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Nur wer frei ist, ist ein König

Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]
von

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Königliches Blut

Akira war nicht schön. Das Gesicht war kantig, aber nicht von klaren Linien gezeichnet, sondern unförmig und plump. Die Haut spannte über das grobe Kinn, auf dem trotz der über vierzig Lebensjahre ein Pickel leuchtete und sich nicht verdecken ließ. Das Gesamtbild schien einfach nicht zusammenzupassen. Die Schultern waren breit, die Arme waren dünn und nicht lang genug für den Oberkörper, die Beine dick, viel dicker, als der Rest ihrer Körpers und die Ober- und Unterschenkel waren nicht voneinander zu unterscheiden. Der Rest des Körpers eine quadratische Masse.

Doch am meisten hasste sie ihre Brüste. Sie waren groß, erinnerte an die Kürbisse, die in den Herbstmonaten die Hauptnahrungsquelle der Bauern darstellten, doch waren sie unförmig. Hingen wie die Brüste, einer alten Frau und waren zu allem Überfluss nicht einmal gleich groß. Es war furchtbar und sie wusste es. Und dennoch war es nicht der Hass auf sich selbst, der sie gerade übermannte, als sie in den großen Spiegel vor sich starrte.

Es war die elfenhafte Schönheit der Königin, die vor ihr saß. Die goldblonden Locken fielen ihr über die schmalen, blassen Schultern und die Augen, die die Farbe eines gefrorenen Sees hatten, sahen zu Akiras Spiegelbild. Akira kannte den Ausdruck. Hinter der königlichen Zurückhaltung verbarg sich kein Ekel, das hätte sie noch ertragen können, es war Mitleid. Sie hatte Mitleid mit ihrer Hässlichkeit. Doch Akira zwang sich zu der ruhigen Maske, die sie immer auflegte, wenn sie in ihrer Nähe war.

„Ich mache mir Sorgen.“ Die Stimme der Königin war so hell, so zierlich wie ihr Äußeres. „Was ist mit den Aufständen, mit den Dieben?“ Ihre Augen wurden groß und Akira legte ihr eine Hand auf die Schulter.

Schon wieder fiel ihr auf, wie grob sie im Vergleich zu der Königin wirkte. „Die Palastwache wird ihr Bestes tun, um Euch und Eure Familie zu schützen.“ Sie schwieg kurz. „Wenn Ihr es wünscht, werde ich für Euch eine Sondereinheit der Palastwache bereitstellen.“ Akira lächelte weich. Für einen Augenblick wirkte sie weniger hässlich, sanfter. Vielleicht weiblich. „Eure Sicherheit liegt mir am Herzen.“

Die Königin lächelte eines ihres bezaubernden Lächeln, das selbst die kältesten Herzen erwärmen sollte – und meistens tat. „Aber was ist mit dem Volk? Dieser Angriff.“ Akira ließ ihre Hand sinken, suchte einige Momente nach Worten um dieser widerlichen Gutherzigkeit und Naivität – das war noch das Schlimmere daran – etwas entgegnen zu können.

„Die Armee tut ihr Bestes, um das Volk zu schützen. Glaubt mir.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ihr müsst mir vertrauen.“ Und noch bevor sie sich weiteren dieser Dämlichkeiten stellen musste, fügte sie noch etwas hinzu: „Verzeiht mir, aber ich muss los. Es gibt noch viel zu besprechen, wenn Ihr versteht.“

Akira verneigte sich kurz, wartete das bezaubernde „Ich verstehe“ ab und war dann schon auf den Gängen. Wie alle Gebäude in diesem Teil der Stadt war auch der Palast aus dem dunklen, rauen Stein erbaut worden um den rauen Klima der Küste standzuhalten. Das und den hohen Ansprüchen der königlichen Familie. Akira mochte es nicht. Für die zarten Geschöpfe, die diese Familie hervorbrachte, war es anders, sie wirkten nur noch schöner, wenn sie von dieser Rauheit umgeben waren. Akira jedoch fühlte sich schlechter.

Doch gerade lenkten sie andere Gedanken ab. Sie musste mit dem König reden. Es war schön und gut, dass er seiner ehrenwerten Gemahlin nichts von seinen Plänen erzählte, aber war es so schwer, sie zumindest einige Tage von Informationen fern zu halten? Sie schnaufte, fuhr sich durch die dunklen und, obwohl sie lang waren, borstigen Haare. In Ordnung. Sie konnte nur hoffen, dass die Informationen nicht noch weiter durchgesickert waren, vor allem nicht so. Es würde nur zu mehr Unruhen, die sie nicht gebrauchen konnten, führen.
 

Nicht viel weiter entfernt, in derselben Stadt, aber in einem völlig anderen Viertel, hatte sich Hoshiko im Bett aufgerichtet. Unter ihrer Kleidung, konnte man einen rotgefärbten Verband sehen und ihre Haut war nicht viel dunkler, als die einer Leiche. Ihre Augen waren trüb, aber wach und der Blick war auf die Diebe, die mit im Zimmer waren gerichtet.

„Gesehen habe ich ihn nicht, aber er war es. Ganz sicher.“ Sie rieb sich mit der rechten Hand die Augen. „Ist noch wer verschwunden?“

Azarni, eine junge Frau mit weißblonden Korkenzieherlocken und grünen Augen, zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ein paar Wohnungen stehen leer, aber das kann alles heißen.“ Natürlich konnte es das. Hoshiko wusste selbst am besten, dass die Diebe sich auch untereinander oft in Schweigen hüllten.

„Ich denke nicht, dass vorerst Grund zur Sorge besteht. Ryozo war schon immer“, Tsubasa, der das Wort ergriffen hatte, hielt kurz inne um nach der passenden Formulierungen zu suchen, „anders. Ich werde jedoch ein Auge auf die Sache halten.“

Hoshiko schloss kurz ihre Augen, verzichtete darauf zu nicken. Es war auch so offensichtlich, dass sie verstanden hatte. „Azarni? Hast du schon eine Antwort von Tsuneo?“

„Ja. Shouta war übrigens auch in Arashi, soll euch schöne Grüße ausrichten.“ Azarni sah auch zu Hideaki, der an dem Fußende des Bettes saß. „Tsuneo kommt hier her, sobald er mit seinen Geschäften durch ist.“

„Wenigstens eine gute Nachricht“, murmelte Hideaki. Davon gab es in letzter Zeit viel zu wenig.



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