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Wolfgang und Juli

Begegnung im Park
von

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Wo bin ich? 2

Was war mit Wolfram?

„Wolfram.“

„Ja Yuri, ich bin hier.“ Eine Hand umschloss die meine.

Hä? Das war Wolframs Stimme, aber warum hielt er meine Hand?

Wolframs Engelsgesicht erschien über mir, und zwar so nahe, dass sein blondes Haar mein Gesicht streichelte. Ja, es kitzelte mich nicht, es streichelte mich. So fühlte es sich an, ich war wohl immer noch ziemlich weggetreten, anscheinend hatte ich einfach zu viel getrunken und war umgekippt, ja genau, ich hatte nichts gegessen. Das hatte ich nun davon.

Ich öffnete wieder die Augen, während Wolframs Haar meine Nase streichelte. Er war nun so nah, das ich alles genau erkennen konnte. Und ich hatte den Eindruck auf den Grund eines wunderschönen Sees zu schauen. Hätte ich Wolfram nicht schon vorher getroffen, und seine wahre Natur kennengelernt, ich hätte gedacht, ich wäre im Himmel.

„Engel“, flüsterte ich.

Wolfram schenkte mir ein Lächeln. Und dann küsste er mich. Ich war schlagartig vollkommen wach. Ja, der Prinz hatte die Prinzessin wach geküsst, so schnell wie selten setzte ich mich auf und Wolfram rutschte fast vom Bett. Vom Bett? Wie kam der Kerl dazu mich zu küssen, Augenblick, ein Kerl, ein Mann, ein Kerl genau wie ich hatte mich geküsst, nicht wahr? Das war ein Traum, ein schlechter Traum, und nicht real. Genau. Außerdem wusste ich, dass mich so ein Snob wie Wolfram niemals küssen würde, in Wirklichkeit lag ich irgendwo betrunken in der Gosse. Ja. So war es. Wolfram wollte mit Wolfgang und Juli spazieren gehen, das konnte ich gut verstehen, es machte wenig Spaß alleine spazieren zu gehen und Juli war der einzige Hund mit dem Wolfgang sich je verstanden hatte. Um ehrlich zu sein, wäre Wolfram nicht Wolfram gewesen, ich hätte schon längst angerufen und den gleichen Vorschlag gemacht. Wolfgang zuliebe. Und dann – war nichts mehr. Ich hatte keine Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert war, aber ich musste unbedingt wachwerden. Hier in der Gosse könnte ich mir den Tod holen.
 

„Yuri“, Murata sprach mich mit sanfter Stimme an. „Hör zu, wir waren mit Antoine in der Gaybar Nanu verabredet. Während wir beide nach einem Parkplatz suchten, bist du schon mal rein gegangen, um für uns Plätze freizuhalten.“

Soviel wusste ich auch.

„Dort hast du deinen Freund getroffen.“

Davon wusste ich nichts, welchen Freund?

„Leider gibt es überall schlechte Menschen und naiv wie du nun mal bist - „

Ja, das hatte Wolfram auch schon erkannt.

„-hast du einen Drink von einem Fremden angenommen.“

Meinte er den netten älteren Herrn?

„Da waren K.O. Tropfen drinnen.“

Ich wurde leicht nervös. Diese Tropfen waren doch als Vergewaltigungsdrogen bekannt, oder nicht?

„Zu deinem Glück brachte Wolfram dich nach Hause - „

Nach Hause? Ich hatte kein Lederbett.

„-und sagte dem Barkeeper Bescheid. Als wir hier ankamen, war schon der Arzt da.“

Mit anderen Worten Wolfram hatte mich mit sich nach Hause genommen, mich irgendwie in sein Lederbett verfrachtet und danach – wonach? - den Arzt geholt.

„Das ist kein Traum?“ fragte ich sicherheitshalber.

Murata schüttelte den Kopf.

Ich sah Wolfram an. „Wie hast du es geschafft mich ins Bett zu schaffen?“

„Das war einfach, Yuri“, er lächelte sinnlich. „Du bist von ganz alleine ins Bett gegangen.“

Wolframs Verhalten war unheimlich. Er hatte meine Hand gehalten, mich geküsst, dass tat man nicht einfach so, und -

„Wann hast du den Arzt gerufen? Danach?“

Wolfram lächelte mir glücklich zu.

Wolframs Verhalten war nicht unheimlich, es war verdächtig, sogar extrem verdächtig. Dennoch, egal, wie betrunken ich war, auch wenn da Tropfen drin waren, ich hatte ja nur einen Schluck wenn auch einen großen getrunken. Ich würde mich nie so gehen lassen, dass ich – gegen meine Natur – handeln würde. Ausgeschlossen. Das war ein Irrtum, sicher sorgte ich mich umsonst, ich schüttelte den Kopf, was sich sofort rächte. Stöhnend sank ich zurück.

„Nicht“, rief Wolfram besorgt. „Bitte übernimm dich nicht, Darling.“

Warum nannte er mich Darling? Ich hätte am liebsten geheult. Das war nicht möglich. Nicht mal unter Hypnose taten Leute Dinge die gegen ihre Natur waren, wie zum Beispiel Mord, also war das hier ausgeschlossen.

Ich legte mich auf die Seite. Ich wusste, ich war in einem fremden Haus in einem fremden Bett bei einem nicht besonders sozialen Menschen, trotzdem fragte ich: „Darf ich ein wenig Ruhe haben?“

Zu dumm, dass ich kein jungfräuliches Mädchen war, dann hätte ich gleich bemerkt, ob was passiert war. Obwohl – ich war ein jungfräulicher Mann – zumindest gewesen.

„Du kannst dich natürlich ausruhen“, flüsterte mir Wolfram so dicht ins Ohr, dass ich eine Gänsehaut bekam.

„Wir hatten gar nicht vor, dich in dem Zustand nach Hause zu bringen, wenn schon, dann ins Krankenhaus“, sagte Murata in normaler Lautstärke.

„Bloß kein Krankenhaus“, flüsterte ich.

„Was ist sein Problem mit Krankenhäusern“, hörte ich Wolfram fragen.

„Jemand der ihm sehr nahestand ist dort an Krebs gestanden. Yuri ist jeden Tag von morgens bis abends und monatelang dort gewesen“, erklärte Murata.

„Verstehe.“ Wolframs Stimme klang wieder verärgert. Halt doch den Mund, Murata, sonst wirft er mich noch raus, dachte ich.

Ich konzentrierte mich auf meine Rückseite. Sie tat weh und – war feucht. Also doch. Ich würde ganz sicher sterben. Genau so fühlte ich mich.



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