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Gemeinsam... in die Freiheit

Eren x Levi
von

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erste Lektionen

Kapitel 2 – erste Lektionen
 

Als sie bei Sonnenaufgang vor den Toren der Mauer Rose standen, konnte Eren nicht leugnen, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug.
 

Die Meldung, dass die Umgebung frei von Titanen war, hatte Kommandant Erwin erst kürzlich in Form eines Leuchtsignals von der Sondereinheit erhalten.

So hatte es nicht lang gedauert, die Pferde zu satteln und sich in Formation zu begeben.

In alter Manier hatten sich die Bewohner der Stadt vor dem Tor eingefunden und ein stetes Raunen ging durch die Menge. Wütend fasste Eren die Zügel seines Pferdes fester. Er konnte die Verachtung in den Gesichtern der Menschen deutlich sehen, die ihr Aufbrechen für eine Verschwendung hielten.

Wie konnten sie große Reden schwingen und gleichzeitig so unwissend sein? Waren die Vorfälle der letzten Jahre nicht Mahnung genug?
 

Die restlichen Mitglieder der Aufklärungseinheit schenkten den Bürgern keinerlei Beachtung.

Vor ihm waren Erwin und Levi in ein leises Gespräch verwickelt, Hanji schlug in einem unbekannten Takt leicht die Knie gegen die Seite ihres Pferdes und grinste selig.

Neben ihm hatte Petra ihre Position bezogen und lächelte ihm aufmunternd zu. Er erwiderte die kleine Geste.

Er mochte die junge Frau, die sich darum bemühte, ihm einen Anschluss in der Einheit zu ermöglichen. Vielleicht sah doch nicht jeder nur ein Monster in ihm.
 

Ein Ruck durchfuhr Eren, als das metallische, dumpfe Geräsch erklang und das Tor langsam geöffnet wurde.

Angespannt saß er in seinem Sattel und starrte auf die immer größer werdende Maueröffnung.

Er würde endlich nach draußen gelangen... nach draußen!
 

Gemeinsam setzte sich die Einheit in Bewegung.

Leutnant Levi warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Eren sich hinter ihm befand.

Der Junge machte einen überraschend gefassten Eindruck. Entweder war er zu dumm, um die Gefahren außerhalb der Mauern zu erkennen, oder aber er war sich seiner Sache sicher.

Um ihrer aller Willen hoffte er, dass Letzteres zutreffen würde. Er war der ständigen Kämpfe und Verluste müde...
 

Eren drehte sich erst um, als das dumpfe Geräusch erneut ertönte und damit verkündete, dass sich das Tor hinter ihnen geschlossen hatte. Nun waren sie auf sich gestellt.

Er ließ den Blick über die weite Landschaft schweifen.

Weite Felder, weit entfernt glitzerte ein See im Sonnenschein, riesige Bäume, die vereinzelt die Wiesen säumten... er atmete tief ein. Keine Mauern. Kein dichtes Drängen in der Menschenmenge. Kein Gestank durch die Abwasserkanäle... der Geruch der Freiheit.

Die weite Ebene, die ihnen seit mehr als einem Jahrhundert von den Titanen verwehrt blieb.
 

„Tina, Leander, Josu, Rin.“ Erwin nickte den vier Soldaten zu, die zu ihm aufschlossen. „Sichert den Bereich, hier werden wir anfangen.“

Ein kurzer Salut und schon gaben sie ihren Pferden die Sporen. Jeder ritt in eine der verschiedenen Himmelsrichtungen, um seine Aufgabe zu erfüllen.
 

Indes nahmen Petra, Mike, Auruo und mehrere andere Soldaten, deren Namen Eren noch nicht kannte, in Form eines weiten Kreises ihre Positionen ein.

Alle wirkten angespannt, jedoch hatte Erwin es untersagt, dass sie schon jetzt ihre Waffen ziehen durften. Zwar waren sämtliche Soldaten des Aufklärungstrupps geübte Kämpfer, dennoch wollte er keine Kurzschlussreaktion riskieren, die Eren ernsthaft schaden könnte.

„Versuche, den anderen keine Beachtung zu schenken und konzentriere dich nur auf unser Tun, Jaeger“, verlangte der Kommandant. „Sie werden nur eingreifen, wenn es nicht anders geht. Levi wird ab sofort übernehmen.“

Eren salutierte zum Zeichen seines Verstehens und Erwin nahm ebenfalls im wachsamen Ring der Soldaten Stellung.
 

Die Gegenwart des kühlen Leutnants trug nicht zu Erens Wohlbefinden bei.

Wie schon am Vortag spürte er die Blicke auf sich und wurde nervös. Die Spannung in der Luft war beinahe greifbar.

„Denk an Erwins Worte, Eren“, sprach Levi ihm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Blende sie aus. Schließ die Augen, wenn es dir hilft.“

Der junge Mann tat wie geheißen und senkte die Lider. Trotzdem konnte er ein leichtes Zittern nicht unterdrücken und ballte die Faust, noch immer zum Salut an die Brust gepresst, fester zusammen.

„Atme tief durch“, leitete Levis ruhige Stimme ihn nun an. „Denke an das, wofür wir kämpfen und weshalb wir hier draußen sind. Fang an, wenn du dich bereit fühlst.“
 

Er hat recht, schoss es Eren durch den Kopf. Er sollte seine egoistischen Zweifel beiseite schieben und das tun, was er schon immer getan hatte: handeln. Nur so hatte er es bis hierhin geschafft.
 

Um erst keine weiteren Zweifel aufkommen zu lassen, hob Eren nun schnell die Hand an seinen Mund und biss hinein.

Levi hatte augenblicklich reagiert und sich bereit gemacht, seine Kampfposition eingenommen und wartete...

Viele der Soldaten hielten angespannt den Atem an, während sie alle gebannt auf Eren starrten. Der Titanenjunge hatte nun unerwartet schnell gehandelt und die Sekunden zogen sich in die Länge.
 

Aus Sekunden wurden Minuten.

Eren fluchte laut. Erneut biss er sich in die Hand, vertiefte die ohnehin schon beträchtliche Wunde. Er spürte den vertraut metallischen Geschmack auf seiner Zunge, das Blut lief ihm bereits über die Finger, doch nichts geschah.

Die Welt um ihn herum wirkte weiterhin friedlich, seine Kameraden unverändert angespannt.

Levi hingegen nahm die Hände von den Griffen seiner Schwerter und entspannte sich.
 

„Petra? Bringst du mir einen Verband?“

„Aye!“
 

Eren, der ungläubig auf seine vor Schmerz pochende Hand starrte, bekam das gar nicht mit. Wie konnte das sein? Hatte er sich getäuscht, was die Auslösung seiner Kräfte betraf? Wieder versenkte er die Zähne in das dünne Fleisch seiner Hand, erstickte das Wimmern im Keim, das in ihm aufsteigen wollte.

Warum? Warum klappte es nicht?
 

„Nun hör schon auf, Idiot!“ Levi riss an Erens Arm, um ihn daran zu hindern, sich weiteren Schmerz zuzufügen. Er drückte den zitternden Jungen auf den Boden, der weiterhin starr auf seine blutende Wunde blickte. „Bleib ruhig. Gib deine Hand her. Das verheilt vermutlich bald, trotzdem musst du deine Uniform nicht unnötig einsauen.“

Er kniete sich zu Eren hinunter und wickelte sachte den Verband um die mittlerweile blassen Finger. Peinlich darauf bedacht, seine eigene Uniform nicht mit roten Flecken zu besudeln.

Hatten sie sich zu viel erhofft? Vielleicht war es besser so und sie sollten ihre Schlacht auf normalem Wege schlagen... „Eren?“
 

Endlich reagierte der Angesprochene und hob den Blick.

„Leutnant Levi, es... ich... es tut mir leid, ich...-“

„Beruhige dich erstmal. Wir versuchen es später noch einmal.“

Eren sah zu Boden. Er hatte sie enttäuscht und war keine Hilfe. Würden sie ihn nun der Regierung ausliefern, damit er dort als Forschungsobjekt dienen konnte?

Wieder nahm ein unkontrolliertes Zittern von seinem Körper Besitz.

Er wollte das nicht. Er wollte kämpfen, seine Mutter rächen und Freunde beschützen. War er dazu nun überhaupt in der Lage?
 

Levi hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und sah auf das Nervenbündel zu seinen Füßen hinunter. Ihm fehlte deutlich die Professionalität der Heransgehensweise an solche unsteten Dinge.

Bei seinem Prozess beteuerte der Bengel noch, ein Mensch zu sein und nun jammerte er, weil er es tatsächlich war.

Er wischte sich die Hände an einem Tuch sauber, holte galant mit dem Bein aus, und trat Eren kräftig gegen den gesunden Arm.

„Aah!“ Völlig überrumpelt kippte Eren seitlich weg und rutschte bei der Wucht des Tritts über die Wiese. „Aah.. au.. was..?“ Unsicher richtete er sich auf und hielt sich den nun schmerzenden Arm. Mit vor Zorn funkelnden Augen richtete er seinen Blick auf den Leutnant.

„Bist du nun wieder bei Sinnen?“
 

Eine einfache Frage, frei von Wut, Enttäuschung, oder Freude... und doch reichte sie gerade deshalb aus, um Eren wieder klar denken zu lassen.

Was tat er eigentlich hier? War es nicht genau das, was er wollte?

Der junge Soldat schaute sich um. Seine Kameraden hatten den Kreis nicht verlassen. Manchen stand die Skepsis noch immer ins Gesicht geschrieben, doch bei nicht wenigen sah er die deutliche Erleichterung.
 

Kommandant Erwin trat vor. „Für heute sollten wir die Übung abbrechen.“

„Du willst es also noch einmal versuchen?“ Levi wandte sich an den deutlich größeren Mann.

„Natürlich. Seine Kräfte sind zu unberechenbar, um es nicht zumindest versu-“

Ein plötzlicher Schuss unterbrach ihn. Die gesammelte Mannschaft sah in den Himmel und erkannte den roten Rauch. Das Warnsignal.
 

„TITANEN!“

Der Reiter war noch weit entfernt, doch der Wind trug seine Stimme bis zu den wartenden Soldaten.

Sofort kam Bewegung in die Reihen, jeder eilte zu seinem Pferd.

„Levi, bring Eren zurück!“ Erwin saß bereits auf und bereitete sich auf die Begegnung mit den Riesen vor. Sein Leutnant nickte.

„Los, du hast es gehört“, scheuchte er den perplexen Jungen, der sich nun endlich aufrappelte und neugierig in die Ferne blickte. Noch war nichts zu erkennen. „Mach schon!“

Levis schneidende Stimme erreichte Eren, der sich schleunigst daran machte, den Befehl zu befolgen. Er eilte zu seinem Pferd und schon vernahm er in der Ferne die donnernden Schritte der kollossalen Wesen.

„Bleib hinter mir!“ Levi überzeugte sich mit einem Seitenblick von Erens Aufmerksamkeit und ritt los.

Würden sie die gesamte Einheit sich selbst überlassen?
 

Weit waren sie noch nicht gekommen, doch Eren konnte dem Drang, sich umzudrehen, nicht widerstehen. Im vollen Galopp sah er zurück zu seinen Mitstreitern, die den drei Titanen entgegen ritten.

Größer als eine 10 Meter Klasse schienen diese nicht zu sein.
 

Hitze breitete sich in der Hand des Jungen aus, wanderte über seinen Arm und schien von seinem gesamten Körper Besitz zu ergreifen.

Sein Herz schlug schmerzhaft schwer in der Brust und er bekam Atemnot.

Eren klammerte sich an die Zügel des Pferdegeschirrs. Was war nur los? Diese Schmerzen... erneute Hitzewellen, die durch ihn wallten...
 

„Eren? Wa... Verdammt, Eren??“ Levi sah gerade noch, wie sein Kamerad seitlich vom Pferd kippte, sofort wendete er sein eigenes Tier.

Du Luft schien zu knistern und noch ehe er ihn erreichen konnte, schlug ein Blitz, trotz wolkenlosem Himmel, direkt über Eren ein. Der Leutnant lenkte seinen Hengst außerhalb des Rauchs, der sich nun gebildet hatte und ein unheilvolles Grollen ertönte daraus.

Unmittelbar vor ihm zeichnete sich die Gestalt Erens ab... nur war er nicht mehr der kleine Bengel, um den er sich nun kümmern musste, sondern im Vollbesitz seiner titanischen Kräfte.

Also doch...
 

Um die anderen vorzuwarnen, schoss er die gelbe Leuchtrakete in die Luft und folgte seinem Schützling in gebührendem Abstand, der Kurs auf den bevorstehenden Kampf nahm.

War er bei klarem Verstand, oder würde er sie attackieren? Wie auch immer, er musste sich bereit halten, auch die letzte Maßnahme zu ergreifen, sollte Eren außer Kontrolle geraten.
 

Die Soldaten stoben auseinander, als Eren in Titanengestalt auf sie zu preschte – und ihnen dabei keinerlei Beachtung schenkte. Sein Augenmerk lag zu ihrer Erleichterung auf den drei Titanen.

Einer von ihnen hatte den bereits in die Jahre gekommen Josu fest im Griff, doch noch ehe er ihn auch nur in die Nähe seines weit aufgerissenen Mundes bringen konnte, hatte der 15 Meter Gigant kurzen Prozess mit ihm gemacht und den Arm abgerissen.

Trotz des fehlenden Feingefühls überlebte der Soldat den Sturz, geschützt durch die riesigen Finger, die ihn umklammert hatten.
 

Benommen taumelte der Riese und hatte keine Chance mehr, sich zu fassen – Eren nutzte seine neu gewonnene Muskelkraft und zerfetzte ihn regelrecht in der Luft. Dieser Titan würde sich nicht mehr regenerieren können.

Brüllend suchte der Koloss ein nächstes Opfer, doch nach dem anfänglichen Schrecken, hatte seine Einheit die anderen Titanen gut im Griff. Bereits nach kurzer Zeit zerbröselten auch die letzten dampfenden Knochen.
 

Schwer atmend stand nur noch ein lebender Titan auf dem Feld. Eren.

Die gesamte Aufklärungseinheit nahm ihre Stellung von der Übung zuvor ein – ein wachsamer Ring aus Soldaten, alle kampfbereit die Schwerter erhoben.

Warum hoben sie ihre Waffen gegen ihn? Hatte er ihnen nicht eben geholfen und seine Loyalität unter Beweis gestellt? Eren schrie seine Wut hinaus, ein bestialischer Laut.
 

Einer der Soldaten konnte nicht mehr an sich halten. Er verließ den Ring, zielte mit seinem Manöverausrüstung auf Erens Schulter, um sich hochzuziehen, doch gerade als er die Spule betätigte und seine Füße den Boden verlassen hatten, kappte Levi blitzschnell die Seile.

„Sieht er für dich wie eine Bedrohung aus, verdammter Idiot?“, zischte der Leutnant seinem Untergebenen zu und wandte sich nun an den titanischen Soldaten.

„Kommst du da allein raus?“

Noch während Eren seine Antwort brüllte, hatte Levi sich bereits zu ihm hinauf gezogen und sein Schwert im Nacken des Riesen versenkt.

Das erste Mal innerhalb der Jahre, die er nun schon bei der Aufklärungseinheit verbrachte, war er froh, durch Hanjis endlose Vorträge etwas über die Anatomie der Titanen gelernt zu haben. So konnte er den Jungen ohne großen Schaden aus dem Körper befreien.
 

Den erschöpften Eren in seinen Armen haltend, überwand Levi den geringen Abstand bis zum Boden, noch während die Gestalt des Riesens dampfend in sich zusammen sackte.

„Rin, nimm du sein Pferd“, ordnete er nun an und trat dem fassungslosen Soldaten leicht in die Kniekehle, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen.

Es dauerte eine Weile, ehe alle das eben Geschehene realisiert und verdaut hatten. Nur langsam kehrte das Leben in sie zurück und unter Erwins Kommando ritten sie zurück in die Stadt.
 

Eren unterdessen lag bäuchlings vor Levi auf dem Rücken des Pferdes und bekam kaum etwas mit. Zu sehr hatte die Verwandlung in einen Titanen an seinen Kräften gezehrt.

Der Wind spielte mit dem losen Verband, der noch immer halb an seiner Hand hing und gab die rosige, unversehrte Haut darunter frei.

„Ich bin gespannt, welche Überraschungen du noch für uns bereit hältst, Eren Jaeger...“, murmelte der Leutnant mehr zu sich selbst und blickte dem weißen Verband nach, der sich nun vollends von dem Jungen gelöst hatte und hinter ihnen zu Boden glitt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schnittlauch
2014-09-11T21:29:36+00:00 11.09.2014 23:29
Hey, eine tolle FF! Eine der wenigen SnK-FFs, die ich wirklich gern lese. Die Charaktere sind sehr originalgetreu und erfrischenderweise mal nicht komplett OOC wie das hier auf Animexx leider oft der Fall ist. Dein Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Handlung wird in einem angenehmen Tempo erzählt. Ich kenn zwar nur das Anime, aber ich finde deine Story ist besser als das Original.
Antwort von: abgemeldet
20.09.2014 21:27
Vielen lieben Dank, das ist natürlich ein wahnsinnig tolles Lob! ♥
Von:  Pibu-san
2013-11-11T17:29:25+00:00 11.11.2013 18:29
ich liebe es wie doch überraschend man levis fürsorge rauslesen kann :) ich mag die zwei ^^
Antwort von: abgemeldet
12.11.2013 20:02
das freut mich :))
Von:  Mo-mo
2013-11-04T14:25:24+00:00 04.11.2013 15:25
Yay, das nächste Kapitel! :D
Es war wieder wirklich klasse.
Ich finds toll wie du Levi rüberbringst. Er ist irgendwie so nett und Eren ist auch so wie er sein sollte :333!
Freu mich auf jeden Fall auf mehr! :D


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