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Im Schatten der Zukunft

Noel & Lightning
von

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Im Schatten der Zukunft XI

Es war die Unbedachtheit des Moments, die keine Zeit für Fragen ließ, Lightning erschrocken über die plötzliche Empfindung der Berührung, Noels Hand auf der Haut ihres rechten Armes aufkeuchen ließ und jedes Stäuben, jedes Handeln und Widerreden zunichte machte. Auf einmal hatte der junge Jäger vor ihr gestanden, war ihr auf einmal so nah, dass sie seinen warmen Atem auf ihren Gesicht spüren konnte, fühlen, wie er ihre Haut kitzelte und knapp über ihren Hals steifte. Finger, die sich bestimmend in ihren Nacken legten, durch ihr Haar strichen und sie willenlos den jungen Mann noch näher brachten.
 

Wie konnte dies nur wieder geschehen?
 

Sie konnte nichts dagegen tun, war viel zu überrascht und außerstande sich auch nur irgendwie zu wehren, irgendwas zu tun… gegen diese Berührung auf ihrer Haut… oder dieses angenehme Gefühl, das gerade heiß durch ihr Blut pulsierte, sie mit einen fesselnden Zauberspruch besprach, ihre Lippen verschloss…
 

Hitze auf ihrer Haut, ein atemberaubender Hauch, als warme Lippen sich einfach auf die ihren legten, sie auf der Stelle bannen, sie hilflos machten.
 

Wie konnte sie das nur zulassen? Wie konnte sie zulassen, dass… dass ihr Herz aus seinen Takt gesprungen war, nur um in einer viel zu schnellen Geschwindigkeit, mit viel zu lauten Klopfen weiterzuschlagen, ihren Körper in einer einzigen Bewegung zu lähmen.
 

Ein kurzer Moment des Stillstands, während sie über das Gefühl von hitzigen Flammen, welche sie mit einem Mal in jeder Faser ihres Körpers spürte, hinaus, bemerkte, wie der Griff um ihren Arm forderte, Fingernägel sich zitternd in ihre weiche Haut vergruben. Bis sie endlich realisierte, ihre Gedanken zu rasen anfingen…
 

Vor Unglauben weiteten sich ihre Augen, wanderten ihren Ausdruck zu Entsetzen, doch die Finger ihrer linken Hand wanden sich schon. Suchten nach einem ledernen, dünnen Griff, zogen das kleine Jagdmesser aus der Tasche am Rücken des jungen Mannes. Energisch riss sie ihren Kopf aus der Hand des jungen Jägers, löste sich von Noels Lippen und hatte mit einer schnellen Bewegung die geriffelte Klinge an die Kehle des leicht zurückschreckenden Mannes gesetzt. Erzürnt blickte sie in die meeresblauen Augen Noels, Augen, so wild und unergründlich sie auch auf sie wirkten, sie nicht ein Aufgebot solchen Dreistigkeit zugetraut hatte. Schon gar nicht beim ersten Mal…
 

Die junge Frau stieß einen lautlosen Fluch über ihre Lippen, atmete hitzig ein. Hitzig, ja, das traf es sehr genau. Genauso fühlte sie sich im Moment. Erbost und erregt.
 

„Verdammter Mistkerl.“, verließ es sie knurrend, trug Scham, Wut und Beleidigung in ihren eisblauen Augen, während sie beobachten konnte, wie Noel sich zwar nicht regte, aber seinen Hals doch irgendwie auf Abstand mit dem Messer in ihrer Hand zu halten versuchte.
 

„Wieso stoße ich mit dir nur immer wieder auf Gewalt…?“, hörte sie es resigniert den jungen Mann verlassen.
 

„Das muss an deinen unverschämten Ideen liegen.“
 

„Ich habe dir doch gesagt… manche Wünsche sollten nicht ausgesprochen werden…“, die Stimme des jungen Jägers klang unerwartet sanft, war ohne die kleinste Spur von Reue oder Ärger, nein, aber dafür mit einen Hauch Traurigkeit behangen.
 

„Was…?“
 

Lightning stolperte einen kaum merklichen Schritt zurück, sah Noel entgeistert an, während ihr Kopf die Worte, welche doch noch nicht ganz zu ihren Geist durchzudringen konnten, abzuschütteln versuchte, nicht glauben wollte, was der junge Mann soeben gesagt hatte. Und aufmerksam folgte der Blick ihrer Augen nur der bewegten Hand des jungen Jägers, sah dabei zu, wie sie sich um ihre Hand legte, in der sie noch immer das kleine Messer hielt. Nichts ging mehr und sie wollte, konnte es einfach nicht glauben. Sie wollte einen klaren Gedanken fassen, nachdenken, doch bevor sie die Gelegenheit dazu bekam, konnte sie fühlen, wie ihr Herzschlag sich nur noch mehr beschleunigte, ihr tobendes Blut in die Venen schickte. Sie keuchte verwirrt auf.
 

Diese Berührung, Noels Nähe… verursachten plötzliche, kribbelnde Schauer auf ihrer Haut, lösten etwas in ihr aus. Ließen sie ein ungewöhnliches Ziehen und Sehnen spüren. Eine Neugierde auf etwas, das sie noch nicht ganz erfassen, nicht ganz begreifen konnte. Überfordert schüttelte Lightning ihren Kopf, biss sich verzweifelt auf ihre Unterlippe, doch konnte trotzdem nicht verhindern, dass diese hitzigen Flammen in ihren Inneren weiter aufbegehrten.
 

„Es tut mir leid… Lightning…“
 

Aufgeregt schnappte sie nach Luft, fühlte, noch während diese traurige Melodie von Noels Worten in ihren Gedanken verklang, wie ein Schauer aus aufgeregten, viel zu vielen Gefühlen ihr gesamtes Empfinden stürmte, gegen die sie sich nicht zu wehren wusste. Spürte, wie ihre Lippen sich zu Worten formten, und doch brach sie kein einzigen, vernünftigen Ton hervor, keinen einzigen Gedanken, den sie zu Ende brachte. Konnte nicht verstehen, warum sie ihre Hand nicht schon längst aus der des jungen Jägers zu befreien versuchte, sondern dieses Gefühl auf ihrer Haut… einfach nur noch etwas länger erfahren wollte. Fühlte sich seltsam, nach und nach gegen jede Vernunft in ihr aufbegehren, als ihre Augen nach den meeresblauen Tiefen des jungen Mannes suchten.
 

Und als ihr Blick auf den Noels traf, glaubte sie nicht mehr sie selbst zu sein. Dieses traurige und zugleich so ungebändigt wirkende Meeresblau, das sich in genau dem Moment unter sich langsam schließenden Augenlidern barg, während der junge Mann schwach seinen Kopf nach links und rechts bewegte, wie Zähne sich verbissen in empfindliches, verführerisches Fleisch stießen.
 

Das konnte, das durfte doch nicht wahr sein… mit einem Mal konnte sie die Welt nicht mehr verstehen. Doch… wollte es auch gar nicht…
 

Die Nähe des jungen Jägers machte sie fast wahnsinnig, sie wollte vor ihr wegrennen und doch auch nichts anderes, als sie nur noch deutlicher zu spüren. Wollte sich gegen den jungen Mann wehren… und doch sich ihm einfach nur ergeben. Ungelenk, irgendwie abgelenkt, folgten Lightning mit ihren Augen der sanft gewundenen, freigelegten Linie des ihr für einen kurzen Augenblick leicht zugewandten Halses, bemerkten die feinen, einzelnen Strähnen Noels Haares, an dessen weiches Gefühl in ihren Händen, auf ihrer Haut sie sich plötzlich erinnerte.
 

„Ich…“, versuchte sie einen Anfang, nur irgendeine Erklärung, für die sie doch nur keine Worte hatte, während sie jäh von unverhofften Bildern, Erinnerungen überflutet wurde.
 

Sie keuchte lautlos auf und fast gar panisch, verloren in verfänglichen Eindrücken, glitt ihr Blick über dunkeln Stoff, zu der Stelle, an der sie die fein gewebten Fasern mit ihren Schwert durchstoßen und zerrissen hatte, sie die Spuren ihrer Gräueltat, die dunkle Farbe des getrockneten Blutes nur erahnen konnte. Doch sie wusste, dass es da war…
 

Erinnerte ihre Verzweiflung, ihre Verwirrung, ihre Aufgeschmissenheit. Ihre Gefühle, sowie ihre Worte, die nur einen Wunsch erflehten. Und etwas, das nur kurz in ihren Herzen aufgeflackert war, sie nach Noels Rettung sofort wieder unter kalter Leere vergraben hatte. Sie mochte Noel… und vielleicht auch etwas zu sehr, als es gut für sie war.
 

Eifrig verlangten ihre Lungen nach Luft, als Lightning bemerkte, dass sie für einige Sekunden in ihren Gedanken zu atmen aufgehört hatte, sie sehen konnte, wie der junge Jäger sie mit einem Mal fragend ansah und sie sich dadurch selbst bei ihren sinnlosen Starren ertappte.
 

Eine ungeheure Gänsehaut bildete sich mit kribbelnden Prickeln auf jeden Zentimeter ihrer Haut aus, tauchte die junge Frau immer mehr in einen Zustand aus berauschenden Gefühlen, belegte sie mit einen Ziehen in ihren Inneren, über das sie sich zum widerholten Male fragte, wo es so plötzlich herkam, was es eigentlich zu bedeuten hatte.
 

Ein schwacher Atemhauch, der ihren Mund verließ, als der Griff warmer Finger um ihrer Hand sich lockerte, sich von ihr lösten und sie sehen konnte, wie Noel seinen Arm leicht ein Stück sinken ließ.
 

„Wie soll es weitergehen? Was gedenkst du nun zu tun, Lightning?“, hörte sie seine Stimme sagen, sie nur noch einen Schritt tiefer ins Verderben ziehend, während er genau diesen mit Vorsicht auf sie zusetzte.
 

Was war nur los? Ihr Sein, ihre ganze Existenz schien sich auf einmal nach diesem jungen Mann zu verzerren, sehnte sich immer mehr nach den Empfindungen, die Noel nur mit seiner bloßen Anwesenheit, einer einfachen Berührung in ihr auslöste. War seiner Nähe auf einmal so restlos verfallen.
 

„Noel… bitte…“, nur ein trüber Seufzer, mit welchen sie ihr Herz entlasten wollte, sie das liebliche, reizvolle Flüstern in ihren Inneren nur etwas erträglicher zu machen versuchte, während sie das sich immer mehr lüftende Rätzel hinter ihren inneren Gefühlsregungen zu verstehen anfing.
 

„Ein Kampf ich sinnlos, ich habe verstanden, dass ich dich nicht besiegen kann.“, Lightning verfolgte die Bewegung seines rechten Armes, wie er dadurch seine Hand auf die Stelle knapp über seinen Herzen legte.
 

„Auch wenn ich nicht so ganz verstehen kann, warum du mich nicht einfach hast sterben lassen, vor allem…“, mit den Zeigefinger seiner anderen Hand deutete der junge Jäger nebenher auf das Messer, welches sie ihm immer noch bedrohlich entgegen streckte.
 

„…wenn du mich im nächsten Moment vielleicht doch nur wieder töten möchtest.“
 

„Noel.“, hauchte die junge Frau, fühlte sich auf der einen Seite wie in die Enge gedrängt, auf der anderen wie im siebten Himmel, unfähig in der Wirklichkeit wieder anzukommen.
 

„Komm schon Lightning, sag, wie soll es weitergehen?“
 

Noel setzte einen weiteren Schritt auf sie zu, stand mit einem Mal vor, leicht neben ihr, ihr viel zu nah…
 

Ein Schritt zu viel, sein Atem viel zu nah. Zu warm und sanft, um richtig zu sein. Nicht hier, nicht jetzt. Nicht zwischen ihnen. Zwischen ihr, der Erlöserin, der Erretterin der Seelen und ihm, dem Schattenjäger, einen verlorenen Freund. Das war einfach nur falsch, viel zu gefahrenvoll. Und auch wenn sie es selbst nicht mehr für möglich hielt, begann ihr Puls mit jedem zeitlosen Augenblick, der verstrich, nur noch höher zu schlagen. Sie war einfach nur überfordert, verloren und immer tiefer fallend in einen Abgrund jenseits jeder zu kontrollieren Vernunft, ihr einziger klarer Gedanke nur eine Erinnerung… eine Erinnerung an jenes sanfte Lächeln, das sie wünschte wieder auf den Lippen des jungen Mannes zu sehen. Ein Lächeln, das sie zum ersten Mal vergessen und den Kopf verlieren ließ.
 

Schock, Überraschung und Verwirrung sprachen zeitgleich aus zwei weit auseinander gerissenen Augen, als sie vorschnellte, mit dem Messer an Noels Hals, jenen unter sich bannte, ihm keine andere Wahl ließ. Es machte für sie keinen Sinn mehr, ihre Gefühle, ihr Sehnen und Begehren noch länger zu verbergen, war ihnen zu sehr schon verfallen, um sie noch länger unter Kontrolle zu halten, war nicht mehr länger in der Lage dazu. Aber das war ihr auch egal, sie wollte nichts anderes mehr. Wollte nur noch warme Haut berühren, der sündigen Versuchung unterliegen…
 

Sie hatte nichts mehr zu verlieren… nahm einfach das, was ihr dargeboten wurde…
 


 

Unverhofft schreckte Noel zurück, riss seine Augen weit auseinander, als er ein weiteres Mal die geriffelte, kalte Klinge seines eigenen Messers an seiner Haut bemerkte, Lightning ihn auf einmal nahe gekommen war, ihn mit einen Ausdruck in ihren eisblauen Augen ansah, den er nicht zu definieren wusste. Doch als ob er überhaupt die Gelegenheit dazu bekommen hätte. Überrumpelt stolperte der junge Mann unkontrolliert zurück, hatte gar keine Zeit, sich zu wundern, noch weiter Fragen zu stellen, sich vielleicht sogar noch Sorgen zu machen.
 

Und die nächste Bewegung, das was dann geschah, hatte er nicht vorausahnen können.
 

Weiche Lippen gegen seine… sanft und doch bestimmend, so plötzlich, dass er zwischen ihnen aufkeuchte. Er spürte, wie eine Hand fest über den Stoff seines Oberteils wanderte, kurz auf seiner linken Schulter ruhte, ehe sie sich weiterbewegte. Entlang der Haut seines Halses, zu seinen Nacken, wo sie sich ihres Weges unerwartet sanft in den Ansatz seiner braunblonden Haare grub, ihn dennoch etwas weiter nach vorne dirigierte und den junge Jäger das kalte Stahl in der anderen Hand härter gegen seinen beschleunigten Puls drücken spüren ließ. Das hier war gefährlich, im wahrsten Sinne des Wortes, doch nichts, worüber er noch nachdenken konnte.
 

Der junge Mann konnte das Gefühl von Lightnings Lippen auf seinen eigenen nicht ganz verstehen, das knisternde Gefühl feuriger Flammen, die sich in dem Moment entfachten, unaufhaltbar und gierig sein Inneres verbrannten… So ganz anders, als bei seinen Versuch, die junge Frau zu hinterlisten, und auch den einen Mal kurz zuvor. Es war so völlig anders, solch eine Geste selbst zu empfangen…
 

Durch all die Gefühle, die gerade in seinen Inneren tobten, einen Weg nach draußen suchten und seinen Geist zu umhüllen versuchten, fühlte er sich vor allem schwach und angreifbar, so völlig ausgeliefert. Es war einfach unbeschreiblich, mit was für einen Zauber diese Berührung, so hauchzart und doch Verlangen aussprechend, ihn belegte. Nichts schien mehr wirklich zu seien, nichts mehr unüberlegt oder gar falsch.
 

Die warmen Lippen der jungen Frau gegen seine, so berauschend und fordernd zugleich, waren für Noel mit nichts zu vergleichen, das er je schon einmal zuvor erlebt hatte. Und es gab nichts, was er mehr wollte, als diese befreienden Empfindungen auszukosten, sich fallen zu lassen. Hilflos schlossen sich seine Arme um den Körper vor ihm, suchten nach einem Halt im triebhaften Sturz, während sein geraubter Atem wortlose Empfindungen in sich barg, die er nicht zu beschreiben vermochte. Und nur die gefühlslose Berührung von kaltem Stahl, war das einzige, was noch an seinen verlorenen Geist zerrte, nicht zuließ, dass er sich vollends vergaß…
 

Wohlig und tief erklang das betörende, leise Seufzen aus dem Mund Lightnings, als ihre Lippen sich mit einem Mal fort bewegten, die Finger ihrer Hand sich kundig und fester in seinen Haaren vergruben, seinen Nacken berührten.
 

„Ist das der Wunsch, von dem du sprachst…?“, der warme, säuselnde Atemhauch an seinen Ohr ließ Noel lautlos aufkeuchen.
 

„Lightning…“
 

„Ich habe versprochen, dir zu helfen…“, die Stimme an seinen Ohr stoppte, und der junge Jäger spürte, wie die Finger ihrer Hand tiefer in sein Haar abtauchten, um mit einen leichten Ziehen seinen Kopf etwas weiter nach hinten zu zwingen. Der Blick ihrer eisblauen Augen lag mit fesselnder Wirkung auf seinen eigenen, verlangte von ihm, dass er ihr begegnete.
 

„…und dieses Versprechen halte ich sehr gerne ein, doch eins muss du mir dafür sagen…“
 

Noel stöhnte leise auf, als die Lippen sich plötzlich von seinem Ohr entfernten, sanft auf seiner Haut ansetzen und mit warmen Prickeln über die gerade Linie seines Halses strichen, ein Gefühl auslösten, das alle Grenzen verwischte…
 

„Was willst du, Noel?“



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