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Lost

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Es ist Nacht. Der Himmel ist dunkel, die Straßen werden von den Laternen und den knall-bunten Lichtern der unzähligen Läden und Clubs erleuchtet, die einen förmlich dazu auffordern, sie zu betreten. Es ist fast, als würden sie danach schreien, dass man hereinkommt und die komplette restliche Nacht in ihnen verbringt, zusammen mit all den anderen Opfern dieser Stadt, die sich in der Dunkelheit verloren haben... und dann am nächsten Morgen aufwacht, ohne jegliches Zeitgefühl oder eine Erinnerung daran, was in der vergangenen Nacht eigentlich passiert ist.

Wo man auch hinsieht, überall Werbung und anderer Mist, der in grellem Neon-Licht erstrahlt.

Aber ich lasse mich nicht beeinflussen und ich lasse mich auch nicht täuschen von der leuchtenden Fassade, die diese Stadt um sich aufgebaut hat. Zu oft habe ich mich schon täuschen und in die Irre führen lassen, habe geglaubt, was mir versprochen wurde und was habe ich dafür bekommen...?

Nichts.

Rein gar nichts. So gut wie alles hier ist... falsch. Einfach nicht echt. Nicht mehr.

Wenn man zu schwach ist, sich gegen diese Stadt zu wehren, dann reißt sie einen mit sich, saugt einen in sich auf und macht einen zu einem Abbild von sich selbst. Die meisten merken es scheinbar noch nicht einmal. Sie denken, sie wären glücklich, aber sind sie es wirklich?
 

Eine gute Sache hat dieser Ort allerdings trotzdem an sich:

Ich habe DICH gefunden. Jemand, der sich hierher verirrt hat und trotzdem er selbst geblieben ist.

Wie das möglich ist, weiß ich eigentlich auch nicht genau, aber wenn ich neben mich schaue und dich an meiner Seite sehe, weiß ich, dass es richtig ist.

Ich habe keine Ahnung, wo ich ohne dich jetzt wäre. WER ich ohne dich wäre. Vielleicht wäre ich jetzt genauso, wie die anderen auch, würde mich der Beeinflussung hingeben und mit dem Strom schwimmen, geradewegs in Richtung Untergang.

Fast wäre mir das passiert. Aber du warst rechtzeitig da und wusstest, es zu verhindern.

Und darüber bin ich so verdammt froh, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.
 

Vielleicht sind wir hier verloren. Aber wenigstens sind wir zusammen verloren.
 

Wir laufen durch die Straßen unserer Stadt und ich bin so dankbar, dass du bei mir bist. Es lässt sich zwar nicht abstreiten, dass ich eine gewisse Einsamkeit in mir spüre... Aber es ist eine positive Einsamkeit, dadurch, dass ich sie mit dir teilen kann.

Von irgendwo her ertönt Musik. Ich kann die Richtung nicht wirklich ausmachen, ich nehme alles, wie durch einen Schleier, wahr.

Du nimmst meine Hand und wir gehen weiter. Wohin, wissen wir selbst nicht wirklich. Aber spielt das eine Rolle?
 

Ich höre die rauschenden Geräusche der vorbeifahrenden Autos. Es ist ein eigenartiges Gefühl. Eine angenehme Stille, obwohl es hier eigentlich nicht sehr leise ist.

Wahrscheinlich ist es auch eher eine Art „innere Stille“, wenn es soetwas überhaupt gibt.

Ich genieße dieses Gefühl, solange es anhält. Ich kann alles um mich herum ausblenden.

Und ich kann auch alles, was in meinem Leben jemals schief gelaufen ist, den ganzen verdammten Dreck, in den ich irgendwann einmal hineingeraten bin, kann ich vergessen... solange du da bist.

Weil du mich verstehst und mich niemals im Stich lassen würdest.

Weil du der Mensch bist, dem ich vertraue... Weil du anders bist, als alle anderen.
 

Langsam, aber sicher, wird es etwas kühler, was mich aber nicht wirklich stört.

Ich frage mich, wie spät es wohl ist, obwohl es mir im Grunde genommen egal ist. Die Zeit scheint hier ohnehin anders zu vergehen, als überall sonst.

Dieser Ort ist nachtaktiv. Während die meisten Leute wohl um diese Zeit im Bett liegen und schlafen, geht es hier erst richtig los.

Ein Glück, dass ich davon nicht allzu viel mitbekomme, da sich dieses Nachtleben hauptsächlich drinnen in besagten Läden abspielt.
 

Nach einer Weile, die wir nun gelaufen sind, bleibe ich stehen und werfe einen Blick auf unsere Umgebung: Leere, verlassene Straßen, ein großes Gebäude neben uns. Sieht auch nicht viel anders aus, als der ganze Rest, an dem wir vorhin vorbeigegangen sind. Mit Sicherheit war ich hier schon mal, aber ich kann das Bild gerade nicht richtig zuordnen.

Mittlerweile ist es doch ziemlich abgekühlt hier draußen. Einige Meter von uns entfernt stehen ein paar Chicks in knappen Klamotten vor dem Gebäude, jede von ihnen mit einer Zigarette in der Hand und dick aufgetragenem Make-up, und unterhalten sich, wie es aussieht.

Bei dem bloßen Anblick durchfährt mich ein leichter Schauer, aber was soll's. Geht mich ja nichts an, in welcher Kleidung sich irgendwelche Menschen in die Kälte wagen. Trotzdem fange ich an, leicht zu zittern, obwohl ich eine Jacke trage.

Auf einmal spüre ich, wie du von hinten deine Arme um mich legst. Wahrscheinlich hast du bemerkt, dass mir kalt geworden ist und willst mich wärmen. Ich drehe mich zu dir herum und schenke dir ein dankendes Lächeln, welches du erwiderst, bevor du mich sanft an die Wand des Gebäudes drückst und mich küsst.

Jetzt ist mir nicht mehr im Entferntesten kalt.

Ich intensiviere den Kuss noch ein wenig und ziehe dich ein Stück näher zu mir heran. Es ist unbeschreiblich, welche Gefühle du in mir auslöst.

Ich registriere, wie einige Passanten uns komisch anschauen, unter anderem die aufgetakelten Chicks, die ein paar Meter weiter stehen. Aber ich ignoriere ihre Blicke. Es ist mir egal, was sie denken. Sie sind nicht wie wir. Sie werden es auch niemals sein. Und das ist gut so.
 

Ich weiß nicht, ob sie glücklich sind oder ob sie es jemals wirklich waren. Aber eins weiß ich:

Ich bin es.

Und ich werde auch immer glücklich sein, solange ich mit dir hier verloren bin...



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