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Schmerzende Liebe

IN ÜBERARBEITUNG
von

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Begegnungen Teil I

„Mhmm…“ Schlaftrunken blinzelte Soichi der trüben Morgensonne entgegen. Stöhnend ließ er sich zurück auf das Kissen sinken und vergrub sein Gesicht darin. Sein Rücken schmerzte bei jeder Bewegung. Verdammt! Womit hatte er das verdient? Aber…konnte er sich denn überhaupt beklagen? Schließlich hatte er widerstandslos mitgemacht. Nein, viel schlimmer noch er war ja sozusagen der Anstifter gewesen! Oh Gott! Was war bloß in ihn gefahren? Die Antwort war so einfach wie schockierend. Er war total auf Tetsuhiro abgefahren und die Nacht hatten sie auch noch zusammen verbracht! Die Erkenntnis machte Soichi fast verrückt. Und seinem Rücken war die Aktion auch nicht zu Gute gekommen. „Nein…wie soll…ich mich jetzt verhalten…“, brummte er in das Kissen, sog tief den vertrauten Geruch des anderen ein und fragte sich dabei warum er eigentlich allein hier lag.

 

Müde rieb sich Morinaga den Schlaf aus den Augen. Obwohl Soichi neben ihm lag hatte er die ganze Nacht nicht wirklich geschlafen. Phasenweise fiel er in einen leichten Dämmerschlaf aber er konnte einfach nicht abschalten. Die Szene mit dem Professor schlich sich immer wieder in sein Bewusstsein. Wie sollte er aus diesem Schlamassel nur herauskommen? Von der ganzen Grübelei qualmte ihn der Kopf und sein Gehirn fühlte sich wie Matsch an. Außerdem machten ihm die Nebenwirkungen der Medikamente jetzt schon zu schaffen. Der Geruch des durchlaufenden Kaffee´s ließ ihn beinahe würgen. Jetzt wusste er wie sich eine schwangere Frau fühlte, wenn sie unter Morgenübelkeit litt. Nur, dass es in seinem Fall kein erfreulicher Anlass war. „…Morgen…“ Ein alles anderes als ausgeschlafener Soichi schlurfte in die Küche. Morinaga konnte sich ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen als er die roten Flecken am Hals des anderen entdeckte. Sein Senpai hatte sich zwar alle Mühe gegeben sie zu verdecken aber so ganz war es ihm nicht gelungen. „Halt bloß die Klappe!“, knurrte Soichi, dem der Blick seines Kohais nicht entgangen war.  Der Gescholtene verkniff sich jeden Kommentar. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Soichi ihn freudestrahlend um den Hals fallen würde. Immerhin war er gestern nicht gerade sanft mit ihm umgegangen. Der Anflug eines schlechten Gewissens meldete sich. Es war ja sonst nicht seine Art so grob vorzugehen. Vielleicht sollte er sich entschuldigen? Seinen treuesten Dackelblick aufsetzend holte er schon Luft für eine überschwängliche Entschuldigung aber Soichi schnitt ihm mit einer strikten Geste das Wort ab. „Kein Wort! Sag kein verdammtes Wort! Kapiert!“, meinte er mit roten Wangen und ließ sich an den Tisch plumpsen. „Okay.“, erwiderte Tetsuhiro unschuldig. Nur mühsam konnte er sich ein Lachen verbeißen. Mit einem liebenswürdigen Lächeln reichte er seinem Freund eine Tasse Kaffee. Schwarz und schön stark, genau wie er es mochte. „Kaffee gefällig?“, flötete er. Soichi verdrehte genervt die Augen. „Blödmann!“, murmelte er aber es klang nicht unfreundlich. Nach dem ersten Schluck Kaffee ging es ihm gleich etwas besser. Aufseufzend lehnte er sich zurück. Aber die Entspannung hielt nur so lange bis ihm auffiel wo er saß. Sein Kopf wurde noch eine Nuance dunkler. Dieser verdammte Tisch. Wie konnten sie nur? Keine Frage, der flog so schnell wie möglich raus!!

 

Eine bleierne Stille senkte sich auf die beiden Freunde hinab. Soichi war verunsichert. Sollte er ihn  nochmal auf gestern ansprechen? Er hatte noch so viele Fragen! Aber wie sollte er anfangen? Die Frage erübrigte sich schon im nächsten Moment, denn ein lautes „GRRRRRRRR!“, ertönte. Peinlich berührt fuhren Soichi´s Hände zu seinem Bauch, in dem es grummelte. „Ich…das…nun…“, stammelte der Blonde verlegen. Nein! Wie peinlich war das denn!! „Ruhe da unten!!“, befahl seinem leeren Magen in Gedanken. Doch der dachte nicht im Traum daran. Das Knurren nahm sogar noch an Lautstärke zu. „Aber Senpai!“ Erst leise, dann immer lauter erscholl das Lachen Tetsuhiro´s. „Warum hast du denn nichts gesagt!“, schmunzelte er vergnügt. Liebevoll sah er auf den blonden Schopf hinab. „Ich…das ist nichts!“, behauptet Soichi schmollend und wollte von seinem Platz aufstehen. „Warte! Setz dich wieder hin!“ Kopfschüttelnd drückte Morinaga ihn zurück auf den Stuhl. „Weiß du was? Ich mach dir ein ordentliches Frühstück! So kannst du unmöglich zur Uni!“ Ohne auf Soichi´s Proteste zu achten öffnete er den Kühlschrank, holte die Zutaten heraus und begann auf der Arbeitsplatte herumzuwerkeln. Soichi fand sich notgedrungen mit seinem Schicksal ab. Verträumt blieben seine Augen an dem breiten Rücken des anderen haften, beobachtet wie sich die Muskeln unter dem dünnen Stoff der Kleidung bewegten. „Halt! Was mach ich denn? Fehlt nur noch das ich anfange zu sabbern!!“, dachte er erschrocken und guckte schnell auf seine Füße. Faszinierend. Lange konnte er sich aber nicht an seinen überaus faszinierenden Gliedmaßen erfreuen. Mit einem „Einmal Frühstück! Bitte schön!“, servierte Morinaga ihm das Essen. Lächelnd nahm der gegenüber dem Älteren Platz und beobachte wie dieser erst zögerlich, doch dann mit wachsendem Appetit zu essen begann. Nein, essen war der falsche Begriff. Er schaufelte das Frühstück regelrecht in sich hinein. „Was ist mit dir?“, fragte Soichi zwischen zwei Bissen. Tetsuhiro, der erkannte, dass die Portion unmöglich für den Appetit seines hungrigen Freundes ausreiste begab sich zurück zur Arbeitsplatte.

 

„Ich habe schon gegessen…“, log er dreist. Das Letzte was er wollte war etwas zu essen. Allein das kleingeschnippelte Gemüse drehte ihm den Magen um. Auch hatte er schon seitdem er aufgestanden war höllische Kopfschmerzen. Kurzzeitig war es besser geworden. Aber nur kurz. Irgendwie fühlte er sich schlapp und kraftlos. Scheiß Pillen! Er musste nicht eine, nein, ganze zehn bunte Tabletten schlucken! Darüber hinaus zermarterte er sein Gehirn nach einer geeigneten Lösung, wie er unbemerkt von Soichi in die Uni kommen sollte. Naja, das Hineinkommen war nicht das Problem, sondern eher wie er verhindern konnte seinem Senpai über den Weg zu laufen. Der verfluchte Mitzuko hatte ja nicht gesagt wann er genau da aufkreuzen sollte. Morinaga konnte nur hoffen, Soichi würde den größten Teil des Tages wie sonst auch im Labor verbringen. Dazu kam noch der fällige Besuch bei Tonno. Ohne diese Auflage hätte er das Krankenhaus nicht verlassen dürfen. Scheiße! Wie sollte er das alles unter einen Hut bekommen? Er konnte sich schlecht zweiteilen. Er zuckte zusammen als er sich mit dem scharfen Messer in den Finger schnitt. Auch das noch! Ein brennender Scherz setzt ein. Rotes Blut trat aus der haarfeinen Wunde. Versunken starrte Tetsuhiro auf die dunkle Flüssigkeit. Es war komisch aber irgendwie fühlte sich der Schmerz gut an. Das Messer…es wäre so einfach…wenn er…„Du kommst doch wohl nicht auf die dumme Idee mit zur Uni zu gehen, oder? Kannst du dir aus dem Kopf schlagen!“, drang die Stimme Soichi´s an sein Ohr. Offensichtlich sprach er bereits eine ganze Weile mit ihm. „Tetsuhiro, hörst du? In der nächsten Zeit ist die Arbeit tabu! Denk an dem Arzttermin! Die Medikamente nimmst du doch? Und...“ Fragen über Fragen prasselten auf ihn nieder. Seine Hände begannen zu zittern. Sein Kopf schwirrte. Konnte Soichi nicht einfach ruhig sein? Tetsuhiro kniff die Augen zusammen. Hinter ihm textete Soichi ihn weiter zu. „Morinaga? Hey! Hörst du zu??“ Zu viel. Einfach zu viel. Bei dem dunkelhaarigen Studenten machte es „Klick“. Ruckartig drehte er sich zu Soichi um. „Senpai! Es reicht! Halt die Klappe! Hörst du, halt die VERDAMMTE Klappe!“, schrie er den verblüfften Tatsumi an.

 

Der Löffel, den dieser in der Hand hielt fiel klappernd auf den Tisch. „Tetsuhiro…leg das Messer weg!“, befahl er mit erstaunlich fester Stimme und fixierte das große Messer, das der Jüngere noch fest umklammert hielt. Vorsichtig stand der Ältere auf. „Was…?“ Tetsuhiro guckte fassungslos auf das Schneidewerkzeug. Was tat er da? Warum hatte er es noch in der Hand? „Senpai…ich…“ Er schluckte. Mit einem wütenden „Scheiße!“ rammte er die Klinge in das Holzbrett auf der Anrichte. Dort blieb es stecken. Keiner sagte ein Wort. Soichi war entsetzt über das gerade Geschehende. Hatte der Arzt nicht etwas von Stimmungsschwankungen gesagt? Er machte behutsam einen Schritt auf seinen Mitbewohner, der mit kraftlos herab hängenden Armen vor ihm stand, zu. „Tetsu?“ Sanft berührte er den Kohai am Arm. Tetsuhiro wich zurück, schniefte. „Sorry…Senpai…ich…sorry.“, murmelte er niedergeschlagen. Ohne weitere drängte er sich an Tatsumi vorbei. Soichi hörte noch die Badezimmertür zuknallen. Schockiert fiel sein Blick zurück auf das Messer. Er kam sich wie in einem schlechten Film vor als er es aus dem Brett zog und in den Mülleimer warf. „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Was soll er machen? War das normal? Bestimmt nicht! Stimmungsschwankungen…. Soichi könnte sich selbst ohrfeigen! Für einen kurzen Moment hatte er sich hinreißen lassen. War von der scheinbaren Normalität geblendet gewesen. Was dachte er sich nur! Tetsuhiro war krank. Vor nicht mal 24 Stunden lag er noch im Krankenhaus. Soichi hatte ja noch nicht einmal richtig kapiert warum er nicht mehr dort war. Was war er nur für ein Freund! Ihm war zum Heulen zu Mute, doch musste er sich zusammenreißen! „Senpai…“ Mit kummervollen Augen betrat Morinaga einige Minuten später wieder in den Raum. „Es tut mir Leid….Ich wollte dich nicht anschreien….“

 

„Soll ich mitkommen?“ Zwanzig Minuten später standen Soichi und Morinaga in der U-Bahn-Station. Morinaga würde mit der Linie Richtung Innenstadt fahren, Tatsumi eine Bahn zur Uni nehmen. Ohne weitere Vorkommnisse verließen sie ihre Wohnung. Morinaga hatte tatsächlich noch die Nerven gehabt das Frühstück fertig zu machen. Wenn er sich fragte, was mit dem Messer passierte, so zeigte er es nicht. Überhaupt benahm sein Kohai sich, als wäre nichts passiert. Soichi wusste nicht was er davon halten sollte. Auf jeden Fall würde er Tetsuhiro noch mehr im Auge behalten. Ohne, dass er davon Wind bekam, natürlich. „Also, was ist? Soll ich mitkommen?“, drängte er nochmals. Tetsuhiro schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Geh zur Uni. Das könnte länger dauern. Wer weiß, was die alles mit mir machen. Wir sehen uns heute Abend. Tschüss!“  Schnell sprang er in die Bahn, bevor Soichi doch noch mitkam. Es freute ihm, dass er mitkommen wollte. Unter normalen Umständen hätte er es dankend angenommen. Er war sich sicher Soichi sorgte sich um ihn. Die Aktion mit dem Messer hatte nicht gerade dazu beigetragen seine Bedenken zu zerstreuen. Aber heute passte das nicht in seine Pläne. Noch wusste er nicht, wann Mitzuko anrufen würde. Nicht auszudenken Soichi bekäme es mit! Leider war die Fahrt zu schnell für seinen Geschmack zu Ende. Je näher er dem Nakamura kam, umso schneller schlug sein Herz. „Bitte lieber Gott! Keine schlechten Nachrichten! Heute nicht!“, bettete er stumm. Gott schien zu seinem Pech andere Pläne zu haben.

 

„Au!“ Routiniert füllte die Krankenschwester ein neues Röhrchen mit Blut. Insgesamt das Sechste. Er hing seit geschlagenen 2 Stunden fest. Nach den üblichen Untersuchungen kam dieser Blutsauger, um ihn zu quälen. Hoffentlich würde Dr. Tonno nicht noch mehr Stress machen. „So, fertig für heute. Bis zum nächsten Mal. Der Doktor kommt gleich.“ Beladen mit einer halben Blutbank marschierte die Krankenschwester davon. Erschöpft lehnte Morinaga seinen Rücken an die Lehne der Liege, auf der er saß. Nur einen kleinen Moment ausruhen. „Schön Sie zu sehen! Sieht so aus, als ob Sie vernünftig geworden sind!“, scherzte Tonno, der den Raum betreten hatte. Unmotiviert setzte Tetsuhiro sich in eine aufrechte Position. Der Arzt ließ sich von seiner schlechten Laune nicht anstecken. „So, mal schauen. Die ersten Ergebnisse sehen gut aus. Keine direkte Verbesserung, aber auch keine Verschlechterung. Allerdings ist der Blutdruck erhöht. Stress sollten Sie vermeiden. Relaxen Sie. Viel frische Luft wirkt Wunder! Die Medikamentendosis bleibt so. Haben Sie Beschwerden?“ Morinaga überlegte. Sollte er von heute Morgen erzählen? Mit etwas Abstand betrachtet kam es ihm unwirklich vor. Er schwieg. Skeptisch guckte der Mediziner Morinaga an, sagte aber überraschender nichts weiter. „Na dann. Sie können gehen. Ruhen Sie sich noch aus, wenn Ihnen schwindelig ist. Wir sehen uns in zwei Tagen. Dann müsste die Auswertung der Blutanalyse da sein. Schönen Tag noch!“ Freundlich winkte er dem jungen Mann zum Abschied zu. „Geschafft! Schnell nach Hause!“ Doch als Tetsu aufstand drehte sich die Umgebung.  Schleunigst nahm er wieder Platz. „Ich ruh mich nur noch kurz aus.“ Müde legte er die Beine hoch. Sekunden später schlief er.

 

„Sehr gute Arbeit! Ich dachte schon mit Ihnen stimmt was nicht. Zum Glück täusche ich mich nicht in Ihren Fähigkeiten.“ Professor Nagiza nickte zur Bestätigung seiner Worte. Soichi atmete auf. Eine große Last fiel von seinen Schultern. Eine Sorge weniger. Sein Mentor klopfte ihm auf die Schultern. „Sie sind dem Doktortitel einen großen Schritt näher.“  Soichi verzog seinen Mund zu einem scheuen Lächeln. Von Nagiza gelobt zu werden, darauf konnte er sich eine Menge einbilden. Der Professor war nicht gerade großzügig mit Lob. „Machen Sie weiter so, dann…Ah! Herr Kollege! Kommen Sie bitte hier rüber!“ Professor Nagiza winkte einen anderen Mann heran. Entsetz erkannte Soichi Mitzuko, der seelenruhig nährt kam. Fuck! „Lieber Kollege! Darf ich Ihnen meinen Vorzeigestudenten Soichi Tatsumi vorstellen? Ein kluger Kopf!“ Mitzuko blickte von Nagiza zu Soichi. „Der junge Mann ist mir wohl bekannt. Wie hatten einige Male das Vergnügen.“ Er nickte seinem Kollegen zum Abschied freundlich zu. Dem Studenten schenkte er jedoch einen seltsamen Blick. Doch mehr geschah nicht. Keine Verwünschungen, Anfeindungen oder Kritik. Nichts. Verwundert sah Tatsumi seinem Feind nach. Bald verabschiedete auch sein Mentor. Zurück blieb ein völlig verwirrter Soichi Tatsumi. Es keimte eine vorwitzige minimale Hoffnung auf. Konnte es sein? Gab Mitzuko auf? Immerhin war das schon das zweite Mal ohne, dass etwas passierte! Hatten Sie endlich, endlich ihren Frieden?

 

Wie von Sinnen hastete Tetsuhiro durch die Uni-Flure. Er konnte es nicht fassen! War er doch in der Klinik eingedöst!! Eingedöst war noch untertrieben. Geschlagene zwei Stunden schlief er. Und niemand, wirklich niemand hatte es für nötig gehalten ihn aufzuwecken. Als er erwachte war eine Nachricht auf seiner Mailbox. Durch das Telefon klang die Stimme des Professors unangenehm knarrend. „Anscheinend hältst du es nicht für nötig ans Telefon zu gehen! Da ich kein Unmensch bin, gebe ich dir noch eine Chance. Wenn du nicht in 30 Minuten im Raum 034 bist, ist unser Deal geplatzt! Also, die Zeit läuft.“. Raum 034 kam in Sicht. Die Uhr sagte Morinaga, dass er noch fünf Minuten übrig hatte. Ein Glück! Vor der Tür verschnaufte der junge Mann. Blutabnahme und Marathonlauf waren keine gute Kombination. Vor seinen Augen flimmerte es, ihm war schlecht. Der Kopf hämmerte. „Reiß dich zusammen Tetsuhiro!“ Ein letzter tiefer Atemzug, dann ging er hinein. „Hallo? Jemand hier?“, rief er in den Raum, der sich als Büro entpuppte. Es war ziemlich geräumig mit zwei großen Fenstern, die in den Park zeigten. Ohne einen Laut zu erzeugen schloss er die Tür und trat ans Fenster. Die schöne Aussicht beruhigte seine Nerven. Auch sein Arm, mit dem Einstich an der Armbeuge tat nicht mehr ganz so weh. „Hübsch nicht wahr?“, hörte er den Professor hinter sich sagen. Morinaga wirbelte herum. „Hm?? Du bist ein bisschen blass um die Nase!“, stellte der Mann fest. „Aber dem kann Abhilfe geschaffen werden.“ Der Professor trat zu seinem Aktenkoffer und stellte diesen auf den großen Mahagonieschreibtisch. „SCHNAPP!!“, machten die Verschlüsse, als der Koffer sich öffnete. Zum Vorschein kam eine schuhkartongroße Box. „Das sind Trägerplättchen. Im Großen und Ganzen 500 Stück. Ich will, dass du sie säuberst und wieder einsortierst. Für jedes Stück, das zerbricht, schuldest du mir einen weiteren Gefallen. Viel Spaß.“ Mit den letzten Worten kippte er den Inhalt des Kästchens auf den Teppichboden. Ungläubig starrte Tetsuhiro auf den Boden. Nicht nur, dass die durchsichtigen Plättchen kaum zu sehen waren, einige gingen gleich zu Bruch. Morinaga wusste sofort, dass er die ihm auferlegte Arbeit niemals zu Mitzuko´s Zufriedenheit erfüllen würde. Es war die reinste Syssiphus-Arbeit. Trotz der Erkenntnis kniete der Dunkelhaarige auf den Boden nieder und streckte die Hand nach den ersten Plättchen aus.

 

„Ahhhhhh!“ Ein plötzlicher Schmerz ließ Morinaga aufschreien. Professor Mitzuko´s rechter Absatz sauste mit großer Wucht auf seine Hand hinab. „Oh, wie ungeschickt von mir!“, rief er mitfühlend aus und ging in die Knie. „Warte mein Kleiner, ich helfe dir!“ Grob fasste er nach der verletzten Hand. Die Berührung verursachte bei Tetsuhiro eine Übelkeit, die er noch nie verspürt hatte. Gleichzeitig wurde ihm schwarz vor Augen. Mit aller Kraft wollte er seine Hand wegziehen, doch der Griff Mitzuko´s  war wie ein Schraubstock. „Nicht doch! Entspann dich!“, säuselte der Mann und griff mit der freien Hand nach Tetsuhiro´s Gesicht, um ihn dazu zu zwingen ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Gleichzeitig zog er ihn näher zu sich heran. Der Schreck lähmte Morinaga´s Glieder. Er war machtlos. Stück für Stück kamen sie sich näher. Mitzuko erfreute sich an der Angst und Ausweglosigkeit seines Gegenübers. Gierig fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Wie gerne hätte er dem kleinen Stricher auf der Stelle gezeigt was es hieß ein richtiger Mann zu sein!! Aber leider musste er sich noch gedulden. Ein bisschen quälen wollte er den Kleinen noch. Die Hände des Universitätsprofessors brannten wie Säure auf der Haut den Studenten. Ihre Gesichter waren einander so nah, er konnte den Atem des anderen auf seiner Haut spüren. Ekel überkam ihn. Gegen seinen Willen stiegen Tränen ihn ihm auf. Doch zu seinem Erstaunen verschwand die Hand von seinem Gesicht. Erleichterung durchflutete Tetsuhiro. Aber dieses Gefühl hielt nicht lange. „Was haben wir denn da?“ Grob schob Mitzuko den Armel seiner Jacke nach oben. Zum Vorschein kam die Einstichstelle der Blutabnahme. Eine dünne Blutspur rann den Unterarm hinab. „Dummer Junge, hast dir wohl einen Schuss falsch gesetzt? Amateur!.“ Diabolisch grinsend drückte er mit seinem Daumen auf die Wunde, bis noch mehr Blut floss. Tränen flossen dem Jüngeren über die bleichen Wangen. „Bitte…hören Sie auf…ich…“, schluchzte Morinaga. Mitzuko grinste noch breiter.

 

Das schrille Läuten des Telefons unterbrach die Prozedur. Schnaufend stieß Mitzuko Morinaga auf den Teppichboden. Kraftlos blieb der junge Mann liegen. Sein Herz drohte zu bersten. Ein unangenehmes Stechen breitete sich von den Seiten über den Rücken bis zum Kopf aus. Er verstand nur Wortfetzen des Telefonates, das keine zehn Schritte von ihm entfernt geführt wurde. „Muss das unbedingt jetzt sein? Ich bin sehr beschäftigt!! Gut! Bin gleich da!!!“ Fluchend wurde der Hörer aufgelegt. „Wir müssen unsere kleine Verabredung auf ein anderes Mal verschieben! Hm? Hörst du nicht? Aufstehen sage ich!“ Mitzuko runzelte die Stirn als er keine Antwort bekam. Blöder Bengel! „Du! Sollst! Aufstehen!“ Bei jedem Wort verpasste er dem Liegenden einen Fußtritt. Im Schneckentempo kam Tetsuhiro auf die Beine. Nicht schnell genug für Mitzuko. Er packte den Studenten an seiner Kleidung, riss ihn hoch und bugsierte ihn zur Tür. Nicht gerade sanft schubste er ihn aus dem Büro. Beinahe wäre Morinaga der Länge nach hingeschlagen. Sich an der gegenüberliegenden Wand abstützend hörte er die letzten Worte seines Peinigers: „Nächstes Mal gehst du an dein Handy! Ich melde mich! Und jetzt verschwinde, du siehst erbärmlich aus!!“ Knallend fiel die Tür ins Schloss.

 

Ende Kapitel 18

 

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maire
2013-06-28T08:22:16+00:00 28.06.2013 10:22
Boah alter. ich glaubs nicht... wie kannst du nur -.- Ich möchte... den typ sowas von im grab sehen ... ARMER ARMER Tetsu *wein*
Antwort von: abgemeldet
28.06.2013 20:04
Nicht weinen! Der Professor bekommt noch eins auf den Deckel, keine Bange!
Antwort von:  Maire
29.06.2013 09:18
hoffentlich^^


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