichts dafür.«

Jetzt doch verwundert blickte sie in die tiefgrünen Augen von Shabons Mutter. Ihr Vater fügte hinzu:

»Er ist Jo-Nin. Das schafft er schon. Mein damaliger Sensei lag vier Monate im Koma, nachdem wir auf einem Auftrag angegriffen worden waren.«

»...Wirklich...?«, fragte Kurai nach, ihr Interesse war jetzt geweckt.

»Ja«, er nickte, »Und ich war damals der Schwächste. Ich war schmächtig, dürr und klein, hatte kaum Muskeln und Angst vor dem Kämpfen. Mein Meister wollte uns schützen und ist dadurch verletzt worden. Ich hatte lange Schuldgefühle deswegen... Aber das ist das Leben der Shinobi. Daran muss man sich als Ninja gewöhnen. Euch könnte das jederzeit auch passieren, so schlimm es sich auch anhört.«
 

Kurai dachte noch lange über die Worte von Shabons Vater nach. Sie ging früh zu Bett, da sie an nichts Spaß hatte und sich einfach nur wünschte, dass die Zeit schnell vergehen würde. Doch jede Minute verging so quälend wie die vorherige.

Sie hatte sich bereits ins Bett gelegt und beobachtete Shabon beim Malen. Das Bild bestand nur aus Skizzen, weshalb Shabon es ihr noch nicht hatte zeigen wollen und so blickte das Fuchsmädchen schlicht auf den Rücken der Teamkameradin und folgte die gleichmäßigen Armbewegungen beim Schwingen des Pinsels. Kurai war müde und auch geistig vollkommen erschöpft. In ihren Gedanken spielten sich einzig und allein Überlegungen über Kakashi ab und mit der Zeit döste die Ältere weg. Shabon hingegen blieb absichtlich so lange auf, bis Kurai wirklich eingeschlafen war und legte sich erst dann ebenfalls schlafen. Es gab nichts schlimmeres, als nachts allein im Bett zu liegen und wach zu sein. Dabei kamen einem die meisten Gedanken. Shabon wusste dies, da ihr in solcherlei Situationen auch meistens die Ideen für neue Melodien oder Bilder kamen.
 

Am nächsten Morgen blinzelte Kurai etwas verwirrt, als die Sonne ihr durch Shabons große Fenster ins Gesicht fiel. Einige desorientierte Sekunden später erinnerte sie sich und streckte die Knochen. Doch nicht lange ließen die finsteren Gedanken auf sich warten.

»Willst du den Tag über hier bleiben?«, fragte Shabon Kurai, als sie gemeinsam frühstückten. Shabons Mutter hatte Sashimi und ein Schälchen Reis für jeden gemacht. So schwer hatte Kurai noch nie gefrühstückt, doch es gefiel ihr wirklich. Viel besser als immer nur Brot.

»Nein...«, meinte das Fuchsmädchen, »Ich will zur Gedenkwiese und trainieren.«

»Hältst du das echt für eine gute Idee?«, etwas skeptisch musterte Shabon ihre Kameradin.

»Ja... Ich denke schon.«
 

»Komm jederzeit wieder, wenn du möchtest«, verabschiedete auch Shabons Mutter Kurai freundlich, als diese sich auf den Weg machte. Sie hatte ihr sogar ein kleines Päckchen mit Essen mitgegeben, was Kurai wirklich wahnsinnig freute. Die Gedenkwiese weckte Erinnerungen mit Kakashi, aber Kurai wollte ihre Jutsus trainieren. irgendwann musste sie stark genug sein, um sich selbst schützen zu können und nie wieder jemanden so in Probleme zu stürzen, wie sie es bei ihrem Sensei getan hatte.
 

Es überraschte Kurai nicht wirklich, dass Lorrenor an der Gedenkwiese war. Schweiß perlte von seiner Stirn, er schien also schon etwas länger hier zu sein.

»Hey, Lorrenor«, sprach das Fuchsmädchen ihn an und der junge Mann fuhr herum. Kurai fiel erst jetzt zum ersten Mal auf, dass er eigentlich wirklich ansehnlich war.

»Hey«, grüßte er zurück.

Einige Minuten später saßen sie - wie letztes Mal schon - nebeneinander an den Pfählen, an die man bei nicht bestandener Prüfung nach Kakashi-Manier gefesselt wurde.

»Was ist eigentlich passiert?«, fragte der Schwarzhaarige, »Ich habe nur vom Hokage erfahren, dass man dich wohl entführt hat. Und dann, dass du unversehrt zurück bist, es Kakashi aber nicht gut geht.«

»Na ja...«, Kurai senkte den Blick, »Es war so ein beknackter Arzt... Scheinbar hat er zu Shaku gehört. Er wollte Kyuubi erforschen und versuchen mit den Informationen neue zu züchten.«

»Der hat sie ja nicht mehr alle...«

»Der Meister ist uns wohl gefolgt und hat den Kerl getötet. Er ist nicht verletzt worden, aber ich glaube, das Skalpell, was ihn gestriffen hat, war in irgendwas getränkt. Er hat eine Blutvergiftung...«

»Ist sie schlimm?«

»Die Schwester meinte, er könnte daran sterben.«

Fast eine Minute herrschte vollkommene Stille zwischen den Beinen. Nur das gelegentliche Kreischen oder Singen eines Vogels durchbrach sie.

»Der kommt schon durch«, gab auch Lorrenor sich optimistisch, obwohl er dies nicht so gut hinbekam wie Shabon.

»Ich hoff...-«

Ein kurzer Stich zwischen ihren Schulterblättern erinnerte Kurai an die genähte Wunde.

»Mist, ich kann ja gar nicht trainieren«, murmelte sie Lorrenor zu, »Ich muss nochmal ins Krankenhaus - Fäden ziehen.«

»...Jetzt schon?«

Kurai lächelte flüchtig.

»Kyuubi.«
 

Sie machte sich also auf den Weg ins Hospital. Dort überkam sie wieder diese Missgunst sich selbst gegenüber, was aber glücklicherweise schnell von dem Arzt, der sie jetzt aufrief und auch neulich genäht hatte, unterbrochen wurde.

Dieser stauntedie umgangssprachlichen Bauklötze, als er Kurais komplett verheilte Rückenwunde sah.

»Aber das ist doch...«, murmelte er immer wieder und tippte fast neugierig an der verheilten Haut herum, was Kurai überhaupt nicht angenehm fand. Es erinnerte sie an diesen Verrückten und jetzt wunderte sie sich erst darüber, dass sie sich von einem Arzt hatte nähen lassen, obwohl selbiger sie gerade gefoltert hatte. Scheinbar empfand sie langsam tatsächlich Vertrauen für Konoha. Vielleicht war es auch nur der Schock über Kakashis Zustand gewesen.

»Bitte...«, begann Kurai, »Es ist verheilt.«

Bei dieser Gelegenheit drehte sie sich ein Stück zu ihm, sodass er das Siegel auf ihrem Bauchnabel sah. Daraufhin verstummte der Mann plötzlich und zog eiligst die Fäden aus der ehemaligen Wunden. Es ziepte unangenehm, da sie bereits ein Stück mit der Haut verwachsen waren und Kurai war heilfroh, als sie es überstanden hatte.

»Danke...«, murmelte sie dem Mann zu und verließ wieder vollständig angezogen das Behandlungszimmer. Am Thresen wartete sie, bis die Krankenschwester ihre Akten fertig sortiert hatte und bat dann um einen Besuch bei ihrem Meister.

»Tut mir leid«, vertröstete man sie schon wieder, »Er ist wirklich in einer kritischen Phase und braucht jede erdenkliche Ruhe.«

»Geht es ihm denn wenigstens besser? Nur ein bisschen?«

Die Krankenschwester schüttelte zögernd den Kopf und niedergeschlagen schlurfte Kurai wieder zur Gedenkwiese. Kakashi durfte nicht sterben... Egal was passiert.
 

Lorrenor war noch da und so begab sich Kurai zu ihm. Die beiden verbrachten den restlichen Tag mit Training und erst als es so dunkel war, dass sie sich gegenseitig bald nicht mehr erkennen konnten, ließen sie es gut sein.

»Du hast mehr Ausdauer bekommen«, komplimentierte Lorrenor sogar. Anscheinend wollte er freundlich zu ihr sein, da er zu ahnen schien, was nun in ihr vorging.

Der Hokage hatte ihnen einige freie Tage mit der Begründung geschenkt, dass sie alle sich Sorgen um Kakashi machten und so kaum ein sauberer Dienst möglich war. D-Aufträge hätten Kurai die nächste Zeit gereicht, aber sie war froh darüber, einfach ihren Gedanken nachhängen zu können.

Die Wunde zwischen ihren Schulterblättern war am nächsten Tag ganz verschwunden und behinderte sie nun überhaupt nicht mehr. Auch alle anderen Schnitte und Verbrennungen verschwanden nach kurzer Zeit, sodass Kurai quasi wieder wie neu war. Sie fühlte sich schlecht deswegen. Am liebsten hätte sie Kakashi etwas von dieser Heilfähigkeit gegeben, aber dies war natürlich nicht möglich.

Das Training mit Lorrenor hatte sich gelohnt. Sie fühlte sich ein wenig schneller und der Sato hatte ihr beigebracht, blitzschnell Shurikens mit Fäden zu versehen und sie so optimal zu steuern. Außerdem konnte man eine Fesselungskunst mit ihnen starten, die beispielsweise im Wald des Todes praktisch gewesen wäre.
 

Kurai schlief wie eine Tote und dafür war sie unendlich dankbar. Am nächsten Tag holte sie Shabon ab und sie trainierten zu dritt am See - auch die Jüngste wurde in die Fadentechnik eingeweiht und beschäftigte sich weiterhin aber eher mit ihren Illusionen, während Kurai ihre Wasserjutsus übte und Lorrenor sein Gokakyuu zu vergrößern versuchte.
 

Am Tag darauf durfte Kurai endlich Kakashi besuchen.

»Aber nur eine Stunde«, wies man sie an, »Es geht ihm kaum besser und jede Störung kann gefährlich sein.«

Kurai trat leise ein und schloss die Tür hinter sich. Eine Stunde war keine lange Zeit, aber er würde es ja sowieso nicht mitbekommen. Sie setzte sich auf den Hocker neben seinem Krankenbett und betrachtete Kakashi.

Er trug ein weißes Hemd - die typische Hospitalkleidung eben - und zum ersten Mal sah das Fuchsmädchen ihn ohne Mundschutz. Ein Atemgerät hing stattdessen über seinen Lippen.

Als Kurai dieses Bild sah, brachen die Dämme. Sie lehnte die Stirn an die weiche Bettkante und die Tränen strömten aus ihren Augen. Alles auf einmal wollte heraus und ließ sich nicht länger unterdrücken; die Angst um ihn, die Schuldgefühle und auch die Tatsache, dass sie zum ersten Mal sein ganzes Gesicht sah und sich nichtmal darüber freuen konnte. Sie fühlte sich so dermaßen schuldig, ja gar schäbig, dass Kurai sich in diesem Moment nicht vorstellen konnte je wieder zu lachen.
 

Es dauerte einige Minuten, ehe Kurai sich wieder beruhigt hatte. Dürftig wischte sich das Mädchen mit dem Handrücken über die Augen, um diese zu trocknen und dann blickte es Kakashi an.

Sein Haar hing schlaff herab und seine Augenbrauen waren ein wenig hinuntergezogen, so als würde es ihm nicht sonderlich gut gehen. Dies machte Kurai nur noch betrübter. Sie besah sich die lange Narbe über seinem Sharingan und seine ebenen Gesichtszüge. Es gab für ihn wirklich keinen Grund sein Gesicht zu verstecken.

»Es... tut mir leid«, flüsterte sie ihm zu, »Bitte werd' wieder gesund.«
 

Kurai blieb so lange an seiner Seite sitzen, bis es Zeit war zu gehen. Langsam stand sie auf, zog eine kleine Falte aus seiner Bettdecke und blickte anschließend noch einmal zu ihm hinunter. Sie wollte nicht gehen und hätte am liebsten auch hier übernachtet. Die merkwürdige Angst, ohne sie könne etwas passieren fraß sich durch ihre Gedanken.

Kurz strich sie über seine Schulter, die sich hart und rund unter ihren Fingern abzeichnete und dann verließ mit schnell schlagendem Herzen das Krankenhaus.
 

Zwar war es keine wesentliche Besserung, so war doch Kakashis Anzahl an Blutplättchen wieder ein wenig gestiegen. Er war noch immer abhängig von dem Atemgerät, aber da das Fuchsmädchen ihn hatte besuchen können, musste dies ein gutes Zeichen sein. Sie sorgte sich noch immer unwahrscheinlich und träumte in letzter Zeit auch wieder schlecht, aber das mehr als anstrengende Training mit ihren Teammitgliedern machte Kurai zumindest abends müde genug, um fast gedankenlos einschlafen zu können.
 

Am übernächsten Tag besuchte Kurai Kakashi mit Shabon zusammen. Auch heute durfte es nur eine Stunde sein, doch es tat gut, ihre Freundin dabei zu haben. Kurai saß auf dem Hocker, der am Krankenbett stand und Shabon lehnte an einer Wand.

»Der sieht ja echt gut aus...«, konnte Shabon sich nicht verkneifen und kicherte leise, als sie Kakashi ohne Mundschutz sah.

»Ja... Nur schade, dass es so eine schlechte Gelegenheit ist, sich darüber zu freuen.«

Eine lange Zeit herrschte einfach nur Stille im Raum. Nur der gleichmäßige Rhythmus des EKG und das Atemgerät durchbrachen die Geräuschlosigkeit.

»Du, Kurai...«, begann Shabon schließlich und allem Anschein nach legte sie sich ihre Worte sehr genau zurecht. Das war eher ungewöhnlich für die junge Umidame, denn diese platzte normalerweise mit der Meinung heraus wie kein anderer.

»Hm?«, machte Kurai als Geste der Nachfrage und blickte Shabon an, nachdem ihr Blick fast die ganze Zeit ausschließlich auf Kakashi gelegen hatte.

»Wie soll ich sagen«, fuhr Shabon fort, »Ich will dich was fragen. Und ich will, dass du mir ehrlich antwortest, okay?«

»Ich antworte dir immer ehrlich, Shabon«, erwiderte Kurai verständnislos.

»Ich meine richtig ehrlich. Ohne dir selber was vor zu machen.«

Wortlos musterte Kurai sie. Worauf wollte Shabon denn jetzt hinaus?

»Kurai... Was fühlst du für den Meister?«

Diese Frage traf Kurai wie ein Schlag ins Gesicht, da sie mit dieser am wenigsten gerechnet hatte. Es war nicht die erste Anspielung in diese Richtung, doch Kurai runzelte nur die Stirn und verstand noch immer nicht, worauf sie hinaus wollte. Oder wie sie darauf kam.

»Wie meinst du das?«, fragte das Fuchsmädchen unsicher, »Ich mag ihn wirklich.«

»Magst du ihn so wie mich?«, half Shabon nach, »Oder anders?«

»So wie dich. Na ja... Aber anders auch.«

»Und wie anders?«

»...Ich... Ich habe das Gefühl, dass mir in seiner Nähe nichts passiert«, meinte Kurai ehrlich, »Ich weiß nicht... Ich bin einfach gern mit ihm zusammen.«

Warum sie jetzt errötete, verstand sie nicht. Shabon jedoch musterte Kurai einen kurzen Augenblick, wandte die Augen dann an die gegenüberliegende Wand und lächelte.

»Das dachte ich mir.«

Kurai öffnete den Mund, um nachzufragen, was sie meinte, aber zeitgleich wurde die Tür aufgeschoben und eine rothaarige Krankenschwester trat ein. Sie prüfte kurz die beiden Geräte, an denen Kakashi hing und bat die beiden Mädchen dann, jetzt nach Hause zu gehen.
 

Es sah noch immer nach keiner Besserung für Hatake aus, was Kurai zu mehr Training trieb. Der Hokage kündigte den drei Shinobis an, dass aufgrund des Zusammenkommens einiger unglücklicher Zufälle ziemlicher Ninjamangel herrschte und sie deshalb in der nächsten Woche wieder einige Aufträge tun mussten. D-Ränge könnten sie allein bewältigen, während ihnen für die C-Stufen ein anderer Sensei zugeteilt werden würde.

Dies gefiel Kurai natürlich überhaupt nicht und auf dem Weg nach Hause beschwerte sie sich einige Zeit darüber, bis Lorrenor sie darauf hinwies, dass sie eben Ninjas waren und sich auch so verhalten mussten. Es war nichts Neues, dass ein Shinobi im Krankenhaus lag und da musste eben Ersatz gesucht werden.
 

Kurai unternahm in den nächsten vier Tagen etwas mit Shabon, wenn sie eben nicht mit ihr und Lorrenor am Trainingsplatz war. Sie gingen ins Kino oder shoppten auch mal, meistens jedoch saßen sie einfach nur beieinander und redeten über alle möglichen Dinge. Ob sie dabei wichtig waren spielte keine Rolle.

Kurais Wassertechniken waren nun so gut wie vollkommen kontrollierbar - sie schaffte es inzwischen, das Suikodon zumindest so groß wie sich selbst zu erstellen und jetzt konnte das Fuchsmädchen auch Mizu Bunshins aus breiteren Pfützen ziehen. Shabons seelische Enthauptung klappte inzwischen an die zwanzig Sekunden, während das Erdbeben eher schwerlich zu üben war, ohne gleich den halben Wald einzureißen. Lorrenors Gokakyuu hingegen hatte eine beachtliche Größe erreicht.
 

Kurai verbrachte jede Minute bei Kakashi, die man ihr gewährte. Jeden Tag saß sie einfach nur neben ihm auf dem kleinen Hocker und starrte ins Leere, manchmal erzählte sie ihm von ihrem Training. Warum Kurai dies tat war ihr selbst schleierhaft, doch hatte sie das starke Bedürfnis es zu machen.

Nach den vier Tagen schien sich noch immer rein gar nichts geändert zu haben, doch Kurai warf irgendwann einen Blick auf seinen verletzten Arm. Der Schnitt eiterte noch immer, doch die Male drumherum hatten sich inzwischen aufgelöst. Das konnte nur positiv zu sehen sein und schenkte ihr Mut. Als es Zeit war zu gehen blickte Kurai Kakashi kurz an.

»Danke, dass du mich damals gerettet hast«, sagte sie ihm, denn schon lange hatte das Fuchsmädchen diesen Gedanken äußern wollen. Zwar hörte er dies nicht, so war es doch ein Anfang.

Was Kurai nicht wusste war, dass sie den Raum verließ und kurz darauf die Finger seiner linken Hand zuckten.
 

Am Tag darauf begleitete Shabon ihre Kameradin, da sie Kakashi schon länger nicht besucht hatte. Sie stand ihm nicht weniger nahe als Kurai, auch wenn sie es nicht sehr oft zeigte. Selbst Lorrenor hatte seine Sorge um Hatake zuletzt geäußert und ihn auch ein Mal besucht - allerdings wussten die Mädchen davon nichts.

»Hm... Wenn die Flecken verschwinden, geht auch die Infektion zurück«, schlussfolgerte Shabon, als sie gerade den langen Eingangsflur des Krankenhauses durchquerten, »Das sieht doch ganz gut aus.«

»Ja...«, bestätigte Kurai erleichtert, »Es hat echt lange gedauert. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass man nach jedem höheren Auftrag auf Schnittwunden untersucht wird... Diese Blutvergiftungen sind wirklich gefährlich.«

»Für so schlimm hätte ich die vorher auch nicht gehalten«, gestand Shabon und sie bogen in den Gang. Der Thresen war nicht besetzt, also musste wohl viel zu tun sein. Besonders Kurai war innerhalb des Hospitals bereits bekannt, da sie ja täglich kam und so konnten die beiden einfach zu Kakashis Zimmer durchgehen. Stören würde es niemanden und die beiden Mädchen waren anständig und hielten sich an die Zeitbegrenzung.
 

Kurai öffnete die Tür und Shabon trat ein, aber als die beiden zum Bett sahen, erstarrten sie.

Es war leer. Dürftig hatte man ein sauberes Tuch darüber ausgebreitet, scheinbar um es als 'noch nicht gesäubert' zu markieren. EKG und Beatmungsgerät standen noch an ihrem alten Platz, wie tot hingen die herausgezogenen Schläuche herunter und wogen sich sachte im Wind der geöffneten Tür.

Während Shabons Gedanken darum rotierten, was passiert sein konnte und ob es dafür eine logische Erklärung gab, rankte sich Kurais Geist nur um ihre größte Angst der letzten Zeit - Kakashi war gestorben.

»Nein...«

Ihr Herzschlag sackte ab und starr stierte sie auf das leere Bett. Kurais Beine sanken in sich zusammen und das Fuchsmädchen landete auf dem Hosenboden.

»N-Nein... B-Bitte...«

»Kurai...«

»N-Nein! D-Das darf nicht sein...«

Verzweifelt legte Shabon sich eine Hand ans Gesicht. Auch sie war vollkommen schockiert. Ihre Finger waren kalt und sie zitterte ein wenig. Das durfte nicht sein.

»Wartet!«, rief eine vertraute Stimme und Kurai fuhr hastig herum, als die rothaarige Krankenschwester von neulich ins Zimmer gestürmt kam, »Tut mir leid, ich hab euch nicht mehr reichtzeitig eingeholt. Euer Meister ist verlegt worden, es geht ihm wieder relativ gut.«

Einige Sekunden herrschte Stille. Sowohl Shabon als auch Kurai fühlten sich, als rolle gerade eine tonnenschwere Last von ihrem Körpern. Sie mussten Luft holen, verschnauften ein paar Momente, dann hatte sich zumindest die junge Umidame wieder gefangen.

»Wir haben uns zu Tode erschreckt«, meinte sie vorwurfsvoll zur Schwester, die jetzt das EKG wegrollte.

»Ja, das glaube ich. Tut mir wirklich leid, aber ein Patient hatte nach mir gerufen. Ich bringe euch gleich zu ihm.«

»Ist er wach?«, fragte Kurai jetzt und stand wieder auf. Ihre Knie waren noch immer weich wie Pudding und trugen kaum ihr Gewicht.

»Ich glaube er schläft momentan, aber das Bewusstsein hat er wieder.«

»Ist das sein Bett hier?«, erkundigte sich Shabon noch, denn normalerweise mussten Patienten nicht das Bett wechseln, wenn sie auf eine andere Station kamen.

»Nein, natürlich nicht. Das bereite ich jetzt für den nächsten Kranken vor«, sie kicherte leise, »Kommt mit.«



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-05-16T07:25:44+00:00 16.05.2008 09:25
*Alle Kapitel gelesen hab* lD
Ich find (wie ich es dir schon gesagt hab) die Fanfic richtig gut^^
Hin und wieder vielleicht verwirrend (das erkläre ich dir lieber persönlich XD) aber sonst richtig drammatisch =D

Kapitel 29 war jetzt auch richtig emotional geladen oo Mach weiter so^^
Von: abgemeldet
2003-11-03T17:25:40+00:00 03.11.2003 18:25
Joohooo! Zabu-kun lehebt^O^, er hat Kurais Haus doch nicht angezündet! *happy ist* (mensch, wegen dem lachen von diesem Ninja dachte ich echt, es sei Zabuza)
Es lebe Vei-chan!^^
Von:  Vei-Chan
2003-11-03T14:46:55+00:00 03.11.2003 15:46
Jo, ich verstehe was du meinst, Achema, aber es kann nicht immer spannend sein, und ich muss zugeben dass mir die Sprungszene mit Kurai und Donner gut gefällt.
Im nächsten Teil gibt's wieder was *den jetzt hochlad*
Von:  Achema
2003-11-02T23:55:21+00:00 03.11.2003 00:55
Ehrlich gesagt hat mir dieses Kapitel nicht so gefallen... vielleicht, weil es so... "normal" war? Es kam nichts wirklich spannendes vor... versteh das bitte nicht falsch, dein Schreibstil ist klasse, nur war das eben ein bisschen... lau? Verdammt, ich finde keine passenden Worte... *deprisei*
Bitte, bitte, nicht falsch verstehen! Kommt im nächsten Kapitel wieder ein bisschen Kunai+Kaki...?
^___^
Oh Gott, hoffentlich habe ich dich jetzt nicht irgendwie deprimiert! Entschuldige! u.u
Bitte, schreib weiter! Wir haben dich doch alle lieb *Vei-chanknuddel*
Von: abgemeldet
2003-11-02T14:28:39+00:00 02.11.2003 15:28
KLASSE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
bitte schreib schnel weiter!!


Zurück