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Schmerzende Liebe

IN ÜBERARBEITUNG
von

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Gewissheit in jeder Hinsicht

„Ku…Kunihiro? Wo kommst du denn her??“ Überrascht schloss Sakura ihren ältesten Sohn in die Arme. Mit allen hätte sie gerechnet, aber nicht mit diesem Besuch. Für einen winzigen Moment glaubte Sakura ihr Mann hätte es sich anders überlegt und wäre nachgekommen. Ein wenig enttäuscht war sie schon. Yuuto weigerte sich standhaft auch nur noch einen Finger für Tetsuhiro zu rühren. Selbst die Tatsache, dass es um Leben und Tod gehen würde, stimmte ihn nicht um. So blieb Sakura nichts anderes übrig als allein anzureisen. Umso erleichtert war sie ihren Erstgeborenen zu sehen. Die Situation überforderte die Mutter doch mehr als sie zugeben wollte. Als sie Tetsuhiro zu Gesicht bekam, befiel Sakura eine große Angst. Nun war sie froh, wenigstens einen Teil der Verantwortung abgeben zu können. „Ach…ich bin ja so froh dich zu sehen…“, schluchzte sie an der Schulter ihres Sohnes. „Ich freu mich auch dich zu sehen…aber was um Himmelswillen geht hier ab? Was ist denn mit Tetsuhiro?“, wollte Kunihiro Morinaga  von ihr wissen. Ungeduldig schob er sie ein wenig von sich weg. Sakura sah ihn leicht verwirrt an. „Ja…aber woher weißt, dass er hier bist…was machst du hier…wir dachten du bist auf deiner…Reise…“ Yuuto und Sakura Morinaga war es gewaltig gegen den Strich gegangen, als ihr Ältester sich mir nichts dir nichts eine Auszeit von der Arbeit nahm, um mit Freunden in der Welt herum zu reisen. Eine in den Augen der Eltern sinnlose Aktion und völlig untypisch für den sonst so vernünftigen Kunihiro. Aber schlussendlich konnten sie ihn nicht von der Abreise abhalten. Und so bummelte er fast ein Jahr von einem Land zum nächsten. Kontakt gab es nur spärlich in Form einer Postkarte mit ein paar Sätzen. Nichts großartiges aber immerhin wussten sie, dass es ihm gut ging. Kunihiro vollführte etwas was teil Nicken, teils Kopfschütteln war. „Ja…nein…ich bin seit gestern wieder zurück. Ich wollte euch besuchen…und traf Vater allein zu Hause an…“, erklärte er. „Er schäumte vor Wut! Ich wurde nicht richtig schlau aus seinen Worten. Nur das Tetsu im Krankenhaus liegt…ich…Ach! Ist doch egal! Was ist mit meinem Bruder?!“ Seine Stimme zitterte leicht. Dermaßen außer sich hatte er Yuuto selten erlebt. Kunihiro konnte ihn kaum beruhigen. Der Mann schimpfte und schäumte. Nur bruchstückhaft hörte er heraus, was während seiner Abwesenheit passiert war. Kunihiro Morinaga ahnte Schlimmes als Sakura niedergeschlagen zu ihm auf sah. „Es ist…schrecklich! Tetsuhiro ist…Er war…Er musste auf die Intensivstation!“, stammelte sie.  „Intensivstation?? Was? Wieso?“ Kunihiro verstand die Welt nicht mehr. Er war total überrumpelt. Sakura ergriff seinen Arm. „Komm. Ich erklär dir alles…“

 

„Oh mein Gott!“ Schockiert über den Zustand Tetsuhiro´s stand Kunihiro Morinaga eine halbe Stunde später vor dessen Krankenzimmer. Er konnte den Blick nicht von der Gestalt seines bewusstlosen Bruders nehmen. „Er sieht schrecklich aus…“ Die Geschichte Sakura´s hatte ihn ganz schön vom Hocker gehauen. Über drei Monate lag sein kleiner Bruder bereits im Krankenhaus und er hatte keinen blassen Schimmer davon! Die Nieren!? In ihrer Familie war noch nie ein solcher Fall aufgetreten. „Ich verstehe das nicht…Ich meine…er war doch immer gesund…“ Hilfesuchend blickte er zu seiner Mutter. Doch die war keine große Hilfe. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Als…wir…Tetsuhiro das letzte Mal besuchten, ging es ihm noch nicht so schlecht…“ Bei den Worten warf Sakura Soichi einen vorwurfsvollen Blick zu, als wäre er für den Zustand ihres Sohnes verantwortlich. Am liebsten würde Sakura Morinaga den Langhaarigen aus Tetsuhiro´s Nähe vertreiben. Ihr erstes Zusammentreffen war der Frau deutlich im Gedächtnis geblieben. Vom allerersten Telefonat ganz zu schweigen. So etwas Unverschämtes war ihr noch nie untergekommen! Und so einer wurde der Familie vorgezogen! Trotz der vertrackten Situation wünschte sich Sakura ihr Ehemann wäre jetzt an ihrer Seite. Aber Yuuto war stur wie ein Maulesel! Er verlor kein Wort mehr über seinen Jüngsten. Warum konnte Tetsuhiro nicht wie jeder andere junge Mann sein und sich eine nette junge Frau suchen!? Dann wäre alles wieder gut! Aber nein, er hatte sich ja in diesen fürchterlichen Kerl verguckt!  Seufzend sah sie zu Soichi und verzog das Gesicht.

 

Kunihiro entging der Blick, welcher Soichi zugeworfen wurde keineswegs. Er fragte sich wer der Mann war, der sich seit seiner Ankunft im Hintergrund hielt. Ein Bekannter Tetsu´s? Der Blonde sah erschöpft und abgekämpft aus. Seine Augen waren gerötet, das Gesicht blass. Außerdem wirkte er irgendwie angespannt, so als würde er jeden Augenblick explodieren. Wer er auch immer war Kunihiro sah auf einen Blick, dass seine Mutter ihn nicht ausstehen konnte. Der Mann räusperte sich. „Ich glaube wir wurden uns noch nicht vorgestellt.“ Ein letztes Mal schweiften seine Augen in das Zimmer bevor er sich Soichi zuwandte. „Mein Name ist Kunihiro Morinaga. Tetsu ist mein jüngerer Bruder…Und Sie sind…?“ Äußerst zögerlich wurde die dargebotene Hand ergriffen. „Soichi Tatsumi. Tetsuhiro und ich kennen uns aus der Uni.“, stellte er sich knapp vor. Natürlich wusste Soichi wen er vor sich hatte. Wie Bruder und Vater war auch Kunihiro Morinaga großgewachsen. Was das Äußere betraf schlug er eher seiner Mutter nach. Die Augen hinter den Brillengläsern musterten Tatsumi intensiv. Soichi kannte diesen Blick von Morinaga Senior. Er fühlte wie sein Blutdruck langsam anstieg. Der Student hasste es, wenn man ihn so blöd anglotzte. Demzufolge checkte er den anderen genauso gründlich ab. Aber wie nicht anders zu erwarten, streute Sakura Salz in die Wunde. „Das ist Tetsuhiro´s…ähm…du weißt schon…Freund…“, ergänzte sie missbilligend. Soichi erstarrte. Dumm Ziege! Die sollte bloß die Klappe halten! Doch seltsamerweise wiedersprach er nicht. „Verstehe…“, murmelte Kunihiro reserviert. Nochmals musterte er Soichi ausgiebig. Er billigte die Lebensumstände des Bruders nicht, vermied wenn es möglich war, darüber zu sprechen. Kunihiro würde nie verstehen wie man sich zu einem anderen Mann hingezogen fühlen konnte. Doch begegnete er Tetsuhiro nicht mit der strikten Ablehnung wie ihre Eltern, insbesondere Yuuto Morinaga. Er war sein kleiner Bruder! Komme was da wolle! Ihr Verhältnis zueinander war seit dem Coming-Out angespannt. Jedoch bestand Kontakt zwischen den Brüdern. Verlegen hüstelte der Neuankömmling. Es war ihm unangenehm dem Liebhaber seines Bruders gegenüberzustehen. „Danke…dass Sie sich um ihn gekümmert haben…“, begann er freundlich wurde aber spröde von Soichi unterbrochen. „Ja. Schön. Quatsch hier nicht so blöd rum! Beweg lieber deinen Arsch und lass dich testen!“, platzte der Student hervor. Waren alle in dieser Familie nicht ganz richtig im Kopf? Die quatschten und quatschten!   Dabei stand die Lösung des Problems genau vor ihnen! Mein Gott! Soichi hätte Kunihiro am liebsten am Schlafittchen gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Wo war der Typ die ganze Zeit geblieben? Gleichzeitig fielen Mutter und Sohn die Kinnlade runter. Sakura lief rot an. „Das ist ja wohl die Höhe!! Wie können Sie es wagen…“, zeterte die Frau quietschend und gestikulierte wild mit den Händen. „Mutter hör auf!“, stoppte Kunihiro die Schimpftriade. „Er…hat Recht…Ich sollte sofort mit dem Arzt sprechen…würdest du mich bitte begleiten?“ Unter Protest zog der sie mit sich fort. „Warte…wir können ihn doch nicht einfach…“, schimpfte Sakura bis die beiden aus der Hörweite Tatsumi´s verschwanden. Der junge Mann sah ihnen erstaunt nach. Wie es aussah hatte Kunihiro Morinaga doch etwas in der Birne. Wenigstens einer in dieser verkorksten Familie.

 

**

 

Tetsuhiro Morinaga ahnte nicht was sich nur wenige Meter von ihm entfernt abspielte. Er war kaum in der Lage klar zu denken. Jede noch so kleine Bewegung schmerzte. Was war mit ihm passiert? In der einen Sekunde schlenderte er noch neben Taro durch das Krankenhaus, in der nächsten bildete er sich ein Sakura an seinem Bett sitzen zu sehen. Tetsuhiro konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ein gleißender Schmerz zog sich über seinen Kopf. Um ihn herum hörte er ein monotones Rauschen, Piepen und Summen. Das Atmen fiel ihm ungewohnt schwer. Immer wieder drohte ihn die Müdigkeit einzuholen. Abwechseln wurde es dunkel und hell. Die Umgebung war glasklar, dann plötzlich verschwamm sie um ihn herum. Etwas war anders als die Male zuvor. Die Geräusche um ihn herum wurden leiser und leiser, bis sie fast gänzlich verstummten. Sein Herzschlag verlangsamte sich und er fiel in ein tiefes, dunkles Loch.

 

„Ich weiß selbst, dass ich nicht zur Familie gehöre…“ Äußerlich sah man es ihn vielleicht nicht an, aber innerlich kochte Soichi vor Wut. Der Arzt und die Krankenschwestern hatten ihn regelrecht aus dem Krankenhaus geschmissen! „So ein Saftladen!!“, stieß er schnaufend hervor. Resignierend setze er ein Bein vor das andere. Soichi war sich noch nie so nutzlos vorgekommen. Ob er es wollte oder nicht zum aller ersten Mal bekam Soichi Tatsumi Angst, dass Tetsuhiro sterben könnte. Sterben…sterben…sterben…sterben…sterben…sterben…Dieses einzige Wort hallte wieder und wieder in den Ohren des Studenten. „Nein!! Das werde ich nicht zulassen!!!“, stieß er so laut hervor, dass sich einige Passanten nach ihm umdrehten. Scheiße! Es musste doch irgendetwas machen können als abzuwarten! Alles hing jetzt von den Testresultaten ab. Kunihiro hatte nach einem kurzen Gespräch sein Einverständnis gegeben. Der Funken Hoffnung, der sich in Soichi festklammerte, war so klein und schwach. „Ich weiß nicht wie lange er noch ohne Transplantation durchhält.“, hatte Doktor Tonno zu ihm gesagt. Er persönlich würde die Proben zum Labor bringen. In ein paar Stunden hatten sie Gewissheit. Auch nach langer Diskussion ließ sich Tonno nicht erweichen ihn nochmals zu Tetsuhiro zu lassen. Die Familie habe Vorrang, hieß es. Mit dem Versprechen Soichi sofort zu informieren sobald es Neuigkeiten gab wurde er abgespeist. Und nun stand er auf der Straße und wusste nicht wie er die nächsten Stunden überstehen sollte.  Der kalte Oktoberwind wehte dem jungen Mann die Haare ins Gesicht. Er fröstelte. Plötzlich blieb er stehen. Wenn er genauer darüber nachdachte, gab es da noch eine Sache, die er erledigen musste.

 

Eine Stunde später betrat der Student seine geliebte Universität. Wo war der Kerl, wenn man ihn brauchte? Kreuz und quer latschte er durch das ganze Gebäude. Die Suche endete außerhalb der Uni. Der Innenhof war so gut wie leer. Nur die Frischluftfanatiker ließen sich nicht von dem nassen Herbstwetter vertreiben. Soichi atmete auf, als er Taro Tomoya unter ihnen entdeckte. Der Rocker lümmelte rauchend auf einer Bank. Gekonnt blies er Ringe in die Luft. Der nächste Schritt fiel Soichi nicht leicht. Aber um Morinagas Willen schluckte der starrsinnige Senpai seinen Stolz hinunter. „Was willst du? Verpiss dich!“, begrüßte Taro den Blonden als er diesen kommen sah. Er hatte einen riesen Kater und keinen Nerv auf Tatsumi. „Mann…War ja klar, dass du früher oder später ankommt, um mich voll zu texten.“, stöhnte der Rocker resignierend als Soichi keine Anstalten machte zu verschwinden. Für die Aktion von heute Nacht könnte Taro sich selbst in den Hintern treten! Was war nur in ihn gefahren? Er sollte wirklich nicht so viel saufen! Aber die Sorge um seinen Freund hatte die Vernunft verdrängt. Die letzten Tage war er völlig neben der Spur gewesen. „Mann…“ Genervt stemmte Taro sich auf die Beine. „Ich habe keinen Bock auf dich…“, Nachlässig  schnippte er die Zigarettenkippe in ein Gebüsch. „Hey, warte doch mal!“, hielt Tatsumi den Lederjackenfreak zurück. Zum Erstaunen des Älteren kam Taro der Aufforderung nach. „Alter, du nervst…na gut…fünf Minuten.“, verkündete er noch genervter. Soichi schluckte, holte tief Luft. „Ich…Danke…“ Tomoya hob die Augenbrauen. Stimme etwas nicht mit seinem Gehör? Hatte der Alk ihn schwerhörig gemacht? Tatsumi fuhr mit einer Hand über seinen Nacken. „Ich war im Krankenhaus…man sagte mir…du warst bei Morinaga…als es passierte…danke…dass du für ihn da warst…“ Alle Überheblichkeit wich für einen Augenblick aus Taros Gesicht. Verblüfft über diese Geständnis fehlten ihm die Worte. Aber nur kurz. Schnell war er wieder der Alte. „An deiner jämmerlichen Gestalt sehe ich, dass es wohl keine guten Nachrichten gibt…Tja…jemand musste sich ja um Tetsu kümmern…wenn du nicht da warst. Er…war ganz schön angekratzt…sag mal, was ist das nun zwischen euch? Seid ihr zusammen oder nicht?“ Diese direkte Frage veranlasste Soichi rot anzulaufen. „Wir…Quatsch! Wir sind nur Freunde…sonst nichts. Das hat er selbst gesagt…“, versicherte er so überzeugend wie möglich. Doch die Erklärung schien Taro nicht zu überzeugen. „Freunde? So, so. Dass ich nicht lache!“ Er kicherte. „Okay, dann helfe ich dir mal auf die Sprünge! Ich mag Tetsuhiro. Sehr sogar, aber der Idiot hat nur Augen für dich! Mein Gott! Tetsuhiro ist total in dich verschossen! Das sieht ein Blinder mit ‘nem Krückstock. Wenn du dass nicht raffst, bist du noch ein größerer Volltrottel als ich dachte!“ Soichi´s Gesicht wurde noch eine Spur dunkler. Was machte er da? Warum diskutierte er solche Fragen ausgerechnet mit Taro Tomoya? „Ich…das geht dich einen Scheißdreck an!“, schrie er den anderen nun doch an, obwohl er sich vorher vornahm ruhig zu bleiben. Der Strubbelkopf lachte kurz auf. „Na klar! Sicher! Wenn du meinst. Ein kleiner Tipp: Vielleicht solltest dir  mal überlegen was du wirklich willst. Ciao, du Looser!“

 

„Versoffene Kerl…was geht den das an…mich so etwas zu fragen…dabei wollte ich mich nur bedanken.“ Krampfhaft versuchte Soichi zu verdrängen, aber die Worte hatten ihn keineswegs kalt gelassen. Tetsuhiro war in ihn verschossen. Die banale Äußerung zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Was er wollte? Ja, WAS wollte er denn nun überhaupt? Soichi wollte… „Tatsumi!!“, wurden seine tiefgründigen Gedankengänge jäh unterbrochen. Nagiza kam schnellen Schrittes auf ihn zu. „Ich muss mit Ihnen über die Studienarbeit sprechen. Begleiten Sie mich in mein Büro.“, bat der Professor schlechtgelaunt. Er war alles andere als. Doch im Grunde war es Tatsumi egal. „Tut mir leid…im Moment ist es ganz schlecht…“, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen. Aber jemand anderes verlangte lautstark nach der Aufmerksamkeit des Studenten. „Seennnnpaiiii!“ Ach, du Schreck! Oni kam in einen Affenzahl auf die beiden Männer zu gerannt. Außer Atem schlitterte er zu ihnen. „Gut…dich…zu…sehen! Wir…müssen unbedingt über die Experimente reden.“, keuchte der Assistent. Soichi fasste an seine Stirn. Was zur Hölle! Für Gespräche solcher Art waren seine Nerven heute nicht stark genug. „Sorry…ich habe keine Zeit, um…“ Vier Augen spukten Feuer. „Aber Senpai…wir müssen…unbedingt…Ihre Arbeit…war…was ist mit Ihnen los…Bericht schreiben…Studium…weiß nicht mehr weiter…nur noch selten da…“, bearbeiteten der Professor und Oni den blonden Studenten gleichzeitig. Sie redeten wild durcheinander. Die Ohren klingelten bald von dem Gelaber. Beinahe überhörte Soichi das Bimmeln seines Handys. Das Herz des Blonden schlug augenblicklich schneller. Ungeachtet der anderen beiden fischte er es eilig aus der Tasche um den Anruf entgegen zu nehmen. „Ja?......Was? Wer ist da…? Fuck! Ich versteh nichts…Moment!“ Genervt er  ging einige Schritte von der Lärmquelle weg. Professor Nagiza tauschte mit Oni einen verblüfften Blick. „Tatsumi! Was soll das denn!!“, fauchte der Prof. Der Lehrer war jetzt richtig sauer auf seinen Studenten. Auch der Kohai öffnete den Mund. Schloss ihn aber wieder, als sein Senpai sich zu ihnen umdrehte.  „Haltet doch mal die Klappe!!“, schnauzte er respektlos in ihre Richtung. Erstaunt über diese Frechheit blieben sie tatsächlich stumm. Endlich Ruhe! „Ja! Ich bin wieder da!“, sprach er in sein Telefon. „Tatsumi? Hier Schwester Erica! Was war das für ein Lärm??...Na ja, egal! Wir haben die Ergebnisse!! Nicht perfekt aber die Übereinstimmungen reichen aus! Der Doktor wird noch in der nächsten Stunde mit der Operation beginnen.“, teilte die Schwester aufgeregt mit. „Ich…bin…unterwegs… “, war alles was Soichi noch sagen konnte. Adrenalin schoss durch alle Venen. Alles andere war mit einem Schlag unwichtig. Die Erkenntnis schlug ein wie Ein Blitz. Plötzlich wusste Soichi Tatsumi ganz genau was er wollte. „Ich…muss weg!“, verkündete er schlicht den Wartenden. Professor Nagiza lief rot an. „Das…das ist ja wohl die Höhe!! Bleiben Sie gefälligst hier! Tatsumiiiiiiii!!!“, brüllte er seinem ehemaligen Lieblingsstudenten hinterher. Aber dieser hatte sich schon in Bewegung gesetzt und hörte gar nicht mehr hin. So schnell wie er konnte rannte er die Flure entlang ohne auf das verärgerte Gemecker der zur Seite Gedrängten zu achten. „Nein! Nein! Nein! Wartet noch! Nicht anfangen, bevor ich da bin! Tetsuhiro…ich muss dir noch was sagen!“, wiederholte Tatsumi immer und immer wieder in seinem Kopf. Das Wetter war mittlerweile umgeschlagen. Eisiger Regen schlug ihm draußen entgegen.

 

Am Krankenhaus angekommen war Soichi bis auf die Haut durchnässt. Kleine Wasserlachen zierten den Boden entlang seines Weges. Keuchend, außer Atem und völlig erledigt gelangte er zum Zimmer Morinaga´s. Gerade noch rechtzeitig, denn schon standen zwei Pfleger bereit, um das Bett mitsamt Tetsuhiro in Richtung OP zu schieben. „Halt…einen…Moment…noch…“, bat er die Männer atemlos. Verdattert guckte das Krankenhauspersonal auf den begossenen Pudel vor ihnen. „…Sie tropfen…“, lachte der Jüngere amüsiert. Sein älterer Kollege besaß weit weniger Sinn für Humor. Er strafte seinen Freund mit einem Stirnrunzeln. „Hör auf so blöd zu lachen!“, maßregelte er ihn. Zu Soichi gewandt sagte er: „Wir haben keine Zeit! Im OP wartet man bereits auf uns. Mach Sie Platz!“ Es schien als wolle er den Besucher einfach mit dem Bett überrollen, denn er schob einfach drauf los. Zu seinem Ärger versperrte der Durchnässte ihm den Ausgang. „Nur eine Minute…bitte!“, flehte er. Ein verärgertes Schnaufen kam zur Antwort. „Ach komm! Eine Minute mehr oder weniger…er sieht echt schlimm aus. Sei nicht so herzlos…“, ergriff der andere Pfleger Partei für Tatsumi. „…Schön…aber nur eine Minute!!“, gab der Ältere schließlich nach. Zusammen verließen die beiden Pfleger das Zimmer.

 

Mit klopfenden Herzen begab sich Tatsumi an die Seite Tetsuhiro´s. Sein Puls raste, nicht nur wegen des schnellen Laufes. Plötzlich hatte er Angst. Angst vor den Gefühlen, die in seinem Inneren wüteten. Doch er musste es tun. Wer weiß, ob er nochmal den Mut dazu finden würde...oder die Gelegenheit. „Mori…Tetsuhiro…ich…ich…muss…was sagen…“, stammelte er unsicher. Obwohl er wusste, dass Tetsuhiro ihn wahrscheinlich nicht hören konnte. Zitternd nahm er die Hand des Jüngeren. „Tetsuhiro…ich habe mich lange dagegen gewährt…aber ich…ich…liebe dich!!“, platzte er nun endlich heraus. Sein Gesicht war ganz heiß vor Aufregung. Es war das erste Mal in Soichi Tatsumis Leben, dass er diese drei Worte aussprach. „Ich liebe dich.“, sagte er nochmal, beugte sich zu Tetsuhiro hinunter und küsste diesen sachte auf den Mund. Ein Regentropfen löste sich von Soichis Haaren und fiel auf Morinagas Wange. Vorsichtig hob er die Hand um den Tropfen wegzuwischen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Tetsuhiro sah ihn mit direkt in die Augen.

 

„…Sag…das…nochmal…“, wisperte er mit einem schwachen Lächeln. Aber Soichi kam nicht mehr dazu. „Jetzt ist aber Schluss!! Ab in den OP!!!“, donnerte der grimmige Pfleger, der mitten in den  Moment platzte. „Was? Nein! Nur noch…“ Der Krankenpfleger schubste Soichi vom Bett weg und forderte den anderen Pfleger auf, mit anzupacken. „Nix da! Los! Weg da!“, schnauzte der Mann nur. In Windeseile ratterte das Bett zu den Operationsräumen. Tatsumi, dem es jetzt völlig egal war, was die anderen dachten, lief nebenher, die Hand seines Freundes haltend. „Tetsuhiro! Ich liebe dich! Hörst du! Ich liebe dich!! Alles wird gut gehen! Wir…sehen uns…nachher!!!“, schrie er laut genug  damit der andere ihn noch hören musste, dann verschwand Morinaga im OP-Bereich.

 

**

 

Tick Tack Tick Tack Tick Tack. Quälend langsam verging die Zeit. Sechs Stunden warteten Frau Morinaga und Soichi bereit im Warteraum. Sakura sprach während des gesamten Zeitraumes kein Wort. Kommentarlos duldete sie Soichi an ihrer Seite. Ab und zu verließ sie den Raum, um ihrem anderen Sohn über den Stand der Dinge zu informieren. Kunihiro war schon nach zwei Stunden aus dem OP gekommen und bereits wieder bei Bewusstsein. Sonst saß sie nur auf einen der Stühle und fummelte nervös an ihrem Ohrring herum. Soichi seinerseits schaute im Minutentakt auf die Uhr. Es machte ihn rasend nicht zu wissen, ob alles in Ordnung war. Jedes Mal wenn ein Arzt oder eine Schwester den Raum betrat, setzt sein Herz kurz aus. Aber Niemand konnte oder wollte ihnen eine Auskunft geben. „Es wird doch alles gut..., oder?“, unterbrach Sakura urplötzlich die Stille. Die Stimme der sonst so reservierten und kühlen Frau zitterte stark. Tränen schwammen in ihren dunklen Augen. Soichi sah sie erstaunt an. Seufzte dann tief. „Was ist das denn für eine Frage!? Ist doch klar!“, antwortete er  beinahe patzig. Sakura schniefte, nickte aber dann.

 

Tick Tack Tick Tack Tick Tack. Weitere zwei Stunden verstrichen. Soichi war dazu übergegangen unruhig im Raum auf und ab zu gehen. Er selbst hatte nicht die leiseste Ahnung wie lange eine solche Operation normalerweise dauerte. Er trat ans Fenster. Dunkelheit umhüllte die Klinik. Die Straßenbeleuchtung warf unruhige Schatten auf ihr Umfeld. Müde lehnte er seine verschwitzte Stirn an die kühle Fensterscheibe. „Wenn er stirbt…dann…“ Tatsumi ballte die Hände. Nein! Ausgeschlossen! Das durfte nicht geschehen! Nicht nachdem er ihn sagte, er liebe ihn. Es durfte doch nicht alles umsonst gewesen sein.

 

**

 

Quietschend öffnete sich die Tür. Oberarzt Tonno trat ein. Sakura und Soichi erschraken, als sie die blutbesudelte Kleidung erblickten. Abgekämpft zog der Mediziner die OP-Haube vom Kopf. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. „Geschafft! Es war schwieriger als erwartet, aber er hat es überstanden! Die OP war ein Erfolg.“ Grinsend zeigte er das Victory-Zeichen. Sakura sank mit einem Laut der Erleichterung auf ihren Stuhl zurück. Auch Soichi spürte wie er weiche Knie bekam. „Da…Danke…“, flüsterte er heiser, bevor die Stimme versagte. Tonno winkte ab. „Das ist mein Job! Jedoch…noch ist nicht alles überstanden.“, meinte er ernst. „Der Genesungsprozess wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Es wird nicht leicht. Aber mit etwas Glück wird er wieder ganz der Alte.“ Tonno hüstelte. „Dazu aber später mehr. Sie sollten sich erst einmal beruhigen.“ Mit einem Schulterklopfen verabschiedete er sich fürs erste. „Ich…muss meinen Mann anrufen…und Kunihiro Bescheid sagen….Ich bin so froh!“ Frau Morinaga stand auf und kam auf den Studenten zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen. „Ich kann Sie immer noch nicht leiden! Und finde es entsetzlich wie mein Sohn sein Leben wegwirft! Und trotz ich ein „egoistisches Miststück“ bin, liebe ich Tetsuhiro und will nur das Beste für ihn! Auch wenn er und Sie das anders sehen. Aber…ich…danke Ihnen, dass Sie für ihn da waren!“ Der Blonde starrte Sakura sprachlos an. Was sollte er davon halten? Die Frau wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern floh aus den Raum. Der alleingelassene Soichi musste sich erst einmal hinsetzen, um alles zu verdauen. Es…war gutgegangen! Für Tetsuhiro bestand keine Lebensgefahr mehr! Er würde wieder gesund werden! Langsam realisierte er was das bedeutete. Die große Erleichterung schlug wie eine Welle über ihn zusammen. Der ganze Stress, die Sorgen, die Angst war vergessen. Soichi konnte nicht anders, er musste lachen. Das laute Gelächten war bis ins Erdgeschoss zu hören.

 

Ende Kapitel 27



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  kokuchou
2013-07-31T19:28:38+00:00 31.07.2013 21:28
Endlich! *lach*
Es hat gedauert, aber er hat es geschafft, seine Liebe zu gestehen :D
Und Tetsu hat die OP geschafft... ein paar gute Augenblicke, würd ich sagen
Ich freu mich auf das nächste Kapitel ^--^
vlg ruha
Von:  Maire
2013-07-29T15:04:04+00:00 29.07.2013 17:04
Ach ja was lange wärt wird endlich gut^^
danke. das du ihn das hast endlich sagen lassen, auch wenn er wieder mal ewig gebraucht hat^^ aber so is soichi eben XD
diese geschichte ist ja demnächst irgendwann zu ende =( aber ich hoffe du schreibst deine anderen genauso toll weiter.. ich freu mich jetzt schon darauf=D
Antwort von: abgemeldet
29.07.2013 17:08
Nun ja, Soichi hat eben eine extrem lange Leitung ;D
Alles hat einmal ein Ende...geplant sind noch 2 Kapitel.
Was danach kommt...tja wer weiß, was mir noch so einfällt ;3
Antwort von:  Maire
29.07.2013 17:30
ja mehr als extrem lang^^
das sind das schon mal 2 kapitel auf die ich mich jetzt schon freue^^
egal was kommt ich bin gespannt und werde lesen^^
Von:  KuroMikan
2013-07-29T12:06:38+00:00 29.07.2013 14:06
oh mein gott XD ich schwör dir mein herz hat ausgesetzt ;)
soooo toll und sooooooooooooooooo spannend :)
oh mein gott er hats endlich gestanden!!! toooooll und dann auch noch auf so ober-dramatische weise... echt mega klasse!!!! 1* <-- *note vergeb*
ich muss das jetz einfach sagen... ich wusste es, der bruder.. XDD

schreib schnell weiter damit ich weiter lesen kann! ^^

lg Mikan
Antwort von: abgemeldet
29.07.2013 14:16
Der Bruder...Ich wusste, dass du es wusstest ;3
Aber...ach menno...ich konnte Tetsu doch nicht über die Schippe springen lassen XDDD
Hoffe dein Herz schlägt wieder im Takt ;D Danke für die suuuuper Note!
Keine Sorge! Ich schreibe und schreibe und ... ;)
Antwort von:  KuroMikan
29.07.2013 14:22
XD was heißt hier ach menno XD wenn er abgekratzt wär dann... dann.. dann.. :( ach egal dann halt XD
japp mein kleines herz hat sich beruhigt :)
bitte.. du hast sie verdient :3
... und schreibst? .. sehr fleißig *.*

lg Mikan
Von:  Hatchiko
2013-07-29T07:57:53+00:00 29.07.2013 09:57
Ich konnte nicht bis heute abend warten und habs jetzt gleich gelesen xD!
Endlich mal ein Kapitel das mir gefällt xD tetsu geht's besser>__<♥ und der miesepeter hat endlich gesagt das er tetsu liebt! ! *0* *herzerwärmend*
Antwort von: abgemeldet
29.07.2013 12:02
So so, das Kapi gefällt dir also :3 Es musste sein.
Scheiß auf Freundschaft XDD Die beiden mussten einfach zusammen kommen!!
Wie heißt es so schön? Besser spät als nie...
Antwort von:  Hatchiko
29.07.2013 22:42
ja aber jetzt hab ich eine ganze woche kein internet mehr Q__Q deswegen werd ich erstmal nicht lesen können * in die ecke krich und heul*
Antwort von: abgemeldet
29.07.2013 22:44
Du Arme! Aber die Story läuft ja zum Glück nicht weg ;D
Antwort von:  Hatchiko
29.07.2013 22:48
ich hols dann nach wenn ich wieder da bin >O<!


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