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Die Bettlerin

von

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Prolog

Es war einer dieser verregneten Tage, der die einzig positive Begleiterscheinung hatte, dass der ganze Gestank der ausgelagerten Fäkalien von den Straßen der Stadt gespült wurde. Nicht, dass man sich ohnehin nicht schon an den Geruch gewöhnt hätte, der den Bewohnern Tag für Tag in die Nase stieg.
 

Ein Mädchen huschte über den Marktplatz, der nicht wie sonst gefüllt mit Marktschreiern und Händlern war, die versuchten ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen. Ihr altes grünes Kleid, das eher einem gut geflickten Fetzen glich, schleifte über den Boden, obwohl sie versuchte es einigermaßen oben zu halten, damit es nicht in den tiefen Pfützen auf der Straße versank. "Nur noch ein paar Meter", dachte sie, während sie ihre langen roten Haare zurückstrich, die vom Regen durchnässt waren.
 

Jeder Tag war ein Kampf und wenn sie ihr täglich Brot nicht durch ehrliche Arbeit verdienen konnte, musste sie ab und an zu unschicklicheren Mitteln greifen, wie dem Stehlen von Brot vom Bäcker. Sie wusste genau, was sie tun musste um nicht entdeckt zu werden und wieviel sie entwenden durfte, ohne einen unnötigen Verdacht zu erwecken, doch heute kehrte sie mit leeren Händen zurück.
 

Nach kurzer Zeit schon erreichte sie ein kleines Steinhaus, mit einem hölzernen Vordach, das sehr erneuerungsbedürftig aussah. Ein großer Regentropfen klatschte ihr auf die Stirn. "Verflucht" murmelte sie, während sie mit voller Kraft, mehrmals gegen die Tür schlug. "Mach auf!" rief sie.

Sie wollte schon beinahe wieder umdrehen, bis sich schließlich doch noch die Tür öffnete und ein schwarzer Lockenkopf hinauslugte. Sie wurde mit den Worten: "Milandra, da bist du ja endlich. Ich sterbe schon vor Hunger"empfangen. Sie blickte resigniert auf den Boden. "Du hast nichts dabei?", fragte sie der junge Mann mit deutlicher Enttäuschung in der Stimme. "Nein." seufzte sie. "Nichts zu machen." Sie versuchte diese Worte gleichgültig klingen zu lassen, doch es gelang ihr nicht. Schließlich hatte sie die Verantwortung für ihren Bruder, seit dem ihre Mutter verschwunden war. Als sie wieder aufsehen wollte, blieb ihr Blick an dem verbundenen Bein des Jungen hängen. Schon mehrere Monate trug er diesen Verband und doch konnte er sich immer noch kaum auf den Beinen halten. "Na komm schon rein. Du bist ja pitschnass.", lächelte er sie an und nahm ihre Hand. Sie trat ein und trocknete sich so gut es ging mit einem alten Bettuch, bevor sie schlafen ging. Mit knurrendem Magen und einem schlechten Gewissen.
 

Sonnenstrahlen kitzelten ihr Gesicht und versetzten sie in ein Gefühl völliger Zufriedenheit ehe sie die Augen aufschlug. Doch das grau der Steinhütte holte sie schneller zurück in die Realität, als ihr lieb war. Kein Essen. Sie setzte ich auf ihre Bettkante und spürte einen stechenden Schmerz im Rücken. "Nicht schon wieder", dachte sie. Das Stroh, auf dem sie schlief war schon mehrere Wochen alt und ganz und gar durchgelegen. Doch die Schmerzen ertrug sie gerne, damit ihr Bruder besser schlafen konnte und hoffentlich bald wieder gesund wird. Sie schaute neben sich und sah, dass er die Augen noch tief und fest geschlossen hatte. So leise wie sie konnte, zog sie sich an und verließ das Haus.
 

Von dem gestrigen Regen war gar nichts mehr zu sehen oder zu spüren. Die Pfützen auf dem Asphalt waren längst verdampft und strahlender Sonnenschein bahnte sich seinen Weg zwischen den Dächern der Häuser der Stadt. Für einen Moment ließ sie diesen Eindruck auf sich wirken, ehe sie wieder den altbekannten Weg Richtung Marktplatz einschlug.
 

Milandra musste sich ihren Weg durch immer mehr Menschenmassen bahnen, um schließlich zu ihrem Handelsplatz zu gelangen. In einer kleinen Gasse am Rand des Marktes, wo selten jemand vorbei kam. Feste regeln erlauben nun Mal keine bessere Position. Heute wollte sie mal wieder versuchen ihr Geld mit singen zu verdienen. Erfahrungen zeigten, dass dies unter anderem der lukrativste Job war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  scippu
2012-08-12T09:02:33+00:00 12.08.2012 11:02
Hallöle,

mal eine interessante Sache zwischen all der phantasielosen selfinsert Fanfiktion. Ich bin gespannt wie es weiter geht und was du für Miranda und ihren Bruder geplant hast, wie alt sie ist, wieso ihre Mutter verschwunden ist.
Ein spannender EInstieg, eine klare Vorstellung der Situation und der Charaktere, die schon an sich viele Konflikte aufwerfen. SPannend!
Du schaffst es selbst die Stimmung einzubeziehen und ein seichtes Bild der Verzwiflung und Trostlosigkeit zu zeichnen, das einfach nur Lust auf mehr macht.

Eine winzige Sache nur. Das letzte Wort. Job....Englisch und ziemlich neuartig. Nicht so passend in eine Geschichte, die bisher auf einem mittelalterlichen Marktplatz stattfindet. Achte nur auf solche Sachen.
Wahrscheinlich warst du so sehr ins schreiben vertieft, dass es dir nicht mehr aufgefallen ist. Keine schlechte Sache eigentlich so flüssig schreiben zu können ohne jedes einzielne Wort auf die Goldwaage zu legen. Das macht einen gut zu lesenden Schreibstil aus.
Aaaaaber eben das eine Wort ;-)

Also, ich werde das hier mal abspeichern und wünsche dir noch viel Spaß´beim weiteren Schreiben.

die besten Grüße
Von:  NeunMephistopheles
2012-07-25T09:56:31+00:00 25.07.2012 11:56
Ein schöner Einstieg in die Geschichte. Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht. Mir gefällt, wie du die Einstellung des Mädchens beschrieben hast und wie sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern will.
LG Mephisto^^


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