Zeit zu Zweit
11. Zeit zu zweit
Genüsslich seufzte Temari in ihr Kissen. Sie hatte so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr und das, obwohl sie gar nicht zu Hause war. Sie wusste nicht wieso, doch irgendetwas war anders. Es war wesentlich wärmer als sonst und erinnerte sie so an ihre Heimat. Ohne weiter darüber nachzudenken, kuschelte sie sich näher an die Wärmequelle. Den Geruch, der ihr dabei in die Nase stieg und eigentlich sämtliche Alarmglocken einschalten sollte, genoss sie einfach nur. Viel zu gut tat ihr das Gefühl, dass sie dabei empfand.
Genervt öffnete Shikamaru seine Augen. Gerne hätte er noch etwas länger geschlafen, doch es ging einfach nicht mehr. Schon seit einer halben Stunde schien ihm die Sonne direkt ins Auge. Hinzu kam, dass irgendetwas auf seinem Brustkorb lag und ihn so daran hinderte, sich zu bewegen und zu drehen. Vorsichtig sah der Nara an sich herunter, um in Erfahrung zu bringen, was daran schuld war, dass er nicht mehr schlafen durfte. Als er allerdings die blonde Haare, die überall auf seiner Brust verteilt waren, entdeckte, kamen die Ereignisse des vergangen abends wieder in sein Gedächtnis. Schmunzelnd strich er sanft über ihre blonden Locken. Dabei versuchte er sich so wenig wie nur möglich zu bewegen, immerhin wollte er diesen schlafenden Engel keines Falls wecken. Er wollte einfach nur die Nähe zu ihr und alles, was damit verbunden war, genießen. Er genoss ihre Nähe, genoss ihren Geruch, genoss ihre Wärme, genoss einfach ihre komplette Anwesenheit. Und während er so da lag und einfach nur über ihr Haar strich, vergaß er vollkommen die Zeit.
„Guten Morgen, Temari!“, begrüßte Shikamaru die Blondine, als sie langsam ihre Augen öffnete und in seine braunen Augen blickte. Er konnte genau sehen, wie ihre Gesichtszüge schlagartig von Zufriedenheit zu Verwirrung zu Erkenntnis und letztendlich zu Glückseligkeit wechselten.
„Guten Morgen“, erwiderte sie und drückte ihm einen flüchtig Küss auf die Lippen, bevor sie dem Bett sprang und mit den Worten „Bin gleich wieder da!“, im Bad verschwand, um auf die Toilette zu gehen. Da sie so oder so gerade im Bad war, stellte sie sich auch noch unter die Dusche, putzte ihre Zähne, zog sich an und kämmte ihre Haare. Als sie damit fertig war und aus dem Bad kam, lag der Nara noch immer auf ihrem Bett. Temari konnte darüber nur den Kopf schütteln, doch wenigstens hatte er schon mal die Sachen aufgehoben, die überall auf dem Boden verteilt waren, und sich angezogen, während sie im Bad gewesen war.
Als der Nara bemerkt, wie sie dort im Türrahmen stand und ihn von da aus beobachtete, richtete er sich wieder. Lächelnd zog er sie in seine Arme, um schließlich seine Lippen auf die ihren legen zu können. Temari erwiderte den Kuss genüsslich. Allerdings hielt er nicht lange an. Schnell löste sich die wilde Blondine wieder von ihm, bevor sie grinsenden das Schlafzimmer verließ. Shikamaru sah ihr verstimmt hinter her. Konnte sie denn nicht einmal an einem Ort bleiben? Konnte sie nicht einfach den Moment genießen, wie er es tat? Musste sie wirklich jede Sekunde in Bewegung bleiben. Es schien so. Doch er würde sie noch dazu bringen, die Sachen ruhiger angehen zu lassen. Er würde er ihr zeigen, wie es war, wenn man einfach mal für den Moment lebte. Doch zunächst folgte er ihr einfach nur in die Küche.
In der Küche ankommen, entdeckte er Temari an der Küchenzeile lehnend. Herausfordernd sah sie ihn an. Sie hatte bereits alles für einen Tee vorbereitet und wollte nun wohl spielen. Er hatte also zwei Möglichkeiten. Entweder er kam zu ihr und gab sich ihr hin oder er blieb wo er war und entfachte so eines ihrer Wortgefechte. Was für ein fieses Spiel! Wie sollte er sich bei der Aussicht bitte für die zweite Variante entscheiden? Er war doch schließlich auch nur ein Mann, der von ihrem zarten Lächeln angezogen wurde.
Seufzend ging er mit den Händen in der Hosentasche auf sie zu, um sie entschlossen anzusehen. Sie erwiderte seinen Blick weiterhin herausfordernd, doch das machte ihm nichts. So schnell wollte er sie nicht gewinnen lassen. Sie sollte sehen, dass auch er dieses Spiel beherrschte. Ohne weiter darüber nachzudenken, stütze er sich mit seinen Händen an der Küchenzeile ab und schloss sie so zwischen sich und den Schränken ein, sodass sie nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. Lange standen sie sich so gegenüber und sahen sich einfach nur an, bis Shikamaru sich aus seiner Starre schließlich löste. Vorsichtig strich er ihr eine ihrer blonden Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinters Ohr. Sanft, aber doch auch mit leichter Verunsicherung, sah er sie an. Was hatte sie nur wieder vor?
Temari entging sein Blick nicht. Ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen.
„Was ist los, Shikamaru? Warum guckst du denn so bedröppelt?“, fragte sie ihn keck. Shikamaru seufzte. Sie waren gerade mal ein paar Stunden zusammen und es begann bereits anstrengen zu werden, was hatte er sich da nur wieder eingebrockt. Dabei fiel ihm ein, hatten sie überhaupt bereits geklärt, ob sie nun zusammen waren? Ob sie eine Beziehung wollten? Er konnte sich nicht erinnern. Dabei war das doch bei ihnen ein so leidiges Thema, immerhin musste sie schon bald wieder zurück nach Suna und dann dauerte es erst mal eine Weile, bis sie wieder bei ihm war. Warum musste das alles nur so schwer sein … Doch daran wollte er gerade nicht denken. Wichtiger war erst mal, was sie vorhatte.
„Was hast du vor, Temari?“, fragte er schlicht, ohne mit der Wimper zu zucken. Shikamaru wusste, dass das ganze Nachdenken nichts brachte. Eine Antwort würde er so oder so nur von Temari bekommen, zumindest eine, die der Wahrheit entsprach. Die aber grinste ihn weiter breit an. Ohne auf seine Frage zu antworten, schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich runter. In diesem Moment gab es nur eins, das sie wollte. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine, um ihn genüsslich zu küssen. Shikamaru erwiderte den Kuss sofort. Vergessen waren seine Zweifel und Fragen, die er bis vor wenigen Sekunden noch hatte. Wie schaffte es diese Frau mit einem Kuss all seine Gedanken zunichte zu machen? Er hatte keine Ahnung und wollte es in diesem Moment auch eigentlich gar nicht wissen. Wichtig waren nur sie und er.
Als ihr Tee schließlich fertig war, nahmen sie ihre Tassen und zogen sich ins Wohnzimmer zurück. Zusammen machten sie es sich auf der Couch bequem, wobei sich Temari genüsslich an seinen muskulösen Oberkörper kuschelte. Shikamaru hatte seinen Arm um ihre Hüfte gelegt und sie so näher an sich heran gezogen. Zusammen lagen sie einfach nur da und genossen die Zeit zu zweit. Die Stille, die sie beide umgab, verstärkte dieses Gefühl nur noch mehr. Sie fühlten sich einfach nur unglaublich wohl und zufrieden.
„Hast du irgendwas für heute geplant?“, brach Temari nach einer Weile das Schweigen. Sie wusste nicht wieso, doch egal wie schön, das Beieinandersein auch war, sie konnte einfach nicht länger so nichts tuend rumliegen.
„Hm“, machte der Nara nur. Normalerweise würde er sich nach dem Aufstehen auf eine Wiese legen und den Wolken beim Schweben zusehen. Das Wetter heute war perfekt dafür. Es schien zwar die Sonne ziemlich stark, doch waren überall vereinzelte Wolken über Konoha zu sehen. Doch das konnte er ihr schlecht vorschlagen. Er wusste genau, was sie von seinem Hobby hielt. Ihm war klar, würde er ihr das vorschlagen, zog sie ihm eins mit ihrem Fächer über, der nicht unweit von ihnen an der Wand lehnte. Was sollten sie also sonst tun? Was machte man mit einer so temperamentvollen Frau wie Temari? Er hatte keine Ahnung. Seufzend glitt sein Blick aus dem Fenster zum Himmel.
Gespannt beobachtete Temari Shikamaru dabei, wie er versuchte eine Aktivität für sie zu finden. Natürlich wusste sie, worauf er Lust hatte, denn auch wenn er noch nicht lange ihr Freund war, kannte sie ihn doch ziemlich gut. Bei dem Gedanken, dass sie nun zusammen waren, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. So ganz konnte sie noch immer nicht fassen, dass der faulste Shinobi überhaupt ihr Freund war. Wobei eigentlich wusste sie ja noch gar nicht, ob sie wirklich zusammen waren, schließlich hatten sie noch mit keinem Wort darüber gesprochen. Sie hatte es einfach so hingenommen, nachdem sie sich am Abend geküsst hatten, doch wollte sie jetzt auch nicht damit anfangen, immerhin wusste sie genau, dass das kein leichtes Gespräch werden würde.
Seufzend verbannte die Blondine ihre Gedanken in die hinterste Ecke ihres Kopfs, bevor sie ihren Blick wieder gezielt auf den Nara richtete. Noch immer hatte er ihr keine Antwort geben und so wie er aussah, würde er ihr sicher auch keine mehr geben. Kopfschüttelnd erhob sie sich vom Sofa und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Perplex sah er sie an.
„Na komm lass uns dir eine schöne Wiese suchen gehen!“, erklärte sie sich, bevor sie dem Nara hochzog, welcher sie unablässig mit einem verwirrten Gesichtsausdruck betrachtete.
„Und du willst das wirklich machen?“, hakte er nach. Während Temari das nötigste zusammensuchte, nickte sie.
„Sonst würde ich es dir wohl nicht vorschlagen, oder?“, erwiderte sie und zwinkerte ihm zu. Shikamaru schüttelt den Kopf. Er konnte tun, was er wollte, er verstand sie nicht, aber das war ok. Wichtig war, dass sie sich verstanden.
Gemütlich ging sie die Straßen Konohas entlang, um zu einer Shikamarus Lieblingswiesen zu gelangen. Immer wieder berührten sich dabei ihre kleinen Finger, allerdings zogen sie sich, kaum dass sie sich berührten, schnell wieder zurück. Diese zärtlichen Berührungen waren einfach zu ungewohnt für sie. Doch auch ihr grober Abstand zu einander, den sie eigentlich immer zu einander hielten, verhinderte nicht, dass sie aus einen ihn unbegreiflichen Grund, die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zogen. Immer wieder sahen sie zu ihnen, bevor sie miteinander zu tuscheln begannen. Wie Temari diese Leute doch hasste. Konnten sie sich nicht um ihren eigenen Mist kümmern? Es nervte sie, dass die Leute in Konoha alle so neugierig waren, dabei müsste es doch für sie mittlerweile normal sein, dass sie beide zusammen durch die Straßen gingen. Oder konnten sie spüren, dass etwas anders war? Konnten sie spüren, dass sie es endlich geschafft hatten, sich zu sagen, dass sie sich liebten? Temari wusste es nicht. Sie wusste nur, dass es sie nervte und so kam es, dass sie die Leute immer öfter mit bösen Blicken strafte.
Shikamaru dagegen schienen die Blicke absolut nichts aus zu machen. Ohne diese Menschen zu beachten ging er weiter seines Weges. Temari glaubte fast, dass er gar nicht bemerkte, wie sie immer wieder angestarrt wurden und wie alle über sie sprachen. Doch im Gegensatz zu der Blondine interessierte es Shikamaru einfach nicht, was die anderen taten. Er ignorierte sie einfach, da es so oder so nichts brachte etwas gegen sie zu tun. Es wäre schlicht eine Energieverschwendung. Diese Energie konnte er aber auch dafür verwenden, seine Wiese zu finden.
Sie liefen bereits eine Weile so, als es Temari zu blöd wurde. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff sie mit ihrem kleinen Finger nach Shikamarus. Fest umschloss sie ihr beiden Finger. Shikamaru erwiderte den Druck, den sie ausübte. Er wusste, dass die Leute nun noch mehr über sie tuscheln sollten, aber vielleicht war es ja besser so. Vielleicht sollten alle sehen, dass sie zusammengehörten. Vielleicht sollten sie aber auch sehen, dass sie kein normales Paar waren, dass für sie ihre eigenen Regeln galten.
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Schon ganz früh hatten sich Ino, Choji und Sakura getroffen. Sie alle wollten wissen, was sich gestern Abend noch ergeben hatte, nachdem sie gegangen waren. Nachdem sie von Shikamarus Mutter erfahren hatten, dass ihr Sohn die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen war, hatten sie sich schnell auf den Weg zu Temaris Wohnung gemacht. Seitdem Ino und Sakura erfahren hatten, wo der Nara die Nacht verbracht hatte, war ihre Neugier nur noch größer geworden. Choji hoffte nur, dass sein Freund und Temari ein gutes Versteck gefunden hatten, wobei er nicht wirklich daran glaubte, dass es ein Versteck gab, auf das Ino nicht kommen würde. Er zumindest hatte keine Lust die beiden zu stören, doch er hatte keine Wahl. Ino hatte ihn einfach mitgeschliffen. Abgesehen davon konnte er so seinen Freund auch gleich unterstützen.
Zielstrebig liefen sie die Straßen entlang, als sie plötzlich Shikamaru und Temari entdeckten, wie sie mit dem kleinen Finger umschlossen ihres Weges gingen. Ein wissendes Grinsen schlich sich auf Inos und Sakuras Lippen, als sich ihren Freund bei ihrem Anblick schnell wieder voneinander lösten. Doch es war bereits zu spät. Sie wussten, was Sache war. Nach dem, was sie gesehen hatten, konnten sie sich auch so zusammenreimen, was am Abend geschehen war, doch viel lieber wollten sie es aus erster Hand haben. Kurz warfen sich Sakura und Ino vielsagende Blicke zu, bevor sie sich schnell auf den Weg zu den beiden machten, nicht dass sie noch vor ihnen flohen. Dass die beiden sich bereits ihrem Schicksal ergeben hatten, konnten sie ja nicht wissen.
Synchron seufzten die beiden Verliebten. Sie wussten, dass Ino und Sakura sie mit tausenden Fragen bombardieren würden. Eigentlich hatten sie absolut keine Lust darauf, doch würde es auch nichts bringen, wenn sie nun flüchteten. Die beiden würden so oder so keine Ruhe geben, bis nicht all ihre Fragen beantwortet waren. Das hieß, umso schneller sie sich dem hier stellten, desto eher waren sie sie auch wieder los, auch wenn es sie nervte …
„Na ihr zwei!“, begrüßte Ino die beiden kichernd. Schon alleine ihr Kichern ließ die beiden nichts Gutes ahnen. Vielleicht hätten sie sich doch verstecken sollen. Dafür war es nun leider zu spät.
„Was willst du Ino?“, fragte Shikamaru seine Teamkollegin genervt. Diese aber schüttelte grinsend den Kopf.
„Aber Shikalein, warum bist du denn schon wieder so genervt? Wir wollten doch nur wissen wie es gestern Abend noch so gelaufen ist, nachdem wir so freundlich waren und euch alleine gelassen haben?!“, säuselte Ino lieblich. Temari verdrehte nur genervt die Augen. Sie konnte doch genau sehen, was gelaufen war. Konnte sie sich das nicht selbst zusammenreimen? Musste sie wirklich dieses nervige Spielchen spielen? Es schien so. Wie sie es doch hasste, wenn die Blondine mal wieder so war. Konnte sie denn nicht sehen, dass sie beide alleine sein wollten?
Auch Shikamaru war sichtlich von der hübschen Blondine genervt. Ihm war klar, dass Ino dieses Spielchen nur mit ihnen trieb, weil es ihr Freude bereitete Leuten auf die Nerven zu gehen, egal ob diese nun ihre Ruhe haben wollten oder nicht. Es war einfach ihre Art, doch diese Art war es, die ihn gerade so verdammt nervte, dabei wollte doch nur seine Zeit mit der Frau verbringe, die er liebte. Aber nein stattdessen musste er auf blöde Fragen beantworten, dessen Antworten die Blondine ganz offensichtlich kannte.
„Erstens: Du weißt ganz genau, was gestern abgelaufen ist. Also stell nicht solche dämlichen Fragen! Zweitens: Dich geht es rein gar nichts an, womit wir unsere Zeit verbringen! Und drittens: Du nervst, also lass uns in Ruhe!“, erwiderte der Nara, wobei er mit jedem Wort ein bisschen lauter wurde.
Erschrocken zuckten die Blondine und die Rosahaarige zusammen. Sie hatten nicht erwarte, dass der Nara so laut werden würde, dass er überhaupt so laut sein konnte. Noch nie hatten sie ihn so erlebt. Es schien, als hätte sie es dieses Mal wirklich übertrieben. Dabei hatten sie doch gerade mal eine läppische Frage gestellt. Dabei freuten sie sich doch unheimlich für die beiden, immerhin konnte man deutlich sehen wie verliebt sie waren. Und dass ihr Plan so perfekt funktioniert hatte, war nur ein Beweis mehr dafür, dass sie eigentlich nur einen Schubs in die richtige Richtung gebraucht hatten. Kankuro hatte ganz Recht gehabt, als er meinte, etwas stimmte mit seiner Schwester nicht. Er hatte es bemerkt, obwohl er so weit weg von den beiden war und sie musste man extra erst triezen, damit überhaupt etwas geschah. Manchmal war es doch echt zum Verrückt werden mit den beiden … Aber wenigstens hatten sie das eine geschafft, zumindest hoffte Ino das.
„Wir verschwinden sofort, wenn ihr uns eine Frage beantwortet habt!“, brachte Ino schließlich nach einer Weile das Schweigen, das sich zwischen ihnen entwickelt hatte, nachdem der Nara so laut geworden war. Dieser und Temari sahen sie nun erwartungsvoll an. Sie waren gespannt, was das für eine wichtige Frage war, dass sich traute, sich mit ihnen beiden anzulegen, denn eins sollte ihr wohl klar sein. Sollte das die falsche Frage sein, nahmen sie sie auseinander. Da war es egal, ob sie Shikamaru Teamkameradin war oder nicht.
„Seid ihr ein Paar?“, fragte die Yamanaka schlicht, wobei sie die beiden keine Sekunde aus den Augen ließ.
Lange sahen sich Shikamaru und Temari einfach nur an. Was sollten sie auf diese Fragen antworten? Sie wussten doch selbst noch nicht, ob sie ein Paar waren. Sie hatten doch noch nicht mal ansatzweise darüber gesprochen, dabei gab es so viele Fragen, die sie vorher noch beantworten mussten, schließlich war das zwischen ihnen nicht so einfach wie zwischen anderen Leuten. Sie kamen aus zwei verschiedenen Dörfern und sahen sich zwei Mal im Jahr für ein paar Wochen. Konnte man auf so einer Grundlage eine Beziehung aufbauen? Wollten sie das überhaupt? Wollten sie eine Fernbeziehung führen mit all dem Stress, der dazu gehörte? Konnten sie das überhaupt? Konnten sie so fest an ihre Liebe glauben? Sie wussten es nicht und sie würden es auch sicher nicht in Erfahrung bringen, wenn sie weiter hier herum standen und sich ansahen. Sie fanden nur eine Antwort, wenn sie über das hier sprachen. Das wurde ihnen mit jeder Sekunde mehr klarer. Sie konnten nicht mehr davor davon laufen, denn dadurch machten sie es nur noch schlimmer.
Seufzend schloss Shikamaru seine Augen, wobei er sich genervt seine Stirn rieb. Man war das schon wieder anstrengend … Allerdings mussten sie nun eine Antwort finden, denn Ino sah sie noch immer abwartend an. Egal, was sie taten, sie würden nicht um eine Antwort herum kommen. Noch einmal atmete er tief ein und wieder aus, bevor er schließlich seine Stimme erhob.
„Pass auf Ino, wir haben noch nicht darüber gesprochen. Wir wollten zuerst ein bisschen Zeit zusammen verbringen, um einige Dinge klären zu können“, erklärte er ihr ruhig, wobei er sie und Temari keine Sekunde aus den Augen ließ.
„Was gibt es denn da noch zu besprechen, ihr liebt euch doch!“, beschwerte sie sich aufgebracht. Temari seufzte. Sie konnte nicht verstehen, warum Ino die Situation einfach nicht verstehen wollte.
„Es ist aber nicht so einfach wie du denkst. Wir kommen aus zwei verschiedenen Dörfern und das müssen wir berücksichtigen“, widersprach sie. „Und wenn du jetzt so freundlich wärst und uns gehen lässt. Wir haben deine Frage beantwortet.“
Ino wollte den beiden widersprechen. Doch Sakura kam ihr zuvor. Sie schüttelte schlicht den Kopf, wobei sie sich bei Ino unterhakte, um mit ihr zusammen zu gehen. Sie hatte verstanden, was die beiden davon abhielt eine Antwort zu geben und sie konnte sich vorstellen, dass das, was nun auf die beiden zukam nicht einfach wurde. Da konnten sie sicher keine Ino gebrauchen, die auf ihrer Meinung beharrt. Das sah auch Choji so. Bevor allerdings zusammen mit den beiden Frauen ging, drehte er sich noch einmal zu Shikamaru und nickte ihm aufmunternd zu, denn auch wenn er wusste, dass es nicht leicht wurde, wusste er doch, dass der Nara es zusammen mit der Sabakuno schaffen konnte. Sie waren schließlich beide nicht gerade dumm. Er hoffte nur, sie entschieden sich für das richtig.
Eine ganze Weile standen Shikamaru und Temari einfach nur da, ohne dass jemand von ihnen etwas sagte. Sie beide wussten, dass sie nicht so weitermachen konnten, bis vor dem Treffen mit Ino und den anderen. Es würde nur verletzte geben, wenn sie das nicht schnell klärten. Auch wenn es schwer war und ihr neues Glück vielleicht ins Wanken brachte, kamen sie nicht drum herum. Verschoben sie es auf später war ihnen damit auch nicht geholfen. Doch der Schritte von dem Wissen dass sie etwas tun mussten zu etwas tun war unglaublich schwer.
„Wir müssen jetzt das klären, oder?“, brach Temari resignierte die Stille, wobei ihr Blick auf Shikamaru fiel. Er nickte.
„Eigentlich schade, dass wir so schlau sind, dass wir wissen, dass es so nicht weiter geht, sonst hätten wir noch ein paar schöne Minuten verbringen können“, seufzte, bevor sie kurz ihre Augen schloss, um ihn dann kurz darauf entschuldigend anzusehen.
„Ich möchte dir vorher noch etwas zeigen“, erwiderte der Nara, wobei er ihr ein Stückchen näher kam. „Lass uns noch einen Moment diese rosarote Brille tragen, durch die man keine der Probleme sehen kann, die wir haben.“ Er wartete, bis Temari dem zustimmte, dann küsste er sie. Schnell löste er den Kuss allerdings wieder.
„Lass uns gehen. Es ist nicht mehr weit“, forderte er sie auf, dann nahm er ihre Hand und ging mit ihr zusammen die Straßen entlang. Dieses Mal beließ er es allerdings nicht bei ihren kleinen Fingern sondern kreuzte alle miteinander.
Sie waren nicht lange gelaufen, als Shikamaru bei einer Wiese plötzlich stehen blieb. Ring um sie herum war keine Menschenseele, keine Häuser. Sie waren ganz allein. Überrascht sah sich Temari um, doch außer der grünen Wiese und einem kleinen Hügel war nichts zu sehen. Sie hatte nicht erwarte, dass es in Konoha einen so einsamen und gleichzeitig atemberaubenden Ort gab. Allerdings konnte sie sagen, dass sich das Warten gelohnt hatte. Es war wirklich schön hier. Doch es sollte noch schöner werden.
„Schließ deine Augen!“, flüsterte der Nara der Blondinen zu, wofür er einen verwirrten Blick kassierte. Davon ließ sich Shikamaru allerdings nicht beirren. Vorsichtig legte er seine Hände auf ihre Augen, um sie weiter zu führen.
„Bist du bereit?“, fragte er sie leise nach wenigen Minuten, wobei sie erschauderte, als sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spüren konnte. Da war sie wieder diese elektrische Wirkung, die er immer wieder auf sie hatte und gegen die sie absolut nichts tun konnte. Nichtsdestotrotz nickte sie. Sie war gespannt, was er ihr zeigen wollte, dass er das ganze Theater mit dem Nichtgucken durchzog. Andererseits fand sich aber auch unglaublich süß, dass er sich für sie solche Mühe gab, um sie zu überraschen und ihr eine Freude zu bereiten, bevor sie sich schwereren Dingen widmen mussten, bevor ihre schöne Welt vielleicht genauso schnell wieder zu Bruch ging, wie sie sich aufgebaut hatte.
Ganz langsam, um die Spannung in ihr noch zu vergrößern, nahm er seine Hände von ihren Augen. Nachdem er seine Hände von ihren Augen gezogen hatte, öffnete auch sie ihre Lider wieder. Doch kaum hatte sie ein Blick auf sein Geheimnis geworfen, erstarrte sie. Sie standen inmitten einer riesigen Blumenwiese. Rings um sie herum wuchsen die verschiedensten Blumen in den verschiedensten Farben. Blumen, die sie in ihrem Leben noch nie gesehen hatte. Dieser Ort verzauberte sie gerade zu. Er zauberte aus ihrer misslichen Lage ein Paradies. Ein Paradies, das ihnen ganz alleine gehört und in das sie sich immer wieder zurückziehen konnten, denn sie bezweifelte, dass irgendjemand außer dem Nara von dem Ort wusste. Für einen Moment gelang es ihr wirklich, ihr Problem zu vergessen.
Voller Freude drehte sie sich zu Shikamaru um und fiel ihm um den Hals. Nur hatten sie etwas zu viel Schwung, sodass Shikamaru ihrem Gewicht und ihrem Schwung nicht mehr standhalten konnte und rücklinks in die Blumen hinter sich viel. Temari hielt er dabei in seinen Armen. Es freute ihn, dass sie so strahlte, dass er ihr eine so große Freude bereiten konnte, bevor sie nun zur Sache kommen mussten, denn er wollte noch einmal ihr Lächeln sehen, bevor sich wohlmöglich alles veränderte, immerhin liebte er ihr Lachen und war jedes Mal überglücklich, wenn sie es ihm Mal zeigte …