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Der Sommer unseres Lebens

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo!

Der Winter hat nun doch tatsächlich begonnen. Kaum noch Blätter hängen an den Bäumen und der Frost wartet nur darauf, uns frieren zu lassen. Ich liebe den Duft von Kerzen und auch Weihnachten. Aber den Sommer liebe ich noch mehr. Ein Grund, seit über einen Jahr endlich mal wieder mit den Schreiben zu beginnen.

An die Erinnerung an die Sommersonne!

Herzliche Grüße Komplett anzeigen

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Der Sommer unseres Lebens

Wieso müssen Schulstunden eigentlich immer so schnell rum gehen?

Kann ein Lehrer nicht einfach mal länger als 120 Minuten sprechen?

Wofür bekommen sie eigentlich ihr Geld?
 

Fragen, die sich Fred und Molly schon häufiger gestellt haben. Jedenfalls wenn sie zusammen in Geschichte der Zauberei saßen. Die restliche Schulwoche könnte gerne schneller vorbei gehen. Aber doch nicht Geschichte der Zauberei!
 

„Hast du heute Morgen den Artikel über die Quiberon Quafflepunchers gelesen?“, fragte Fred seine Sitznachbarin Molly. Diese konnte mal wieder nur die Augen verdrehen. „Zum hundertsten Mal: Ich interessiere mich nicht für Quidditch! Ich lese morgens andere Zeitungsartikel.“
 

Der Sommer hatte Hogwarts bereits fest im Griff und das Schuljahr neigte sich dem Ende zu. Gerade einmal zwei Wochen trennten die Schüler des 7. Jahrganges noch von ihren UTZ-Prüfungen und somit vom, hoffentlich, sehr guten Abschlussergebnis.

Da die Mehrheit des Kurses keine UTZ-Prüfung in Geschichte der Zauberei ablegen würde, sprach Professor Binns eigentlich nur mit sich selbst. Somit störte sich auch niemand daran, dass Fred und Molly sich ausschließlich mit anderen Digen beschäftigten.
 

„Wie kannst du das nicht gelesen haben? Diese Meldung verändert die ganze Situation bei der Quidditch Weltmeisterschaft!“

Wieder verdrehte Molly ihre Dunkeln Augen: „Auch die Quidditch- Weltmeisterschaft interessiert mich nicht!“

„Banausin!“, gespielt beleidigt wandte sich Fred seinen spärlichen Notizen zu und Molly tat es ihm gleich. Wenigstens den Anschein waren, etwas getan zu haben…
 

„Ist das ein neues Armband?“, fragte Fred plötzlich. Geschichte der Zauberei würde heute wohl keine Aufmerksamkeit mehr von ihm bekommen…

Irritiert schaute Molly auf ihren linken Arm, der neben Freds rechten lag. „Nein, das habe ich mir gestern Abend von Victoire noch ausgeliehen. Wie kommst du darauf?“

„Ich habe es nur noch nie bei dir gesehen“, schief lächelnd ließ sich Fred in seinem Stuhl zurück sinken. Damit war schon alles gesagt, was er dazu sagen wollte.

Es war Molly immer ein Rätsel, wie viel Fred doch immer noch mitbekam. Quidditch schien nicht sein gesamtes Gehirn eingenommen zu haben.
 

„Wie laufen eigentlich deine Arithmantik Vorbereitungen?“

„Musst du mir eigentlich immer die Laune verderben?“, fragte Fred diesmal wirklich leicht verärgert.

„Hey! In zwei Wochen sind die Prüfungen, da wird man ja mal fragen dürfen…“

„Du fragst aber ständig!“

Darauf antwortete Molly nicht, sondern streckte ihm einfach die Zunge entgegen, dass er es ihr gleich tat.
 

In der fünften Klasse lernten Fred und Molly sich kennen. Klar, sie ‚kannten‘ sich bereits vorher, sie waren schließlich Cousins und gingen in den gleichen Jahrgang, aber sie freundeten sich erst zu jener Zeit wirklich an.

James hatte sich damals zur Aufgabe gemacht, seinen besten Freund Fred mit Mollys bester Freundin Victoire zu verkuppeln. Dies ging gehörig schief und das Ende vom Lied war, das Victoire James durch ganz Hogsmeade jagte. Molly und Fred verbrachten hingegen den angebrochenen Nachmittag im Honigtopf und amüsierten sich köstlich über die Tatsache, dass James die gesamte Rechnung übernehmen würde.
 

Jetzt, zwei Jahre später, sind James und Victoire das Paar der Schule, die kaum drei Minuten die Finger von einander lassen können. Molly und Fred können hingegen in Geschichte der Zauberei keine drei Minuten die Klappe halten. Blinde Dates im Honigtopf endeten scheinbar immer Erfolgreich. Jedenfalls im weitesten Sinne.
 

„Weißt du eigentlich was heute zum Mittag geben wird?“

„Das, DAS, Thema interessiert dich? Aber nicht deine wichtigen Prüfungen?“, belustigt schüttelte Molly den Kopf. Männer!

„Ich denke halt immer nur bis zur nächsten Mahlzeit!“, lachte der Blondschopf und packte bereits seine Schulbücher zusammen.

Als fünf Minuten später die Schulglocke das Ende des Unterrichts zeigte und den Beginn der Mittagspause, schlenderte Fred an der Seite von Molly zum großen Saal. Bevor sich Fred an den Gryffindor Tisch setzte, drehte er sich noch einem zu Molly um: „Denk an deine Hausaufgaben. Sonst hext dir Mr. Binns nächste Woche noch einen Unverzeihlichen auf den Hals!“
 

Belustigt setzte sich Molly an den Ravenclaw Tisch zu ihrer besten Freundin Victoire und deren Schwester Dominique. Die drei jungen Damen gaben wirklich ein absonderliches Bild ab: Victoire und Dominique, zwei Vollblutblondinen mit Veelablut, Garzellen mit Modellmaßen und der Ausstrahlung von Weltstars. Und Molly. Kleiner, mit weiblichen Kurven, einer Stupsnase und einer dunklen Wellenmähne, gezähmt durch einen wippenden Pferdeschwanz. Tag und Nacht. Licht und Schatten. Weiße und dunkle Schokolade.

„Habt ihr schon eure Kleider für den Abschlussball?“, fragte Dominique, die Jüngste am Tisch, während die beiden anderen sich Kartoffeln, Möhren und Hähnchen auf die Teller schaufelten.

Zufrieden grinsend antwortete Molly: „Ich habe meins schon seit den Winterferien. Mit Schuhen und alles was dazugehört. Den Stress wollte ich mir so kurz vor den Prüfungen nicht machen!“

Victoire spießte lustlos eine Kartoffel auf ihre Gabel: „Frag nicht so doof. Du weißt das meins immer noch nicht fertig ist.“

„Ach keine Sorge Victoire, ich bin mir sicher, dass dein Dior-Abendkleid noch rechtzeitig hier sein wird. Du wirst die schönste Frau auf der gesamten Feier sein!“, versuchte Molly sie aufzuheitern.
 

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Schließlich werde auch ich auf dem Ball sein“, sprach Dominique hochnäsig. Bei diesem Spruch handelte es sich nicht um irgendeine liebgemeinte Drohung unter Schwestern. Nein, für Victoire und Dominique war es schon fast ein täglicher Kampf geworden, immer die Schönste und Bestangezogenste zu sein. Für Molly hieß es dann immer: Kopfeinziehen und das Ende der Diskussion erst einmal abwarten. Meistens geht dieser Disput genauso Klanglos wieder vorbei, wie er begonnen hatte.

Dieses Mal schien Victoire gar kein Interesse an ihren kleinen Streitigkeiten zu haben: „Das interessiert hier jetzt gar nicht. Viel wichtiger ist, mit wem unsere süße kleine Molly den Ball besuchen wird.“

Überrascht hielt Molly in ihrer Bewegung inne: „Wie meinst du das?“

„Na ja, fest steht das ich mit meinen Schatz den Ball besuche. Rose geht bestimmt mit diesem Ekel von Scorpius und Dominique wird auch jemanden haben. Nur du stehst bisher ganz alleine da!“

Uninteressiert zuckte Molly mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Hähnchen. „Na und? Schließlich sind da noch ein paar andere Gäste als du, James, Rose, Scorpius und Dominique. Da werde ich wohl jemanden zum Reden finden.“

„Reden? Wer will denn reden? Ich spreche hier vom Feiern, vom Tanzen, vom Flirten!“
 

Gedankenverloren kippte Molly sich Kürbissaft nach. Natürlich wollte sie Feiern. Schließlich handelte es sich hierbei um ihren Abschlussball. Die aktuellen Schulsprecher hatten sich dieses Jahr wirklich sehr viel Mühe bei der Planung gegeben. Sie versprachen einen Abschlussball „der seines Gleichen suchen wird“. Doch der Haken der Molly jetzt erst bewusst wurde, war, dass selbst ein Troll eine bessere Figur beim Tanzen abgeben würde als die Brünette selbst. Sie brauchte schon einen Tanzpartner, der ihre Gleichgewichtsstörungen ausgleichen würde, den Takt halten könnte und vor allem so schmerzfrei war, dass sie dauernd auf seinen Zehen rumtrampeln konnte.

Da gab es nur einen Partner, der für diesen gewaltigen Auftrag in Frage kam: Fred!
 

„Du bringst mich da auf eine Idee…“, aus den Augenwinkeln sah sie gerade noch wie Fred den großen Saal zusammen mit James verließ. Bestimmt wollten sie schon zum Quidditchfeld. Ohne ihre Freundinnen, oder das Hähnchen, weiter zu beachten sprang sie auf und folgte den beiden Jungen eilig.

Auf der Treppe nach draußen erwischte sie die beiden noch. „Fred! Warte mal!“, rief sie ihm hinter her. Sowohl Fred als auch James blieben stehen, doch als James seine Cousine erkannte, ging er bereits weiter. Für ihn gab es interessantere Dinge als ihre blöden Scherze.
 

„Was gibt’s noch? Willst du etwa jetzt schon meine Hausaufgaben für Geschichte der Zauberei abschreiben? Ist das nicht ein bissen früh?“, belustigt grinste Fred. Als ob er überhaupt Hausaufgaben machen würde!

„Du Troll. Deine fürchterliche Handschrift kann ich doch überhaupt nicht lesen!“
 

Die herrliche Sommersonne blendete Molly und eine leichte Brise strich durch Freds rotblondes Haar. Ein Wetter, das gerade nur dazu einlud, nackt in den Großen See zu springen. Doch in diesem Moment wollte Molly etwas ganz anderes: „Sag mal, weißt du eigentlich schon mit wem du auf dem Abschlussball tanzen wirst?“

Nachdenklich strich sich Fred durch das wirre Haar: „Ich hatte Ruby Longbottom gefragt ob sie Lust hätte mit mir zu tanzen, aber sie sagte etwas von ‚weiß noch nicht ob ich mich wohl fühlen werde‘. Was soll das heißen?“ Es war Fred anzumerken, dass ihn Ruby wirklich verwirrt hatte.
 

Schneller als Molly nachdenken konnte, antwortete sie bereits: „Ach, das ist nur eine billige Ausrede. Sie wollte dir einfach nicht direkt sagen, dass sie nicht mit dir tanzen will! Nimm ihr das nicht übel. Wahrscheinlich hat sie einfach einen anderen Kerl in Aussicht?“ Autsch. Seit wann konnte Molly denn so unverfroren lügen? Woher sollte sie denn wissen, ob sie es nicht ernst meint, etwas ganz anderes mit der Aussage vorhatte, oder überhaupt in einen anderen verknallt war?

Gleichgültig zuckte Fred mit den Schultern: „Schade drum. Aber ich hatte mir so was schon gedacht. Warum können Mädchen das aber nicht einfach direkt sagen? ‘Tut mir Leid, ich möchte nicht mit dir tanzen‘. Ist das so schwierig?“

„Du kennst doch uns Mädchen. Wir können nie etwas einfach machen!“, spielerisch boxte Molly Fred auf die Schulter. „Eigentlich müsstest du das doch am Besten wissen. Schließlich ist deine Schwester Roxanne doch die Drama-Queen pur!“

Genervt winkte Fred ab. Bloß nicht über Roxanne reden! Die wenigen nerven die er noch hatte, wollte er behalten! „Was willst du jetzt eigentlich?“
 

„Na ja, wenn du noch keine Tanzpartnerin hast, können wir ja einfach gemeinsam tanzen. Dann müssen wir uns nicht mit den blöden Kommentaren von anderen rumschlagen.“

Fred dachte nicht lange nach und stimmte zwinkernd zu: „Gute Idee. Aber dann gibst du den ersten Schnaps aus.“

Winkend verabschiedete sich Fred und schlenderte weiter zum Quidditchfeld. Zufrierend lächelnd kehrte Molly hingegen zum großen Saal zurück. Schön, dass sie jetzt jemanden hatte dem sie die Füße kaputt treten könnte.
 

Wir sind nur einmal jung. Wir sind nur einmal frei. Wenn nicht jetzt, wann dann?
 

Am Abend des Abschlussballs war Dominiques Kleid doch tatsächlich noch aus Paris eingetroffen. Das kurze, cremefarbene Cocktailkleid erinnerte an das Kleid einer Ballerina und ihre blonden Haare hatte sie zu vielen großen Locken aufgedreht. Zufrieden mit ihrem Aussehen schlüpfte sie in ihre High Heels und rief nach Molly: „Komm schon Schatz! Beeil dich! Sonst brauchst du doch auch nicht so lange…“

„Hetzt mich nicht. Sonst muss ich immer auf dich warten“, sprach Molly und trat aus dem Bad. Überrascht zog Dominique scharf die Luft ein: „Wow. Du siehst ja toll aus!“

„Hattest du etwas anderes erwartet?“, zufrieden betrachtete Molly sich im Spiegel. Sie hatte sich im Sommer für ein blaues, langes Abendkleid entschieden. Der herzförmige Ausschnitt und die feine Stickerei aus bunten Perlen an der Taille, ließ ihre weiblichen Kurven nur noch weicher aussehen. Das dunkle Haar hatte sie seitlich über ihre Schulter in weichen Wellen fallen lassen. Es war nicht zu verleugnen: vor Dominique stand eine reife, erwachsene Frau, die mit festen Blick in die Zukunft ging.

„Meine lieben Waldelfen! Du siehst ja richtig sexy aus!“

„Vielen Dank meine Teure! Das war auch Sinn der Sache!“, dramatisch deutete Molly einen kleinen Knicks an, bevor sie die Tür zum Gemeinschaftsraum öffnete.
 

Im großen Saal herrschte bereits ein wildes Durcheinander: Abschlussschüler begannen jetzt schon mit ihrem Tränenreichen Abschied von Freunden und Lehrern, kreischende Mädchen unterhielten sich lautstark über die Kleider von Freundinnen und Konkurrentinnen und die ersten, stark angetrunkenen Jungen grölten jetzt schon zweifelhafte Lieder.

Doch das alles interessierte Dominique und Molly kaum. An der Seite von James und Fred flanierten sie durch den herrlich geschmückten Saal, bedienten sich am üppigen Büffet und tranken Feuerwhisky und Kristallsekt.
 

Besonders Fred war eine immense Erleichterung anzumerken. Vor zwei Tagen hatten alle Schüler ihre Prüfungsergebnisse mitgeteilt bekommen. Für Molly und Dominique hatte es keinen Zweifel gegeben, dass sie ihre Prüfungen mehrheitlich mit „Erwartungen Übertroffen“ abschließen würden. Doch besonders Fred hatte so seine Probleme mit Arithmantik gehabt. Sein Ziel war es, nur mit „Annehmbar“ zu bestehen, um die Ausbildung zum Fluchbrecher beginnen zu können. Und Merlin sei Dank! Er hatte sein Ziel erreicht!
 

James, völlig inspiriert von der Band und schon leicht angesäuselt, zog seine bildhübsche Freundin schon bald auf die Tanzfläche. Eng umschlungen schienen die beiden ihre Umwelt kaum noch wahrzunehmen.

„Wenn die beiden nicht bald heiraten werden, fresse ich Koboldkacke!“

Molly konnte James bei diesem Anblick nur zustimmen. Sie konnte sich ihre beste Freundin bereits in einem bezaubernden Brautkleid mit langer Schleppe und Schleier vorstellen. So gut, dass es sie fast erschreckte.

„Was hältst du davon, auch mal etwas zu tanzen?“, erwartungsvoll schaute Molly ihren besten Freund an. Gespielt verängstigt atmete er schwer aus: „Okay, ich hatte zwar gehofft das wir uns erst später am Abend blamieren… Aber weil du es bist.“

Elegant führte er Molly auf die Tanzfläche, legte eine Hand auf ihre Taille und nahm mit der anderen Mollys Hand. Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie groß er eigentlich war. Trotz ihrer hohen Schuhe überragte er sie fast um einen ganzen Kopf.

„Stopp“, unterbrach Molly ihn noch bevor er den ersten Schritt machte. „Mit welchen Fuß gehst du jetzt los?“

Irritiert zog Fred die Augenbrauen hoch: „Ich dachte wir tanzen Foxtrott.“

„Und das soll mir jetzt weiter helfen?“

„Links. Ich beginne mit Links und du lässt dich am Besten nur führen.“
 

Die ersten Minuten waren für Molly eine echte Qual. In der Vergangenheit hatte sie dann und wann mal getanzt, aber wirklich Tanzen gelernt hatte sie noch nie. Doch mit der Zeit fand sie immer mehr Gefallen an dieser Beschäftigung. Sobald sie erst einmal verstanden hatte, wann welcher Fuß welche Bewegung ausführen musste, trat sie Fred auch nicht mehr so häufig auf die Füße. Wie ein echter Gentleman verzog er nur manchmal das Gesicht, wenn Molly mal wieder daneben trampelte. Ansonsten gab er keinen Kommentar zu ihren Tanzkünsten ab.
 

Irgendwann wechselte die Band ihr Musikprogramm. Aus den schnellen, tanzbaren Rhythmen wurden langsamere, die die meisten Pärchen dazu einlud, sich näher zu kommen. Auch Fred zog Molly näher an sich. Als Molly so an der Schulter von Fred lehnte, bemerkte sie erst seinen Duft. Im ersten Moment erinnerte er sie nur an Holz und Waldboden, bis ihr der süße Duft von Vanille und Orange auffiehl. Sie konnte nicht anders als ihr Gesicht noch näher an seine Schulter zu drücken.

Komisch, dass ihr so viele Dinge bei Fred erst jetzt wahrnahm: dass er so groß und stattlich war, sein Duft und seine Freundlichkeit.
 

Das Lied endete und einige Pärchen lösten sich voneinander um brav zu applaudieren. Vorsichtig löste Fred sich von Molly. Ohne nach zu denken, legte Molly ihre Lippen auf seine Wange. Seine Bartstoppeln kitzelten und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Entschuldigung“, sagte sie schnell, als sie bemerkte, was sie da überhaupt tat.

„Wollen wir vielleicht etwas trinken gehen?“, als ob nichts gewesen wäre, ging Fred voraus.
 

Ein fester Kloß bildete sich in Mollys Hals. Sie starrte förmlich auf Fred wie er vor ihr her ging. Hitze stieg in ihr auf. Was sollte das? Wieso reagierte Fred nicht? Hat er etwa nicht bemerkt, dass sie gerade versucht hatte ihn zu küssen?

Das Glas Kristallsekt, welches Fred ihr reichte, trank Molly fast in einem Zug aus. Mit einer kurzen Entschuldigung eilte sie zu einer Damentoilette. Durch Zufall bemerkte Dominique Mollys plötzlichen Aufbruch und folgte ihr.
 

In der Damentoilette drehte Molly den Wasserhahn auf und benetzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Alles drehte sich und klare Gedanken konnte Molly in diesem Moment kaum finden.

Vorsichtig wurde die Tür geöffnet. Dominique schaute zur Tür hinein und fragte leise: „Molly? Alles okay?“

Kopfschüttelnd drehte sich die Brünette um: „Ich habe Fred geküsst. Auf die Wange. Und er hat nichts dazu gesagt.“

Erstaunt kam Dominique auf Molly zu. In diesem Moment wusste sie nicht ob sie erstaunter sein sollte über Mollys Mut, oder Freds Fehlverhalten. „Ach Süße! Das tut mir Leid!“ Tröstend umarmte sie ihre beste Freundin. „Du magst Fred, oder?“

Zögerlich antwortete Molly: „Ich weiß es nicht. Ich weiß es echt nicht. Ich weiß noch nicht mal was da eben über mich gekommen ist, dass ich so einen Mist baue!“

Hätte Dominique nicht die Verzweiflung in Mollys Stimme gehört, wäre ihr bestimmt ein gemeiner Kommentar über die Lippen gekommen. Aber so empfand sie nichts anderes als Mitleid für ihre Freundin.
 

„Und was hast du jetzt vor?“

Zerknirscht starrte Molly ihr Bild im Spiegel an. Gute Frage. Bitte die Nächste!

„Keine Ahnung. Weiter feiern wahrscheinlich. Lass uns den Vorfall einfach vergessen.“

Dominique antwortete nicht. Wahrscheinlich war es wirklich besser, die Sache für heute zu vergessen…
 

Abschiede sind nicht für immer. Der Sommer kommt schließlich auch immer wieder.
 

Der nächste Morgen war für die Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrganges eine Plage. Die Nacht mit zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf steckte noch in allen Knochen und zudem sollte dies auch noch tatsächlich ihr letzter Tag in Hogwarts sein. Wie konnte man sich da denn anders fühlen als beschissen?

Für die Mehrheit der Schüler in Hogwarts war es jedoch ein Freudentag. Endlich war das Schuljahr zu Ende! Auf in die Sommerferien!
 

Am Gleis vom Hogwarts- Express herrschte das pure Chaos: Tränen flossen, Gepäckstücke gingen bereits jetzt verloren und der Zug zischte verheißungsvoll. Dominique und Molly standen Abseits von dem Gewühl und warteten darauf, dass Fred seine Quidditchmannschaft verabschiedete.

Beide hatten kein großes Interesse, sich unter das Volk zu mischen. Dominique kämpft nach wie vor mit zu viel Alkohol im Blut und hatte Sorge, überhaupt gerade stehen zu bleiben.

Molly musste hingegen einen ganz anderen Kampf ausfechten. Nachdem sie am gestrigen Abend Fred geküsst hatte, er nicht reagierte und sie daraufhin in der Mädchentoilette verschwand, hatte sich noch immer nichts an ihrer Situation verändert. Sie hatten wieder gemeinsam gelacht, getanzt und getrunken. Nichts war anscheinend passiert.
 

„Molly?“

Genervt drehte Molly sich um. Sie hatte neben Dominique auf ihren großen Koffer gesessen und versucht ihre stechenden Kopfschmerzen zu ignorieren. Jetzt drehte sie sich natürlich ausgerechnet genau in die Sonne. Diese blendete so gemein, dass sie nur die riesenhafte Silhouette des Sprechers erkannte.

„Können wir kurz mal sprechen?“

Ach so. Der Riese war Fred. Er hatte Glück das Molly seine Stimme wohl unter hundert anderen erkennen würde, ansonsten hätte sie ihn wohl abblitzen lassen.

„Klar“, stillschweigend folgte sie ihm als er am Bahngleis entlang ging. Er wollte doch reden. Also sollte er auch anfangen etwas zu sagen.
 

„Sag mal, auf was für einen Typ Mann stehst du eigentlich?“

Überrascht blieb Molly stehen. Was war das denn für eine Frage? „Was willst du von mir wissen?“

Lächelnd, so entspannt als ob sie über das Wetter sprechen würden, stand er vor ihr. Groß, stark und immer noch duftend nach Holz, Vanille und Orange. „Ich möchte wissen, auf was für einen Typ Mann du stehst.“

„Ich stehe auf dich!“, fast hysterisch schnitt Molly ihm das Wort ab. Da stand sie. Mitten auf dem Gleis vom Hogwarts- Express und brüllte Fred fast an. Entblößter konnte man sich kaum fühlen.
 

„Meinst du das ernst?“

Jetzt brannte bei Molly sichtlich jede Sicherung durch. Hysterisch schrie sie Fred an, dass der ganze Bahnhof sie hören konnte: „Was glaubst du denn? Ich küsse dich auf den Abschlussball, sage dir jetzt, dass ich dich mag und dann soll ich das Ganze nicht ernst meinen? Was erlaubst du dir? Willst du gleich etwa auch noch meine Existenz in Frage stellen!?“

Schwer atmend, mit hoch rotem Kopf und Tränen in den Augen starte Molly ihren, wahrscheinlich, ehemaligen besten Freund an. Reagierte er jetzt endlich mal?
 

„Ich werde dich jetzt küssen. Und zwar richtig. Also schlag mich jetzt bitte nicht.“

Zu perplex um zu reagieren, ließ Molly sich küssen. Freds Lippen waren weich als er seine auf die ihre legte.
 

„Ich wollte nur wissen ob du es wirklich ernst meinst. Ich bin nämlich eine sehr ernsthafte Persönlichkeit.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  HDG0chrysopras
2013-11-17T22:34:15+00:00 17.11.2013 23:34
Hallihallo!

Ich lese sehr selten FFs der nächsten Generation, deshalb weiß ich nie so richtig, wer wer ist und so, aber glücklicherweise hast du alles sehr schön klar beschrieben, sodass ich im Chaos all dieser Kinder (auch wenn sie hier keine Kinder mehr sind) nicht die Orientierung verloren habe. Vor allem die Charakterisierung von allen hast du gut hin bekommen, da will ich sie doch glatt alle knuddeln~ XD
Ach ja, als Fred Molly fragt, auf was für ein Typ von Mann sie stehe, hast du danach 'Überrascht blieb Ellenore stehen' geschrieben. Habe mich erst gewundert wer das ist, aber nach dem Weiterlesen, habe ich mir dann gedacht, dass du immer noch Molly meinst. Jedenfalls finde ich es schön wie wohl sich die beiden miteinander fühlen, sodass Molly ohne viel zu zögern Fred fragen kann, ob er ihr Tanzpartner sein will. Bei dem beinahe-Kuss als Fred einfach gegangen ist, habe ich mich für Molly schlecht gefühlt, aber dann gab es ja doch noch ein gutes Ende. ^^ Eine schön geschriebene Geschichte, es war sehr angenehm sie zu lesen!

Viele Grüße,
Chrysopras
Antwort von:  Friday_Ocean
18.11.2013 18:22
Hallo!

Ich freue mich sehr das es Dir so gut gefallen hat! So lange habe ich nicht mehr geschrieben und hatte deshalb schon fast Sorgen keinen richtigen Satz auf die Reihe zu bekommen! :)
UI! Was für ein doofer Fehler! Man sollte wohl nicht an zwei Storys gleichzeitig schreiben... Vielen Dank für den Hinweis, den muss ich sofort verbessern! :D

Viele Grüße
Zartherb


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