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Die Jagd nach der Lade der Verheißung

Ein anderes Warcraft
von

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IV
 

Thrall beobachtete wie der Erdwächter laut schlief. Neltharion drehte sich im Bett und die Tonlage seines Schnurrens änderte sich als er in den tieferen Schlaf glitt. Dieses Mal hatte er angenehme Träume. Seine Alpträume waren unter dem Einfluss “Vergiftung” verschwunden. Eine Nacht war vergangen, seit der Erdwächter in Orgrimmar gelandet war und die Sonne ging gerade auf. Neltharion schnarchte als er langsam die Augen öffnete. Sein Ausdruck bestand aus einem verträumten, gelassenen Blick und er wandte seine grünen Augen Thrall zu. Er lächelte den Schamanen an und blinzelte den Schlaf aus den Augen. Neltharion streckte sich und gähnte, während er seine Zunge komplett ausstreckte.

“Guten Morgen,” sagte Thrall. “Geht es dir gut?”

“Mein Kopf tut ein wenig weh,” sagte Neltharion. “Was… Was ist passiert?”

“Du warst betrunken und bist in das Stadttor von Orgrimmar gekracht,” sagte der Schamane erklärend. “Dann haben wir dich mit einem Fass Bier in die Stadt gelotst.”

Neltharion kicherte: “Was?”

“Du warst betrunken,” sagte Thrall. “Etwas wovon ich nie dachte dass Aspekte es sein könnten.”

Neltharion kicherte wieder und hielt sich den Kopf. Es fühlte sich an als würde jemand den schwersten Hammer der Welt immer wieder gegen seinen Kopf schlagen. Neltharion stöhnte ein wenig und nahm einen tiefen Atemzug. Er drehte den Kopf und kuschelte sich in das Fellkissen. Der Drache schnurrte.

“Es ist so weich,” sagte er.

“Ich glaube du bist noch betrunken,”, sagte Thrall.

“Nein, nur glücklich,” sagte Neltharion. “Ich… hatte einen guten Traum letzte Nacht. Es war der erste glückliche Traum nach zehntausend Jahren..”

“Was war das für ein Traum?”, fragte Thrall.

“Ich war auf einer friedlichen Insel und badete in der Sonne,” sagte Neltharion. “Ich hörte den Wellen zu wie sie auf den Strand trafen. Das war es. Sonst passierte nichts. Obwohl ich glaube, dass ich meine Schwester Ysera gesehen habe, wie sie mir zulächelt, glücklich darüber dass ich einen guten Traum hatte.”

“Nichts?”, fragte Thrall. “Was ist das denn für ein Traum?”

“Du verstehst nicht, Sterblicher,” Neltharion hob seinen Kopf leicht an. “Meine Träume waren Träume der Trauer oder des Schmerzes. Ich träumte jedes Mal von Deathwing und dem was er mir antat… wie er mich folterte… oder sogar… vergewaltigte. Und ich war hilflos, konnte ihn nicht stoppen. Dann sehe ich oft das was er Azeroth antat. Oder es waren traurige Träume.. Träume über den Tod meines Schwarms, mit dem Wissen dass wir nie wieder so zahlreich sein werden wie vor dem Verlust unserer Ehre. Zu Träumen wie ich einfach nur am Strand liege und den Wellen lausche ist da ein gewaltiger Schritt ins vorne. Ich war glücklich auf der Insel.” Er sah hinüber zu dem Fass Bier hinüber, dass Aggra im Raum platziert hatte. “Der Alkohol hat mir geholfen diesen Traum zu haben. Er hat mich glücklich gemacht.”

“Unglücklicherweise kann Alkohol ebenso böse sein,” sagte Thrall “Er lässt Leute schreckliche Dinge tun ohne nachzudenken.”

“Ich weiß”, sagte er. “Mein Geist war so abgestumpft, dass die alten Götter ihn nicht mehr foltern konnten.”

“Die alten Götter?” fragte Thrall. Er lehnte sich mehr auf das Bett und platzierte eine Hand auf der Brust des Drachen. “Sprechen sie wieder zu dir?”

“Ja,” sagte Neltharion.

“Warum? Wollen sie dass Deathwing zurückkehrt?”

“Nein,” sagte Neltharion. Sein sanftes Lächeln verschwand, seine Lippe bebte und seine Augen wurden wässrig, als er spürte wie ein Schluchzer aufkam. “Sie wollen nur dass ich mein Leben beende.”

“Willst du es beenden?”

“Ein Teil von mir, ja,” sagte Neltharion und wischte sich durch die Augen. “Aber als ich den Nexus besuchte, sprach Malygos zu mir. Er sagte ich solle in die Welt ziehen und mich selbst finden. Vielleicht… wenn ich mich selbst finde, finde ich die Kraft, die ich brauche um die alten Götter davon abzuhalten mich zu foltern und dann kann ich der Erdwächter sein, der ich sein sollte. Ich muss die Stärke finden, von der du mir erzählt hast, dass ich sie hatte.”

Neltharion legte den Kopf zurück auf das Kissen.

“Das Fass dort,” begann er. “Kann ich etwas zu trinken davon bekommen?”

Er streckte seine schwarze Klaue nach dem Fass aus.

“Ich lasse nicht zu dass du dich kaputt trinkst,” sagte Thrall. “Außerdem verursachen deine Schluckauf Erdbeben.”

Neltharion kicherte wieder.

“Das ist nicht witzig,” sagte Thrall. “Du bist Azeroth. Du hickst, es hickst. Und wenn du das tust, wird Garrosh mehr als nur wütend.”

“Du glaubst, es interessiert mich was Garrosh denkt?”, fragte Neltharion. “Ich bin… der Erdwächter. Die gesamte Stadt ist auf meiner Erde gebaut. Wenn er mir quer kommt, könnte ich Azeroth mehr tun lassen, als nur zu hicksen."

Thrall lehnte sich vor und starrte Neltharion in die Augen.

"Bei deinem Ruf," begann er. "Glaube ich nicht, dass du das tun möchtest."

Neltharion schaute seufzend weg, seine Augen wurden wieder schwer.

"Du hast Recht. Will ich nicht. Thrall, bitte, ein Drink."

Thrall seufzte und öffnete das Fass. Er tauchte eine Bronzetasse in das Fass und brachte sie dann zu Neltharion. Der Erdwächter nippte daran. Sobald er sie geleert hatte, reichte er sie Thrall und wollte Nachschub. Thrall füllte nach.

"Ich glaube die Menschen nennen das Alkoholismus," sagte Thrall.

"Ich nenne es die Schrecken betäuben, die mir zugefügt wurden," sagte Neltharion. Er setzte sich auf und nahm die Tasse wieder. Nach mehreren Leerungen der Tasse hickste der Drache wieder. Er kicherte und lief unter den Schuppen rot an. Aggra kam herein, als sie die Erschütterungen erneut spürte.

“Hickst er wieder?” fragte sie.

“Ja,” sagte Thrall.

“Garrosh wird das nicht mögen,” sagte Aggra. “Wir müssen ihn aus Orgrimmar raus schaffen, Jetzt!”

Thrall zog die Decken von Neltharion weg und griff seine Kralle.

“Komm, wir gehen.”, sagte er. Neltharion stöhnte, als er aus dem Bett aufstehen sollte, im Kopf war ihm immer noch schummerig. Seine Sicht war voller Sterne, als er aufstehen wollte. Neltharion fiel aus dem Bett und schlug auf dem Boden auf. Thrall grunzte und hob die Hand vors Gesicht während er den Kopf schüttelte. Der Erdwächter stand auf, sein Körper zitterte, sein Blick füllte sich mit noch leuchtenderen Sternen. Aggra und Thrall nahmen ihn jeweils links und rechts in die Zange und führten ihn so langsam die Treppe runter.

“Was ist mit dem Bier?” fragte Neltharion.

“Vergiss das Bier!” sagte Aggra.

Thrall und Aggra führten ihn aus dem Gasthaus und durch die Straßen von Orgrimmar. Neltharion hickste und erzeugte eine weitere Erschütterung. Thrall schaute nach oben und sah wie einige der Gebäude auf den oberen Bereichen der Wälle durchgerüttelt wurden. In dem Moment als sie den offenen Bereich vor den Palisadentoren erreichten, schüttelte Neltharion sowohl Thrall als auch Aggra ab und begann zu wachsen. Gerade als er seine wahre Größe erreichte, tauchte Garrosh, gefolgt von seiner Elite-Wache, auf. Der Blick des Kriegshäuptlings verfinsterte sich, als er Neltharions herabhängenden Kopf sah. Er konnte immer noch einen Hauch von Bier riechen.

"Thrall!", brüllte er. "Was macht er immer noch hier?"

"Wir gehen gerade," sagte Thrall. "Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass der Erdwächter Orgrimmar noch weiter schadet."

"Oh, Schade. Gerade wo ich dachte wir lassen Deathwing der Horde beitreten," sagte Garrosh. "Weißt du, Stormwind für uns angreifen und so..."

"Garrosh," begann Aggra. "Der Erdwächter muss den Streitigkeiten, die wir Sterblichen ausfechten, immer als neutrale Kraft gegenüber stehen. Seine einzige Sorge gilt der Sicherheit von Azeroth selbst."

Garroshs Gesicht lief rot an, während seine Hände sich zu engen Fäusten schlossen. Er brüllte so laut, dass Neltharions Kopf umso mehr pochte. Der schwarze Drache kniete sich hin, hielt den Kopf in den Händen und knurrte tief, während sich seine Lippen um seine Fänge kräuselten.

“Seid ihr drei eigentlich totale Idioten?!” fragte Garrosh. “Natürlich will ich nicht dass dieses aufgeblasene Monster der Horde beitritt! Es wäre mehr Ärger mit ihm als es wert wäre. Schaff ihn endlich aus meiner verdammten Stadt!”

“Wir gehen,” sagte Thrall. Die Tore der Stadt waren weit offen um die drei hinauszulassen.

“Und ich will dieses wilde Tier nie wieder in der Nähe meiner Stadt sehen, haben wir uns verstanden?” fragte Garrosh.

Neltharion blinzelte, seine Augen verengten sich, als er hörte wie Garrosh ihn als ’wildes Tier’ bezeichnete. Der gewaltige schwarze Drache senkte den Kopf zu der deutlich kleineren sterblichen Kreatur vor ihm, seine Mundwinkel zogen sich zu einem wilden Grinsen. Rauch erschien aus seinen Nasenlöchern, und seine Augen glitzernden vor glühender, feuriger Wut.

“Wie hast du mich genannt, Weichhaut?” fragte er den Kriegshäuptling.

“Ein wildes Tier,” antwortete Garrosh. “Das ist genau das was du bist.”

“Ich... bin... kein.... wildes... Tier!”, sagte Neltharion, mit einem tiefen Knurren in der Stimme.

“Neltharion?” fragte Thrall.

“Einen Moment, Thrall,” sagte Neltharion. “Es ist höchste Zeit, dass dieser kleine Sterbliche eine Lektion in Sachen Respekt lernt. Hast du die leiseste Ahnung wer ich bin? Weißt du mit wem du sprichst?”

Garrosh schnaubte und verschränkte die Arme. Die Krieger, die ihn umgaben, zogen ihre Klingen, bereit ihren Anführer zu verteidigen. Doch Garrosh winkte ab.

“Senkt die Waffen,” sagte er. “Sag mir, Aspekt des Todes, wer bist du?”

“Du liegst falsch,” sagte Neltharion. “Ich bin nicht Deathwing. Jedoch bin ich Neltharion, der Erdenwächter. Magst du den Luxus auf festem Boden zu stehen, Sterblicher?”

“Ja.”

“Gut,” sagte Neltharion. “Ich bin erfreut. Jedes Mal wenn du einen Schritt auf festem Grund machst, will ich dass du dich an mich erinnerst. Ich bin der Herr über die Erde auf der du läufst. Und wenn ich es wünsche, dann könnte ich entscheiden dass ein Vulkan in Durotar echt gut aussehen würde. Und das Zentrum liegt genau in deiner wertvollen Stadt. Kommt dir der Boden auf dem du wandelst immer noch so solide vor? Ich würde mir überlegen wie ich mit mir rede, Garrosh.”

Garrosh hielt in seinen Gedanken inne, blinzelte für einen Moment. Er war es nicht gewohnt Angst zu kennen, aber als er so nah vor dem gigantischen schwarzen Drachen stand, lernte er diese Bedeutung sehr schnell. Er trat von einem Fuß auf den Anderen vor Unsicherheit, als er spürte wie sich die Augen des Erdwächters in sein Fleisch brannten. Neltharion hatte ihn in seinem Blick gefangen, und er konnte keinen Moment wegsehen.

Hör mir zu, Ork. Du und deine Brüder sind Durchreisende auf meinem wertvollen Planeten. Ihr seid nichts weiteres als Bakterien, die hier nicht hingehören. Wenn du nicht willst, dass ich Azeroth dazu bringe euch abzustoßen, dann solltest du mich mit mehr Respekt behandeln.

Garrosh fühlte wie sich sein Kiefer leicht bewegte, er öffnete und schloss sich, ähnlich eines Fisches, die an der Luft erstickte und nach Atem rang. Seine Arme waren schlaff, aber er stand vor Neltharion als wäre er als festem Fels geschlagen. Er konnte nicht mal vor dem Erdwächter zittern. Thrall schielte zu beiden, wie sie in ihrem Blick gefangen waren. Er begann zu verstehen was Neltharion mit Garrosh tat. Er hatte gehört, dass Neltharion diese Art von Kräften hatte, ob von den alten Göttern oder von den Titanen verliehen war unklar, er hatte sie nun mal. Auf eine gewisse Art hatte er Sorge was Neltharion mit Garroshs Geist anstellen konnte.

“Neltharion,” begann Thrall. Neltharion blinzelte und befreite Garrosh so aus dem Zustand der ‘Versteinerung’. Garrosh atmete und spürte Erleichterung.

“Thrall,” begann er und hielt sich eine Hand an den Kopf. “Bring den Drachen einfach weg.”

Kein weiteres Wort wurde nach dem Befehl noch gesprochen. Garrosh und seine Männer zogen sich nach Orgrimmar zurück, so dass die drei frei ziehen konnten. Thrall schielte zu Neltharion nach oben.

“Was hast du mit ihm gemacht?” fragte er.

“Was ich mit vielen gemacht habe, die nicht wissen wie man Anderen Respekt erweist,” sagte Neltharion. “Ich gab Garrosh eine Lektion die er nie vergessen wird.”

Die Tore schlossen sich erstaunlich schnell, als die Drei nach draußen getreten waren. Zu Fuß hatten sie schnell eine gewisse Distanz zwischen sich und Orgrimmar gebracht. Sie folgten der Straße Richtung Thunder Ridge, wo der Kataklysmus das Land wie einen Fächer gefaltet hatte. Vieles davon war auch überflutet worden, und auch der Fluss zwischen Durotar und dem Brachland führte nun deutlich mehr Wasser als früher. Hier und da waren ein paar orkische Zelte und Donnerechsen im roten Sand verteilt.

“Ich nehme an, das war ich auch.”, sagte Neltharion, den gefluteten Graben begutachtend.

“Ja, tatest du,” sagte Thrall.

“Sag mir, einen Wüstengraben fluten,” begann der Erdwächter. “Gut oder schlecht?”

“Hängt davon ab wen du fragst,” sagte Thrall.

Auf der einen Seite sind viele Häuser zerstört worden,” sagte Aggra. “Auf der anderen Seite gibt es jetzt eine Fülle an Wasser. Durst ist kein Problem mehr, und der Sandstein reinigt es.”

“Warum fragst du so etwas?”, fragte Thrall und begab sich vor Neltharion.

“Weil ich mich frage ob ich den Schaden beheben sollte,” sagte Neltharion. Doch er drehte den Kopf, als er hörte wie spielende Orkkinder an der Küste des Grabens mit dem Wasser spritzten und spielten. Der schwarze Drache lächelte. “Vielleicht doch nicht.”

“Du würdest diesem Land den Durst zurück geben.”, sagte Aggra erklärend. “Ich hoffe diese Kinder sind vorsichtig. Da sind Krokilisken in den Gewässern hier.”

“Die kriegen mich nicht!” kündigte Neltharion an, als er zum Wasser rannte. Der riesige schwarze Drache tauchte in den Fluss und schlug im Wasser verspielt mit den Flügeln. Thrall und Aggra konnten nicht anders als zu lachen, als er sich im Southfury River hin- und her rollte. Neltharion hob den Kopf und prustete Wasser aus seinen Nasenlöchern. Als er aufstand perlten Ströme von Wasser von den Schuppen und den Adamantiumplatten ab. Er schlug mit den Flügeln und schüttelte das Wasser ab, schickte es ihm hohen Bogen zu den beiden Orks. Sein Kehlkragen kräuselte sich und schüttelte das letzte Wasser von ihm ab. Dann, lachte Neltharion laut, und diesmal sorgte allein seine Stimme dafür, dass der Boden bebte. Thrall spürte den Boden unter sich, und spürte diese Vibration der Freude von tief in der Wüste als Echo. Die Vibration kam von Neltharion. Zehntausend Jahre und dies war das erste Mal dass er sich selbst erlaubte zu lachen.

“Komm schon Schamane,” rief Neltharion Thrall zu. “Das Wasser ist super!”

“Nein danke.”, sagte dieser. “Die Krokilisken scheinen dich nicht zu mögen, aber mich mögen sie sicher.”

“Der mächtige Thrall hat Angst nass zu werden?”, fragte Aggra spöttelnd.

“Nein, ich lasse ihm nur seinen Spaß,” sagte Thrall.

Neltharion beäugte ihn mit einem schelmischen Gedanken. Er drehte seinen Körper seitlich und hob seinen Schwanz aus dem Wasser. Thrall schaute genau in dem Moment nach oben, als der Schwanz hinab sauste, das Wasser aufwirbelte und eine mächtige Welle in seine Richtung schickte. Beide Orks duckten sich als die Welle über sie hinweg spülte und sie regelrecht durchnässte. Thrall zog seine Kapuze vom Kopf und schüttelte den Kopf, mit seinen Zöpfen das Wasser umherschleudernd. Er schaute zu Aggra, die lachte und das Wasser von sich abschüttelte. Die Luft war erfüllt von Neltharions ausgelassenem Lachen und der Boden vibrierte erneut. Er hatte seit zehntausend Jahren nicht mehr so gelacht. Er hatte es vermisst.

“Du denkst du wärst witzig, hm?” fragte Thrall als er das letzte Bisschen Wasser abschüttelte.

Der Schwarze erhob sich vom Flussbett und schüttelte den Rest des Wassers ab, erneut auf Thrall.

“Ich bin umwerfend komisch,” antwortete er. “Abgesehen davon musst du irgendwann in den Fluss, außer du willst auf meinem Rücken reiten.”

“Ich hatte gehofft, dass du deinen Rücken anbietest,” sagte Thrall. “Es würde unsere Füße schonen.”

Neltharions, gerade noch, fröhliches Gesicht verdunkelte sich und er ließ den Kopf hängen. “Ich habe Probleme beim Fliegen...”

“Hast du?”, fragte Thrall.

“Ich hatte ewig keine Kontrolle über meinen Körper,” sagte Neltharion. “Ich habe vergessen wie man richtig fliegt. Ich fliege genauso seltsam wie ein junger Welpe.”

“Nun, das wird aber auch nicht besser wenn du läufst.”, sagte Aggra. “Du brauchst die Übung. Also flieg uns über den Fluss.”

“Je schneller wir in der Luft sind, umso schneller kommen wir an der großen Kluft an,” sagte Thrall.

“Die große Kluft?”, fragte Neltharion, nahm jedoch einen tiefen Atemzug, als er verstand worauf sich Thrall bezog. “Oh... das. Warum willst du mir das zeigen?”

“Weil du es sehen musst.”, sagte Thrall. “Es dient deiner Sichtweise...”

“Meiner Sichtweise...” sagte Neltharion. Er senkte seinen Körper und streckte eines der muskulösen Vorderbeine für die beiden Orks aus. Sie begann das Bein empor zu klettern, nutzten dafür die Schuppen als Halt um die Spitze zu erreichen. Bald bekamen Aggra und Thrall die Metallplatten zu fassen, die mit der Wirbelsäule verbunden waren, von dort kletterten sie auf seine Schultern. Als Neltharion spürte, dass es sich beide ‘bequem’ gemacht hatte, erhob er sich langsam. Thrall wusste dass es riesiger Unterschied sein würde Neltharion im Gegensatz zu Kalecgos zu reiten. Kalecs Hals war nicht im Entferntesten so dick wie Neltharions.

“Haltet euch so fest ihr könnt,” sagte Neltharion.

Er begann zu galoppieren als er auf den Fluss zu rannte und dabei einiges an Staub aufwirbelte. Thrall sah zu den Seiten, als er beobachtete wie sich die riesigen schwarzen Flügel entfalteten. Er bemerkte dass an dem Knochenrahmen, zwischen dem sich die lederne Schwinge spannte, immer noch etwas von der Adamantiumrüstung geblieben war. Wie es schien konnte Alexstrasza wohl nicht alle entfernen. Obwohl es Neltharion Charakter verlieh, hatte Thrall das Gefühl, dass diese spezielle Art von Charakter nicht das war, was Neltharion sich wünschte. Er duckte sich als der Wind regelrecht gegen sein Gesicht stürmte. Aggra klammerte sich an Thralls Taille und drückte sich eng an ihn. Sie schloss ihre Augen fest und betete zur Erdenmutter, dass es schnell vorbei sein solle als Neltharion an Geschwindigkeit zunahm. Ein schneller Schlag seiner Flügel, und nach noch einem kräftigen Schlag waren sie in der Luft. Eine Zeit lang flog er recht nah über dem Boden, jeder Flügelschlag wirbelte Staub auf, aber langsam stieg er höher. Thrall konnte spüren wie die kraftvollen Muskeln im Innern des schwarzen Drachen harmonierten als sie höher und höher stiegen. Thrall brauchte einen Moment um zu realisieren was er tat. Er ritt auf Deathwings Rücken. Als Neltharion den Kopf kurz seitlich legte und Thrall ansah, korrigierte er sich. Dies war nicht Deathwing, und dies würde nie Deathwing sein wollen. Er war Neltharion, der Erdwächter, ein Wesen das von Schamanen wie Thrall für Respekt empfinden sollten, und das sie für seine Weisheit und die Liebe zur Erde und dem Leben darauf bewundern sollten. Es war eine Schande, dass es in den zehntausend Jahren in denen Deathwing die Kontrolle hatte nie dazu kommen hätte können. Thrall hoffte dass er der erste Schamane war, der dem Erdwächter diesen Respekt erweisen konnte, und irgendwann würde er es anderen zeigen. Immerhin hatten die Druiden Ysera... die Magier hatten Kalecgos... und die Heiler und Hüter des Lebens hatten Alexstrasza, welche ihre Ideale verkörperte. Die Schamanen hatten keinen Aspekt an den sie sich hilfesuchend wenden konnten, wenn sie sie brauchten. Meistens hatten sie sich Ysera zugewandt, aber das war nicht dasselbe.

Bis jetzt.

Es drehte sich alles darum sich nach all den Jahres des Nichts wieder mit ihm zu verbinden.

Neltharion begutachtete den Boden unter ihm. Aus der Wüste war Savanne geworden, die Savanne, die er schon einmal betrunken überflogen hatte. Er hoffte, dass eine der Siedlungen im nördlichen Brachland das eine oder andere Fass Bier haben würde. Er konnte die Siedlungen nicht finden. Was er jedoch fand verstörte ihn zutiefst. Vor ihm zog sich eine lange, riesige, glühende Narbe durch das Land. Er roch den brennenden Gestank von Schwefel in der Luft und Wolken von stickigem Rauch stiegen aus dieser Narbe auf, die das Brachland teilte.

Die Zerschlagung hatte dies verursacht, seine Zerschlagung.

Der Aufruhr des Bodens, welcher die Teilung des Brachlands verursacht hatte, hatte scharfe Berghänge entlang der Spalte entstehen lassen. Neltharion landete an der äußersten Kante der großen Kluft, ein passender Name, und schaute über die Klippen. Aufgewühlte, blubbernde und brennende Flüsse aus geschmolzener Lava flossen aus einem tiefen Riss dort unten und flossen dann am Boden der Schlucht weiter. Teile des Flusses waren abgekühlt und hatten schwarze harte Schlacke gebildet, die jedes Mal wackelte, wenn Gas daraus hervorbrach. Er hörte den Abgrund zischeln und blubbern, und zum ersten Mal drehte sich ihm der Magen um.

“Oh...” Neltharion schluckte seinen Zorn herunter, als er wegsah. “Oh... was hab ich getan? Was hab ich nur getan?”

Er beugte sich zum Boden vor, Thrall und Aggra rutschten von seinem Rücken.

“Warum wolltest du dass ich mir das ansehe?” fragte Neltharion.

“Blickwinkel...” sagte Thrall.

“Was bedeutet das?”

“Schau dir alles an, was passiert ist,” sagte Thrall. “Nur weil du aus Tiefenheim emporgestiegen bist. Das sollte dir einiges sagen.”

“Es sagt mir, dass das letzte was passieren sollte, meine Kräften in den falschen Händen sind,” sagte Neltharion. Er starrte wieder in den Abgrund. “Selbst in meinen...”

“Das ist aber nicht alles,” sagte Thrall.

“Dann sag es mir!”, sagte Neltharion schnappend. “Kalimdor... Vor langer Zeit gab es nur Kalimdor. Dann geschah es... die Große Teilung. Ich war teilweise verantwortlich dafür. Deathwings kleines ‘Gerät’, das ich erschaffen musste, als es in die falschen Hände fiel...” Er pausierte und streckte die Schwingen, lehnte sich auf seine Hüfte zurück und spreizte die Vorderpranken weit.

“BOOM! Einfach... BOOM! Ich hatte einen Job zu tun... meinen Job... Ich sorgte dafür dass die Welt weder zu harsch noch zu gefährlich wurde. Ich sorgte dafür dass die Wesen die hier lebten nichts bemängeln mussten. Azeroth war ein Paradies! Es war meine Aufgabe dafür zu sorgen dass jeder hatte was er brauchte. Rohstoffe, Wasser, fruchtbares Land, saubere Luft... es musste keine Kriege geben. Niemand musste kämpfen um von etwas genug zu haben, denn sie hatten genug und noch mehr. Ich sorgte dafür dass sie die Freiheit hatten zu tun was immer sie wollten... dann kam die Große Teilung, herbeigeführt von einem gefallenen Titanen, aber ich half."

Er machte eine Pause, als er spürte wie ein Schluchzer aufkam. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

"Wir verbündeten uns alle gegen die Brennende Legion, zahlreich. Drachen und die Sterblichen, die wir schützten. Aber meine Dämonenseele, die Geheimwaffe die Deathwing mich erschaffen ließ, indem ich mein eigenes Blut darauf vergoss, sie tat mehr als nur die Dämonen zu zerstören. Sie erschuf Angst im Herzen Aller. Und ich konnte nur durch meine verdrehte Sicht zuschauen wie Deathwing meinen Körper befehligte und alle, inklusive unserer Verbündeten vernichtete. Und nach der Großen Teilung, senkte er die Berge ab und nahm die Ressourcen weg. Mit meinen Kräften verseuchte er die Lüfte, vergiftete die Wasser und machte das Land trocken und unfruchtbar. Die Bewohner Azeroths hatten keine Wahl, Bruder gegen Bruder kämpfte um das bloße Überleben und Deathwing lachte über ihre Probleme. Der Krieg der Ahnen war vielleicht der erste Krieg auf Azeroth, aber es war nicht der Erste in dem die Bewohner gegeneinander kämpften. Es war ein Krieg um Azeroth zu schützen, aber alle anderen Kriege..."

Neltharion schüttelte den Kopf.

"Ihr habt keine Ahnung wie viel Schmerz es mir bereitet hat," sagte er zu Thrall und Aggra. "Da zu sitzen und zuzusehen wie meine Welt auseinander gerissen wurde von einem Gefühl, dass jeder haben konnte. Jeder hat Zorn, jeder hasst etwas. Das ist normal. Aber zu sehen wie es sich personifiziert und die Kontrolle an sich reißt... und angekettet zu werden um zuzusehen wie dieser Dämon alles zerstört, dass ich zu schützen schwor. Es ist unentschuldbar. Zu sehen wie mein Schwarm von den anderen Schwärmen getötet wurde, ja auch das schmerzt mich. Aber nicht so sehr wie dies. Jedoch... es war nicht ihre Schuld. Sie wurden von der Boshaftigkeit Deathwings infiziert und haben nicht mehr als sie selbst gehandelt. Mein Schwarm wurde zu Schatten... zu Marionetten die nach Deathwings Schnüren tanzten. Ein wenig von mir war froh als sie starben, denn so konnten sie nicht mehr von ihm gequält werden."

Er senkte sich selbst auf den Boden und starrte traurig in den gewaltigen Abgrund vor ihm.

"Sagt, wie nennt ihr das hier?", fragte Neltharion.

"Das ist die große Kluft," sagte Aggra.

"Nein, das meinte ich nicht," sagte er. "Ich meine all das hier, was ich verursacht habe als ich aus Tiefenheim ausbrach wie ein lodernder Vulkan?"

"Das, die Zerschlagung," sagte Thrall. "Dachte das weißt du."

"Ich habe es hier und da gemurmelt gehört," sagte Neltharion. "Andere Namen?"

"Kataklysmus," sagte Aggra. "Oder.. die zweite Große Teilung."

"Perfekt," sagte Neltharion seufzend. "Ich half dabei die Erste zu verursachen. Wieso nicht auch die Zweite?"

Er hob seinen gewaltigen Kopf und schaute ins Südliche Brachland hinüber. Grünes, fruchtbares Land erstreckte sich auf der anderen Seite der Kluft. Neltharion spürte ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. Da entstand Leben auf der anderen Seite des Risses.

"Was ist das?" fragte er.

"Die Wucherung," sagte Thrall. "Sie wurde von einem Nachtelfendruiden erschaffen, der das Brachland wieder mit Leben füllen wollte. Dort gibt es Schatten, kühles Wasser, genügend Früchte. Es liegt auf der Seite des Brachlands, welche die Allianz kontrolliert und erstreckt sich bis zu den Bergen, die an die Düstermarschen grenzen. Im Zentrum soll der Smaragdgrüne Alptraum es infiziert haben, aber diese Teile sind sicher."

"Da ist auch ein Allianzlager östlich von hier, direkt in der Wucherung," sagte Aggra. "Wo wir etwas zu essen und zu trinken finden könnten, falls sie zu Mitgliedern des Irdenen Rings so großzügig sind. Und da sie zu Theramore gehören, erhöht das unsere Chancen, sobald sie dich sehen, Thrall.”

“Weil Jaina mich immer noch mag,” sagte Thrall. “Ich hoffe nur ihre Nettigkeit weiter sich auf die aus, die sie befehligt.”

Aggra drehte sich zu Neltharion. “Jedoch denke ich, dass dasselbe nicht auf dich zutrifft.”

Neltharion senkte den Kopf und die beiden kletterten wieder hinauf.

“Du könntest ihnen erzählen, dass du mich gefangen hättest,” sagte er. “Und dass du mich nach Theramore bringst.”

“Wieso Theramore?” fragte Thrall.

“Sobald wir da wären könnte ich mich in der Taverne betrinken,” sagte Neltharion während er über den Abgrund sprang.

“Wie erklären wir das alles mit ihm Jaina?”, fragte Aggra. “Wir können nicht einfach auf seinem Rücken mitten in Theramore auftauchen.”

“Lass uns hoffen, dass das Lager einen Ruhestein hat,” sagte Thrall. “Dann kann ich mit jemandem reden.”
 

§§§
 

Das Letzte was Korporal Teegan wollte, war noch ein paar Wochen in der Wucherung zu verbringen. Ursprünglich war der Plan gewesen, dass sie von der Feste Nordwacht aus marschierten und ins hordekontrollierte Nördliche Brachland einfielen. Aber seit sie Berichte über den plötzlich gewachsenen, unnatürlichen Wald zurück geschickt hatten, und auch aufgrund der Tatsache, dass ein riesiger, mit Lava gefüllter Riss sie von ihrem Ziel trennte, hatten sie hier ihr Lager aufgeschlagen. Und dann kamen auch die neuen Befehle, die Vorgänge in dem Bereich zu beobachten und alles Verdächtige direkt ihrem Kommandeur zu melden. Neben den zufälligen Angriffen am Tag durch Raptoren oder andere Kreaturen, die sich den neuen Dschungel als Lebensraum aussuchten, waren da noch die Nächte, die in der Wucherung schrecklich waren. Nachts hatte er Alpträume. Sie alle hatten Alpträume. Ein netter Druide hatte hier Rast gemacht und Teegan hatte sich mit ihm unterhalten. Er hatte gelernt was diese Alpträume verursachte. Das Ding, dass man den Smaragdgrünen Alptraum nannte, bahnte sich seinen Weg durch den Wald, und alles was sich hier schlafen legte, fiel ihm zum Opfer. Allgegenwärtig war die Gefahr, dass sie im Traum gefangen wurden und nie wieder erwachten, für immer gefangen in der verdrehten Art, die den Grünen Traum plagte. Also befahl er den Männern, dass sie der Reihe nach Wache hielten und sich beim Schlafen abwechselten. Der Smaragdalptraum hatte einen Teil der Oase freigegeben, jedoch konnten Träumer den Effekt immer noch spüren.

Ol’Dirty Pete, ein weiß bärtiger Zwerg, der die Expedition begleitete, hatte ein Gebräu mischen können, dass die krankmachenden Effekte des Alptraums abwehrte. Unglücklicher Weise bestand es aus einem der widerlichsten Gebräue, die es gab, und einer Sorte halluzinogener Pilze aus der Oase. Es ließ den Trinker oft unzusammenhängendes Gebrabbel von sich geben oder seltsame Zeichen in den Sand malen. Nachdem der Korporal es einmal getrunken hatte, ordnete er an, dass es niemand mehr trank. Aber das hielt Pete nicht davon ab das Gebräu weiter zuzubereiten.

Die Sonne ging unter, jedoch nahm das dem Dschungel nicht die stickige Hitze. Ein Moskito flog vorbei und landete auf Teegans Wange. Er hob die Hand und erschlug sie. Er stand von seinem Stuhl auf und strich sich den Wappenrock zurecht. Auf seiner Brust prangte das Wappen von Theramore, ein goldener Anker auf weißem Grund, der Ort an dem er gerade stationiert war. Teegan drehte sich herum als Hanna Bridgewater auf ihn zulief.

“Sir,” begann sie. “Ich sah 2 Orks. Sie kommen in unsere Richtung.”

“Orks?”, fragte er. “Goucho, Pete, holt eure Sachen! Wir haben Orks!”

“Gerade richtig,” sagte Goucho als er zu dem Zelt kam und seine große Kriegsaxt trug. “Ich fing an mich zu langweilen.”

“Korporal,” begann Hanna. “Da liegt der Punkt. Ich habe kein Banner der Horde gesehen, und sie sehen auch nicht aus als würden sie spionieren. Sie sehen aus als würden sie nur durch diesen Wald laufen, jedoch kommen sie zu unserem Lager.”

“Dann sollten wir uns mit ihnen treffen,” sagte Teegan und zog sein Schwert. Er hörte Schritte im Wald um sie herum, als die zwei Orks auftauchten und näher traten. Einer der Orks hatte einen recht gewaltigen Hammer, den er aber auf dem Boden ablegte. Auch die andere Ork senkte ihre Waffen.

“Wir sind keine Gefahr,” sagte der erste Ork. “Ich bin Thrall.”

“Thrall?” fragte Teegan. “Kriegshäuptling Thrall von der Horde?”

“Ex-Kriegshäuptling,”, sagte Thrall. “Ich diene nun dem Irdenen Ring. Wir sind neutral in den Belangen von Allianz und Horde, aber als ich noch Kriegshäuptling war, habe ich den Frieden unterstützt.”

“Ja, ich weiß,” sagte Teegan. Er senkte sein Schwert, hielt er es doch für die klügere Idee den mächtigeren Ork nicht zu bedrohen. “Was führt euch in unser Lager?”

“Ich habe mich gefragt ob ihr einen Ruhestein habt,” sagte Thrall.

“Warum?”, fragte Goucho. “Damit du deine Hordenfreunde rufen kannst?”

“Nein,” sagte Thrall. “Damit ich mit Jaina Proudmoore reden kann.”

“Warum würdet ihr mit Jaina Proudmoore reden wollen?” fragte Hannah, während sie den Kopf vor Verwirrung schief legte.

“Ich... habe einen Gefangenen, den ich ihr und Theramore übergeben möchte,” sagte Thrall. “Und da ihr das Emblem Theramores tragt, glaube ich dass ihr mir einen Weg bieten könnt, damit ich sie erreichen kann.”

“Unser Stein erreicht nur eine Zentrale in der Nordwacht,” sagte Teegan. “Aber bevor ich euch unseren Stein benutzen lasse, was für einen Gefangenen wollt ihr der Allianz übergeben?”

“Vielleicht solltet ihr ihn selbst sehen.” sagte Thrall. “Komm raus, Neltharion.”

Sie spürten die Erschütterungen von großen Füßen, die auftraten, und hörten die Geräusche von Bäumen die umgeworfen wurden. Etwas enorm großes musste sich den Weg durch den verzauberten Wald bahnen. Thrall drehte sich um als er ein paar gewaltige Fehltritte im Wald hörte. Er sah den schwarzen Drachen an, als dieser sich tastend durch den Dschungel näherte und dabei seine Größe und die adamantinen Platten offenbarte. Aus irgendeinem seltsamen Grund sah es aus als würde der Drache auf seinen linken Knöcheln laufen. Teegan, Hanna und Goucho starrten ihn mit Entsetzen an, als sie realisierten, wer da vor ihnen stand.

“Das kann nicht sein,” sagte Hannah als sie ein paar Schritte rückwärts machte um ihn komplett anzusehen.

“Ich... glaub das nicht.” sagte Goucho.

“Deathwing?” fragte Teegan. “Deathwing ist euer Gefangener?”

“Irgendwie,” sagte Thrall.

“Und du händigst ihn uns aus?”, fragte Hannah.

“Ja,” sagte Aggra.

“Wieso?”, fragte Hannah.

“Weil Garrosh, der aktuelle Kriegshäuptling ihn rausgeworfen hat.”, sagte Thrall.

“Rausgeworfen?” fragte Goucho. “Bin ich gerade eingeschlafen und jetzt in einem seltsamen Traum`?”

“Ich sehe ihn auch.”, sagte Teegan. “Also Garrosh wollte ihn nicht, und nun möchtet ihr ihn der Allianz übergeben? Ehm... Wieso?”

“Eigentlich möchten wir ihn Theramore übergeben,” sagte Aggra.

“Wieso Theramore?”, fragte Teegan.

“Ähm,” Thrall kratzte sich am Kopf. Er schaute zu Neltharion hoch, der ein seltsames vertrotteltes Grinsen auf dem Gesicht hatte. Da bemerkte er auch die hohle Pranke des Drachen. “Ehm... Neltharion... stimmt etwas nicht?”

“Ich... wollte dich...” Neltharion pausierte und hickste. “dasselbe fragen. Thrall, wieso bist du lila und stehst auf dem Kopf?”

Der Kopf des Erdwächters schwankte stark und die Hickser setzten sich fort. Thrall fühlte die Erde unter seinen Füßen beben.

“Was was das?” fragte Hannah.

“Ein Hickser.”, sagte Thrall.

“Ich möchte gar nicht herausfinden, was passiert wenn er rülpst,” sagte Goucho. “Er würde vermutlich die Kluft verbreitern.”

“Azeroth ist am Himmel!” Neltharion kicherte und zeigte mit einer Klaue nach oben in den röter werdenden Himmel der Dämmerung. “Ich... schwöre.. ich... ward nicht...”

“Aggra, was ist mit ihm passiert?” fragte Thrall.

“Ich sagte ihm er solle warten bis wir am Lager sind, das hat er getan...”

Der schwarze Drache fiel auf den Rücken, trat Erde los, die umher flog. Tränen erschienen in seinen Augen, als er lachte, ein verrücktes Kichern, unterbrochen von Hicksern.

“Hat er ein Fass, aus Orgrimmar versteckt?” fragte Thrall.

“Ich hab keins gesehen.” antwortete Aggra.

“Oh... Hallo... Mr. Schmetterling...”, sagte Neltharion und winkte mit seiner Kralle ins Nichts. “Kann ich was von der Shisha haben, die du rauchst?”

“Okay,” begann Hannah, die ihre Hände hob bei dem Versuch die seltsame Szene zu beruhigen als sie an Thrall herantrat. “Abgesehen davon, dass das Deathwing sein müsste... ist er betrunken?”

“Er halluziniert.” sagte Goucho.

“Oh nein...”, Teegan seufzte, als er sich auf einen Baumstamm neben der Feuerquelle des Lagers setzte. Wie auf ein Stichwort, kam ein weiß bärtiger Zwerg aus dem Zelt und sah aus als hätte er etwas verloren.

“Hat jemand meine Destille gesehen?” fragte er. Er pausierte als er bemerkte wie Teegan ihn ansah. “Sagte ich Destille? Ich meinte natürlich mein Chemielabor.”

“Pete!”, rief Teegan. “Ich sagte dir doch, du solltest diesen pilzverseuchten Fusel loswerden!”

“Ich... eh,” begann Pete als seine Augen umherschauten. Da entdeckte er seine metallische Fermentierungsmaschine in der Klaue des schwarzen Drachen, der es gerade anhob und den letzten Tropfen austrank. “Oh nein! Du hast doch nicht... Er hat doch nicht... Er hat nicht das gesamte Teil ausgetrunken oder?”

“Was hat er getrunken?” fragte Thrall.

“Eine Mixtur aus Badesalz, druidischer Medizin für Erkältungen, fermentierten Saft einiger lokalen Früchte, die wir als essbar erachten,” begann Teegan. “Und eine getrocknete Form der hier einheimischen halluzinierenden Pilze, die wir dafür pulverisieren.”

“Die Druiden nutzen die Pilze in geringen Dosen um sich gegen den Smaragdgrünen Alptraum zu verteidigen,” sagte Hannah. “Wir benutzten es um uns... bei Laune zu halten... und um dafür zu sorgen nicht bei jedem Schlaf komatös zu werden. Dieser Ort ist vom Alptraum verflucht und jede Nacht wenn wir schlafen laufen wir Gefahr darin gefangen zu werden. Aber anscheinend mag der Alptraum keine nackten, halluzinierenden Vollidioten, die sich für König Wrynn halten und mit dem Schwert auf unsichtbare Felsmonster eindreschen.” Sie drehte sich zu Teegan, der ihr ein verlegenes Lächeln zuwarf. “Obwohl Felsmonster echt sind, warte ich noch auf Berichte über die Unsichtbaren. Daher denke ich, dass da nur der Rausch spricht.”

“Nun... zum Glück ist er schon nackt,” sagte Thrall. “Da müssen wir uns schon mal nicht sorgen.”

“Also, um genau zu sein, hat Neltharion ‘Mondschein’ getrunken?”, fragte Aggra.

“Mondschein, gewürzt mit Pilzen, die Druiden für Halluzinationen nutzen,” sagte Teegan. “Ja, ich weiß, wir haben auch beschlossen es nicht mehr zu trinken. Zumindest die meisten von uns.”

“Abgesehen davon schmeckt es wie brennender Teer,” sagte Hannah.

Thrall drehte sich zu dem noch immer kichernden Neltharion um.

“Es kann nicht sein, dass eine so kleine Destille etwas so großes beeinflusst.” sagte Thrall. “Neltharion, hast du... noch was anderes gegessen oder getrunken?”

Neltharion drehte sich zu Thrall und grinste ein leeres Grinsen.

“Nun.. ich wurde durstig... dann fand ich diese Destille..” Seine Stimme war verwaschen. “Was immer da drin war, es roch gut. “Aber nach dem Trinken dachte ich mir dass da noch was zugehört... also fraß ich einige Pilze und ein paar Wildschweine.”

“Stop!”, rief Thrall und hob seine Hand dem Erdwächter entgegen. “Alexstrasza killt mich wenn sie erfährt dass ich dich nicht nur betrunken, sondern auch noch high bekommen habe.”

“Alex... Alex... kann sich... eine große... Metallstange in den... Arsch schieben..” Neltharion prustete. Sein Kopf fiel wie ein Stein und sein Körper wurde schlaff. Die Augen waren geschlossen und Thrall konnte das laute Schnarchen des Drachen hören.

“Okay,” sagte Thrall. “Der geht heute nirgendwo mehr hin. Stört es euch wenn wir mit euch lagern?”

“Ich schätze wir haben keine Wahl”, sagte Hannah. “Sir?”

“Ich schätze wir können das Feuer mit euch teilen.” sagte Teegan. “Und ich an der Nachricht für Theramore arbeiten.”

Er ging zum Zelt mit dem Ruhestein. Hannah wandte sich Thrall zu, dann Neltharion.

“Aber wie habt ihr Deathwing gefangen?”, fragte sie. “Und ich dachte er wäre tot.”

“Es ist eine lange Geschichte,” begann Thrall. “Und schwer zu erklären. Aber deswegen muss ich mit Jaina reden. Wenn wir erst mal in Theramore sind, kann sie vielleicht Alexstrasza ausrichten, dass wir ihren Bruder hier haben.”

“Also ist er nicht wirklich euer Gefangener?” sagte Hanna.

“Nein.”, sagte Thrall. “Aber er muss zurück in die Drachenöde, bevor er in noch mehr Probleme verstrickt wird.”

“Das klingt nach einer guten Idee”, sagte Hannah. “Je weiter er von allen bewohnten Gebieten weg ist, umso besser für uns alle.”

“Lass ihn das bloß nicht hören,” sagte Thrall. “Ich denke er glaubt dass er auf einer Mission ist, um den Schaden der Zerschlagung wieder gut zu machen. Und sich selbst... mit Alkohol zu betäuben.”

“Das ist... löblich von ihm,” sagte Hannah. “Bis auf den Part mit dem Trinken..”

“Aye..” sagte Goucho. “Aber woher kommt dieser Sinneswandel? Deathwing interessierte sich nur Tod und Zerstörung.”

“Weil...” begann Aggra. “Das nicht Deathwing ist, zumindest nicht mehr.”
 

§§§
 

Kommandeur Tarc stand direkt auf, als er das Vibrieren des Steines auf seinem Tisch hörte. Er streckte den Arm und nahm ihn auf.

“Kommandeur, hier spricht Korporal Teegan von Außenposten 58,” begann die Stimme, die aus dem verzauberten Stein kam. “Ich habe hier Kontakt mit zwei Orks vom Irdenen Ring.”

“Irdener Ring?”, fragte Tarc.

“Einer von ihnen ist Thrall,” sagte Teegan. “Und sie haben einen Gefangenen, den sie der Allianz übergeben wollen.”

“Warum würden sie uns einen Gefangenen übergeben?”, fragte Tarc.

“Nun... Kriegshäuptling Garrosh wollte ihn anscheinend nicht.” sagte Teegan mit einem Seufzer.

“Wer ist der Gefangene?”

“Es ist Deathwing.”

“Wer?”, fragte Tarc.

“Deathwing,” sagte Teegan.

“Bist du sicher?”, fragte Tarc, während er sich vorbeugte und sich in seinem honigfarbenen Haar am Kopf kratzte.

“Ich bin sicher.” sagte Teegan. “Wie viele schwarze Drachen mit Metallplatten auf dem Körper und einem großen Metallkinn kennen sie, Sir?”

“Deathwing,”, sagte Kommandeur Tarc. “Und Thrall will ihn uns übergeben?”

“Genau genommen, Sir,” begann Teegan. “Er hat ausdrücklich gesagt, dass er ihn Theramore aushändigen will.”

“Wieso Theramore?”

“Ehm... Da wurde er nicht genauer. Aber er wollte Lady Proudmoore in der Angelegenheit sprechen.”

“Und wieso ist das so?”

“Ich hoffe um Deathwing zurück in die Drachenöde zu bringen,” sagte Teegan. “Und weg von uns.”

Tarc seufzte erneut und legte den Kopf in die Hände. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und brauchte einen Moment um das alles zu verdauen.

“Verstanden. Ich informiere Lady Proudmoore.”, sagte er. “Und ich hoffe du sagst die Wahrheit und bist nicht wieder auf diesem Pilzgebräu von eurem Zwerg.”

“Ich habs aufgegeben,” sagte Teegan. “Aber Deathwing fand den Ort wo Pete es lagert und tat uns den Gefallen, die gesamte Destille zu leeren.”

“Er hat es getrunken?”, fragte Tarc. “Und...”

“Total ausgeknockt.” sagte Teegan. “Nachdem er behauptete Azeroth wäre am Himmel, Thrall wäre lila und er eisern durchhielt einen Schmetterling nach seiner Shisha zu fragen.

“Wäre ich nur da gewesen,” lachte Tarc. “Zumindest zerstört er nichts.”

“Nein, er schläft nur, aber wenn er aufwacht, dürfte er die heftigsten Kopfschmerzen seines Lebens haben.”

“Erneut muss ich anmerken, wie gerne ich das erlebt hätte.” sagte Tarc. “Nun gut, Korporal, ich werde zusehen dass ich Lady Proudmoore mit diesen Informationen erreiche und werde mich morgen melden mit deinen Befehlen, bezüglich des Ex-Kriegshäuptlings und seinem... neuen Haustier.”

“Ja, Sir!”, sagte Teegan.

“Hab ein Auge auf die Beiden.”

“Das dürfte nicht schwer werden, Sir.”

“Gut,” sagte Tarc. “Erwarte meine Nachricht morgen mit weiteren Befehlen. Gute Nacht, Korporal.”

“Gute Nacht, Sir.”, sagte Teegan.



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