Episode 4: Ankunft
Erster Teil: Verbindung
Episode 4: Ankunft
„Weißt du schon, wo er landen wird?“ Krillin sah fragend zu Piccolo, der mit geschlossenen Augen an
der Wand lehnte. Doch er schüttelte den Kopf. „Das werden wir wohl erst wissen, wenn es soweit ist.“
Son Goku hatte den Blick seit längerer Zeit im Morgenhimmel. Seichtes Rosa vermischte sich mit Rot- und
Gelbtönen, so friedlich, dass es nicht erahnen ließ, dass die Gefahr die Erde beinahe erreicht hatte. Ein Spiel von
Ironie, dass die Welt an manchen Tagen nur zu gerne trieb.
Vegeta war zu jedermanns Überraschung die ganze Nacht dageblieben, ging stetig auf und ab, mit einer Unruhe,
die sich nach und nach auch auf die Anderen auszubreiten schien. Son Goku wurde mit jeder Stunde, die
verstrich, ungeduldiger. So kannte man ihn gar nicht.
Und dann war es soweit, ein helles Leuchten, Ein neuer Stern am Firmament, der jedoch nicht lange bleiben
wollte. Er wurde größer und größer, zog Schlieren durch das morgendliche Farbenspiel. Son Goku, Vegeta und
der Rest drängten sich eng an die Fenster, beobachteten schweigend das kurzweilige Schauspiel.
Wie eine Sternschnuppe fiel die Raumkapsel auf die Erde, ließ das Herz der Kämpfer für eine Sekunde still
stehen.
Bulmas Blick löste sich dabei vom Himmeln und wanderte zu ihrem Mann. Der Saiyajin stand mit einem
gierigen Grinsen da und knetete aufgeregt die Finger. Zu gerne hätte sie in diesem Moment seine Gedanken
lesen wollen. Solch ein Leuchten in seinen Augen hatte sie das letzte Mal gesehen, als er seinen Sohn zum ersten
Mal in den Händen hielt. Es hatte ihr damals ein wenig Angst gemacht, jetzt tat es das umso mehr.
„Ich werde hinfliegen und nachsehen“, unterbrach Krillin die andächtige Stille und machte sich auf zur
Balkontür. „Aber du solltest nicht allein gehen.“ Son Goten sah besorgt auf den jungen Mann.
„Wir sollten alle gehen.“ Piccolo warf seinen Mantel ab und sah in die Runde.
Nur Son Goku und Vegeta verblieben schweigend, starrten immer noch in den Morgenhimmel. Der Anblick
verlieh Bulma eine Gänsehaut. Irgendwas war anders als sonst. Es wurde ihr immer mehr bewusst.
„Wir sollten uns nur beeilen, sonst ist er schon weg.“ Krillin war bereit zum Abflug, wartete nur noch
auf Son Goku. Vergeblich. Es war Vegeta, der als erstes das Schweigen brach.
„Wer auch immer gerade gelandet ist, hat das sicher nicht aus Zufall getan.“
Sein Grinsen wurde breiter, während sich seine Hände kampfeslustig zu Fäusten ballten.
„Wieso sollte der Gejagte also den Jäger suchen, frag ich mich.“
***
Frische, kühle Luft kam ihr entgegen, als sich die Luke der Raumkapsel öffnete. Ein starkes Husten brachte
ihren Körper zum zittern, als sich der Sauerstoff durch die Bronchien in ihrer Lunge ausbreitete. Sie streckte sich,
drehte den Kopf, wobei die Halswirbel zu knacken begannen. Müde griff sie zu den Rändern der Öffnung und
zog sich aus dem kleinen Raumschiff, schirmte ihre Augen ab, damit die grelle Sonne sie nicht blendete.
Mehrere Male hintereinander sog sie die frische Luft ein und aus. Noch hatte die nichts von diesem Planeten
gesehen, dennoch gefiel er ihr. Sie fühlte sich leicht, beinahe keine Schwerkraft. Das tat den Muskeln gut.
Erst jetzt drang der Lärm an ihre Ohren. Verwundert hob sie den Blick über den Kraterrand, durch die Landung
verursacht und starrte in viele fragende sowie ängstliche Gesichter. Sie lächelte. Diese Wesen sahen ihr sehr
ähnlich. Kein Wunder, dass der Saiyajin, den sie suchte, sich diesen Planeten ausgesucht hatte.
Langsam schwebte sie aus dem Krater heraus und landete mitten in der Menge. Die Leute wichen zurück, legten
die Köpfe schief und zeigten verwundert auf den affenähnlichen Schwanz, der sich um ihre Hüfte legte. Sie
lächelte erleichtert, als sie merkte, dass sie die Sprache dieser Wesen verstand.
„Ich bin auf der Suche nach einem Saiyajin.“ Ihr Blick wanderte durch die Menge. Einige verdrehten die Augen,
schüttelten den Kopf und drehten sich weg. Was bedeuteten diese Gesten? Etwa das gleiche, wie bei ihr?
„Diese beschissene Filmindustrie…“, hörte sie einen murmeln. „Schon wieder dieser dämliche Saiyajin Mist…
Das hat doch schon vor ein paar Jahren nicht geklappt… Gehen denen die Ideen aus?“ Der Mann mit etwas
gräulichem Haar sah abschätzig zu ihr und wollte die Menschenansammlung verlassen.
„Ihr kennt den Saiyajin?“ Die Schwarzhaarige ging dem Mann aufgeregt hinterher, doch dieser wollte nicht
auf sie eingehen. Noch wenige Schritte verfolgte sie ihn, redete auf ihn ein, doch er ignorierte die junge Frau.
„Antworte mir!“ Energisch packte sie seinen Arm. Als sich ihre Finger um die Haut legten, fühlte sie mit einem
Mal ein Knacken, wie das Brechen eines Stocks. Der Mann schrie vor Schmerz auf. Oder auch, wie das Knacken
eines brechenden Knochens. Der Saiyajin schreckte zurück. Diese Wesen waren schwächer als sie vermutet hatte.
Das hatte sie nicht gewollt.
Als die Massen nun noch wütender wurden, der Mann ihr sogar in seiner Lage noch Drohungen an den Hals
warf, beschloss sie, diesen Ort lieber schnell zu verlassen. Sie würde wohl ohne die Hilfe der Einheimischen
auskommen müssen.
Enttäuscht zog sie ihren Scouter aus der Halterung um ihren Oberschenkel. Sie hatte ihn damals auf einen
Planeten gefunden, der von Freezers Gefolgsleuten geräumt wurde. Nun kam er also das erste Mal zum Einsatz.
Vorsichtig setzte sie das kleine Gerät an ihr Ohr, drückte zweimal auf den Kopf an der Seite und wartete,
bis die ersten Zahlen auf dem Bildschirm vor ihrem Auge erschienen.
Zu ihrer Überraschung konnte sie keine bemerkenswert großen Energien ausmachen. Jedoch sammelten sich
fünf, die größer waren als die meisten, an einem Ort. Dort würde sie die Suche beginnen. Es musste
sich bei diesen Leuten um Kämpfer handeln, wenn auch vielleicht nicht um den Saiyajin. Aber vielleicht
wussten sie wo er war.
Ihr Herz schlug immer schneller und ein Kribbeln erfüllte ihren ganzen Körper. Lange konnte es nicht mehr
dauern, dann würde es soweit sein. Sie lächelte und wurde noch etwas schneller. Auf diesem Planeten
war sie so unglaublich leicht. Ein Gefühl von Freiheit.
Hier sollte es also beginnen.
***
„Es ist jetzt schon fast zwölf…“ Krillin seufzte ungeduldig und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Bulma setzte
sich neben ihn und begann Trunks mit einer Flasche zu füttern. Der Junge schnappte sich hastig den Nuckel und
sog so fest er konnte, wobei der interessierte Blick Son Gohans auf ihm lag.
„Die Energie kommt näher.“ Vegeta ging hinaus in den Garten und suchte den Himmel ab. Sein Herz wollte aus
seiner Brust springen und sein Blut schien als wolle es seinen ganzen Körper in Flammen setzen. Langsam
machte es ihm Angst. Zwar reagierte jeder Saiyajin auf einen anderen, jedoch konnte er sich nicht dran erinnern,
dass es je so heftig gewesen war. Nicht bei Radditz oder Nappa, auch nicht bei Son Goku. Irgendetwas war
anders und er musste sich beeilen, herauszufinden was es war, bevor die Energie sie erreicht hatte.
„Ich fühle mich irgendwie komisch…“ Son Goku hatte sich neben Vegeta gestellt und sprach so leise, dass nur
die beiden es verstehen konnten. „Ich bin so… unruhig.“ Fragend sah er zum Älteren, welcher den Augenkontakt
jedoch vermied, dennoch bestätigte er: „Ich weiß, was du meinst.“
Die Tatsache, dass Kakarott wie er fühlte, beunruhigte ihn noch mehr. Es musste mit ihrem Saiyajin Blut zu tun
haben. Was war nur so besonders an dieser Person, dass sie solche Gefühle bei den beiden auslöste?
Es vergingen zwei weitere Stunden. Bulma hatte Trunks schlafen gelegt und die fünf Kämpfer saßen ungeduldig
im Wohnzimmer neben der Terrasse, als sie plötzlich synchron die Hälse reckten.
„Es ist soweit.“ Piccolo stieß sich von der Wand ab und sah in den Garten. Son Gohan stand neben ihm und
versuchte seine Nervosität so gut es ging zu verbergen. Krillin machte schon die ersten Schritte zur geöffneten
Glastür, Bulma wich zurück. Nur Son Goku und Vegeta verharrten regungslos.
Leichte Schritte erklangen von draußen, eine Hand legte sich um die Tür. Nun erhoben sich auch die beiden
Saiyajin, beobachteten stillschweigend die zarten Finger, während hunderte Gedanken durch ihre Köpfe
schossen. Dann ein Fuß, ein Bein, ein Arm, eine Schulter. Die Augen der Abwartenden wurden immer größer,
die verkrampften Fäuste lösten sich, als die junge Frau plötzlich vor ihnen stand.
Ihre langen, pechschwarzen Haare waren zu einem Zopf verbunden, der hoch angesetzt an ihrem Hinterkopf
begann. Die hohen Wangenknochen umspielten die großen, dunklen Augen und die vollen Lippen zeigten nur
leicht die weißen Zähne. Ein dunkelblaues Top legte sich eng um den muskulös schlanken Körper und verriet
einiges von der wohlgeformten Oberweite. Der straffe Po war nur von kurzen Shorts verdeckt, die Beine beinahe
nackt mit wenigen Narben und schwarzen Riemen um die Oberschenkel, durch die kleine Gegenstände an ihrem
Körper befestigt waren. Die Füße waren verdeckt von Stiefeln, deren Art sehr an Vegetas erinnerte. Um ihren
Oberkörper lag ein Gurt, der auf ihrem Rücken ein Schwert festhielt. Ganz versteckt legte sich der braune
Schwanz um die schlanke Hüfte.
Ihre Augen wanderten durch den Raum, blieben zunächst an Son Goku und dann an Vegeta hängen. Mehrere
Male sah sie an ihm herab, während sich ihre Augen immer mehr weiteten, bis sie sich schließlich auf
die Knie warf und ihre Stirn auf den Boden drückte. Kein Wort war bisher gefallen.
„Du bist ein Mädchen…“ Bulma legte verwundert den Kopf schief und wollte auf die junge Frau zugehen,
wurde jedoch von Piccolo festgehalten. „Ein Saiyajin Mädchen…“, dachte er ihren Gedanken laut weiter.
„Kennst du sie?“ Krillin sah zu Vegeta, der überrascht auf die am Boden kniende Gestalt sah. Doch er
schüttelte den Kopf. Trotzdem wurde ihm langsam klar, was diese Unruhe in ihm war und das gefiel
ihm ganz und gar nicht.
„Ich wusste nicht, dass Ihr es seid.“
Als ihre Stimme erklang, hielten alle mit einem Mal den Atem an.
„Ich dachte, Ihr hättet es damals nicht geschafft.“
Sie sah auf und in Vegetas Augen.
„Aber jetzt seid Ihr hier und ich habe Euch gefunden…“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Stimme war nur noch ein Hauchen.
„Mein Prinz.“