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Der Sohn von Gin Teil 2

von

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Das Urteil

Alle gemeinsam begaben wir uns nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen. Isamu begann sogleich eine zu rauchen, während Shinichi zu mir kam und seine Hand auf meine Schulter legte. „Alles okay, Shin?“, fragte er besorgt. „Ich bin, okay, aber denkst du sie glauben mir? Wird Daiki wirklich verurteilt? Ich mache mir Sorgen.“ Shinichi nickte: „Ja, ich denke schon. Allerdings wird er sicher nicht lange da bleiben müssen. Solange man ihm nichts Schlimmes nachweisen kann.“ Ich seufzte: „Das ist einfach nicht fair.“

„Nein, das ist es nicht.“, kam es von Isamu, der sich neben mich stellte: „Aber so ist das Gesetz und wir als die kleinen niederen Bürger können es nicht ändern. Wir können froh sein, wenn dieser Kerl überhaupt in den Knast wandert. So oft werden Täter mangels Beweisen laufen gelassen und verhalten sich draußen weiterhin wie die größten Arschlöcher. Jeder sieht, dass es offensichtlich ist, dass dieser Kerl ein Verbrecher ist, aber wer kann es der Polizei beweisen? Niemand. Doch Daiki wird für eine Weile im Gefängnis sitzen. So lange, dass wir genug Zeit haben, um ein neues Leben anzufangen. Da bin ich mit Shinichi einer Meinung.“ Ich nickte zufrieden, über diese Antwort. Dann begaben wir uns wieder hinein und tranken noch etwas.
 

Shinichi unterhielt sich mit Rans Mutter: „Was meinst du, wie hoch wird die Strafe sein?“

„Das ist schwer zu sagen, Shinichi. Wenn überhaupt sind es nicht mehr als fünf Jahre. Daiki hat einen verdammt guten Anwalt und dieser hatte recht mit der Aussage, dass es keine wirklichen Beweise gibt, dafür dass er Shin angefasst, oder gar missbraucht hat. Fakt ist: Shin ist misshandelt wurden, aber die ärztlichen Befunde und die Aussagen der Zeugen, die alle samt einen Groll gegen den Angeklagten heben, können nicht genau darauf schließen lassen, dass Daiki wirklich der Täter war.“ Shinichi nickte zustimmend. So war eben das Gesetz und das war in manchen Fällen gar nicht mal so schlecht.
 

Meine Gedanken kreisten umher und ich war nicht gerade zufrieden mit den Aussichten der Zukunft. Dass Daiki für zehn bis fünfzehn Jahre in den Knast kommt, konnte ich mir also schon mal abschminken. Meine Kindheit war also nicht gerettet. Und selbst wenn der Kerl für fünf Jahre in den Knast wandern sollte, dann konnte er nach spätestens dreien wieder auf Bewährung entlassen werden und dann würde er mit Sicherheit Rache an mir nehmen. Ich schluckte bei dem Gedanken. Am liebsten wollte ich alles hinter mir haben und einfach nicht mehr daran denken. Für immer mit dem Thema in Ruhe gelassen werden, das war alles was ich mir wünschte.
 

Die Stunde ging schnell rum und geschlossen gingen wir zurück in den Gerichtssaal. Jeder setzte sich auf seinen Platz, auch Daiki und sein Anwalt, die bereits vor uns dagewesen waren. Als der Richter reinkam standen wir alle auf. Dann begann er damit, das Urteil zu sprechen: „Der Angeklagte, Daiki Daka, wird für schuldig befunden den hier anwesenden, Minderjährigen Shin Kado illegal bei sich aufgenommen und misshandelt zu haben. Darüber hinaus hat er den Jungen als Drogenkurier missbraucht. Der Angeklagte wird daher zu einer Freiheitsstrafe von genau fünf Jahren verurteilt. Bitte setzen Sie sich!“ Wir taten wie uns gesagt wurde und ich schluckte. Fünf Jahre! Das ist ja wohl ein Witz. Shinichi und Ran zu meinen Seiten, sahen mich besorgt an und hielten meine Hände, die sie ganz fest drückten, als Zeichen, dass sie für mich da waren und mich beschützen würden. Auch Isamu, der hinter mir Platz genommen hatte, legte seine Hand auf meine Schulter.
 

Ich konnte es einfach nicht fassen. Fünf Jahre, bei allem was er mir angetan hatte. Sollte es danach etwa wieder so weitergehen? Sollte er wieder Kinder missbrauchen? Mein Blick wanderte zu ihm, dem der mich jahrelang vergewaltigt hatte. Er sah zwar nicht glücklich aus, grinste aber scharf, als er bemerkte, dass ich ihn anstarrte. Am liebsten wäre ich einfach auf ihn losgestürmt, auf die verantwortlichen Richter und Geschworenen, aber das konnte ich mir jetzt nicht erlauben.
 

Nun sah der Richter mich an und begann explizit zu mir zu sprechen: „Shin, eines will ich dir sagen. Wir glauben dir, aber der Anwalt von Herrn Daka hat Recht. Mangels Beweisen ist ein höheres Urteil ausgeschlossen. Die Zeugenaussagen allein reichen uns nicht aus, da sie alle einen Hass gegen den Angeklagten hegen und es nicht ein Indiz dafür gibt, dass ausgerechnet dieser Mann dich missbraucht und geschlagen hat. Anders wäre es, wenn wir Videomaterial hätten. Wir konnten ihn nur für die illegale Adoption verurteilen und dafür, dass er dich zum Besorgen von Drogen losgeschickt hat, die man eindeutig in seinem Besitz fand. Für mehr nicht.“
 

Nun sah der Richter Daiki an: „Und Sie, Herr Daka, Sie brauchen gar nicht so zu Grinsen. Seien Sie froh, dass das Gericht keine höhere Strafe vorsieht. Wäre die Gesetzeslage anders, hätte ich Sie gerne für fünfzehn Jahre ins Gefängnis gebracht.“ Daikis Grinsen verschwand so gleich und der Richter wandte sich wieder an mich: „Also Shin, ich weiß, dass das Urteil nicht gerade das ist was du dir erhofft hast, aber wir können wirklich nichts anderes machen.“ Ich nickte. „Du wirst deinen Weg schon gehen und Herr und Frau Kudo werden dir dabei ganz bestimmt helfen.“ Wieder nickte ich. „Gut, damit wäre die Sitzung beendet.“ Langsam leerte sich der Saal, nur Daiki und sein Anwalt sprachen noch ein paar letzte Worte zueinander, ehe der Verbrecher dann abgeführt wurde.
 

Draußen holte ich erst einmal tief Luft. Nun war es endlich vorbei, auch wenn die Strafe nicht das war was ich mir erhofft hatte, aber immerhin war ich ihn nun fürs Erste los. Shinichi und die anderen sahen etwas besorgt drein, mir gegenüber, aber ich schenkte ihnen immer wieder ein fröhliches Lächeln. „Es ist alles okay, Leute. Keine Angst, es geht mir gut.“, beruhigte ich sie. Die meisten nickten darauf hin verständnisvoll. „Und, was ist? Habt ihr Hunger?“, fragte Ran mit ihrer ansteckenden guten Laune. Shinichi und ich stimmten ihr zu und so schlug sie vor, dass wir Pizza essen sollten. „Hört sich gut an.“ kam es von mir und dabei war ich mit meinem neuen Ziehvater in Einklang.
 

Shinichi drehte sich um. Hinter uns liefen Ayumi und Isamu und er lud die beiden ein mitzukommen. „Ich kann leider nicht,“ kam es von Ayumi: „Ich habe leider noch einen Termin, den ich nicht verpassen darf, aber danke vielmals für die Einladung.“ Shinichi schüttelte den Kopf: „Ich danke Ihnen, dass Sie für Shin ausgesagt haben.“

„Keine Ursache, ich habe die Wahrheit erzählt und nun ist dieser Unmensch endlich hinter Gittern. Auf jeden Fall hat es mich gefreut Sie kennen zu lernen. Ich muss jetzt leider in eine andere Richtung weiter.“ Ayumi streichelte mir übers Haar. „Und dir Shin wünsche ich viel Glück, auf dass du es nun leichter hast in deinem Leben.“ Ich nickte: „Danke für alles, Ayumi.“
 

Noch einmal streichelte sie durch meine Haare und dann ging sie davon. „Aber du kommst doch mit, Isamu? Bitte.“, fragte ich meinen besten Freund. „Ähm also, wenn keiner etwas dagegen hat natürlich gerne.“ kam es zurück. „Niemand hat etwas dagegen!“ warf Ran sofort ein: „Nun komm schon mit.“ Isamu nickte und so liefen wir alle zu unserem Auto und fuhren damit zur nächst besten Pizzeria.
 

In dieser angekommen, konnten wir unsere Bestellungen recht schnell aufgeben. Während wir also warteten, bat sich uns genug Zeit, um miteinander über dieses und jenes zu reden. „Du Isamu?“, fragte ich. „Ja, Shin?“, kam es zurück. „Was hast du jetzt vor? Also was wirst du nun tun, da Daiki nicht mehr da ist?“ Die Sache interessierte mich brennend, schließlich könnte ich den Kontakt zu Isamu verlieren und das wollte ich nicht. „Nun ja,“ er zuckte mit den Schultern: „Ich habe fürs Erste eine neue Bleibe am Stadtrand gefunden und finanziere sie mir durch die Arbeit als Kellner. Meine Stelle habe ich kürzlich bekommen und ihr wisst gar nicht wie froh mich das macht. Dennoch werde ich auf jeden Fall meinen Schulabschluss nachholen, auch wenn ich dann morgens büffele und abends arbeite. Denn ohne den kann ich froh sein, wenn ich für eine gewisse Zeit lang Arbeit habe.“

„Da hast du recht. Freut mich, dass du eine Perspektive hast.“ sagte ich. „Ja, da bin ich auch froh. Außerdem macht es mich glücklich dass du nun frei bist. Kleiner und bald wie alle anderen Kinder zur Schule gehen kannst.“ antwortete Isamu lächelnd: „Und wenn du willst kannst du mich immer wieder besuchen kommen. Vorausgesetzt Ran und Shinichi erlauben das.“ Ich sah meine beiden Steifeltern bittend an. „Natürlich erlauben wir das.“ kam es von den beiden lächelnd zurück.

Isamu schrieb mir daraufhin seine neue Adresse und Telefonnummer auf. Ich bedankte mich bei ihm, sowie bei Ran und Shinichi dafür, dass sie es mir erlaubten meinen Kumpel jederzeit zu besuchen und schon kam endlich meine Pizza an. Die der anderen folgten sogleich.
 

Es war ein gelungener Abschluss des Tages, das von Shinichi vorgeschlagene Dinner war einfach köstlich. Wir unterhielten uns fröhlich in angenehmer Atmosphäre und mussten uns schon bald von Isamu verabschieden, da dieser noch etwas vor hatte. Ich hatte mir die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht wie sehr ich mich doch für ihn freute, dass er nun frei war, endlich weg aus dem ganzen Mist, den er durchlebt hatte. Ich wusste ja wovon ich sprach. Das Leben in Daikis Gefangenschaft war unangenehmer als das Leben in der Organisation.
 

Um 20 Uhr kamen Ran, Shinichi und ich in der Villa Kudo an. Es war ein komisches Gefühl diese nun auch mein Zuhause nennen zu können, gleichzeitig war ich froh darüber, dass ich es konnte. Rans Eltern, Professor Agasa und Shiho kamen ebenfalls zu uns und wir verbrachten den Rest des Abends gemeinsam im Wohnzimmer. „Alles klar bei dir, Shin?“, wollte Shiho von mir wissen, nachdem sie in mein leicht blasses Gesicht sah. „Ja, ich bin nur etwas müde, da ich die letzte Nacht kaum geschlafen habe vor Aufregung.“

„Dann solltest du heute früher ins Bett gehen.“ riet sie und fügte ein freundliches Lächeln an.
 

Ich nahm den Vorschlag an und richtete mich auf, als Shinichi mich bat noch etwas zu Trinken aus dem Keller hoch zu holen. Ich schluckte. Im Keller lagerten also die ganzen kühlen Getränke. ‚Komm schon, Shin, reiß dich zusammen! Hier passiert dir nichts.‘ Ich musste wieder schlucken. Aus irgendeinem Grund machte mir der kalte dunkle Keller Angst. Bilder schossen mir plötzlich durch den Kopf. Ich sah Daiki vor mir und bekam Angst, brach gar in Panik aus. Ich stieß einen lauten Schrei aus, den alle in der Villa sofort bemerkten. Sogleich kamen sie angerannt und fanden mich zitternd auf der Treppe sitzend, den Kopf zwischen den Knien. Langsam kam Shinichi auf mich zu und wollte mir streicheln, doch ich bemerkte seine Absicht gar nicht, denn die Welt in der ich mich mental befand war eine andere. „Lass mich! Bitte nicht! Bitte nicht, Daiki! Ich habe nichts getan! Lass mich nicht hier! Bitte! Ich mache alles was du willst.“
 

Shinichi sah erschrocken zu den anderen. Auch deren Gesichtsausdrücke sahen nicht anders aus als seiner. „Ich glaube er hat einen Schock.“, stellte Shiho leise fest. Eri nickte: „Ja. Er muss im Keller mal etwas ziemlich Schlimmes erlebt haben. Shinichi, wir müssen ihn hier raus bringen. Nimm du ihn auf die Arme, aber halt ihn gut fest. Er wird das in seinem Zustand sicher nicht mit sich machen lassen wollen und nach dir schlagen und treten.“ Der Detektiv nickte und nahm sich der Sache an.
 

(Shinichis Sicht)

Ich nickte und nahm Shin ganz langsam hoch. Ich hielt ihn so fest wie es nur ging, denn er war sofort in Panik ausgebrochen. Er schlug um sich, trat mich, meine Lippe platzte von einem seiner Faustschläge auf. Es war mir egal, da musste ich durch, schließlich wollte ich dem Kleinen auf jeden Fall helfen. Shin schrie immer noch: „Neeeeiiin! Nicht! Bitte! Lass mich! Ich mach’s auch nie wieder!“ Er weinte, sein ganzes Gesicht war voller Tränen. Er tat mir so leid. Vorsichtig trug ich ihn ins Wohnzimmer, setzte mich auf die Couch und wiegte ihn sanft hin und her wie ein kleines Kind, wobei ich ruhig und beruhigend auf ihn einredete, so wie Eri es mir erklärt hatte. „Ist ja gut, Shin. Alles ist gut. Ich bin ja da. Niemand tut dir was. Du bist bei mir und bei Ran. Alles ist gut.“ Ich wiederholte mich immer wieder, bis Shin aufhörte zu zittern. Dann sah er mich mit großen Augen an. „Shinichi! Was? Aber.....?“
 

(Shins Sicht)

„Sch..... Alles ist gut.“ redete eine beruhigende Stimme auf mich ein. Langsam fiel mir wieder ein was passiert war. Ich sah auf Shinichis aufgeplatzte Lippe. Ich war daran schuld. „Es tut mir leid.“, stammelte ich. „Schon okay. Ich weiß, dass es keine Absicht war. Du warst im Schockzustand.“, erwiderte der Mann, der mich im Arm hielt. Von mir kam ein schwaches Nicken: „Ich wollte nicht, dass ihr das eben alles mit ansehen musstet. Aber..... Ich hatte solche Angst.“

„Das ist okay. Aber warum hast du nicht gesagt, dass du nicht in den Keller gehen willst?“ fragte Ran diesmal. „Ich dachte, es wäre vorbei. Ich dachte, ich könnte das.“ Immer noch war meine Stimme brüchig. „Willst du uns sagen was passiert ist?“ Wollte Shinichi von mir wissen. Ich sah ihn an. Mir wurde langsam klar, dass ich auf dem Schoß eines Mannes saß, aber diesmal war alles anders. Ich fühlte mich wohl. So schloss ich die Augen und dachte an den Tag, an dem Daiki mich in den Keller gesperrt hatte.
 

Flashback

„Nein, Daiki! Bitte! Ich mache es nie wieder!“ Ich war nun schon seit einem Jahr bei diesem Mann und wusste nur zu gut wie er sein konnte. Er machte mir wahnsinnige Angst. Nun kam er auf mich zu und packte mich am Arm. „Daiki, bitte, es tut mir doch leid!“ schrie ich panisch. „Halt die Fresse, Kleiner! Für wie dumm hältst du mich? Glaubst du, ich würde es nicht mitbekommen, wenn du Geld zurückbehältst?“
 

Ich sah ihn an. Ich wusste ja was ich falsch gemacht hatte, aber es war doch nur eine kleine Menge gewesen, damit ich mir etwas zu Essen kaufen konnte, weil ich solchen Hunger hatte. Aber natürlich hatte dieser Kerl es sofort bemerkt und ließ seiner Wut freien Lauf. „Aber bitte. Ich habe mir doch nur etwas zu Essen gekauft. Das war doch nur ganz wenig. Es kommt auch nie wieder vor!“

„Da hast du recht. Es wird nie wieder vorkommen, wenn ich erst mal mit dir fertig bin.“
 

Daiki öffnete die Wohnungstür und zog mich am Arm nach draußen, durch den Flur, in Richtung Keller. Ich ahnte was er vor hatte und versuchte mich mit aller Kraft loszureißen. „Bitte! Lass mich los!“

„ICH HAB GESAGT: HALT DIE FRESSE!“ Schon hatte Daiki ausgeholt und mir eine Ohrfeige gegeben, aber das war mir mittlerweile egal. So weh taten die gar nicht mehr im Vergleich zu seinen anderen Wutausbrüchen. Daiki öffnete die Tür zum dunklen Kellerraum und schuppste mich hinein. Dann schloss er die Tür hinter mir zu. Ganz allein saß ich im dunklen Kellerraum, konnte die Hand vor den Augen nicht sehen. Ich zitterte. Mir war kalt und ich hatte Angst im Dunkeln. Ich setzte mich mit Tränen in den Augen in eine Ecke. Ich wollte nur noch hier raus.
 

Die Zeit verging und ich wurde müde. Kurz bevor ich eingeschlafen war, hörte ich plötzlich ein Geräusch, dass mich aufschrecken ließ. Ich wusste nicht woher das kam und hatte auch ein bisschen Angst davor. Dann aber begann ich den Boden abzutasten. Plötzlich fühlte ich etwas. Es bewegte sich und krabbelte schnell von meiner Hand weg, über mein Bein. Ich ahnte es: Eine Maus. Aber die machte mir keine Angst, die Tiere taten schließlich nichts. Trotzdem wollte ich raus, doch ich musste mich mit dem Gedanken abfinden, dass ich das sicher nicht vor morgen früh könnte. Also rollte ich mich wieder kuschelig ein, in meine Ecke und fiel in einen tiefen Schlaf.
 

Mein Schlaf war unruhig. Ich hatte einen Alptraum. Immer wieder spielte sich die Szene ab, in der mich Daiki hier unten eingesperrt hatte und mein inneres Auge zeigte mir alles nur noch schlimmer. Ich schrie panisch auf, was mich aus meinem Traum erwachen ließ, doch es war nichts besser als zuvor. Immer noch saß ich in diesem dunklen, kalten Raum und wollte sofort das Licht anmachen, doch es gab nirgendwo einen Schalter und wenn dann hing er vielleicht zu hoch für ein Kind. Wieder hörte ich ein Geräusch hinter mir. In purer Angst rannte ich zur Tür und hämmerte wie wild dagegen. „Daiki! Lass mich hier raus! Bitte! Daiki!“
 

Es muss lange gedauert haben, meine Schreie musste ich minutenlang durchgehalten haben. Irgendwann wurde mir tatsächlich die Tür geöffnet. Erleichtert sprang ich Daiki gleich an und klammerte mich an ihm fest, damit er nicht ohne mich wieder nach oben ging. „Na, was ist denn, Kleiner? Hast du etwa so eine Angst gehabt.“ fragte er gespielt grinsend. Ich weinte und ließ den Mann nicht los. „Willst du denn jetzt wieder raus?“ fragte er. „Jaaaa!“ schrie ich schon fast, immer noch vor Angst. „Nun gut, aber hast du mir nicht vorher etwas zu sagen?“ Ich nickte. Zum hundertsten Mal in dieser Nacht entschuldigte ich mich: „Es tut mir leid, ich mach’s nie wieder.“ Daiki nickte: „Gut, dann komm raus. Aber es gibt nichts zu essen, bis ich es dir erlaube. Ist das klar? Und sollte das wieder vorkommen, dann bleibst du ein paar Tage hier unten. Verstanden?“ Ich nickte und lief mit ihm nach oben, froh nicht wieder dahin zu müssen. Doch es blieb nicht das einzige Mal, dass Daiki mich auf die Art bestraft hatte. Er ließ mich noch öfter allein da unten fest sitzen. Einmal erschreckte er mich im Dunkeln sogar fast zu Tode. Seitdem hatte ich nichts als Angst und Respekt vor Kellerräumen.

Flashback Ende
 

Shinichi begann sich vielmals bei mir zu entschuldigen: „Mann, das tut mir so leid, Shin. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich dich niemals da runter geschickt.“

„Ist schon gut. Ihr konntet es ja nicht wissen.“, erwiderte ich. Dann beruhigte sich die Situation ganz langsam.
 

Die Anderen blieben noch eine ganze Stunde bei uns, bis sie sich verabschiedeten. Ich machte mich Bett fertig und legte mich hin, wobei ich sogleich einschlief.
 

Doch schon nach ein paar Stunden wurde ich wieder wach. Ich gab einen lauten Schrei von mir, der Shinichi und Ran sofort alarmierte. In dem Moment wo ich das Licht anmachen wollte standen sie bei mir in der Tür. „Shin, ist alles okay?“, fragte Ran besorgt. „Es tut mir leid. Ich habe schlecht geträumt.“, sagte ich, noch ein bisschen weinerlich.
 

In meinem Traum war Daiki plötzlich bei den Kudos aufgetaucht und hatte mich mitgenommen. Von da an sollte ich nie wieder aus seinen Fängen entkommen. Das war einfach alles zu viel für mich. „Ist schon gut. Es war ein langer und anstrengender Tag für sich gewesen.“ beruhigte Shinichi mich, während Ran ein neues T-Shirt aus dem Schrank holte, da mein altes komplett durchgeschwitzt war.
 

Dann sahen die Beiden einander an und es schien als wüssten sie genau was der jeweils Andere denkt, denn die nächste gestellte Frage kam von beiden gleichzeitig. „Möchtest du heute bei uns schlafen?“

„Ähm ich weiß nicht,“ sagte ich verblüfft. Irgendwie wollte ich ja schon gerne, denn ich hatte Angst allein zu bleiben. Aber ich war 13! Das wäre mir einfach viel zu peinlich gewesen. Shinichi konnte meine Gedanken ziemlich gut erraten: „Ich weiß Shin, aber das macht doch nichts. Auch große Kinder brauchen Nähe.“ So folgte ich den Beiden in ihr Schlafzimmer und legte mich in ihr Bett. „Danke.“, flüsterte ich. „Schon gut, Kleiner. Hoffen wir, dass du jetzt besser schlafen kannst.“

„Bestimmt.“ Ich rollte mich schnell ein, so wie ich das schon immer machte. Es war eine Art Schutzstellung. Shinichi und Ran sahen sich gegenseitig an und streichelten mir durchs Haar. Dann gaben sie mir noch einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf schön.“, flüsterten beide leise. „Ihr auch.“ kam es von mir zurück, als Ran das Licht ausmachte und wir uns alle aneinander kuschelten. In dieser Position dauerte es nicht lange bis ich eingeschlafen war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und einen ganz großen Dank an meine Beta. ^^ Komplett anzeigen

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