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Blood red sunset

-no justice, no peace.
von

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Prolog


 

Prolog

Setze den unerschrockensten Seemann, den kühnsten Flieger und den tapfersten Soldaten an einen Tisch, und was kommt dabei heraus? Die Summe ihrer Ängste.

-Winston Churchill -

Schmutzig klebte das Blut an der Wand und floss in dünnen Linien an ihr herab.

Zitternd lag der Sterbende am Boden, röchelte krampfhaft nach Luft und versuchte mit letzter Kraft Sauerstoff in seine Lungen zu kriegen, doch alle Anstrengungen waren nutzlos; die Kugel hatte seinen rechten Lungenflügel geradezu zerfetzt. Es war ein glatter Durchschuss gewesen, direkt durch seine Brust. Sieben weitere Kugeln waren verteilt in seinem Körper, in Armen, Beinen, hatten sich in seinen Bauch gegraben, bis seine Organe vollständig zerfetzt waren. Mehr als ein blutender Schleier zeugte nicht mehr von dem, was einst sein Oberkörper gewesen war.

Und dort, wo früher sein Augen gewesen waren, waren nun nicht mehr als zwei seelenlose, verstümmelte Löcher. Das Gesicht zerschnitten, den Körper vernichtet. Das war sein Ziel gewesen und hiermit hatte er es erreicht.

Zufrieden blickte der Mann auf ihm hinab. Sein Blick hatte nur Verachtung für ihn übrig.

„Geschieht dir recht, dreckiges Pack.“, spuckte er förmlich aus und grinste den Toten selbstgefällig an.

Nein, diese Leute waren nicht mehr als Müll für ihn. Abschaum, der des Lebens nicht wert war.

Unmenschen, wie sein Führer sie stets nannte.

Mit der stets emotionslosen Maske packte er die Pistole zurück und drehte sich um, schritt ohne einen Blick an den Ermordeten zu verlieren zurück zu seinen Soldaten.

„Generalmajor.“, empfing ihn sein Untersetzter sogleich und öffnete ihm hastig die Tür des schwarzen BMWs.

„Heil Hitler!“, fügte er hinzu, mit stolz geschwollener Brust und streckte den Arm in die Luft, ehe er salutierte.

„Heil Hitler!“, erwiderte der Mann ruhig und nahm Platz.

„Der Obersturmführer erwartet Sie in einer Stunde in seinem Büro.“, brachte er sein Anliegen hervor und richtete nervös seine Krawatte. Heute war sein erster Diensttag und da wollte er vor seinem Vorgesetzten keinen schlechten Eindruck machen. Zudem hatte er einige eher beunruhigende Gerüchte über den Generalmajor gehört und wusste, dass dieser keine Hemmungen hatte, seine Untersetzten hart zurechtzuweisen. So manche hatten schon schwere Verletzungen weggetragen oder hatten die Bestrafung gar nicht erst überlebt.

„Der Obersturmführer?“, wiederholte er, mehr zu sich selbst und wischte über die frischen Bluttropfen auf seiner Uniform, als würden sie da durch einen weniger makaberen Eindruck machen.

Ein freudloses Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich zurücklehnte und kalt beobachtete, wie der junge Rekrut den Wagen startete.

Sein lederner Mantel konkurrierte schon fast mit dem schwarzen Stoff des Sitzes und allgemein wirkte die ganze Szene eher düster

Das gerade hunderte Menschenleben beendet wurden, bemerkte sogar ein Blinder.

Denn dafür brauchte man nicht die vor Angst und Schmerz gekrümmten Leichen zu sehen, oder die Blutlachen, die literweise den Boden tränkten; nein, so ein Massenmord hatte etwas derart eigenes, dass man es spürte.

Sei es nun die angespannte Stimmung der Soldaten, die noch nicht so Recht begriffen hatten, was sie eben getan hatten, oder der unverkennbare Geruch von verwestem Fleisch und Blut;- es war nur zu offensichtlich.

„Sag meinem Bruder, ich werde kommen.“

„Ja, Generalmajor Beilschmidt.“.
 

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“

John F. Kennedy (1917-63), amerik. Politiker, 35. Präs. d. USA (1961-63) 


 


 

Chapter 1:<o:p></o:p>
 

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"Es gibt kein Ausmaß des Schreckens, dessen wir uns nicht bedienen werden..."

Winston Churchill, 21.9.1943<o:p></o:p>
 

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„Du hast was?!“.<o:p></o:p>

Ich habe sie hingerichtet. Befehl von ganz oben.“, setzte er trocken hinzu. Verständnis konnte er für die aufgebrachte Frage im besten Willen nicht aufbringen.<o:p></o:p>

„Ganz oben?! Seit wann machst du blind, was dieser Kerl sagt?!“, wurde er angeherrscht und im nächsten Moment wurde wütend eine Faust auf den Tisch geknallt.<o:p></o:p>

Kurz hob er die Mundwinkel, als wollte er lächeln, doch er entsann sich und bedachte sie nur mit seinem üblichen beherrschten Blick.<o:p></o:p>

„Es war angeordnet, dass wir eine Massenerschießung machen und die Leichen anschließen in die Gruben werfen.“, wiederholte er sachlich und warf einen ungeduldigen Blick zur Uhr.<o:p></o:p>

„Können wir das Gespräch auf später verlegen, ich habe noch einen dringenden Termin.“, meinte er nach einigen Sekunden angespannten Schweigens und richtete sich im Stuhl etwas auf.<o:p></o:p>

„Nein, verdammt! Und was für ein beschissener Termin ist wichtiger als deine Familie?! Du hast sie abschlachten lassen, verdammt noch mal! Das war nie ausgemacht!“, machte die Frau ihrer Wut Luft, anfangs hatte sie zumindest noch versucht halbwegs geordnet zu klingen, aber inzwischen schrie sie ihm die Worte nur noch ins Gesicht.<o:p></o:p>

Aber Ludwig blieb ungerührt, als er ihr nüchtern in die Augen sah und anfing in sachlichem Tonfall zu sprechen.<o:p></o:p>

„Doch, es war ausgemacht, von Anfang an. Ich wusste, dass du so reagierst, aber glaub mir, es ist alles nur zum Wohl des deutschen Volkes, Schwester.“.<o:p></o:p>

Damit stand er auf und nickte ihr zum Abschied zu; Marias Fassungslosigkeit übersah er einfach.<o:p></o:p>

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„Herr Generalmajor! Ihr Bruder erwartet sie bereits.“, empfing die Sekretärin ihn höflich und stand schnell auf, um eine kleine Verbeugung auszuführen.<o:p></o:p>

Immerhin schätzte sie sich glücklich, als Frau einen so wichtigen Posten zu haben und den wollte sie auch behalten. Ludwig beachtete sie allerdings gar nicht und ging in das anliegende Büro, schloss dabei wie gewohnt die Tür hinter sich und schritt zum hölzernen Schreibtisch um sich zu setzen.<o:p></o:p>

Gegenüber von ihm saß sein Bruder, gekleidet in seiner schwarzen Uniform, das Haar wie er selbst streng nach hinten gekämmt und musterte ihn mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen.<o:p></o:p>

Auf seinem Kragenspiegel prangten rechts die unverkennbaren SS- Runen, links ein kleiner weißer Totenkopf und dazwischen ruhte selbstverständlich sein Eisernes Kreuz.<o:p></o:p>

SS- Obersturmführer Gilbert Beilschmidt, Befehlsgeber der Totenkopfstaffel und somit einer der Überwacher des Konzentrationslager Dachau.<o:p></o:p>

„Die Uniform steht dir gut.“, meinte er nach einer Weile und ließ seine roten Irden über die ordentliche Uniform gleiten, sie stand ihm wirklich ausgezeichnet und die vereinzelten Blutspritzer störten das Bild nur gering.<o:p></o:p>

Ludwig legte viel Wert auf Ordnung und der Albino wusste, wie störend der Deutsche derartige Umstände finden konnte.<o:p></o:p>

Das Kompliment blieb unerwidert und der Blonde sah sich kurz um, ließ den Blick ruhig durch den karg eingerichteten Raum schweifen und blieb schließlich an ein kleines Foto auf dem Tisch vor sich hängen. Darauf waren er, sein Bruder und seine Schwester Maria, Ostpreußen, abgebildet. Es war alt und schon verblichen, aber der Preuße bestand darauf, es hier zu behalten.<o:p></o:p>

Motivation, wie er es nannte. Für derartiges Wunschdenken hatte Ludwig nicht viel übrig und wandte sich gedanklich den wichtigeren Dingen zu, er war hier schließlich nicht zu seinem Vergnügen.<o:p></o:p>

„Es ist nun beschlossene Sache, ich werde sie heiraten.“, bemerkte er nach weiteren Minuten betretenen Schweigens monoton und schaute ihn gefasst in die Augen.<o:p></o:p>

Man konnte sehen, wie etwas in der Sekunde zerbrach. Nur wusste er nicht, ob es das letzte Fünkchen Glauben, oder nun doch seine schon ziemlich beanspruchte Beherrschung gewesen war.<o:p></o:p>

„Bitte was?!“, knurrte Gilbert, seine Augen funkelten wütend und in seiner Stimme lag der bedrohliche Tonfall eines schon viel zu lange unterdrückten Zorns.<o:p></o:p>

War bis eben zumindest die Illusion einer halbwegs ausgeglichenen Stimmung vorhanden gewesen, so war das Trugbild nun mehr zerfallen.<o:p></o:p>

Nicht nur, dass diese zusammenhangslose Offenbarung nicht im geringsten mit dem Grund ihres Treffen übereinstimmte, diese Information war für ihn mehr als schockierend.<o:p></o:p>

„Das..ist nicht dein ernst. Sag, dass das nicht dein Ernst ist verdammt! Das kannst du nicht tun!“, entrüstete sich der Preuße, die Augen vor Wut zu schmalen Schlitzen verengt.<o:p></o:p>

Doch wie immer blieb der Blonde ruhig, wie es sich für einen Generalmajor der Wehrmacht nun mal gehörte.<o:p></o:p>

„Du kannst gerne mit ihr tauschen.“, schlug er sarkastisch vor und lächelte schmal über diesen absurden Gedanken.<o:p></o:p>

„Krankes Arschloch.. Ich habe dich immer unterstützt, aber das geht zu weit!“. Aufgebracht sprang er auf, er war hin und her gerissen.<o:p></o:p>

Er war bei wirklich allem dabei gewesen, er hatte ihm geholfen und gemeinsam wollten sie Deutschland zu einer bis her unbekannten Größe ausbauen und die neue Weltmacht werden. Alle unwürdigen Rassen sollten ausgerottet und mit reinem deutschem Blut besiedelt werden. Das war ihr glorreicher Plan und natürlich benötigten sie jemand neues, wenn die anderen Länder vernichtet worden waren. Allein Russland war ein derartig großes Gebiet, dass sie eine neue Nation brauchen würden, um es zu verwalten. Europa war zu groß für nur drei deutsche Personifikationen, also musste jemand neues her.<o:p></o:p>

Und Ludwigs Plan dafür ließ keine Widersprüche zu, es war seiner Ansicht nach die einzige realistische Chance die sie hatten.<o:p></o:p>

„Wenn Polen, England, Frankreich, Russland und die anderen erst tot sind, brauchen wir eine neue Nation.“, überlegte Ludwig laut, seine eisblauen Irden ungerührt geradeaus gerichtet.<o:p></o:p>

„Man kann nicht einfach so eine neue Nation erschaffen!“, knurrte Gilbert fassungslos über so viel unberührbare Überzeugung.<o:p></o:p>

„Deswegen werden wir warten, bis sie tot sind.“, wiederholte der Mann in der schwarzen Brigadeuniform monoton; warum wollte sein Bruder auch nicht verstehen?<o:p></o:p>

„Du kannst nicht einfach ein Kind kriegen, verdammt! Du solltest wissen, dass das bei uns viel komplizierter läuft!“, hielt der Albino immer noch aufgebracht über die Absurdität dieser Idee dagegen und biss wütend die Zähne zusammen.<o:p></o:p>

„Und sogar wenn es möglich wäre… Du sprichst hier die ganze Zeit von Rassenreinheit, aber es ist genauso abnormal und widerlich, seine eigene Schwester zu heiraten.“.<o:p></o:p>

Versucht beherrscht wandte er sich ab und lief zum Fensterbrett, mit zusammengeballten Fäusten und tiefen Furchen auf der Stirn.<o:p></o:p>

„Ich werde nicht zulassen, dass du meine Zwillingsschwester heiratest. Lass Maria aus dem Spiel, Ludwig.“, flüsterte er entschlossen, die Verzweiflung ließ er sich dabei nicht anmerken.<o:p></o:p>

Der Jüngere war doch immer der Anständigere gewesen, also warum musste er jetzt den Moralapostel spielen? Egal wie oft er sich den Gedanken durch den Kopf gehen ließ, es konnte es nicht nachvollziehen.<o:p></o:p>

Wann war es gewesen, dass ihr Führer seinen Bruder zu so einem Menschen gemacht hatte?<o:p></o:p>

„Geh mir aus den Augen, Ludwig. Ich muss meinen Aufgaben nachgehen.“, murmelte er nach einer kurzen Pause, klang wieder ganz wie er selbst. Das er total aufgewühlt war und innerlich schon Pläne für eine Ausweg schmiedete, merkte man ihm nicht an.<o:p></o:p>

„Ich bin dein Vorgesetzter.“, war die schlichte Antwort und sie ließ keinen Widerspruch zu.<o:p></o:p>

Gilbert wusste, wie viel Wert sein Bruder auf Disziplin und Regeln legte, aber er war der Ältere und kein Rang würde das jemals ändern.<o:p></o:p>

„Na gut.“, meinte er verärgert und stolzierte zurück zu seinem Schreibtisch, nahm dort seinen Mantel und warf ihn sich locker über die Schultern.<o:p></o:p>

„Dann bist heute Abend, Bruder.“, verabschiedete er sich zynisch und betonte das letzte Wort so verachtungsvoll wie möglich.<o:p></o:p>

Der Ton blieb dem Jüngeren natürlich nicht unbemerkt, aber dieser nickte ihm nur zu und schenkte ihm zur Verabschiedungen nicht einmal einen Blick.<o:p></o:p>

„Das wird noch Folgen haben.“, murmelte er leise, mehr zu sich selbst und in seiner Stimme lag ein bedrohlicher Unterton.<o:p></o:p>

Darauf sagte der Albino nichts und knallte hinter sich demonstrativ die Tür zu. Er war wütend, verdammt wütend sogar und das ließ er nun jeden spüren.<o:p></o:p>

Seine Untersetzten und insbesondere die Häftlinge hatten nichts Gutes zu erwarten…<o:p></o:p>

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„Herr Obersturmführer Beilschmidt! Obergruppenführer Eicke möchte sie sprechen, es geht um den neuen Kommandanten.“, meldete sich ein junger Rekrut zu Wort und salutierte noch hastig, ehe er das Tor öffnete und ihn eintreten ließ.<o:p></o:p>

Es musste wohl ziemlich dringend sein, sonst würde er nicht derartig unhöflich sein und ihn vor seinem Dienstantritt so etwas mitteilen.<o:p></o:p>

Also warf er dem Jungen einen genervten Blick zu und beließ es dabei, eilte schnell ins Verwaltungsgebäude und nahm den Hörer entgegen.<o:p></o:p>

Seinen Chef sollte er lieber nicht warten lassen und schnell seine miese Laune vergessen, denn wenn dieser etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Unhöflichkeit.<o:p></o:p>

„Obersturmführer Beilschmidt am Apparat.“, sagte er möglichst professionell und mit seinem üblichen Grinsen auf den Lippen, wenn dieses auch von seinem Vorgesetzten nicht gesehen werden konnte.<o:p></o:p>

Eicke verdankte er auch den kleinen Totenkopf auf seiner Uniform, denn dieser hatte beabsichtigt, dass ihr Verband sich allein optisch als Spezialeinheit von den Anderen abhob. Sie waren praktisch die Elite, bekannt für ihre rücksichtlos gehorchende, mitleidslose Art und dafür, dass sie den Willen des Führers direkt vollstreckten.<o:p></o:p>

Er bewunderte diesen Mann und seine Vorstellungen und Methoden, er war einer der glorreichen Wohltäter ihres Landes, die ihnen zum Sieg verhelfen würden.<o:p></o:p>

„Ist der neue Kommandant schon eingetroffen? Ich beauftrage Sie mit der Einführung und Überwachung des Rekruten, lernen Sie ihn an und zeigen Sie ihm, wie es hier bei uns läuft. Haben sie verstanden?“, versicherte er sich am Ende noch, obwohl dem Albino nur zu bekannt war, das er eh keinen Widerspruch zuließ.<o:p></o:p>

„Verstanden!“, erwiderte Gilbert sofort, voller Vorfreude denn er empfand es immer als besonderen Spaß, einen Neuling auszubilden. Anfangs waren die jungen Kerle noch ziemlich zurückhaltend, aber nach einer Weile töteten und folterten sie mit hingebungsvoller Begeisterung und hatten ihre ehemaligen Bedenken vergessen.<o:p></o:p>

Und so schnell war das Gespräch auch wieder beendet, immerhin wusste der Preuße auch genau, was er zu tun hatte und der  General war kein Mann, der viele Worte für so etwas nichtiges verschwendete.<o:p></o:p>

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„Sind sie Rekrut Obermeier?“, fragte Gilbert den schlaksigen Jungen vor sich, der in seiner schwarzen SS- Uniform regelrecht verloren wirkte.<o:p></o:p>

Die Nervosität war dem Kleinen nur zu leicht anzumerken und er versuchte sie vergeblich zu kaschieren, indem er aufgeregt an seinen Ärmeln herumnestelte.<o:p></o:p>

„Ja, Herr Kommandant!“, bestätigte er möglichst sicher und salutierte mechanisch, den Rücken gerade durchgestreckt und einen Arm hinter seinem Rücken gehalten.<o:p></o:p>

„Na dann kommen Sie mal mit, es ist gerade eine neue Lieferung angekommen.“, forderte der Albino mit einem Lachen und wandte sich ab, zum großen Eintrittstor.<o:p></o:p>

Er als Obersturmführer hatte jediglich die Aufsicht und war am Geschehen selbst nur wenig beteiligt.<o:p></o:p>

Also nahm er seinen Posten hinter der großen Auffahrt ein und ließ einen strengen Blick über die kommende Menschenmenge schweifen.<o:p></o:p>

Der Neuling war ihm eiligst gefolgt und nahm direkt neben ihm Stellung, versuchte ihm dabei möglichst nachzueifern.<o:p></o:p>

Er war noch ziemlich jung und aufgeregt und alles war hier neu für ihn. So auch diese Prozedur.<o:p></o:p>

„Warum sind diese Menschen nackt?“, kam nach einer Weile die verständnislose Frage und Gilbert betrachtete amüsiert seine gekrauste Stirn.<o:p></o:p>

„Es ist doch Winter, da holen die sich alle doch den Tod!“, murmelte er konfus und musterte die Menschenmasse vor ihn verwirrt.<o:p></o:p>

„Alles Mittel zum Zweck!“, entgegnete Gilbert lachend über so viel Naivität und winkte wahllos einem neuen Häftling zu.<o:p></o:p>

„Komm her!“, befahl er streng und registrierte zufrieden, wie die junge Frau zu ihm herübergeeilt kam. Anfangs schien sie irritiert, unsicher, ob wirklich sie gemeint war, aber als sie merkte, dass der freundliche Blick ihr galt hatte sie Mut gewonnen und blieb unsicher vor ihm stehen.<o:p></o:p>

Alle hier hofften, das Glück zu haben, dass sie warum auch immer ein besseres Schicksal als die Anderen erhielten und sie hielt sich an den Glauben, das ihr nun eine Extrabehandlung bevorstehen würde.<o:p></o:p>

Die Frau war noch ziemlich jung, nicht älter als siebzehn und die dunkle Haut, sowie das ebenschwarze Haar zeugten von ihrer Herkunft.<o:p></o:p>

„Sinti.“, kommentierte Gilbert wissend und musterte sie kurz. Wie die meisten war sie eher unterernährt, aber die klaren Andeutungen eines Babybauches zeugten davon, dass sie schwanger war.<o:p></o:p>

Zu jung, also wohl unbeabsichtigt, dachte sich der Weißhaarige und ein diabolisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht.<o:p></o:p>

„Hinlegen.“, war der schlichte Befehl und nach kurzem Zögern, das mit einem drohenden Blick bestraft wurde, folgte das Mädchen.<o:p></o:p>

Sie zitterte stark vor Kälte und Angst, was sie jetzt erwarten würde.<o:p></o:p>

Das trieb Gilberts Stimmung nur noch in die Höhe und er leckte sich voller Vorfreude über die Lippen.<o:p></o:p>

Die Ausbildung konnte beginnen.<o:p></o:p>

„Tret ihr in den Bauch!“, legte er hämisch los und der Jüngere zuckte erschrocken zusammen.<o:p></o:p>

„B-bitte was? A-Aber das ist doch ein Mädchen! Sie ist schwanger!“, entrüstete er sich augenblicklich, aber dieses Verhalten war er von den Neulingen schon gewohnt.<o:p></o:p>

„Was?!“, fragte er scharf und schaute ihn drohend an.<o:p></o:p>

„Dieses Drecksbalg willst du verschonen?! Du willst ein Soldat unseres Führers sein?!“, zischte er provokant und spuckte ihm die Worte förmlich entgegen.<o:p></o:p>

„Tu was ich dir sage du nutzloser Feigling!“.<o:p></o:p>

Eingeschüchtert tat er einen Schritt nach vorne, aber sein Wille war noch nicht ganz gebrochen.<o:p></o:p>

Die Frau schluchzte leise, erschüttert über so viel Unbarmherzigkeit und voller Sorge, was nun mit ihr geschah.<o:p></o:p>

„Los!“, setzte Gilbert noch einmal spottend an und beobachtete genügsam, wie seinem Befehl endlich Folge geleistet wurde.<o:p></o:p>

Wenn auch nur widerwillig setzte sich der Jüngling in Bewegung und holte unbeholfen aus.<o:p></o:p>

Ihm stand ins Gesicht geschrieben, wie ungern er das tat, aber er wollte an seinem ersten Tag Härte beweisen und schloss einfach die Augen, als würde dadurch alles ausgeblendet werden.<o:p></o:p>

Dann trat er zu und die Frau stöhnte schmerzhaft auf, als der schwere Springerstiefel sich in ihr Fleisch grub und einen unbeschreiblichen Schmerz durch ihren Körper jagte.<o:p></o:p>

Leidend krümmte sie sich zusammen und stammelte in ihrer Sprache leise vor sich hin, Tränen liefen haltlos über ihr schmutziges Gesicht und sie schnappte fast schon krampfhaft nach Luft.<o:p></o:p>

Der Rekrut selbst gab nur einen erschrockenen Laut von sich und schaute fassungslos auf sie hinab, als konnte er nicht glauben, was er ihr soeben angetan hatte.<o:p></o:p>

Mit weit aufgerissenen Augen sah er zu seinem Vorgesetzten, er wollte das nicht tun.<o:p></o:p>

„Nochmal.“, kam es nur von Gilbert, das ganze machte ja noch mehr Spaß, als er es sich jemals ausgemalt hätte!<o:p></o:p>

„A-Aber.. Ich kann das nicht tun!“, widersetzte er sich entsetzt und schüttelte überfordert den Kopf.<o:p></o:p>

„Doch, kannst du. Oder willst du mit diesem Abschaum tauschen?!“, herrschte er ihn sogleich an, diesmal wesentlich lauter und drängender.<o:p></o:p>

Wie konnte man auch nur so gehemmt sein?<o:p></o:p>

In Rage trat er näher an ihn heran, bis er dicht vor ihm stand und sie nur wenige Zentimeter voneinander trennten. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und die roten Seelenspiegel strahlten pure Verachtung aus.<o:p></o:p>

„Du Schlappschwanz, beweg endlich deinen unnützen Arsch und zeig dieser widerlichen Brut, wo ihr Platz ist!“, schrie er außer sich, seine Stimme überschlug sich fast und in dem Moment war es mit der Selbstbeherrschung des Neuen aus.<o:p></o:p>

„Das ist Befehlsverweigerung! Glaub mir Kleiner, das wird noch Folgen haben, mir widersetzt sich keiner ungestraft!“, fügte er zischend hinzu und wandte sich ruckartig ab.<o:p></o:p>

Der Junge zitterte nur noch und machte den Eindruck, als würde er jede Sekunde in Tränen ausbrechen.<o:p></o:p>

Und endlich tat er, was von ihm verlangt wurde, diesmal allerdings nicht so zurückhaltend und trat mit voller Kraft zu.<o:p></o:p>

Die Folge war ein haltloser Schrei, durchdrungen von Schmerz, bis nur noch ein kraftloses Wimmern zu hören war.<o:p></o:p>

Hustend stemmte sich das Mädchen auf die  Arme und Blut spritzte dunkel auf den staubigen Boden.<o:p></o:p>

„Geht doch.“, kommentierte der Preuße gelangweilt, für ihn war die Sache damit erledigt, der erste Schritt war getan.<o:p></o:p>

„Nun zu Ihrer Strafe, Rekrut.“, sagte er an und lachte leise, dieser Teil war fast noch köstlicher als das hier!<o:p></o:p>

„Du kannst gehen.“, richtete er sich noch an die weinende Frau und ging dann zur Mitte des Platzes, als wäre nichts gewesen.<o:p></o:p>

Die anderen Gefangenen waren schon untergebracht und außer einigen Wachposten und ihnen war der Appellplatz komplett leer.<o:p></o:p>

Dort angekommen sah er sich kurz um, ehe er sich an den Kleineren wandte, der ihm ziemlich aufgelöst gefolgt war. Er musste das Ganze erst einmal verarbeiten und war von seiner Tat noch ziemlich geschockt.<o:p></o:p>

„Siehst du die Patronen da?“, meinte er und deutete auf die überall verstreuten Metallkugeln.<o:p></o:p>

Der Jüngere nickte verwirrt und wusste nicht, was das mit seiner Strafe zu tun haben sollte.<o:p></o:p>

Langsam hob Gilbert den Arm und drehte den Daumen nach unten.<o:p></o:p>

„Aufsammeln.“.<o:p></o:p>

Unsicher kniete sich der Auszubildende auf den Boden und begann zögerlich die Patronen aufzulesen.<o:p></o:p>

„Nicht so...“,  kicherte Gilbert vergnügt und sah ihn scharf an.<o:p></o:p>

„W-Wie dann?“, brachte der Junge stotternd hervor und Verwirrung spiegelte sich in seinen dunklen Augen wieder.<o:p></o:p>

„Mit dem Mund.“, erklärte der Albino und lachte schadenfroh, als er den Gesichtsausdruck von ihm sah.<o:p></o:p>

Demütigung war die beste Methode, jemanden zu brechen.<o:p></o:p>

Ohne ihn noch einmal anzusehen, senkte der Betroffene den Kopf und folgte wortlos seinem Befehl, bückte sich hinab und begann, die Patronen mit dem Mund aufzusammeln. Er zitterte leicht und es musste für ihn wunderbar erniedrigend sein.<o:p></o:p>

Zufrieden mit seinem Werk wandte sich der Preuße ab und schritt zurück zur Hauptzentrale.<o:p></o:p>

„Arbeit macht frei.“, wiederholte er spöttisch, das aufgemalte Grinsen wie mechanisch auf den Lippen.<o:p></o:p>

Hier hatte man schnell zu lernen und Menschlichkeit oder Toleranz waren nicht mehr als lästige Schwächen.<o:p></o:p>

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