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Der Sohn von Gin Teil 2

von

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Ich soll was?

Nun lebte ich bereits seit zwei Monaten bei Ran und Shinichi und hatte endlich den Alltag eines normalen Teenagers. Ich machte viel mit Freunden, in der Schule ließen mich endlich alle in Ruhe und die Kudos und ich waren eine kleine Familie geworden. Ich musste mir keine Sorgen mehr darüber machen, dass ich genug Geld verdiente und abends auf die Straße musste. Ich war frei, wie jedes normale Kind. Doch es sollte nicht lange so bleiben.
 

(Shinichis Sicht)

Heute Morgen hatte ich einen Anruf vom Jugendamt erhalten. Ich sollte vorbeischauen, da sie mit mir über Shin reden wollten. Ungläubig starrte ich die Wand unseres Wohnzimmers an, als eine Mitarbeiterin mir am Telefon erzählte, dass sich Shins Großvater, Gins Vater bei ihnen gemeldet hatte, da er das Sorgerecht für seinen Enkel haben wollte. Das war so irreal, dass mir der Mund offen stehen blieb. Ein Mann, der seinen eigenen Sohn mit 14 auf die Straße gesetzt hatte wollte sich um seinen Enkel kümmern, den er gar nicht mal kannte? Doch ich konnte mir denken warum er das tat. Der Mann war eindeutig auf das Kindergeld aus, welches er schön für sich behalten würde. Niemals würde ich solch einem Kerl ein Kind überlassen.
 

Shin hatte mir die Geschichten über seinen Großvater, die er von Gin gehört hatte erzählt. Er selbst war ein einziges Mal bei ihm, bis dieser ihn schlagen wollte und Gin noch gerade so dazwischen gehen konnte. Vielleicht hatte der Mann mittlerweile mit dem Trinken aufgehört, doch so recht glaubte ich nicht daran. Ich wollte alles versuchen, um Shin bei mir zu behalten.
 

Ich parkte meinen Wagen vor dem großen Gebäude, nahm den Aufzug in den fünften Stock und blieb vor Zimmer 115 stehen. Dort klopfte ich an. „Herein!“, schallte es mir entgegen. Ich öffnete die Tür und sah sogleich eine blonde Frau und einen braunhaarigen Mann. Mitarbeiter des Jugendamtes. Doch noch eine weitere Person war im Raum. Blonde, leicht ergrauende Haare, blaue Augen. Ich wusste sofort, dass dies Shins Großvater sein musste. Er trug einen schwarzen Anzug. Sicher, schließlich wollte er einen gepflegten Eindruck machen, um seinen Enkel zu bekommen. Doch zuerst musste er an mir vorbei. „Guten Tag, Herr Kudo!“ begrüßte mich die Mitarbeiterin: „Ich bin Frau Sadako und das ist mein Kollege Herr Nibori. Außerdem im Raum befindet sich Herr Kado, Shins Großvater.“ Ich nickte und setzte mich mit ihnen an den kreisrunden Tisch. Herr Kado und ich musterten uns eine ganze Weile lang stumm und warfen uns herausfordernde Blicke zu.
 

„Nun, Herr Kudo. Wie sie sicher wissen sind wir hier, um die Frage zu klären, bei wem Shin Kado aufwachsen soll.“

„Das ist mir durchaus bewusste und ich bitte inständig darum, dass er bei meiner Frau und mir bleibt.“ Frau Sadako nickte: „Nun ja, jedoch will Herr Kado das auch. Und nun müssen wir diese Streitfrage klären.“ Ich schüttelte den Kopf: „Das ist nicht gut für Shin. Er fühlt sich wohl bei uns, wir sind wie eine kleine Familie. Shin hat seinen Großvater nur einmal gesehen und da war dieser im Inbegriff ihn grundlos zu schlagen. Ich kann nicht zulassen, dass Shin bei diesem Mann leben soll.“
 

Herr Kado warf mir einen wütenden Blick zu, lächelte jedoch für alle anderen Anwesenden, um seinen guten Eindruck aufrecht zu halten: „Ich hatte damals keinen guten Tag und hatte ja auch getrunken. Aber das hat sich geändert. Wissen Sie, ich habe erst kürzlich von Shins Leiden erfahren, da der Kontakt zu meinem Sohn schon seit Jahren verloren war, aber nun möchte ich meinen Enkel gerne bei mir haben. Ich danke Ihnen, dass Sie in den letzten Wochen auf ihn aufgepasst und ihn von der Straße weggeholt haben. Dennoch, ein Kind gehört zu seiner Familie.“

„Sagt der, der seinen minderjährigen Sohn rausgeschmissen hat!“, fluchte ich wütend. „Das habe ich nie getan!“ kam es empört zurück. „Natürlich habe Sie das! Glauben Sie etwa Shin lügt, oder gar sein Vater hat ihm Märchen erzählt?“

„Hideaki ist von selbst abgehauen! Ich habe alles versucht, doch er wollte einfach nicht auf mich hören. Und dann hat er sich mit vierzehn Jahren diesen Verbrechern angeschlossen. Ab da war alles zu spät. Ich habe ihn erst wiedergesehen, als ich ihn zufällig mit Shin traf und bei seinem einzigen Besuch hat er mir sogar die Hand gebrochen!“ Ich schüttelte den Kopf: „Wie können Sie nur so lügen?“ Langsam wurde ich sauer. Was dachte der Kerl sich eigentlich? Gut, ich konnte Gin damals schon nicht leiden, aber dieser Mann hier war, zumindest im Umgang mit Kindern, ein weitaus schlimmerer Zeitgenosse.
 

Nun mischten sich die Mitarbeiter vom Jugendamt wieder ein: „Nun Herr Kudo, leider gibt es keine Beweise dafür, dass Herr Kado seinen Sohn damals auf die Straße geschickt hat, allerdings gibt es einen ärztlichen Bericht dafür, dass seine Hand nach dem Besuch seines Sohnes damals gebrochen war.“

„Das mag ja sein.“ warf ich ein: „Aber dafür kann es auch einen anderen Grund gegeben haben.“

„Es tut mir leid, aber wir haben dafür keine Beweise. Daher haben wir entschieden, dass Shin ab sofort bei seinem Großvater leben wird. Morgen um 15 Uhr bringen Sie ihn bitte hier her, damit Herr Kado ihn mit zu sich nehmen kann. Sollten Sie das nicht tun, werden wir Shin früher oder später abholen lassen, mit Konsequenzen für Sie. Wenn Sie es vorziehen mit dem Jungen zu flüchten können Sie übrigens wegen Kindesentführung angezeigt werden.“
 

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf als ich das hörte. Nicht mal genug Zeit ließen sie mir, um den Kleinen auf diese schwierige Situation vorzubereiten. Er tat mir leid und mir selbst tat es in der Seele weh, das Kind an so einen Säufer abzugeben. Auch Ran würde sicher Tränen weinen. Die Stimme des einen Jugendamtmitarbeiters riss mich aus meinen Albträumen: „Diese Entscheidung ist vorübergehend, bis ein Gericht den endgültigen Verbleib geklärt hat.“ Ich nickte stumm und hoffte, dass zumindest das Gericht vernünftige Entscheidungen treffen konnte.
 

Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto. Wie konnten diese Leute dem Kind nur so etwas antun? Das durfte nicht wahr sein! Ein weiterer Albtraum für Shin! Jetzt hatte er endlich Ruhe, da riss man ihn aus seinem Umfeld. Was sollte ich nur tun? Ruhig bleiben. Erst einmal musste ich Shin morgen hier absetzen, sonst hätte ich vor Gericht keine Chance mehr auf das volle Sorgerecht. Es würden ja auch nur ein paar Wochen sein, in denen diese Typen schon bemerken würden, dass mit dem Kerl etwas nicht in Ordnung war und der Kleine endgültig zu uns kommen würde. Zumindest würde ich alles dafür tun, dass der Kleine endlich für immer bei uns wohnen konnte. Das sei gewiss.
 

Immer noch niedergeschlagen startete ich den Motor. Die Gedanken kreisten in meinem Kopf umher, machten mich wahnsinnig. Wie sollte ich das Shin erklären? Er würde einen Schock bekommen. „Verdammte scheiße.“ rief ich und haute meine Fäuste wütend gegen das Lenkrad. Hatte der Kleine nicht schon genug durchgemacht? Warum ließ man ihn so leiden? Das war doch nicht normal. Warum hatte man ihn nicht gefragt? Er war doch alt genug! Und es ging hier um ihn. Um Shin. Um sein Wohl. Es tat mir leid für ihn, doch ich musste ihn wohl oder übel für eine Weile abgeben.
 

In Gedanken versunken, fast schon taumelnd, betrat ich die Villa. Ran sah mir sofort an, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los? Was wollten sie von dir?“ Den Blick gen Boden, zog ich meine Schuhe und Jacke aus, war meinen Schlüsselbund auf die Kommode und zog Ran am Arm aufs Sofa. Dort deutete ich ihr, sich hinzusetzen. „Was haben sie gesagt?“ fragte sie wieder besorgt. Ich seufzte, holte tief Luft und erklärte ihr die ganze Sache. Geschockt hielt sie sich die Hände vor den Mund. Sie konnte nicht weinen, nichts sagen. Sie war einfach geschockt. Doch dann stand sie auf und lief zu Telefon. „Wen rufst du an?“, fragte ich. „Mutter. Sie muss uns unbedingt vor Gericht helfen.“ Ich nickte zustimmend: „Und was sagst du zu morgen?“

Besorgt blickte meine Frau auf den Boden. „Wir müssen ihn abgeben, wenn wir ihn je wieder bekommen wollen.“, flüsterte sie und verlor dabei fast die Fassung.
 

Um 14 Uhr öffnete sich die Haustür und Shin kam rein.
 

(Shins Sicht)

Als ich nach Hause kam, sah ich Ran und Shinichi am Tisch sitzen. Sie sahen betrübt aus, Ran hatte ein paar Tränen im Gesicht. Was war passiert? „Hi!“, flüsterte ich. Ran sah zu mir auf und lächelte mich an: „Na, Shin? Wie war die Schule?“

„Gut, wie immer.“ Gab ich zurück: „Aber was ist denn mit euch los? Ist etwas passiert?“

„Das kann man so sagen.“

„Aber was?“ Ich wolle unbedingt wissen was los war. So traurig hatte ich meine Stiefeltern noch nie gesehen. Shinichi deutete mir, dass ich zu ihm kommen und mich neben ihn setzen sollte. Ich tat wie von mir verlangt und mir wurde ein bisschen mulmig. War es wegen mir? „Hör mal, Kleiner. Wir müssen mit mir reden.“ Also doch. Ich wusste es ja. „Was ist los? Habe ich etwas falsch gemacht? Wenn ja, dann tut es mir leid.“ Shinichi seufzte: „Nein, du hast nichts falsch gemacht.“
 

Nun nahm er mich auf seinen Schoß. Mir war das etwas peinlich, dennoch wehrte ich mich nicht. „Also Shin, ich war heute beim Jugendamt. Die hatte mir befohlen dorthin zu gehen. Dein Großvater, der Vater von deinem Papa war auch da.“

„Was wollte er?“ fragte ich überrascht über diese Nachricht. „Er will, dass du bei ihm wohnst.“ Shinichi klang nicht sehr glücklich darüber und ich brach ein bisschen in Unglauben aus. „Was? Aber ich kenne ihn doch gar nicht. Ich war einmal bei ihm und da wollte er mir wehtun.“

„Ja, ich weiß. Aber leider hat das Amt entschieden, dass du zu ihm gehst, bis ein Gericht entscheidet wo du wohnen sollst.“

„WAS?“ Diese Antwort traf mich wie ein Schlag. Nie im Leben wollte ich zurück zu diesem Alkoholiker, der nichts besseres im Sinn hat, als Kinder zu schlagen, zu demütigen und auszunutzen, so wie er es mit meinem Vater und meinem Onkel getan hatte.
 

„Ich will da nicht hin! Das können die doch nicht machen! Niemals! Nein!“

„Wir wollen es auch nicht. Aber wir müssen dich abgeben, sonst ruft das Jugendamt die Polizei und dann haben wir keine Chance mehr vor Gericht.“ erklärte Shinichi mir niedergeschlagen. „Und wie lange soll ich da bleiben? Und was wenn das Gericht entscheidet, dass ich da bleiben soll?“ fragte ich in völlige Panik aufgelöst. Shinichi versuchte mich zu beruhigen: „Du bleibst da nicht. Wir werden um dich kämpfen. Allerdings wird es ein paar Wochen dauern, bis entschieden wird. Aber du bleibst auf keinen Fall da. Das lassen wir nicht zu. Du kommst wieder zu uns!“ Shinichi klang entschlossen. Ich nickte. „Und wann soll ich zu meinem Opa?“

„Morgen um 15 Uhr muss ich dich zum Amt bringen. Aber keine Angst, du bleibst auf der gleichen Schule, das versichere ich dir.“

„Aber können wir nicht einfach hierbleiben und nicht dahin gehen. Ich will nicht.“ sagte ich verzweifelt. Shinichi schüttelte den Kopf: „Nein, das habe ich dir doch erklärt was dann passiert.“
 

Nun gab ich mich geschlagen: „Na gut. Ich werde schon ein paar Wochen da aushalten können. Kann ja nicht schlimmer sein als bei Daiki.“ Ran streichelte mir über den Rücken: „So ist’s gut, mein Kleiner. Und wann immer etwas passiert, du kannst jederzeit zu uns kommen und wir werden um dich kämpfen. Versprochen.“ Nun kamen uns allein ein wenig die Tränen. Ich kuschelte mich an Shinichi und noch lange saßen wir einfach so da. Dann machten wir uns noch gemeinsam einen schönen Tag als Familie.
 

Als ich abends im Bett lag, dachte ich noch etwas nach. Jetzt sollte ich also zu meinem Großvater, dem der Papa so viel Leid angetan hatte. Das würde sicher nicht einfach werden. Ich hatte damals zugehört als Papa dem Boss von seiner Kindheit erzählt hat. Die beiden haben das nicht mitbekommen, denn ich hatte es für mich behalten. Doch nun sollte ich bei diesem Mann wohnen. Unvorstellbar, dass das Jugendamt so etwas erlaubte! Nach meiner Meinung hatte natürlich niemand gefragt. Hoffentlich hatte sich dieser Kerl wenigstens im Laufe der Jahre geändert. Zum Positiven, versteht sich.
 

Doch ich würde es schon schaffen. Schlimmer als bei Daiki konnte es nicht sein. Und Ran und Shinichi würden mich ganz sicher da raus holen. Ganz sicher.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Armer Shin. Jetzt muss er auch noch zu seinem Opa ziehen. Wie ihn es da wohl gehen wird. Und ob Shinichi schafft Shin wieder zu bekommen?

Und auch hier einen ganz ganz großen Dank an meine Beta.^^ Komplett anzeigen

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