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Candy

von

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Begegnungen

Schwarze Tropfen fielen in die seidig schimmernde, weiße Masse. Nach und nach zogen sie sich zu langen dunkelroten spiralförmigen Linien. Jennifer betrachtete die Masse fasziniert, die langsam ein gleichmäßiges rosa annahm. Normalerweise mochte sie die Farbe überhaupt nicht, aber in letzter Zeit war das anders. Das Rosa zog sich durch ihr ganzes Leben. Sie konnte nicht einmal mehr einschlafen oder aufwachen ohne an es zu denken. Das alles begann vor gut zwei Monaten….
 

^.^
 

„Gale“, füll mal bitte die Auslage auf! Wir sind schon fast ausverkauft.“
 

„Geht klar!“ Die angesprochene Jennifer nahm sich die erste Palette Erdbeerkuchen und schleppte sie auf ihrer Schulter aus der Backstube in den Verkaufsraum. „Hi Susi! Scheint ja heut gut zu laufen.“
 

Die ältere Frau lächelte sie zufrieden an. „Ja, das Cafe ist heute brechend voll. Ich wollte gerade zu euch nach hinten. Habt ihr noch Makronen? Die junge Dame dort wollte einige, doch leider sind uns die Letzten gerade ausgegangen.“ Dabei zeigte sie auf einen kleinen Tisch, unter dem sich gerade jemand beugte.
 

„Da hat die ‚junge Dame’ aber Glück. Bin gerade mit einer neuen Ladung fertig geworden. Ich bring sie dir gleich.“ Sie stapelte die lehren Kuchenpaletten aus der Anrichte und nahm sie mit nach hinten.
 

Die Makronen hatte sie nach Farbe wie ein Regenbogen auf einem Blech angeordnet. Sie hatte die bunten Kekse in einen Praktikum in Frankreich kennen gelernt. Jetzt arbeitete sie im ‚Honey Bee’, ein kleines Familienunternehmen, das nicht nur Kuchen herstellte, sondern noch dazu ein kleines, gut laufendes Café führte. Kurz nach dem sie dort angefangen hatte, überredete sie Michael, ihren Chef, sie in ihr Sortiment aufzunehmen. Jennifer mochte diese Süßspeise zu gern. Es waren kleine Kunstwerke, die man in unglaublich vielen Geschmacksrichtungen zubereiten konnte. Sie hatten in ihrer Konditorei die Sorten nach Saison aufgeteilt. Jetzt im Sommer gab es die Makronen mit verschiedenen Puddingfüllungen.
 

„Hier sind sie!“ Mit Schwung öffnete sie die Tür und stand wieder im Verkaufraum. „Hilfst du mir mal bitte, Susi?“
 

„Komme gleich, Gale!“ Die Verkäuferin wendete sich der jungen Frau zu, mit der sie gerade sprach. „Einen Moment bitte.“ Die mittlerweile ergraute Susi, die die Ehefrau ihres Chefs war, führte die Geschäftsleitung des Unternehmens, das in den fünfziger Jahren gegründet würde. Flink kam sie zu Jennifer herüber und öffnete die Tür zur Vitrine. Die Brünette junge Frau stellte ihr Tablett ab und ging zurück zur Backstube um die anderen fehlenden Köstlichkeiten zu hohlen. Mit zwei weiteren Paletten Kuchen kam sie zurück.
 

Susi war gerade mit ihrer Kundin fertig geworden. „Michelle, deine Makronen sind fertig!“ Aus dem Augenwinkel nahm Jennifer ein in Pastellfarben gehülltes Etwas war, das an ihr vorbeiwehte. Trotz des charakteristischen süßen Geruchs des Ladens, kam ihr dezent ein angenehmer Frühlingsduft entgegen. Neugierig schaute Jennifer hoch und es traf sie wie ein Blitz. Vor ihr stand das hübscheste Mädchen, dass sie je gesehen hatte. Sie hatte ein rundliches Gesicht mit wunderschönen, großen Rehaugen, einen kleinen Mund mit verführerisch glänzenden, vollen Lippen und eine kleine Stupsnase. Das sonnengelbe, weiß gepunktete 50er Jahre Kleid, das sie trug, wurde mit einer dazu passender Perlenkette verfeinert. Das Auffälligste an ihr waren jedoch ihre Haare. Es war ein zartes Rosa. Sie hatte es zu einer Hochsteckfrisur frisiert, aus der einzelne Strähnen heraus fielen.
 

Fasziniert starrte Jennifer das Mädchen an, sie konnte den Blick einfach nicht mehr von ihr wenden. Als die Kundin sie bemerkte, blickte diese verlegen weg und ein roter Schimmer legte sich über ihren perfekten hellen Teint. Plötzlich viel Jennifer ihr unhöfliches Verhalten gegenüber ihren Gast auf. „T-tut mir Leid!“ murmelte sie mehr zu sich selbst. Sie liebte das Backen, aber mit Kunden konnte sie partout nicht umgehen. Da fehlten ihr immer die passenden Worte. Schnell blickte sie auf den Kuchen, der vor ihr stand und knetete dabei nervös ihre Schürze durch.
 

„Oh, Michelle! Das ist Gale, sie macht immer deine Makronen.“ Susi stupste ihr mit den Ellenbogen in die Seite.
 

Nur kurz wagte sie aufzuschauen, doch sofort fanden sich ihre Blicke. Total überfordert brachte sie nur ein „Hi“ heraus.

/Na super, das war ja mal so richtig wortgewandt von dir!/ dachte Jennifer.
 

Das Mädchen hob zum Gruß kurz die Hand. „Ihre Makronen sind wirklich die Besten, die ich je gegessen habe.“ Ihr offenes Lächeln ließ die junge Konditorin alles um sich herum vergessen. „Ähm... gern geschehen“
 

Während die ‚junge Dame’ ihre Bestellung aufnahm, beobachtete sie die völlig neben sich stehende Frau. Erst das Klingeln der Eingangstür weckte sie aus ihrer Trance. Das Mädchen winkte ihr zum Abschied zu und verließ den Laden. Jennifer stand immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle. „Ich hab dich zwar gerne hier Vorne, aber meinst du nicht dass du hinten wieder gebraucht wirst?“ Mit ein paar leichten Schubsen dirigiert die ältere Frau Jennifer wieder durch die Tür zur Backstube.
 

Noch völlig durcheinander ging sie zurück an ihren Arbeitsplatz. Doch vor ihrem geistigen Auge konnte sie nur das bezaubernde Lächeln der Kundin sehen.
 

^.^
 

Am nächsten freien Tag stand Jenny bei sich zuhause vor dem Spiegel.

/Ob mir wohl auch so eine Frisur steht?/

Ungeschickt versuchte sie ihr langes, lockiges Haar mit Spangen hochzustecken, doch immer wieder fielen die Strähnen zurück auf ihre Schulter. Es wollte einfach nicht halten, egal was sie probierte.

Resigniert schaute sie ihr Spiegelbild an. Ihre braunen Locken fielen locker um ihr Gesicht und verliehen ihr eine gewisse Wildheit, welche noch durch ihre grünen Augen betont wurde, wie sie fand. Doch im Moment schauten sie nur traurig drein.

/Wie kann jemand nur so hübsch sein und ich? Oh man, was würde ich für diese zarte, helle Haut geben./

Langsam näherten sich ihre Finger dem Spiegelbild und strichen sanft über die Lippen.

/Sie ist einfach zu perfekt! So was ist echt ungerecht./

Ihr Blick wanderte weiter hinunter über ihren Körper, strich erst ihre füllige Oberweite und machte an ihren Bauch halt. Seitdem sie in die Lehre gegangen war, hatte sie ein paar Pfund zugenommen. Alles zwar noch im normalen Maß, aber trotzdem fand sie sich nun viel zu dick. Beschämt musterte sie ihre Kurven.

„Puh.“

/Es hilft ja alles nichts!/ Schnell nahm sie sich einen Haargummi, bändigte ihre Haarpracht zu einen Dutt und verließ eilig ihre Wohnung.
 

Trotz der Hitze, die zu dieser Jahreszeit Tagsüber herrschte, war es in den frühen Morgenstunden, kurz nachdem die Sonne aufging, noch angenehm kühl. Wie jeden freien Tag stand Jenny zur selben Zeit auf, wie wenn sie zur Arbeit müsste und joggte durch ihr Viertel. Jedes mal wieder erstaunte sie es, das die Großstadt in der sie wohnte um diese Uhrzeit wie ausgestorben wirkte. Nur ab und zu begegnete sie jemanden, der mit seinem Hund Gassi ging oder andere Jogger, die ihren Weg kreuzten. Doch in der Regel war es recht ruhig. Was ihr nur recht war. So konnte sie den ganzen Trubel auf Arbeit mal vergessen.
 

/Ich frag mich, wann das Mädchen wohl wieder kommt./

Seit der ersten Begegnung im Laden, hatte sie die Schönheit nicht mehr wieder gesehen. Heimlich hatte sie zwischen ihren Arbeiten in die Verkaufsstube geschaut und sich sogar freiwillig für Zusatzarbeiten gemeldet, sobald sie an der Theke verrichtet werden sollten. Doch all der Aufwand schien sich nicht auszuzahlen. Sie kam einfach nicht.
 

Völlig in Gedanken versunken bog sie um die nächste Ecke und landete prompt auf ihrer Nase. Irritiert brauchte sie einen Moment, um sich zu sortieren. Sie lag mitten auf der Fußgängerzone, die vor ihrer Arbeit war. Verdattert stemmte sie sich so weit hoch, dass sie sich hinsetzten konnte.

/Wie komme ich denn hier her?/

Neben sich stehend, schaute sie sich um. Kein Zweifel, sie war zu ihrem Arbeitsplatz gejoggt. Die Strecke von ihrer Wohnung bis hierher umfasste ihre gesamte Laufstrecke von gut zwölf Kilometern.

/Oh man! Wie konnte mir das denn passieren? Nun gut, dann muss ich wohl auch die ganze Strecke wieder zurück. Wie heißt es doch so schön? Wer’ s nicht im Kopf hat, hat’ s in den Beinen./

Schmunzelnd, über ihre eigene Dummheit, wollte sie sich aufrappeln, als ein plötzlich stechender Schmerz durch ihr Knie führ. Sofort lies sie sich wieder fallen.

/Was denn jetzt los?/

Vorsichtig zog sie ihr schmerzendes Knie an, um es sich genauer anzusehen. Doch das Einzige was sie sah war Blut. Unglaublich viel Blut, wie sie fand. Kurz überlegte sie und zog dann ihr durchgeschwitztes T-Shirt länger, um das Blut abzutupfen. Der Schmerz durchfuhr dabei ihren ganzen Körper und sie bekam Gänsehaut. Sie wollte sich die Wunde doch eigentlich nur genauer betrachten, aber so bald sie das Stück Stoff anhob, versperrte ihr die rote Flüssigkeit sofort wieder die Sicht.

/Oh Gott! Was soll ich nur machen? So komme ich hier nicht weg!/

Kurz vor der Verzweiflung stehend, schaute sie sich um und sah jemand vor dem Laden. Schnell wischte sie sich die aufsteigenden Tränen aus den Augen und schaute genauer hin. Es war die Frau ihres Chefs.
 

„Susi!“ Schrie sie in ihre Richtung. „Susi, ich brauche Hilfe!“

Sie sah wie die alte Frau erschrocken ihren Kopf zu ihr drehte, dann winkte Jenny hektisch mit den Armen, das Susi sie auch gar nicht übersehen konnte.
 

Diese kam auch sofort angeeilt als sie die Brünette dort auf den Boden sitzen sah.

„Gale! Was hast du denn gemacht!“ Als sie bei ihr ankam, lies sie sich runter in die Hocke und betrachte die junge Frau besorgt.
 

„Ich bin hingefallen und hab mich am Knie verletzt. Kannst du mir vielleicht aufhelfen. Ich schaff das nicht allein.“ Bereitwillig schlang die Grauhaarige einen Arm um sie und zog sie zu sich rauf.

„Lass uns erst mal in den Laden gehen, da haben wir noch einen Erste Hilfe Kasten.“

Beide Frauen machten sich mehr schlecht als recht auf den Weg in das Café. Jenny sprang die kurze Strecke auf dem gesunden Bein. Sie wollte sich erst gar nicht ausmahlen wie das andere Bein protestieren würde, wenn sie dies jetzt belasten würde.

An der Eingangstür angelangt klopfte Susi an die Tür, da sie alle Hände voll zu tun hatte Jenny richtig zu stützen.

„Ist noch jemand anderes hier vorn?“ fragte Jenny verwundert.

„Ja, wir haben einen neuen Mitarbeiter im Verkaufsraum. Er heißt Erik. Ich wollte ihn heute einarbeiten, deswegen bin ich schon früher da. Es wurde mir in letzter Zeit einfach zu viel. Über den Sommer können wir jede helfende Hand brauchen.“

Kaum hatte sie ausgesprochen, da wurde ihnen auch schon die Tür von einem großgewachsenen Schönling geöffnet. Erst sah er sie beide verwirrt an und wollte schon etwas sagen, doch dann sah er das Blut an Jennys Hemd.

„Sie bluten ja!“ entsetzt sprang er zur Seite und lies sie durch.

Im Café setzte sich Jenny auf den nächstbesten Stuhl. Erleichtert darüber dass sie nun nicht mehr springen musste, entwich ihr ein Seufzer. Währenddessen war Susi verschwunden um den Erste Hilfe Kasten zu hohlen. Erik dagegen war noch immer im Raum und starrte sie an.

„Was ist?“ Fragte sie leicht genervt. Irgendwie fühlte sie sich unter seinen Blicken nicht wohl. „Was ist ihnen denn passiert?“ Durchdringend sahen seine grünen Augen sie an.

„Was denkst du wohl. Ich bin hingeflogen.“ Über ihre eigene Ruppigkeit überrascht, lief sie rot an. „Sorry, ich wollte nicht…“ Jenny lies den Satz offen im Raum stehen. Wie sie es immer tat, wenn ihr etwas peinlich war.

Der junge Mann kam auf sie zu und hockte sich schmunzelnd vor sie hin. „Schon gut.“ Dabei sah er ihr in die Augen. „Wenn du mich schon duzt sollten wir uns erstmal vorstellen. Ich bin Erik Rehfeld. Aber du kannst mich ruhig Erik nenne. Ich arbeite seit heute hier.“ Fragend sah er sie von unten an.

Jenny war wie versteinert. Noch nie zuvor kam ein ihr völlig unbekannter Mann ihr so nahe. Das führte nicht gerade dazu, dass er ihr sympathischer wurde. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn man ihr ungefragt zu nahe kam.

„…und, wie heißt du?“
 

„Das, mein Lieber, ist Gale. Sie arbeitet hier in der Konditorei.“ Susi kam aus den hinteren Räumen und hatte ein grünes Kästchen in der Hand. „Erik, kannst du mal bitte eine Schüssel voll Wasser bringen. Du kannst Eine aus der Backstube nehmen. Wo der Wasserhahn ist, weist du noch?“ Sie sah ihn fragend an. Erik nickte nur und machte sich auf den Weg.

„Die ältere Frau nahm sich einen Stuhl und setzte sich vor die Brünette.

„Dann wollen wir mal. Wo hast du dich denn überall verletzt.“

„Ich weis nicht recht. Auf jeden fall das Knie. Das tut höllisch weh.“

Der neue Verkäufer stellte eine Schale Wasser neben sie auf den Tisch.

Susi sah sich ihr Bein an, zog ihr den Turnschuh aus und befreite vorsichtig die Haut vom Blut, mit einem feuchten Lappen. Als sie damit fertig war, legte sie das verletzte Bein auf ihren Schoß, sodass sie besser das verwundete Knie sehen konnte.

„Wie kommst du eigentlich her?“ Nachdem sie sich langsam vorgetastet hatte, begann sie die Wunde zu saubern.

„Keinen Plan. Ich bin zu Hause losgelaufen und dann bin ich hingefallen. Als ich aufblickte, war ich hier.“ Antwortete Jenny wahrheitsgemäß. Es brachte nichts Susi was vorzumachen. Die ältere Frau kannte sie einfach zu gut.

„Na du machst Sachen.“ Sie beugte sich vor und betrachtete die Wunde genauer. „Gale, das sieht wirklich nicht gut aus. Wir sollten dich ins Krankenhaus bringen.“

Blass sah sie ihre Arbeitskollegin an. „Wirklich?“

„Hm. Ich bin kein Experte, aber ich denke das sollte genäht werden. Ich werd dir erstmal einen Verband machen. Bist du sonst noch irgendwo verletzt?“ fragte sie noch mal nach.

„Nein, ich denk nicht.“

„Sie hat auch Blut auf dem Shirt.“ Warf Erik nun ein, der bis dahin die ganze Angelegenheit still beobachtet hatte.

„Nein, das ist nur….“

Doch Susi hatte ihr schon das Oberteil hochgehoben um sich das genauer zu betrachten.

Peinlich berührt riss sie es ihr aus der Hand und bedeckte sich wieder. „Das ist nur das Blut vom Knie. Ich hatte Versucht die Blutung zu stoppen.“
 

Vor Scharm hatte die Brünette den Rest der Behandlung ihr Gesicht hinter ihren Händen versteckt. Sie konnte in der Situation keinen von Beiden in die Augen schauen.

Als der Verband angebracht war, fuhr sie mit dem neuen Verkäufer ins Krankenhaus. Nachdem sie sich in der Notaufnahme angemeldet hatten, warteten sie nun im Warteraum.

„Du musst echt nicht hier bleiben. Susi wartet bestimmt auf dich.“

„Das geht schon Okay.“

Skeptisch musterte Jenny ihren Begleiter. Zum ersten Mal betrachtete sie ihn genauer. Er hatte dickes Köter-blondes Haar was ihn leicht in die stechend grünen Augen fiel, wenn er den schmalen Kopf mit dem kantigen Kinn zu ihr hinunter neigte, dunkle, relativ dicke Augenbrauen und eine lange, gerade Nase die auf seine vollen Lippen zeigte. Durch das leichte Shirt, das er trug, konnte sie sein breites Kreuz erkennen, mit den ausgeprägten Muskeln. Sie musste zugeben, der Mann, dem sie gerade mal bis zur Brust ging, war sehr attraktiv. Doch irgendwie war er ihr unangenehm.

„Was ist?“ schmunzelnd sah Erik die Brünette, die ihn zornig anschaute, an.

„Du hast mich gesehen.“

„Hm?“

„Du hast mir doch vorhin unter mein Shirt geschaut.“

„Ähm.“ Verwundert sah er die junge Frau neben sich an und setze dann ein neckisches Lächeln auf. „Ja, hab ich. War ne echt schöne Aussicht“

Prompt landete ihre flache Hand in seinem Gesicht.

„Arsch!“

„Ach, nun komm. Ich hab gedacht du wärst verletzt. Das ist unfair deswegen jetzt böse zu sein.“ Entschuldigend grinste er sie an, während er sich seine Wange hielt, die den Schlag abbekommen hatte.

„Das gilt nicht!“

„Hey, Susi hat dir das Oberteil hochgehalten, nicht ich.“

„Aber du hättest nicht hinschauen müssen. Was standest du da überhaupt. Du hättest ja auch ruhig mit der Arbeit im Geschäft anfangen können. Sie hat dich nicht umsonst eingestellt.“

Skeptisch sah er sie an. “Du weist schon das ich heute erst eingearbeitet werden sollte. Ich hatte doch keine Ahnung, was ich tun soll.“

„Du hast doch vorher schon in einer Bäckerei oder Ähnlichen gearbeitet, oder?“

„So kann man das nicht gerade sagen. Ich hab zwischendurch als Barkeeper im ‚Zwielicht’ gearbeitet“ Das ‚Zwielicht’ war ein bekannter Gothic-Club in Ihrer Stadt. Obwohl es ein Undergroundclub war, stand schon Freitagabends eine lange Schlange vor dem Club. Der lag an sich versteckt in einem alten Hinterhof eines Fabrikgeländes. Doch wer dorthin wollte, folgte einfach der Menschenmasse. Jenny war in ihrer frühen Jugend auch mal dort gewesen. Eine Freundin hatte sie damals überredet.

Die Verletzte musterte ihn noch mal und blieb an seinem hellgrünen Shirt hängen „So siehst du nun aber wirklich nicht aus!“

Ein herzhaftes Lachen durchbrach das Getuschel der Wartenden. „Nein, tu ich wohl wirklich nicht.“ Leicht wuschelte er ihr über den Kopf. „Aber mit ein bisschen Gel in den Haaren, Eyeliner und schwarzen Klamotten sieht das schon ganz anders aus.“

Jenny versteifte sich bei der Berührung. „Lass das!“ Fauchte sie und schlug seine Hand weg.

/Dieser Idiot! Was denkt der sich./ Am liebsten wäre sie aufgestanden und einfach gegangen. Doch ihr Knie schmerzte einfach zu sehr. Beleidigt drehte sie sich weg.

Es verging einige Zeit bis Erik sich wieder an sie wandte.

„Wie heißt du eigentlich wirklich. Ich mein Gale ist doch nicht dein vollständiger Name.“

Bevor sie ihm antworten konnte, rief eine Krankenschwester ihren Namen.

„Gale! Frau Gale bitte!“ Jenny stand zaghaft auf. Langsam probierte sie zur Schwester zu springen. Erik war jedoch schneller, packte sie unterm Arm und zog sie mit sich. Zusammen liefen sie zu der in hellblau gekleideten Frau. „Folgen sie mir bitte hier entlang.“
 

Im Behandlungszimmer ging alles ziemlich schnell. Der Arzt stellte bei der Untersuchung fest, dass das Knie verstaucht war und das die Wunde, wie Susi schon richtig festgestellt hatte, genäht werden musste. Zuerst wurde die Verletzung gereinigt, damit der behandelnde Arzt sie mit einer lokalen Betäubung und fünf Stichen nähen konnte, dann wurde ihr noch eine Schiene angelegt, um das Bein eine Zeitlang ruhig zu stellen. Ansonsten schien alles in Ordnung zu sein, denn der Arzt schickte sie, mit einer Krankmeldung für eine Woche, wegen ihrer stehenden Arbeit, wieder nach hause. Sie sollte nach einer Woche zu ihrem Hausarzt gehen, der dann die Fäden ziehen würde.

Während der ganzen Zeit wich ihr Erik nicht von der Seite und stütze sie beim Laufen. Eigentlich war sie ganz froh über seine Hilfe, denn ohne ihn, hätte sie nicht gewusst, wie sie wieder in ihre Wohnung zurückkommen sollte.
 

An ihrer Hautür angelangt wollte sie ihn verabschieden, doch er ließ nicht locker und begleitet sie nach oben, in die letzte Etage, vor ihre Wohnungstür.

„Danke das du mir heut geholfen hast.“ wandte sie sich zu ihm, als sie die Tür aufgeschlossen hatte. „Aber du musst jetzt gehen.“

Mit den einen Arm über sie gestützt kam er ihr Näher. „Willst du mich nicht herein bitten?“

Mit erschrockenen Augen schaute sie ihren gegenüber an. „Aber, aber…“ Setze sie stotternd an „Susi wird deine Hilfe wirklich brauchen.“ Entschieden begegnete sie seinem Blick und drückte den Blonden mit einer Hand von sich weg. „Du kannst doch nicht den ganzen Tag bei mir rumlungern.“

„Warum nicht?“ Dabei legte er seine freie Hand sanft auf ihre. „Es wäre nur höflich von dir mich auf einen Kaffee einzuladen.“ Sein Druck um ihre Hand erhöhte sich und er beugte sich gefährlich nahe zu ihr herunter. „Sie würd’ denken das es länger im Krankenhaus dauert. Wir haben alle Zeit der Welt.“

Als seine Lippen ihre fast berührten, erwachte die junge Frau aus ihrer Schock starre und schubste ihn geistesgegenwärtig mit all ihrer Kraft von sich weg. Im Überraschungsmoment brachte sie sich schnell in ihre Wohnung in Sicherheit und verriegelte die Tür hinter sich.

Völlig überrumpelt sank sie erstmal die Wand herunter auf den Boden.

/Was war das denn grad?!/

Hinter sich hörte sie ein dumpfes Geräusch, das ein kurzes Lachen folgte. Plötzlich klingelte es an der Tür.

„Gale! Mach auf! So war das nicht gemeint!“ Der Mann, der nur durch eine schmale Tür von ihr getrennt war klopfte hoffnungslos an die Tür. Jenny hielt vor Angst die Luft an. „Süße! Das war doch nur ein Spaß!“

Nachdem die Brünette auch nach fünf Minuten sich nicht regte, gab der neue Kollege auf und machte sich davon.

Noch immer saß sie zusammengekauert da und überlegte was da gerade passiert war.

/Unglaublich! Und mit dem soll ich von jetzt an zusammen arbeiten?/



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dragon493
2012-08-29T09:30:20+00:00 29.08.2012 11:30
toller Anfang
Jenny ist anscheinend recht unbeholfen mit Leute,was sehr amüsant ist
der neue Arbeitskollege wird ihr das leben noch schwer machen
freu mich aufs nächste Kapitel
lg dragon493


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