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Im Schatten der Zukunft

Noel & Lightning
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen~
ja, also… um einen kleinen Blick auf meine Art des Arbeitens zu werfen. So sieht da grobe Stichkonzept für dieses Kapitel aus:

- Chaos
- von Noel
- Light spricht mit Hope
- Zauber

und so das Ganze, vermischt mit etwas Liebe zum Detail und Gefühl, was nach dem Schreiben bei rauskommt. Ich wünsche euch wieder einmal viel Spaß beim Lesen! ;)

LG,
Ankh Komplett anzeigen

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Im Schatten der Zukunft VI

Die Schatten um das Licht lauerten, taumelten sich im schwarzen Flüstern, das durch die dunklen Gassen der verlorenen Stadt hallte und ließen Lightning unruhig werden. Ein von Rat völlig freier, fassungsloser Seufzer stahl sich aus ihren Mund, als sie sich zu beiden Seiten wandte, die Vorboten des Chaos um sich beobachtete. Juls warme Gefühl der Dankbarkeit, welches ihr Herz erreicht hatte, pochte noch immer in ihrer Brust nach, doch ihr Licht war am erstarben. Wurde untergraben von dem finsteren Nebelschwaden, welche augenblicklich sich um die junge Frau und den leblosen, jungen Mann in ihren Armen zu bewegen anfingen, den ratternden Mechanismus des Orakels erstickten.
 

Zischend spürte sie die Dunkelheit ihre Haut streifen, immer und immer wieder sich in ihrer Umarmung kreisen… und es brauchte ein verwirrten, blinzelnden Wimpernschlag, bis sie begriff, bis sie verstand, was grade passierte. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
 

„Noel!“
 

Diese Schatten… sie waren des Jägers Dunkelheit, nicht mehr länger in seinem Inneren verschlossen und endlich frei. Jetzt, irgendwo zwischen Leben und Tod, war er nicht mehr stark genug, um zu verhindern, dass das Chaos sich an seinem Leid labte. Die Hoffnung, die er mit seinen nie vergessenen Versprechen barg, erschlagen und sein Traum, welchen er all die Jahre folgte, der ihn am Leben erhielt, viel zu schwach…
 

Nur noch eine Schattenfantasie der Nacht…
 

… und sie musste irgendwas tun, dem jungen Mann, der doch eigentlich ihr Freund war, endlich helfen, egal wie erdrückt und hilflos sie sich gerade vorkam, während sie in das so erblasste Gesicht Noels blickte, keine einzige, noch so kleine Regung vernehmen konnte, seine erkältete Haut unter ihren Fingern spürte. Eine ausladende Geste ihres linken Armes, der der Körper in ihm willenlos folgte. Noels Kopf sank nach hinten und ihre Hand wanderte an seinen Hals, der sich in der fallenden Bewegung unter kitzelnden Haarsträhnen entblößte, zog auf ihrer Suche eine rote Spur mit dem Blut des jungen Mannes, welches an ihren Fingern klebte. Ein leises Schlucken in ihrer aufgeregten Kehle.
 

So schwach.
 

Doch immer noch da, stark genug, um sie zu erreichen, nach ihren Herz und Verstand zu greifen, sie endlich handeln zu lassen. Auch wenn sie wusste, dass jeder andere hierfür größere Gaben als sie besaß, Vanille, vor allem Hope wären für den jungen Jäger eine viel größere Hilfe, als sie es mit ganzer Anstrengung je sein könnte. Aber sie musste es versuchen. Egal, wie wenig sie dadurch vielleicht zu bezwecken vermochte, sie hatte keine andere Wahl. Es war die einzige und letzte Chance. Ihre letzte Hoffnung für Noel…
 

Und übrigens: „Hope!“
 

Ihre Stimme erklang, bestimmend und hart, so, wie sie es damals gelernt hatte, so, wie in schon so vielen anderen Situationen, in denen sie auf einmal bewerkstelligen und meistern musste, in denen es das Leben ihrer Freunde und auch ihr eigenes zu retten galt.
 

Für einen kurzen, ruhigen Moment schloss sie ihre Augen, horchte Lightning in sich, konzentrierte sich auf eine geheime Macht in ihren Inneren, eine einzigartige Fähigkeit, die Bhunivelze ihr gab, um wann immer es nötig war, zu manipulieren, um zu betrügen und trotzdem das Gute zu tun. Heimlich die Zeit zu hintergehen und sie zum eigenen Gunsten zu nutzen. Unter dem Befehl Gottes zu kämpfen, um die Seelen der Menschen zu erlösen, hatte so auch seine Vorteile. Dies war einer der Segen, den man ihr neben einen Fluch schenkte.
 

Ein Ziehen an ihren Körper, das an der tickenden Wirklichkeit riss, als ihr Zauber der Zeit ihre Macht entraubte, jedes Geräusch, jede Regung, jeder Hauch um sie erlosch, sie spürte, wie die bewegten Winde schwanden, sich nicht mehr zu rühren wagten…
 

Als Lightning ihre Augen wieder aufschlug, stand alles still. Die Zeit hatte um sie zu atmen aufgehört, war wie in einer unwirklichen Stille erstarrt und hatte die Schatten, welche soeben noch zischend um sie im Reigen tanzten, verdrängt, sie von sich geschoben und hielt sie im Stillstand der Welt gefangen. Unverhofft spürte Lightning einen schwachen, kalten Schauer über ihre Haut laufen. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen, fühlte sich selbst im grauen, flusslosen Schweigen der Zeit irgendwie so unecht und leblos…
 

Ihr Kopf fuhr hoch, als außer der unerträglichen Stille, ein leises, abgeharktes Rauschen wahrnahm.
 

„Hope?“
 

Einige Sekunden vergingen, oder zumindest eine kurze Stille, die ihr so vorkam, während die Zeit um sie nicht gerade so existierte, wie an anderen Orten dieser Welt.
 

Verdammt, wieso antwortete er ihr nicht? Sonst war er doch auch immer da, überwachte sie auf Schritt und Tritt und war sofort zur Stelle, wenn sie ihn mal wirklich brauchte. Ausgerechnet jetzt nicht? Das durfte doch nicht wahr sein!
 

„Hope, ich brauche deine Hilfe!“, rief sie mit einer Spur Wut in ihrer Stimme, fühlte sich wieder nervös werden.
 

‚Ich habe keine Zeit für sowas, Hope.‘, schoss es durch ihre Gedanken, während sie in das Gesicht des fast toten junges Mannes blickte, sich etwas zu den Körper in ihren Arm vorbeugte, während ihre freie Hand abermals die kalte Haut seiner Wange berührte.
 

‚Er hat keine Zeit mehr.‘
 

Ihre Hand legte sich hektisch auf Noels Brust, erfühlte zerrissenen, feuchten Stoff.
 

„Und sollte ich mich selbst dadurch in Gefahr bringen, so leicht werde ich dir das Sterben nicht machen… hörst du Noel, du musst zurückkommen…“
 

Träge schlossen sich ein weiteres Mal ihre Augenlider, während ihre Hand über der Brust des Anderen zu zittern begann und sie ihr ganzes Sein auf den jungen Jäger zu fokussieren, sie jeden noch so verborgenden Funken Reinheit in ihr zu fangen versuchte. Ein langsamer, angestrengter Atemzug, der ihre Lippen verließ und sie bemerkte einen sanften Hauch auf ihrer Haut, wie ein leichter Windzug einzelne, lange Strähnen ihres morganitfarbenden Haares aufwirbelte. Magischer Wind, den sie selbst um sich erschaffte, nur ein Verkünder des Zaubers, den sie aus den tiefsten Winkeln ihrer Seele zusammensammelte. Gesprochen von magischen Formeln, die nur das Herz kannte und daher nicht laut ausgesprochen werden konnten. Ein Zauber, den sie nicht gut beherrschte, aber mit allem was sie hatte, zum Leben erweckte und endlich frei ließ.
 

Hellgrüne, glitzernde Wirbel entstanden, reine, spirituelle Energie, die sich um ihren Körper bildete, sich von ihr leiten ließ. Lightning öffnete ihre Augen, sah mit an, wie die warmen Energieströmen der Bewegung ihrer rechten Hand folgten, sich über der tödlichen Verletzung sammelten, durch Haut und Fleisch drangen und dort zu heilen versuchten.
 

Ein schweres Keuchen entkam ihren Lippen durch aufeinandergebissenen Zähnen und Lightning fühlte, wie jene Fähigkeit schon jetzt an ihr zerrte, sie auslaugte und schwächte. Lightning besaß keine aufgeprägten Heilkräfte, nicht genug magische Begabung, um Wunder zu vollbringen, das wusste sie von Anfang an… und ihre magische Kraft schwand bereits, begann zu wanken. Doch es musste einfach funktionieren… Irgendwie… Bitte…
 

Der Blick ihrer eisblauen Augen verlor sich für einen kurzen Augenblick auf der rechten Hand des jungen Mannes, die regungslos mit ihren Handrücken im Staub und Schmutz auf dem Boden lag, hoffte, nur eine klitzekleine Bewegung. Ein leises Klimpern des bunten Schmuckes am Lederschnürband, das ein Teil seiner Hand zierte, zu hören…
 

Nur irgendein klitzekleines Zeichen… nur irgendwas…
 

Ihr Blick wanderte weiter, an den muskelösen, ansehnlichen Arm hinauf, ging über auf dunklen, schwarzen Stoff mit farbiger Stickerei, braunen Lederriemen bis hinauf in das blasse Gesicht Noels. Lightnings Zähne verbissen sich schmerzhaft vor Verzweiflung in ihrer Lippe. Die Art, wie der junge Mann in ihren Arm lag, so leblos, so still, das war…
 

Sie fand keine Worte dafür, wie sehr ihr das unter die Haut ging, durch jede ihrer Fasern hetzte. Noel sollte wieder seine Augen aufmachen. Der Zauber nährte sich an ihr, und doch, mit jeder Sekunde, die verstrich und sie schwächer wurde, schwand auch die Heilungskraft. Die Finger ihrer Hand krallten sich in den durchstoßenden Stoff, lenkten die hellgrünen Striemen der spirituellen Energie weiterhin gegen die klaffende Wunde und sie stieß einen lautlosen, angestrengten Laut aus, während sie sich vorbeugte…
 

Und es geschah in dem Moment, völlig unbemerkt, hätte Lightning sich nicht so sehr darauf konzentriert, dass der junge Jäger kurz mit den Wimpern seiner verschlossenen Lidern zwinkerte, endlich ein Lebenszeichen von sich gab.
 

„Noel!“, sie gab einen überraschten Ton von sich, hörte selbst den schwachen Hauch ihrer leisen Hoffnung mit zwingen, riss ihre Augen erstaunt weit auseinander, als sie nebenher etwas bemerkte, außer der warmen Magie etwas unter ihren Fingern spürte…
 

Der Blick der jungen Frau hetzte zu der Stelle, der Wunde, auf die sie mit ihrer Hand jenen wunderbaren Zauber wirkte. Das, was sie da unter dem zerrissenen Stoff entdeckte, das was dort geschah, sah schon irgendwie merkwürdig aus. Blut vollführte einen scharlachroten Tanz, pulsierte unter sich wieder vereinenden Fasern und verkündete Impulse des Lebens.
 

Angegriffen kniff Lightning das Lid ihres rechten Auges leicht zusammen, stöhnte leise auf.
 

Das wurde Zeit, viel länger war sie nicht in der Lage, den Heilzauber zu halten, fühlte, wie die letzten, gebunden Massen an grünschimmernder Magie sich den Weg ihres Willen fügten, durch ihren Körper strömten und auf Noel übergingen. Unterlag selbst dem immer mehr zunehmenden Gefühl einer sie überlaufenden Erschöpfung. Wusste, sie würde die Verletzung nicht vollständig heilen können, aber so ihr zumindest ihre tödliche Gefahr nehmen. Und Noel zurückholen…
 

„Bitte… nur noch ein bisschen mehr…“, sagte sie zu sich selbst, bedacht darum, die magische Kraft nicht einfach so enden zu lassen und betrachtete die von ihr beschworene, grünleuchtente, geheimnisvolle Macht, sah, wie mit abklingenden Flimmern sie sich mit den Körper in ihren Arm vereinte, bis ihre Konzentration plötzlich zusammenbrach.
 

Schnaufend ließ sie sich nach vorne sinken und ihre Hände schlossen sich wie von selbst um den jungen Jäger, zogen ihn näher an sie und gegen ihre Brust. Nur eine instinktive Handlung, um Schutz zu währen, um in Sicherheit zu wiegen, was man zu verlieren glaubte. Der erleichternde, leise Lacher, der dabei ihre Lippen verließ, erreichte nur schemenhaft ihren eigenen Verstand. Doch das war egal, so sehr egal.
 

Jetzt versuchte die junge Frau einfach nur ihren eigenen, viel zu aufgebrachten Herzschlag wieder zu beruhigen, indem sie für eine kurze Weile das kitzelnde Gefühl der braunblonden Haare, die sie streiften, auf der Haut ihres Halses genoss, als sie den Kopf Noels mit der borgenden Geste einer Hand fest an sich drückte. Ließ einige unbedeutende Sekunden in der Stille einfach vorüberzeihen. Noch immer währte ihre Kontrolle über die Zeit, welche, bar all ihrer Macht, in grauen, kühlen Farben erstarrt war und nichts weiter als unheimliche Ruhe verströmte. Ein Gefühl, das sie nicht mochte, etwas, das sie erinnerte…
 

An eine Zeit voll Trauer und Einsamkeit. Ihre Zeit in Walhalla…
 

Langsam hob Lightning ihren Kopf wieder an und erhaschte wiederholt einen prüfenden, leicht hoffenden Blick in das ruhige Antlitz des jungen Mannes. Sie wünschte sich so sehr, Noel würde endlich seine so tiefen, wunderschönen Augen öffnen, sie schüchtern anlächeln, so wie er es bereits einmal getan hatte. Damals, als sie sich das erste Mal in Walhalla trafen. An den Tag, dem sie alle ihre Hoffnung in die Hände von ihn in legte, in sein Versprechen, Serah zu finden und die Zukunft zu retten, sie zu verändern. Wie an jenen einen Tag, bevor sie Noel zusammen mit ihrer Schwester in ihr Verderben schickte…
 

Schuld, getrieben aus ihrer Zuneigung und Sorge zu Noel, zu lange hatte sie nichts mehr gespürt, nichts in diese Richtung auch nur ansatzweise wahrgenommen und doch wünschte sie sich, all das einfach rückgängig machen zu können. Noels Blut nicht an ihren Händen zu haben, das Blut, das sie zurückgeholt hatte, sie so jäh mit warmen und zugleich nicht tragbaren Gefühlen überschüttelte.
 

Sie fürchtet sich vor ihren nächsten Schritt und die Reaktionen, die sie dadurch auslösen könnte.
 

Und genau in dem Moment wurde Lightning etwas klar: Noch nie hatte sie einen Mann so nah an sich gelassen. Noch nie war Noel ihr so nah gewesen, wie er es gerade tat. Selbst vorhin nicht, als er sie reingelegt hatte. Aber diese Gefühle, die sich nach und nach immer mehr in ihr Herz schlossen, so sehr sie ihr Angst machten, genauso sehr konnte sie sie nicht ignorieren, diesen ihr so fremden Empfindungen einfach nicht entkommen. Konnte Noel nicht so einfach mehr von sich stoßen…
 

„Noel.“
 

Die Finger ihrer beiden Hände glitten über den Körper des besinnungslosen Jägers in ihren Armen, legten sich stützend um seine Schultern, ehe sie ihn leicht an ihnen zu rütteln anfing. Seine Augenlider flatterten, kniffen sich zusammen, als der junge Mann urplötzlich gequält aufkeuchte…
 


 

‚Hey Light!‘
 

„Das wurde aber Zeit.“, ein erschöpftes, und doch erfreutes Seufzen aus ihren Mund.
 

Hope… Endlich, wenn auch vielleicht etwas zu spät für ihren Geschmack. Sie hätte seinen Beistand wahrlich schon viel eher gebraucht.
 

‚Ich weiß, es tut mir leid. Und ich habe für alles eine Erklärung. Aber wie sieht es auch? Seit ihr bereit für einen Abstecher auf die Arche?‘
 

Lightning fuhr überrascht hoch, während der Blick ihrer besorgen, eisblauen Augen sich jedoch nicht von dem Gesicht Noels nicht löste, sie beobachten konnte, wie die Wimpern seiner verschlossenen Lidern hin und wieder wild blinzelten, seine Gesichtszüge, begleitet von einem leisen Keuchen, sich immer wieder kurz und schmerzhaft verzogen.
 

„Wir?“, war das Einzige, was der jungen Frau zu den Worten ihres Freundes so auf die Schnelle einfallen wollte.
 

‚Ja.‘
 

Und auch, wenn die Zeit noch immer still stand, zum ersten Mal, in Lightnings Welt, fing sie gerade sich wieder zu bewegen an…



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